TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Samstag, 12. Februar 2011

Unter Männern

Daß Jungs die Erfahrung gut tut einmal in ihrem Leben aus der behüteten Situation der Familie hinaus genommen zu werden und stattdessen in einer nivellierten Gruppe Drill zu erfahren, ist ein weit verbreitetes Märchen.
Internat, Kadettenanstalt, Wehrdienst, Pfadfinderei, Burschenschaften und Co gelten nach wie vor als Pluspunkte im Lebenslauf; gewissermaßen als Zertifikat dafür den richtigen Schliff bekommen zu haben.
Neuerdings gelten geschlechterseparierte Schulklassen wieder als fortschrittlich.
Offenbar liegt im Ausschluß des anderen Geschlechts aus einer Gruppe irgendeine tiefsitzende Sehnsucht. Herrenabende sind ebenso positiv konnotiert, wie Armee, Seefahrt und katholischer Klerus. Wenn es ganz besonders exklusiv sein soll - Freimaurer, Rotarier, Britische Clubs, ..- werden Frauen ausgeschlossen.
Lediglich das Männerrefugium Knast hat kein gutes Image.

Mein Leben lang habe ich nie zu so einer Gruppe gehört und hatte auch nie ein Bedürfnis danach.

Eine kleine Ahnung von solchen geschlechtsexklusiven Zusammenkünften erhielt ich lediglich im Sportunterricht in der Schule, den ich genau deswegen nicht sehr schätzte.
In der Jungsumkleide herrschte immer eine leicht erhöhte Agressivität. Der Begriff „Mobbing“ war zu meiner Zeit noch nicht erfunden, aber am ehesten gab es in der Umkleidekabine ein "bashing" der Kleineren und irgendwie schwächer Wirkenden.
Zum Glück entwickelte ich ein erhebliches Geschick mit immer neuen Ausreden und Attesten mindestens die Hälfte des Sportunterrichts zu schwänzen.
Nach wie vor bin ich der Meinung, daß nicht eben die hellsten Köpfe Sportlehrer werden; es war immer sehr leicht sich abzusetzen.
Als ich 15 Jahre alt war, wurde „Donkey Kong“ mein Sportlehrer, dessen Unterricht zu allem Übel Dienstags und Donnerstags in der „Frühstunde“ stattfand.
Das bedeutete um 7.05 Uhr in Joggingklamotten vor der Turnhalle antreten und eine Stunde Dauerlauf im nahe der Schule gelegenen Wäldchen.
Das war aber ganz nett; da mein bester Freund und ich schon in der ersten Stunde bemerkten, daß Donkey Kong im Wald wie ein Gorilla auf Speed voranlief und sich nicht mehr nach seinen japsenden Schülern umdrehte.
Also liefen wir fürderhin nur noch die ersten 100 m auf der Straße mit und bogen beim Erreichen des Wäldchen zu einem Kiosk ab, wo wir uns eine Flasche Sekt, oder manchmal auch nur eins dieser gräßlichen billigen Weinbricks (Teenager sind irgendwie immer knapp bei Kasse) kauften und diese gemütlich auf einer Bank sitzend austranken, bis wir nach 45 Minuten das Schnaufen Donkey Kongs hörten.
Dann mußte man sich nur schnell hinter einen Baum stellen und sich für die letzten 100 m zur Schule wieder der Gruppe anschließen.
Wir hatten schon ein bißchen Sorge, als es nach dem ersten halben Jahr Zeugnisse gab.
Aus der Tatsache, daß mein Freund 9 Punkte (Note 3+) und ich nur 4 Punkte (4-) erhielt, konnten wir aber erkennen, daß die Leistung für die Note offensichtlich keine Rolle spielte - schließlich hatten wir beide keine Leistung erbracht.
Also konnte unser Trink-Arrangement ein weiteres halbes Jahr währen.
Eigentlich schade, daß ich im nächsten Schuljahr einen anderen Lehrer bekam, der zum Sport nicht das Schulgelände verließ.
Wie soll man denn IN DER TURNHALLE in Ruhe sein morgendliches Glas Sekt trinken, an das man inzwischen gewöhnt war?
Zu allem Übel standen auch noch Basketball, Handball und Volleyball auf dem Lehrplan.
Völlig ungeeignete Dinge, wenn man seine Ruhe haben will. Vereinzelt legten meine Mitschüler sogar ernsthaft Ehrgeiz an den Tag und beschwerten sich anschließend beim Umziehen darüber, daß ich keinen Einsatz gezeigt hätte. Das war unentspannend.
In meinem letzten Schuljahr habe ich extra die einzige gemischte Klasse gewählt - Jazzgymnastik. Ich kann wohl mit Fug und Recht behaupten zu den drei untalentiertesten Jazzgymnasten des Jahrgangs gezählt zu haben.
Aber was machte das schon? Die Stunden lagen günstig am Ende des Schultags mit jeweils einer Freistunde davor, so daß man gemütlich einen Joint rauchen konnte und dann viel Spaß hatte, während die Lehrerin immer surrealere Schrittfolgen zu ihren heißgeliebten Tina-Turner-Songs ersann. Wenigstens gab es keinen Stress mehr nach der Stunde. Außer mir waren nur noch ein oder zwei andere Jungs in der Umkleidekabine, die ebenso offensichtlich wie ich eine ruhige Kugel schieben wollten.

