Freitag, 25. Dezember 2009
Vom Umgang mit der seriösen Presse
Obwohl ich wie alle Blogger gelegentlich in Schimpfereien über die sogenannte „Mainstreampresse“ verfalle, bin ich dennoch der Meinung, daß man sich durchaus von der gedruckten Presse sehr gut informieren lassen kann.
Es gibt doch einige gute überregionale Erzeugnisse.
Zwei Probleme bleiben aber.
Erstens reicht eine einzige Quelle nicht aus - man braucht unbedingt mehrere Periodika und zweitens sieht es bei regionalen Informationen in den meisten Städten ganz mau aus.
So kommt man als Hamburger kaum drum herum das „Hamburger Abendblatt“ zu lesen.
Immerhin ein Springer-Blatt, das unverhohlen CDU-Propaganda macht und freundlichst jede Menge Pfaffen zu Wort kommen läßt.
Außer Boulevard gibt es aber NICHTS anders auf dem Tageszeitungenmarkt in der Pressestadt-Hamburg.
In der Hauptstadt hat man die Auswahl zwischen „Berliner Zeitung“ und „Tagesspiegel“.
Erstere ist mit einer Auflage von 160.000 die meistgelesene „seriöse“ Tageszeitung der Millionenstadt. Herausgeber Uwe Vorkötter hat gute Verbindungen zur Frankfurter Rundschau. Dennoch ist die überregionale Bedeutung nahe Null.
Der Tagesspiegel aus dem Hause Holtzbrinck druckt lediglich 140.000 Exemplare, hat aber mit dem Hamburger Wochenblatt „DIE ZEIT“ einen sehr starken Kooperationspartner.
Das zweitgrößte „seriöse“ Blatt wird noch am ehesten bundesweit akzeptiert.
Herausgeber Giovanni di Lorenzo ist hauptberuflich ZEIT-Chefredakteur.
Verglichen mit der Auflage der Münchner (1,2 Mio Einwohner) „Süddeutschen Zeitung“ von 450.000 sind die Berliner Zahlen für eine 3,5 Millionen Einwohner-Stadt natürlich ein Armutszeugnis.
Selbst das qualitativ bescheidene Hamburger Abendblatt verkauft in der 1,8 -Millionenstadt 250.000 Exemplare täglich.
Als Tagesspiegel-Leser kann man sich leider aber auch nicht darauf verlassen, daß nur seriöse und überprüfte Informationen aus der Holtzbrinck-Druckerei strömen.
Insbesondere beim Thema „Kirche“ wird unter den Fittichen di Lorenzos Schönfärberei betrieben.
In der „ZEIT“ findet man solche Desinformationen übrigens nicht, oder zumindest fast nicht.
Offenbar hat die Hamburger Redaktion unter der Ägide von Helmut Schmidt, Theo Sommer und in erster Linie Marion Gräfin Dönhoff einen höheren journalistischen Standard erreicht.
Die Ärger-Frequenz ist im Tagesspiegel viel höher.
Als Beispiel sei der schon erwähnte im gedruckten Tagesspiegel vom 23.12.2009 erschienene Artikel
In den Kirchen wird es klamm. Auch katholische und evangelische Gemeinden leiden unter der Wirtschaftskrise. Doch einige Probleme sind hausgemacht
genannt.
Mir liegt eine Leserzuschrift des besorgten Berliners „NoMercy2010“ vor, den ich hier veröffentlichen möchte:
Zum Artikel "In den Kirchen wird es klamm" im Tagesspiegel vom 23. Dezember 2009, S. 15:
Sie schreiben: "Tatsache aber ist, daß die Einnahmen der Kirchensteuer in erster Linie in die Betreuung von Kindern, Alten, Kranken und Behinderten fließen. Man muß kein Christ sein, um das zu unterstützen."
Die Behauptung im ersten Satz dieses Zitats ist nachweislich falsch. Ein Blick auf z.B. die Internetpräsenz des Erzbistums Köln (dort: "Verwendung der Kirchensteuer 2009") zeigt, daß für die in Ihrem Artikel genannten karitativen Zwecke gerade einmal 9,7 Prozent des Kirchensteueraufkommens verwendet werden. Demgegenüber werden aber etwa zwei Drittel der Einnahmen der beiden Großkirchen aus der Kirchensteuer für die Bezahlung von Pfarrern und Kirchenpersonal aufgewendet (Quelle: Internetseite des IBKA, dort "Kirche und Geld"). Von einer Verwendung der Kirchensteuer "in erster Linie" für karitative Zwecke kann also beim besten Willen nicht die Rede sein.
Der Artikel zeigt aufs Neue die bereits in der Berichterstattung zum Thema "Pro Reli" Anfang dieses Jahres hervorgetretene massive kirchenfreundliche Haltung Ihres Blattes. Gerade im zeitlichen Zusammenhang mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest und der traditionell damit verbundenen "christlichen Wohlfühlstimmung" kann die o.g. Behauptung erkennbar nur einen Zweck verfolgen, nämlich Kirchenmitgliedern, die eigentlich nicht religiös sind und möglicherweise über einen Austritt nachdenken, eine Begründung für ihren weiteren Verbleib in Kirche zu geben.
Denn "die Betreuung von Kindern, Alten, Kranken und Behinderten" zu unterstützen kann in der Tat nicht falsch sein. Um dies zu tun ist die Kirchensteuer jedoch wie gezeigt zum weit überwiegenden Teil der falsche Weg. Richtig muß es also heißen:
"Tatsache ist, daß derjenige, der möglichst effektiv Kindern, Alten, Kranken und Behinderten helfen möchte, dies am besten dadurch bewerkstelligt, daß er aus der Kirche austritt und die ersparte Kirchensteuer direkt entsprechenden wohltätigen Organisationen zukommen läßt. Man muß kein Atheist sein, um dies zu erkennen."
