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Dienstag, 19. Mai 2009

Relationen

(Dieses ist mein 700. Posting.)

Kardinäle gelten im Allgemeinen schon als relativ papsttreu.
Sie sind die konservative Speerspitze der Episkopate.

Bei genauerer Betrachtung gibt es allerdings Nuancen.
Auf der nach extrem rechts offenen Richterskala erreichen Mitglieder der Römisch-katholischen Kirche immer neue Maximalwerte.
Kreuznet, die Hetzplattform der irren Piusse und anderer Sektierer ist beispielsweise so weit abgedriftet in Antisemitismus, Naziverherrlichung, Homophobie und Illiberalität, daß aus deren Perspektive so mancher Kardinal als linksradikaler Luftikus gilt.

Unter der Überschrift „Kriechen trotz Übergewicht“ vermeldeten die braunen Pius-Freunde im Januar 2009 über Karl Kardinal Lehmann:
Der altliberale Bischof von Mainz hat die Aufhebung der Lefebvre-Exkommunikation erwartungsgemäß als „Katastrophe“ bezeichnen. Jetzt fordert er vom Papst kaltschnäuzig eine Entschuldigung…(..) Während er in seiner eigenen Diözese seit Jahren die altliberale Anarchie fördert, fordert der Kardinal „Konsequenzen für die Verantwortlichen der Entscheidung“.

Mit der Parole „Der Judas von Berlin“ zogen die Ultrakatholischen gegen Georg Kardinal Sterzinsky zu Felde:
„Die Eiterbeule der bischöflichen Fäulnis bricht auf: In einem empörenden Interview ist ein infamer Kardinal dem Heiligen Vater in den Rücken gefallen.“

Das alles ist aber noch harmlos gegen den Hass, den Christoph Kardinal Schönborn regelmäßig bei den Ratzingerophilen freisetzt; ihm wurden schon weit über 300 Artikel gewidmet.
Die Koprolalie der Ultrapapsttreuen läuft hier erst richtig heiß:
Häretiker, Diözese im Sumpf, Vom Glauben abgefallener Altliberaler. Ganz oben in der Hierarchie der kirchlichen Befürworter der straflosen Kindervernichtung thront der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Das gesamte Christentum und die christliche Glaubenslehre wird in der Welt des Kardinals zur Absurdität. Bischof mit viel Bauchumfang und wenig Rückgrat.
Im April 2008 montierte die Hetzredaktion den Kopf des “Verbrechers” in SM-Bilder von “homounzüchtigen Perversen”.

Im Lichte dieser Attacken wirken die Kardinäle schon fast wieder sympathisch in ihrer vermeidlichen Liberalität.
Aber Vorsicht!
Das ist ein Irrtum, weil man nicht einkalkuliert, wie pervers und faschistisch die Vatikan-Epigonen tatsächlich sind: Jemand, der aus ihrer Sicht als linksextrem gilt, ist für Menschen mit Gehirn immer noch ein Rechter, der von Toleranz und Liberalität wenig bis gar nichts hält.

Der sogenannte „altiberale“ Kardinal Lehmann lieferte dafür jüngst einen beeindruckenden Beweis.
Er sollte zusammen mit einem Juden, einem Protestanten und dem bekannten Journalisten, Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Regisseur, Poet, Islamwissenschaftler und vielfach preisgekrönten Publizisten Navid Kermani aus der Hand Roland Kochs den „Hessischen Kulturpreis“ unter dem Motto „interreligiöse Toleranz“ bekommen.

Das ging zu weit. Die Vorstellung zähneknirschend einen Juden und einen Evangelen zu ertragen war das Äußerste.
Aber mit einem MUSLIM zusammen?
Das war für den Kardinal zu viel der Toleranz.
Mit dem zusammen auf einer Bühne?
"Never", dachte sich da der Mainzer Bischof und zeigte damit was katholische Toleranz bedeutet:
Lippenbekenntnis für Sonntagsreden, das aber im Ernstfall nichts wert ist.

Und so ein Kardinalsarm ist lang; lang genug, um in die Hessische Staatskanzlei zu greifen und Kermani abschießen zu lassen.
In seinem Protestschreiben an Koch nörgelte der Mainzer Bischof laut SPIEGEL:
Er bezweifelte grundsätzlich Kermanis Preiswürdigkeit. Der habe zwar ein "großes Verzeichnis von Auszeichnungen" und Preisen vorzuweisen. "Aber - lassen Sie mich dies wenigstens fragen: ist es mit 41 Jahren schon ein Lebenswerk, das die Auszeichnung eines hessischen Kulturpreises verdient?", so der 73-jährige Kirchenmann.

