Samstag, 19. Februar 2011
Mitglied Nummer 007 - oder: Es herrscht Krieg
Monika Griefahn, 56, SPD, leider seit 2009 nicht mehr Bundestagsabgeordnete war zuletzt eine sehr solide und wie ich finde, sympathische Politikerin, die sich im Kulturausschuss bewährt hatte.
Im Jahr 2011 kann man sich schon fast nicht mehr vorstellen, welch einen Wirbel Frau Griefahn im Jahr 1990 verursachte.
Der neue Ministerpräsident von Hannover; Gerhard Schröder, hatte sie nämlich zur Umweltministerin ernannt.
Für die Mehrheit der Deutschen war das damals ein kleiner Skandal. Durfte „so eine“ ein derart würdiges Amt übernehmen? Bei ihrer Vergangenheit? So eine Wilde, die eigentlich sogar kriminell war? So empfanden es die geschockten CDU-ler des abgewählten Papis von Ursula von der Leyen, MP Albrecht.
Griefahns Vita war damals in der Tat recht ungewöhnlich: Sie hatte ab 1980 das Hamburger Greenpeace-Büro aufgebaut, leitete es ab 1981, rief die Kampagnen gegen die Dünnsäureverklappungen in der Nordsee ins Leben und war ab 1984 Mitglied im internationalen Greenpeace-Vorstand - bis Schröder sie zur Ministerin ernannte.
Nach der extrem Atom-freundlichen Politik Albrechts, wehte in Niedersachsen nun ein ganz anderer Wind. Den Schwarzen graute es vor den beiden Frauen an Schröders Seite.
Gemeint war seine damalige Ehefrau „Hillu“, die bis heute eine engagierte Kämpferin wider die Atomkraft ist und ihr Engagement insbesondere auf „die Kinder von Tschernobyl“ konzentrierte. Die Bilder der verstrahlten und krebskranken Kinder waren keine Freude für die Energiekonzerne.
Die zweite Frau der Antiatom-Front war Schröders Umweltministerin, die alles tat, um den Atomwahnsinn zu stoppen.
Letztendlich scheiterte sie aber immer wieder an der übergeordneten Kompetenz des Bundesumweltministeriums, in dem seit 1994 eine glühende Atomkraftfreundin namens Angela Merkel hockte.
Daß Greenpeacler lange Zeit als Semikriminelle und Spinner galten, ist heute weitgehend vergessen.
Öffentlich trauen sich nicht mal mehr die Atomkraftförderer von CDU und FDP Greenpeace zu kritisieren, auch wenn da gewiss allerlei Fäuste in den Taschen geballt werden angesichts der massiven Proteste, die die Umweltschutzorganisation gegen die Laufzeitverlängerung auf Kosten der Sicherheit durchführte.
Aber Greenpeace ist heute populär.
Die Organisation hat 2,7 Millionen Fördermitglieder (ich bin eins davon) und wird bis weit in bürgerliche Kreise unterstützt.
Weit gekommen im Marsch durch die Institutionen ist die bekannteste Umweltschutzorganisation der Welt in den 40 Jahren ihres Bestehens.
Ich finde das gut und richtig; unterstütze daher Greenpeace auch finanziell.
Und nun kommt das „Aber“:
Möglicherweise ist der friedliche, korrekte und rechtsstaatliche Ansatz der Großorganisation manchmal nicht so effektiv, wie er sein könnte.
Eins der Gründungsmitglieder, Paul Watson, Mitgliedsnummer 007, stieß 1972 zu Greenpeace.
Er war der erste, der selbstlos sein Leben einsetzte, indem er sich in einem Schlauchboot sowjetischen Walschlächtern zwischen Harpune und Pottwal stellte.
Tatsächlich gelang die Rettung der Meeressäuger aber nicht.
Einige Jahre später spaltete sich Watson von Greenpeace ab und gründete seine eigene, radikalere Meeresschutzorganisation „Sea Shepherd Conservation Society“.
Hier geht es bis heute viel härter zur Sache.
Watson sorgt zwar dafür, daß keine Menschenleben gefährdet werden, aber er läßt durchaus auch mal Walfänger rammen, oder macht ihren Fang mit übel stinkender Buttersäure unbrauchbar.
Japanische Walmetzger regten seine Methoden derart auf, daß sie 2008 sogar auf ihn schießen ließen.
