TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Montag, 4. Januar 2010

Der Hobbyökonom

Ökonomie ist eine komplizierte Sache, die zu allem Übel nicht unabhängig von anderen wissenschaftlichen Disziplinen betrachtet werden kann:
Gesundheit, Bildung, globale Verwerfungen, Kriege, Psychologie, nationale Eigenheiten - so ziemlich alles spielt in den ökonomischen Bereich herein.

Kein Wunder, daß Ökonomen gerne alles und auch das Gegenteil dessen empfehlen.
Die Häme war groß, als weltweit die Börsen über amerikanische Schrottpapiere stolperten und der Crash eintrat, der a posteriori so logisch erschien, aber von keinem Ökonom prognostiziert wurde.

Die Situation erinnerte mich an den Augustputsch in Moskau gegen Gorbatschow (1991), als alle Welt schockiert und entsetzt zusah, als auf einmal Panzer durch Moskau rollten.
Ein Drama, das Lieschen Müller schon erwartet hatte.
Man konnte sich an drei Fingern abzählen, daß der hauruckartige Verlust aller in 70 Jahren liebgewonnenen Privilegien der Funktionärs- und Militärelite nicht schmecken würde.
Nur die westlichen Geheimdienste, deren Hauptaufgabe es seit 40 Jahren war zu wissen was im Herzen des Warschauer Paktes vor sich ging, die ein Heer von Spionen befehligten und Milliardenaufwand betrieben, um die Sowjetunion auszuhorchen, waren vollkommen ahnungslos.
Nanü - wo kommen denn all die Panzer her und was wollen die?

Prognosen sind immer schwer - insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen.

Freundlich wie ich bin, will ich mal die gescholtenen Ökonomen vom Haken lassen und nicht darüber spekulieren, was kommen könnte.

Es ist immerhin schon mal etwas, daß die Damen und Herren und sagen können was gewesen ist, indem sie Unmengen von Daten zusammentragen.

Blickt man in die Vergangenheit, gibt es - Oh Wunder - in einigen Punkten sogar Konsens.

Ein Beispiel aus Deutschland:

Ganz zweifellos ist in der letzten Dekade die sogenannte soziale Schere immer mehr auseinander gegangen.
Der BSP-Anteil aus Arbeitseinkommen schrumpfte stetig, die Gewinne aus Vermögen wuchsen.

Vulgo:
Die Armen wurden immer ärmer, weil sie arbeitslos wurden, oder ihre Löhne weniger als die Inflation wuchsen.
Die Reichen wurden unterdessen immer reicher und steigerten ihre Einkommen in nie geahnte Höhen.

Man kann diese Entwicklung durch viele verschiedene Kennziffern illustrieren.

- Das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) befand, daß die Jahres-Durchschnittseinkommen von 2002 bis 2005 real um 4,8 % zurückgingen.
Die gegenteilige Entwicklung bei den Top-Verdienern.
Das Einkommen stieg bei
den oberen 10 % um 6 %,
den oberen 0,01 % um 17 %,
den wohlhabensten 650 Deutschen um 35 %
und den 65 Reichsten um 53 %

- Eine OECD-Studie "Mehr Ungleichheit trotz Wachstum?" von Ende 2008 belegte, daß die Einkommensunterschiede und die Zunahme der Armut in Deutschland schneller als in allen anderen OECD-Staaten stieg:
Der Anteil der Menschen, die in relativer Armut leben – d.h. mit weniger als der Hälfte des Medianeinkommens auskommen müssen – liegt mittlerweile knapp über dem OECD-Schnitt, während die Armutsquote Anfang der 90er Jahre noch rund ein Viertel geringer war als im OECD-Mittel. …Insgesamt haben in Deutschland Ungleichheit und Armut in den Jahren 2000 bis 2005 so schnell zugenommen wie in keinem anderen OECD-Land.
Neuere nationale Ergebnisse, die auf derselben Datenquelle beruhen (SOEP), zeigen auf, dass sich der Trend zu einer ungleicheren Einkommensverteilung 2006 fortgesetzt hat.

- Die Bundesregierungen dokumentierten in ihren Armuts- und Reichtumsberichten:
Die Extreme nehmen weiter zu. Während das Armutsrisiko in Deutschland steigt, wachsen die Einkünfte der Reichen. Besonders alarmierend: Auch immer mehr Menschen mit Arbeit drohen in die Armut abzurutschen. ....Arbeitsminister Olaf Scholz hat am [...] 19.05.2008) den dritten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung vorgestellt.
Demnach gelten 13 Prozent der Menschen in Deutschland als arm. Weitere 13 Prozent der Bevölkerung werden nur durch sozialstaatliche Leistungen vor dem Fall unter die Armutsgrenze bewahrt.

