Montag, 12. September 2011
9/11-Overkill.
Das ist natürlich für das Fernsehen ein gefundenes Treffen.
Der zehnte Jahrestag des WTC-Anschlages fiel auf einen Sonntag. Da konnten von VOX über Phoenix bis zu N24 alle Sender nonstop 9/11-Konserven abspulen.
Es gab schon schlimmere Katastrophen, die viel mehr Opfer gefordert haben, aber das Einzigartige an der Tat der 19 Flugzeug-Attentäter war die Optik.
Und das im Herz der westlichen Wirtschaft.
Ich gebe zu; das ist schon richtig was für’s Auge wie die Flugzeuge einem heißen Messer gleich in die Butter-Türme fahren.
Und Roland Emmerichs Special-Effect-Jungs bekommen sicher immer noch feuchte Höschen bei den Bildern des Zusammensackens des brennenden World-Trade-Centers.
Weniger verständlich ist für mich der Reiz heute von Hinz über irgendwelche Soapsternchen bis zu Kunz jeden unwichtigen Gomulken zu befragen was er damals vor zehn Jahren gerade gemacht und gedacht hat.
Die Zeitungen drucken heute sogar Straßenumfragen ab, in denen sogar 16-Jährige losplappern dürfen wie sie sich an den 11. September 2001 erinnern, als sie sechs Jahre alt waren.
Schon klar - diese Straßenumfragen, in denen irgendwelche willkürlich geschnappten Deppen ihren Senf abgeben, sind billige Seitenfüller.
Für die Blattmacher, die vorher all die (teuren) Redakteure entlassen haben, ist das immer ein simpler Ausweg. Da kann man mal eben den Praktikanten losschicken, um ein paar O-Töne einzusammeln.
Der Informationsgehalt ist allerdings gleich Null.
Nicht uninteressant ist es aber nach wie vor Entscheidungsträger von damals zu interviewen.
Ich verstehe durchaus, daß es für Schröder und Fischer unglaublich peinlich gewesen sein muß zu hören, daß Atta und Co ausgerechnet aus Hamburg kamen.
Der Druck besonders („uneingeschränkt“) solidarisch mit der USA zu sein, muß groß gewesen sein.
Dennoch ist der damalige Bundeskanzler heute bemerkenswert selbstkritisch und räumt ein, daß Johannes Rau mit seiner Mahnung vom 12.09.2001 nicht dem Vergeltungsdrang nachzugeben, weiser als er selbst war.
Überhaupt ist es a posteriori recht abstoßend zu beobachten, daß dermaßen viele Amerikaner durch und durch von Rachgedanken getrieben waren.
Hart zuschlagen. Vergeltung.
Wie es anders UND BESSER geht, zeigen gerade Jens Stoltenberg und die Norweger.
Immer noch verblüffen mich auch die freimütigen Erläuterungen des US-Sicherheitsberaters Richard Clark, der von der ersten Kabinettssitzung nach 9/11 berichtet, Donald Rumsfeld habe sofort empfohlen nun Saddam und den Irak platt zu machen.
Clarke wandte sich an Condi Rice und meinte, daß Rumsfeld offensichtlich gerade einen Witz gemacht habe. Aber nein, das war Rumsfeld und Cheney durchaus ernst.
Sie ließen sich einfach von der Lust auf Rache und Töten treiben, obwohl Saddam bekanntlich nicht nur rein gar nichts mit 9/11 zu tun hatte, sondern sogar ein scharfer Gegner Al Kaidas war.
Kaum zu fassen ist die Chuzpe mit der Rumsfeld und Cheney auch zehn Jahre später nicht die geringsten Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Irakfeldzuges haben, obwohl sie von der Realität so drastisch des Gegenteils belehrt wurden.
Die Neocons der damaligen US-Regierung sind nach wie vor so ziemlich der schlimmste Abschaum, den ein demokratisches Politsystem jemals hervorgebracht hat.
Nahezu unerträglich ist es zu beobachten, wie der als Widerpart zu George W. Bush gewählte Präsidenten-Nachfolger heute dasteht.
Guantanamo existiert immer noch, im Irak und Afghanistan geht es blutig zu.
Aus dem grausigen Zusammenprall zweiter religiöser Auswüchse - Osama und Bush fällten beide übersinnlich fanatisiert ihre dramatisch schlechten Entscheidungen - wurden keine Lehren gezogen.
