TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Dienstag, 4. Oktober 2011

Geldadel.

Hamburg hat für meinen Geschmack eine ideale Größe.
Wir sind nicht so zusammengequetscht und verteilen die 1,8 Millionen Leute auf der immerhin 2,5-fachen Fläche, nämlich knapp 760 qkm, der nächstgrößeren Stadt München (1,2 Mio, 310 qkm).
Hamburg ist absolut international und das glatte Gegenteil von Provinzialität.
Andererseits ist die zweitgrößte deutsche Stadt im Vergleich mit den europäischen Top-Metropolen wie London mit 12 Mio*, Moskau (14 Mio*), Istanbul (15 Mio*) und Paris (9 Mio*) angenehm heimelig und übersichtlich.
Von den Mega-Molochen wie NY, Tokio, Mexiko-Stadt. Mumbai, Manila oder Seoul mal ganz zu schweigen.

Mit 1,8 Mio ist man zwar national betrachtet eine bemerkenswerte Größe, aber mit dem internationalen Rang ~125 (Metropolregion HH 2-5 Mio*) unter „ferner liefen“ abzuhaken.

Wie jede kleine Großstadt brüstet sich Hamburg daher mit Superlativen - die Stadt mit den zweitmeisten Konsulaten weltweit, dem größten Parkfriedhof der Welt, den meisten Brücken von ganz Europa etc.

National betrachtet „glänzt“ Hamburg insbesondere mit einem Superlativ.
In Hamburg ballen sich die Millionäre und Milliardäre.
Allein 46 der 500 reichsten Deutschen leben in Hamburg (zehn mal so viele wie in Berlin!)

Mit den Familien Otto, Herz, Weisser, Bauer, Jahr, Fielmann und Schnabel hocken hier sogar diverse zehn-Stellige.

Hamburger gelten zwar als weltoffen und wenig konservativ - auch der Multimillionär Peter Krämer, der so sehr für eine Vermögensabgabe kämpft, ist Hamburger - aber grundsätzlich schlagen die Herzen der Superreichen schon eher für das schwarzgelbe Lager.

Hamburg ist eine äußerst ergiebige Parteispendenquelle.

Den Zusammenhang von Großspenden und politischen Gefälligkeiten sollen die Bürger möglichst aber nicht so klar wie bei den 1,1 Millionen € des Besitzers der Mövenpick-Hotelkette Baron von Finck an die FDP erkennen.

Daher werden die fetten Summen erst mit Verzögerung offengelegt oder überhaupt erst nachträglich ausgezahlt.

Nur wenige Tage nach der Bundestagswahl haben außerdem die BMW-Großaktionäre Johanna Quandt und ihre Kinder Stefan Quandt und Susanne Klatten der CDU am 1. Oktober je 150.000 Euro gespendet. Bevor die Zahlungen am 17. November 2009 vom Bundestag veröffentlicht wurden, hatten Union und FDP einen neuen Rabatt bei der Besteuerung von Jahreswagen für Mitarbeiter und einen weiteren Steuerrabatt für die Privatnutzung von Firmenwagen vereinbart. "Gerade in solchen Fällen zeigt sich, dass die Veröffentlichung von Großspenden nicht erst nach mehreren Wochen erfolgen darf", sagte Parteienrechtler Martin Morlok dem SPIEGEL.
(Spon 23.01.2010)

Andere Beispiele sind die berühmte Schreiber-Millionenspende;

Die Augsburger Staatsanwaltschaft geht nach dpa-Informationen davon aus, dass die Millionenspende des Waffenhändlers Karlheinz Schreiber für die CDU aus dem umstrittenen Panzergeschäft mit Saudi-Arabien stammt. Die Anklagebehörde stellt die hohen Provisionszahlungen des Thyssen-Konzerns an Schreiber und zwei Thyssenmanager für den Verkauf von 36 Panzern an Saudi-Arabien 1991 in einen Zusammenhang mit der Geldübergabe von Schreiber im selben Jahr. Diese Summe hatten Ex-CDU- Steuerberater Horst Weyrauch und der damalige CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep in der Schweiz erhalten.
(dpa 04.08.2000)


Oder die legendäre Ehlerding-Spende:

Karl Ehlerding, 59, auch ein Hamburger, Aufsichtsratsmitglied der Salzgitter AG, früherer Großaktionär des Beteiligungskonzerns WCM, spendete im Jahr 1998 fast sechs Millionen DM an die CDU und ominöserweise durfte dann sein WCM-Immobilienkonzern die 30.000 ehemaligen Eisenbahner-Wohnungen für einen absoluten Schnäppchenpreis übernehmen.
Honi soit qui mal y pense.


Wofür Helmut Kohl eigentlich genau die illegalen Millionen für die CDU bekommen hat, weiß man bekanntlich bis heute nicht, da sich der feine Herr über dem Grundgesetz stehend wähnt und noch nicht mal aufklärt, wer eigentlich die Spender waren.

Es gehört nicht viel Phantasie dazu sich vorzustellen, daß die Union nach wie vor genau die Hamburger Milliardäre im Blick hat.