- Das Problem wird massiv dadurch verschärft, daß durch den CDU-Wahn vom dreigliedrigen Selektionsschulsystem die Bildung in keinem anderen EU-Land so sehr von Portemonnaie der Eltern abhängt: 2008 hatten 15 Prozent der über 35-Jährigen keinen Berufsabschluss; rund acht Prozent der Schüler verließen die Schule ohne Abschluss. So manifestiert und potenziert sich Armut.

- „Reiche“ werden dagegen durch liebesdienerische Gesetze steuerlich bevorzugt behandelt.
Der Steuersatz der Kapitalertragssteuer lag vor 2009 bei 20 % für Gewinnanteile aus Kapitalvermögen. Ein Steuersatz, von dem Arbeiter und Angestellte, die zudem mit Sozialabgaben geschlagen sind, nur träumen können.

- Detaillierte Einblicke in das deutsche Schlaraffenland für die Reichsten, ermöglicht das im Juni 2009 erschienene Buch Schön reich - Steuern zahlen die anderen! Wie eine ungerechte Politik den Vermögenden das Leben versüßt" von Prof Kim Otto und Sascha Adamek.
Während Angestellten jeder Cent sofort automatisch vom Lohn abgezogen wird, können sich Millionäre bequem so zurecht rechnen, daß sie gar keine Steuern zahlen.


Diese Liste ließe sich unendlich weiter führen; ich breche an dieser Stelle willkürlich ab, da ich auf diese Effekte ohnehin schon oft in meinem Blog hingewiesen habe.

Jeder kann sich leicht weitere Beispiele ergoogeln.

Jeder - bis auf einen.

Dieser eine ist unser deutscher Vizekanzler.

Der lebt in seinem eigenen reziproken Wolkenkuckucksheim und hat offenbar endgültig die letzten drei Gehirnzellen aus seinem Außenministerlichen Schädel verbannt.

Seine Sicht der Dinge ist derart abenteuerlich, daß mir an dieser Stelle ausdrücklich die Worte fehlen - ich zitiere also nur.

Ganz unkommentiert.

Vielleicht kann einer meiner Leser formulieren, wie man Westerwaves Äußerungen zu bewerten hat.

Es solle nun also die „geistig-politische Wende“ eintreten, plapperte er dem Burda‘schen Focus in die Mikrofone:

„Weg von immer stärkerer Abkassiererei bei denjenigen, die den Karren ziehen.“

„Wir gehen in ein neues Jahrzehnt. Das vergangene war eines der übertriebenen Umverteilung. Das neue soll für Leistungsgerechtigkeit stehen.“

Es gebe kein Land auf der Welt, in dem es offenbar schwerer sei, Steuern zu senken als Steuern zu erhöhen. „Das gibt es nur in Deutschland“, sagte Westerwelle, „mir kommt es vor wie das berühmte Absurdistan, sich für Steuerentlastungen fleißiger Bürger entschuldigen zu müssen“.

Es gebe inzwischen eine „ganze Kaste von Leuten, die am liebsten immer mehr Steuergelder in die eigenen Hände bekommen möchte, damit sie möglichst viel umverteilen können. Das will ich ändern.“

„Die Buchhalter in der Politik, die in den letzten elf Jahren mit immer höheren Steuern und Abgaben die Staatsfinanzen sanieren wollten, sind kläglich gescheitert.“

„Da lasse ich mich von keinem Theaterdonner beeindrucken; ich hatte nicht die Illusion, dass solche Reformen nach elf Jahren sozialdemokratischer Umverteilungspolitik widerstandslos durchgesetzt werden“.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Tammox, Du hast den Existenzgrund unserer F.D.P. immer noch nicht verstanden.

Die sog. "Liberalen" sind eine Erfindung konservativer Wirtschaftskrimineller, die mit einer explizit-klientelorientierten Partei Einfluss auf die Politik in Deutschland nehmen wollen.

Das Gemeinwohl oder Sozialgesetzgebung - generell alles wo "sozial", "solidarisch" und "gemeinsam" enthalten sind, sind für diese Partei und ihre Klientel widernatürliche und kommunistisch-defätistische Begriffsfelder. Pfui Bah! Sowas sagt, denkt und will man nicht in Kapitalverbrecherkreisen!

Der feuchte Traum dieser "Liberalen" ist folglich auch nicht eine freiheitlich-demokratische Grundordnung, soziale Gerechtigkeit oder freie Marktwirtschaft (ihre Lobbypolitik hat in knapp 100 Jahren immer genau das Gegenteil bewirkt), sondern die Wiedereinführung des Feudalsystems (samt Zensuswahlrecht).