Die Walschützer aus den USA sorgen immer wieder mit spektakulären Aktionen für Schlagzeilen. Sie werfen regelmäßig Stinkbomben auf Walfangschiffe, fangen deren Propeller mit Schlingen ein oder fahren mit ihren Booten in die Schusslinie der Harpunen. Weltweit bekannt wurde die von Hollywood-Stars wie Sean Penn und Pierce Brosnan unterstützte Organisation vor einem Jahr nach dem Zusammenstoß ihres Schnellboots "Ady Gil" mit einem Walfänger.
(Stern 18.02.2011)
Die Japaner haben allen Grund sich zu ärgern, denn dieses Jahr gelang es Watson und Co die Japanischen Fabrikschiffe aus der Antarktis zu vertreiben.
Sie setzten ihnen derartig zu, daß sie nach etwa 170 getöteten Minkwalen aufgaben, obwohl eigentlich geplant war 850 Tiere abzuschlachten - natürlich alles nur „zu Forschungszwecken.“
Die Dauerfehde zwischen internationalen Walschützern und japanischen Waljägern im Südpolarmeer ist vorbei - vielleicht für immer. Der japanische Fischereiminister Michihiko Kano erklärte die diesjährige Fangsaison im Südpolarmeer vorzeitig für beendet. Angesichts der ständigen Angriffe durch Tierschützer müsse man die Sicherheit der Besatzungen und Schiffe gewährleisten. Die letzte Harpune wurde schon am 9. Februar abgeschossen, nun hat die Regierung auch offiziell kapituliert.
(Martin Fritz 18.02.2011)
Wer sich ein Bild machen will, findet HIER eine Menge Videos.
Welch eine Blamage für die Japanische Regierung, die zu allem Übel auch noch von davon ausgehen muß, daß die Seashepherd-Aktivisten nun erst recht motiviert sind und auch weitere Walfangschiffe Japans blockieren werden.
Dies stellte Watsons Organisation unmissverständlich klar:
VSO- Day Victory in the Southern Ocean Day für die Wale.
Es ist offiziell – die japanische Walfangflotte hat angekündigt, das Südpolarmeer zu verlassen, zumindest für diese Saison. Und wenn sie in der nächsten Saison wiederkommt, wird die Sea Shepherd Conservation Society bereitstehen, um den illegalen japanischen Walfangbetrieb zu behindern und lahmzulegen. „Die Nisshin Maru hat unmittelbar nachdem die japanische Regierung öffentlich gemacht hatte, dass die Walfangflotte zurückgerufen wurde, einen maßgeblichen Kurswechsel vorgenommen“, sagte Kapitän Alex Cornelissen von der Bob Barker. „Es sieht aus, als würde sie nach Hause fahren!“ Das Sea Shepherd Schiff Bob Barker hatte das japanische Fabrikschiff Nisshin Maru seit dem 9. Februar verfolgt und die Walfänger daran gehindert, ihren illegalen Walfangbetrieb fortzusetzen. „Ich habe eine Crew von 88 sehr glücklichen Leuten aus 23 verschiedenen Nationen, einschließlich Japans, und sie sind total begeistert, dass die Waljäger nach Hause zurückkehren und das Walschutzgebiet Südpolarmeer nun ein echtes Schutzgebiet ist,“ so Kapitän Paul Watson. Die Sea Shepherd–Schiffe Steve Irwin, Bob Barker und Gojira werden im Südpolarmeer bleiben, um die japanischen Schiffe gen Norden zu eskortieren. „Wir werden das Walschutzgebiet nicht verlassen, bevor nicht das letzte Walfangschiff verschwunden ist“, sagte der Kapitän der Gojira, Locky MacLean. „Dies ist ein großartiger Sieg für die Wale“, sagte Kapitän Paul Watson, „aber wir haben das nicht alleine erreicht. Ohne die Unterstützung der Menschen Australiens und Neuseelands wären wir nicht in der Lage gewesen, über sieben Saisons hinweg die Fahrten von australischen und neuseeländischen Häfen aus durchzuführen. Wir danken Senator Bob Brown und der australischen Greens Party. Wir sind Mr. Bob Barker sehr dankbar, dass er uns das Schiff gab, mit dem in unserem Einsatz, die japanische Flotte aus diesen Gewässern zu vertreiben, das Blatt gewendet wurde. Wir danken all unseren Mitarbeitern und Freiwilligen an Land, den Mitgliedern, die uns unterstützt haben und den Schiffscrews. Wir danken der chilenischen Marine und der französischen Regierung für ihre Unterstützung. Es ist ein sehr glücklicher Tag für alle Menschen auf der ganzen Welt, die die Wale und unsere Meere lieben“. Es ist offiziell – die Schlächterei der Wale im Walschutzgebiet Südpolarmeer ist für diese Saison beendet und die Waljäger haben nicht einmal 10% ihrer Fangquote erreicht. Sea Shepherd schätzt, dass in diesem Jahr über 900 Wale gerettet wurden. Möglich gemacht hat den Erfolg letztendlich auch das wachsende Budget der Walschützer.
