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Mittwoch, 2. Dezember 2009

Viel zu tun in Frankfurt

Dies ist das 900. Posting. Daher heute eine spektakuläre Enthüllungsstory.

Lange Zeit hatte ich gedacht, daß Kreuz.net von der Titanic-Redaktion infiltriert ist.

Es ist doch ganz offensichtlich reine Satire, was dort als „katholische Nachrichten“ verkauft wird.

So hieß es beispielsweise gestern über die ultrakonservative neue Familienministerin Köhler:

CDU-Familienminsterin, Kristina Köhler (32), ist in Wahrheit eine Homo-Ideologin. Fräulein Köhler gehört der ‘Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche’ an und ist ledig und kinderlos. Sie konkubiniert mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im deutschen Innenministerium Ole Schröder (38). In dem Juli-Bericht auf ihrer Webseite wird erklärt, daß sich Fräulein Köhler „seit Jahren“ vorgenommen habe, an einem HS-Auflauf mitzumarschieren. „Christopher-Street-Day“ ist ein sittenfeindlicher Aufmarsch fanatisierter HS-Militanten.

Die Hitler-, Himmler-, Bischof Richard Williamson- und John Demjanjuk-freundlichen „Artikel“ der „katholischen Nachrichten“ passen inhaltlich 100%ig zu dem endgültigen Satiremagazin „Titanic“, dessen aktuelle Ausgabe Adolf Hitler („Geliebt und doch einsam“) ziert:
„DEPRESSION - Wenn Promis am Leistungsdruck zerbrechen“
Ich staune allerdings über die journalistische Potenz der Frankfurter Titanic-Redaktion. (Auflage: 99.760 Exemplare).
Immer wieder beeindrucken die Erfinder der geflügelten Worte „Birne“ (Kohl) und „Teuro“(Euro) mit spektakulären Aktionen.
Da gab es die „Buntstifte am Geschmack erkennen“-Wette bei Thomas Gottschalk, die Manipulation der Entscheidung des Weltfußballverbandes über den Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 durch Titanic-Redakteur oder die Bestechung des damaligen baden-württembergischen Wirtschaftsministers Walter Döring, um einer fiktiven Frau den Parteiaufstieg in der FDP zu ermöglichen.
Seit Jahren schreiben sie tägliche mehrere Jux-Pamphlete für die Hetz-Plattform „Kreuznet“.
Die Titanic-Aktionen sind nicht nur legendär, sondern werden immer häufiger.
Die Mädels und Jungs haben schließlich auch alle Händ voll zu tun die Deutsche Bundesregierung zu managen.

Da gibt es zum Beispiel die offensichtlich in Frankfurter Redaktionsstuben ausgedachte Mehrwertsteuerermäßigung von Hotels ("Völliger Irrsinn" so Finanzprofessor Stefan Homburg), die dem Zweck dienen soll das horizontale Gewerbe zu fördern.

Alarm bei der Union: Die Mehrwertsteuer auf Hotel-Übernachtungen zu senken, könnte Stundenhotels begünstigen - und damit eine Dienstleistung, die ein Christ eigentlich nicht fördern möchte.

Pikant sei an der Steuerbefreiung:
Das findet auch die Grünen-Wirtschaftsexpertin Kerstin Andreae. Sie wirft unter anderem die Frage auf, ob der Gast den betreffenden Etablissements lediglich die reduzierte Mehrwertsteuer zahlen müsse, wenn er nach dem Geschlechtsverkehr für längere Zeit einschlafe und somit quasi übernachte. "Eigentlich", so lästert die Abgeordnete in ironischer Übertreibung, "müsste man jedes Stundenhotel genau von Finanzbeamten kontrollieren lassen."
Guido Bohsem

Verblüffend auch das satirische Potential, das Titanic bei der Kabinettsliste einbrachte.

Nach vier Wochen schon ein legendärer Kalauer, daß ausgerechnet der schärfste Verfechter der Abschaffung des Entwicklungshilfeministeriums Entwicklungshilfeminister wurde.

Eine andere Personalie direkt aus Schilda ist leider frühzeitig als Satire enttarnt worden - das Koch’sche U-Boot Jung; frei von jeglicher Kompetenz und Integrität, wurde schon nach 30 Tagen aus dem Ministerium mit dem größten Etat Deutschlands zurückgetreten.

Ein besonderer Coup des Wahnsinns gelang den Magazinmachern soeben auch auf der zweiten Ebene.
Umweltminister Röttgen berief mit Gerald Hennenhöfer einen fanatischen Atomlobbyisten zum Chef für die Reaktorsicherheit.
Hennenhöfer war schon 1994 bis 1998 der engste Mitarbeiter einer gewissen Ministerin namens Merkel, als die warnenden Gutachten zu Atommüllendlagern so gefälscht wurden, daß die vollkommen ungeeignete Anlagen zur Freude der Atomlobby in tickende Zeitbomben auf Milliardenkosten des Steuerzahlers verkamen.
Merkels Nachfolger Jürgen Trittin tat das einzig Richtige - er feuerte Hennenhöfer auf der Stelle.
Merkels persönlicher Atomwahrheitsmanipulator fiel allerdings weich und wurde Generalbevollmächtigter für Wirtschaftspolitik beim Münchner Energiekonzern Viag, der im Jahr 2000 mit der Veba zum Stromriesen Eon verschmolz.
Als Anwalt verteidigte der Atommafiosi das Helmholtz-Zentrum München (Betreiberin des umstrittenen Versuchsendlagers Asse II) gegen Bürgerinitiativen.

Offensichtlich handelt es sich bei dieser Personalie auch schlicht und ergreifend um einen Witz - ich weiß gar nicht, was sich die Opposition so aufregt.

„Das ist fahrlässig und abenteuerlich”, giftete gestern Röttgens Vorgänger und SPD-Chef Sigmar Gabriel. Durch die Ernennung des „Lobbyisten der Atomwirtschaft” sei die „freundliche Maske” Röttgens gefallen. Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn schimpfte: „Mit der Ernennung eines Atomlobbyisten zum Verantwortlichen für Reaktorsicherheit macht Röttgen den Bock zum Gärtner.” Tobias Münchmeyer, Atom-Experte bei Greenpeace, bezeichnete Hennenhöfer als „altbekannten Atom-Hardliner”. Ihn zum obersten Strahlenschützer zu machen sei, als „hätte man Manfred Kanther zum Integrationsbeauftragten der Bundesregierung ernannt”.

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