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Dienstag, 18. Oktober 2011

Geld- und Heuchelprobleme.

Solange du noch pfeifen kannst,
ist der Strick noch nicht zugezogen
Martin Held.



Ich weiß nicht, ob es der eine oder andere vielleicht schon mitbekommen hat, aber angeblich soll die Regierung in Athen im Moment ein bißchen klamm sein und, wenn man den Gerüchten glauben darf, sogar SCHULDEN haben.
Potzblitz.


Wo haben „die Griechen“ eigentlich die Schulden?
Wer sind ihre Gläubiger?


Das sind in erster Linie deutsche und französische Banken, die sich jahrelang eine goldene Nase mit griechischen Staatsanleihen verdient haben, weil Athen so enorme Zinsen zahlen muß.

Griechenland hat nämlich in Wahrheit ein Zinsenproblem, welches von Vorschulkinderchen, die irgendein bizarrer kosmischer Zufall zu deutschen Ministern gemacht hat, durch Insolvenz-Geplapper eifrig weiter verschärft wird.

Durch die aberwitzigen Zinsen haben die Ackermanns dieser Republik Milliardengewinne gemacht, ihre Aktionskurse und Gehälter auf Rekordhöhen geschraubt.

Wann immer die Deutsche Bank AG sich mit ihren Megabilanzen brüstete, ist sie von Merkel und Co bejubelt worden.
So konnte Ackermann zum obersten Ratgeber der Regierung aufsteigen.
Aus welchen Taschen eigentlich das Geld stammt, welches so dick und schwarz als DB-Rendite dalag, hat niemand gefragt.


"Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie?
Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?"
Berthold Brecht, Die Dreigroschenoper.



Warum haben die Griechen eigentlich Schulden gemacht?

Anders als so mancher hierzulade suggerieren will, haben „die Griechen“ sich nicht das Geld geliehen, statt selbst dafür zu arbeiten, weil sie von Natur aus faul sind.

Laut OECD [1] beträgt die durchschnittliche Jahresarbeitszeit deutscher Arbeitnehmer 1.390 Stunden. Ohne Urlaub entspricht dies rund 5,5 Arbeitsstunden pro Tag, bei 30 Tagen Jahresurlaub wären dies 6,26 Arbeitsstunden. Dieser Wert steht natürlich in Konflikt mit der „gefühlten Arbeitszeit“, lässt sich aber dadurch erklären, dass viele Deutsche nicht in Vollzeit, sondern in Teilzeit oder in Minijobs tätig sind, bei denen die Wochenarbeitszeit deutlich geringer ist. Es gibt kein südeuropäisches Land, in dem die Arbeitnehmer eine geringere Jahresarbeitszeit haben als die Deutschen. In Spanien beträgt die durchschnittliche Jahresarbeitszeit pro Arbeitnehmer 1.654 Stunden, in Portugal 1.710 Stunden, in Italien 1.773 Stunden und Griechenland ist mit 2.119 Stunden sogar unangefochtener Spitzenreiter in dieser Liste. Ähnlich verhält es sich beim Jahresurlaub und den Feiertagen, auf die Merkel in ihrer billigen Polemik verweist. Nach Angaben [2] des arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft beträgt der gesetzliche Mindesturlaub in Griechenland 23 Tage – hinzu kommen 10 Feiertage. In Spanien beträgt der gesetzliche Mindesturlaub 22 Tage – hinzu kommen 14 Feiertage. In Italien beträgt der gesetzliche Mindesturlaub 28 Tage – hinzu kommen 11 Feiertage. Wenn man also nur den Mindesturlaub und nicht den tatsächlichen Urlaub als Vergleich heranzieht, liegt Deutschland (24 + 10,5) beim Jahresurlaub hinter Spanien und Italien, aber vor Griechenland. Deutsche Vollzeitbeschäftigte haben dank der Tarifverträge jedoch einen durchschnittlichen Jahresurlaub von 29,1 Tagen – addiert man die 10,5 Feiertage hinzu, kommt man zum Ergebnis, dass das exakte Gegenteil von Merkels Stammtischsprüchen zutrifft.
(brd-schwindel.info/die-kanzlerin-der-stammtische)

Die Griechen haben sich auch das Geld nicht in kleinen Scheinen auszahlen lassen, weil sie wie Dagobert Duck in Euros schwimmen wollten.

