Zwischenbilanz.

Das hier ist Posting Nr. 1000 in diesem Blog.
Darauf extra hinzuweisen, wirkt nach Selbstbeweihräucherung. Aber so what?
Ich nutze den Anlass ausnahmsweise doch zur Nabelschau.

Rückblick

2007 begann „Tammox’sche Gedanken“ mit einem bemerkenswerten Ziel - nämlich gar keinem. Ich hatte keine Ahnung von der „Blogosphäre“ und war technisch völlig unbedarft.
Videos einzubetten oder Links zu setzen lag außerhalb meiner Möglichkeiten. Ich ahnte lediglich, daß meine Themen „unsexy“ sein würden.
Immerhin war ich vorher schon aus einigen Diskussionsforen rausgeflogen - Widerspruch und Gegenargumente sind selten beliebt.
In „meinem Blog“ würde ich wenigstens allein die Finger am „Admin-Drücker“ haben und die Themen auch dann noch reiten können, wenn das Pferd in den Augen aller anderen schon längst tot wäre. So konnte ich nach Herzenslust über deutsche Parteipolitik und innerkirchliche Widersprüche schreiben - wohlwissend, daß ich damit kein Millionenpublikum an mich binden könnte. Erfolgreiche, oder gar kommerziell erfolgreiche Blogs sind erheblich bunter - da kann man ohne süße Katzenbabies, Paris Hilton und vor allem jede Menge nackte Haut nicht auskommen.

Gewohnheiten

Von Anfang an waren meine liebsten Posting-Gegenstände die US-Außenpolitik, Merkel, Westerwelle, kirchliche Heuchelei und aus lokalpolitischen Gründen Ole von Beust.
Wesentlich Neues kam nicht dazu.
Ein bißchen stolz bin ich darauf, daß ich in den drei Jahren JEDEN TAG gepostet habe - bis auf einen einzigen Ausfall, bei dem ich allerdings unschuldig war; da hatte mein Internetanbieter einen bug und ich war zwangsweise offline.
Natürlich war ich zwischendurch auch mal richtig krank oder im extremen Zeitdruck - so daß mein Geschreibsel qualitativ zu wünschen übrig ließ.
Sinnvoll ist es dann nicht unbedingt trotzdem unter allen Umständen etwas zu „veröffentlichen“.

Gegenwart

Kann es sein, daß sich „die Zeit“ ein bißchen an mich angepasst hat?
Gut, ein großes Thema ist etwas in den Hintergrund geraten - die Empörung über GWB.
Das liegt aber einfach daran, daß der Verbrecher glücklicherweise nicht mehr im Amt ist.
Verglichen mit der demoskopischen Stimmung von 2007 ist die CDU heute etwas schwächer, die SPD sehr viel schwächer und die Grünen sind stärker.
Gewaltige parteipolitische Verschiebungen gab es nicht.
Aber die VERöffentlichte Meinung über Merkel, Westerwelle und Beust hat sich dramatisch gedreht. Heute vergeht kein Tag, an dem nicht massive Schwarz-Gelb-Kritik in den Zeitungen von links bis rechts geäußert wird.
Das betrifft genauso die Kirche, die derzeit unter Dauerfeuer steht. Insbesondere die Katholischen Oberen haben massiv an Ansehen verloren.
Bin ich jetzt Mainstream?
Das fühlt sich eigenartig an, wenn man über Dekaden daran gewöhnt ist eine Minderheitenposition zu vertreten.
Aber die öffentliche Meinung ist immer noch in der Mehrheit träge-konservativ.
Die mit Abstand beliebtesten Politiker sind nach wie vor Merkel, Guttenberg, von der Leyen und Co. Schwarz-gelb dominiert Bundestag und Bundesrat.
Die Staatsspitzen - Bundespräsident Köhler, Bundestagspräsident Lammert, Bundeskanzlerin Merkel - sind alles in CDU-Hand.
11 von 16 Ministerpräsidenten gehören der Union an.
Die Gremien der TV-Anstalten, die weit überwiegende Zahl der Verlage, die Kirchenspitzen, die Sportverbände, - überall das gleiche Bild: CDU-Freunde stellen die Mehrheiten.

Selbstkritik

Es kommt oft vor, daß ich auf frühere Postings verweise.
Ist sich selbst zu verlinken sowas wie Masturbation vorm Spiegel?
Vielleicht. Aber die „normale Presse“ greift viele skandalöse Dinge nicht angemessen auf.