In diesem Kontext sind auch die "Berührungspunkte" mit den deutschen Rechten zu sehen, die seit 1918 auch nur auf dieses Ziel hinarbeitet.

Fassen wir also zusammen: Demokratiefeinde, Feudalfreunde, Wirtschaftskriminelle & Lobbyistengesindel - und natürlich gepaart mit einer (entsprechend konsequenten) Angst und Verachtung vor der Bevölkerung

Voilá! Schon versteht man die Sicherheitspolitik, Sozialpolitik und Wirtschaftspolitik der derzeitigen Regierung!

Dein Versuch mit der Logik eines denkenden Demokraten aus der "normalen" Bevölkerung an diese Umstände heranzugehen entspricht dem Versuch eines Goldgräbers aus einem Misthaufen einen Goldnugget auszugraben. Auch unten, ganz am Boden, wird sich keiner finden, denn befindet sich nur Scheisse dort und es hat sich immer nur Scheisse dort befunden.

Der Nordstern.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@ Nordstern!

Fassen wir also zusammen: Demokratiefeinde, Feudalfreunde, Wirtschaftskriminelle & Lobbyistengesindel - und natürlich gepaart mit einer (entsprechend konsequenten) Angst und Verachtung vor der Bevölkerung

Voilá! Schon versteht man die Sicherheitspolitik, Sozialpolitik und Wirtschaftspolitik der derzeitigen Regierung!


D’Accord.

Deswegen suggeriere ich ja auch seit Jahren immer wieder, daß ein angemessenes Wahlergebnis für die FDP beispielsweise 0,01 % wäre.

Wieso hört denn nur keiner auf mich????????????

Man hat ja immer gesagt, daß die Presse die Rechten so hochschreibt.

Aber seit einigen Wochen; das muß man echt zugeben; kriegt die FDP/CDU/CSU - Regierung ja quasi von allen Seiten nur noch aufs Dach. Selbst die rechtesten neoliberalen Fanatiker sind geschockt, WIE SCHLIMM und unfähig Merkel und Westerwelle debakulieren.

Man lernt aber auch, daß die Wähler auf diese Weise auch nicht zu beeinflussen sind - die finden Merkel, Gutti und Guido ja immer noch ganz toll.

Dabei sind sogar die engsten CDU-Claqueure abgerückt. Im Springerschen CDU-Heimorgan „Hamburge Abendblatt“ war heute zum Beispiel dick auf Seite 2 eine zutiefst genervtes „..und Merkel schweigt..“ - selbst ihre glühendsten Anhänger können sie nicht mehr verteidigen.
Nur der Urnenpöbel bleibt ihr noch.

LGT

Tammo Oxhoft hat gesagt…

PS:

Die CDU ist IN ALLEN Umfragen durchgängig ÜBER dem Bundestagswahlergebnis!

http://www.wahlrecht.de/umfragen/index.htm

Das KANN DOCH NICHT SEIN - wenn es sich bei der Bevölkerung, um Wesen MIT Gehirnen handeln sollte.

LGT

Anonym hat gesagt…

Dass Merkel von ihren eigenen "Parteigenossen" und den Medienhuren schlechtgeredet wird, liegt vor allem am Drang der Rotznasen (Koch & Co.) und diverser Interessengruppen, die mit ihrem Erfolg nicht einverstanden sind und gern ein GANZ anderes Deutschland hätten.

(Dass es ausgerechnet die SPD war, die der Ober-Rotznase aus Hessen seine Karriere gerettet hat, ist besonders unangenehm für alle Noch-Andersdenkenden.)

Wehe uns, sollte dieser schwarzbraune Haufen erst einmal an die Macht kommen!

Ist Merkelwelles Regierung der demokratischen Notdurft deshalb die "bessere" Alternative?

Ach Unsinn!

Der Nordstern.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

OHA!!!

Das ist aber mal eine richtig fiese, geradezu eiternd-ekelige These, die Du da aufstellst:
Merkelwelles Regierung ist noch die bessere Alternative?

Das Üble ist allerdings, daß Du Recht haben könntest.
Wer weiß, was ein Koch mit seinem semikriminellen Umfeld im Bundeskanzleramt anstellen würde.
Uaah, da will ich gar nicht drüber nachdenken und bleibe erst mal bei meiner augenblicklichen Einschätzung der Bundesregierung:

„Schlimmer geht’s nimmer!“

(Wollen wir’s hoffen.)

LG
Tammox