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Donnerstag, 30. Oktober 2008

Die Wirklichkeit ist anders als die Realität

Alaska, die größte Exklave der Welt ist mir spätestens seit der US-Fernsehserie Ausgerechnet Alaska (Originaltitel: Northern Exposure) von 1990 extrem sympathisch.
Die Schöpfer Joshua Brand und John Falsey haben neben den „Sopranos“ wohl das beste Serienformat ever erschaffen.
Man kann ja nichts dagegen tun, dass gute Fiktion das Gehirn überlistet und die Realität überschreibt.
So funktionieren Vorurteile - in dem Fall ein Positives.
Alaska war für mich seit dem das „gute Amerika“ voller liebenswerter und skuriler Menschen, die man alle als Freunde haben wollte.
Das Blöde an Vorurteilen ist nur, daß sie ab und an mit der Realität kollidieren und dann muß eine von beiden Ebenen abrüsten, wenn man nicht in Schizophrenie verfallen möchte.

Es hat uns niemand gefragt
wir hatten noch kein Gesicht
ob wir leben wollten oder lieber nicht
hin und her
und hin und her gerissen
zwischen verstehen wollen handeln müssen

Und dann kam SARAH PALIN. Die hohle Nuss des Nordens mit dem politischen Durchblick eines senilen Maulwurfs.
Pfingstkirchlerin noch dazu, die dem Dispensationalismus anhängt.
Dazu Frances Fitzgerald: Anhänger dieser Lehre glauben, die Erde werde eines Tages durch eine Katastrophe gigantischen Ausmaßes untergehen. Dabei werden die Christen in einen Zustand der Verzückung geraten; Nichtgläubige aber werden vernichtet und Christus wird auf die Erde zurückkehren. Dispensationalisten erwarten sich von gegenwärtigen Ereignissen Zeichen, die das Herannahen der Endzeit ankündigen. Seit der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 - die Erfüllung einer biblischen Prophezeiung von der Rückkehr der Juden ins Heilige Land - sehen viele solche Anzeichen im Nahostkonflikt.
In Palins Heimatkirche klingt das so:
Larry Kroon, Pastor der Wasilla Bible Church, predigte vergangenen Juli, Gott werde vielleicht bereits diesen Herbst die Erde zerstören, indem er "ein neu erstarktes, reiches und mächtiges kommunistisches Russland wieder auferstehen lasse."
Pastor John Hagee predigte letztes Jahr im Juneau Christian Center, Hitler sei ein Werkzeug Gottes gewesen, mit dem er die europäischen Juden zwingen wollte, nach Palästina zu übersiedeln.
Dementsprechend ist Frau Palin auch entzückt vom Irakkrieg; gern schickt sie ihren eigenen Sohn dorthin.
Zwar weiß sie nicht was die „Bush-Doktrin“ sein könnte - aber auf jeden Fall war das Gottes Wille. Palin bat daher im Sommer öffentlich dafür zu beten, daß die "nationalen Führer die US-Soldaten zur Erfüllung eines Auftrages entsenden, der von Gott gewollt ist. Denn dafür sollten wir unbedingt beten: Dass es einen Plan gibt und dass dieser Gottes Plan ist."

Nun kann ja auch ein liebenswerter Staat den ein oder anderen Plattkopp hervor bringen, der gerne coram publico großen Unsinn verzapft.
Aber man sollte solche Menschen entweder herzlich auslachen, oder sie sofort wieder zurück in ihre Gummizelle bringen - da wo sie hingehören.

Die Alaskaner gingen da einen anderen Weg, der doch recht grotesk ist.
Sie wählten Palin zu ihrer Chefin.

Ist Wahnsinn eigentlich ansteckend?

Macht verrückt was euch verrückt macht
mit Kissen vor der Stirn
und in mir drin ein Vakuum
geh ich durch Straßen voller Menschen dieser Stadt
und frage mich wo ich gern wäre
wo fang ich an? Gähnende Leere
wenn ich schon immer Nichts mit was drumrum gewesen war
dann mach ich mir `n Schlitz ins Kleid und find es wunderbar

Ist das eigentlich ein Einzelfall?
Gucken wir doch mal.
Wie jeder US-Staat schickt auch Alaska zwei Senatoren in den US-Senat; also EIN Senator pro ~ 330.000 Einwohner.
Senatoren mit dem gleichen Stimmengewicht, wie eine Hillary Clinton, die für 10 Millionen Bürger aus NY steht.
Kalifornische Senatoren gibt es gar nur einen pro 18 Millionen Bürger.

Senatoren aus Alaska sind zum einen Ted Stevens, der schon volle 40 Jahre im US-Senat hockt.
Auch er Republikaner und auch er - wie seine Gouverneurin Palin - des Amtsmißbrauchs überführt.
SPON: Rund eine Woche vor den Wahlen in den USA ist der republikanische Senator Ted Stevens wegen Korruption verurteilt worden. Der Politiker aus Alaska wurde für schuldig befunden, den US-Senat über die kostenlose Renovierung seines Hauses und andere Geschenke eines reichen Öl-Unternehmers angelogen zu haben.

Die zweite Senatorin ist Lisa Murkowski, seit 2002 im Amt und - oh Überraschung - Republikanerin. Zu dem Job kam sie, indem sie ihren Vater Frank Murkowski beerbte, der ihr den Senatssitz übertrug, als er selbst Gouverneur wurde.
Was sie für den Job befähigt, ist ebenso rätselhaft, wie die Frage nach Sarah Palins VP-Qualifikation.
Von Murkowski selbst heißt es auf ihrer Webseite:
She enjoys spending time with her family, skiing, fishing, camping, and actively participating in community outreach programs.
Ihr Stimmverhalten im Senat ist…wie soll ich es sagen……alaskanisch:

-against S.C. Resolution 83, intended to bolster energy security and lower energy-related environmental impacts
-against an amendment to S. 728 which would make the Army Corps of Engineers more accountable
-for the environmental and economic impacts of their projects
-for oil drilling in ANWRfor offshore oil and gas drilling.

Der vierte wichtige Politiker aus Alaska ist der einzige Kongressabgeordnete des Staates:
Donald Edwin Young, im House seit 1972 und, ob man es glaubt oder nicht: Republikaner.
Auch gegen ihn wurde schon ermittelt:
On July 24, 2007, the Wall Street Journal reported that Young was under federal investigation for possibly taking bribes, illegal gratuities or unreported gifts from VECO Corporation, an Anchorage-based company.

Irgendwie passen die Vorlieben der alaskanischen Wähler nicht recht zu meinen proalaskanischen Gefühlen von Northern Exposure.

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