Nein, es ist viel einfacher. Sie gingen einkaufen.

Und wer profitierte davon am meisten?

Schon wieder die Deutschen - als Hauptwarenexporteur in Europa.
Insbesondere aber haben die konservativen Moral-Ikonen Merkel und Sarkozy Athen mit Rüstungsgütern überschüttet!

Noch in dieser Woche - man könnte meinen, es wäre Konsens, daß Griechenland andere Probleme hat - rangeln Paris und Berlin darum den Griechen Waffen zu verkaufen.

Ein gewaltiges Waffengeschäft könnte nach SPIEGEL-Informationen die deutsch-französischen Beziehungen belasten. Offenbar will Paris zwei bis vier neue Tarnkappen-Fregatten an die griechische Marine liefern. Weil das hochverschuldete Land die nötigen 300 Millionen Euro pro Schiff derzeit nicht aufbringen kann, habe Paris der Athener Regierung angeboten, ihr die Fregatten für fünf Jahre kostenlos zu überlassen. Erst dann sollen die von der Staatswerft DCNS entwickelten Schiffe mit einem Preisnachlass von 100 Millionen Euro bezahlt oder andernfalls von der französischen Marine übernommen werden. Es ist ein Geschäft, das der deutschen Konkurrenz gar nicht gefällt. Denn sie hatte ebenfalls seit Jahren um den Auftrag gekämpft. In einem Brief ans Berliner Kanzleramt kritisiert ein Vertreter des Konzerns ThyssenKrupp, dass die französischen Schiffe letztlich vom deutschen Steuerzahler mitbezahlt würden - wegen der möglichen Pleite Griechenlands.
(Spon 16.10.2011)

Während Thyssen-Krupp beleidigt ist, weil sie nicht selbst den Zuschlag für den Milliardendeal bekommen haben, muß man sich um Deutschlands Kriegsindustrie kein großen Sorgen machen - sie verdient auch ohne Thyssen-Krupp mit.

An der französischen Staatswerft Direction des Constructions Navales, Systemes et Services (DCNS) hält die Thales Group eine Beteiligung von fünfundzwanzig Prozent. Durch ein Konglomerat vieler Firmen des militärisch-industriellen Komplexes, darunter einige aus Deutschland, fliessen Unmengen an Geldern in die Kriegskassen. 2010 “erwirtschaftete” allein Thales Deutschland einen Umsatz von 1,39 Milliarden Euro.
(Radio Utopie 16.10.11)

Die Deutschen, die sich unter christlicher Regierung zu einem der drei größten Rüstungsexporteuren der Welt aufgeschwungen haben - Merkel schiebt Waffenverkäufe in jede Krisenregion an - sind es gewöhnt allein auf Kosten der Griechen zu kassieren.

Trotz der Staatspleite Griechenlands kaufte das Athener Verteidigungsministerium noch im Frühjahr 2010 sechs deutsche Fremm-Fregatten im Wert von 2,5 Milliarden Euro.

Die Erkenntnis, daß deutsche Banken und deutsche Rüstungsproduzenten durch die Verschleppung des Schuldenschnitts und immer neue Merkelsche Rettungsschirme einen riesigen Reibach machen, ist alles andere als neu. Merkels grundverkehrtes Handeln kostet uns zig Milliarden.

Jürgen Trittin am 06.Mai 2010 (!) im Bundestag:

Wir haben den Direktor des IWF, Herrn Strauss-Kahn, gefragt: Wie war das denn mit dem Faktor Zeit? Er hat gesagt: Wenn der IWF im Februar/März hätte tätig werden können, würden wir über geringere Summen reden. ‑ Dass wir heute mit 22 Milliarden Euro ins Risiko gehen, haben Sie, Frau Bundeskanzlerin, mit Ihrer Zögerei und Zauderei zu verantworten.
[…]

Zum anderen kann man sich nicht wie der badische Nationalökonom Kauder

(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ‑ Volker Kauder (CDU/CSU): Baden-Württembergische!)

hier hinstellen und erklären, die Griechen hätten über ihre Verhältnisse gelebt. Das stimmt zwar, aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Herr Kauder, den anderen Teil der Wahrheit muss man als guter Europäer auch sagen. Der andere Teil der Wahrheit lautet nämlich: Davon, dass die Griechen über ihre Verhältnisse gelebt haben, haben andere gut gelebt.

