TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Sonntag, 29. Mai 2011

8:0

Wieso soll ich jetzt noch den Müll rausbringen ich habe doch schon abgewaschen?

Die beiden Tätigkeiten haben keinen Zusammenhang.

Der Müll muß auf jeden Fall rausgebracht werden. Mit der Bildung dieses Zusammenhanges trickst sich der Mensch selbst aus. Das Bestreben „gut“ zu sein kollidiert mit seiner Faulheit.
Wer aber schon eine gute Tat vollbracht hat, schreibt sich selbst einen imaginären Freibrief auch mal sündigen zu können.
Diese psychologische Selbsttäuschung führt auch dazu, daß Konservative und Kirchenmänner signifikant häufiger „moralisch sündigen“.
Sie fühlen sich selbst den Linken und Atheisten ethisch überlegen und bilden sich daher ein eher auch mal ein bißchen schummeln zu dürfen.

So erklärt sich, daß der weit überwiegende Teil der schwulen Sexaffären amerikanischer Politiker auf das Konto von konservativen Evangelikalen und Republikanern geht.

Sie denken nämlich in moralischen falsch/richtig-Kategorien.
Da sie vermeidliche Kämpfer für das Gute (=Kirche/konservative Werte) sind, meinen sie auch mal einen 16-Jährigen Callboy poppen zu dürfen.

Die extremste Ausprägung des Phänomens ist die Katholische Kirche.
Sie gilt immer noch so sehr als Hort der Moral, daß ihr immer noch ein Sünden-Persil-Schein zugestanden wird.
Jeder religiöse Sektenführer, dessen Priester auch nur ein Prozent der sexuellen Übergriffe auf Kinder und nur einen Bruchteil der Kollaboration mit Faschismus und Folter aufzuweisen hätte, wie Joseph Ratzinger, säße längst im Knast und wäre für immer aus dem Verkehr gezogen.
Die RKK aber wird so selbstverständlich (wie fälschlich) als moralisch weit überlegen angesehen, daß man ihr selbst Kinderficken nachsieht.

Für jeden anderen Verein wäre das der ultimative PR-Supergau.

Den Impetus auf der richtigen Seite zu stehen haben auch die Anhänger und Mitglieder von CDU und FDP. Sie halten sich für die natürlichen Regierungsparteien, die einen höheren Anspruch auf Regierungsämter als die Linken hätten.
Kommt es mal dazu, daß die SPD mitregiert, oder womöglich sogar die Grünen oder Linken, herrscht Entsetzen. Dann wird völliges Chaos befürchtet.
Eine rote Regierung kann nur ein Betriebsunfall sein, der möglichst bald beseitigt werden wird.
Dieser Irrglaube ist so tief verankert, daß fast alle Umfragen in schöner Regelmäßigkeit den Schwarzgelben größere Wirtschafts-, Sicherheits- und Finanzkompetenz attestiert wird.
Daß die Fakten genau das Gegenteil zeigen stört dabei kaum.


Für die bürgerliche Aura der größeren Kompetenz wird einiges getan. So schmücken sich ungleich mehr Konservative mit Dr.-Titeln.
Natürlich sind fast alles sogenannte „Klasse 2-Promotionen“, wie die von Ministerin Kristina Schröder (Hilfe von ihrem Bundestagsmitarbeitern) , Staatssekretär Ole Schröder (Kristinas Ehemann, promovierte an einer dubiosen Fern-Uni in Südafrika in Jura) und Guido Westerwelle (Fern-Uni Hagen, möglicherweise mit größerer Hilfe seines Vaters), bei denen zum einen nicht sicher ist wer alles daran mitgewirkt hat und bei denen zum anderen niemals auch nur in Erwägung gezogen wurde eine akademische Laufbahn damit zu begründen.

Der rein akademische Grad „Dr.“ wird lediglich als Karrierekrücke benutzt, die sich ganz direkt in Verdiensttabellen bemerkbar macht.

Für die gleiche Arbeit kassieren Dr. Ing.s 30.000 Euro mehr im Jahr als unpromovierte Kollegen.
Bei Dr. jur.s sind es + € 27.000, bei Dr. oec.s + € 26.000 und bei Dr. rer.nat.s + € 21.000.

