Ach wie beherzt die Uckermarker Kanzlerdarstellerin jetzt zugreift, die deutsche Wirtschaft rettet und populistisch korrekt bei Gysi eingehakt davon spricht, daß Manager einen Tritt in den Hintern verdient haben:
Merkel schloss zudem gesetzliche Änderungen nicht aus, um Manager oder Aufsichtsräte in die Haftung zu nehmen.
Nun ja, die 1,5-Billionen-Milch ist vergossen und die der deutsche Michel goutiert die 500 Milliarden-Garantie des Bundes, wenn auch 20 Milliarden davon vermutlich in den Orkus gespült werden.
Das aktuellste Politbarometer stellt fest:
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) konnte ihren Vorsprung vor SPD-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier weiter ausbauen;
53 % : 31 %.
Auch die Beliebtheits-Top Ten wird angeführt weiterhin von Merkel.
Nun wissen wir also, wie man den Heuschrecken das Fürchten lehrt.
Sogar Friedrich Merz, der Hedge-Fonds-Anwalt („Mehr Kapitalismus wagen“), dessen Kanzlei ihrem Klienten Lone Star gerade noch für lächerliche 100 Mio die IKB ergattert hatte, in die der Steuerzahler gerade noch 10,7 Milliarden Euro gebuttert hatte, fraß bei Beckmann Kreide und sprach von besserer Regulation der Finanzwirtschaft.
Diese Managerhaftung ist das schon eine ganz passende Sache - denn wer würde nicht einsehen, daß die private Unantastbarkeit - das Wissen, daß eh immer andere die eingebrockte Suppe auslöffeln müssen, die Wurzel des finanziellen Amoks der Manager ist?
Der besonders dreiste Funke von der HRE, der Steinbrück so sehr in Rage brachte, daß er mit seinen lumpigen monatlichen ~ 47.000 Euro Pension in den Ruhestand gehen mußte, hätte sich in der Tat vorsichtiger ausgedrückt, wenn es um SEINE Kohle gegangen wäre, die er riskierte.
O-Ton Harald Petersen, Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger:
„Wenn Sie berechnen müssen, dass Sie Ihr Vermögen verlieren, dann sind Sie sehr viel vorsichtiger in dem, was Sie tun. Wenn Sie nichts weiter zu befürchten haben, dann gehen Sie auch sehr viel lockerer mit dem Geld anderer Leute um.“
Wohl war - und was hatte der gute Funke alles so rausgehauen - der SPIEGEL filetierte genüßlich dessen Aussage zum Kauf der Depfa-Bank durch die Hypo Real Estate vom 6.August 2007:
„Die Depfa ist eine der weltweit größten Staatsfinanzierer. Dieses Geschäft ist langfristig profitabel, sehr solide und mit ganz geringem Risiko“
Sagenhaft versagt, Herr HRE-Vorstandsvorsitzender.
Die taz: Depfa-Bank k.o., Bund haftet, Chef hat 100 Millionen Euro bekommen.
Wichtig zu wissen: Die Depfa hieß mal „Deutsche Pfandbrief- und Hypothekenbank“, saß in Hessen und lebte fette Überschüsse einfahrend von den Bundesländern, denen sie Kredite verschaffte.
Diese parasitäre Daseinsform auf Kosten der Steuerzahler war den Raffkes aber nicht profitabel genug - also setzten sie sich 2002 nach Irland ab, um Steuern zu sparen:
Geld in Deutschland verdienen war schick - aber der deutsche Steuerzahler sollte nichts davon haben und so drehte man ihm eine lange Nase und arrangierte sich auf der schönen grünen Finanzinsel der Bankseligen. 2008 hatten die Depfas unter HRE-Dach gierig so viel Derivate herunter geschlungen, daß sie platzen.
Der Jammer war groß und auf der Stelle erinnerte sich der Oberboss Funke nun wieder an den Steuerzahler in Deutschland - jenem suspekten Wesen, denen man in guten Zeiten den Arsch zugedreht hatte. Die Steuerzahler sollten nun bürgen und sie taten es bekanntlich.
Nein, ich glaube nicht, daß Funke und Co ganz so locker die Milliarden im virtuellen Finanzmarkt vertickt hätten, wenn sie ein persönliches Risiko zu tragen gehabt hätten.
Schade, daß dieser Zusammenhang nun erst offenbar wird.
Schade, daß allein die HRE an die 80 Milliarden Euro Garantien vom Bund brauchte, bevor mal jemand einfiel zu handeln.
Unglaublich diese Vollkaskomentalität in den Vorstandtsetagen! Wieso ist eigentlich nie vorher einer Bundesregierung eingefallen, daß man da auch mal jemand in Haftung nehmen sollte?
Leider funktioniert das kollektive politische Gedächtnis nur wenige Tage.
Sonst wüßte man vielleicht: In der Tat haben vorherige Regierungen genau dieses Problem erkannt und in der Tat hat Hans Eichel 2004 genau so eine Idee formuliert:
Der Gesetzentwurf war schon fertig. Danach sollten Spitzenmanager Schadensersatz leisten bei unrichtigen Angaben oder verschwiegenen Umständen und zwar bis zum vierfachen ihrer millionenschweren jährlichen Bruttovergütung. Eine Vollkasko-Versicherung für sie sollte nicht mehr möglich sein.
