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Donnerstag, 19. November 2009

Die natürliche Ordnung!

Am 23. Oktober 2009 erklärte die bayerische Justizministerin Beate Merk voller Empörung, daß es auch Grenzen geben müsse!

"Es kann nicht sein, dass eine homosexuelles Paar ein Kind adoptiert.
Da ist der Rubikon überschritten!"

Das bizarre Alpenvolk hat nämlich noch im Jahr 2009 eine Regierung, die ein Normenkontrollverfahren beim Bundesverfassungsgericht anzettelte, um die böse Homoehe zu verhindern.
"Insbesondere eine Volladoption durch Lebenspartner wird es mit mir nicht geben", kündigte Merk an.

Homos sind nämlich bähbäh weiß die CSU.
In eine Koalition mit der FDP gezwungen, mußte Justizchefin Merk die in Karlsruhe anhängige Klage zwar widerstrebend zurückziehen, aber die Christsozialen vergaßen nicht klarzustellen, wie sie die Causa sehen:

“Ich glaube, dass die Ehe zwischen Vater und Mutter, dass die Familie mit Vater und Mutter die Zukunft ist, nicht etwas anderes, das ist die Moderne, und nicht eine Fehlentwicklung, die sich hoffentlich bald wieder legen wird.”
(Unions-Bundestags-Fraktionsjustizexperte Norbert Geis)

Schwule und Lesben sind eine „Fehlentwicklung“, also unnatürlich - soweit der K.O.alitionspartner von Guido Westerwelle.

Man möchte den Bayern einen in Blick in den Brockhaus empfehlen – das immerhin anerkannteste Lexikon-Werk der Welt – in dem es dazu heißt:

In der Sexualforschung geht man davon aus, dass die HOMOSEXUELLE ORIENTIERUNG EBENSO WIE DIE HETEROSEXUELLE tief und UNABÄNDERLICH mit der Persönlichkeit verknüpft ist. Die Homosexualität wird inzwischen VON ALLEN MIT IHR BEFASSTEN WISSENSCHAFTLICHEN DISZIPLINEN als ein häufig vorkommendes sexuelles NORMALPHÄNOMEN angesehen.

Wenn Christen anfangen die Dinge in „natürlich“ und „unnatürlich“ zu sortieren, kommen dabei immer bizarre Dinge heraus.

Andere Positionen, die der moderne Kirchismus hart bekämpfte, wie das Frauenwahlrecht, gemischtrassige Ehen, gewaltfreie Kindererziehung, das Verbot gemischtkonfessioneller Ehen, Abschaffung der Sklaverei, etc wurden allerdings inzwischen geräumt.
Plötzlich keine Sünde mehr - offenbar.

Andere groteskatholische Positionen werden zur Zeit noch aufrecht erhalten.
Die Absurdesten dürften der Zölibat, die Verdammung der Homosexualität und die Ächtung von Verhütungsmitteln, sowie der Aids-Prophylaxe sein, die mit Verweis auf „die natürliche Ordnung“ nach wie vor hochgehalten werden.

Zur NATUR und dem Vorbild, das diese bei der Kindererziehung gibt, fand ich heute einige nette Beispiele in einem längeren Gespräch der Anthropologin Sarah Hrdy mit dem Biophysiker und Autoren Stefan Klein im ZEIT-Magazin.

Hrdy gibt spannende Einblicke in das schwierige Verhältnis zwischen Mutter und Kind.

Das Vorbild der Natur - also die Natürlichkeit ist dabei nur bedingt tauglich für den modernen homo sapiens:

Beispiel Spinne:

Hrdy: Denken Sie an Dinea ergandros. Sobald die Jungen dieser australischen Art geschlüpft sind, überfällt die Mutter eine merkwürdige Lähmung. Sie sondert dann ein Sekret ab, mit dem sie ihren eigenen Körper verflüssigt. So verwandelt sich die Mutter in einen essbaren Schleim – die erste Nahrung ihrer Brut.

Beispiel Languren:

Klein: Stattdessen gingen Sie im Jahr 1971 nach Indien, um Tempelaffen zu erforschen, die Languren. Was lockte Sie dorthin?

