Sonntag, 22. November 2009
Stolz
Deutsche Heroen gibt es eigentlich nicht mehr.
Heldentum ist out.
Ich bin schon froh, daß ich wenigstens aus dem politischen Bereich noch ein paar Gestalten erinnern kann, für die man Bewunderung empfinden kann.
Willy Brandts Kniefall, Gräfin Dönhoffs Versöhnungsengagement, Helmut Schmidts Vorsitz des Interaction Councils, Joschka Fischers mutiger Kampf gegen den Irakkriegsbeginn, …das sind „deutsche Momente“, die mich erfreuten.
Das Wort „Stolz“ benutze ich bewußt nicht, da ich die Bedeutung immer noch nicht verstanden habe.
Offensichtlich handelt es sich dabei um eine fehlgeleitete Dopamin-Reaktion.
Stolz ist ein Schmücken mit fremden Federn.
Gern sind zum Beispiel Leute stolz darauf „ein Deutscher“ zu sein.
Sie streichen sich also für etwas selbst Honig ums Maul, für das sie NICHTS geleistet haben und das sie nur durch puren Zufall erlangt haben.
„Ich bin stolz ein Deutscher zu sein“ sagt beispielsweise ein Guido Westerwelle gerne - bizarrerweise zunächst auf Englisch in der FAZ: „I‘m proud to be a German“.
Wiglaf Droste kommentierte dieses komische Bekenntnis eines freidemokratischen Zwangscharakters: Dadurch, dass er die Idiotie drucksig ins Englische bringt, sie also gewissermaßen international anzupinseln versucht, wird die Sache sogar noch trüber.
Und Klaus Bittermann führt 2001 im „Who’s Who Der Peinlichen Personen“ aus:
‚Ich bin stolz darauf, Deutscher in Europa zu sein‘, formuliert Westerwelle verblasen – Deutschland liegt nun mal in Europa, aber wenn man eine ganz arme Sau ist, muss man eben darauf stolz sein. ‚Ich beanspruche den Respekt vor diesem Stolz‘, fährt Westerwelle fort, ‚so selbstverständlich, wie es Franzosen, Belgier oder Italiener tun.‘ Nationalisten gibt es überall, und immer berufen sie sich auf die Nationalisten anderer Nationen. Wer unbedingt stolz darauf sein möchte, ein Deutscher zu sein, soll sich den Satz auf ein Schild schreiben und sich damit in eine Fußgängerzone hocken. Für seine Groschengesinnung werden die Landsleute schon ein paar Groschen übrig haben.“
Fragt man Deutsche, die so stolz auf ihr Deutschsein sind, was sie dafür für Gründe anführen könnten, fällt unvermeidlich die „Schiller-Goethe-Kultur-Keule“.
Ja, für die GUTEN Sachen fühlt sich jeder verantwortlich; bei den SCHLECHTEN wird aber stets herausgestellt, daß man keine Verantwortung trage.
Eine Gestalt wie Westerwelle taugt eben für den BigBrother-Container oder den Titel des Krawattenmann des Jahres.
Man sollte ihn aber nicht mit offiziellen Ämtern betrauen, sonst wird es noch peinlicher - und das heißt schon etwas für eine Ikone des „Who’s Who Der Peinlichen Personen“.
Peinlicher geht’s immer und so reist der Mann, der einst kräftig im braunen Floskeltopf nach Formulierungen fischte, als oberster Deutscher Diplomat nach Israel.
Dazu Daniel Brössler:
Reisen nach Israel sind für deutsche Politiker, um es mit den Worten von FDP-Chef Guido Westerwelle zu sagen, "schwierig, aber auch notwendig". Siebeneinhalb Jahre ist es her, dass Westerwelle diese Formulierung gewählt hat. Es war im Mai 2002, der junge Vorsitzende der Liberalen flog ins Heilige Land. Nicht zu einem Besuch, sondern in einem Notfalleinsatz. Die FDP befand sich inmitten dessen, was unter der Überschrift "Antisemitismus-Streit" als unrühmliches Kapitel in die Parteigeschichte eingehen sollte. Wenn der an diesem Montag beginnende Antrittsbesuch Westerwelles noch ein bisschen schwieriger und notwendiger ausfällt als bei jedem neuen deutschen Außenminister, dann hat das mit den damaligen Vorgängen zu tun.
