TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Freitag, 21. März 2008

Hamburger Jungs.

Manchmal entwickeln Nichtmuttersprachler ein besseres und intensiveres Sprachgefühl, als diejenigen, die mit deutsch aufgewachsen sind.
Ein Beispiel dafür ist Feridun Zaimoglu, dessen neuen Roman Ulrich Greiner in der Zeit zu folgendem Satz veranlasste:
Wenn man nicht längst gewusst hätte, dass er zu den besten deutschen Schriftstellern zählt, mit diesem Roman wäre es bewiesen.

Ich erwähne dazu Michel van Dyke, das Kompositions-Genie, den Arrangements-Tausendsassa.
Mit seiner neuen Band RUBEN COSSANI, hat auch er bewiesen, daß man in deutsch Lieder texten kann. Der 1961 geborene Niederländer lebt allerdings schon seit Ende der 70er Jahre in Deutschland. Ob er sich vor dem Etikett „Schlager“ fürchtet, weiß ich nicht.
Es wäre aber unfair, weil die Synonym-Reihe Schlager = beschissene Musik = deutsche Texte nicht stimmt.
Ich mag das heftige reimen mal zur Abwechslung – wer traut sich schon sowas?
Sinnloses Leiden
lässt sich anscheinend nicht vermeiden
Und hinterher weiss keiner mehr
worum es eigentlich ging

Sinnloses Leiden
Es ist ein Drama mit uns beiden
Wir quälen uns gerne bis aufs Blut
und gehts dir schlecht, gehts mir gut


Es ist ein Drama mit uns beiden
Mein Arzt empfiehlt mir Spannungen zu meiden
mein Therapeut sagt: Lass es lieber bleiben
Doch wer lieben will der muss auch leiden


Sinnloses Leiden
lässt sich anscheinend nicht vermeiden
Und hinterher weiss keiner mehr
worum es eigentlich ging

Wir quälen uns gerne bis aufs Blut
und gehts dir schlecht, gehts mir gut


Sinnloses Leiden
lässt sich anscheinend nicht vermeiden
Und hinterher weiss keiner mehr
worum es eigentlich ging

Auf seinem Ruben Cossani-Debüt-Album "Tägliche Landschaft" steigt Michel van Dyke zusammen mit Konrad Wissmann und Leonard Valentin Lazar tief in die deutsche Reim-Landschaft ein.
Bitte kaufen!

Bei der Gelegenheit sollte man auch dringend noch das neue Niels Frevert-Album „Du kannst mich an der Ecke rauslassen“ erwerben.
Tino Hanekamp beschreibt die neuen Lieder des Ex-Nationalgalerie-Frontmannes voller Bewunderung:
Die E-Gitarre erklingt auf dem neuen Album nur einmal, unverzerrt und leise („Genug ist genug, Gnu“). Ansonsten: alles akustisch, Streicher, Piano, Bass, Schlagzeug, Akustikgitarre – kammermusikalisch. Und das alles ist mit einer Leichtigkeit gespielt, wie hingetupft, dass es beinahe beiläufig wirkt, weil jeder Ton an der richtigen Stelle sitzt und kein Klang zu viel.
Da mag auch der SPIEGEL nicht zurück stehen und pathetisiert mit großer Geste:
Niels Frevert setzt jetzt auf Akustikgitarren und Streicher, dichtet von wehenden Blättern und ins Nichts entschwindenden Wolken. All diese Mühe und all diese Zeit, um etwas zu schaffen, was mühelos ist. Und fast scheint es, als hätte Niels Frevert all diese Zeit gebraucht, diese viereinhalb Jahre, um nun das wohl beste Album zu veröffentlichen, das je auf dem Hamburger Label "Tapete Records" erschienen ist.
Superlative können da kaum noch ausgeklammert werden:
Die Zahl derer, die Frevert für einen der besten Songwriter Deutschlands halten, die darüber nachsinnen, warum aus diesem angenehm spröden Gesprächspartner kein Star geworden ist, hat sich nicht verringert in all der Zeit.

Ich mag die CD genauso wie Das neue Cossani-Werk.
Dabei sind sich die beiden deutschsprachlichen orchestrierten Alben sehr unähnlich. Während van Dyke eine eher intellektuelle Herangehensweise hat, Sätze linguistisch durchleuchtet und jede Silbe achtet und ehrt, schwebt Frevert eher über dem Korsett der grammatikalischen Genauigkeit.
Wo im ersten Fall alle drei Sänger das Wort ins Zentrum stellen und sich Dutzende Töne verschiedenster Instrumente Ornament-artig um den Text drapieren, kehrt der Solo-Mann die Prioritäten um.
Hier scheint zunächst die Komposition da gewesen zu sein.
Priorität hat eine Melodie mit der perfekten Dosis Orchester. Rücksicht auf Jamben und Daktylen ist hier fehl am Platze. Die Silben werden in ihr Klangkorsett genuschelt:
Wir kennen uns seit dem wir 12 sind / aus der Diskothek / Im Haus der Jugend / Hamburg Niendorf / jeden 2. Freitagnachmittag / Warst immer n bisschen größer als ich / war 1 Jahr jünger als Du / und flippten zusammen / zu „I was made for loving you“ "Es tut so gut dich wiederzusehen/'n bisschen komisch, in den Arm zu nehmen/mein Freund, ich geb ein' aus/was willst du trinken./Stell dich zu mir/erzähl breit und lang/wie es dir in der Zwischenzeit ergang/hier ist genug Platz für krumme Gedanken."

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

http://www.kontraband.com/show/show.asp?ID=3851&rtn=search&Keywords=Jesus

Frohe Ostern vom Jakester.