TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Samstag, 9. August 2008

Je frommer, desto dommer.

Heute hat McCain wieder gepunktet gegen Obama, indem er den harten Hund bei der Süossetienfrage gab - McCain nannte die Lage "sehr gefährlich", forderte "diplomatischen Druck auf Russland" und verlangte eine Sondersitzung des Uno-Sicherheitsrats.
Na gut, sachlich war das zweckfrei, da zu der Causa schon längst eine Sicherheitsratssitzung im Gang war - aber welcher Amerikaner läßt sich schon von Fakten verwirren - Hauptsache man wirkt eisern und martialisch.
Obama flog gerade in den Urlaub gen Hawaii - das war natürlich Pech - als er es mit grimmigen Tönen versuchte, war das Momentum schon entfleucht.
Insgeheim wird Obama wohl gerade Stoßgebete gen Himmel schicken (sollte er tatsächlich so fromm sein, wie er behauptet), weil er noch keinen Vize nominiert hat.
Der Typ mit den allerbesten Aussichten (Südstaatler, SEHR fromm, Predigertyp, weiß, klar gegen samesexmarriage positioniert und über viele Delegiertenstimmen verfügend), hat sich nämlich soeben selbst zerrockert.
John Edwards hat fremdgevögelt. Das ist bekanntlich selbst unter den Konservativen in Deutschland eine Marginalie - schossen doch just die Ministerpräsidenten Öttinger und Wulf ihre Eheweiber aufs Abstellgleis, um sich eine Jüngere zu nehmen.
In der noch frommeren CSU gibt es die Variante à la Söder und Seehofer:
Nebenher Kinder zeugen, aber dennoch bei der Ehefrau zu bleiben.
Bevor das jetzt jemand falsch versteht:
Diese vier Männer halte ich alle für selten verlogene Negativbeispiele des Homo politicus - aber ihr Privatleben hat damit nichts zu tun; das ist mir egal und sollte auch allgemein irrelevant sein.
In Amerika ist das allerdings anders - da der durchschnittliche Wähler jenseits des Atlantiks noch wesentlich verblödeter ist als in Europa, kann man natürlich nicht mit Sachthemen punkten.


Jedes Thema, das ein bißchen Bildung voraussetzt ist somit ungeeignet zum Wahlkampf.
Aber es gibt eine Sache, die den Allgemein-Amerikaner so brennend interessiert wie nichts anderes:
Wo steckt ein Politiker seinen Penis hinein?
Natürlich sind dabei die Penisse am interessantesten, die den religiösesten Typen gehören.
Den Status als christlichster Demokrat hat sich John Edwards mühsam erworben - hört man ihm zu, wähnt man sich in einer der typischen megachurches.

Hier beginnt auch das Rätsel des Edward-Sturzes:
Der Focus des Wählers hat klare Prioritäten.

Wenn beispielsweise ein Präsident - ich will ja keine Namen nennen - widerrechtliche Kriege anzettelt, hundertfach das amerikanische Volk belügt, verantwortlich ist für tausende amerikanische Tote, Myriaden Verstümmelte, möglicherweise 500.000 nicht amerikanische (=halb so wild) Tote, den totalen Ansehenszusammenbruch der Nation, wirtschaftliche Rezension und rund 4 Billionen Dollar neue Schulden, ist das eine Petitesse - so einer kann durchaus ein Ehrenmann sein, den man mit größerer Mehrheit als zuvor noch einmal ins Amt wählt.

Wenn aber beispielsweise ein Präsident - ich nenne wieder keinen Namen - durch Intelligenz beeindruckt, das Land in eine nie gewesene ökonomische Blüte führt, auch noch einen dicken Haushaltsüberschuß erwirtschaftet, sich aber im Oval Office einen blasen läßt, ist das natürlich ganz und gar unverzeihlich.
Da wird ein Amtsenthebungsverfahren gestartet und Sonderermittler des Kongresses von der Leine gelassen.

