Samstag, 5. Februar 2011
In das Intimste hinein.
Papst Benedikt XVI. ist in mancher Hinsicht typisch menschlich.
Er teilt ordentlich aus indem er in schöner Regelmäßigkeit Juden, Moslems, Atheisten, Schwule, Protestanten und die Opfer seiner pädophilen Priester beleidigt.
Daß sich die derart Angegriffenen natürlich auch verbal zur Wehr setzen, weil es beispielsweise Juden in Deutschland nicht angenehm finden, daß J.R. einen Holocaustleugner hofiert, scheint mir das Normalste der Welt zu sein.
Ratzi ist aber nur im Austeilen groß.
Beim Einstecken ist er eine echte Mimose.
Die Aufhebung der Exkommunikation [des Holocaustleugner-Bischofs Williamson - Red] habe zu einer Auseinandersetzung „von einer Heftigkeit geführt, wie wir sie seit langem nicht mehr erlebt haben“, schreibt der Papst. […] Zugleich beklagt das Kirchenoberhaupt, dass „auch Katholiken, die es eigentlich besser wissen konnten, mit sprungbereiter Feindseligkeit auf mich einschlagen zu müssen glaubten“. Er habe gelegentlich den Eindruck gehabt, dass er selber ohne Scheu und Zurückhaltung mit Hass bedacht worden sei.
(Domradio, 11.03.2009)
Fast möchten einem die Tränen kommen.
Weswegen können Katholiken und Nicht-Katholiken nicht in friedlicher Koexistenz miteinander leben?
Sollte es einem Katholiken nicht herzlich egal sein, was jemand, der ohnehin nicht an den katholischen Gott glaubt, von ihnen hält?
Sollte es einem Ungläubigen nicht herzlich egal sein, was die Gottesanbeter denken?
Die Antwort ist 1. Nein und 2. Nein.
Beides hängt damit zusammen, daß Katholiken sich selbst so überschätzen, daß sie meinen für alles zuständig zu sein.
1)
Ihnen können Atheisten nicht egal sein, da sie aus der Bibel einen fundamentalen Evangelisierungsanspruch ableiten. Der alte imaginäre Mann, den sie als Weltenlenker in den Wolken sitzend wähnen, hat der katholischen Kirche mit dem Neuen Testament aufgetragen hinaus zu gehen und allen von Jesus zu erzählen.
Für den Fall, daß jemand die Botschaft gar nicht hören will, wurden Scheiterhaufen, päpstliche Armeen und der Welt beste Folterinstrumente ersonnen.
2)
Nein, ich befürchte nicht, daß mich demnächst die Schweizer Garde aus dem Bett zerrt, mich auf der Streckbank so lange ausweidet, bis ich Treue zum Papst schwöre.
Der Einfluß der Christen auf die deutsche Politik ist aber stark, daß ich bei intimsten Dingen meines Lebens der Freiheit beraubt bin.
Das Intimste, das es in meinem Leben gibt, ist das Leben selbst.
Ich war nicht frei zu entscheiden, wann es anfing.
Ich möchte aber unbedingt frei entscheiden, wenn ich es enden lassen will - es sei denn, das Ende käme verfrüht, also bevor ich freiwillig den Löffel abgeben möchte.
Scheinbar bin ich mit dieser Ansicht auch nicht ganz allein - es treibt offensichtlich viele Leute um, die es nicht wünschenswert finden langsam; womöglich über Jahre unter Qualen und Schmerzen zu sterben.
Die wenigsten Menschen stellen sich den idealen Tod vor, indem sie an Magensonden, Kathetern und zentralen Zugängen angeschlossen im Krankenhaus hilflos und unselbstständig abreisen.
Genau das ist aber der Regelfall.
Nicht viele haben das Glück wie Bernd Eichinger auf der Höhe ihrer Schaffenskraft im Kreise ihrer Familie bei einem üppigen Essen zum Herren abberufen zu werden.