Der so Gescholtene ist nicht wirklich überrascht

Spiegel: Herr Kermani, Sie sollten als Muslim neben einem Katholiken, einem Protestanten und einem Juden mit dem Hessischen Kulturpreis ausgezeichnet werden. Nun sind's nur noch drei; die Preisverleihung am 5. Juli soll ohne Sie stattfinden. Ist der Dialog der Religionen in Hessen gescheitert?
Kermani: Gescheitert ist der Dialog mit den beiden Kirchenvertretern, weil diese nicht mit mir ausgezeichnet werden wollen….(….) Für die christlichen Beteiligten scheint die Voraussetzung für ein Gespräch mit mir zu sein, dass ich mich zum Glauben an den gekreuzigten Jesus bekenne. Das ist doch absurd. Toleranz kann nicht bedeuten, nur das zu tolerieren, an das man selbst glaubt. Ich verlange auch nicht von Kardinal Lehmann, dass er sagt, Mohammed war ein Prophet. Dann wäre er ein Muslim, und wir könnten zusammen nach Mekka pilgern.
SPIEGEL: Ist das Miteinander der Religionen, das der Preis würdigen wollte, nun selbst ad absurdum geführt?
Kermani: Die Positionen sind klar geworden, und eine Erkenntnis bleibt: Die Trennlinien verlaufen nicht zwischen den politischen Hütern der Meinungsfreiheit auf der einen Seite und den Religiösen auf der anderen Seite. Ich bekomme viel Zuspruch auch aus christlichen Kreisen. Wer sich an meiner Position stößt, predigt eine Toleranz, die sich selbst erledigt hat. Man vergibt doch nicht einen Preis, um die Toleranz zu fördern, und schließt dann einen Preisträger aus, weil der es wagt, seine Wahrheit, die niemanden überraschen kann, auszusprechen. Scheinheilig ist dafür gar kein Ausdruck.

Und womit sagt Navid Kermani das? Mit RECHT!

Kermani, den der Spiegel als geradezu idealtypischen Preisträger ansieht - Mitglied der deutschen Islamkonferenz, gebildet, tolerant, multikulturell, daheim in zwei Kulturen und in der Lage, Brücken zu bauen, ohne seine eigene Identität aufzugeben - ist für die Christenfürsten immer noch zu unwürdig.

Kardinal Lehmann ist ganz auf Vatikanischer Linie:
Extra Ecclesiam Nulla Salus.

Ja, wir sind tolerant und reden mit jedem!
Natürlich unter der Voraussetzung, daß die Nichtkatholiken einsehen, daß sie wertlos sind und anerkennen, daß die Katholische Kirche immer Recht hat.

Wer das nicht einsehen will, ist subhumanes Pack.

So sehr ich Navid Kermani und insbesondere seine großartige Frau, die Islamwissenschaftlerin und Journalistin Katajun Amirpur schätze: Dialog der Religionen?
Ihr seid doch auch religiös. Toleranz kann es erst geben, wenn man sich zum Atheisten weiter entwickelt hat.
Ein Strenggläubiger ist a priori davon überzeugt etwas Besseres als die anderen zu sein.

Und ein „Hessischer Kulturpreis“? Aus der Hand des Oberhetzers Roland Koch, des Masters der vermeidlichen „jüdischen Vermächtnisse“ und der „Wo-kann-man-hier-gegen-Ausländer-unterschreiben?“-Kampagne?
Den Preis überließe ich großzügig dem Kardinal.

Soll er sich mit der Koch’schen Auszeichnung für sein „Eintreten für einen respektvollen und toleranten Umgang zwischen den Glaubensgemeinschaften“ schmücken.

Was dieser Preis wert ist, hat Lehmann perfekt demonstriert:
Null und Nichts!

Aber auch der vom kirchlich kuschenden Koch ausgeschlossene Kermani trat in der "FAZ" vom letzten Freitag noch einmal nach:

"Sehr geehrter Herr Koch, ich hoffe, dass Sie sich wenigstens schämen.
Mit freundlichen Grüßen aus dem katholischen Köln, Navid Kermani."

Das dürfte wohl ein frommer Wunsch bleiben - wenn ein Mensch in Deutschland garantiert über kein Mikrogramm Schamgefühl verfügt, dann ist es Roland Koch!

