Im Christentum hingegen ließe sich trefflich mit Zinsen „ohne erbrachte Leistung“ Geld auf andere Leute Kosten verdienen.
Diesen Eindruck muß man gewinnen, wenn man sich ansieht wie insbesondere die obersten Christen dieses Planeten, nämlich die Kurie in Rom, sich reichlich die Taschen füllen, indem ihre „Vatikanbank“ IOR, Istituto per le Opere di Religione (Institut für religiöse Werke) Geld wäscht.
Die Päpstlichen Banker sind unter anderem mit der Mafia in so dunkle Geschäfte verstrickt, daß leibhaftige Bischöfe, die in der Leitung des IOR tätig sind oder waren, im Vatikan vor der Italienischen Justiz untergetaucht sind.
Der amerikanische Erzbischof Paul Casimir Marcinkus (1922 - 2006), Spitzname „The Gorilla“, war von 1971 bis 1989 Leiter der Vatikanbank.
Wer Yallops „Im Namen Gottes“ gelesen hat, wird sich an den Bankchef als besonders zwielichtige Figur erinnern. In seiner Amtszeit kollabierte die Banco Ambrosiana.
Zahlreiche von Marcinkus‘ engen Freunden waren in diese Affäre verwickelt - Robert Calvi, Graziella Corrocher, Michele Sindone. Sie alle kamen auf mehr als verdächtige Art ums Leben. Am 18. Juni 1982 stürzte Calvis Sekretärin Corrocher vom Balkon der Mailänder Banco Ambrosiana zu Tode; Calvi fand man ebenfalls am 18. Juni 1982 - mit Ziegelstein-gefüllten Taschen unter einer Londoner Brücke hängen, Sindona wurde mit Zynkali in seiner Gefängniszelle dahin gerafft.
Gegen „The Gorilla“ wurde Haftbefehl erlassen; so daß er den Vatikan nicht mehr verlassen konnte, ohne ebenfalls sofort im Knast zu landen.
Über 200 Scheinbanken hatte das Quartett mit Hilfe der Mafia und der legendären Geheimloge P2 betrieben. Der Vatikan zahlte später mehrere Hundert Millionen Dollar Entschädigung.
Die Theorie, daß Papst Johannes Paul I im Jahr 1978 im Vatikan ermordet wurde, da er offenbart vorhatte Licht ins Dunkel der finanziellen Machenschaften der Vatikangelder zu bringen, halte ich für außerordentlich überzeugend. Es gibt eine erdrückende Fülle von Ungereimtheiten und Hinweisen - beweisen ließ sich die Vatikanische Mordtat hingen nie.
Noch heute hat der Heilige Stuhl den Status eines „Schurkenstaats“, da die IOR keinerlei Kontrollen unterworfen ist und sich an keine Regeln gebunden fühlt.
Gestern nun versuchte Staatschef Ratzinger erstmals mit einem "Motu proprio“ gegen diese Inkarnation der Unmoral vorzugehen.
Der Vatikan will kein Schurkenstaat sein!
Schluss mit der Geldwäsche: Benedikt XVI. gab bekannt, dass der von ihm regierte Vatikanstaat sich den europäischen Normen gegen dubiose Finanztransaktionen anpassen.
[…] Der Vatikan hofft so, endlich auf die "White List" jener Länder zu gelangen, deren Banken in den Augen der EU transparent wirtschaften. Bisher nämlich war der Vatikan finanztechnisch ein Offshore-Paradies, für das vor allem der skandalumwitterte Name IOR stand.
[…] Erst vor drei Monaten hatte die Staatsanwaltschaft Rom 23 Millionen Euro beschlagnahmen lassen, die das Vatikan-Institut von einem Konto bei einer italienischen Bank weiterüberweisen wollte. Die Vatikanbank hatte trotz Aufforderung der Bank weder die Empfängernamen noch den Verwendungszweck der Transaktionen mitgeteilt. Zudem wurde ein Ermittlungsverfahren gegen den IOR-Präsidenten Ettore Gotti Tedeschi sowie gegen den Generaldirektor Paolo Cipriani eingeleitet. Ihnen wird zwar nicht Geldwäsche, wohl aber der Verstoß gegen die italienischen Normen zur Verhinderung von Geldwäsche vorgeworfen. Der Vatikan reagierte auf die Vorwürfe mit der Auskunft, alles sei bloß ein "Missverständnis". Doch der italienischen Justiz reicht das nicht. Erst vor wenigen Tagen ordnete ein Gericht an, die IOR-Gelder vorerst nicht freizugeben.
(Taz 30.12.10)
Die Finanzskandale des Vatikans - jüngst wieder in zwei Büchern aufgedröselt - lassen selbst mich erblassen - und ich habe einiges Zutrauen in die kriminelle Energie der Vatikaniskis.