Seit der Zeit der Schlauchboote haben auch sie erheblich „aufgerüstet“:
Die Walschützer waren so gut ausgerüstet wie noch nie: Zwei jeweils über 50 Meter lange hochseetaugliche Schiffe, ein 35 Meter langer sehr schneller und wendiger Trimaran und ein Hubschrauber ermöglichten die effektive Behinderung der Waljagd. Nach dem Untergang eines Schneellboots im Vorjahr bei einem Zusammenstoß mit einem Walfangschiff hatte die Organisation genug Spenden für diese massive Aufrüstung erhalten.
(Martin Fritz 18.02.2011)
Japans Fangflotte sitzt dagegen auf einem Berg Rechnungen. Außerdem sollen über 4000 Tonnen Walfleisch tiefgefroren unverkäuflich rumliegen, weil sich auch in Japan ein Umweltbewußtsein entwickelt.
Vertrauen kann man aber nicht darauf, da bei der Ausbeutung der Meere massive finanzielle Interessen zur Disposition stehen.
Dagegen helfe nur eine etwas gewalttätigere Strategie, orakelt das „Neue Deutschland“:
Damit macht dieser Sieg zugleich deutlich, wie wenig bislang im Kampf für die Rechte von Tieren auf friedlichem Wege erreicht wurde, durch Demonstrationen und Mahnwachen, durch Unterschriftensammlungen und Appelle an Moral und Vernunft. Die Waljäger in Japan scheren sich ebenso wenig darum wie die Profiteure der Tierfabriken in Deutschland und Europa. Und bei Anzeichen einer Radikalisierung greift der Staat ein, wie zurzeit in Österreich, wo 13 Tierschutzaktivisten mithilfe eines dubiosen Terrorismusparagrafen seit Monaten der Prozess gemacht wird.
Insbesondere im Südpolarmeer gibt es noch viele weitere ökologische Katastrophen.
Inzwischen werden die reichen Krill-Bestände industriell weggefischt - damit wird Walen, der Krabbenfresser-Robbe und Pinguinen natürlich die Lebensgrundlage entzogen.
Extremen Schaden richten zudem die Grund-Schleppnetz-Fischer an, die ihre bis zu zwei Kilometer langen Netze über den Meeresboden schleifen und dabei das gesamte Ökosystem vollständig zerstören.
Bis zu 90% der getöteten Tiere sind „Beifang“ der ohnehin nicht verwertet werden kann und weggeworfen wird.
Obwohl zahlreiche Fischbestände bereits vor dem Zusammenbruch stehen, durchkämmen hochtechnisierte Industriefangflotten weiterhin die Weltmeere. Mit immer effektiveren Fangmethoden werden die letzten Speisefische eingesammelt. Doch die angewandten Techniken fordern einen hohen Tribut: Mehr als 30 Millionen Tonnen unerwünschter Beifang, darunter Jungfische, Vögel, Wale und Haie, sterben jährlich in den Netzen.
[…] Die Netze haben eine tütenähnliche Form und werden am Ende durch eine Tasche, in der sich die Fische sammeln, geschlossen. Sie werden von einem oder mehreren Schiffen geschleppt. Zur Ortung der Fischschwärme wird ein Echolot eingesetzt. Das pelagische Netz ist heute neben dem Grundschleppnetz das wichtigste Fanggerät in der Hochseefischerei. Die Netzöffnung kann mit bis zu 23.000 Quadratmetern so groß sein wie etwa fünf Fußballfelder, so dass bis zu 12 Jumbojets in die Öffnung passen. Eine Netzfüllung kann bis zu 600 Tonnen Fisch umfassen - ebenso wie riesige Mengen an Beifang.