Das Schöne in Deutschland sind die guten Dr.-Noten, die es gleich dazu gibt.

So vergibt Deutschland als eines von wenigen Ländern Noten für Doktorarbeiten. Dass mehr als die Hälfte der Dissertationen mit »ausgezeichnet« oder »sehr gut« bewertet werden, sagt mehr über die Nähe von Doktorvater und Doktorand als über die Leistung des Promovenden. Externe Doktoranden sind oft nicht eng genug in den wissenschaftlichen Betrieb eingebunden. Aber nur dann lernen sie wissenschaftliche Standards in der Praxis kennen und können ihre Erkenntnisse in intensiven Debatten auf die Probe stellen. Vor allem aber sollten jene Doktorarbeiten, die nicht zum Erkenntnisfortschritt beitragen, sondern höchstens einen Türschildtitel rechtfertigen, von echten Doktorarbeiten unterschieden werden. Der Wissenschaftsrat hat für die Medizinerausbildung schon vor Jahren einen entsprechenden Vorschlag gemacht. Es ist höchste Zeit, ihn umzusetzen.
(Zeit 11.05.2011)

Tatsächlich konnten sich beispielsweise im Jahr 2009 mehr als 95% der neuen Doktoren mit „cum laude“ oder besser schmücken!
17 fielen durch, 44 erhielten ein “rite“ (ausr.), 924 ein „satis bene“ (befr.), 6479 ein „cum laude“, 12.874 ein „magna cum laude“ und 3694 sogar ein “summa cum laude“ (mit Auszeichnung), wie Herr Guttenberg.

Die begehrten Geld-werten Titel findet man im Bundestag überall - aber häufiger bei den Schwarzen und Gelben und bei denen umso häufiger, je höher sie auf der Karriereleiter gestiegen sind.
Im Bundeskabinett haben 10 von 16 Mitgliedern einen Doktor (63%).
In der FDP-Fraktion sind es 23 von 93 (25%), in der CDU-Fraktion 53 von 239 (22%), bei der Linken-Fraktion 13 von 76 (17%), bei den Sozen immerhin noch 21 von 146 (14%) und schließlich bei den Grünen 9 von 68 (13%).

Wie wir schon gesehen haben, bröckeln allerdings die Titel bei den „Bürgerlichen“ - Schwarze und Gelbe haben es nicht so mit der Ehrlichkeit.

Daher haben Kai Schürholt, Andreas Kasper, Guttenberg, Veronica Saß, Silvana Koch-Mehrin, Matthias Pröfrock und Jorgos Chatzimarkakis entweder schon ihren Titel wegen Schummel und Betrug verloren, oder werden ihn bald verlieren.

Der nächste Fall von „wieso soll ich noch den Müll rausbringen?“ (= den Dr. ehrlich verdienen) steht nun mit dem EU-Kommissar für Regionalpolitik Johannes Hahn von der konservativen Österreichischen Volkspartei an.
Auch er erschummelte seinen Titel und war zuvor in der Österreichischen Regierung ausgerechnet als WISSENSCHAFTSMINISTER tätig.

Der österreichische Spitzenpolitiker soll etwa ein Fünftel seiner Doktorarbeit abgeschrieben haben, ohne dies genau kenntlich zu machen. Der Vorwurf des österreichischen Plagiatsjägers Stefan Weber, der in Salzburg und Dresden lebt, listet in seiner am Montag veröffentlichten Analyse "76 Plagiatsfragmente auf 64 Seiten der Dissertation" auf. Das "Gutachten zur Einhaltung guter wissenschaftlicher Praxis" umfasst 37 Seiten und erinnert im Stil an die Aufarbeitung der plagiierten Doktorarbeiten von Ex-Verteidigungsminster Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) im GuttenPlag Wiki, sowie von Silvana Koch-Mehrin (FDP) und der Stoiber-Tochter Veronika Saß im VroniPlag Wiki. Die Kritik an Hahns Doktorarbeit ist nicht neu. Dem Politiker der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) war schon vor vier Jahren vorgeworfen worden, Quellen nicht genau angegeben zu haben - zu einer Zeit, da Hahn noch Wissenschaftsminister und damit verantwortlich für die Redlichkeit wissenschaftlicher Arbeiten in Österreich war.
(Spon 24.05.2011)

Ein Grüner, Linker oder Sozi mit plagiierter Dissertation wurde bisher noch nicht entdeckt.