Jedenfalls bin ich so gar nicht gedrillt und geschliffen ins Leben entlassen worden.
In der Uni war das dann auch zu merken. Die Kommilitonen, die vorher beim Bund waren, haben tatsächlich die Anweisungen der Professoren viel besser umgesetzt. HUA! (Heard Understood Accomplished) Ich hingegen fiel durch Widerspruch und kritische Nachfragen auf und mischte auch noch bei Wahlen, alternativen Vorlesungsreihen und Demonstrationen mit.
Damals habe ich staunend den Bundeswehrgeschichten der Kommilitonen gelauscht.
Besonders begeisterten mich immer die Geschichten von großen Wehrübungen, bei denen am Ende so gut wie alle als „tot“ gekennzeichnet waren und sinnlos irgendwo rumgammeln mußten.
Das war dann offensichtlich so ähnlich, wie mein „Waldlauf“-Jahr in der 11. Klasse.
Man mußte sich Alkohol besorgen und gemütlich einen zischen, bis irgendwelchen Ober-Affen ihren Kasperkram erledigt hatten.

Wie unspaßig es in reinen Männergruppen werden kann, ging mir erst später auf.
Das Thema Homosexualität ist scheinbar nicht wegzudenken.



Auch wenn es keinen einzigen Schwulen in der Gruppe gibt, scheinen doch Ausbilder bei den Marines kaum einen Satz ohne sprachliche Anspielungen auf Anal-Sex fertig zu bringen.



In deutsch:


„Pussy“ und „Cock-sucker“ sind die normalen Umgangsvokabeln.

In Gefängnissen scheint es nicht bloß bei dieser verbalen Ebene zu bleiben.
Kein Gefängnisfilm, der ohne Vergewaltigungsszenen auskommt.
Im Gegenteil; daß zumindest die Schwächeren auf jeden Fall im Gefängnis vergewaltigt werden, ist so sehr allgemeiner Konsens, daß offen damit gedroht wird.