Damals hatte nämlich Westerwelles Vize Möllemann erklärt, daß die Juden selbst schuld am Antisemitismus wären, ohne daß sein Chef eingeschritten wäre.
Hildegard Hamm-Brücher verließ nach über 50 Jahren die Partei und Westerwelle geilte sich mit der Vorstellung auf mithilfe ehemaliger NDP-Wähler sein Projekt 18 umzusetzen.
Solche Leute sind stolz auf Deutschland und daß solche Leute zu Vizekanzlern gewählt werden ist ein Grund mehr nicht stolz auf Deutschland zu sein.
Der Stolz auf die eigene Nationalität ist für mich noch absurder.
Konsequent bin ich aber nicht.
So sehr ich es rational ablehne mich mit fremden Federn zu schmücken, so wenig kann ich es emotional verhindern mich dennoch für fremdes Gefieder zu schämen.
Diese Regierung ist mir ausgesprochen peinlich und es gelingt mir einfach nicht mich selbst aus der Verantwortung freizusprechen.
Formal bin ich tatsächlich nicht verantwortlich - immerhin habe ich Dank Frau Merkels 1999er „Wo kann man hier gegen Ausländer unterschreiben?“-Engagement in Hessen bis heute keine deutsche Staatsbürgerschaft und somit natürlich auch kein Wahlrecht in Deutschland.
(Vielleicht sollte ich Koch, Merkel und den anderen nationalistisch brummenden CDU’lern dankbar sein, daß sie mir wenigstens die Augen darüber geöffnet haben, daß ich der Mehrheit in diesem Lande keineswegs willkommen bin.)
Aber bin ich wirklich unschuldig daran, daß von der Leyen, Niebel, Westerwelle, Jung, Schäuble, Westerwelle und Merkel die Deutsche Regierung bilden?
Hätte ich nicht mehr tun können, mehr tun müssen?
Aufklären, warnen und mahnen sollen?
Nun schäme ich mich ein Deutscher zu sein, obwohl ich gar kein Deutscher bin…..
Heldentum ist out.
Ich bin schon froh, daß ich wenigstens aus dem politischen Bereich noch ein paar Gestalten erinnern kann, für die man Bewunderung empfinden kann.
Willy Brandts Kniefall, Gräfin Dönhoffs Versöhnungsengagement, Helmut Schmidts Vorsitz des Interaction Councils, Joschka Fischers mutiger Kampf gegen den Irakkriegsbeginn, …das sind „deutsche Momente“, die mich erfreuten.
Das Wort „Stolz“ benutze ich bewußt nicht, da ich die Bedeutung immer noch nicht verstanden habe.
Offensichtlich handelt es sich dabei um eine fehlgeleitete Dopamin-Reaktion.
Stolz ist ein Schmücken mit fremden Federn.
Gern sind zum Beispiel Leute stolz darauf „ein Deutscher“ zu sein.
Sie streichen sich also für etwas selbst Honig ums Maul, für das sie NICHTS geleistet haben und das sie nur durch puren Zufall erlangt haben.
„Ich bin stolz ein Deutscher zu sein“ sagt beispielsweise ein Guido Westerwelle gerne - bizarrerweise zunächst auf Englisch in der FAZ: „I‘m proud to be a German“.
Wiglaf Droste kommentierte dieses komische Bekenntnis eines freidemokratischen Zwangscharakters: Dadurch, dass er die Idiotie drucksig ins Englische bringt, sie also gewissermaßen international anzupinseln versucht, wird die Sache sogar noch trüber.