Gianluigi Nuzzis „Die Vatikan AG“ (2010) zeigt Strukturen des organisierten Verbrechens auf, Curzio Malteses „Scheinheilige Geschäfte“ (2009) dokumentiert die Intransparenz der stets am Rande der Legalität operierenden Gottesmänner.
An dieser Stelle muß ich Selbstkritik üben.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich,
So hab' ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;
Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp' ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;
Und viertens hoff' ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz famoses Haus.
- Wilhelm Busch)
Anders als mit dem Verweis auf Zakat und Zinsverbot des Islams suggeriert, hat die Katholische Kirche ursprünglich kein Herz für Kredithaie und Wuchergeschäfte gehabt.
Im Gegenteil; die Bibel verbietet dies.
35 Wenn dein Bruder verarmt und sich neben dir nicht halten kann, sollst du ihn, auch einen Fremden oder Halbbürger, unterstützen, damit er neben dir leben kann. 36 Nimm von ihm keinen Zins und Wucher! Fürchte deinen Gott und dein Bruder soll neben dir leben können. 37 Du sollst ihm weder dein Geld noch deine Nahrung gegen Zins und Wucher geben.
(Levitikus 25)
20 Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen. 21 Ihr sollt keine Witwe oder Waise ausnützen. 22 Wenn du sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei hören. 23 Mein Zorn wird entbrennen und ich werde euch mit dem Schwert umbringen, sodass eure Frauen zu Witwen und eure Söhne zu Waisen werden. 24 Leihst du einem aus meinem Volk, einem Armen, der neben dir wohnt, Geld, dann sollst du dich gegen ihn nicht wie ein Wucherer benehmen. Ihr sollt von ihm keinen Wucherzins fordern.
(Exodus 22)
20 Du darfst von deinem Bruder keine Zinsen nehmen: weder Zinsen für Geld noch Zinsen für Getreide noch Zinsen für sonst etwas, wofür man Zinsen nimmt. 21 Von einem Ausländer darfst du Zinsen nehmen, von deinem Bruder darfst du keine Zinsen nehmen, damit der Herr, dein Gott, dich segnet in allem, was deine Hände schaffen, in dem Land, in das du hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen
(Deuteronium 23)
Etc pp
Insbesondere ab dem 12. Jahrhundert hat eine Vielzahl unfehlbarer Päpste das Zinsverbot als „unveränderliches kirchliches Gebot“ bestätigt.
Seinen Ausgangspunkt nahm das schon altkirchliche Zinsverbot im Mittelalter mit dem Zweiten Laterankonzil von 1139, dem Decretum Gratiani, einem ausdrücklichen Zinsnahmeverbot durch Papst Innozenz III. von 1215 und dem Konzil von Vienne von 1311. Danach war es verboten, Zinsen auf geliehenes Geld zu verlangen.
[…] Noch 1745 wandte sich Papst Benedikt XIV. in der an die hohe Geistlichkeit Italiens adressierte Enzyklika Vix pervenit entschieden gegen den Zins. In § 3, Absatz I heißt es: Die Sünde, die usura heißt und im Darlehensvertrag ihren eigentlichen Sitz und Ursprung hat, beruht darin, dass jemand aus dem Darlehen selbst für sich mehr zurückverlangt, als der andere von ihm empfangen hat […] Jeder Gewinn, der die geliehene Summe übersteigt, ist deshalb unerlaubt und wucherisch.
(Wiki)
In den nächsten Jahrhunderten fand man allerdings auch im Vatikan heraus wie wunderbar einfach man sich mit Geldverleih eine goldene Nase verdienen kann.
Insbesondere katholische Ritterorden waren extrem kreativ dabei die biblischen und Vatikanischen Regeln zu umgehen.
Im 19. Jahrhundert waren Zinsen dann inzwischen so alltäglich geworden, daß es überhaupt keinem mehr auffiel als Papst Pius VIII. am 18. August 1830 alle vorherigen Zins-Gesetze aufhob.
In der Bibel stehen eben sehr viel zeitbedingte Ansichten, die heute vom Vatikan willkürlich ignoriert werden.
So stört es spätestens seit der Erfindung des Kühlschrankes keinen Papst mehr, daß laut Bibel der Verzehrvon Schalentieren und Schweinefleisch eine schwere Sünde ist.
Viele kirchliche Lehrvorstellungen wurden inzwischen vom Vatikan beerdigt.
Im Gegenteil, wenn der Papst auf uralten Schwachsinnsregelungen, wie dem Zölibat, dem Geozentrismus oder der Verdammung von Schwulen unerschütterlich festhält, macht sich die Kirche lächerlich.
Mehrere Jahrhunderte nach dem Rest der Welt und 99% aller Wissenschaftler ebenfalls auf Heliozentrismus umzuschwenken ist einfach zu spät.