TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Montag, 27. Dezember 2010

Gleiche Massen

1.) Fast allen globalen Problemen liegt die menschliche Überbevölkerung zu Grunde.

Umweltverschmutzung, Erderwärmung, Hunger, Krieg, Wasserknappheit, Dürren, Ende der Rohstoffe, das tägliche Ausrotten vieler Tier- und Pflanzenarten.….., all das wäre vermieden worden, wenn wir Homo Sapiens nicht so verdammt viele wären.

Unsere Lebensspanne ist zu lang, unsere Sterberate zu niedrig und das Hauptübel ist unsere Reproduktionsgeschwindigkeit.

Wer als nicht der Massen-Euthanasie das Wort reden will, muß sich massiv für Verhütung einsetzen.
Um unseren Planeten zu retten bedarf es der massenhaften Sterilisierung seiner menschlichen Bewohner.

Diese Erkenntnis ist alt und nahezu unumstritten.

Unglücklicherweise gibt es aber jede Menge Anti-Schöpfungsaktivisten, die offenbar Gefallen daran finden „die Schöpfung“ zu zerstören.
Ein gewisser Joseph Ratzinger spricht sich beispielsweise vehement gegen Verhütungsmittel aller Art aus und ermuntert seine 1,2 Milliarden Anhänger die Geschwindigkeit der Zerstörung der Schöpfung noch zu erhöhen, indem sie Kinder machen.

Aus Ratzingers Sicht ist sein Werben pro Überbevölkerung verständlich, denn seine Baustelle ist das Jenseits.
Ratzingers Perspektive ist die eines Bestatters; Operation gelungen - Patient tot.

Cato hatte schon vor Beginn des Christentums erkannt, daß wir einfach zu viele sind:

Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

(OK, OK, ich weiß Bernhard Grzimek hat das Zitat etwas abgewandelt und Karthargo rausgeschmissen)

Ich bin „im Übrigen [auch] der Meinung, daß die Menschheit dezimiert werden muss“.

2.) Obwohl die Menschen also ohnehin schon in letaler Dosis massenhaft auf dem Planeten umher krauchen, neigen sie bizarrerweise auch noch dazu sich zusammen zu ballen und eine einzige große Masse zu werden.
Triathlon, Loveparade, Hafengeburtstag, Schlagermove, Alstervergnügen, Hansemarathon, CSD, Kirschblütenfest, DOM und dann auch noch gefühlte alle zwei Tage zum Einlaufen der QM-II rotten sich die Hamburger zu Hunderttausenden zusammen.
Hinzu kommen eine unüberschaubare Zahl von Mittel-Events mit „nur“ einigen Myriaden Menschen: Konzerte, Fußballspiele, Public Viewing, Tennis, Flohmärkte, Straßenfeste, verkaufsoffene Wochenenden - es finden sich überall Gelegenheiten so dichte Schwärme zu bilden, daß für die einzelnen Hirne viel zu wenig Sauerstoff übrig bleibt.

Es scheint fast so, als ob der moderne Homo Metropolensis, der ohnehin schon in Mietskasernen lebt, sich verzweifelt müht seine Rudimentär-Individualität auch noch loszuwerden.

Verstärkt wird dieser Koagulationstrieb durch Zusatzelemente, die die Uniformität unterstreichen. In den Fankurven sind die Farben einheitlich, in den Bierzelten wird aufeinander abgestimmt geschunkelt, in Stadien wird die Masse Mensch zur La Ola.
Bei Loveparade und Co tritt die Masse sogar im wahrsten Sinne des Wortes gemeinsam auf.
Alles passiert „im Takt“, die Individuen verschmelzen endgültig zu einem gemeinsamen Organismus.
Nicht von ungefähr wird Synchronität bewundert und als besonderes Qualitätsmerkmal vieler Darbietungen geschätzt. Je einheitlicher, desto besser.
Gruppen, die optisch völlig uniform erscheinen, können schon allein damit Bewunderung erlangen. Daher veranstalten Spielmannszüge und Schützenvereine Paraden, daher marschieren Soldaten im Gleichschritt - das Publikum freut es.

Die großartige Marie Louise Kaschnitz schrieb in „Dein Schweigen - meine Stimme“ Ende der 50er Jahre

Ich lebte in einer Zeit,
Die hob sich in Wellen
Kriegauf und kriegab,
Und das Janusgesicht
Stieß mit der Panzerfaust
Ihr die bebänderten Wiegen.