Hrdy: Ich hatte gehört, dass die Männchen mitunter Babys ihrer eigenen Art umbringen. Angeblich lag es daran, dass es in den Tempeln sehr eng zugeht. Naiv hoffte ich, ein Beispiel dafür gefunden zu haben, wie Überbevölkerung völlig perverses Verhalten hervorrufen kann. Doch bald entdeckte ich den wahren Grund: Die Horden bestehen aus weiblichen Tieren, in deren Mitte ein einziges Männchen weilt. Die anderen Männchen lauern darauf, den Harem zu übernehmen. Wenn das einem gelingt, beißt er die Kinder seines Vorgängers tot – damit die Weibchen wieder empfängnisfähig werden und der Neue sich ohne Verzögerung fortpflanzen kann.

Klein: Die Mütter der Babys...

Hrdy: ...sehen zu. Dann fordern sie den Mörder zum Sex auf, um möglichst bald neue Kinder zu haben. Wer sich fortpflanzen will, muss Opportunist sein.

Beispiel Menschenmann:

Hrdy: Vorletztes Jahr bat mich das Time Magazine um einen kurzen Beitrag zum Vatertag. Ich schrieb, dass es ein gewaltiges Potenzial an ungenutzter väterlicher Fürsorge gibt. Auch nannte ich Daten eines großen amerikanischen Kinderhilfswerks, wonach fast 50 Prozent der getrennt lebenden Väter gelegentlich eine Unterhaltszahlung, aber nur 3 Prozent eine Kreditrate für ihre Autos ausfallen lassen. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele wütende E-Mails ich bekam. Einige richteten sogar eine eigene Protestwebsite gegen mich ein.

Beispiel Menschenfrau:

Hrdy: Seit es die Pille gibt, können die Frauen mit den Eierstöcken abstimmen, wenn ihre Umgebung sie nicht genug unterstützt. Dann bekommen sie eben keine Kinder.

Klein: Was ein enormer Fortschritt ist: Früher haben Frauen, die sich nicht anders zu helfen wussten, ihre Kinder ausgesetzt.

Hrdy: Solches Verhalten war viel häufiger, als die Geschichtsschreibung zugeben will. In der Toskana etwa wurden zwischen 1500 und 1700 mindestens zwölf Prozent aller Kinder in Waisenhäusern abgegeben. Allein das größte Waisenhaus in Florenz nahm bis zu 5000 Kinder im Jahr auf. Und die Frauen kannten die Aussichten eines Findelkinds genau: In Sizilien etwa überlebten noch im 19. Jahrhundert ganze 20 Prozent der ausgesetzten Babys. Bürger der norditalienischen Stadt Brescia schlugen vor, man möge über den Toren des Waisenhauses eingravieren: "Hier werden Kinder auf Kosten der Öffentlichkeit getötet."

Der schönste Satz des Gespräches ist Hrdys Antwort auf die Frage „Haben Ihre Kinder Sie glücklich gemacht?“

Hrdy: Im Moment geht es ihnen gut, also ja. Aber ist Ihnen schon aufgefallen, dass eine Mutter nur so glücklich sein kann wie ihr unglücklichstes Kind?

1 Kommentar:

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Kommentar von Olyly:

"Andere Positionen, die der moderne Kirchismus hart bekämpfte, wie das Frauenwahlrecht, gemischtrassige Ehen, die Pflicht Kinder zu schlagen, das verbot gemischtkonfessioneller Ehen, Abschaffung der Sklaverei, etc wurden allerdings inzwischen geräumt."

Da hast Du Dich wohl etwas falsch ausgedrückt, Tammox: Die Kirche bekämpfte nicht die Pflicht, Kinder zu schlagen. Im Gegenteil: Sie unterstützte diese Form der Erziehung. Man denke an das Thema (zugleich Buchtitel): "Schläge im Namen des Herrn".

Weder will ich Homosexuelle zu Säulenheiligen deklarieren, weil sie die Kirchen ärgern. Noch will ich ihnen menschliche Qualitäten absprechen. Hierauf kommt es an, und nicht auf die sexuelle Orientierung, ob ein Kind glücklich aufwächst, oder nicht.



Tammox' Antwort:

Selbstverständlich Olyly - das hatte ich unsinnig ausgedrückt.
(ist korrigiert)

Wie die Kirche Schläge und Gewalt in der Kindererziehung befürwortet, habe ich gerade zwei Tage vorher thematisiert.


http://tammox.blogspot.com/2009/11/rudd-gut.html

Aber DU bist auch verwirrt - Dein Kommentar steht unter dem falschen Posting.
;)

Ich schiebe das mal rüber.

LG
T