Drittes Beispiel „Christliche Seefahrt“.
Klaus Hympendahl hat in seinem Buch „Sünde auf See. Die erotische Geschichte der Christlichen Seefahrt“ (Heel Verlag 2005) gezeigt mit welcher Selbstverständlichkeit in all den Jahrhunderten, die die Seefahrt eine reine Männerangelegenheit war, die „Schiffsjungen“ als Sexualobjekt für die älteren Kollegen herhielten.
Bekannt wurde zum Beispiel das Tagebuch des Philipp Clayton Van Buskirk, der 1834 in Charlestown, Virginia geboren wurde und im Alter von 12 Jahren (!) eine Karriere als Trommler auf amerikanischen Kriegsschiffen begann.
Von 1851 bis 1869 führte er Tagebuch, welches im Archiv der Allen Library (Seattle) verwahrt wird. In seinen 36 Tagebüchern heißt es unter anderem „Es gibt keine Schule des Lasters, die vergleichbar mit der Marine ist. Mit Sicherheit sind 90% der weißen Jungs der Marine Gotteslästerer und Homosexuelle und zwar in einem Ausmaß, das einen schaudern lassen kann.“
Von seinem ersten Einsatz an, den er nach der Grundausbildung als 13-Jähriger Trommler 1847 auf der U.S.S. Cumberland, einem 44-Kanonenschiff auf dem Weg zum Kriegseinsatz gegen Mexico, war es für Van Buskirk üblich von seiner Mannschaft sexuell penetriert zu werden.

Viertes Beispiel ist die katholische Kirche.
Daß Priesterseminare Ballungen von Schwulen sind und auch später noch die Priester zu allerlei ephebophilen und pädophilen Übergriffen neigen, ist seit St Pölten und spätestens nach dem Buch von David Berger („Der Heilige Schein“ 2010) völlig klar.

Bleibt zum Schluß ein Blick auf die deutsche Bundeswehr.
Auf der Gorch Fock wurde offensichtlich zumindest „scherzhaft“ den Neuen bedeutet den „Arsch hinhalten“ zu müssen.

Ein Kadett erhob bei den Gesprächen mit dem Königshaus-Team auch den Vorwurf der sexuellen Nötigung gegen die Stammbesatzung. Der Erinnerung des Soldaten nach, hätten ihn mehrere Männer der Besatzung im Hafen von Las Palmas in der Dusche angesprochen. Es sei "auf dem Schiff ähnlich wie im Knast, jeder Neue müsse seinen Arsch hinhalten". Daraufhin hätten sie eine Shampoo-Flasche auf den Boden geworfen und ihn aufgefordert, sich danach zu bücken - ein Ritual, das man sonst nur aus Filmen über die Zustände in Gefängnissen kennt.
(Matthias Gebauer, 25.01.2011)

Im niederbayerischen Regen soll ein Hauptfeldwebel einen seiner Untergebenen Soldaten vergewaltigt haben.

Die Taten, in die ein 38-jähriger Hauptfeldwebel und ein 26-jähriger Feldwebel involviert sein sollen, hätten sich angeblich im Sommer 2010 an mehreren Standorten in Deutschland und einem Feldlager in Afghanistan ereignet haben. Beide Soldaten waren im Panzergrenadierbataillon 112 stationiert. Das Opfer habe aus Angst vor Schikanen und dienstlichen Nachteilen längere Zeit geschwiegen. Auf welche Weise die beschriebenen Vorwürfe den Vorgesetzen bekannt wurden, ist bislang unklar.
(BR, 11.02.11)

Das Panzergrenadierbataillon 112 mit seinen Marder-Schützenpanzern gehört zu den sogenannten Stabilisierungskräften des Heeres. In der Kaserne in Regen sind regulär rund 900 Soldaten stationiert. Sie sind regelmäßig im Auslandseinsatz, waren etwa in Bosnien-Herzegowina und mehrfach im Kosovo. Bis März sind die meisten Soldaten des Standorts in Afghanistan im Einsatz, als Teil der sogenannten 'Schnellen Eingreiftruppe'.
(SZ, 13.02.11)

Das Verteidigungsministerium ist seit Januar informiert - aber wie immer hat Guttenberg die Informationen unterdrückt. Er hat ja auch besseres zu tun.