(Volker Kauder (CDU/CSU): Na ja!)

Ich kann das auch anders ausdrücken: Das Rekorddefizit in Griechenland spiegelt sich im Handelsüberschuss der Bundesrepublik Deutschland gegenüber Griechenland wider. Das ist die simple ökonomische Wahrheit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN ‑ Volker Kauder (CDU/CSU): Mannomann! ‑ Hartmut Koschyk (CDU/CSU): Das ist Voodoo-Ökonomie! ‑ Norbert Barthle (CDU/CSU): Dagegen war Gysi ja seriös! ‑ Zurufe von der FDP)

‑ Meine Damen und Herren, Sie können sich beruhigen. Ich muss Ihnen das vielleicht so erklären, wie man das sonst den Kollegen von der Linkspartei erklärt:

(Volker Kauder (CDU/CSU): Herr Trittin, hören Sie auf! Sie blamieren sich!)

Wenn Sie 350 Leopard-Panzer an Griechenland verkaufen, dann ist es unfair, sich darüber aufzuregen, dass sich die Griechen für das Geschäft verschuldet haben. ‑ Ich halte das jedenfalls nicht für einen Vorwurf, den man leichtfertig erheben sollte.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD ‑ Volker Kauder (CDU/CSU): Mannomann!)


In den folgenden anderthalb Jahren hat die schwarzgelbe Bundesregierung rein gar nichts zustande gebracht.

Bis heute gibt es keine Regulation der toxischen Wetten der Investmentbanker auf Staatspleiten, bis heute gibt es keine Börsenumsatzsteuer und Finanzmarkttransaktionsabgabe.

Es gibt nur zufriedene und reiche Banker und Rüstungsproduzenten.
Und eine völlig ausgequetschte griechische Nation, die vor dem absoluten Ruin steht.
Daß man schicke neue Panzer und U-Boote nicht essen kann, mag Frau Merkel nicht glauben - es ist aber so.

Die jetzt von Thyssen-Krupp in vermeintlicher Sorge um deutsche Steuergelder zum Ausdruck gebrachte Empörung ist sehr verwunderlich. War es doch die Konzerntochter HDW, die noch im Frühjahr 2010, als der griechische Haushalt längst zusammengebrochen war, unbeirrt auf die Erfüllung aller Rüstungsverpflichtungen Griechenlands beharrte. Mehr noch: HDW verkaufte Griechenland sogar zwei weitere "State of the Art" U-Boote vom Typ 214 zum Milliardenpreis. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass der aufgeblähte griechische Militärhaushalt die Schuldenmisere noch zusätzlich befeuerte. Im Nachhinein wurde kolportiert, dass der Kauf nicht wirklich von den Griechen gewollt, sondern ein Zugeständnis für die deutsche Zustimmung zum ersten Rettungspaket war.
Sicher ist jedoch: Bei der momentan desolaten griechischen Finanzlage sind keinerlei Rüstungsgeschäfte mit Griechenland vertretbar. Nicht mal zum Sonderpreis. Denn egal, ob deutsche U-Boote oder französische Fregatten: Der maroden griechischen Volkswirtschaft ist mit beiden nicht geholfen.
(PM der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, NR. 0916 vom 17. Oktober 2011)