9 Kommentare:

Homer Simpson hat gesagt…

Aber bitte, die leisten doch so gute Arbeit und haben so tolle Ideen. Warum sollte man die hier verfolgen? Minister kann man auch ohne Doktortitel sein!

Überhaupt hast du ja schon festgestellt, dass je ungeeigneter einer für den Posten ist, desto sicherer erhält er ihn.

Schwarzgeld-Finanzmisister, Außenminister-Unsympat, Kanzlerin-Entscheidungsunfähig....

Leute hingegen, die wirklich was können, mag doch niemand. Die hätten mit Neid und Angst zu kämpfen. Da oben geht doch jedem die Muffe, dass er seinen Job los ist, wenn herauskommt, dass er null Ahnung hat. Und wenn man wieder mal Mist gebaut hat, wurde man nicht oder nicht richtig informiert.

Minister sein, erfordert also nur ein Talent: Kaltschnäuziges Lügen. Ja und da sind Schummeldoktor doch ganz vorn dabei.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Komisch aber, daß die Ösis, die sich so ungeheuer viel auf Titel einbilden, den Hahn noch nicht abgezogen haben.....
Aber die sind nach Haider und Co wohl auch vollkommen peinlichkeitsbefreit.
LGT

Homer Simpson hat gesagt…

Bitt'schön Herr G'heimrat, da drüam hat a jeder an Titl ! Da macht einer mehr wohl auch nichts aus. Und bedenke, wie lange es hier mit Gelberg gedauert hat.

Chronist hat gesagt…

Der Nächste, bitte:
Schon wieder die FDP: Nach Silvana Koch-Mehrin und Jorgo Chatzimarkakis verdächtigen anonyme Plagiatsucher nun Bijan Djir-Sarai, Mitglied des Auswärtigen Ausschusses.
(FAZ)

Homer Simpson hat gesagt…

Ja, man ist ihm schon auf den Versen. Haaaaaahahahaha!

http://de.wikipedia.org/wiki/VroniPlag_Wiki

jakebaby hat gesagt…

Manch hilf&hirnlose Scharz/Gelb-Fans behaupten gerne, dass die PlagiatHunter ausschliesslich SoznLinke'etc. sind und natuerlich dadurch nur Schwarz/Gelb gejagt wuerde.

Die darf man dann unter Anderem darauf hinweisen, dass sie wohl selbst zu bloed sind auch nur einen Quadratmeter Spickzettel zu identifizieren.

Wie ma in Monnem sacht: "Wie da Hae sos Gschae.

Gruss
Jake

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Haha, also schon 9:0!




Danke Andreas für den Bijan Djir-Sarai-Link.
In der SZ wurde der Fall heute auch erwähnt, allerdings sind die noch übervorsichtig und haben keinen Namen genannt. Da steht:

Bei 'Vroniplag' wird gerade die wirtschaftswissenschaftliche Dissertation eines jungen FDP-Bundestagsabgeordneten durchkämmt. An mehreren Stellen sind die Aktivisten bereits fündig geworden. Aus Gründen der Vorsicht wird der Name des Politikers derzeit - solange der Fall eine bestimmte Schwelle nicht überschritten hat - noch nicht genannt. Er kursiert indes schon in einigen Medien. Manche Aktivisten haben Angst, ihre Arbeit könnte durch falsche oder überzogene Beschuldigungen diskreditiert werden. Schon jetzt werfen nicht zuletzt FDP-Politiker ihnen vor, im Schutz der Anonymität einen Online-Pranger errichtet zu haben, der gegen rechtsstaatliche Prinzipien verstoße. Nach Silvana Koch-Mehrin und Jorgo Chatzimarkakis betrifft der neue Fall bereits den dritten aktiven FDP-Politiker. Bei Koch-Mehrin und Chatzimarkakis prüfen derzeit die Unis in Heidelberg und Bonn die Vorwürfe. Chatzimarkakis hat sich verteidigt mit dem Hinweis, unterschiedliche Zitierweisen verwendet zu haben.
(SZ 30.05.2011)

@ Jake - ich denke mal, daß sehr viele Hosen der Doktoren ziemlich voll sind. Über kurz oder lang werden ja doch alle Dissertationen überprüft. Das könnte noch peinlich werden.

