TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Sonntag, 5. Juli 2009

Fumpp!

Ist hier wie beim groundhog-day.
Hatte ich nicht gerade vorvorgestern was dazu geschrieben?

Da steht man gemütlich in seiner Küche, räumt ein bißchen die Lebensmittel ein und dann, zonk, flackern die Lichter und der Kühlschrank ächzt.

Man macht sich dann doch Sorgen - wer will schon gerne ohne Strom sein?

Aber - business as usual - es war nur Krümmel, das Rumpel-Atomkraftwerk, das gerade Mittwoch notabgeschaltet wurde und dann Freitag wieder hochfuhr: Es war nach nur ein paar Stunden am Samstagmittag schon wieder Schrott.

Man kennt das als Hanseat in der Stadt des Vattenfall-verliebten Ole von Beust, der unbedingt die HEW-Kernkraftwerke an windige Investoren verscheuern mußte.

„Ursache für den Zwischenfall war laut Betreiber Vattenfall Europe eine Störung in einem der beiden Maschinentransformatoren des Kraftwerks. Wie das für Atomaufsicht zuständige Kieler Sozialministerium unter Berufung auf Vattenfall mitteilte, kam es durch den Defekt am Trafo zu einer Unterspannung an zwei von vier Eigenbedarfsschienen des Kraftwerks.“
SPON

Das muß man eben abkönnen in einem Bundesland, in dem der Urnenpöbel stoisch die Atomfanatiker von der CDU wählt.

Nach zwei Jahren Reparatur und Überprüfung des Reaktors in Krümmel gleich drei Pannen in den ersten 14 Tagen - wer jetzt noch glaubt, dass deutsche Atomkraftwerke sicher sind, glaubt womöglich auch an den Osterhasen, kommentiert Atomexperte Mathias Edler von Greenpeace. Die heutige Reaktorschnellabschaltung ist aufgrund bisher nicht erkannter, aber offenbar gravierender Sicherheitsprobleme erfolgt. Die Pannen zeigen, dass Atomkraftwerke nicht zu beherrschen sind. Sie sind ein enormes Sicherheitsrisiko und müssen abgeschaltet werden.
Greenpeace.


An das Gefühl immer am Rande eines GAUs zu balancieren, müssen sich jetzt auch Bulgaren und Rumänen gewöhnen.

In der Kleinstadt Belene an der Donau soll nämlich ein Atomreaktor entstehen.

Abgesehen davon, daß Atomkraft generell moralisch unverantwortlich ist, verwundert dieser Standort mehr als sonst:

1.) Bulgarien ist bereits jetzt zu 25% mit Strom überversorgt - so gewaltig sind schon die jetzt bestehenden Kapazitäten.

2.) Erstmalig werden in Belene Blöcke aus Russland des Typs AES 92 überhaupt irgendwo auf der Welt eingesetzt. Die russische Atomtechnik ist ja spätestens seit 1986 weltberühmt.

3.) Der Standort ist das erdbebengefährlichste Gebiet in ganz Europa.
Dazu die SZ:
In Panik liefen die Menschen zuletzt am 25. April aus ihren Häusern und blieben stundenlang im Freien - ein Erdstoß der Stärke 5,3 auf der Richterskala. Nichts Ungewöhnliches für die Gegend um die Atombaustelle. 111 Stöße verzeichnet der jüngste Bericht über die Erdbebentätigkeit binnen eines Jahres in der Region. An kaum einer anderen Stelle zwischen Lissabon und Moskau, Reykjavik und Istanbul, sind die seismischen Aktivitäten größer.
...Schon einmal plante Sofia an dieser Stelle einen Atommeiler, das war in den achtziger Jahren. Nach eindringlichen Warnungen stoppte das postkommunistische Kabinett 1997 den Bau. "Mehr als 400 Atomkraftwerke sind weltweit gebaut worden, aber keines liegt in einem seismisch so komplizierten Gebiet wie Belene", schrieb die Direktorin des Zentrallabors für Geodäsie der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften.

Nun lautet die naheliegende Frage:
Wer kann so dermaßen geistesgestört sein und sehenden Auges aus reiner Profitgier in ein zweites Tschernobyl laufen?
Es ist die deutsche RWE!
Der deutsche Stromkonzern investiert eine Milliarde Euro in das Projekt.
Der deutsche Stromkonzern wird aber nicht etwa wegen Gemeingefährlichkeit zwangsenteignet - seine Manager werden auch nicht geteert und gefedert, wie es eigentlich nötig wäre - nein, sie sind in einer Atomlobbygruppe organisiert, die zwar als höchst kriminell und verlogen gilt - aber sie haben eben auch viel Geld.