Mit sprungbereitem Sadismus zwingen aber christliche Überzeugungen in Gestalt von politischen Rahmenbedingungen unter Umständen jeden von uns in Jahre oder gar Dekaden von Qualen, weil zum Beispiel Komapatienten ein würdiger Tod verweigert wird.
Mir schwebt eine christlich/atheistische Entkoppelung vor:
Jedes Mitglied der Kirche darf dann keine Schwangerschaftsunterbrechungen durchführen, darf nicht in homosexuellen Partnerschaften leben, darf keine Patientenverfügungen aufsetzen, darf keinesfalls die PID nutzen und muß auch auf durch Gentechnik gewonnene Medikamente gegen Parkinson, Krebs und MS verzichten. Und jedes Kirchenmitglied soll natürlich mit allen Mitteln unter Aufbietung aller erdenklichen Qualen so lange wie nur irgend möglich am Leben gehalten werden. Jedem Mitglied der Kirche ist es streng verboten jedwede Form des Suizids in Betracht zu ziehen.
Für die Menschen, die nicht in den Mitgliederlisten des real existierenden Kirchismus geführt werden, entfallen alle diese Einschränkungen.
Gesetze würden natürlich weiterhin für ALLE Deutschen gelten - lediglich die angesprochenen gesetzlichen Einschränkungen der Freiheit, die ausschließlich religiös begründet sind, würden in ihrem Geltungsbereich auf die Kirchenmitglieder beschränkt.
Immerhin gibt es heute schon solche Zonen eingeschränkten Rechts, wenn es um die Arbeitnehmerrechte der kirchlichen Angestellten geht.
Ein Chirurg in einem katholischen Krankenhaus kann gefeuert werden, wenn er sich scheiden läßt und mit einer anderen Frau zusammen lebt.
Als Kirchenmitglied hat er also eingeschränkte Rechte.
Diese Einschränkung sollte konsequent ausgeweitet werden auf Verhütung, Homoehe, PID und Co.
Christen und Atheisten kämen sich nicht mehr in die Quere und vor allem wäre endlich der Gesetzgeber aus der Schusslinie!
Wenn ein Atheist gegen passive Sterbehilfe oder Stammzellenforschung ist, könnte er in eine Kirche eintreten.
Umgekehrt könnte eine christliche Schwangere, die sich das Recht zur Abtreibung nehmen will, aus der Kirche austreten.
Die Rechte wären individualisiert, Kirchen und Parteien und Politik müßten keine Stellvertreterkriege mehr führen.
Die augenblickliche Situation ist hingegen höchst unbefriedigend.
Da werden hoffnungslos Kranke gegen ihren und gegen den Willen der Familie ins Leben gezwungen.
Nach ihrem schweren Unfall wurde die Frau gefunden und überlebte, jedenfalls körperlich. Sie selbst weiß nichts von ihrem geretteten Leben. Seit 22 Jahren liegt sie im Koma, in einem Pflegeheim der Diakonie in Hessen, künstlich ernährt durch Sonden und Maschinen. Bis sich vergangene Woche ihre Betreuer durchsetzen konnten: Nun sind die Apparate abgestellt, die 68-Jährige wird nur noch palliativ versorgt, langsam stirbt sie. Damit ihr das nach mehr als zwei Jahrzehnten gewährt wurde, musste erst ein Rechtsanwalt eingeschaltet werden: Wolfgang Putz.
Es gibt in Deutschland bis zu 40000 langjährige Komapatienten wie die Frau aus Hessen, schätzt Putz. Ein großer Teil von ihnen wird unrechtmäßig, also gegen ihren Willen, am Leben gehalten: 'Oft geschieht das aus weltanschaulichen Gründen oder aus Empathie, aber meistens, weil sich keiner traut, den Zustand zu beenden', sagt Putz.
