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Montag, 17. März 2008

Teuer!

Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, Vorsitzender des US-Wirtschaftsrats, Mitglied des Clinton-Kabinetts, Chefökonom der Weltbank (1997-2000), heute Professor an der New Yorker Columbia-Universität und Bestsellerautor (Die Schatten der Globalisierung) hat mal gerechnet was der Irakkrieg den Amerikanern für Kosten verursacht. Gemeinsam mit der Harvard-Politikwissenschaftlerin Linda Bilmes hat er versucht, die "wahren Kosten" des vor bald fünf Jahren begonnenen Irakkriegs zu ermitteln und kam auf die gigantische Summe von 3 Billionen Dollar.
3.000.000.000.000 US-Dollar.
Gemeint sind damit die puren Kriegskosten“, es ist also nicht die Summe enthalten, die es kosten wird den Irak wieder aufzubauen.
G.W.Bush, das Polit-Genie, hatte 2002 rund 50 Milliarden Dollar veranschlagt – also gerade mal 1,6 % der Summe bei der wir nun angekommen sind.
"Quatsch" ("Baloney"), urteilte der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, als der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Lawrence Lindsey, im Herbst 2002 davon sprach, der Krieg könnte 100 bis 200 Milliarden US-Dollar kosten.
Lindsey wurde damals gefeuert – so macht man das wohl in dem Mutterland der Demokratie.
Besonders teuer ist das Anheuern von privaten Sicherheitsunternehmen, die mindestens das Zehnfache der Personalkosten für einen Soldaten ausgeben, als für einen GI.
Auch die hohe Zahl der Verwundeten treibt die Kosten in die Höhe, was die Regierung aber nicht eingestehen will, erläutert Stiglitz.
Im Zweiten Weltkrieg kamen auf einen Kriegstoten zwei Verletzte, dank medizinischer Fortschritte und der schnellen Evakuierung überleben im Irak aber heute viel mehr Soldaten selbst schwerste Verletzungen. Das Verhältnis liegt offiziell bei 7:1, Stiglitz vermutet gar 15:1. Viele der Veteranen kehren mit schwersten Behinderungen zurück, mit Gehirn- und Wirbelsäulenverletzungen. Die rund 250 Milliarden Dollar für die medizinische Versorgung der Veteranen ist übrigens noch gar nicht in der US-Finanzplanung vorgesehen.
Eine Woche Krieg im Irak kostet VIER Milliarden Dollar.

Es gibt aber auch gute Nachrichten für George W.:
Zum einen schafft er es ja durch seine desaströse Wirtschaftspolitik, daß der Dollar ohnehin bald nicht mehr viel mehr wert ist als Toilettenpapier.

Zum anderen wird die lästige, weil langwierige und teure Versorgung der rückkehrenden US-Soldaten erheblich dadurch verringert, daß unter ihnen die Suizide rasant ansteigen.
Inzwischen gibt es mehr tote US-Soldaten durch Selbstmord, als durch Kampfhandlungen.
Glück für den shrub – denn ein Menschenleben ist ihm bekanntlich so gut wie gar nichts wert.
Einer Studie des US-Senders CBS zufolge haben sich allein 2005 mehr als 6000 ehemalige Angehörige der US-Armee das Leben genommen.
Das sind 17 Selbstmorde pro Tag.
Eine Zahl, die einen nicht wundern kann, wenn man die Grausamkeiten bedenkt, die auf die vollkommen unvorbereiteten GI’s meist im Teenager-Alter zukommen. Psychologische Betreuung, Erklärungen über die Sinnhaftigkeit ihres Tuns spart sich das Pack aus dem Oval Office – wer es als Verwundeter noch zurück in die Heimat ins Riesenkrankenhaus Walter Reed schafft, muß froh sein, wenn er dort nicht von Ratten und Kakerlaken zerfressen wird.
Im Weltspiegel von gestern erfuhr man die Geschichte von Jeffrey Michael Lucey, der sich im Alter von 23 Jahren am 22. Juni 2004 im Keller seines Elternhauses erhängte. Die Mutter hatte ihn gar nicht wiedererkannt, als er aus dem Irak zurück kam.
Das Militär kümmerte sich einen Scheißdreck um ihn und so ging es ihm wie Tausenden anderen seelisch so vom Krieg zerstörten jungen Leuten, daß sie nur noch im Suizid einen Ausweg sehen.

Dieses Phänomen ist übrigens keineswegs neu oder überraschend – nachgewiesenermaßen brachten sich mindestens 60.000 amerikanische Ex-Vietnam-Soldaten selbst um, nachdem sie in die USA zurück gekehrt waren und auch der sogenannte „Erste Golfkrieg“ unter Papa Bush führte zu diesem Syndrom.
Jeder kennt das Post-Traumatische Stresssyndrom, die Panikattacken und schweren Angstzustände, die die GI mit nachhause bringen.
Behandelbar ist das auch – aber das würde voraus setzen, daß sich irgendjemand der Verantwortlichen – GW Bush, Rumsfeld, oder Richard B. Cheney – einen Jota dafür interessieren würden, was sie anrichten.
Aber ihre eigenen Kinder schicken sie aus gutem Grunde wohl niemals in die Kriege, die sie anzetteln.
Ungünstigerweise haben aber viele der Eltern, die ihre Kinder in die Kriege schicken, im Herbst 2004 George Bush ihre Stimme gegeben.
Immerhin 59 Millionen Amerikaner.
Schade, wenn man doof ist.

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