TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Freitag, 9. September 2011

Der Christ des Tages - Teil LII

Zu Stuttgart21 sind die Argumente ausgetauscht.
Das Projekt ist der blanke Irrsinn.
Selbst wenn alles gutgeht, so wie es die Planer prophezeien, hat man nur eine minimale Verbesserung gegenüber des vorherigen Zustandes - dafür aber viele, viele Milliarden Euro raus geblasen, die mit Sicherheit besser angelegt werden könnten.

Tatsächlich ist Stuttgart 21 samt der Schnellbahnstrecke nach Ulm Deutschlands teuerstes und dümmstes Großprojekt. Aber nicht etwa deshalb, weil dafür die Seitenflügel des alten Hauptbahnhofs oder Bäume weichen müssen. All dies wäre mehr als gerechtfertigt, wenn dem gigantischen Aufwand ein entsprechender Nutzen gegenüberstünde.
Im monatelangen Drama um Demonstrationen, die letztlich gescheiterte Schlichtung oder den Machtverlust der CDU sind ein paar Fakten untergegangen, die allesamt gegen das Projekt sprechen. Daran ändert auch der zumindest in den Augen der Deutschen Bahn halbwegs erfolgreiche "Stresstest" nichts. Dass der neue Stuttgarter Bahnhof eine höhere Kapazität hat als der alte, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Dafür ist schon jetzt absehbar, dass die meisten Verheißungen der Befürworter nicht in Erfüllung gehen werden: Stuttgart 21, das am besten kalkulierte Infrastrukturprojekt aller Zeiten, die Jobmaschine für Baden-Württemberg - von wegen. Eine im Juli veröffentlichte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass dadurch gerade einmal 2500 Arbeitsplätze geschaffen werden, und nicht etwa 24.000, wie in den ursprünglichen Plänen behauptet. Während der wirtschaftliche Nutzen nach unten korrigiert werden muss, steigen die Kosten. Zuletzt wurden sie vor einem Jahr mit knapp sieben Milliarden Euro für die Neubaustrecke samt Tunnelbahnhof beziffert. Das sind 860 Millionen mehr als 2004 veranschlagt. Dabei wird es nicht bleiben.

(Sebastian Beck, SZ, 29.07.2011)

Während schon Summen von 11 Milliarden Euro errechnet werden, die der Bau tatsächlich am Ende kosten könne, stehen auf der Internetseite des SPD-Fraktionschefs noch Angaben von acht Millionen Euro pro Jahr:

Völlig unsinnig sei die Behauptung, man könnte das Geld besser für Bildung ausgeben. "Das ist das alte Verwirrspiel, bei dem man Äpfel mit Birnen vergleicht und etwas Gutes gegen etwas gleich Gutes ausspielt", so [SPD-Landtagsvizepräsident und S21-Experte Wolfgang] Drexlers Vorwurf. Das Land Baden-Württemberg gibt für S21 insgesamt 371 Mio. Euro aus. Davon sind 285 Mio. Euro zweckgebundene Mittel für den Nahverkehr. Dies wiederum entspricht 12 Prozent der in diesem Zeitraum insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel.
"Für ein Projekt dieser Größenordnung, von dem letztlich knapp die Hälfte aller Baden-Württemberger direkt profitiert, ist das ein angemessener Betrag." Die restlichen 86 Mio. Euro der Landesbeteiligung kämen aus dem Haushalt, pro Jahr also ca. acht Mio. Euro. "Das ist eine vertretbare Summe, die uns ein Infrastrukturprojekt dieser landespolitischen Bedeutung schon wert sein muss", unterstrich Drexler.
(claus-schmiedel.de 03.12.2008)

Gebaut wird der größte Schildbürgerstreich der Geschichte Baden Württembergs höchstwahrscheinlich dennoch, weil aus der elenden Angelegenheit eine reine Machtfrage geworden ist.
Angela Merkel mit ihrem untrüglichen Sinn für das Falsche hatte im Herbst 2010 im Bundestag das finale Fass Öl ins Feuer gegossen, indem sie den Bahnhofsbau zur Grundsatzfrage über die Zukunftsfähigkeit Deutschlands aufbauschte und die Landtagswahl in Stuttgart zum Mega-Plebiszit hochjazzte.
Am 27.03.2011 bekam die Kanzlerin die eingeforderte Antwort in Form eines schweren Keulenschlages der Schwäbischen Wähler in das CDU-Kontor - Machtverlust nach 57 Jahren CDU-Dauerherrschaft!
Die Grünen holten in der Herzkammer des Konservatismus sogar neun Direktmandate!

Das war nicht schön für Stefan Mappus und Tanja Gönner, die durch rabiate Stuttgart21-Ideologie ihre Jobs verloren.

Das war nicht schön für Angela Merkel, die nach NRW schon das zweite 6-Stimmen-Land im Bundesrat die Seiten wechseln sah.

Das war aber auch nicht schön für die Grünen, die zwar jetzt einen Ministerpräsidenten stellen, aber dafür einen Atomstromkonzern (EnBW) und einen Megaproblembahnhof geerbt haben.

Für die Grün-Rote Koalition entpuppt sich das Milliardendesaster-Projekt immer mehr zur No-Win-Situation. Es wird viel politisch verbrannte Erde zurückbleiben.
Die taktisch debakuliernde SPD, die sich ohne Not schon lange Stuttgart-21-ideologisch an die CDU und FDP verkauft hatte, kann sich auch nur kurzfristig damit trösten das Schwarzer-Peter-Ministerium „Verkehr“ dem grünen Hermann auf’s Auge gedrückt zu haben.

