Donnerstag, 3. Januar 2008
Größtes Lob für George W.
Ja doch, ganz recht – ich will auch mal was NETTES über den amerikanischen Präsidenten schreiben!
Das kommt zwar nicht so ganz aus meinem Herzen, aber immerhin lehne ich mich an einen Artikel aus der heutigen Süddeutschen Zeitung an und die SZ schätze ich außerordentlich.
Ich meine den Gastkommentar „Außenansicht“ von John Hulsman. Als vollkommen neutral kann man ihn vielleicht nicht bezeichnen, da er ein konservativer Außenpolitik-Analytiker ist und zudem auch noch Republikaner – also Mitglied der Bush-Partei GOP (Gay Old Party).
Sich auf einen Mann aus Bushs Partei zu berufen ist beim loben nicht gerade die seriöseste Methode – aber hey; ich rede immerhin von George W. – da ist es schon erstaunlich, daß man überhaupt jemanden findet, der ihn nicht ausschließlich in Grund und Boden verdammt für seine politische Unfähigkeit, seinen miesen korrupten Charakter, seine abartige Moral, seine ekelerregende Selbstgewissheit, seine fiese überhebliche Religiosität und seine brutale alle Maße sprengende Dummheit.
„Worst president ever“ scheint ja auch das Etikett zu sein, das er sich redlich verdient hat in den letzten sieben Jahren im Amt.
Aber noch einmal – ich möchte ausgewogen bleiben – daher also heute John Hulsman, der NICHT sagt, daß Bush der schlechteste Präsident aller Zeiten ist – nein; er – Hulsmann – glaubt tatsächlich, daß es NOCH ÜBLERE Typen in dem Job gab!
Klar – wie jeder Mensch mit mehr als drei Gehirnzellen gibt auch Hulsmann zu, daß Bush sicher zu den schlechtesten Präsidenten aller Zeiten zu rechnen ist – das KANN man ja auch nicht bestreiten, aber indem er zusätzlich ein paar noch schlimmere Versager auflistet, spricht er schon Bush das größtmögliche Lob aus – oder nicht?
Politische Vergleiche hinken ja immer und man kann schwer einen Untermenschen des 21.Jahrhunderts, wie den derzeitigen Oval Office-Besetzer mit Vorgängern aus der prä-globalisierten, prä-technisierten Ära vergleichen.
Versuchen wir es fairer weise mal:
James Madison, Amerikas vierter Präsident (1809 - 1817) zettelte mutwillig und besessen einen Krieg gegen England an, den er so derartig stümperhaft führte, daß 1812 die Briten Washington eroberten und dabei das Weiße Haus in Brand setzten.
Gut, Herr Hulsman – das ist schon eine bedenkenswerte Schlappe als Präsident. Immerhin wurde er ja noch mal wiedergewählt. Sehr lernfähig sind die amerikanischen Wähler also offenbar nicht. Zwei Jahrhunderte später, bei den Präsidentschaftswahlen 2004 haben sie sich die Suppe ja auch wiederholt eingebrockt.
Franklin Pierce, Amerikas 14. Präsident (1853 - 1857) zerrockerte vorsätzlich das fragile Gleichgewicht zwischen Nord und Süd. Er war ein Nordstaatler mit Sympathien für den Süden und setzte daher den Kompromiss von Missouri außer Kraft, der die Verbreitung der Sklaverei nach Westen begrenzte. In der Folge blieb dann die eigentlich entschiedene Frage der Sklaverei jedem einzelnen Bundesstaat überlassen und wurde so zurück ins politische Schlachtfeld geführt. Dadurch kam es zum amerikanischen Bürgerkrieg, der das 19. Jahrhundert durch seine unfassbaren Ausmaße prägte:
Von der damaligen Bevölkerung von 31 Millionen Menschen im Jahre 1860 dienten zwei Millionen in der Armee der Union, während sich 800.000 Soldaten der Konföderation anschlossen. Von diesen insgesamt fast drei Millionen Soldaten wurden über eine Million verwundet und mindestens 623.000 getötet. Kugeln und Krankheiten forderten zwischen 1861 und 1865 mehr Tote als alle anderen amerikanischen Kriege zusammengerechnet, vom Revolutionskrieg bis zum Vietnamkrieg. Die meisten Haushalte der damaligen Zeit verloren ein Familienmitglied, einen Bekannten oder einen Freund, was eine unauslöschliches Trauma für die amerikanische Kultur bedeutete.