[…] Die Patientin aus Hessen zum Beispiel war Ärztin. Sie wusste um die Möglichkeiten der Medizin und wusste, welche davon sie nie beanspruchen wollte. Doch vor 22 Jahren war die Rechtslage noch unklar, also akzeptierten ihre Angehörigen trotzdem die Maschinen. Erst als sie erfuhren, dass das rechtswidrig ist, wandten sie sich an Putz.
'Die Argumente in solchen Situationen sind immer gleich', sagt der Anwalt. 'Warum ausgerechnet jetzt?', lautet eine typische Frage oder: 'Warum sollte der Patient nach so vielen Jahren seinen Willen geändert haben?' Oft auch: 'Unser Haus ist dem Leben verpflichtet.' Der Anwalt eines Heims in Marburg verstieg sich kürzlich sogar dazu, auf das Gewohnheitsrecht zu verweisen, als Putz sich dafür einsetzte, eine Patientin nach 15 Jahren im Koma sterben zu lassen. Dann warf er Putz auch noch Euthanasie vor. 'Dabei hat die Frau eine perfekt formulierte Patientenverfügung', sagt der. Sie hat darin beschrieben, wer ihr Pferd bekommen solle, dass sie keinen Pfarrer am Grab wünsche und wie sie nie enden wolle. Genau so endet sie nun aber. Es ist ein Lebensende seit 15 Jahren, es ist gegen den Willen der Patientin, gegen den Wunsch ihrer Familie - und inzwischen auch gegen das Gesetz.
(SZ 05.02.2011)
Man muß aber nicht im Koma liegen, um die christliche Keule in Form von Qualen und Schmerzen übergezogen zu bekommen.
Tatsächlich behindern die Gesetze auch die normale Palliativmedizin massiv.
Wer todkrank ist und zuhause sterben möchte, kann das Glück haben, einen Palliativmediziner zu finden, der ihm hilft die letzte Zeit erträglich zu gestalten.
Unglücklicherweise gibt es aber einen FDP-Gesundheitsminister, der dem ZK der Katholiken angehört und dafür sorgt, daß solchen Patienten keine Opioide zur Verfügung da gelassen werden.
Systematisch werden Palliativmediziner kriminalisiert - das berichtete unter anderem letzte Woche MONITOR.
Ärzte, die ihren Patienten helfen wollen, bekommen es mit dem Staatsanwalt zu tun.
Harry Wilke, Staatsanwaltschaft Fulda: "Ja, wenn's eine Anklage gibt, könnte ihm natürlich auch eine Verurteilung drohen. Und da sieht das Gesetz Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren vor."
Das heißt, entweder landet Dr. Sitte dann im Gefängnis oder er darf seinen Patienten keine Opioide mehr aushändigen.
Thomas Sitte, Palliativmediziner: "Das kann ich moralisch nicht verantworten. Es ist medizinisch korrekt, es ist ethisch zwingend notwendig, es wäre Körperverletzung, es nicht zu tun, aber ich darf’s nicht tun, weil dann ist es ein Verstoß gegen das BTM-Gesetz."
[….]
Matthias Thöns, Palliativmediziner: "Das ist ein ganz schlimmes Signal, dass der betroffene Kollege praktisch das Handtuch hinwerfen muss durch diese staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren. Und wenn wir das weiterspinnen, dann kann man eigentlich diese schönen Erfolge, die wir jetzt im Aufbau von einer ambulanten Palliativmedizin mit einer vernünftigen Versorgung von den Menschen zuhause haben, dann kann man die bald wieder vergessen, weil es viele Kollegen geben wird, die einfach sagen, na gut, ich riskiere für mich keine Gefängnisstrafe."
Die Folge: Patienten würden unnötig leiden. Nur weil ein Gesetz Ärzte, die zum Wohl ihrer Patienten handeln, kriminalisiert. Ein untragbarer Zustand findet die Deutsche Hospizstiftung.
Eugen Brysch, Deutsche Hospizstiftung: "Verantwortung dafür trägt die Politik. Wir müssen die Ethik und das Gesetz in Einklang bringen, das heiß der Arzt will helfen, er kann helfen, also darf der Gesetzgeber nicht verhindern, dass er hilft."