Die Soldaten des Fallschirmjägerbataillon 263 in Zweibrücken ersannen ebenfalls eine raffinierte Vorgehensweise:
Die Rekruten mußten sich nackt ausziehen, um ihnen dann coram publiko DÖRROBST in den Hintern zu schieben. Damit der Propf gut sitzt, schlug man ihnen anschließend mit einem Paddel auf den Allerwertesten.
Anschließend mußten ein anderer Soldat die Früchte heraus geleckt haben.
Na ja, wem’s gefällt….

Da bleibe ich doch lieber Zivilist.

8 Kommentare:

Homer Simpson hat gesagt…

Es ist erstaunlich, dass ein festes Männerbild überhaupt existiert. Insbesondere, weil es stets das Extreme, das Harte und Starke verherrlicht. Es ist diese "Hart wie Kruppstahl"-Mentalität, die offenbar besonders bei reinen Männergesellschaften großen Anklang findet.

Das ist auch nur logisch. Unter Männern, geht es um Dominanz - um den eingenen Rang in der Hierarchie. Da sind die, die ganz oben stehen und die, die ganz unten sind. Da herrschen tierische Verhältnisse, Hormone und oft reine Muskelkraft.

Als jemand, der mit 5 Jahren eingeschult wurde und nie sitzenbleib, kann ich ein Lied von dem singen, was du beschrieben hast, TAMMOX. Ich hatte erst Ruhe, seit ich in einer Sportstunde einen aus nächster Nähe und mit voller Härte abgezogenen Fußball in die Fresse bekam und wohl zu Boden ging, aber sofort - noch benommen weiterspielte. Das brachte mir die Anerkennung ein, die ich wegen meiner 15kg Untergewicht und meines altersbedingten Entwicklungsrückstandes auch dringend beauchte. Die Jungens in meiner Klasse, waren alle etwa 2 Jahre weiter.

Sport hasse ich mittlerweile total. Bei der Bundeswehr, bin ich nur durch hartes Training in der Lage gewesen, den 5km-Lauf in den erforderlichen 23 Minuten und 30 Sekunden zu bewältigen. Einmal, konnte ich das gerade so eben schaffen. Das brachte mir sogar eine Ehrenurkunde ein, weil ich sonst nicht unsportlich bin. Nur Ausdauersport, macht mir Probleme.

Als typischen Mann, würde ich mich nicht bezeichnen. Eigentlich kenne ich keinen Mann, der die nötigen Anforderungen erfüllt, welches die in Männergemeinschaften so hoch gelobten Eigenschaften des Männerideals aufweist.

Temporär, ist jeder Mann doch so. Es gibt ein natürliches Spektrum. Bin ich gereizt und aggressiv, kann ich durch Andere "hindurchgehen" und mich problemlos durchsetzen. Gut gelaunt und erholt, werde ich sogar zum guten Zuhörer und habe einen scharfen analytischen Verstand. Alles das bin ich.

Es wäre ja dumm, sich selbst stets nur auf ein bestimmtes Ideal festzulegen. Hart sein - stark sein, ist ja nicht alles. Jeder Mensch, hat sein Potential. Es gilt, das anzuerkennen. Aber im allgemeinen Überlebenskampf, tritt das natürlich in den Hintergrund. Die Welt ist eben voller Widersrüche. Aber das, darf man als Mann nicht zeigen. Selbst ich, der eigene Schwächen sehr wohl kennt, fange an zu lachen, wenn ein Mann allzu "weich" wird.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Indem ich meine eigenen Erfahrungen etwas lustig aufschrieb, wollte ich klar machen, daß ich (zufällig) kein „Opfer“ war. Damit wollte ich aber das Thema nicht bagatellisieren.
Es gibt ja tausende Beispiele für diese Männerbündnerischen Zustände, die teilweise extrem grausam sind. Extrem muß zum Beispiel die alte rote Armee und teilweise jetzt noch die russische Armee sein. Dort herrscht ja dieses sogenannte „Großvater-System“ bei dem alle Neuen so extrem von den älteren Rekruten drangsaliert werden, daß es im Jahr bis zu 30.000 Selbstmorde von jungen Soldaten geben soll, die es nicht mehr aushalten können.
Da kann Schulsport in Deutschland kaum mithalten - aber es sind beginnende ähnliche Mechanismen.