(Greenpeace 2004)
Vor Sylt und Amrum hat Greenpeace im Jahr 2008 hunderte „Hinkelsteine“ versenkt, also Natursteine, auf denen Korallen siedeln können, ins Meer geworfen.
Dies ist eine zwar sehr lokal begrenzte, aber doch effektive Methode Schleppnetzfischerei zu verhindern, da die tonnenschweren Brocken die Netze zerstören würden.
Das Südpolarmeer liegt allerdings ein bißchen weiter weg und ist auch ein bißchen größer.
Zu groß, um es mit Hinkelsteinen zu grundieren.
Eine weitere perverse Gefahr für das Leben im Südpolarmeer ist die Langleinenfischerei, die den sehr wertvollen Seehecht ausrottet.
Neben der Dezimierung dieses „wertvollen“ Speisefisches, killt diese Fangmethode allein im Südpolarmeer rund 300.000 große Seevögel jedes Jahr.
Bei der Langleinenfischerei werden rund 100 km (sic!) lange Leinen alle paar Meter mit einem Köder bestückt und hinter einem Boot durchs Meer gezogen.
Das sind bis zu 30.000 Haken mit Ködern an EINER Leine.
Köder, die nicht nur der „große schwarze Seehecht“, sondern auch Albatrosse, Robben und Pinguine gerne abpflücken wollen.
Dies gelingt bisher aber offensichtlich nur den sehr vorsichtigen Orcas; die Vögel schlucken die Haken und werden ertränkt.
Die Langleine wird waagerecht zwischen Meeresoberfläche und Grund ausgebracht. Sie wird mit Bojen und verschiedenen Gewichten im Wasser ausgespannt. Die Haken an den einzelnen Angelschnüren sind mit Ködern versehen. In der industrielle Fischerei werden Langleinen von über 100 Kilometern Länge und mit bis zu 30.000 Haken ausgebracht. Langleinen-Flotten legen weltweit jährlich etwa 1,4 Milliarden Haken zum Tunfischfang aus – 4 Millionen Haken täglich. So wurden in nur wenigen Jahren viele Bestände von Tunfisch und Schwarzem Seehecht überfischt. Auch Schildkröten, Haie und Seevögel fressen den Köder und fallen so ebenfalls der Langleinen-Fischerei zum Opfer. Häufige Beifangopfer sind Meeresschildkröten: 250.000 Echte Karettschildkröten und 60.000 Lederschildkröten sterben jedes Jahr als Beifang. Die Große Lederschildkröte könnte aufgrund der Langleinen-Fischerei bald vom Aussterben bedroht sein. Sechs der sieben Meeresschildkrötenarten sind vom Aussterben bedroht.
(Greenpeache.at)
Einen guten Eindruck in die Leinenfischerei in der Antarktis, liefert die NDR-Doku von 2006 "Titanen der Tiefsee. Hier Teil 4 & 5:
Titanen der Tiefsee : Killerwale und Riesenkraken … - MyVideo
Titanen der Tiefsee : Killerwale und Riesenkraken … - MyVideo
Ich glaube allerdings nicht mehr an die aufklärerische Wirkung.
Man KANN das alles längst wissen und dennoch kaufen die Leute wie verrückt Hochseefisch.
Hier ist eher eine Paul Watson-Methode gefragt:
Unerschütterliche Aktivisten, die den industriellen Hochseefischern bis zum Südpol hinterher fahren und die verdammte Leinen und Netze abschneiden.
Im Jahr 2011 kann man sich schon fast nicht mehr vorstellen, welch einen Wirbel Frau Griefahn im Jahr 1990 verursachte.
Der neue Ministerpräsident von Hannover; Gerhard Schröder, hatte sie nämlich zur Umweltministerin ernannt.
Für die Mehrheit der Deutschen war das damals ein kleiner Skandal. Durfte „so eine“ ein derart würdiges Amt übernehmen? Bei ihrer Vergangenheit? So eine Wilde, die eigentlich sogar kriminell war? So empfanden es die geschockten CDU-ler des abgewählten Papis von Ursula von der Leyen, MP Albrecht.