Rösler kennt das Problem, erhält aber lieber den Apothekern ihre Privilegien statt den Sterbenden zu helfen.
Palliativmediziner haben nicht das Recht (und sollen es auch nicht erhalten) Patienten im Endstadium Morphium im Haus zu lassen.
Dieses Recht soll, wie bisher, allein den Apothekern vorbehalten bleiben. Schriftlich teilt uns das Ministerium mit, es sei "…besonders wichtig, den pharmazeutischen Sachverstand bei der Abgabe dieser Arzneimittel einzubinden."
Eugen Brysch, Deutsche Hospizstiftung: "Es ist absurd, dass man ein Recht für Apotheker schützt, damit Schwerstkranken und Sterbenden nicht adäquat geholfen wird."
Die Politik will es aber so. Thomas Sitte konnte es vor seinem Gewissen nicht verantworten, sich gegen seine Patienten zu entscheiden.
Thomas Sitte, Palliativmediziner: "Ich hab meine Praxis beendet und meinen Anteil verkauft und orientiere mich jetzt um.
Er teilt ordentlich aus indem er in schöner Regelmäßigkeit Juden, Moslems, Atheisten, Schwule, Protestanten und die Opfer seiner pädophilen Priester beleidigt.
Daß sich die derart Angegriffenen natürlich auch verbal zur Wehr setzen, weil es beispielsweise Juden in Deutschland nicht angenehm finden, daß J.R. einen Holocaustleugner hofiert, scheint mir das Normalste der Welt zu sein.
Ratzi ist aber nur im Austeilen groß.
Beim Einstecken ist er eine echte Mimose.
Die Aufhebung der Exkommunikation [des Holocaustleugner-Bischofs Williamson - Red] habe zu einer Auseinandersetzung „von einer Heftigkeit geführt, wie wir sie seit langem nicht mehr erlebt haben“, schreibt der Papst. […] Zugleich beklagt das Kirchenoberhaupt, dass „auch Katholiken, die es eigentlich besser wissen konnten, mit sprungbereiter Feindseligkeit auf mich einschlagen zu müssen glaubten“. Er habe gelegentlich den Eindruck gehabt, dass er selber ohne Scheu und Zurückhaltung mit Hass bedacht worden sei.
(Domradio, 11.03.2009)
Fast möchten einem die Tränen kommen.
Weswegen können Katholiken und Nicht-Katholiken nicht in friedlicher Koexistenz miteinander leben?
Sollte es einem Katholiken nicht herzlich egal sein, was jemand, der ohnehin nicht an den katholischen Gott glaubt, von ihnen hält?
Sollte es einem Ungläubigen nicht herzlich egal sein, was die Gottesanbeter denken?
Die Antwort ist 1. Nein und 2. Nein.
Beides hängt damit zusammen, daß Katholiken sich selbst so überschätzen, daß sie meinen für alles zuständig zu sein.
1)
Ihnen können Atheisten nicht egal sein, da sie aus der Bibel einen fundamentalen Evangelisierungsanspruch ableiten. Der alte imaginäre Mann, den sie als Weltenlenker in den Wolken sitzend wähnen, hat der katholischen Kirche mit dem Neuen Testament aufgetragen hinaus zu gehen und allen von Jesus zu erzählen.
Für den Fall, daß jemand die Botschaft gar nicht hören will, wurden Scheiterhaufen, päpstliche Armeen und der Welt beste Folterinstrumente ersonnen.
2)
Nein, ich befürchte nicht, daß mich demnächst die Schweizer Garde aus dem Bett zerrt, mich auf der Streckbank so lange ausweidet, bis ich Treue zum Papst schwöre.
Der Einfluß der Christen auf die deutsche Politik ist aber stark, daß ich bei intimsten Dingen meines Lebens der Freiheit beraubt bin.
Das Intimste, das es in meinem Leben gibt, ist das Leben selbst.