Übrigens hatte ich dasselbe Problem wie Du; ich bin auch gewissermaßen ein Jahr schneller gewesen und war mit 18 dann einer der jüngsten Abiturienten. Daß einige Jungs in meiner Klasse zwei Jahre älter waren, hat sich teilweise natürlich bemerkbar gemacht im Sport. Allerdings hatte ich dann das „Glück“, daß ich extrem groß geworden bin.
Das hilft natürlich sehr, wenn man 13, 14 oder 15 ist und nichts auf die Fresse bekommen möchte.
Damals war mir das gar nicht bewußt, aber inzwischen glaube ich, daß es durchaus eine Rolle dabei gespielt hat, daß ich gegenüber Lehrern und anderen Autoritäten immer eine große Klappe hatte.

Ein Aspekt, den ich in meinem Posting ausgelassen hatte, ist natürlich der, daß Seefahrt, Bundeswehr und Co inzwischen mehr und mehr von Frauen erobert werden. Wäre mal interessant zu untersuchen, wie sich das auf das allgemeine Mobbing und Vergewaltigen von Kollegen auswirkt.
Dazu habe ich aber keine Zahlen oder Erkenntnisse gefunden.

LGT

Homer Simpson hat gesagt…

Knast in Russland ist ja offenbar auch die absolute Hölle.

Manchmal glaube ich, dass es eigentlich ziemlich blöd von mir ist, unbewaffnet herumzulaufen. Denn es gibt tatsächlich "Menschen", die absolut verkommen sind. Hooligans sind auch so Verrückte. Die lassen ihrem Animal einfach viel mehr Raum als ein Mensch, der sich auch als normal Gesellschaftsfähig bezeichnen würde.

Natürlich haben Menschen ein Spektrum. Und man ist anpassungsfähig. Aber ich bin da eher festgelegt. Leben und leben lassen ist meine Devise. Und ich halte mich noch zurück.

Bundeswehr ist ja gerade Thema. Die Frage, wie eine moderne Armee aussieht auch. Da sage ich aber nichts mehr dazu. Ich kämpfe nicht mehr für ein Land. Ich war vier Jahre Soldat in diesem Sauladen. Und die, haben mir jeden Antrieb genommen, für solche Penner auch noch auf mich schießen zu lassen. Der Laden ist das Letzte. Saufende Spinner und Versager als Vorgesetzte. Nee, das geht gar nicht.

jakebaby hat gesagt…

Davon hatten wirs schon mal im vorletzten Link im Beitrag.

Ausser meinen persoenlichen Erfahrungen, kann ich dazu widerum nur betonen, dass diese Begebenheiten/Zustaende einer extrem individuellen Auffassung unterliegen.
Wie auch immer gehandhabt, ist dieser Zustand fuer absolut jeden Beteiligten mehr denn weniger Stress.

In meinem Kindergarten wurde nicht 'gezuechtigt.
Das erste mal ueberhaupt in meinem Leben, wurde ich von einer Aushilfe des katholischen KG waehrend einer Grippewelle, gleich an ihrem ersten Tag geschlagen.
Ich war wohl erschrocken zurueckgezuckt und somit verpasste sie mir gerade noch mit einem Fingernagel einen kleinen Schlitz am Nasenfluegel woraufhin ich heftig zu bluten begann.