Wer könnte das besser wissen, als Senator John Edwards, der beide Seiten der Medaille kennt: Er vertrat Bill Clinton 1999 als Anwalt vor dem Untersuchungsausschuß beim Impeachmentverfahren.
Edwards kandidierte 2004 und 2008 selbst für das Präsidentenamt, war 2004 als Vizepräsident unter Kerry nominiert.
Edwards betrog aber auch seine Frau mit der 43-jährigen Video-Produzentin Rielle Hunter - wie er jetzt tränenreich und zerknirscht einräumen mußte.
Zu allem Übel ist Elizabeth Edwards wegen ihres mutigen Kampfs gegen ihren Krebs in den USA auch noch sehr beliebt. Das Paar hat drei Kinder, ein weiterer Sohn kam im Alter von 16 Jahren bei einem Autounfall ums Leben.
Damit ist die politische Katastrophe für ihn nur noch größer. Selbst seine engsten Weggefährten beben nun vor Wut über ihn.
Heuchler allüberall - aber man fragt sich schon wie man DERARTIG DUMM sein kann?
Abgesehen davon, daß Edwards selbst nun natürlich politisch tot ist, hätte er womöglich damit auch noch den blöden GOPsen die Präsidentschaft auf dem Silberteller serviert, wenn er selbst Kandidat geworden wäre, oder von Obama als Vize nominiert worden wäre.

Und DAS finde sogar ich unverzeihlich.

4 Kommentare:

Po8 hat gesagt…

Das bestätigt doch nur wieder die Evolutionstheorie, wo nicht der Silberrücken gewinnt, der weiß wo es die meisten Bananen gibt, sondern der, der sich am lautesten auf die Brust schlagen kann ohne dabei rot zu werden.

Btw, ähnliche Umfragen wie in dem Video könnte man auch in .de durchführen mit (vermute ich) ähnlich schlechtem Ergebnis. Man hat es geschafft, dass es vielen wichtiger ist zu wissen, wer der neue DSD-Superstar ist, als welche Verbrechen irgendwo auf der Welt im Namen der Demokratie verbrochen werden. Auf so einem Niveau angekommen, wäre es höchst verwunderlich, so man einen Politiker wegen außerehelichen, einvernehmlichen Sex nicht an den Pranger stellte. Der Ruf des Mittelalters bzw. des Urwalds ist halt doch noch zu stark...

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Ja, willkommen im Dschungel.
Erstaunlicherweise ist es auch niemanden mehr peinlich komplett doof zu sein.
Ich wundere mich immer über die Typen, die bi Straßenumfragen Mikrophone und Kameras umlagern, statt verschämt wegzulaufen, weil sie nicht ein und eins zusammen zählen können.
Ob Deutsche bei solchen Umfragen generell besser als Amis abschneiden, wage ich auch zu bezweifeln - man nähert sich eben an, auf kleinsten gemeinsamen Nenner.

Eine Lanze für die Deutschen muß ich aber doch brechen ich denke schon, daß in Deutschland die grundsätzliche Bereitschaft andere Länder mit Bombenteppichen und Folterlagern zu überziehen sehr viel schwächer ausgeprägt ist.
Vielleicht liegt das ja auch an der schwächlichen und maroden Bundeswehr und man wäre mutiger, wenn man eine derart überlegene Armee wie die USA hätte.

Po8 hat gesagt…

"Vielleicht liegt das ja auch an der schwächlichen und maroden Bundeswehr und man wäre mutiger, wenn man eine derart überlegene Armee wie die USA hätte."

Vielleicht liegt es aber auch nur an ein bis zwei vom Zaun gebrochenen Weltkriegen und 60 jähriger Konditionierung nicht ganz so nationalstolz zu sein, wie der Rest der Welt... ;-)

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Vielleicht liegt es aber auch nur an ein bis zwei vom Zaun gebrochenen Weltkriegen und 60 jähriger Konditionierung nicht ganz so nationalstolz zu sein, wie der Rest der Welt... ;-)


DAS wäre die sympathischere Varieante!