Der Tausendfüßler, das Volk,
Zog sein grünfleckiges Tarnzeug
An und aus,
Schrie, haut den Lukas,
Biß ins Sommergras
Und bettelte um Gnade.

[….]

Am Ende dieser Ballade ihres Lebens findet sich dann noch die Strophe über das was nach den Kriegsgräueln passierte.

Und doch in meiner Zeit
Kamen Kinder aus Mütterleibern,
Schleimige Lurche noch immer,
Und wurden, auch die späteren Ungeheuer,
Mit Weihwasser begrüßt
Und Schrei der Freude.

Frau Merkel ist das alles noch nicht einheitlich genug.
Sie will den Tausendfüßler, das Volk, zusätzlich noch auf gemeinsames Denken und Fühlen verpflichten - jüdisch-christlich nämlich.
Zur Abschreckung malt sie in schwärzestem Schwarz das Schreckensbild von den Parallelgesellschaften, die es nicht geben dürfe!

Dazu möchte ich ein herzliches „BULLSHIT“ ausrufen.

Ich jedenfalls möchte mich nicht integrieren und leitkulturisieren lassen.
Im Gegenteil. Ich strebe ausdrücklich die Individualität an und wünsche mir, daß sich die in Deutschland Lebenden nicht über einen Kamm scheren lassen.

Aber glücklicherweise bin ich nicht der erste und nicht der einzige, der bei der geistigen Nivellierung, die von den bürgerlichen Parteien angestrebt wird, auf Gegenkurs geht.

Dazu möchte ich - um Frau Merkel zu Denken zu geben - drei Menschen zitieren, die keinesfalls in Verdacht stehen links zu sein oder die Grünen zu wählen.

1.) Henryk M. Broder, der festhält, daß Deutschland nie so homogen war, wie es sich die Kanzlerin heute wünscht.

Es scheint eine deutsche Spezialität zu sein, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Während der Bundespräsident verkündet: "Der Islam gehört zweifellos zu Deutschland", sagt die Kanzlerin: "Multikulti ist tot." Es kann nur einer recht haben. Wenn der Islam zu Deutschland gehört wie das Christentum, das Judentum, der Karneval im Rheinland, die Kehrwoche in Schwaben und das Holstentor in Lübeck, dann hat sich Multikulti in Deutschland als Normalität etabliert. Ist Multikulti aber tot und gibt es eine dominante "deutsche Leitkultur", dann müsste diese definiert oder zumindest umrissen werden. Das hat bis jetzt niemand getan, sieht man von dem luftigen Rekurs auf die "christlich-jüdischen Werte" ab, von denen das Abendland angeblich geprägt wurde, vor allem während der Pogrome zu Beginn der Kreuzzüge, der Reformationszeit unter Luther und der zwölf Jahre des Tausendjährigen Reiches.
Die Deutschen tun sich außerdem schwer, die einfache Tatsache einzusehen, dass alles seinen Preis hat. Der territoriale Rückbau des Deutschen Reiches und die deutsche Teilung waren der Preis für den Zweiten Weltkrieg. Das Glück gleicht dem Balle, es steigt zum Falle, hat schon Gottfried Benn gereimt. Der Preis für den Fall der Mauer war wiederum das Ende der Bonner Republik und der westdeutschen Gemütlichkeit.
[…] Dummerweise hat die Integrationsdebatte zu einer Art Nostalgie geführt: War das schön, als wir noch unter uns waren! Als Conny Froboess "Zwei kleine Italiener" und Paul Kuhn "Es gibt kein Bier auf Hawaii" sang, als man im "Wienerwald" Backhendl serviert bekam und Heinz Schenk seine Gäste im "Blauen Bock" empfing. Aber die Erinnerung täuscht. Wir waren nie "unter uns". Um 1910 herum lebte eine halbe Million Polen im Ruhrgebiet. Es gab Städte, in denen die Deutschen in der Minderheit waren, Bottrop zum Beispiel. Zu Beginn der zwanziger Jahre suchten mehr als 300.000 Russen Asyl in Berlin, im ganzen Reich waren es etwa 600.000. Nach 1945 strömten Millionen Deutsche aus den Ostprovinzen in den Westen. Die meisten von ihnen waren Protestanten und in katholischen Gegenden wie dem Münsterland so willkommen wie ein Osterhase auf einer Weihnachtsfeier.
Es waren Vertriebene, Flüchtlinge und Auswanderer. Der Bürger mit Migrationshintergrund war noch nicht erfunden. Es gab auch keine Migrationsforscher, keine Integrationslotsen, keine Kiezmanager und keine Ausländerbeiräte. Die Zugewanderten waren auf sich angewiesen. Sie hatten die Brücken abgerissen, über die sie gekommen waren. Und weil das Satellitenfernsehen noch nicht erfunden war, bekamen sie nicht alles mit, was "daheim" passierte, und waren auch nicht in der Lage, zwischen Integration und Assimilation zu unterscheiden. Natürlich lebten sie in "Parallelgesellschaften", die freilich von der Mehrheitsgesellschaft nicht subventioniert wurden.