Mein erster Kurzschluss.
Blut, Schock und Zorn trieben mich auf einen der gewaltigen, alten Kastanienbaueme.
Der einsetzende Regen, all das Gezetere half nichts. Mit jeder Aufforderung kletterte ich ein Stueck hoeher und letztendlich war man gezwungen meine Mutter bei der Arbeit anzurufen und mich abholen zu lassen.
Da wurde dann alles noch schlimmer, da die Schwester meiner Mutter knochentrocken erzaehlte, dass ich mich irgendwie, natuerlich ohne ihr zutun, selbst verletzt hatte woraufhin ich wiederholt verzweifelt schrie 'Das stimmt nicht.. die hat mich geschlagen' ...etc. ...
Das, fast guetig'verlaecherlichende Abstreiten dieses Fakt seitens der Schwester ging mir genauso wenig rein, wie der darauffolgend allgemeine Unglaube/Zweifel an meiner Darstellung.

Daraufhin verweigerte ich, sehr zum Unmut meiner Mutter, den weiteren Gang zum Kindergarten und verbrachte die naechsten 2 Tage, da meine Mutter arbeiten musste, gluecklicherweise bei meinen 2 Cousins, die gerade mit Masern geplagt ans Zuhause gebunden.
Am Abend des 2ten Tages rief der Kindergarten an, dass ich doch Morgen wieder kommen koenne, da Schwester Anna gegangen ward.
Die hatte an diesem Tag 2 weitere Kinder geschlagen, das Letztere ein Maedchen, welches danach nicht mehr faehig war des Weinens aufzuhoeren.

Ich kann heute noch die Befriedigung/Erleichterung spueren die ich damals empfand, da meine ver'be'zweifelte Darstellung als auch meine Reaktion Bestaetigung fand.

Dieser erste Kontakt mit, diesbezueglich autoritaerer Gewalt hatte mich sehr nachdruecklich gepraegt und die darauffolgenden 20Jahre habe ich zunehmend durch Schule, Ausbildung, BW auf jeglichste Gewalt mit schierer Gewalt reagiert.
Un'loeblich hinzufuegend habe ich bis zum heutigen Tag eine zivil,militaer-strafrechtlich weisse Weste, da ich von Anfang an defensiv counterpunchte und schon recht frueh eine gewisse, geduldige Verschlagenheit entwickelte, die man in meinen Kreisen unter anderem mit Drecksau komplimentiert.
Im rechten Augenblick das geeignete Arschloch verletzen.

Vor rund 20 Jahren nahm meine physische Gewalt, bis auf wenige, erzwungene Notwendigkeiten ein Ende.
Seither gelte ich, bis zum Feigling verschrien, als unprovozierbar.
Und war frueher meine physisch verschlagene Drecksau ein Kompliment, so ist es heute unter Anderem der Feigling, solange ich und mein Gegenueber durch meine Verbalitaeten zumindest physisch unversehrt bleiben.

Ohne arrogant/ueberheblich zu scheinen, gewaehre ich meinem Gegenueber das Recht auf Unversehrtheit. Es ginge auch immer noch wesentlich 'einfacher, schneller und ver'schlagener und was gab und gaebe es Arschloecher, denen ich nur allzu gerne auf die Fresse schlagen wuerde. NOT!

jakebaby hat gesagt…

.........

Und was ist die Moral meiner Gschicht.
Es gab und gibt weiterhin auf allen Ebenen diese grausliche Realitaet, dass Menschen in grossem Umfang gegen bestehende Rechte von Autoritaeten/Bullies entrechtet/'vergewaltigt werden.
Vom Gesetzgeber, ueber Untergebene/Angestellte zum Lehrer/Bullie in der Schule/Strasse ... und Allem dazwischen. .............

Auch dein Wahlvieh unterliegt offensichtlich dieser Gewalt, welche so unglaublich erfolgreich gegen bestehendes Recht/Ordnung/Gesetz punktet.
Bewusste Straftaten!! ... Gewalt

Was hab ich Leute im Leben, oder auch kurz beim Militaer/aehnlichen Strukturen, (vollkommen unnoetig)Scheisse fressen sehen.
Und ich war nicht mal ganz Unten.