Und Klaus Bittermann führt 2001 im „Who’s Who Der Peinlichen Personen“ aus:
‚Ich bin stolz darauf, Deutscher in Europa zu sein‘, formuliert Westerwelle verblasen – Deutschland liegt nun mal in Europa, aber wenn man eine ganz arme Sau ist, muss man eben darauf stolz sein. ‚Ich beanspruche den Respekt vor diesem Stolz‘, fährt Westerwelle fort, ‚so selbstverständlich, wie es Franzosen, Belgier oder Italiener tun.‘ Nationalisten gibt es überall, und immer berufen sie sich auf die Nationalisten anderer Nationen. Wer unbedingt stolz darauf sein möchte, ein Deutscher zu sein, soll sich den Satz auf ein Schild schreiben und sich damit in eine Fußgängerzone hocken. Für seine Groschengesinnung werden die Landsleute schon ein paar Groschen übrig haben.“
Fragt man Deutsche, die so stolz auf ihr Deutschsein sind, was sie dafür für Gründe anführen könnten, fällt unvermeidlich die „Schiller-Goethe-Kultur-Keule“.
Ja, für die GUTEN Sachen fühlt sich jeder verantwortlich; bei den SCHLECHTEN wird aber stets herausgestellt, daß man keine Verantwortung trage.
Eine Gestalt wie Westerwelle taugt eben für den BigBrother-Container oder den Titel des Krawattenmann des Jahres.
Man sollte ihn aber nicht mit offiziellen Ämtern betrauen, sonst wird es noch peinlicher - und das heißt schon etwas für eine Ikone des „Who’s Who Der Peinlichen Personen“.
Peinlicher geht’s immer und so reist der Mann, der einst kräftig im braunen Floskeltopf nach Formulierungen fischte, als oberster Deutscher Diplomat nach Israel.
Dazu Daniel Brössler:
Reisen nach Israel sind für deutsche Politiker, um es mit den Worten von FDP-Chef Guido Westerwelle zu sagen, "schwierig, aber auch notwendig". Siebeneinhalb Jahre ist es her, dass Westerwelle diese Formulierung gewählt hat. Es war im Mai 2002, der junge Vorsitzende der Liberalen flog ins Heilige Land. Nicht zu einem Besuch, sondern in einem Notfalleinsatz. Die FDP befand sich inmitten dessen, was unter der Überschrift "Antisemitismus-Streit" als unrühmliches Kapitel in die Parteigeschichte eingehen sollte. Wenn der an diesem Montag beginnende Antrittsbesuch Westerwelles noch ein bisschen schwieriger und notwendiger ausfällt als bei jedem neuen deutschen Außenminister, dann hat das mit den damaligen Vorgängen zu tun.
Damals hatte nämlich Westerwelles Vize Möllemann erklärt, daß die Juden selbst schuld am Antisemitismus wären, ohne daß sein Chef eingeschritten wäre.
Hildegard Hamm-Brücher verließ nach über 50 Jahren die Partei und Westerwelle geilte sich mit der Vorstellung auf mithilfe ehemaliger NDP-Wähler sein Projekt 18 umzusetzen.
Solche Leute sind stolz auf Deutschland und daß solche Leute zu Vizekanzlern gewählt werden ist ein Grund mehr nicht stolz auf Deutschland zu sein.
Der Stolz auf die eigene Nationalität ist für mich noch absurder.
Konsequent bin ich aber nicht.
So sehr ich es rational ablehne mich mit fremden Federn zu schmücken, so wenig kann ich es emotional verhindern mich dennoch für fremdes Gefieder zu schämen.
Diese Regierung ist mir ausgesprochen peinlich und es gelingt mir einfach nicht mich selbst aus der Verantwortung freizusprechen.
Formal bin ich tatsächlich nicht verantwortlich - immerhin habe ich Dank Frau Merkels 1999er „Wo kann man hier gegen Ausländer unterschreiben?“-Engagement in Hessen bis heute keine deutsche Staatsbürgerschaft und somit natürlich auch kein Wahlrecht in Deutschland.
(Vielleicht sollte ich Koch, Merkel und den anderen nationalistisch brummenden CDU’lern dankbar sein, daß sie mir wenigstens die Augen darüber geöffnet haben, daß ich der Mehrheit in diesem Lande keineswegs willkommen bin.)
Aber bin ich wirklich unschuldig daran, daß von der Leyen, Niebel, Westerwelle, Jung, Schäuble, Westerwelle und Merkel die Deutsche Regierung bilden?
Hätte ich nicht mehr tun können, mehr tun müssen?
Aufklären, warnen und mahnen sollen?
Nun schäme ich mich ein Deutscher zu sein, obwohl ich gar kein Deutscher bin…..