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß auch Lehmanns Co-Preisträger, der ehemalige Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Peter Steinacker, 65, gegen die Ehrung Kermanis bei Koch protestierte.
Der Vierte im Bunde, Salomon Korn, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hatte keine Einwände.
Ja, die lieben Christen und ihre Toleranz.

Die Preisverleihung verschob die hessische Staatskanzlei gestern übrigens vom 5. Juli 09 auf den Herbst.
Bis dahin soll in Vergessenheit geraten, daß man mit dem Toleranzpreis seine Kermani-Intoleranz bewiesen hatte.

Dieser schrieb anschließend an die Jury:

Gern stehe ich Herrn Professor Korn, Herrn Kardinal Lehmann und Kirchenpräsident a.D. Herrn Professor Steinacker für ein privates Gespräch zur Verfügung. Das habe ich immer getan und werde ich weiterhin tun. Das Kuratorium mit Ministerpräsident Koch an der Spitze irrt allerdings, wenn es meint, den Streit auf eine Meinungsverschiedenheit unter den nominierten Preisträgern reduzieren oder gar mit einem Konflikt zwischen den Religionen selbst begründen zu können. Der Vorgang und hier insbesondere die willfährige Reaktion des Ministerpräsidenten auf den diffamierenden Brief von Herrn Kardinal Lehmann offenbart ein problematisches Verhältnis von Staat und Kirche im Bundesland Hessen, das mit einem säkularen Gesellschaftsmodell nicht zu vereinbaren ist.
Navid Kermani, Köln, den 18. Mai 2009

Recht hat er!

Jury-Mitglied Helmut Seemann beantwortete im Deutschlandradio die Frage
„wen davon halten Sie denn nach all dem Hin und Her wirklich noch für preiswürdig?"
mit:
„ Eigentlich nur noch Navid Kermani…(..) ich bin mir bei Kermani immer ganz sicher gewesen, dass er wirklich eine Persönlichkeit ist, der man diesen Preis geben kann“

Also dem Mann, der von Koch als einziger den Preis NICHT bekommt!

8 Kommentare:

Oberclown hat gesagt…

Die Welt ist eindeutig verrückt geworden. Nicht nur, dass Ratzinger neulich gemeint hat der Welt Kondome erklären zu müssen, nein jetzt vergibt auch noch Roland Koch Preise für Toleranz. Was kommt als nächstes? Der Verband der Milchviehalter ruft zum Veganismus auf? Oder die Josef Ackermann Medallie für angemessenes Verhalten vor Gerichtssäälen? Die George W. Bush Auszeichnung für Völkerverständigung?

Oolon Coluphid hat gesagt…

Gratuliere zum 700. Artikel.

Und danke, dass Du mich in Deiner Linkliste augenommen hast.

@Oberclown

und schon wieder treffen sich unsere Wege...

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@Oberclown!

Ich glaube Du kannst Deinen Namen abgeben. Die Realität ist besser als jede denkbare Clownerie!
Merkel hat übrigens tatsächlich die Nominierung Helmut Kohls für den Friedensnobelpreis unterstützt. Der hat ihn bekanntlich aber NICHT bekommen - immerhin ja schon was.
Daß diese Kermani-Causa irgendwie nicht so ganz werbeträchtig für Koch und seine FDP-Epigonen in Hessen gelaufen ist, scheint sich aber inzwischen rumzusprechen. Die Feuilletons der großen überregionalen Zeitungen schreiben doch jetzt einiges dazu. Kommen zwar langsam in Gang, aber wie man hört, soll auch die FAZ morgen noch mal einiges dazu bringen.

@ Oolon Coluphid!
Danke und Danke gleichfalls.

PS: Nachdem ich das jetzt auch noch mal gelesen habe, sind die Schreibfehler (hoffentlich) auch alle raus - vielleicht sollte ich meine Texte zukünftig ruhig noch mal korrekturlesen, BEVOR ich sie poste.


;)
Tammox

Oolon Coluphid hat gesagt…

Das mit den Rechtschreibfehlern passiert mir auch, nobody is berfeckt...

jakebaby hat gesagt…

'Was kommt als naechstes?'

Zum Beispiel, dass das Merkel den Menschen die bei Maischberger reinschaun gerade erzaehlt hat, das 'Es, mit einer genialen Ausrede die Stasi hat abblitzen lassen.

Soll jetzt mal noch jemand was ueber ihre DDR-Vergangenheit sagen.

Dieser Bloedsinn reicht in Deutschland durchaus um sie als Heldin im Kampf gegen die Unterdrueckung in der DDR zu feiern.
http://www.netzeitung.de/politik/deutschland/1360020.html

Gruss

J.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Tja JAKE - unser schlaues Angie!

