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Mittwoch, 5. Oktober 2011

Würdige und Unwürdige

Als Spitzengenossin Andrea Nahles ihrem Papst im Bundestag gelauscht hatte, war sie ganz ergriffen von seiner Weisheit:

Er hat klar gesagt: Der Maßstab von Politik muss Gerechtigkeit sein, denn sie ist die Voraussetzung für Frieden. Außerdem hat der Papst sehr gut hergeleitet, was Europa zusammenhält: nämlich eine mehr als 2000 Jahre alte Kultur-, Philosophie- und Religionsgeschichte. Das war eine Mahnung, trotz der Euro-Krise und anderer Probleme das Wertvolle an Europa zu erkennen.
(Die Welt 23.09.2011)

Ratzinger, Vizegott, Vatikan-Staatschef und Bischof von Rom hatte wieder einmal versucht als moralische Instanz zu glänzen und dankbar transportierten die meisten Medien diese Papst-PR:

Papst Benedikt XVI. hat von der Politik mehr moralische Verantwortung für Ökologie und Gerechtigkeit verlangt. […]. Politiker und Wissenschaftler seien […] besonders gefordert, ihre Entscheidungen moralisch zu bedenken. […] Der Papst wurde vom Bundestag mit viel Applaus begrüßt. Er machte klar, dass er die Einladung auch als politische Würdigung des Vatikans versteht.
(Welt.de 23.09.2011)

Ist das nicht schön?

In unserer immer komplizierter werdenden Welt erklärt jemand mal ganz genau was richtig und was falsch ist!
Wenn doch bloß die Politiker auch so klar urteilen könnten wie Joseph R. aus Rom.

Der Papst redet aber nicht nur, sondern ist insbesondere durch seine Taten ein Vorbild, für das alle anwesenden Parlamentarier Standing Ovations veranstalteten.


Drei Beispiele für die moralische Urteilskraft des Papstes:


1.)

Nur wer sich vorher von der Sünde gereinigt hat, darf die hohe Päpstliche Ehre der Kommunion empfangen.
Dabei wird nicht etwa nur eine Oblate in den Mund gestopft, sondern es handelt sich um einen extrem wichtigen Ritus, bei dem gemäß der Vatikanischen Transsubstantationslehre eine zuvor geweihte Hostie mit den Worten „HOC EST CORPUS MEUM“ (dt: das ist mein Leib, vulgo: Hokuspokus) das Fleisch von Jesus in eine Oblate umgewandelt wird, die man dann verspeisen soll.
Da man buchstäblich Jesus isst, kann natürlich nicht irgendein Sünder an einer Päpstlichen Kommunion teilnehmen.
Daher wurde am 22.September 2011 der deutsche Bundespräsident Christian Wulff, der so böse war sein Ehegelübde zu brechen vom Papst ausgeschlossen.
Er erhielt in der Hauptstadt Berlin keine Kommunion und Thierse fand es auch gut so.
Ratzinger muß da klar unterscheiden und gibt deswegen nur Staatschefs, die ihm nicht als so üble Sünder wie Wulff erscheinen, die Hostie.

Wulff hatte sich immerhin in eine andere Frau verliebt und das noch nicht mal heimlich, sondern er steht auch noch öffentlich zu der Kebse.

Moralisch nicht zu beanstanden ist für den Papst hingegen ein anderer Staatschef, nämlich der Präsident Simbabwes, Robert Mugabe, dem er am 01. Mai 2011 in Rom die Kommunion gewährte.
Mugabe, 87, Ministerpräsident 1980-1987 und seit 1987 Präsident des Landes ist natürlich nicht so sündig wie Christian Wulff.
Nun mögen die nörgelnden Gutmenschen darauf hinweisen, daß Mugabe ein grausamer Diktator ist, der so abartige Menschenrechtsverbrechen beging, daß sein Land aus dem Commonwealth ausgeschlossen wurde und ihm die Einreise in die EU verboten wurde.
Naja, er frönt einer gewissen Mordlust und hat Zehntausende Regierungsgegner umbringen lassen.
OK, er hat das Land völlig verelenden lassen, während er selbst in unfassbaren Luxus schwelgt.

Aber das ist doch Pipifax, denn für den Papst zählen die echten moralischen Werte und die sprechen eindeutig FÜR Mugabe und GEGEN Wulff.

Mugabe ist strenger Katholik, Jesuitenzögling und steht treu zu seiner Frau Grace, die schon mal an einem Tag 500.000 Dollar für Kaviar und Champagner ausgibt.

Nicht zu vergessen Mugabes Vatikan-gemäßer Umgang mit den Schwulen.
Würde Wulff je so klar handeln?