Dabei ist das Bild der zwei Türme von Manhattan mit der Überschrift „Imagine - No Religion“ oder der Unterschrift „Science flies you to the moon. Religion flies you into buildings“ doch auch um die Welt gegangen.
Aber was hat Obama gestern zu sagen gehabt?
«Sie waren unsere Nachbarn, unsere Freunde, unsere Ehemänner, Ehefrauen, Brüder, Schwestern, Kinder und Eltern. Sie waren die, die zur Hilfe geeilt sind», sagte Obama. Anschliessend verlas er aus der Bibel den 46. Psalm «Gott ist unsere Zuversicht und unsere Stärke».
(NZZ 12.09.11)
FALSCH! Gott hat uns erst in die missliche Lage gebracht!
Am 11. September 2001 wurden in Amerika durch die Planung einer kleinen Gruppe religiös aufgepeitschter Arschgeigen 3000 Menschen gekillt.
Das ist nicht zu entschuldigen.
Ich kann aber auch nicht entschuldigen, daß durch die verlogene Kriegstreiberei der Christen im Oval Office inzwischen mindestens 100 mal so viele genauso unschuldige Iraker und Afghani getötet wurden.
Falls es den „LIEBEN Gott“ geben sollte, muß der Mann über eine gehörige Portion Sadismus verfügen, wenn er solchen Geschehnisse tatenlos zuguckt.
An so einen Gott soll man glauben?
Wie geht das?
Die BZ fragte dazu einen Fachmann, einen Pfaff:
Nach meiner Glaubensüberzeugung sind wir Menschen für unser Schicksal und das Leben auf unserer Erde selbst verantwortlich. [Ach wie gut, dann brauchen wir Gott also gar nicht! -T.] Das Gebet zu Gott kann uns die Kraft geben, solche schlimmen Ereignisse zu überstehen.
BZ: Mancher hat das Gefühl, Gott hat weggeschaut an diesem Tag.
Gott schaut immer hin. Aber er hat den Menschen die Freiheit zum Handeln gegeben, auch die Freiheit zum Bösen. Mit dem Bösen müssen wir uns auseinandersetzen. Es hat auch in der deutschen Geschichte dramatische Tiefpunkte gegeben. Doch dafür sind allein wir Menschen verantwortlich. Von Gott kommt die Kraft, damit umzugehen und die Zuversicht.
BZ: Eine Konsequenz aus 9/11 ist der Krieg in Afghanistan mit tausendfachem Tod. Gerecht?
Es ist wichtig, dass wir Ursache und Wirkung sorgfältig auseinanderhalten. Die zivilisierte Welt musste sich zu ihrem Schutz zur Wehr setzen. [Aha. „Du sollst nicht töten“ gilt also nicht, wenn es sich um eine „Wirkung“ handelt, Herr Theologe? -T.] Ich glaube, dass die Freiheit, die Selbstbestimmung und das Leben in Schutz genommen werden wollen und müssen.
BZ: Vergebung ist ein christlicher Schlüsselbegriff. Können auch die Taten des 11. September vergeben werden?
Nach dem christlichen Glauben setzt Vergebung Reue voraus. Es ist eine traurige Erkenntnis, dass es die nicht gibt in diesem Falle. [Woher weiß er das? Die 19 Attentäter sind zur Zeit tot. Die waren sogar als erstes tot. Vielleicht bereuen sie ja im Himmel. An ein Leben nach dem Tod glauben Hinze und Osama gleichermaßen - T.]
BZ: Welche Schlüsse aus 9/11 ziehen Sie als Theologe?
Die Geschichte der Menschheit zeigt, dass jeder Glaube in der Gefahr steht zu pervertieren. Die Stärke einer jeden Religion erweist sich darin, dass sie diese Perversionen erkennt und isoliert. [Dann scheint die christliche Religion offensichtlich viel schwächer als der Islam zu sein. Bush hatte immerhin mit Jesus Rücksprache gehalten bevor er den Befehl zu hunderttausendfachen Rache gab. Die weit überwiegend christlichen US-Soldaten haben die Perverierung des Glaubens offensichtlich nicht erkannt - T.]
(Der evangelische Priester, ehemaligen CDU-Generalsekretär und heutige Parlamentarischen Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Peter Hintze)
Aber was schreibe ich hier so lange über 9/11.