Griefahns Vita war damals in der Tat recht ungewöhnlich: Sie hatte ab 1980 das Hamburger Greenpeace-Büro aufgebaut, leitete es ab 1981, rief die Kampagnen gegen die Dünnsäureverklappungen in der Nordsee ins Leben und war ab 1984 Mitglied im internationalen Greenpeace-Vorstand - bis Schröder sie zur Ministerin ernannte.
Nach der extrem Atom-freundlichen Politik Albrechts, wehte in Niedersachsen nun ein ganz anderer Wind. Den Schwarzen graute es vor den beiden Frauen an Schröders Seite.
Gemeint war seine damalige Ehefrau „Hillu“, die bis heute eine engagierte Kämpferin wider die Atomkraft ist und ihr Engagement insbesondere auf „die Kinder von Tschernobyl“ konzentrierte. Die Bilder der verstrahlten und krebskranken Kinder waren keine Freude für die Energiekonzerne.
Die zweite Frau der Antiatom-Front war Schröders Umweltministerin, die alles tat, um den Atomwahnsinn zu stoppen.
Letztendlich scheiterte sie aber immer wieder an der übergeordneten Kompetenz des Bundesumweltministeriums, in dem seit 1994 eine glühende Atomkraftfreundin namens Angela Merkel hockte.
Daß Greenpeacler lange Zeit als Semikriminelle und Spinner galten, ist heute weitgehend vergessen.
Öffentlich trauen sich nicht mal mehr die Atomkraftförderer von CDU und FDP Greenpeace zu kritisieren, auch wenn da gewiss allerlei Fäuste in den Taschen geballt werden angesichts der massiven Proteste, die die Umweltschutzorganisation gegen die Laufzeitverlängerung auf Kosten der Sicherheit durchführte.
Aber Greenpeace ist heute populär.
Die Organisation hat 2,7 Millionen Fördermitglieder (ich bin eins davon) und wird bis weit in bürgerliche Kreise unterstützt.
Weit gekommen im Marsch durch die Institutionen ist die bekannteste Umweltschutzorganisation der Welt in den 40 Jahren ihres Bestehens.
Ich finde das gut und richtig; unterstütze daher Greenpeace auch finanziell.
Und nun kommt das „Aber“:
Möglicherweise ist der friedliche, korrekte und rechtsstaatliche Ansatz der Großorganisation manchmal nicht so effektiv, wie er sein könnte.
Eins der Gründungsmitglieder, Paul Watson, Mitgliedsnummer 007, stieß 1972 zu Greenpeace.
Er war der erste, der selbstlos sein Leben einsetzte, indem er sich in einem Schlauchboot sowjetischen Walschlächtern zwischen Harpune und Pottwal stellte.
Tatsächlich gelang die Rettung der Meeressäuger aber nicht.
Einige Jahre später spaltete sich Watson von Greenpeace ab und gründete seine eigene, radikalere Meeresschutzorganisation „Sea Shepherd Conservation Society“.
Hier geht es bis heute viel härter zur Sache.
Watson sorgt zwar dafür, daß keine Menschenleben gefährdet werden, aber er läßt durchaus auch mal Walfänger rammen, oder macht ihren Fang mit übel stinkender Buttersäure unbrauchbar.
Japanische Walmetzger regten seine Methoden derart auf, daß sie 2008 sogar auf ihn schießen ließen.
Die Walschützer aus den USA sorgen immer wieder mit spektakulären Aktionen für Schlagzeilen. Sie werfen regelmäßig Stinkbomben auf Walfangschiffe, fangen deren Propeller mit Schlingen ein oder fahren mit ihren Booten in die Schusslinie der Harpunen. Weltweit bekannt wurde die von Hollywood-Stars wie Sean Penn und Pierce Brosnan unterstützte Organisation vor einem Jahr nach dem Zusammenstoß ihres Schnellboots "Ady Gil" mit einem Walfänger.
(Stern 18.02.2011)
Die Japaner haben allen Grund sich zu ärgern, denn dieses Jahr gelang es Watson und Co die Japanischen Fabrikschiffe aus der Antarktis zu vertreiben.