[SPD-Fraktionschef] Claus Schmiedel: "Auch wenn es die Gegner nicht wahrhaben wollen: Stuttgart 21 ist menschenfreundlich, umweltfreundlich und relativ schnell realisierbar. S21 wird kommen und am Ende eine breite Zustimmung bei den Menschen im Raum Stuttgart und in ganz Baden-Württemberg finden."
(claus-schmiedel.de 03.12.2008)

Guter Witz.
So rutschte die SPD auf Platz drei der Parteien durch und erlangte das schlechteste Wahlergebnis aller Zeiten in BW.

Aber irgendwann wird sich entscheiden was mit dem Unterweltbahnhof passiert und dann ist entweder der Koalitionspartner angeschlagen, oder die eigene Strategie ad absurdum geführt. Auf jeden Fall aber werden die Finanzen ruiniert sein.
SPD-Chef und Superminister Nils Schmid wird noch das ein oder andere Magengeschwür generieren.

Für die SPD-Landtagsfraktion ist das Neubauprojekt Stuttgart 21 (S21) verkehrlich ohne Alternative und finanziell in trockenen Tüchern. Diese Position vertraten Fraktionschef Claus Schmiedel und der für S21 zuständige Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler am Montag vor der Landespresse. S21 ist nach ihren Worten die beste Lösung zur Neuordnung des Stuttgarter Knotens und komme "so sicher wie das Amen in der Kirche".
(claus-schmiedel.de 03.12.2008)

Vielleicht beneiden Drexler und Schmiedel schon ihre Co-S21-Fans von CDU und FDP, die es sich in der Opposition gemütlich machen können und sich nicht mehr mit der schnöden Realität abärgern müssen.

Politische, finanzielle, wirtschaftliche und technische Argumente konnten nicht nur nicht überzeugen, sondern spülten den S21-Gegner Kretschmann ins MP-Amt.

Wirklichkeitsverweigerer Schmiedel greift jetzt zur ultimativen Argumentationskeule - DES LO VULT!

Über dem Bahnprojekt Stuttgart 21 liegt Gottes Segen - für diese Aussage muss SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel heftige Kritik aus den eigenen Reihen einstecken.
SPD-Landesvize Leni Breymaier nannte die Äußerungen Schmiedels bei einer Stuttgart-21-Kundgebung Ende August „unglücklich und nicht witzig“. „Wenn man schon höhere Mächte für ein Bahnprojekt in Anspruch nehmen muss, kann es mit den Befürwortern von Stuttgart 21 nicht weit her sein“, sagte Breymaier am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa.
Dagegen verteidigte Protestant Schmiedel seine Aussagen, die zuerst vom „Gesprächskreis Christen und SPD“ kritisiert worden waren.
In einer Mitteilung der Gruppierung, die unter anderem vom ehemaligen SPD-Landeschef Erhard Eppler und dem Wissenschaftler und früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Ernst-Ulrich von Weizsäcker unterschrieben ist, heißt es: „Eine demokratische Auseinandersetzung kann kein Kampf zwischen Gut und Böse sein.“ Immer wenn Politiker Gottes Willen mit dem ihren verwechselten, sei Unheil entstanden. Die Unterzeichner fügen hinzu: „Der Versuchung, politische Sachkonflikte religiös aufzuladen, haben in letzter Zeit sogar die meisten CDU-Leute widerstanden. Muss nun ein Sozialdemokrat wieder damit anfangen?“
(Stimme.de, Freitag, 9. September 2011)

Claus Schmiedel ernenne ich hiermit offiziell zum Christen des Tages Nummer 52.

Eine Ehre, die er sich durch fortgesetzte Doofheit und notorische Religiotie redlich verdient hat.

Gott bezieht eben endlich auch Stellung in dem bundesweit bekannten Stuttgarter Konflikt, in dem es keine Neutralität geben kann.

So inbrünstig wird dort über Stuttgart 21 gestritten, dass man als in der Bahnhofsfrage Bekenntnisloser sein Sozialleben zumindest in der Landeshauptstadt besser gleich freiwillig einstellt. Der Neutralität im Ringen von Gut und Böse begegnen die Schwaben mit Argwohn, weshalb es etwas misslich ist, dass ausgerechnet der Herrgott es bisher verpasst hat, zur Zukunft des Bahnknotens Stuttgarts klar Position zu beziehen.
Seinen Erdenbürgern bleibt also nur, über die himmlischen Präferenzen in Verkehrspolitik und Stadtplanung zu mutmaßen. Unlängst tat sich dabei SPD-Landtagsfraktionschef Claus Schmiedel hervor, der bei einer Kundgebung von Tiefbahnhof-Befürwortern seine Überzeugung bekanntmachte, dass 'über Stuttgart 21 Gottes Segen liegt'.
[…] Schmiedel möchte seine Aussage nun als Reaktion auf Versuche der S21-Gegner verstanden wissen, den Bau des Tiefbahnhofs als unchristliches Vorhaben zu diskreditieren. Das empfinde er als 'eine ziemliche Anmaßung'. Schmiedel bezieht sich auf die Gruppe 'Pfarrer-/innen gegen Stuttgart 21', die S21 als 'Projekt menschlicher Überheblichkeit' geißelt, immer mittwochs zum 'Parkgebet' lädt und den Herrn darum bittet, seine 'Hand schützend über das Kleinod unseres Parks' zu halten sowie der Protestbewegung 'Kraft' zu geben. Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann übrigens, dem ein guter Draht zu Gott nachgesagt wird, hofft bei der Volksabstimmung über den Bahnhof auf ein 'Wunder'.
(Roman Deininger 09.09.11)

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