OK – man muß schon sagen, alter Pierce – das war nicht so gelungen und ist schon durchaus Bush-artig zu nennen!
Schließlich gab es noch Andrew Johnson, den 17. Präsident (1865 - 1869). Im Streit um eine vom Kongress unterstützte Bürgerrechts-Erklärung für die Schwarzen ergriff er Partei für den weißen Süden. Insbesondere attackierte er Bemühungen, die gerade befreiten Sklaven zu schützen. Für diese halsstarrige versöhnungsfeindliche Position bekam er bei den Zwischenwahlen ein Megadesaster auf’s Auge gedrückt. Seine Reaktion war, daß er sich weigerte mit irgendjemanden zusammen zu arbeiten, der nicht explizit seiner Meinung war. Statt sich also nach dem verheerenden Bürgerkrieg um die amerikanischen Wunden zu sorgen, verschärfte Johnson alles, indem er jegliche konstruktive Arbeit verweigerte.
Auch nicht schlecht.
Ich sehe ein – es gibt immerhin ein paar US-Präsidenten, die in GWB’s Liga mitspielen und das dürfte das größte Lob sein, auf das Bush hoffen kann. Immerhin thront er nach dieser Ansicht nicht allein und uneinholbar an der Spitze des Versagertums.
Hulsman fasst das wie folgt zusammen:
Ein Präsident, der einen mutwilligen Krieg vermasselt, der Zustände auf den Kopf stellt, ohne sie durch Bleibendes zu ersetzen, dessen Mantra "Kurs halten" lautet und der es Fakten hartnäckig verwehrt, sich seiner Theorie in den Weg zu stellen - Präsident Bush vereint offensichtlich mehrere der unheilvollen Qualitäten anderer gescheiterter Präsidenten.
Welche tröstlichen Einbildungen auch immer er gebrauchen wird, um über den Tag zu kommen: Bush ist nicht Harry Truman; die Geschichte wird ihn nicht rechtfertigen. Eher wird er seinen Platz unter den unfähigen, leichtsinnigen, verbohrten Männern finden, die die amerikanische Republik an den Rand des Ruins geführt haben.
Stimmt.
Das kommt zwar nicht so ganz aus meinem Herzen, aber immerhin lehne ich mich an einen Artikel aus der heutigen Süddeutschen Zeitung an und die SZ schätze ich außerordentlich.
Ich meine den Gastkommentar „Außenansicht“ von John Hulsman. Als vollkommen neutral kann man ihn vielleicht nicht bezeichnen, da er ein konservativer Außenpolitik-Analytiker ist und zudem auch noch Republikaner – also Mitglied der Bush-Partei GOP (Gay Old Party).
Sich auf einen Mann aus Bushs Partei zu berufen ist beim loben nicht gerade die seriöseste Methode – aber hey; ich rede immerhin von George W. – da ist es schon erstaunlich, daß man überhaupt jemanden findet, der ihn nicht ausschließlich in Grund und Boden verdammt für seine politische Unfähigkeit, seinen miesen korrupten Charakter, seine abartige Moral, seine ekelerregende Selbstgewissheit, seine fiese überhebliche Religiosität und seine brutale alle Maße sprengende Dummheit.
„Worst president ever“ scheint ja auch das Etikett zu sein, das er sich redlich verdient hat in den letzten sieben Jahren im Amt.
Aber noch einmal – ich möchte ausgewogen bleiben – daher also heute John Hulsman, der NICHT sagt, daß Bush der schlechteste Präsident aller Zeiten ist – nein; er – Hulsmann – glaubt tatsächlich, daß es NOCH ÜBLERE Typen in dem Job gab!
Klar – wie jeder Mensch mit mehr als drei Gehirnzellen gibt auch Hulsmann zu, daß Bush sicher zu den schlechtesten Präsidenten aller Zeiten zu rechnen ist – das KANN man ja auch nicht bestreiten, aber indem er zusätzlich ein paar noch schlimmere Versager auflistet, spricht er schon Bush das größtmögliche Lob aus – oder nicht?
Politische Vergleiche hinken ja immer und man kann schwer einen Untermenschen des 21.Jahrhunderts, wie den derzeitigen Oval Office-Besetzer mit Vorgängern aus der prä-globalisierten, prä-technisierten Ära vergleichen.