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7 Kommentare:
Also der Stolz auf die eigene Nationalität wirkt auf mich auch absurd. Aber das kann auch an meinen beschränkten intellektuellen Fähigkeiten liegen. Auf mich wirkt schon das Konzept Nation als solches zielich beliebig stellenweise Absurd. Ehrlich es scheint keine Definition von Nation zu existieren, die hinreichend einfach formuliert ist, dass ich es verstehe.
Geht mir genauso.
Das ganze Konzept ist rätselhaft.
Aber auch wenn ich es nicht verstehe:
Ich kann doch empirisch feststellen, daß diejenigen, die darauf bestehen "stolz auf Deutschland" zu sein, jedenfalls keine Menschen sind, die ich sympathisch finde.
LGT
Ich bin gerade wieder auf einem antikulturellen Trip.
Diesmal ist es der Sueden Missouris, in dem die so blutgetraenkte Erde Amerikas noch einen Dip blutiger scheint.
Konfed.- Flags(kaum Schwarze zu sehen), Tankstellen mit WaffenMunitionverkauf, Biblestudie, Teepartys, und gigantischbabtistische Gotteshaueser ueberall im Niemandsland.
Der aller'feinste Mix fuer einen durchmutierten Patriotismus, dessen sinnleere Gehirnmasse sich selbst in einer Patronenhuelse verliert.
Pride is an Abomination!
Na Jake, dann kann ich ja nur hoffen, daß Du schön die Klappe hälst und nicht irgendwelche anti-Teebeutel-Songs anstimmst, sonst lyncht man Dich ganz schnell. Ein paar von diesen KKK-Kostümen mit den weißen spitzen Hauben haben die da sicher alle noch im Keller!
LGT
Klappe halten... predige ich mir schon seit ueber 14 Jahren.
Fuer die haesslichen Antiamerikanischkeiten die ich bisher auf die Amis loslasse, haette ich umgekehrt jeden Auslaender persoenlich an die deutsche Grenze gepruegelt. :-)
Was momentan abgeht ist im grossen Ganzen nur mit einem schwarzen Praesidenten moeglich, denn was sich die in'externen Rep'Conservativen Splittergruppen rausnehmen, wuerde ansonsten nicht nur nicht geduldet, sondern strafrechtlich verfolgt werden.
Offene Morddrohungen gegen den Praesidenten auch gerne in Bibelsprueche verpackt, Ein massiver Angriff des ultrarechtsconservativen Randes auf die eigene, momentan konfusioniert eingeschuechterte republikanische Basis, schmutzigste Attacken gegen Einzelne,( http://www.msnbc.msn.com/id/3036677/#34118591 ) .... alles in Allem ein gewaltfoerdernder Spaltungsversuch innerhalb der politisch'amerikanischen Ordnung.
Das Ganze wie du weist, von voellig nichtig'politischen Imbecilen wie Palin, Beck, Limbaugh, O'Reilly, Fox, ..... getrieben.
Und Das laueft unter Patridiotismus... auch Sarapocalypse genannt.
Wir haben nix zum tauschen.
Du hast dein Merkel&CO und ich die Irren hier.
Worauf dann Irgendjemand noch stolz sein koennte entzieht sich meiner Ausschoepfung.
Ich schau jetzt auf der Tee-Party vorbei. Ist gleich um die Ecke von Ripley's .... Believe it or Not!
Branson, MO
Gruss
Jake
Jake, DINE Berichte kurieren mich auch nicht gerade von meiner Misantropie.
Menschen sind eben scheiße.
Ich bin deprimiert.
Man müßte sie irgendwie geschickt und ausgebufft aufeinander jagen, so daß die sich gegenseitig neutralisieren.
Vielleicht könnte Westerwelle mal mit ein paar schlagkräftigen Haar-gegelten Jungliberalen aus schlagenden Verbindungen zu einem Tea-bagger-Auflauf gehen und erklären er sei deutscher Vizeregierungschef, Vorsitzender der „LIBERALEN“, in Deutschland sei JEDER krankenversichert und außerdem sei er noch schwul.
Ich würde gerne zusehen wie die sich dezimieren……
LGT
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