Solange Menschen gewaltsam eingefloesst wird, ihre Rechte nicht in Anspruch zu nehmen, sich gar davor fuerchten zu sollen/muessen, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen, kann sich nichts aendern.

Solange es gewaltsam vermieden werden kann, dass sich mehr Menschen schlichtweg ihrer Rechte bewusst werden, wird sich nichts aendern.
Ausser dass mehr Gewalt mehr Gewalt erzeugt.
..........
..
Ich sollte in der Nacht nach meiner Anreise von der Grundausbildung in die Stammeinheit
meine 'Taufe empfangen.
Nichts 'Anales, ... harmlos von den 5 'hartgesottenen ausschliesslich Vize/Reservisten meiner Stube, schlafend im Bett ueberrumpelt in die Waschraueme geschleppt, ... Bierdusche....

Es blieb beim Bett.
Die Jungs waren nicht wirklich auf Gewalt aus.
Ueberrascht situationsbezogen ich unverzueglich Nur.
Bis es einer der Gepeinigten zum Lichtschalter schaffte gabs nur einen Schmerzlosen.
Sorry? ... Noe.
Irgendwie vermisse ich mein altes, unkompliziertes Ich. :-)

Gruss
Jake

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@Homer/Jake:

Den Impuls sich selber aufzurüsten, weil man sich tatsächlich von seiner Umwelt bedroht fühlt, kann ich verstehen.
Tatsächlich hat das aber doch ganz offenbar die gegenteilige Wirkung, wie man am höchstarmierten Land der Welt, der USA sehen kann.
Waffen überall und die höchste Gewaltkriminalitätsrate gleich dazu.

Im Kleinen kann man das auch seit Jahren auf dem berühmten Hamburger „Kiez“, der Reeperbahn, beobachten.
Als „Hamburger Jung“ habe ich natürlich sehr frühzeitig begriffen, daß man sich am besten auf St-Pauli amüsieren kann. Das war schon immer viel spannender als all die Schickimicki-Clubs, die es in den besseren Gegenden natürlich auch überall gibt.
(Übrigens hat ganz Hamburg keine Sperrstunde. Touristen wundert das manchmal. Aber man kann hier überall rund um die Uhr saufen gehen)
NATÜRLICH ist die Reeperbahn schon immer ein raues Pflaster gewesen.
In der „Ritze“ oder dem „Clochard“ herrscht nicht derselbe Umgangston, wie im Hotel Ritz.
Ich habe auch durchaus mal gesehen, daß irgendwo die Fäuste flogen. Aber meiner Ansicht nach, war das auch lange Zeit die größte Gefahr.

Seit einigen Jahren gibt es nun das neue Phänomen, daß die Leute zunehmend bewaffnet sind. Die CDU hat sogar ein Waffenverbot auf der Reeperbahn angeordnet - wenn auch nur der liebe Gott weiß, wie das bei einer Million Besuchern am Wochenende kontrolliert werden soll.
Aber nachdem das nun mal eingerissen ist, daß jeder halbwichtige Proll zumindest Springmesser und Schlagring dabei hat - angeblich natürlich alle nur zum eigenen Schutz - kommt es natürlich auch regelmäßig zum Einsatz der Waffen und die umliegenden Krankenhäuser bekommen nun am Wochenende 100 - 200 ernsthaft Verletzte eingeliefert. Wenn mal einer ganz abgemurxt wird, ist das schon kaum noch eine Schlagzeile in der Montagszeitung wert.

Jetzt bin ich ja eh so ein alter Opi, daß ich nicht mehr nachts ausgehe. Kann mir also egal sein.
Aber ich frage mich, wie ich mich verhalten würde, wenn ich jetzt Teenager in Hamburg wäre.