(HMB 07.11.2010)


2.) DER SPIEGEL 51/2010 über eine Podiumsdiskussion mit Michel Friedmann:

Integration. Das I-Wort. Friedman sieht es als unheilvolles Konstrukt, das dazu dient, Individuen dem Willen einer grauen Mehrheit zu unterjochen. Sein liebstes I-Wort lautet "ich". Er klingt jetzt wie ein Lied von Tocotronic. "Ich wollte mich bei meinen Eltern nicht integrieren, bei Helmut Kohl nicht, bei Gerhard Schröder nicht", ruft er in den Saal. "Ich will mich überhaupt nicht integrieren. Im Prinzip will ich nur ich selber sein."

3.) Noch einmal Henryk M. Broder, der soeben spektakulär von der WELT-Gruppe dem Spiegel abgejagt wurde und nun exklusiv für die rechteste aller SPRINGER-Zeitungen schreiben wird.

Deutschland debattiert über Integration - aber warum sollen Einwanderer sich überhaupt an die Mehrheitsgesellschaft anpassen? Solange sie Recht und Gesetz achten, ist ihr Leben schlicht Privatsache. Und Parallelwelten können sogar nützlich für uns alle sein.

[Es folgen zwei sehr positive Beispiele für nicht integrierte Familien]

Nur primitive Gesellschaften, die weder eine horizontale noch eine vertikale Differenzierung zulassen und Diktaturen, die alle Lebensbereiche kontrollieren, kennen keine Parallelgesellschaften. Weder im Dritten Reich noch in der DDR gab es Parallelgesellschaften, wenn man von den Enklaven absieht, in denen "innerer Widerstand" oder Freikörperkultur praktiziert wurden. Überall dort, wo Gesellschaften nicht auf der Stelle treten, sondern beweglich sind, kommt es zwangsläufig zur Entstehung von Parallelgesellschaften.
"China Town" und "Little Italy" in New York sind die bekanntesten Beispiele, aber nicht die einzigen. Auf der East Side von Manhattan gab es das Yorkville, rund um die 86. Straße, die "German Broadway" genannt wurde; in den Washington Heights, am nördlichen Ende von Manhattan, lebten um 1900 vor allem Einwanderer aus Irland, in den dreißiger und vierziger Jahren waren es deutsche Juden, in den fünfziger und sechziger Jahren Griechen. Eine Parallelgesellschaft löste die andere ab. Heute prägen Einwanderer aus der Karibik das Straßenbild in den Washington Heights. Morgen könnten es Inder sein. "Little Odessa" auf Coney Island ist dagegen seit langem fest in russischer Hand. Und in Greenpoint in Brooklyn kommt man ohne polnische Sprachkenntnisse nicht weit. Eine Fahrt mit der U-Bahn durch New York ist eine Reise von einer Parallelgesellschaft zur anderen.
In Israel, wo fast jeder Einwohner einen Migrationshintergrund hat, gab es bis in die neunziger Jahre mindestens ein Dutzend deutsche "Landsmannschaften". Die rheinischen Juden feierten den Karneval, die bayerischen das Oktoberfest, die Königsberger den Geburtstag von Immanuel Kant. Die K.-u.-k.-Juden aus Österreich, Ungarn und der Bukowina pflegten ihr eigenes Kulturleben, das taten auch die "Polen", die "Rumänen", die "Litauer". Heute stellen die "Russen" die größte Parallelgesellschaft, mit eigenen Zeitungen, Radiostationen und Clubs. Allein in der Altstadt von Jerusalem koexistieren vier Parallelgesellschaften: eine griechisch-orthodoxe, eine moslemische, eine jüdische und eine armenische. Und dann gibt es noch die Samaritaner bei Nablus, die "Schwarzen Juden" bei Dimona, die Bahai in Haifa, die "Jews for Jesus" und die allerletzten Linken, die sich jeden Freitagnachmittag im Cafe Tamar in der Sheinkin-Straße in Tel Aviv treffen. Lauter Parallelgesellschaften, die wie Papierschiffchen in einem Teich schwimmen, ohne sich zu berühren.
Nur in Deutschland tut man sich mit der Erkenntnis schwer, dass Parallelgesellschaften unvermeidlich, vielleicht sogar gut und nützlich sind. Sie geben ihren Angehörigen das Gefühl der Geborgenheit, der Überschaubarkeit, die ihnen große Einheiten nicht bieten können.
(HMB 21.10.10)

