Wenn irgendwas so richtig nervt in diesem Sommer, so sind das diese spiddelärmigen, krummrückigen Epo- und Testosteron-Fresser, die zur Zeit in ihren albernen knallengen SM-Höschen durch Frankreich rasen.
Frei nach St. Florian würde ich sagen, daß die gerne so lange hechelnd durch südliche Sonnenländer sausen können, wie sie wollen – solange es nicht bei mir vor der Tür ist!
Nur muß man als GEZ-Zahler den Mist erstens finanzieren und zweitens auch noch ertragen, daß jede Zeitungs-Titelseite und jede Nachrichtensendung mit einem maximal geheuchelten „Oh Schock schwere Not – nun hat auch noch Stinkewitz gedopt“ beginnt.
Dadurch fühle ich mich belästigt!
Sport ist eh schon so doof, aber noch doofer ist Radfahren und am allerdoofsten ist das empörte Gesülze von Radfunktionären à la Scharping.
Frankreich ist vielleicht nicht die Welt, aber doch durchaus groß genug, um die Umrundung per Pedalkraft ein bisschen in Anstrengungen ausarten zu lassen – zumal permanent geiferige Zuschauer dabei hocken und einen angrölen. Bisschen anstrengender als mal eben zum nächsten Supermarkt ist das schon – und selbst das macht doch unsereins eigentlich mit dem AUTO! Aber auf so einem unbequemen Rennrad, das einen dabei auch noch zwangseunuchisiert, mutiert das doch zu einem sehr suboptimalen Vergnügen! Da kann man ja nicht mal in Ruhe zwischendurch Picknick machen oder mal einen Nachmittag auf einem LKW mitfahren!
Ich verweise auf einen netten Artikel aus der SZ vom letzten WE:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/629/123456/
„Medikamente für die Leistungsgesellschaft - Jeder wie er's braucht“
Untertitel: „Pillen, Blocker, Kokain: Eine ganze Gesellschaft ist auf Drogen - und erregt sich über gedopte Sportler. Das ist Heuchelei.“
Ballern wir uns nicht alle irgendwie zu? Frei nach dem Motto „Realität ist nur was für Leute, die nicht mit Drogen um gehen können“
Ein paar Schlagworte aus dem Artikel:
"Jeden Tag eine ASS 100! Das mache ich, seit ich 40 bin." Stress, Druck, Überlastung. So klagen die Stützen der Leistungsgesellschaft, wenn sie sich privat geben. Und nicht nur die. Angestellte, Arbeiter, Arbeitslose - alle fühlen sich permanent überlastet und überfordert. Eine Gesellschaft am Rande, immer kurz vor dem Burnout. Die Statistiken über Fehltage belegen das: Während die meisten Krankheiten, die zu Arbeitsausfällen führen, seltener werden, nehmen die psychischen Diagnosen zu.......Besonders beliebt ist pharmakologische Aufbauhilfe, dämpfen oder stimulieren - .........Unterstützung, Verhaltenstherapie oder Coaching bis hin zu Kursen, in denen die Selbstenthusiasmierung so lange eingeübt wird, bis es nicht mehr wehtut........Hausfrauen nehmen "Mother's little helper", alternde Männer Testosteron, Schüler Ritalin. Jeder wie er's braucht: aufputschen, runterkommen, wachbleiben, einschlafen. .....Kaum ein Konzernchef, Leitender Angestellter, Manager, Politiker -, der nicht mit Betablockern, Kalzium-Antagonisten, ACE-Hemmern oder Cholesterin-Senkern unterwegs ist. ..........Unser Land ist in den Händen von Leuten, die blockiert, gehemmt oder auf andere Weise runterreguliert sind und in ihrer Freizeit dann Stimulanzien brauchen oder über glühende Kohlen laufen....... Orchestermusiker schlucken vor Konzerten Tranquilizer.------- Wer eine neue Stelle will, stellt sich für das Bewerbungsgespräch ruhig. ......Redner besänftigen sich mit Hilfe ihres Arztes oder Apothekers vor Vorträgen, Redegäste vor Talkshows, Moderatoren stimulieren sich mit Alkohol. Popsänger nehmen Muntermacher und einen Haufen legaler wie illegaler Drogen vor Auftritten und machen keinen Hehl daraus. Kampfjet-Piloten schlucken Modafinil, um die Müdigkeit zu überwinden und mehr als 24 Stunden im Cockpit bleiben zu können........Gilt ein Orgasmus weniger, wenn die Erektion mit Viagra verlängert worden ist? Ist ein Geschäftsabschluss nicht bindend, wenn einer der Vertragspartner vorher Amphetamine genommen hat? Muss sich eine Frau betrogen fühlen, wenn der Mann eine Anti-Aging-Kur macht? Ist er hinters Licht geführt worden, wenn sich ihre Stirn plötzlich botoxglatt anfühlt? ....Keine Berufsgruppe außer der der Journalisten und Gastwirte ist stärker legalen und illegalen Drogen wie Alkohol, Nikotin, Kokain und Tabletten verfallen, vom in deutschen Büros in Bruttoregistertonnen genossenen Koffein zu schweigen. ......Aus medizinischer Sicht ist es grober Unfug, in drei Wochen mit dem Fahrrad dreieinhalbtausend Kilometer durch Frankreich zu fahren. ......Gesundheit und Spitzensport aber haben seit jeher so viel miteinander zu tun wie Kreativität mit einem Spitzenjob im höheren Management. Die Frage ist nur: Wieso maßt sich eine Gesellschaft, die mehr oder weniger komplett gedopt ist, an, ausgerechnet den Sportlern ihre Drogen und Aufputschmittel zu verbieten?
Wen wundert es eigentlich, daß Stinkerflitz & Co keine Einsteine sind? Unter der prallen Sonne umherrasen und ab und an auf den Kopp fallen ist sicher nicht IQ-fördernd. Daher kommen dann eben so Sprüche, wie in Seoul 1988 von Ben Johnson, der innerhalb von ein paar Monaten von Normalmaß auf 300 kg Muskelmasse und 100 km/h kam, dazu aber erklärte, das käme einzig von den „Vitamin-pills“!
Es gibt eben Sportler und es gibt intelligente Menschen – und zwar fast ohne Überschneidungen.
Zum Abschluß noch drei Weisheiten der Protagonisten des deutschen Lieblinssportes:
„Spätzle habe ich zwar noch nicht gegessen, aber im Allgemeinen mag ich Geflügel“ (Thorsten Legat nach seinem Wechsel zum VfB Stuttgart)
„Man hetzt die Leute auf mit Tatsachen, die einfach nicht der Wahrheit entsprechen“ (Olaf Thon)
„Das Wort „mental“ kenne ich gar nicht – nur eine Zahnpasta, die so ähnlich heißt“ (Rudi Assauer)
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