Jake, Deine Geschichte mit dem Baum habe ich neulich fast genauso aus Christian Ströbeles Kindheit erfahren. Der ist auch geradezu ausgetickt, wenn er sich ungerecht behandelt fühlte, bzw Ungerechtigkeit erlebte. Die Mutter konnte ihn dann kaum wieder beruhigen.
Er führt darauf sein ganzes politisches Engagement zurück.
Bei mir ist das ähnlich: Ich hatte das auch schon als Kleinkind, daß ich das einfach nicht ertragen konnte, wenn es Ungerechtigkeiten gab. Die meisten können das aber viel besser wegstecken und es achselzuckend hinnehmen, wenn einer gemobbt und drangsaliert wird.

Und noch was - ich LIEBE ja diese „greatest freakout ever“-Videos von „wafflepwn“

http://www.youtube.com/user/wafflepwn

Gleich nach dem ersten berühmten Video von diesem Stephen - 42 Millionen Klicks -
http://www.youtube.com/watch?v=YersIyzsOpc

gibt es doch ein weiteres Video, als Stephen erfährt, daß sein ätzender kleiner Bruder das gerade auf YouTube veröffentlicht hat.

Da krabbelt er auch Jake-artig auf einen Baum und hockt zeternd volle vier Stunden da oben:

http://www.youtube.com/watch?v=z0XQEDRHFhs

Ich stehe auf Stephen; der Typ ist zu geil.
Sehr schön auch:

http://www.youtube.com/watch?v=TFMs2w9Qexg

und

http://www.youtube.com/user/wafflepwn#p/u/7/GVpAWh171ug


LGT

Homer Simpson hat gesagt…

Merkwürdigerweise werde ich gerade jetzt mit 40+, erst so richtig aggressiv. Neulich habe ich so einem Unternehmeraffen, der mich mit seinem Ladendreck anfegte, eine reingehauen. An der Geldstrafe, zahle ich gerade ab.

Und vor etwa einem Jahr, habe ich mich auf der Strasse mit einem angelegt, der mich fast angefahren hätte. Habe ihm gegen das Auto getreten. Als er dann ausstieg, habe ich ihn aber nicht erwischt. Flinker Kerl eben.

Aber man merkt überall, dass jeder weiß, was die Stunde geschlagen hat. Jeder macht jetzt auf Ego. Da macht ich nur mit. Früher hatte ich mit meinem Untergewicht nix zu melden. Heute habe ich ein stattliches Gewicht, dass ich auch voll reinlege.

Als Jugendlicher, habe ich mich sogut wie nie mit wem geschlagen. Das kommt jetzt erst raus. Ich bin es leid, mich Abends fertigzumachen, weil ich mir so viel gefallen ließ. Blöd ist, dass das Gesetz das offenbar Anders sieht.

Ich bin schon gegen Gewalt - dass man mich hier nicht falsch versteht. Aber ich lasse mir diese kleinen Nickligkeiten nicht mehr bieten. Ich will mich da auch nicht anpassen. Wer austeilt, bekommt fett zurück - mit einem kleinen Zuschlag.

Das ist konsequent, weil der Frust gleich dahin geht, von wo er gekommen ist. Problematisch wird es bei denen, die den ganzen Tag nur Leute anmachen. Meist frustrierte Ausländer, die Zuhause auch nichts Anderes kennengelernt haben.

Trotzdem würde ich da, gern mal ne Knarre ziehen und klarstellen, dass er mich mal kann. Die geben immer nur an vermeindlich Schwächere weiter. Und das ist nicht okay.

Ich bin auch gegen Ungerechtigkeiten. Darum setze ich mich für Schwächere ein. Zumindest habe ich das mal. Heute backe ich aber auch kleinere Brötchen. Ich will ja nicht abgestochen werden.

jakebaby hat gesagt…

@ Tammox

Ich seh mich da uA. im ersten Absatz ueber den Kamm asymetrisch missverstanden.
Ich wollte eigentlich auf ganz was anderes hinaus aber das kam wohl nicht rueber.
Vielleicht liegts ja auch an meinem Deutsch.

Wie auch immer werd ich mich erstmal duenn machen.

Bis denn
Jake