TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Mittwoch, 11. Juli 2007

Nach Petrus ist auch die Fauna insgesamt dem Wahnsinn anheim gefallen!

Vorgestern morgen erlitt ich um ein Haar eine Herzattacke, als ich davon aufwachte, wie sich jemand von außen an meiner Balkontür zu schaffen machte. Todesmutig – in einem Anfall von schlaftrunkener Umnachtung -sprang ich mit einem Fünfmetersatz von meinem Bett direkt in den Vorhang, riß ihn in der Absicht auf den diebischen Übeltäter vor Schreck abstürzen zu lassen. Jener potentielle Eindringling war zwar kleiner als erwartet, jedoch auch wesentlich schreckloser als ich hoffte: Es war ein Sciurus vulgaris (europäisches Eichhörnchen , auch Eichkätzchen, Eichkater oder niederdeutsch Katteker, ein Säugetier aus der Ordnung der Nagetiere (Rodentia). Es gehört zur Familie der Hörnchen (Sciuridae).)

Unverschämt dreist hatte sich der Katteker genau in meiner Kopfhöhe vor mir am Fliegengitter festgekrallt und riß es feinsäuberlich aus den Fugen. Da ich ein höflicher Mensch bin, versuchte ich dem pinselohrigen Nachbarn zu erklären, daß er mich gerade geweckt habe und doch bitte woanders seinen kriminellen Tätigkeiten nachgehen solle, aber einige Leute brauchen eben keine Ratschläge, sondern NUR Schläge. Ich hätte ihm auch gerne die Ohren noch etwas länger gezogen, fürchte mich aber vor seinem auch als biologischer Waffe einsetzbaren Schwanz. Wie man sich erzählt, reisen in den roten Haarbüschen Myriaden Flöhe mit. Zehn Grimassen und zwei Blutdrucksenker später war das Eichhorn zwar weg, aber ich musste zu Brettermaxe, um das ganze Fliegengitter zu erneuern.

Immerhin sah es dann wieder schön sauber und ordentlich gespannt aus – bis HEUTE morgen, als der rote rockernde rabiate Rotzlöffel wieder auf Kriegspfad war. Aus Erfahrung klug übersprang ich allerdings die höfliche Phase und brüllte gleich los.

Kein Benehmen diese Nager von heute! Da erschien mir die Meldung aus der SZ vom 14.6.7 gleich noch gruseliger:

Rentner stoppt Eichhörnchen Drei Personen sind gestern von einem Eichhörnchen attackiert worden. Wie die Polizei mitteilte, war das Eichhörnchen gestern in der Mittagszeit über eine offene Terrassentür in eine Wohnung eingedrungen und hatte eine Frau gebissen. Mit dem festgebissenen Tier am Körper lief die Frau auf die Straße und schüttelte es ab. Dort biss der Nager einen Bauarbeiter und flüchtete in einen Garten. Schließlich biss das Eichhörnchen einen 72 Jahre alten Mann, der es mit einer Krücke totschlug.

Und was machen die armen unbekrückten Menschen?

Inzwischen erscheint mir der amerikanische Waffenfanatismus (durchschnittlich drei Pistolen pro Haushalt!!!) auch verständlicher, denn immerhin leben die weitaus meisten Sciurus-Arten dabei auf dem amerikanischen Doppelkontinent. Nur drei der 28 Arten leben in der Alten Welt; sie sind über Europa, Vorder-, Nord- und Ostasien verbreitet.

So gesehen habe ich ja mit meinem Pazifismus leicht reden – kann man doch die einzig deutsche Art – das Sciurus vulgaris – mit Gehhilfen erfolgreich bekriegen.

Aber mit gleich 25 Variationen, die an jeder Ecke darauf lauern einen zu attackieren, kann man schon verstehen, daß das amerikanische Volk etwas paranoid ist und nicht ohne Schnellfeuerwaffe aus dem Haus geht! Das ist ja schlimmer als im Irak und Vietnam zusammen!

Bei der Gelegenheit gleich auch noch mein mea maxima culpa dazu, daß ich die Amis wegen des Stella-Awards verlacht habe!

(Die Bezeichnung Stella Award geht auf einen spektakulären Fall aus dem Jahr 1992 zurück: Die damals 79-jährige Stella Liebeck hatte die Fast-Food-Kette McDonald's verklagt, weil sie sich an einem heißen Kaffee verbrannt hatte. Als Entschädigung wurden der alten Dame vor Gericht Schadensersatz und Schmerzensgeld von insgesamt 4,5 Millionen US-Dollar zugesprochen)

Einige dieser Klagen habe doch wirklich ihre Berechtigung, so z.B.:

„Stellen Sie sich vor, Sie sehen auf einem Supermarkt-Gelände ein Eichhörnchen. Würden Sie sich nicht bedroht fühlen und den Supermarkt verklagen?“

Andere Fälle, die mir derzeit noch leicht bizarr vorkommen, mögen ja auch ihre Berechtigung haben, oder?

Z.B.

Kathleen Robertson aus Austin/Texas wurden von einer Jury 780.000 $ Schadenersatz zugesprochen, weil sie sich in einem Möbelgeschäft den Knöchel gebrochen hatte, nachdem sie über einen auf dem Boden herumkriechenden Säugling gestolpert und gestürzt war. Der Säugling war der Sohn der Klägerin.

Oder:

Ein Restaurant in Philadelphia musste an Ms Amber Carson aus Lancaster/Pennsylvanien ein Schmerzensgeld von 113.500$ zahlen, weil diese im Restaurant auf einer Getränkepfütze ausgerutscht war und sich das Steißbein gebrochen hatte. Auf dem Fußboden befand sich das Getränk, weil Ms. Carson es 30 Sekunden zuvor ihrem Freund ins Gesicht geschüttet hatte.

Oder:

Der Wohnwagenhersteller Winnebago MotorHomes musste Merv Grazinski aus Oklahoma City nicht nur ein neues Wohnmobil stellen, sondern auch 1.750.000$ Schmerzensgeld bezahlen. Auf dem Heimweg von einem Football-Spiel hat Mr. Grazinski die Tempomatic seines Gefährts auf 110 km/h eingestellt und danach den Fahrersitz verlassen, um sich im hinteren Teil des Wohnmobils einen Kaffee zu bereiten. Das Wohnmobil kam prompt von der Straße ab und überschlug sich. Mr. Grazinski begründete seine Forderung mit der Tatsache, dass in der Betriebsanleitung des Wohnmobils nicht darauf hingewiesen worden sei, dass man auch bei eingeschalteter Tempomatic den Fahrerplatz nicht verlassen dürfe.

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