Versuchen wir es fairer weise mal:
James Madison, Amerikas vierter Präsident (1809 - 1817) zettelte mutwillig und besessen einen Krieg gegen England an, den er so derartig stümperhaft führte, daß 1812 die Briten Washington eroberten und dabei das Weiße Haus in Brand setzten.
Gut, Herr Hulsman – das ist schon eine bedenkenswerte Schlappe als Präsident. Immerhin wurde er ja noch mal wiedergewählt. Sehr lernfähig sind die amerikanischen Wähler also offenbar nicht. Zwei Jahrhunderte später, bei den Präsidentschaftswahlen 2004 haben sie sich die Suppe ja auch wiederholt eingebrockt.
Franklin Pierce, Amerikas 14. Präsident (1853 - 1857) zerrockerte vorsätzlich das fragile Gleichgewicht zwischen Nord und Süd. Er war ein Nordstaatler mit Sympathien für den Süden und setzte daher den Kompromiss von Missouri außer Kraft, der die Verbreitung der Sklaverei nach Westen begrenzte. In der Folge blieb dann die eigentlich entschiedene Frage der Sklaverei jedem einzelnen Bundesstaat überlassen und wurde so zurück ins politische Schlachtfeld geführt. Dadurch kam es zum amerikanischen Bürgerkrieg, der das 19. Jahrhundert durch seine unfassbaren Ausmaße prägte:
Von der damaligen Bevölkerung von 31 Millionen Menschen im Jahre 1860 dienten zwei Millionen in der Armee der Union, während sich 800.000 Soldaten der Konföderation anschlossen. Von diesen insgesamt fast drei Millionen Soldaten wurden über eine Million verwundet und mindestens 623.000 getötet. Kugeln und Krankheiten forderten zwischen 1861 und 1865 mehr Tote als alle anderen amerikanischen Kriege zusammengerechnet, vom Revolutionskrieg bis zum Vietnamkrieg. Die meisten Haushalte der damaligen Zeit verloren ein Familienmitglied, einen Bekannten oder einen Freund, was eine unauslöschliches Trauma für die amerikanische Kultur bedeutete.
OK – man muß schon sagen, alter Pierce – das war nicht so gelungen und ist schon durchaus Bush-artig zu nennen!
Schließlich gab es noch Andrew Johnson, den 17. Präsident (1865 - 1869). Im Streit um eine vom Kongress unterstützte Bürgerrechts-Erklärung für die Schwarzen ergriff er Partei für den weißen Süden. Insbesondere attackierte er Bemühungen, die gerade befreiten Sklaven zu schützen. Für diese halsstarrige versöhnungsfeindliche Position bekam er bei den Zwischenwahlen ein Megadesaster auf’s Auge gedrückt. Seine Reaktion war, daß er sich weigerte mit irgendjemanden zusammen zu arbeiten, der nicht explizit seiner Meinung war. Statt sich also nach dem verheerenden Bürgerkrieg um die amerikanischen Wunden zu sorgen, verschärfte Johnson alles, indem er jegliche konstruktive Arbeit verweigerte.
Auch nicht schlecht.
Ich sehe ein – es gibt immerhin ein paar US-Präsidenten, die in GWB’s Liga mitspielen und das dürfte das größte Lob sein, auf das Bush hoffen kann. Immerhin thront er nach dieser Ansicht nicht allein und uneinholbar an der Spitze des Versagertums.
Hulsman fasst das wie folgt zusammen:
Ein Präsident, der einen mutwilligen Krieg vermasselt, der Zustände auf den Kopf stellt, ohne sie durch Bleibendes zu ersetzen, dessen Mantra "Kurs halten" lautet und der es Fakten hartnäckig verwehrt, sich seiner Theorie in den Weg zu stellen - Präsident Bush vereint offensichtlich mehrere der unheilvollen Qualitäten anderer gescheiterter Präsidenten.
Welche tröstlichen Einbildungen auch immer er gebrauchen wird, um über den Tag zu kommen: Bush ist nicht Harry Truman; die Geschichte wird ihn nicht rechtfertigen. Eher wird er seinen Platz unter den unfähigen, leichtsinnigen, verbohrten Männern finden, die die amerikanische Republik an den Rand des Ruins geführt haben.
Stimmt.
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