Nun wird es aber schwer noch überrascht zu werden....


LOL
T

Max Headroom hat gesagt…

Einen (leicht verspäteten) aber dennoch allerherzlichsten Glückwunsch zum 700sten auch von mir :)

Tolerant aus dem Lager der gewichtigen Bibelumblätter ist eben schwer zu finden. "Nimm mich ! Aber 'das' da kommt weg !" . Und dabei schön-brav weiterhin auf "unser christliches Erbe" pochen und über Vernunft und Toleranz predigen ? Dafür hat man natürlich genug Resourcen übrig. Doch sobald man an einem Tisch mit Menschen kommt, die sich ein "etwas anderes" Bild eines Superwesens vorstellen, dann bricht die Hölle auf Erden ein und man krabbelt lieber tief beleidigt und grummelnd in seine dunkle Mittelalterhöhle zurück.

Es ist wahr, Kermani hat ein echtes Rückgrat aus Edelstahl bewiesen, wärend Lehmann sich mit einer Schmollmiene zurückzog und heulend den Untergang des Weltreiches verkündet ... äh ... die "Tolerant mit jüngeren Menschen" in die nächstbeste Mülltonne wirft.

Und wieder zeigt sich, dass die "so oft bewiesenen" Überwesen Allah, Gott, JHWH, Zeus, Yoda, Wicca und wie sie alle heissen, sich einen feuchten Kehricht drumm kümmern, was ihre hoch angesehenen (+ hoch dotierten) Angestellten hier unten anstellen. Aber wir wissen ja... auch als allmächtiges, allwissendens und allfurzendes Wesen kann man mal einen kleinen Fehler begehen.

An dieser Stelle hätte ich gerne ein paar Links von Tammox hier eingefügt, welche die Fehler aufzeigen, aber aufgrund der gigantischen Fülle unterlasse ich das lieber :)

@Oolon
Fonn wällchen Fehlan spricht iir denn ? Ich sähe kaine.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Ju, Danke für die Glückwünsche.

Das mit Gottes Bodenpersonal ist immer leicht gehetzt.
Da tummeln sich so viele Kinderschänder, Perverse, Sadisten, Rechtsradikale, Xenophobe, Homophobe, Antisemiten und sonstige Apologeten des Hasses, daß nur allzu gerne gesagt wird, daß sich Jesus um Grab umdrehen würde, wenn er denn in einem Grab läge.

Sorry, da muß ich jetzt auch mal mit einem Nazi-Vergleich kommen:
Das erinnert mich immer an den Spruch aus dem dritten Reich „Wenn DAS der Führer wüßte!“. Jaja, unter der Gestapo und SS mag es den ein oder anderen Exzess gegeben haben, aber Hitler haben sie doch alle adoriert.

Ich glaube, daß dieser Spruch genauso falsch ist, wie auch der Glaube an die Güte Gottes falsch ist.
Mal abgesehen davon, daß es Gott gar nicht gibt - aber selbst diese imaginäre Vorstellung ist ja „NICHT GUT“ - im Gegenteil, in der Bibel ist explizit von einem grausamen, rachsüchtigen und sadistischem Gott die Rede. Der ist eifersüchtig, läßt unschuldige Kinder killen, ergötzt sich daran seinen eigenen Sohn sterben zu sehen - obwohl ja SEINE Schöpfung mißlungen ist etc. pp.

Geht es nach der Bibel, ist GOTT ein Terrorwesen, der die perversesten Übel gutheißt.

http://tammox.blogspot.com/2008/03/antihumanistische-christen.html

Und falls dem lieben Gott diese Interpretation nicht passt, kann er ja gerne mal rauskommen und zum Beispiel den ein oder anderen Blitzstrahl auf seine Kinderficker-fördernden Kardinäle abschießen.

Da er das nicht tut, stimmt er entweder der perversen Bande im Vatikan zu, ODER er ist einfach unfähig und kann nicht eingreifen - oder ES GIBT IHN NICHT.

Aber wie auch immer man es nimmt - gut weg kommt er nicht.

LG

T

PS: Sooooo viele Fehler waren es nun auch nicht - ich hatte da mal ein Wort zu viel oder einen falschen Artikel. Aber WENN ich meine Postings noch mal lese - wozu ich oft nicht komme - versuche ich schon alles zu korrigieren.
Ich bräuchte einen Lektor….und einen Verlag….und einen Geldgeber….GOTT hilf doch mal!
Ich will auch reich werden!