Ich war nicht frei zu entscheiden, wann es anfing.
Ich möchte aber unbedingt frei entscheiden, wenn ich es enden lassen will - es sei denn, das Ende käme verfrüht, also bevor ich freiwillig den Löffel abgeben möchte.
Scheinbar bin ich mit dieser Ansicht auch nicht ganz allein - es treibt offensichtlich viele Leute um, die es nicht wünschenswert finden langsam; womöglich über Jahre unter Qualen und Schmerzen zu sterben.
Die wenigsten Menschen stellen sich den idealen Tod vor, indem sie an Magensonden, Kathetern und zentralen Zugängen angeschlossen im Krankenhaus hilflos und unselbstständig abreisen.
Genau das ist aber der Regelfall.
Nicht viele haben das Glück wie Bernd Eichinger auf der Höhe ihrer Schaffenskraft im Kreise ihrer Familie bei einem üppigen Essen zum Herren abberufen zu werden.
Mit sprungbereitem Sadismus zwingen aber christliche Überzeugungen in Gestalt von politischen Rahmenbedingungen unter Umständen jeden von uns in Jahre oder gar Dekaden von Qualen, weil zum Beispiel Komapatienten ein würdiger Tod verweigert wird.
Mir schwebt eine christlich/atheistische Entkoppelung vor:
Jedes Mitglied der Kirche darf dann keine Schwangerschaftsunterbrechungen durchführen, darf nicht in homosexuellen Partnerschaften leben, darf keine Patientenverfügungen aufsetzen, darf keinesfalls die PID nutzen und muß auch auf durch Gentechnik gewonnene Medikamente gegen Parkinson, Krebs und MS verzichten. Und jedes Kirchenmitglied soll natürlich mit allen Mitteln unter Aufbietung aller erdenklichen Qualen so lange wie nur irgend möglich am Leben gehalten werden. Jedem Mitglied der Kirche ist es streng verboten jedwede Form des Suizids in Betracht zu ziehen.
Für die Menschen, die nicht in den Mitgliederlisten des real existierenden Kirchismus geführt werden, entfallen alle diese Einschränkungen.
Gesetze würden natürlich weiterhin für ALLE Deutschen gelten - lediglich die angesprochenen gesetzlichen Einschränkungen der Freiheit, die ausschließlich religiös begründet sind, würden in ihrem Geltungsbereich auf die Kirchenmitglieder beschränkt.
Immerhin gibt es heute schon solche Zonen eingeschränkten Rechts, wenn es um die Arbeitnehmerrechte der kirchlichen Angestellten geht.
Ein Chirurg in einem katholischen Krankenhaus kann gefeuert werden, wenn er sich scheiden läßt und mit einer anderen Frau zusammen lebt.
Als Kirchenmitglied hat er also eingeschränkte Rechte.
Diese Einschränkung sollte konsequent ausgeweitet werden auf Verhütung, Homoehe, PID und Co.
Christen und Atheisten kämen sich nicht mehr in die Quere und vor allem wäre endlich der Gesetzgeber aus der Schusslinie!
Wenn ein Atheist gegen passive Sterbehilfe oder Stammzellenforschung ist, könnte er in eine Kirche eintreten.
Umgekehrt könnte eine christliche Schwangere, die sich das Recht zur Abtreibung nehmen will, aus der Kirche austreten.
Die Rechte wären individualisiert, Kirchen und Parteien und Politik müßten keine Stellvertreterkriege mehr führen.
Die augenblickliche Situation ist hingegen höchst unbefriedigend.
Da werden hoffnungslos Kranke gegen ihren und gegen den Willen der Familie ins Leben gezwungen.