Mit Geld läßt sich allerlei politisches Wohlwollen kaufen.

Nicht von jedem - der zuständige Bundesminister Gabriel, sagt unmißverständlich was von dem Verein zu halten ist:

"50 Jahre Atomforum - das bedeutet ein halbes Jahrhundert Lug und Trug." Gabriel ließ in einer Pressemitteilung erklären: "Die Propagandazentrale der Atomkonzerne steht wie kaum eine andere Institution für das bewusste Verschweigen, Verdrängen und Verharmlosen der Gefahren, die mit der kommerziellen Nutzung der Atomenergie verbunden sind."
Der Richtungswechsel in der Energiepolitik, der Aufbruch in eine Energieversorgung ohne Öl und Atom - all das sei am Atomforum "nahezu spurlos vorbeigegangen".
Mit Abschalten des letzten Atomkraftwerks in Deutschland werde auch "das Deutsche Atomforum dort landen, wo es hingehört: auf den Misthaufen der Geschichte".

Na bitte, es gibt doch noch Politiker, die Richtiges klar aussprechen können.

Atomforums-Präsident Dr. Walter Hohlefelder darauf:
„Die schrille und hysterische Reaktion Gabriels spricht für sich selbst. Auch Deutschland wird um eine Neubewertung der Kernenergie nicht herumkommen.”
Klar: Die Industrie spekuliert darauf, dass nach der Bundestagswahl eine schwarz-gelbe Koalition den Ausstieg vom Atomausstieg vollzieht.

Unglücklicherweise ist da nämlich eine ostdeutsche Physikerin namens Merkel, die gegenüber Vernunft und Ehrlichkeit nicht empfänglich ist und noch am Mittwoch zur Feierstunde der Atom-Claqueure anrückte und ihr bundeskanzlerisches Gewicht - 71 % Zustimmungsrate! - der Atomlobby zur Verfügung stellte!

Gestern sind in Hamburg in Folge der im wahrsten Sinne des Wortes ALLTÄGLICHEN Pannen des Atomkraftwerks Krümmel nur 1500 der 1800 städtischen Ampeln ausgefallen, ein paar westliche Stadtgebiete waren ohne Strom, Wasserpumpen versagten, weswegen es auch noch zu Wasserausfall kam. Ein normaler Tag im Atomwahnzeitalter.

Aber Dank Merkel und der sie liebenden deutschen Wähler steigen unsere Chancen auf ein hübsches eigenes Tschernobyl mit Millionen Toten!

In der Merkelsprache heißt das:

Deutschland müsse auch darauf achten, sich nicht mit Sonderwegen in immer mehr Hochtechnologiebereichen wie der Atomkraft oder der Gentechnik seiner Möglichkeiten zu berauben, Geld zu verdienen.

Geld.

Das ist offensichtlich allemal wichtiger als Millionen Leben und Endlagerungsprobleme für tausende Generationen.

Andere Politiker sind ganz anderer Meinung.

"Wer heute, wie Angela Merkel glaubt, durch Höflichkeitsbesuche bei Jubelfeiern der Atomlobby punkten zu können, verspielt mutwillig die Zukunft", sagte Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vor der Veranstaltung. Grünen-Chefin Claudia Roth kritisierte das Eintreten von Union und FDP für eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke:
"Wie schon die Aufkleber auf den Atommüllfässern zeigen: Die Farben der Hoffnung für die Atomlobby sind Schwarz-Gelb".


Der Wähler hat dieses Jahr das Wort.

2 Kommentare:

Po8 hat gesagt…

Wieso haben sich die Hamburger nicht schnell die 25% der Bulgaren geholt, bevor alles schwarz wurde?

Interessant auch, dass die (gefühlte) Mehrheit das Atom nicht will, wir aber immer noch eines haben. Wie kann sowas in einer Demokratie passieren?

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Eine Demokratie sollte von der Idee her so funktionieren, daß alle Wähler frei, informiert und interessiert sind, um dann wohlüberlegt eine Wahlentscheidung zu treffen.

Aber für die Praxis gilt immer noch Helmut Kohls Weisheit:

„Die Wirklichkeit ist anders als die Realität!“

Will heißen:
Die Deutschen Wähler sind bedauerlicherweise komplett verblödet und benutzen beim Wählen eher nicht das Gehirn.
Viel lieber folgen sie tumben BILD-Zeitungs-generierten Intuitionen wer ihnen gerade sympathisch erscheint und die nettesten Wolkenkuckucksheime verspricht.

So ist das Leben.