Noch mal aus dem schon genannten Artikel:

„Plagiate sind bei Politikern und Prominenten besonders heikel, sie schädigen Ruf und Karriere. Mittlerweile müssen sämtliche Abgeordneten des Bundestags und des EU-Parlaments und auch Manager damit rechnen, dass ihre Arbeiten überprüft werden. Eine neue Internetgruppe hat sich gegründet unter dem Namen 'Doktorarbeitendomino'. Sie will systematisch die Dissertationen aller Parlamentarier untersuchen, die seit 1996 - also im Internet-Zeitalter - promoviert haben. So will sie auch dem Vorwurf begegnen, man habe sich nur auf Politiker von Union und FDP eingeschossen.“

@ Homer; lustig ist es aber schon sehr, daß ausgerechnet bei den ach so gesetzestreuen Bürgerlichen nun die Köpfe rollen.
Der Lambsdorff in der EU, der nun Koch-Mehrins Job übernommen hat, nörgelte ja auch schon grundsätzlich an den Dr.-Prüfungen und nahm Chatzimarkakis in Schutz-der sei so brillant, daß er es gar nichtnötig hätte abzuschreiben.
DAS SOLL eine RECHTSSTAATSPARTEI sein?
Der Typ hat 2/3 seine Dissertation abkopiert und stellt sich nun hin. „Na und? Dafür bin ich so klug, daß ich es gar nicht gemußt hätte!“
Ist ja toll - dann kann man demnächst auch Autodiebe freisprechen, wenn sie sagen „na und? Ich HÄTTE Mir das Auto ja auch kaufen können!“

Rabulistik hoch drei!

LGT

Homer Simpson hat gesagt…

@TAMMOX: Das ist so offenbar durchschaubar, dass nur deren dumme Wähler dieser Rabulistik zustimmen würden. Man ist ja eh geneigt...

Show und Fassade ist alles in der Politik. Es kommt ja nicht mehr darauf an, in der Sache recht zu haben, sondern die eigene Position so darzulegen, als wäre es so. Die meisten Abgeordneten sind sowieso meinungslose Parteisoldaten. Das sieht man ja am Abstimmungsverhalten.

Darum ist man auch so geübt im Vertreten fremder Meinungen. Kein Wunder auch, dass man heute kein Problem damit hat, für den Atomausstieg zu argumentieren, wo man gestern noch eine völlig gegensätzliche Position hatte. Verändert hat sich nur die öffentliche Meinung.

Na und die Wissenschaft ist ja auch nichts wirklich Absolutes. Was macht es da also, ob man etwas tatsächlich wissenschaftlich erforscht oder nur abgeschrieben hat? Überhaupt, wer braucht schon Doktortitel? Man kann ohnehin nicht sagen, dass irgendwer von irgendwas, irgendeine Ahnung hat. Das kann man dann doch wenigstens auch durch einen Doktor adeln.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Ein Doktortitel braucht man schon, wenn man mehr Geld verdienen will.

Ich habe im Moment jede Menge mit dem UKE zu tun (NICHT wegen Ehec!) und da laufen ja nun jede Menge Ärzte rum, die noch nicht promoviert sind, aber schon approbiert sind, so daß sie als Ärzte arbeiten können.
Das sind teilweise die besten Mediziner, weil die sich am meisten um die Patienten kümmern und sich nicht so viel im stillen Kämmerlein eingraben und an der Diss schreiben.

ABER sie können natürlich nicht ohne Titel bleiben und sich selbstständig machen, weil da keiner zu denen in die Praxis käme.
„Der Kunde“ verlangt das eben.

Was aber die vielen Politiker-Dr.-Titel angeht, so sind das eben einfac Opfer der Technik - die haben bis vor kurzem nicht daran gedacht, daß es sowas wie die Plag-Plattformen geben könnte und die Digitalisierung so weit fortschreitet.
Tja, so’n Pech.
Ätschi.

LGT