Sie setzten ihnen derartig zu, daß sie nach etwa 170 getöteten Minkwalen aufgaben, obwohl eigentlich geplant war 850 Tiere abzuschlachten - natürlich alles nur „zu Forschungszwecken.“
Die Dauerfehde zwischen internationalen Walschützern und japanischen Waljägern im Südpolarmeer ist vorbei - vielleicht für immer. Der japanische Fischereiminister Michihiko Kano erklärte die diesjährige Fangsaison im Südpolarmeer vorzeitig für beendet. Angesichts der ständigen Angriffe durch Tierschützer müsse man die Sicherheit der Besatzungen und Schiffe gewährleisten. Die letzte Harpune wurde schon am 9. Februar abgeschossen, nun hat die Regierung auch offiziell kapituliert.
(Martin Fritz 18.02.2011)
Wer sich ein Bild machen will, findet HIER eine Menge Videos.
Welch eine Blamage für die Japanische Regierung, die zu allem Übel auch noch von davon ausgehen muß, daß die Seashepherd-Aktivisten nun erst recht motiviert sind und auch weitere Walfangschiffe Japans blockieren werden.
Dies stellte Watsons Organisation unmissverständlich klar:
VSO- Day Victory in the Southern Ocean Day für die Wale.
Es ist offiziell – die japanische Walfangflotte hat angekündigt, das Südpolarmeer zu verlassen, zumindest für diese Saison. Und wenn sie in der nächsten Saison wiederkommt, wird die Sea Shepherd Conservation Society bereitstehen, um den illegalen japanischen Walfangbetrieb zu behindern und lahmzulegen. „Die Nisshin Maru hat unmittelbar nachdem die japanische Regierung öffentlich gemacht hatte, dass die Walfangflotte zurückgerufen wurde, einen maßgeblichen Kurswechsel vorgenommen“, sagte Kapitän Alex Cornelissen von der Bob Barker. „Es sieht aus, als würde sie nach Hause fahren!“ Das Sea Shepherd Schiff Bob Barker hatte das japanische Fabrikschiff Nisshin Maru seit dem 9. Februar verfolgt und die Walfänger daran gehindert, ihren illegalen Walfangbetrieb fortzusetzen. „Ich habe eine Crew von 88 sehr glücklichen Leuten aus 23 verschiedenen Nationen, einschließlich Japans, und sie sind total begeistert, dass die Waljäger nach Hause zurückkehren und das Walschutzgebiet Südpolarmeer nun ein echtes Schutzgebiet ist,“ so Kapitän Paul Watson. Die Sea Shepherd–Schiffe Steve Irwin, Bob Barker und Gojira werden im Südpolarmeer bleiben, um die japanischen Schiffe gen Norden zu eskortieren. „Wir werden das Walschutzgebiet nicht verlassen, bevor nicht das letzte Walfangschiff verschwunden ist“, sagte der Kapitän der Gojira, Locky MacLean. „Dies ist ein großartiger Sieg für die Wale“, sagte Kapitän Paul Watson, „aber wir haben das nicht alleine erreicht. Ohne die Unterstützung der Menschen Australiens und Neuseelands wären wir nicht in der Lage gewesen, über sieben Saisons hinweg die Fahrten von australischen und neuseeländischen Häfen aus durchzuführen. Wir danken Senator Bob Brown und der australischen Greens Party. Wir sind Mr. Bob Barker sehr dankbar, dass er uns das Schiff gab, mit dem in unserem Einsatz, die japanische Flotte aus diesen Gewässern zu vertreiben, das Blatt gewendet wurde. Wir danken all unseren Mitarbeitern und Freiwilligen an Land, den Mitgliedern, die uns unterstützt haben und den Schiffscrews. Wir danken der chilenischen Marine und der französischen Regierung für ihre Unterstützung. Es ist ein sehr glücklicher Tag für alle Menschen auf der ganzen Welt, die die Wale und unsere Meere lieben“. Es ist offiziell – die Schlächterei der Wale im Walschutzgebiet Südpolarmeer ist für diese Saison beendet und die Waljäger haben nicht einmal 10% ihrer Fangquote erreicht. Sea Shepherd schätzt, dass in diesem Jahr über 900 Wale gerettet wurden. Möglich gemacht hat den Erfolg letztendlich auch das wachsende Budget der Walschützer.