Nach ihrem schweren Unfall wurde die Frau gefunden und überlebte, jedenfalls körperlich. Sie selbst weiß nichts von ihrem geretteten Leben. Seit 22 Jahren liegt sie im Koma, in einem Pflegeheim der Diakonie in Hessen, künstlich ernährt durch Sonden und Maschinen. Bis sich vergangene Woche ihre Betreuer durchsetzen konnten: Nun sind die Apparate abgestellt, die 68-Jährige wird nur noch palliativ versorgt, langsam stirbt sie. Damit ihr das nach mehr als zwei Jahrzehnten gewährt wurde, musste erst ein Rechtsanwalt eingeschaltet werden: Wolfgang Putz.
Es gibt in Deutschland bis zu 40000 langjährige Komapatienten wie die Frau aus Hessen, schätzt Putz. Ein großer Teil von ihnen wird unrechtmäßig, also gegen ihren Willen, am Leben gehalten: 'Oft geschieht das aus weltanschaulichen Gründen oder aus Empathie, aber meistens, weil sich keiner traut, den Zustand zu beenden', sagt Putz.
[…] Die Patientin aus Hessen zum Beispiel war Ärztin. Sie wusste um die Möglichkeiten der Medizin und wusste, welche davon sie nie beanspruchen wollte. Doch vor 22 Jahren war die Rechtslage noch unklar, also akzeptierten ihre Angehörigen trotzdem die Maschinen. Erst als sie erfuhren, dass das rechtswidrig ist, wandten sie sich an Putz.
'Die Argumente in solchen Situationen sind immer gleich', sagt der Anwalt. 'Warum ausgerechnet jetzt?', lautet eine typische Frage oder: 'Warum sollte der Patient nach so vielen Jahren seinen Willen geändert haben?' Oft auch: 'Unser Haus ist dem Leben verpflichtet.' Der Anwalt eines Heims in Marburg verstieg sich kürzlich sogar dazu, auf das Gewohnheitsrecht zu verweisen, als Putz sich dafür einsetzte, eine Patientin nach 15 Jahren im Koma sterben zu lassen. Dann warf er Putz auch noch Euthanasie vor. 'Dabei hat die Frau eine perfekt formulierte Patientenverfügung', sagt der. Sie hat darin beschrieben, wer ihr Pferd bekommen solle, dass sie keinen Pfarrer am Grab wünsche und wie sie nie enden wolle. Genau so endet sie nun aber. Es ist ein Lebensende seit 15 Jahren, es ist gegen den Willen der Patientin, gegen den Wunsch ihrer Familie - und inzwischen auch gegen das Gesetz.
(SZ 05.02.2011)
Man muß aber nicht im Koma liegen, um die christliche Keule in Form von Qualen und Schmerzen übergezogen zu bekommen.
Tatsächlich behindern die Gesetze auch die normale Palliativmedizin massiv.
Wer todkrank ist und zuhause sterben möchte, kann das Glück haben, einen Palliativmediziner zu finden, der ihm hilft die letzte Zeit erträglich zu gestalten.
Unglücklicherweise gibt es aber einen FDP-Gesundheitsminister, der dem ZK der Katholiken angehört und dafür sorgt, daß solchen Patienten keine Opioide zur Verfügung da gelassen werden.
Systematisch werden Palliativmediziner kriminalisiert - das berichtete unter anderem letzte Woche MONITOR.
Ärzte, die ihren Patienten helfen wollen, bekommen es mit dem Staatsanwalt zu tun.
Harry Wilke, Staatsanwaltschaft Fulda: "Ja, wenn's eine Anklage gibt, könnte ihm natürlich auch eine Verurteilung drohen. Und da sieht das Gesetz Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren vor."
Das heißt, entweder landet Dr. Sitte dann im Gefängnis oder er darf seinen Patienten keine Opioide mehr aushändigen.
Thomas Sitte, Palliativmediziner: "Das kann ich moralisch nicht verantworten. Es ist medizinisch korrekt, es ist ethisch zwingend notwendig, es wäre Körperverletzung, es nicht zu tun, aber ich darf’s nicht tun, weil dann ist es ein Verstoß gegen das BTM-Gesetz."
[….]