Der Grund weswegen wir so ein Gesetz nicht haben, das uns womöglich zig Milliarden Kosten erspart hätte, ist leicht auszumachen:
„Die Union war nicht bereit, der ging das zu weit, mitzumachen. Die FDP schon gar nicht, aber die hatten ja zusammen die Mehrheit im Bundesrat. Die Industrie ist regelrecht Sturm gelaufen.“
Diejenige welche Merkel, die nun liebesdienerisch buckelnd das Managerhaftungsrecht fordert, war vor vier Jahren diejenige, die genau das verhindert hatte.
Angestachelt wurde sie von ihrem Mega-Berater von Pierer. Panorama berichtete:
Ein Anführer der Front gegen die verschärfte Managerhaftung damals Siemens-Chef Heinrich von Pierer, den sein eigener Konzern inzwischen wegen des Schmiergeld- Skandals verklagen will. Pierer bescheinigte dem Eichel-Entwurf „völlig überzogene Haftungsregeln. Da wird doch unterstellt: Die Manager belügen die Öffentlichkeit. Das sind meines Erachtens großartige Ablenkungsmanöver von den wirklichen Problemen des Landes.“ Auch der Bundesverband der deutschen Industrie war gegen eine verschärfte Managerhaftung – und ist es auch heute noch.
Prof. Thomas Möllers, Wirtschaftjurist, Universität Augsburg:
„Das ist Lobbyismus pur. Das ist ganz klar, dass wenn von einem Ministerium ein sorgfältig ausgearbeiteter Entwurf noch nicht mal in den normalen parlamentarischen Gesetzgebungsprozess eingespeist wird und dann durch Lobbyismus vorher gestoppt wird, dann ist das ungewöhnlich. Der Hintergrund war natürlich die Angst der Manager, gerade der Vorstandsvorsitzenden, der Vorsitzenden der börsennotierten Unternehmen, persönlich haften zu müssen.“
So ist das mit den Deutschen: Merkel, die Mrs. NJET von 1998-2005, die durch ihre Megablockade viel von dem verursacht hat, was uns jetzt pressiert, ist nun die Lieblingspolitikerin.
Arme irre teutonische Wähler - vollkommen verblödet.
NACHTRAG:
UMFRAGE
Merkel profitiert von Finanzkrise
Die Union ist in der Gunst der Wähler wieder gestiegen. Laut "Stern"- und RTL-Umfrage steigerten sich CDU und CSU gegenüber der letzten Woche um zwei Prozent. Speziell auch die Kanzlerin bekam mehr Zustimmung.
16.Oktober 2008:
Und so mogelt sich die FDP weg:
Helden der Finanzkrise
4 Kommentare:
Wow.... du hast deine Hausaufgaben gemacht...:-) und zwar Gründlich!!!
Setzen: Eins ! weiter so...
Danke für die Blumen.
Gruß
T
Man hat elendig lange gebraucht um die private Insolvenz von einer maximal 30jährigen Dauer auf eine 7jährige wirtschaftliche Strafe ohne Freiheitsentzug runterzubrechen. Vergehen auf dem "Finanzsektor" hingegen, werden weiterhin mit Aufsichtsrats- und Vorstandsposten belohnt.
(Spitzen)Manager begründen ihre astronomischen Gehälter immer wieder gerne mit dem großen Risiko und der immensen Verantwortung, welche sie zu tragen hätten. Dass es sich hierbei nur um ein reines Lippenbekenntnis handelt, haben die Vorgänge der letzten Tage deutlich gezeigt.
Imho gehört das persönliche Risiko des Managers sowie des Politikers in Bezug auf seine Entscheidungen drastisch erhöht.
Wohl wahr - das richtig Gruselige ist dabei, daß das (wieder einmal) ein politisches Problem ist, das man kommen sehen hat.
Wie viele Leute haben genau davor gewarnt.
Nur: Wenn die Wähler nun offenbar begeisterter denn je sind von der Merkel und auch noch ausgerechnet die FDP, die nun wirklich massiv gegen jede Regulierungen und Manager-Haftung eintrat in demoskopischen Höhen bei 14 % umher schwebt, wird natürlich nichts passieren.
Westerwelle taucht eigentlich - außer in Klatschspalten und in der BUNTEn gar nicht auf und müßte entsprechend der fundamental gescheiterten FDP-Markt-Ideologie eigentlich demoskopisch irgendwo im Promillebereich dümpeln.
Das erinnert mich fatal an die Zeit um 2002, als weltweit jeder Experte, der ein bißchen was vom Nahen Osten und den arabischen Ländern versteht, vor dem Beginn des Irak-Krieges HAARGENAU DAS DESASTER prophezeite, das jetzt in Afghanistan und im Irak herrscht.
Von 500.000 bis 1.000.000 zivilen unschuldigen Toten mal ganz abgesehen.
Es KONNTE nur schief gehen - aber Blair und Bush rappelten dennoch sehenden Auges da hinein - unterstützt von Frau Merkel, die schleimspurziehend als Oppositionsführerin nach Washington rutschte - direkt auf rektalem Kurs gen GWB.
Und die Wähler?
Wählten 2004 Bush gleich noch mal und dann auch 2005 Merkel zur Kanzlerin!
Schade, wenn man doof ist!
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