Seit der Zeit der Schlauchboote haben auch sie erheblich „aufgerüstet“:
Die Walschützer waren so gut ausgerüstet wie noch nie: Zwei jeweils über 50 Meter lange hochseetaugliche Schiffe, ein 35 Meter langer sehr schneller und wendiger Trimaran und ein Hubschrauber ermöglichten die effektive Behinderung der Waljagd. Nach dem Untergang eines Schneellboots im Vorjahr bei einem Zusammenstoß mit einem Walfangschiff hatte die Organisation genug Spenden für diese massive Aufrüstung erhalten.
(Martin Fritz 18.02.2011)
Japans Fangflotte sitzt dagegen auf einem Berg Rechnungen. Außerdem sollen über 4000 Tonnen Walfleisch tiefgefroren unverkäuflich rumliegen, weil sich auch in Japan ein Umweltbewußtsein entwickelt.
Vertrauen kann man aber nicht darauf, da bei der Ausbeutung der Meere massive finanzielle Interessen zur Disposition stehen.
Dagegen helfe nur eine etwas gewalttätigere Strategie, orakelt das „Neue Deutschland“:
Damit macht dieser Sieg zugleich deutlich, wie wenig bislang im Kampf für die Rechte von Tieren auf friedlichem Wege erreicht wurde, durch Demonstrationen und Mahnwachen, durch Unterschriftensammlungen und Appelle an Moral und Vernunft. Die Waljäger in Japan scheren sich ebenso wenig darum wie die Profiteure der Tierfabriken in Deutschland und Europa. Und bei Anzeichen einer Radikalisierung greift der Staat ein, wie zurzeit in Österreich, wo 13 Tierschutzaktivisten mithilfe eines dubiosen Terrorismusparagrafen seit Monaten der Prozess gemacht wird.
Insbesondere im Südpolarmeer gibt es noch viele weitere ökologische Katastrophen.
Inzwischen werden die reichen Krill-Bestände industriell weggefischt - damit wird Walen, der Krabbenfresser-Robbe und Pinguinen natürlich die Lebensgrundlage entzogen.
Extremen Schaden richten zudem die Grund-Schleppnetz-Fischer an, die ihre bis zu zwei Kilometer langen Netze über den Meeresboden schleifen und dabei das gesamte Ökosystem vollständig zerstören.
Bis zu 90% der getöteten Tiere sind „Beifang“ der ohnehin nicht verwertet werden kann und weggeworfen wird.
Obwohl zahlreiche Fischbestände bereits vor dem Zusammenbruch stehen, durchkämmen hochtechnisierte Industriefangflotten weiterhin die Weltmeere. Mit immer effektiveren Fangmethoden werden die letzten Speisefische eingesammelt. Doch die angewandten Techniken fordern einen hohen Tribut: Mehr als 30 Millionen Tonnen unerwünschter Beifang, darunter Jungfische, Vögel, Wale und Haie, sterben jährlich in den Netzen.
[…] Die Netze haben eine tütenähnliche Form und werden am Ende durch eine Tasche, in der sich die Fische sammeln, geschlossen. Sie werden von einem oder mehreren Schiffen geschleppt. Zur Ortung der Fischschwärme wird ein Echolot eingesetzt. Das pelagische Netz ist heute neben dem Grundschleppnetz das wichtigste Fanggerät in der Hochseefischerei. Die Netzöffnung kann mit bis zu 23.000 Quadratmetern so groß sein wie etwa fünf Fußballfelder, so dass bis zu 12 Jumbojets in die Öffnung passen. Eine Netzfüllung kann bis zu 600 Tonnen Fisch umfassen - ebenso wie riesige Mengen an Beifang.
(Greenpeace 2004)
Vor Sylt und Amrum hat Greenpeace im Jahr 2008 hunderte „Hinkelsteine“ versenkt, also Natursteine, auf denen Korallen siedeln können, ins Meer geworfen.
Dies ist eine zwar sehr lokal begrenzte, aber doch effektive Methode Schleppnetzfischerei zu verhindern, da die tonnenschweren Brocken die Netze zerstören würden.
Das Südpolarmeer liegt allerdings ein bißchen weiter weg und ist auch ein bißchen größer.
Zu groß, um es mit Hinkelsteinen zu grundieren.
Eine weitere perverse Gefahr für das Leben im Südpolarmeer ist die Langleinenfischerei, die den sehr wertvollen Seehecht ausrottet.
Neben der Dezimierung dieses „wertvollen“ Speisefisches, killt diese Fangmethode allein im Südpolarmeer rund 300.000 große Seevögel jedes Jahr.