3 Kommentare:

Oberclown hat gesagt…

Wenn man ein Zynisches Menschenbild hat und die Leute für moralisch total verkommen hält, dann ergibt das ganze perfekten Sinn. Dann ist es nämlich so, dass man die Griechen absichtlich ruiniert bzw. fast ruiniert. Fast deswegen, weil niemand will, dass die Griechen wirklich zahlungsunfähig werden, oder aus dem Euro austreten, weil dann alle, die gegen die Griechische Zahlungsfähigkeit gewettet haben dabei unglaubliche Geldmengen einnehmen würden, die sie natürlich sofort einsetzen würden, um auf die selbe hochprofitable Weise den Nächsten Staat aus dem Euro zu manipulieren. Runiniert deswegen, weil die Griechen jetzt so herrlich erpressbar sind, dass man sie mit den Zinszahlungen, die sie nicht wirklich leisten können ständig erpressbar hält. Deswegen müssen die Griechem alles tun was man von ihnen verlangt. Bei EInzelpersonen nennt man soetwas Leibeigenschaft. Man kann die Griechen zwingen was man an Nachfragt, Geld oder sonstwie aus ihnen rauspressen will zu liefern. Die Rüstungsdeals passen da sehr viel besser zu den beobachteten Fakten , als jede andere Interpretation. Dieses "Sparpaket" der Griechen, das man aufgezwungen hat wäre dann auch nur ein Test, wie gut das funktioniert. Weil man indem man ausprobiert, ob die Griechen die Anweisung schlucken mit grundfalscher Wirtschafts und Sozialpolitik den Zustand in dem sie Erpressbar sind für lange Zeit zu festigen. Deswegen unternimmt man ja auch nicht das naheliegende und kostengünstige, wie etwa Eurobonds, Spekulationssteuern oder die Wiedereinführung eines europäischen FInanzausgleichs, man braucht die Märkte um Griechenland erpressbar zu halten.

Ich gebe zu, dass man ein ziemlich verrottetes Weltbild braucht, um die DInge so zu sehen, aber es erklärt sehr gut die beobachteten Fakten.

jakebaby hat gesagt…

Ein verrottetes Weltbild braucht man gar nicht brauchen, das ist gegeben.
Leider ist das noch zu Wenigen klar. ... Aufloesungsprobleme!

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@ Jake, Oberclown:

Ich befürchte leider auch, daß Oberclown Recht hat.

Als ich mich an die Trittin-Rede erinnerte, die ich ja schon zitiert hatte, als sie aktuell war, verblüffte mich doch die Tatsache, daß sie schon wieder anderthalb Jahre alt ist. Schon da war Gr de facto pleite und schon da wurde ja immerhin höchst öffentlich, nämlich in Bundestagsreden auf die Zusammenhänge mit den Waffenexporten aus Deutschland hingewiesen.

Man könnte es fast bewundern, daß Merkel und Schäuble das Offensichtliche noch mal 18 Monate raus zögerten, die Griechen weiter an ihren Zinsen bluten ließen, die Banken weiter Rekordgewinne machen konnten und sogar jetzt noch Rüstungsgeschäfte durchgeboxt werden!

Irgendwelche „Lösungen“ für das Griechenlandproblem, die dazu führen würden, daß Großbanken nicht mehr Milliarden an sich raffen könnten, werden nach wie vor noch nicht mal ausgesprochen.

(Beispielsweise eine gesetzliche Festlegung des Zinses, oder die Möglichkeit, daß Gr sich das benötigte Geld direkt bei der EZB zu 1% Zinsen leiht. Wieso zum Henker müssen da immer noch Banken zwischengeschaltet werden, die ihrerseits das Geld von der EZB für1% bekommen und es dann für 20% an Athen weiter verleihen? Das ist wie die Lizenz zum gelddrucken für Ackermann)

Es beeindruckt mich ernsthaft, wie effektiv sich Merkel und Co der Vernunft widersetzen und zu 100% das umsetzen, was die Lobbyisten von ihnen wünschen!

Dazu empfehle ich diesen Bericht:

http://frontal21.zdf.de/ZDFde/inhalt/24/0,1872,8358776,00.html

Wer da nicht kotzt, muß einen Magen mit Teflonbeschichtung haben!

In der letzten Minute gibt es eine schöne Graphik über die Lobbyisten.

Typen, die sich damit bereichern, daß täglich zigtausende Menschen verhungern, würde ich nun zweifellos ein „verrottetes Weltbild“ attestieren.

LGT