OH JA! Broder kann eine Pest sein.
ABER WO ER RECHT HAT; HAT ER RECHT.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich kritisiere dich ungern, weil meist hast du recht mit dem was du schreibst, aber mit "wir müssen den Planeten retten" kann ich die Tastatur nicht in Ruhe lassen.
Dem Planeten gehts am Arsch vorbei was wir hier machen. Wir zerstören höchstens unsere Lebensgrundlage und darüber kann sich der Planet nur freuen. Umso schneller umso besser für ihn.Der Planet hat seit seiner Entstehung wohl schon schlimmeres erlebt als uns und bis die Sonne platzt wird er wohl auch noch eine Menge ohne uns erleben.
Wir sind doch nur ein kurzes Gastspiel für Planet Erde.

Für den Rest des Beitrags findest du wieder meine Zustimmung.

Gruß vom Planetenzerstörer

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@ Planetenzerstörer

Ertappt.
Da hast Du natürlich Recht.
Die Erde ist ja, verglichen mit einem Menschenalter erst ein Twen oder so, auf dem vor einer Minute diese Menschen auftauchte.
Wenn der nackte Affe wieder verschwindet und dabei die Ozonschicht wegballert, hat der Planet immer noch ein paar Milliarden Jahre, um was anderes zu generieren.
Und in den vorherigen 4,5 Milliarden Jahren der Erde, war es ja meistens für uns Homo Sapiens nicht so schön.

Statt „Planet zerstören“ hätte ich korrekter schreiben sollen „die notwendigen Lebensbedingungen auf diesem Planeten für menschliches Leben stark verschlechtern“.
Das wäre dann für den Homo Sapiens vielleicht tödlich - aber für die Erde ziemlich egal.


Danke für den Hinweis.

LGT

jakebaby hat gesagt…

" wenn wir Homo Sapiens nicht so verdammt viele wären."

Die Handvoll Menschen auf dem Planeten wuerden ueberhaupt nicht auffallen, wuerden sie nicht zig1000fach so viel 'kaputtmachen um ihren zu 99%unnuetz'ueberschuldeten Way of Life
zu gewaehrleisten.

Zu Broder/KonsortePest hab ich eine ein vollkommen Kompromisloses Prinzip welches in dieser Hinsicht jeglichste Choice ebenso rigoros ausschliesst.
Ich kann der Pest nicht einfach nach belieben recht geben, nur weil Sie nach Laune und Opportunity faehig ist alles moegliche widerzugeben was mir dann gelegentlich auch in den Kram passt. .... No Kompromis!(zumindest nicht auf dieser MarktschreierEbene) :-)

Gerade sein extrem colorfull, bewusst Pinkes Bild der Parallelgesellschaften USA/Israel schliesst die ansonsten ueberwiegend, nur allzu haesslichen Realitaeten komplett aus.
Pest it is! ... No Kompromis!

Gruss
Jake

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Ich verstehe zu gut was Du meinst.
Allerdings bin ich innerlich nicht gefestigt genug. Bei Broder Mäandere ich immer hin und her. Üblicherweise ärgere ich mich die Pest über ihn, aber er kann neben auch so verdammt richtige und witzige Dinge sagen - manchmal.

LGT