Matthias Thöns, Palliativmediziner: "Das ist ein ganz schlimmes Signal, dass der betroffene Kollege praktisch das Handtuch hinwerfen muss durch diese staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren. Und wenn wir das weiterspinnen, dann kann man eigentlich diese schönen Erfolge, die wir jetzt im Aufbau von einer ambulanten Palliativmedizin mit einer vernünftigen Versorgung von den Menschen zuhause haben, dann kann man die bald wieder vergessen, weil es viele Kollegen geben wird, die einfach sagen, na gut, ich riskiere für mich keine Gefängnisstrafe."
Die Folge: Patienten würden unnötig leiden. Nur weil ein Gesetz Ärzte, die zum Wohl ihrer Patienten handeln, kriminalisiert. Ein untragbarer Zustand findet die Deutsche Hospizstiftung.
Eugen Brysch, Deutsche Hospizstiftung: "Verantwortung dafür trägt die Politik. Wir müssen die Ethik und das Gesetz in Einklang bringen, das heiß der Arzt will helfen, er kann helfen, also darf der Gesetzgeber nicht verhindern, dass er hilft."
Rösler kennt das Problem, erhält aber lieber den Apothekern ihre Privilegien statt den Sterbenden zu helfen.
Palliativmediziner haben nicht das Recht (und sollen es auch nicht erhalten) Patienten im Endstadium Morphium im Haus zu lassen.
Dieses Recht soll, wie bisher, allein den Apothekern vorbehalten bleiben. Schriftlich teilt uns das Ministerium mit, es sei "…besonders wichtig, den pharmazeutischen Sachverstand bei der Abgabe dieser Arzneimittel einzubinden."
Eugen Brysch, Deutsche Hospizstiftung: "Es ist absurd, dass man ein Recht für Apotheker schützt, damit Schwerstkranken und Sterbenden nicht adäquat geholfen wird."
Die Politik will es aber so. Thomas Sitte konnte es vor seinem Gewissen nicht verantworten, sich gegen seine Patienten zu entscheiden.
Thomas Sitte, Palliativmediziner: "Ich hab meine Praxis beendet und meinen Anteil verkauft und orientiere mich jetzt um.
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4 Kommentare:
"Papst Benedikt XVI. ist in mancher Hinsicht typisch menschlich.
Er teilt ordentlich aus indem er in schöner Regelmäßigkeit Juden, Moslems, Atheisten, Schwule, Protestanten und die Opfer seiner pädophilen Priester beleidigt."
Der beleidigt nicht nur andere, er macht seinen eigenen Leuten Angst dabei.
Folgendes Zitat hab ich bei einer Recherche gefunden:
"Latin Patriarch of Jerusalem, Fouad Twal,four days before Benedict XVI's "pilgrimage" to the Holy Land in September 2009: "The thing that worries me most is the speech that the pope will deliver here. One word for the Muslims and I'm in trouble; one word for the Jews and I'm in trouble. At the end of the visit the pope goes back to Rome and I stay here with the consequences.""
Der Alte kommt, redet, hinterläßt einen Trümmerhaufen und geht wieder.
Khad
@Khad:
Wie bei seiner berüchtigten Regensburger Rede, als er das Zitat über Mohammed („Hat uns nur schlechtes und inhumanes gebracht…“) vorlas.
Am nächsten Tag wurde dann in Mogadischu aus Rache eine 65-Jährige Italienische Nonne erschossen, die dort als Krankenschwester arbeitete.
Aber da chillte J.R, ja schon wieder im Castel Gandolfo! Er ist ja gut gesichert.
http://tammox.blogspot.com/2008/03/mitschmen-zu-ostern.html
LGT
Hallo!
Das ist ja ein sehr interessanter und informativer Überblick zum Thema. Danke schön! Werde schon öfter deine Artikel lesen.
Viele Grüße! Erika Kaldenhoff
Danke schön Erika Kaldenhoff!
Das freut das Blogger-Herz!
LGT
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