Es gibt doch einige gute überregionale Erzeugnisse.
Zwei Probleme bleiben aber.
Erstens reicht eine einzige Quelle nicht aus - man braucht unbedingt mehrere Periodika und zweitens sieht es bei regionalen Informationen in den meisten Städten ganz mau aus.
So kommt man als Hamburger kaum drum herum das „Hamburger Abendblatt“ zu lesen.
Immerhin ein Springer-Blatt, das unverhohlen CDU-Propaganda macht und freundlichst jede Menge Pfaffen zu Wort kommen läßt.
Außer Boulevard gibt es aber NICHTS anders auf dem Tageszeitungenmarkt in der Pressestadt-Hamburg.
In der Hauptstadt hat man die Auswahl zwischen „Berliner Zeitung“ und „Tagesspiegel“.
Erstere ist mit einer Auflage von 160.000 die meistgelesene „seriöse“ Tageszeitung der Millionenstadt. Herausgeber Uwe Vorkötter hat gute Verbindungen zur Frankfurter Rundschau. Dennoch ist die überregionale Bedeutung nahe Null.
Der Tagesspiegel aus dem Hause Holtzbrinck druckt lediglich 140.000 Exemplare, hat aber mit dem Hamburger Wochenblatt „DIE ZEIT“ einen sehr starken Kooperationspartner.
Das zweitgrößte „seriöse“ Blatt wird noch am ehesten bundesweit akzeptiert.
Herausgeber Giovanni di Lorenzo ist hauptberuflich ZEIT-Chefredakteur.
Verglichen mit der Auflage der Münchner (1,2 Mio Einwohner) „Süddeutschen Zeitung“ von 450.000 sind die Berliner Zahlen für eine 3,5 Millionen Einwohner-Stadt natürlich ein Armutszeugnis.
Selbst das qualitativ bescheidene Hamburger Abendblatt verkauft in der 1,8 -Millionenstadt 250.000 Exemplare täglich.
Als Tagesspiegel-Leser kann man sich leider aber auch nicht darauf verlassen, daß nur seriöse und überprüfte Informationen aus der Holtzbrinck-Druckerei strömen.
Insbesondere beim Thema „Kirche“ wird unter den Fittichen di Lorenzos Schönfärberei betrieben.
In der „ZEIT“ findet man solche Desinformationen übrigens nicht, oder zumindest fast nicht.
Offenbar hat die Hamburger Redaktion unter der Ägide von Helmut Schmidt, Theo Sommer und in erster Linie Marion Gräfin Dönhoff einen höheren journalistischen Standard erreicht.
Die Ärger-Frequenz ist im Tagesspiegel viel höher.
Als Beispiel sei der schon erwähnte im gedruckten Tagesspiegel vom 23.12.2009 erschienene Artikel
In den Kirchen wird es klamm. Auch katholische und evangelische Gemeinden leiden unter der Wirtschaftskrise. Doch einige Probleme sind hausgemacht
genannt.
Mir liegt eine Leserzuschrift des besorgten Berliners „NoMercy2010“ vor, den ich hier veröffentlichen möchte:
Zum Artikel "In den Kirchen wird es klamm" im Tagesspiegel vom 23. Dezember 2009, S. 15:
Sie schreiben: "Tatsache aber ist, daß die Einnahmen der Kirchensteuer in erster Linie in die Betreuung von Kindern, Alten, Kranken und Behinderten fließen. Man muß kein Christ sein, um das zu unterstützen."
Die Behauptung im ersten Satz dieses Zitats ist nachweislich falsch. Ein Blick auf z.B. die Internetpräsenz des Erzbistums Köln (dort: "Verwendung der Kirchensteuer 2009") zeigt, daß für die in Ihrem Artikel genannten karitativen Zwecke gerade einmal 9,7 Prozent des Kirchensteueraufkommens verwendet werden. Demgegenüber werden aber etwa zwei Drittel der Einnahmen der beiden Großkirchen aus der Kirchensteuer für die Bezahlung von Pfarrern und Kirchenpersonal aufgewendet (Quelle: Internetseite des IBKA, dort "Kirche und Geld"). Von einer Verwendung der Kirchensteuer "in erster Linie" für karitative Zwecke kann also beim besten Willen nicht die Rede sein.
Der Artikel zeigt aufs Neue die bereits in der Berichterstattung zum Thema "Pro Reli" Anfang dieses Jahres hervorgetretene massive kirchenfreundliche Haltung Ihres Blattes. Gerade im zeitlichen Zusammenhang mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest und der traditionell damit verbundenen "christlichen Wohlfühlstimmung" kann die o.g. Behauptung erkennbar nur einen Zweck verfolgen, nämlich Kirchenmitgliedern, die eigentlich nicht religiös sind und möglicherweise über einen Austritt nachdenken, eine Begründung für ihren weiteren Verbleib in Kirche zu geben.
Denn "die Betreuung von Kindern, Alten, Kranken und Behinderten" zu unterstützen kann in der Tat nicht falsch sein. Um dies zu tun ist die Kirchensteuer jedoch wie gezeigt zum weit überwiegenden Teil der falsche Weg. Richtig muß es also heißen:
"Tatsache ist, daß derjenige, der möglichst effektiv Kindern, Alten, Kranken und Behinderten helfen möchte, dies am besten dadurch bewerkstelligt, daß er aus der Kirche austritt und die ersparte Kirchensteuer direkt entsprechenden wohltätigen Organisationen zukommen läßt. Man muß kein Atheist sein, um dies zu erkennen."
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