Bei der Langleinenfischerei werden rund 100 km (sic!) lange Leinen alle paar Meter mit einem Köder bestückt und hinter einem Boot durchs Meer gezogen.
Das sind bis zu 30.000 Haken mit Ködern an EINER Leine.
Köder, die nicht nur der „große schwarze Seehecht“, sondern auch Albatrosse, Robben und Pinguine gerne abpflücken wollen.
Dies gelingt bisher aber offensichtlich nur den sehr vorsichtigen Orcas; die Vögel schlucken die Haken und werden ertränkt.
Die Langleine wird waagerecht zwischen Meeresoberfläche und Grund ausgebracht. Sie wird mit Bojen und verschiedenen Gewichten im Wasser ausgespannt. Die Haken an den einzelnen Angelschnüren sind mit Ködern versehen. In der industrielle Fischerei werden Langleinen von über 100 Kilometern Länge und mit bis zu 30.000 Haken ausgebracht. Langleinen-Flotten legen weltweit jährlich etwa 1,4 Milliarden Haken zum Tunfischfang aus – 4 Millionen Haken täglich. So wurden in nur wenigen Jahren viele Bestände von Tunfisch und Schwarzem Seehecht überfischt. Auch Schildkröten, Haie und Seevögel fressen den Köder und fallen so ebenfalls der Langleinen-Fischerei zum Opfer. Häufige Beifangopfer sind Meeresschildkröten: 250.000 Echte Karettschildkröten und 60.000 Lederschildkröten sterben jedes Jahr als Beifang. Die Große Lederschildkröte könnte aufgrund der Langleinen-Fischerei bald vom Aussterben bedroht sein. Sechs der sieben Meeresschildkrötenarten sind vom Aussterben bedroht.
(Greenpeache.at)
Einen guten Eindruck in die Leinenfischerei in der Antarktis, liefert die NDR-Doku von 2006 "Titanen der Tiefsee. Hier Teil 4 & 5:
Titanen der Tiefsee : Killerwale und Riesenkraken … - MyVideo
Titanen der Tiefsee : Killerwale und Riesenkraken … - MyVideo
Ich glaube allerdings nicht mehr an die aufklärerische Wirkung.
Man KANN das alles längst wissen und dennoch kaufen die Leute wie verrückt Hochseefisch.
Hier ist eher eine Paul Watson-Methode gefragt:
Unerschütterliche Aktivisten, die den industriellen Hochseefischern bis zum Südpol hinterher fahren und die verdammte Leinen und Netze abschneiden.
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2 Kommentare:
Bist du ein Heiliger, TAMMOX? Du wählst links, unterstützt Greenpeace und klagst über gefällte Bäume vor deinem Haus. Du konsumierst wohl auch keinen Kakao, wegen der Kindersklaven in der Elfenbeinküste, oder? Das solltest du hier mal thematisieren.
Übrigens gibt es am Mittwoch um 20.15 auf Arte etwas über die Kolonialisierung von Afrika. Das könnte interessant sein. 1885: Der Sturm auf Afrika, heißt die Sendung.
Gemach, gemach!
Den Vorwurf der „Heiligkeit“ muß ich mit Abscheu und Empörung zurückweisen!
Mit denen habe ich nichts am Hut!
Außerdem wähle ich nicht links. In Deutschland habe ich gar kein Wahlrecht.
Ich habe bisher nur an Wahlen in den USA teilgenommen und da habe ich - langweiliger weise - immer nur die Demokraten gewählt; was man eigentlich nicht als „links“ bezeichnen kann.
Bei Fisch bin ich aber wirklich vorbildlich, da ich niemals etwas esse, das aus dem Wasser kommt. Das hat aber wenig mit politischen Überzeugungen oder ethischen Überlegungen zu tun. Rein zufällig hasse ich diesen fischigen Geschmack. In Hamburg wird man ja nun oft mit Fisch konfrontiert und ich reagiere heute nicht anders, als vor 40 Jahren: Mir wird sofort übel. Ich könnte das beim besten Willen nicht runter bekommen.
Danke für den TV-Tipp. Das hatte ich tatsächlich übersehen.
Habe ich jetzt aber in meinem TV-Blog gepostet:
http://tammox-tv.blogspot.com/
LGT
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