Prophetisches

Der nach Selbsteinschätzung wichtigste und klügste Politjournalist Deutschlands - Stern-Vize Hans-Ulrich Jörges - schrieb am 4.3.2010 in seiner Kolumne über seine einstige Lieblingspartei FDP:
Dekadenz einer Partei
Welche Hoffnungen sind in die FDP gesetzt worden, im vergangenen Jahr! Verwelkt, verramscht, verraten. Die Liberalen sind nicht die Kraft des gesunden Menschenverstandes, die von vielen ersehnt wird. Ein Abgesang im Zorn. Die Idee ist großartig. Eigentlich wäre ihre beste Zeit jetzt gekommen. Ach, was heißt "wäre"? Sie war ja. 6,3 Mio. Deutsche - 14,6 % - haben bei der Bundestagswahl im vergangenen September liberal gewählt. Das war Rekord, aber noch längst nicht das Ende der Möglichkeiten.
[…] Ja, die liberale Idee könnte viele Menschen, mehr denn je, gewinnen. Menschen, die nach dem Ende der Ideologien keine Bindung mehr finden bei den verwirrten, zerbröselnden, ideenlosen Volksparteien ohne Volk.
Von der augenblicklichen FDP-Performance ist Jörges aber bitter enttäuscht.
Tja, HÄTTE er mal in meinen Blog geguckt - das habe ich schon seit Jahren genauso vorausgesehen.
Es ist und bleibt ein Rätsel, wieso intelligente Menschen sich in der jüngeren Vergangenheit für CDU und/oder FDP erwärmten.
Das sah 2007, 2005 oder 2002 auch keinen Deut besser aus.

Enttäuschungen

Anders als die liberalen Mietjournalisten habe ich von Angie und Guido nichts Gutes erwartet und kann also auch nicht enttäuscht sein.
Das gilt auch für Obama, der NATÜRLICH sympathischer als sein Vorgänger ist - aber als Messias habe ich ihn nie gesehen. Er blieb im zweijährigen Wahlkampf stets vage und unkonkret, mochte sich nicht mit jemanden anlegen und vertrat außenpolitisch ohnehin auch absurde Positionen, wie zum Beispiel die Bereitschaft auch ein bißchen in Pakistan rumzubomben und den afghanischen Krieg dorthin auszuweiten.
Richtig übel aufgestoßen ist mir aber die Hamburger GAL!
Daß die einst so linken Grünen der Hansestadt sich in Oles Bett legten ist schon schlimm genug, aber die politische Praxis ist eine Bankrotterklärung.
Deutschland hat nach wie vor nicht die UN-Kinderrechtskonvention unterschrieben und dementsprechend stirbt dann mal ein 17-Jähriger unschuldiger Junge in Hamburger Abschiebehaft - verantwortlich ein grüner Justizsenator.

Es ist Anfang Februar, als der junge Georgier David M. nach Hahnöfersand zugeführt wird, wie es nach seinem Tod in der Pressemitteilung des Hamburger Senats heißen wird. David M. hat niemanden bestohlen oder eine andere Straftat begangen. Er hat sich selbst bei der Polizei gemeldet und gesagt, er wolle Asyl. Er hat gesagt, er sei 17. […] In Hahnöfersand beginnt er nach elf Tagen einen Hungerstreik. Er trinkt, aber isst nicht. Zur Beobachtung kommt er in das Zentralkrankenhaus für Häftlinge in der Hamburger Innenstadt. Am Samstag vergangener Woche haben die Betreuer den Eindruck, dass er psychisch wieder stabil ist. Er isst wieder. Sonntagnachmittag wird er tot aufgefunden. Er hat sich mit einem Bettlaken erhängt. "Dies ist ein tragischer Fall", erklärt die vom Grünen Till Steffen geführte Justizbehörde.
(SZ)

Nicht der erste Fall von Grausamkeit unter den Augen der GAL.

Während ich dies schreibe, höre ich draußen die Kettensägen - die GRÜNE Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk läßt nämlich den Stolz Hamburgs - den für eine Großstadt einzigartigen Baumbestand - abholzen.
Überall am Straßenrand sieht man nur noch Stümpfe.

Geld um die Schlaglöcher auszubessern haben wir nicht - aber für die Trupps mit den Kettensägen macht die Grüne genügend Mittel locker.

Selbst das Springersche Abendblatt hat inzwischen die Nase voll und schreibt:

"Zu wenig Geld": Jedes Jahr 1000 Stadtbäume weniger.
Im Durchschnitt kann ein Drittel der gefällten Bäume nicht wieder nachgepflanzt werden", bestätigt Björn Marzahn, Sprecher der Umweltbehörde. Der Umweltverband BUND geht daher von etwa 1000 öffentlichen Bäumen "netto" aus, die im Schnitt pro Jahr fehlen. "Dabei fordern wir, dass eigentlich im Verhältnis drei zu eins nachgepflanzt werden muss - und nicht umgekehrt", sagt BUND-Sprecher Paul Schmid.

Wohin sind wir bitte schön gekommen?
Eine Grüne ist „Präses der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt der Freien und Hansestadt Hamburg“ und genehmigt die größte CO2-Schleuder Europas (Kohlekraftwerk Moorburg) und läßt jedes Jahr tausende Straßenbäume abhacken?

Schämen Sie sich Frau Hajduk.

Zukunft

Keine konkreten Pläne. Ich werde weiter so vor mich hin schreiben.

Dank

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Ich wünsche mir eine rege Diskussion, Vorschläge und Kritik sind stets willkommen!
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Mein großer Wunsch wären natürlich Kommentare von überzeugten FDP- oder CDU-Wählern und überzeugten Katholiken, die inhaltlich und argumentativ etwas beitrügen.
Bisher hatte ich leider nur ganz wenige Reaktionen aus der Richtung und die lauteten dann zum Beispiel „du bist krank Junge“.
War noch nie ein Christ oder CDU-Wähler auf meiner Seite?
Trauen die sich nicht?
Oder haben die vielleicht einfach keine Argumente?