Es gibt schließlich viel Schlimmeres in der Welt.
Und zwar die SCHWULEN!
Gegen die ist die Al Kaida ja halb so wild.
Diesen Zusammenhang hat soeben eine meiner Lieblingspolitikerinnen aus Amerika erkannt.
Zum zehnten Jahrestag von 9/11 hat Sally Kern, republikanische Abgeordnete in Oklahoma, davor gewarnt, dass Homosexualität in den USA mehr Tod bringe als Terrorismus.
In einem Interview mit der Anti-Homogruppe "Americans for Truth" macht Kern Schwule für den Ausbruch von HIV verantwortlich: "Wissen Sie, was mehr Leben gekostet hat? Terrorismus hier in den USA oder HIV/Aids? In den letzten 20 Jahren hatten wir hier vielleicht drei terroristische Angriffe mit zirka 5.000 Toten, die bedauenswerterweise ihr Leben verloren haben. Im selben Zeitraum sind Hunderttausende an Aids gestorben. Was ist also die größere Bedrohung?"
Für die 64-Jährige ist Toleranz gegenüber Homosexuellen für diese Entwicklung verantwortlich: "Junge Menschen, aber auch Erwachsene, werden jeden Tag in Film, Musik, Fernsehen, Einkaufszentren und Magazinen mit dem Motto 'Homosexualität ist normal und natürlich' bombardiert. Wir müssen uns jeden Tag damit beschäftigen. Zum Glück gibt es nicht jeden Tag einen Terrorangriff." Homosexualität sei deshalb gefährlicher als Terrorismus, weil sie "den moralischen Zusammenhalt dieser Nation" vernichte. "Wir wurden als Nation auf den Prinzipien der Religion und der Moral gegründet. Wenn wir diese Faktoren aus unserer Gesellschaft entfernen, verlieren wir das, was uns zu einer großartigen Nation gemacht hat." Ihre homofeindliche Haltung begründet Kern mit ihrem christlichen Glauben.
(Wissenblogt.de)
Frau Kern äußert sich öfter so.
Schon im März 2008 erklärte sie, daß Schwule viel gefährlicher als der weltweite Terrorismus wären.
Dem amerikanischen Wähler gefällt es.
Im Oktober 2010 wurde sie mit dem sensationellen Ergebnis von 66% der Stimmen wieder gewählt.
PS:
Kern im März 2008:
"Die homosexuelle Agenda zerstört dieses Land, das ist einfach eine Tatsache", erklärte Sally Kern vor republikanischen Parteikollegen. „Studien zeigen, dass keine Gesellschaft, die Homosexualität vollständig angenommen hat, mehr als ein paar Jahrzehnte überdauert hat", erklärte Kern in den Videoausschnitten. "Also ist es der Todesstoß für unser Land." Sie glaube, dass Homosexualität eine größere Bedrohung für die USA sei als "Terrorismus oder Islam".
(Gott scheint aber doch ab und an Sinn für Humor zu haben und so ist der Sohn von Sally Kern schwul – so wie er auch Vizepräsident Cheney eine lesbische Tochter verpasst hat.
Der kleine Kern lebt nach Angaben seiner Mutter “als Gabe an Gott” zölibatär.)
Hier noch einmal Sally Kirre im Wortlaut:
The homosexual agenda [Loud snap] is destroying this nation. OK? It's just a fact. [Volume increases] Not everybody's lifestyle is equal, just like not all religions are equal. You know, the very fact that I'm talking to you like this here today, puts me in jeopardy. OK? Uh and I'm not anti, I'm not gay-bashing, but according to God's word that is not the right kind of lifestyle, it has deadly consequences for those people involved in it, they have more suicides, uh and they're more discouraged, there's more illness, their uh lifespans are shorter, you know? It's, it's, it's not a lifestyle that is good for this nation. 'Matter of fact, studies show, that no society that has totally embraced homosexuality has lasted more than, you know, a few decades. So it's the death knell of this country. I honestly think it's the biggest threat even, that our nation has, even more so than terrorism or Islam, which I think is a big threat.
[...] If you've got cancer or something in your little toe, do you say, Well you know I’m just gonna forget about it, 'cause the rest of you's fine? It spreads! OK? And this, this stuff is deadly, and it's spreading and it will destroy uh our young people, it will destroy this nation.
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