1991 eröffnete er eine Kampagne gegen Homosexualität, die „unnatürlich“ und „unafrikanisch“ sei. Homosexuelle – für Mugabe „minderwertiger als Schweine“ – können seitdem mit 10 Jahren Gefängnis bestraft werden. Mugabe begründete sein Vorgehen u. a. mit der Absicht, gegen Aids vorzugehen. Mugabes Vorgänger im Amt des Präsidenten Canaan Banana wurde wegen Homosexualität verurteilt und floh nach Südafrika, weil er um sein Leben fürchtete.
(Wikipedia)

Daher also ganz klar Kommunion für Mugabe JA, für Wulff NEIN.


2.)

Deutschland ist (irgendwie jedenfalls) eine Demokratie.
Das ist schon mal schlecht, weil dann womöglich Mehrheiten bösen Dinge befürworten.

Als Joseph Ratzinger noch Chef der Glaubenskongregation war, erklärte er, warum Rom keine innerbetriebliche Demokratisierung braucht: »Wir wissen ja, dass die Demokratie selbst ein gewagter Versuch ist, dass das Entscheiden nach dem Mehrheitsprinzip nur einen bestimmten Rahmen menschlicher Dinge regulieren kann. Es wird zum Unding, wenn es auf Fragen der Wahrheit, des Guten selbst ausgedehnt würde.« Was wahr und gut ist, ist nicht diskutierbar? Das ist der Kern einer despotischen Theologie.
[…] Benedikt fürchtet die Demokratie. Seine Kirche soll so autokratisch werden, wie sie angeblich immer war.
(Evelyn Finger 25.9.2011)

Und diese Homogesetze!
In Deutschland dürfen Schwule wie Westerwelle, von Beust und Wowereit Regierungsämter übernehmen, eheähnliche Partnerschaften eingehen und werden auch noch vom Staat - dessen oberster Vertreter Christian Wulff ist, gegen Diskriminierung geschützt.

Das ist natürlich ganz verkehrt in Ratzis Welt. Der Stellvertreter Gottes auf Erden weiß besser wie mit Homos zu verfahren ist.

»Wenn der römische Nuntius bei den Vereinten Nationen dafür eintritt, dass Staaten wie Uganda weiterhin Homosexualität mit dem Tode bestrafen dürfen, dann steht das im Gegensatz zu unserer Rechtsauffassung«, sagt [der Theologe David] Berger. Immer wieder stelle der Vatikan sich in völkerrechtlichen Fragen auf die Seite Irans und werde mitschuldig an Verbrechen. »Dann präsentieren die Mullahs im Internet Fotos von homosexuellen 17-Jährigen, die an einem Baukran aufgehängt wurden. Was hat das mit Religionsfreiheit zu tun?«
[...] Benedikt dagegen habe ein Faible für Bonaventura, der die Philosophie als Magd der Theologie sah. »Der Papst stellt die Vernunft unter Aufsicht. Er schaut in einen Abgrund der Verderbnis und sieht als einzigen Ausweg einen fundamentalen Katholizismus.« Daraus werde dann eine Art Stalinismus. Längst sei die Denunziation nach Rom ein beliebtes, auch vom Papst belobigtes Mittel, um politische Ziele durchzusetzen. Es ist eben kein Zufall, dass Rom die klerikalfaschistischen Piusbrüder umarmte, aber die Reformkatholiken jetzt als reformatorische Abweichler dastehen lässt.
[…] Berger glaubt, dass man die Heuchelei nur theologisch überwindet. Weg von dem Dualismus: unerlöste Welt gegen heiligmäßige Kirche. Weg von einem Papst, der behauptet, Homosexuelle seien »böse«, »sittlich ungeordnete« Diener einer Freiheit, die »den Menschen banalisiert«.
(Evelyn Finger 25.9.2011)


3.)


Und dann noch die Frauen, die in Deutschland nun sogar Kanzlerinnen sein dürfen.
So geht’s ja nun nicht.

Ratzinger weist in eine ganz andere Richtung und hat für seine Freunde von der holocaustleugnenden rechtsradikalen antisemitischen homophoben misogynen Piusbruderschaft extra durch seine päpstliche Kommission Ecclesia Dei feststellen lassen, daß bei dem von ihm wieder zugelassenen „Alten Ritus“, der lateinischen Tridentinischen Messe keine Messdienerinnen erlaubt sind.

Zwar hatte Vorgänger JP-II 1994 durch eine Gottesdienstkongregation auch FRAUEN als Assistentinnen der männlichen Geistlichen bei der normalen Messe erlaubt, aber das geht nicht bei der „echten Messe“:

Keine Messdienerinnen bei Alter Messe.
In tridentinischen Messen dürfen laut Vatikan keine weiblichen Messdiener eingesetzt werden.
(KNA 07.06.2011)

Der Papst IST also eine moralische Instanz!

Kein Wunder, daß ihn die Bundestagsabgeordneten bejubeln!

Und wenn Wulff rumjammert, weil er nicht den Segen bekommt, soll er sich eben ein Beispiel am Amtskollegen Mugabe nehmen!

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