Jedes Jahr stellen hanseatische Großspender den deutschen Parteien sechs- oder siebenstellige Beträge zu Verfügung. Allein im Superwahljahr 2009 - als der Bundestag, das Europaparlament, die Landtage in Hessen, Sachsen, Thüringen, Saarland, Brandenburg und Schleswig-Holstein neu gewählt wurden - gaben Hamburger Großspender den Parteien mehr als 1,9 Millionen Euro. Diese Spenden verteilen sich sehr ungleichmäßig. Die hanseatischen Großspender bevorzugen die CDU deutlich gegenüber FDP, SPD, Grünen/GAL, CSU und Linke.
[…] Das Abendblatt hat mithilfe von Texterkennungssoftware alle Parteispender in Deutschland erfasst und in eine Datenbank eingebracht. So lassen sich erstmals präzise Aussagen über die exakten Spendensummen, die politischen Präferenzen und das Spendenverhalten vermögender Hamburger und ihrer Unternehmen machen. Nicht berücksichtigt wurden alle Spender, die weniger als 10 000 Euro im Jahr gegeben haben. In den acht untersuchten Jahren gaben Hamburger Großspender demnach mehr als 7,1 Millionen Euro an die Bundestagsparteien. Davon erhielt die CDU mit rund fünf Millionen Euro den zehnfachen Spendenbetrag der SPD. Die Sozialdemokraten wurden von Großspendern lediglich mit einer halben Million Euro bedacht.
(Abla 04.10.11)

Das Dumme ist nur, daß die Spenden heutzutage nicht mehr ganz so zielführend wie früher sind.
Es ist zwar davon auszugehen, daß Rösler, Merkel und Co genauso folgsam wie zu Kohls Zeiten die Wünsche der Millionenspender umsetzen wollen.
Allein, es fehlt an politischer Potenz.

Die Spenden der Atomwirtschaft, die erst noch die Brennelementesteuer lächerlich niedrig gehalten hatten und eine fette Laufzeitverlängerung einbrachten, scheinen nach Merkels berühmten post-Fukushimischen Einknicker doch irgendwie verschwendet.

Und dann ist da natürlich der verheerende Gesamteindruck der ökonomisch dilettierenden Kanzlerin.

Ich warte schon darauf, daß sich die Spender mit einem „We want our money back“ outen.

Vor der Bundestagszustimmung zum 211-Milliarden ESEF-Paket sahen sich die Spitzenwirtschaftler gar gezwungen einen Offenen Brief an die schwarzgelbe Kaspertruppe zu schreiben, in dem sie eindringlich um Zustimmung warben.

Die vier Präsidenten Dieter Hundt von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Hans-Peter Keitel vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Hans Heinrich Driftmann vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und Otto Kentzler vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) würdigen den Fonds als "wichtige Klammer, um die Eurozone zusammenzuhalten", wie das Handelsblatt zitiert.
(dpa 22.09.2011)

Schon peinlich, daß die Reichsten der Reichen sich genötigt sehen zu so drastischen Warnungen zu greifen.
Aber offensichtlich sind auch sie über die irrlichternde Regierung regelrecht verzweifelt.


Es ist eine schallende Ohrfeige für Union und FDP, dass die Spitzenverbände der Deutschen Wirtschaft die Abgeordneten in einem Offenen Brief auffordern, der Erweiterung des Euro-Rettungsschirms kommende Woche zuzustimmen.
Ausgerechnet jene Kreise, die Schwarz-Gelb immer wollten und Millionen von Euro gesponsert haben, müssen nun für die Kanzlermehrheit bei der Abstimmung über den Rettungsschirm werben. Die Wirtschaftslobby mahnt zu Recht rationales Handeln der Koalition in der EU-Schuldenkrise an. Herr Hundt, Herr Keitel, Herr Driftmann und Herr Kentzler verlangen von Angela Merkel, entschlossen für die EU einzutreten und Europa gerade jetzt nach vorne zu bringen. Daraus spricht abgrundtiefe Enttäuschung über Schwarz-Gelb.
Die deutsche Wirtschaft weiß, dass Deutschland, seine Unternehmen und Beschäftigten ganz besonders vom Euro profitieren. Europa kann nur gemeinsam mit den aufstrebenden Weltregionen mithalten. Das steht im scharfen Kontrast zum D-Mark-Chauvinismus und der zunehmend anti-europäischen Rhetorik von FDP und CSU. Die Anti-Euro-Kräfte bei FDP und CSU haben monatelang verhindert, dass der Euro-Rettungsschirm im Notfall auch vorbeugend handeln darf. Sie verhindern bis heute einen wirksamen Krisenmechanismus, der zum Beispiel gegen die Unterkapitalisierung von Europas Banken hilft.
Selbst die deutsche Wirtschaftlobby muss nun zugeben: Wenn es um die Interessen Deutschlands in Europa geht, ist auf Schwarz-Gelb kein Verlass.
(Jürgen Trittin, Pressemitteilung Nr. 0840 vom 23. September 2011)


*jeweils die Ballungsräume

Keine Kommentare: