Samstag, 30. April 2011
Südlicher Zickenkrieg
Die Nachbarbundesländer Bayern und Baden Württemberg bildeten über ein halbes Jahrhundert einen fast einheitlichen politischen Block.
Beide wurden immer von der Union regiert, beide sind katholisch und ländlich geprägt, beide sind so konservativ, daß es bis in die Regierungsreihen hinein auch mal bräunlich wird, beide verstehen sich als Heimat der deutschen Autoindustrie, beide nehmen es mit politischer Hygiene nicht so genau (Spätzle-Connection in BW, Amigo-System in B), beide gelten als Herzkammern des Konservatismus und beide ziehen im Bundesrat an einem Strang, wenn es darum geht bürgerliche Freiheiten in Deutschland zu verhindern (Homoehe, doppelte Staatsbürgerschaft, etc)
Beide leiden im Übrigen auch an leichten Komplexen, die durch Überbetonung landesspezifischer Eigenarten kompensiert werden.
Es fuchst sie ganz enorm, daß die im Lande hochverehrten Unionsgrößen auf Bundesebene nicht punkten konnten.
Nur BW stellte einmal einen Bundeskanzler, Kurt Georg Kiesinger. Aber der NSdAP-Mann war aus CDU-Sicht ein echter Reinfall: Er regierte gerade mal drei Jahre und führte dann die CDU erstmals in die Opposition. Die Glanzzeit der Sozialdemokraten brach an.
Die beiden Bayerischen Kanzlerkandidaten brachten so einen persönlichen Malus in den Wahlkampf ein, daß sie trotz verhältnismäßig günstiger Lage für die Konservativen den SPD-Amtsinhabern Schmidt (1980) und Schröder (2002) unterlagen.
So sehr auch Typen wie Strauß und Stoiber, wie Filbinger und Oettinger in ihren Ländern gefeiert wurden - der Rest der Republik senkte die Daumen.
Die Schmach ließ sich allerdings aushalten, solange man zuhause dicke Mehrheiten bekam und wirtschaftlich gut dastand.
Im September 2008 geschah das Ungeheuerliche: Bayern bekam eine Koalitionsregierung und noch größer war dann der BW-Schock, der in ein paar Tagen einen GRÜNEN in das Amt des eigentlich von der CDU auf Lebenszeit gepachteten Ministerpräsidentenjobs hieven wird.
Für die Konservativen in Deutschlands Süden ein echtes Amargeddon, dem sie nun mit anschwellender Hysterie begegnen.
Bayerns Lautsprecher Dobrindt, der mit wenig Hirn und umso mehr Lautstärke dadurch besticht stets aufs falsche Pferd zu setzen, zieht heute im Abendblatt vom Leder:
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hat sich strikt gegen schwarz-grüne Bündnisse gewandt. "Die Grünen sind kein Partner für die Union. Jeden, der solche Gedankenspiele hat, kann man davor nur warnen", sagte Dobrindt im Abendblatt-Interview. "Die Union macht Politik aus Verantwortung, die Grünen machen Politik frei von Verantwortung, das passt nicht zusammen." […] Der CSU-Politiker rief baden-württembergische Firmen dazu auf, sich in Bayern niederzulassen.
(HH Abla 30.04.2011)
Die feine englische Art ist es nicht, dem Nachbarn Unternehmer abzujagen.
Die Aufforderung des CSU-Generalsekretärs Alexander Dobrindt an baden-württembergische Unternehmer, sich wegen des Wechsels von Schwarz-Gelb zu Grün-Rot im Südwesten künftig in Bayern niederzulassen, brachte Noch-Finanzminister Willi Stächele (CDU) auf die Palme: "Ich halte diese Äußerung für stillos, um nicht zu sagen rotzfrech", sagte der scheidende Minister der Nachrichtenagentur dpa. "Wer Baden-Württemberg schadet, kriegt auf die Hörner - auch wenn er CSU-Nachbar ist", stellte Stächele fest.
(Spon 30.04.2011)
Der Bayern-General echauffiert sich im Abla-Interview dermaßen über den rotgrünen Frevel in seinem westlichen Nachbarländle, daß man ihm eine Papiertüte reichen möchte (wahlweise zum hyperventilieren oder reinkotzen.)
Dobrindt: Bevor ich gratuliere, müssen die Grünen zeigen, dass sie überhaupt Verantwortung gerecht werden können. Was man bisher hört, lässt Düsteres erahnen. Der Koalitionsvertrag in Baden-Württemberg ist ein Dokument ideologischer Verblendung.
Abla: Sie haben die Grünen vor einigen Monaten im Abendblatt-Interview als "politischen Arm von Krawallmachern, Steinewerfern und Brandstiftern" bezeichnet. Bleiben Sie dabei?
Dobrindt: Das war eine treffende Beschreibung. Herr Kretschmann ist eine Fehlbesetzung für das Amt des Ministerpräsidenten.
Abla: Ihre Beschimpfung hat der Ökopartei jedenfalls nicht geschadet. Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, könnte sie sogar den Kanzler stellen ...
Dobrindt: […] In den nächsten Monaten wird die tief antibürgerliche Haltung der Grünen wieder klar zum Vorschein kommen.
Abla: Der grüne Ministerpräsident Kretschmann will Baden-Württemberg zu einer Zukunftswerkstatt machen. Bleibt Bayern als Industriemuseum zurück?
Dobrindt: Bei Kretschmann denkt man doch eher an Bastel-Garage als an Zukunftswerkstatt. Bayern jedenfalls wird wirtschafts- und innovationsfreundlich bleiben.
Abla: Wer hat in der Union denn noch Kanzlerformat?
Dobrindt: Wir haben eine Bundeskanzlerin, die ausgezeichnete Arbeit leistet. Es gibt keinen Grund, über anderes nachzudenken.
(Abla 30.04.2011)
Am besten gefällt mir das Wort „antibürgerlich“. Die tief antibürgerliche Haltung.
Es ist schon erstaunlich mit welcher Dreistigkeit die „Bürgerlichen“ den Wählern von Grünen, Linken und SPD absprechen Bürger zu sein.
Dahinter steckt das zutiefst antidemokratische Denken die CDU wäre die einzige Regierungspartei.
Das Verächtlichmachen des Gegners ist ein typischer Reflex von unterbelichteten Konservativen, denen die Argumente fehlen.
In Wahrheit hat Herr Dobrindt natürlich die Hosen voll.
In der Münchner Staatskanzlei sitzt die verhasste FDP als Mehrheitsbeschafferin, die sich aber im Bund offensichtlich gerade auflöst.
Wo sollen also zukünftig konservative Mehrheiten herkommen?
Die beste Strategie der Dobrindts war bisher Warnungen vor dem Untergang Deutschlands, wenn „das rotgrüne Chaos“ anbreche.
Rote Sockenkampagne 10.0
Der Alptraum für die Union wäre natürlich ein rotgrüner Erfolg in Stuttgart.
Dabei stehen die Zeichen dafür gar nicht so schlecht.
Aus völliger ideologischer Verblendung hatte die CDU in BW bisher Ökopolitik blockiert, obwohl es dort inzwischen ein Vielfaches der Arbeitsplätze der Autoindustrie gibt.
Mappus und seine Vorgänger setzten aber auf gigantomanische klassische Industrieprojekte aus dem letzten Jahrtausend.
Während bundesweit schon 17% des Stroms aus regenerativen Quellen gewonnen wird, ist der Anteil BWs bei läppischen 0,7%.
Überall stehen Unternehmer in den Startlöchern, die Biogasanlagen, Windkrafträder und Solarparks bauen wollen.
Bisher scheiterten sie an der stalinistisch-planwirtschaftlichen Genehmigungsverweigerung der CDU-FDP-Regierung in Stuttgart, die einseitig auf Atomstrom setzte.
Aber mit Atom ist es nun vorbei und ausgerechnet die EnBW gehört nun zur Hälfte Herrn Kretschmann, der schon mal die Grüne Gunda Röstel in den EnBW-Aufsichtsrat schickte.
Es steht also viel auf dem Spiel in BW; es ist aber auch sehr viel zu gewinnen für Grün-Rot.
Und genau davor zittern Dobrindt, Hauk, Strobel, Seehofer, Söder und Co.
Wie stünden sie als ewiger selbsternannter Klassenprimus da, wenn es ein Grüner in BW wirtschaftlich besser machen würde?
„Ein Erfolg der neuen Regierung in Baden-Württemberg käme CSU-Chef Seehofer höchst ungelegen“ findet auch Annette Ramelsberger heute in der SZ:
„Denn die bayerische Staatsregierung sieht den Nachbarn nun auf dem Weg in die grüne Steinzeit, respektive den Sozialismus. 'Rückschritt und ideologische Verblendung' attestiert die CSU der grün-roten Regierung und kümmert sich selbst um Details des Koalitionspapiers im Nachbarland: Das sieht zum Beispiel den Verzicht auf den Neubau von Staatsstraßen vor - Bayerns Innenminister erkennt darin sofort den 'Tod für den ländlichen Raum'. Und der bayerische Kultusminister hat bereits das Ende einer 'gewachsenen Partnerschaft' verkündet. […]
Doch je mehr die Bayern kritisieren, desto deutlicher zeigen sie ihre Angst. Angst davor, dass die im Ländle schaffen, was die Schwarzen in Bayern immer abgetan haben: den Umbau der Auto- und Industriegesellschaft zu mehr Nachhaltigkeit und Chancengerechtigkeit - ohne dass dabei die konservative Welt untergeht. Die CSU, die derzeit fast noch schneller aus der Atomenergie aussteigen will als die Grünen, weiß genau, was ihr blüht: Sollte das Modell Baden-Württemberg funktionieren, könnten sich die bayerischen Wähler fragen, ob sie bei der Landtagswahl 2013 die wählen wollen, die sich plötzlich grün geben oder lieber die, die schon lange grün sind.
Beide wurden immer von der Union regiert, beide sind katholisch und ländlich geprägt, beide sind so konservativ, daß es bis in die Regierungsreihen hinein auch mal bräunlich wird, beide verstehen sich als Heimat der deutschen Autoindustrie, beide nehmen es mit politischer Hygiene nicht so genau (Spätzle-Connection in BW, Amigo-System in B), beide gelten als Herzkammern des Konservatismus und beide ziehen im Bundesrat an einem Strang, wenn es darum geht bürgerliche Freiheiten in Deutschland zu verhindern (Homoehe, doppelte Staatsbürgerschaft, etc)
Beide leiden im Übrigen auch an leichten Komplexen, die durch Überbetonung landesspezifischer Eigenarten kompensiert werden.
Es fuchst sie ganz enorm, daß die im Lande hochverehrten Unionsgrößen auf Bundesebene nicht punkten konnten.
Nur BW stellte einmal einen Bundeskanzler, Kurt Georg Kiesinger. Aber der NSdAP-Mann war aus CDU-Sicht ein echter Reinfall: Er regierte gerade mal drei Jahre und führte dann die CDU erstmals in die Opposition. Die Glanzzeit der Sozialdemokraten brach an.
Die beiden Bayerischen Kanzlerkandidaten brachten so einen persönlichen Malus in den Wahlkampf ein, daß sie trotz verhältnismäßig günstiger Lage für die Konservativen den SPD-Amtsinhabern Schmidt (1980) und Schröder (2002) unterlagen.
So sehr auch Typen wie Strauß und Stoiber, wie Filbinger und Oettinger in ihren Ländern gefeiert wurden - der Rest der Republik senkte die Daumen.
Die Schmach ließ sich allerdings aushalten, solange man zuhause dicke Mehrheiten bekam und wirtschaftlich gut dastand.
Im September 2008 geschah das Ungeheuerliche: Bayern bekam eine Koalitionsregierung und noch größer war dann der BW-Schock, der in ein paar Tagen einen GRÜNEN in das Amt des eigentlich von der CDU auf Lebenszeit gepachteten Ministerpräsidentenjobs hieven wird.
Für die Konservativen in Deutschlands Süden ein echtes Amargeddon, dem sie nun mit anschwellender Hysterie begegnen.
Bayerns Lautsprecher Dobrindt, der mit wenig Hirn und umso mehr Lautstärke dadurch besticht stets aufs falsche Pferd zu setzen, zieht heute im Abendblatt vom Leder:
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hat sich strikt gegen schwarz-grüne Bündnisse gewandt. "Die Grünen sind kein Partner für die Union. Jeden, der solche Gedankenspiele hat, kann man davor nur warnen", sagte Dobrindt im Abendblatt-Interview. "Die Union macht Politik aus Verantwortung, die Grünen machen Politik frei von Verantwortung, das passt nicht zusammen." […] Der CSU-Politiker rief baden-württembergische Firmen dazu auf, sich in Bayern niederzulassen.
(HH Abla 30.04.2011)
Die feine englische Art ist es nicht, dem Nachbarn Unternehmer abzujagen.
Die Aufforderung des CSU-Generalsekretärs Alexander Dobrindt an baden-württembergische Unternehmer, sich wegen des Wechsels von Schwarz-Gelb zu Grün-Rot im Südwesten künftig in Bayern niederzulassen, brachte Noch-Finanzminister Willi Stächele (CDU) auf die Palme: "Ich halte diese Äußerung für stillos, um nicht zu sagen rotzfrech", sagte der scheidende Minister der Nachrichtenagentur dpa. "Wer Baden-Württemberg schadet, kriegt auf die Hörner - auch wenn er CSU-Nachbar ist", stellte Stächele fest.
(Spon 30.04.2011)
Der Bayern-General echauffiert sich im Abla-Interview dermaßen über den rotgrünen Frevel in seinem westlichen Nachbarländle, daß man ihm eine Papiertüte reichen möchte (wahlweise zum hyperventilieren oder reinkotzen.)
Dobrindt: Bevor ich gratuliere, müssen die Grünen zeigen, dass sie überhaupt Verantwortung gerecht werden können. Was man bisher hört, lässt Düsteres erahnen. Der Koalitionsvertrag in Baden-Württemberg ist ein Dokument ideologischer Verblendung.
Abla: Sie haben die Grünen vor einigen Monaten im Abendblatt-Interview als "politischen Arm von Krawallmachern, Steinewerfern und Brandstiftern" bezeichnet. Bleiben Sie dabei?
Dobrindt: Das war eine treffende Beschreibung. Herr Kretschmann ist eine Fehlbesetzung für das Amt des Ministerpräsidenten.
Abla: Ihre Beschimpfung hat der Ökopartei jedenfalls nicht geschadet. Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, könnte sie sogar den Kanzler stellen ...
Dobrindt: […] In den nächsten Monaten wird die tief antibürgerliche Haltung der Grünen wieder klar zum Vorschein kommen.
Abla: Der grüne Ministerpräsident Kretschmann will Baden-Württemberg zu einer Zukunftswerkstatt machen. Bleibt Bayern als Industriemuseum zurück?
Dobrindt: Bei Kretschmann denkt man doch eher an Bastel-Garage als an Zukunftswerkstatt. Bayern jedenfalls wird wirtschafts- und innovationsfreundlich bleiben.
Abla: Wer hat in der Union denn noch Kanzlerformat?
Dobrindt: Wir haben eine Bundeskanzlerin, die ausgezeichnete Arbeit leistet. Es gibt keinen Grund, über anderes nachzudenken.
(Abla 30.04.2011)
Am besten gefällt mir das Wort „antibürgerlich“. Die tief antibürgerliche Haltung.
Es ist schon erstaunlich mit welcher Dreistigkeit die „Bürgerlichen“ den Wählern von Grünen, Linken und SPD absprechen Bürger zu sein.
Dahinter steckt das zutiefst antidemokratische Denken die CDU wäre die einzige Regierungspartei.
Das Verächtlichmachen des Gegners ist ein typischer Reflex von unterbelichteten Konservativen, denen die Argumente fehlen.
In Wahrheit hat Herr Dobrindt natürlich die Hosen voll.
In der Münchner Staatskanzlei sitzt die verhasste FDP als Mehrheitsbeschafferin, die sich aber im Bund offensichtlich gerade auflöst.
Wo sollen also zukünftig konservative Mehrheiten herkommen?
Die beste Strategie der Dobrindts war bisher Warnungen vor dem Untergang Deutschlands, wenn „das rotgrüne Chaos“ anbreche.
Rote Sockenkampagne 10.0
Der Alptraum für die Union wäre natürlich ein rotgrüner Erfolg in Stuttgart.
Dabei stehen die Zeichen dafür gar nicht so schlecht.
Aus völliger ideologischer Verblendung hatte die CDU in BW bisher Ökopolitik blockiert, obwohl es dort inzwischen ein Vielfaches der Arbeitsplätze der Autoindustrie gibt.
Mappus und seine Vorgänger setzten aber auf gigantomanische klassische Industrieprojekte aus dem letzten Jahrtausend.
Während bundesweit schon 17% des Stroms aus regenerativen Quellen gewonnen wird, ist der Anteil BWs bei läppischen 0,7%.
Überall stehen Unternehmer in den Startlöchern, die Biogasanlagen, Windkrafträder und Solarparks bauen wollen.
Bisher scheiterten sie an der stalinistisch-planwirtschaftlichen Genehmigungsverweigerung der CDU-FDP-Regierung in Stuttgart, die einseitig auf Atomstrom setzte.
Aber mit Atom ist es nun vorbei und ausgerechnet die EnBW gehört nun zur Hälfte Herrn Kretschmann, der schon mal die Grüne Gunda Röstel in den EnBW-Aufsichtsrat schickte.
Es steht also viel auf dem Spiel in BW; es ist aber auch sehr viel zu gewinnen für Grün-Rot.
Und genau davor zittern Dobrindt, Hauk, Strobel, Seehofer, Söder und Co.
Wie stünden sie als ewiger selbsternannter Klassenprimus da, wenn es ein Grüner in BW wirtschaftlich besser machen würde?
„Ein Erfolg der neuen Regierung in Baden-Württemberg käme CSU-Chef Seehofer höchst ungelegen“ findet auch Annette Ramelsberger heute in der SZ:
„Denn die bayerische Staatsregierung sieht den Nachbarn nun auf dem Weg in die grüne Steinzeit, respektive den Sozialismus. 'Rückschritt und ideologische Verblendung' attestiert die CSU der grün-roten Regierung und kümmert sich selbst um Details des Koalitionspapiers im Nachbarland: Das sieht zum Beispiel den Verzicht auf den Neubau von Staatsstraßen vor - Bayerns Innenminister erkennt darin sofort den 'Tod für den ländlichen Raum'. Und der bayerische Kultusminister hat bereits das Ende einer 'gewachsenen Partnerschaft' verkündet. […]
Doch je mehr die Bayern kritisieren, desto deutlicher zeigen sie ihre Angst. Angst davor, dass die im Ländle schaffen, was die Schwarzen in Bayern immer abgetan haben: den Umbau der Auto- und Industriegesellschaft zu mehr Nachhaltigkeit und Chancengerechtigkeit - ohne dass dabei die konservative Welt untergeht. Die CSU, die derzeit fast noch schneller aus der Atomenergie aussteigen will als die Grünen, weiß genau, was ihr blüht: Sollte das Modell Baden-Württemberg funktionieren, könnten sich die bayerischen Wähler fragen, ob sie bei der Landtagswahl 2013 die wählen wollen, die sich plötzlich grün geben oder lieber die, die schon lange grün sind.
Freitag, 29. April 2011
Die Briten…….
Monarchie ist schon eine erstaunliche Sache.
So ungerecht, so anachronistisch und so undemokratisch und das Volk liebt es.
Während anderswo die Autokraten, die nicht vom Volk gewählt wurden blutig aus ihren Palästen gejagt werden, sind die europäischen Könige fast alle extrem beliebt.
Die Dänen lieben ihre Margarete, ganz Holland feiert morgen am Königinnentag das Hape-Kerkeling-Double Beatrix und dem Spanischen Monarchen Juan-Carlos werden sie auch ewig dankbar sein für seine Rolle beim Militärputsch.
Selbst in Schweden, wo der König ein geistig etwas unterbelichteter Lustgreis ist, der wöchentlich in den Puff geht, will nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz der Bevölkerung eine Republik einführen.
Aber wozu sollte das auch gut sein? Damit man dann frömmelnde Deppen à la Köhler und Wulf als Grüßauguste an der Staatspitze hat?
Da muß man sich auch ständig an neue Namen und Gesichter gewöhnen.
Warum schlicht und republikanisch, wenn es auch mit Pomp geht, denken sich die meisten Briten. Ihr Königshaus, die Firma Windsor, ist der Rolls Royce unter den Monarchien.
Obwohl es weltweit eine ganze Reihe Königinnen gibt, versteht jeder unter „Queen“ immer nur die britische Königin Elisabeth II.
Immerhin bekommen die Engländer auch was für ihr Geld - denn sämtliche Kinder, Cousinen, Großcousinen und Enkel der Königin repräsentieren auch rund um die Uhr.
Jedes Familienmitglied meistert hunderte offizielle Termine im Jahr und rein rechnerisch hat jeder Brite schon mal die Hand eines Royals geschüttelt.
Rente mit 67 gibt es da nicht.
Queen Mum rackerte sich ab bis sie 102 war. Dreimal am Tag einen ordentlichen Krug Gin genügten ihr als Lebenselixier.
Natürlich gibt es bei so einer großen Familie auch Ausschuß.
Einige sind etwas auf den Kopf gefallen. Proll-Prinz Andrew, Prinzessin Edward und insbesondere die strunzdoofe Diana mit dem debilen Blick waren, bzw sind, echte Nervensägen.
Aber das kann einem auch bei gewählten Personen passieren, wie Helmut Kohl („You can say you to me“), Heinrich Lübke („Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger!“) und Guido („Es ist Deutschland als Tourist in kurzen Hosen, der sagt was zählt“).
Über die heutige Hochzeit von William und Catherine nur drei Fragen, da ich wirklich kein Experte bin:
1.)
Es ist ja OK, daß so ein Ereignis im TV übertragen wird. Aber warum in allen Sendern gleichzeitig und das auch noch schon seit vier Wochen nonstop?
2.)
Was ist das für ein Gewese um das Kleid?
Alfons Kaiser von der altehrwürdigen F.A.Z. schreibt:
Ein Hochzeitskleid für die Ewigkeit. Der Schleier ist gelupft: Das Königshaus hat einen neuen Stil. Und das Londoner Modehaus Alexander McQueen hat eine Zukunft. Denn mit Kates Brautkleid beginnt eine neue Zeitrechnung der königlichen Mode.
Daraufhin habe ich mir zwei Internet-Bildstrecken über die Hochzeit angesehen und fand das Kleid erst gar nicht.
Das ist doch für mein wenig fachmännisches Auge ein relativ schlichtes Kleid, welches neben den ultrabunten und auffällig bestickten Gold-Kleidern der Bischofs-Tunten, die mit ihr am Altar rumstanden, völlig unterging.
3.)
Wieso gehen von königlichen Großereignissen in England immer so tödliche morphogenetische Wellen aus? Am Ende stirbt immer irgendjemand, um den es Schade ist.
Besonders ungarische Musiker sind gefährdet.
Dazu ein paar Beispiele:
Prinzessin Margaret, Schwester der Queen heiratet am 6. Mai 1960 Antony Armstrong-Jones, 1. Earl of Snowdon, gleichzeitig stirbt in Hamburg der berühmte ungarische Komponist Pál Ábrahám.
Prince Andrew, Sohn der Queen heiratet am 23. Juli 1986 Sarah Ferguson und gleichzeitig stirbt der Dirigent und langjährige Präsident des polnischen Komponistenverbandes Kazimierz Sikorski.
Prinzessin Anne, die Tochter der Queen heiratet am 12. Dezember 1992 Commander Timothy Laurence und gleichzeitig gibt es Indonesien ein Erdbeben der Stärke 6,8 mit etwa 2.500 Toten.
Am 5. September 1997 tut die debile Diana ihren finalen Blick in einen Pariser Tunnel und dann stirbt gleichzeitig der Weltklasse-Musiker Sir Georg Solti (74 Grammy-Nominierungen, 31 mal erhielt er die Auszeichnung).
Am 13. Juni 1999 heiraten Prince Edward und Sophie Rhys-Jones und gleichzeitig wird im Kosovo ein Blutbad veranstaltet:
Es war der Tod von deutschen Journalisten, der die Bundeswehr dazu veranlasste, das Seminar anzubieten: am 13. Juni 1999 waren die „Stern“-Reporter Gabriel Grüner, Volker Krämer und ihr Übersetzer Senol Aliti im Kosovo erschossen worden.
(constantinwissmann.de)
29.04.2011 heiratet Prince William diese Dings, …, (wie auch immer sie heißt; sie hat so ein Allerweltgesicht bar jeder Ausstrahlung, daß ich mir keinen Namen dazu merken kann.) und gleichzeitig stirbt Tosia Reich-Ranicki; eine der wenigen öffentlichen Menschen, die ich wirklich sehr mochte.
Neben ihrem blitzgescheiten und humorvollen Mann ging sie fast unter, dabei ist sie eigentlich die große Künstlerin der beiden.
Die unbekannte Teofila Reich-Ranicki. Sie war eine Meisterin der Beobachtung und der Unauffälligkeit. Ihre Erinnerung an Flucht und Verfolgung hat sie nicht in Worte gefasst, denn sie konnte nicht darüber reden. Aber allein durch ihre Anwesenheit triumphierte sie über die, die ihr nach dem Leben trachteten.
(Frank Schirrmacher 29.04.11)
Teofila Reich-Ranickis Buch mit den großartigen Aquarellen, die sie im Warschauer Ghetto malte, möchte ich bei der Gelegenheit empfehlen.
So ungerecht, so anachronistisch und so undemokratisch und das Volk liebt es.
Während anderswo die Autokraten, die nicht vom Volk gewählt wurden blutig aus ihren Palästen gejagt werden, sind die europäischen Könige fast alle extrem beliebt.
Die Dänen lieben ihre Margarete, ganz Holland feiert morgen am Königinnentag das Hape-Kerkeling-Double Beatrix und dem Spanischen Monarchen Juan-Carlos werden sie auch ewig dankbar sein für seine Rolle beim Militärputsch.
Selbst in Schweden, wo der König ein geistig etwas unterbelichteter Lustgreis ist, der wöchentlich in den Puff geht, will nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz der Bevölkerung eine Republik einführen.
Aber wozu sollte das auch gut sein? Damit man dann frömmelnde Deppen à la Köhler und Wulf als Grüßauguste an der Staatspitze hat?
Da muß man sich auch ständig an neue Namen und Gesichter gewöhnen.
Warum schlicht und republikanisch, wenn es auch mit Pomp geht, denken sich die meisten Briten. Ihr Königshaus, die Firma Windsor, ist der Rolls Royce unter den Monarchien.
Obwohl es weltweit eine ganze Reihe Königinnen gibt, versteht jeder unter „Queen“ immer nur die britische Königin Elisabeth II.
Immerhin bekommen die Engländer auch was für ihr Geld - denn sämtliche Kinder, Cousinen, Großcousinen und Enkel der Königin repräsentieren auch rund um die Uhr.
Jedes Familienmitglied meistert hunderte offizielle Termine im Jahr und rein rechnerisch hat jeder Brite schon mal die Hand eines Royals geschüttelt.
Rente mit 67 gibt es da nicht.
Queen Mum rackerte sich ab bis sie 102 war. Dreimal am Tag einen ordentlichen Krug Gin genügten ihr als Lebenselixier.
Natürlich gibt es bei so einer großen Familie auch Ausschuß.
Einige sind etwas auf den Kopf gefallen. Proll-Prinz Andrew, Prinzessin Edward und insbesondere die strunzdoofe Diana mit dem debilen Blick waren, bzw sind, echte Nervensägen.
Aber das kann einem auch bei gewählten Personen passieren, wie Helmut Kohl („You can say you to me“), Heinrich Lübke („Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger!“) und Guido („Es ist Deutschland als Tourist in kurzen Hosen, der sagt was zählt“).
Über die heutige Hochzeit von William und Catherine nur drei Fragen, da ich wirklich kein Experte bin:
1.)
Es ist ja OK, daß so ein Ereignis im TV übertragen wird. Aber warum in allen Sendern gleichzeitig und das auch noch schon seit vier Wochen nonstop?
2.)
Was ist das für ein Gewese um das Kleid?
Alfons Kaiser von der altehrwürdigen F.A.Z. schreibt:
Ein Hochzeitskleid für die Ewigkeit. Der Schleier ist gelupft: Das Königshaus hat einen neuen Stil. Und das Londoner Modehaus Alexander McQueen hat eine Zukunft. Denn mit Kates Brautkleid beginnt eine neue Zeitrechnung der königlichen Mode.
Daraufhin habe ich mir zwei Internet-Bildstrecken über die Hochzeit angesehen und fand das Kleid erst gar nicht.
Das ist doch für mein wenig fachmännisches Auge ein relativ schlichtes Kleid, welches neben den ultrabunten und auffällig bestickten Gold-Kleidern der Bischofs-Tunten, die mit ihr am Altar rumstanden, völlig unterging.
3.)
Wieso gehen von königlichen Großereignissen in England immer so tödliche morphogenetische Wellen aus? Am Ende stirbt immer irgendjemand, um den es Schade ist.
Besonders ungarische Musiker sind gefährdet.
Dazu ein paar Beispiele:
Prinzessin Margaret, Schwester der Queen heiratet am 6. Mai 1960 Antony Armstrong-Jones, 1. Earl of Snowdon, gleichzeitig stirbt in Hamburg der berühmte ungarische Komponist Pál Ábrahám.
Prince Andrew, Sohn der Queen heiratet am 23. Juli 1986 Sarah Ferguson und gleichzeitig stirbt der Dirigent und langjährige Präsident des polnischen Komponistenverbandes Kazimierz Sikorski.
Prinzessin Anne, die Tochter der Queen heiratet am 12. Dezember 1992 Commander Timothy Laurence und gleichzeitig gibt es Indonesien ein Erdbeben der Stärke 6,8 mit etwa 2.500 Toten.
Am 5. September 1997 tut die debile Diana ihren finalen Blick in einen Pariser Tunnel und dann stirbt gleichzeitig der Weltklasse-Musiker Sir Georg Solti (74 Grammy-Nominierungen, 31 mal erhielt er die Auszeichnung).
Am 13. Juni 1999 heiraten Prince Edward und Sophie Rhys-Jones und gleichzeitig wird im Kosovo ein Blutbad veranstaltet:
Es war der Tod von deutschen Journalisten, der die Bundeswehr dazu veranlasste, das Seminar anzubieten: am 13. Juni 1999 waren die „Stern“-Reporter Gabriel Grüner, Volker Krämer und ihr Übersetzer Senol Aliti im Kosovo erschossen worden.
(constantinwissmann.de)
29.04.2011 heiratet Prince William diese Dings, …, (wie auch immer sie heißt; sie hat so ein Allerweltgesicht bar jeder Ausstrahlung, daß ich mir keinen Namen dazu merken kann.) und gleichzeitig stirbt Tosia Reich-Ranicki; eine der wenigen öffentlichen Menschen, die ich wirklich sehr mochte.
Neben ihrem blitzgescheiten und humorvollen Mann ging sie fast unter, dabei ist sie eigentlich die große Künstlerin der beiden.
Die unbekannte Teofila Reich-Ranicki. Sie war eine Meisterin der Beobachtung und der Unauffälligkeit. Ihre Erinnerung an Flucht und Verfolgung hat sie nicht in Worte gefasst, denn sie konnte nicht darüber reden. Aber allein durch ihre Anwesenheit triumphierte sie über die, die ihr nach dem Leben trachteten.
(Frank Schirrmacher 29.04.11)
Teofila Reich-Ranickis Buch mit den großartigen Aquarellen, die sie im Warschauer Ghetto malte, möchte ich bei der Gelegenheit empfehlen.
Donnerstag, 28. April 2011
Rom, Ratzi, Raffgier.
Juhei, der Mai ist (fast) da!
Das bedeutet, daß drei bedeutende Ereignisse stattfinden. In der Reihenfolge der Wichtigkeit sind das: In Berlin und Hamburg werden Maghreb-Bürgerkriegsszenen nachgestellt, RTL-II beginnt die 11. Staffel „Big Brother“ und Ratzi spricht seinen Vorgänger JP-II selig.
Letzteres ist natürlich nur eine gagaeske Inszenierung ohne Sinn, aber es zeigt mal wieder so wunderbar, wie komplett geistig entstellt die Religion ist, dessen Oberchef Ratzinger ständig von „Vernunft des Glaubens“ fabuliert.
Während das primitive Fußvolk in Verkennung sämtlicher vatikanischer Regeln seit fünf Jahren „Santo Subito“ skandiert, polemisiert Hakenkreutznet gegen die „Eiligsprechung“, da Woytila in ihren Augen natürlich eine linksextreme Bazille ist.
Für Hetznet ist Papst Johannes Paul II eine Hassfigur, da er 1988 das Traditionalisten-Idol Erzbischof Marcel Lefebvre exkommuniziert hatte.
Über 20 Jahre stand die Piusbruderschaft damit außerhalb der Kirche - erst der rechte Ratzi breitete seine Arme aus, um sich die Holocaustleugnenden Ultras wieder an die Brust zu drücken.
Um die Seligsprechung Woytilas zu torpedieren, graben die Pius-Fanatiker seine Togo-Reise von 1985 aus, bei der er zusammen mit „heidnischen Einheimischen“ gebetete hatte.
SCHOCK SCHWERE NOT!
Man sollte meinen, daß dieser eine Vorfall – nicht nur unbereut, sondern hochgepriesen – ein ausreichender Grund für die Beendigung des Heiligsprechungsprozesses sein müßte. Nach Johannes Pauls II. eigener Aussage betete er mit Animisten. Diese direkte und formale Teilnahme am heidnischen Gottesdienst war für die Kirche immer schwer sündhaft.
[…] Das war der vielleicht ungeheuerlichste Vorfall in einer Reihe ähnlicher während der Amtszeit von Johannes Paul II.
(Brech.net 28.04.2011)
Aus einer anderen Richtung wird ebenfalls gegen die in der Tat regelwidrige Rapid-Seligsprechung argumentiert.
Der Papst war demnach nicht zu links, sondern zu rechts.
So sieht es der Jesuit Heiner Geißler, der richtigerweise darauf hinweist, daß sich Johannes Paul-II mit seinem Kettenhund Ratzinger gegen die Armen in Südamerika stellte und Partei für die faschistischen Diktatoren ergriff.
Vor der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. hat der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler scharfe Kritik an der Amtsführung des polnischen Papstes geäußert. "Seine Haltung zur Befreiungstheologie hat der Volkskirche Lateinamerikas sehr geschadet. Er hat die Armen regelrecht verraten", sagte Geißler der in Bonn erscheinenden Wochenzeitung "Christ und Welt", die der "Zeit" beiliegt.
Der CDU-Politiker schloss sich einem internationalen Appell von Theologen und Bischöfen an, der gegen die "Seligsprechung von oben" für Johannes Paul II. protestiert und zugleich eine "Heiligsprechung von unten" für den salvadorianischen Erzbischof Oscar Romero (1917-1980) ausruft. Unterzeichnet wurde er unter anderem von den Theologieprofessoren Friedhelm Hengsbach, Gotthold Hasenhüttl, Hans Küng, Sabine Demel, Dietmar Mieth, Elisabeth Schüssler Fiorenza und Hermann Häring.
Geißler betonte, dass Johannes Paul II. erheblich dazu beigetragen habe, die Unterdrückung der Menschen durch den Sowjetkommunismus zu beenden. "Sein Antikommunismus war verständlich und berechtigt. Aber Johannes Paul II. war durch den Antikommunismus so verblendet, dass er nicht sehen wollte, dass die Befreiungstheologie keine marxistischen Ziele formuliert hat, sondern urchristliche." Der Papst habe geglaubt, die Befreiungstheologen hätten von Marx abgeschrieben. "Tatsächlich hatten die Marxisten vom Evangelium abgeschrieben."
(KNA 27.04.2011)
Herr Geißler hat zwar Recht mit seiner Einschätzung, Ratzi und Woytila hätten sich absolut schäbig verhalten.
Aber was erwartet er denn anderes?
Seit eh und je steht der Vatikan auf Seiten der rechten Diktatoren. Schließlich wurde auch ausdrücklich der Faschismus von den Päpsten unterstützt.
Wenn Geißler das nicht passt, sollte er ganz schnell aus der RKK austreten.
Lustig ist natürlich wieder mal die formale Begründung für die Seligsprechung.
Vatikanisch dokumentiert wurden Woytilas „theologische Tugenden“ (Glaube, Hoffnung, Mildtätigkeit) und seine „Kardinaltugenden“ (Besonnenheit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Tapferkeit).
Jemand der Frauen und Schwule als Menschen zweiter Klasse betrachtet hat, gilt offiziell als „gerecht“, jemand, der sich wie keiner vor ihm bei Masseninszenierungen und Heiligsprechungen am laufenden Band produziert hat, läuft unter dem Etikett „Mäßigung“ und jemand, der aktiv das Kinderficken seiner Priester vertuscht hat, steht für „Hoffnung“.
Natürlich mußte auch ein vom toten Papst bewirktes Wunder offiziell anerkannt werden - in diesem Fall half eine an Parkinson erkrankte französische Nonne, die zu Woytila betete und daraufhin vom ihm geheilt wurde.
Nun gibt es verschiedene Ansichten darüber, ob es sich um eine Spontanremission oder das aktive Eingreifen Woytilas aus dem Himmel gehandelt hat.
Ich tendiere zu Ersterem, Ratzi weiß aber, daß Letzteres der Fall war.
Damit ist es offiziell, daß der tote Papst Parkinson heilen kann.
Zu blöd für ihn, daß er das noch nicht konnte als er noch lebte!
Der Argumentation folgend, daß JP-II von Wolke Sieben aus eine Parkinson-Kranke geheilt hat, muß er seliggesprochen werden.
Man kann das allerdings auch anders sehen:
Wenn JPII solche Fähigkeiten hat, warum zum Teufel hat er dann nur die eine Nonne geheilt? Ich kenne allein drei Menschen persönlich, die an Parkinson leiden.
Eine Tante von mir ist letztes Jahr daran gestorben.
Das wäre schon nett gewesen, wenn Woytila da auch eingegriffen hätte, nicht auf der faulen Haut läge und es bei einer einzigen Nonne belässt.
Ohne dass man nun der Frage nachgeht, ob Wunder überhaupt möglich sind, muss doch die hier zugrunde gelegte Struktur des Wunders dem durch die Aufklärung gegangenen heutigen Zeitgenossen eine starke Zumutung sein. Und dies deshalb, weil hier das Gebet der Patientin streng kausal für ihre Heilung gedacht wird (und auch das unterstellte hilfreiche Eintreten des verewigten Papstes für sie), also eine Beweiskette geschmiedet wird, die es mit jeder anderen Ursachenkette aufnehmen soll und die nicht einmal der Advokat des Satanas mit seinen scharfsinnigen Argumenten mehr sprengen kann. Doch die eigentliche theologische Zumutung dieser Vorstellung von Wunder liegt noch auf einer ganz anderen Ebene: Weshalb soll diese eine Patientin durch päpstliche postmortale Intervention gerettet worden sein, alle anderen Parkinson-Kranken aber – auch alle anderen, die ebenso heiße Gebete gen Himmel gesandt oder direkt an den verstorbenen Papst adressiert haben – dem erschütternden Verlauf ihrer Krankheit hilflos überlassen bleiben? Eine merkwürdige katholische Gnadenwahl, der unbarmherzigen doppelten Prädestination eines Johannes Calvin durchaus ebenbürtig.
(Robert Leicht in der ZEIT 28.04.2011)
Dem Vatikan und seinem „Advocatus Diaboli“ sind derlei logische Überlegungen herzlich egal.
Aber in einem Aspekt sind sie meisterlich; sie wissen wie man mit Heiligen und Seligen richtig viel Kohle macht!
Der Reliquienhandel war und ist eine der größten Einnahmequellen der RKK.
Üblicherweise werden für neue Reliquien Knochensplitter der Heiligen entnommen.
Im Falle Woytilas haben sich Ratzi und Co aber als echte Blutsauger erwiesen und schon mal Material für einige Mega-Reliquien requiriert.
Vier Ampullen Blut hatte man dem Schwerkranken kurz vor seinem Tod abgezapft.
Die Jungs im Vatikan wissen schließlich aus Jahrhunderten Erfahrung wie man vermarktet.
Wenn Johannes Paul II. am Sonntag seliggesprochen wird, dürfen die versammelten Gläubigen eine Ampulle mit dem Blut des früheren Papstes verehren. Am Dienstag beantwortete der Vatikan damit die Frage, welches Relikt bei der Feier zur Seligsprechung präsentiert wird.
(tagesschau.sf.tv 26.04.2011)
Man fragt sich was man dem alten Woytila noch so alles abgepumpt und abgeschnitten hat, um das in zukünftigen Jahrhunderten zu Geld zu machen.
Die wertvollsten Reliquien sind üblicherweise Vorhäute - allein 14 Vorhäute Jesu hat die RKK in ihrer Geschichte als „echt“ anerkannt.
Gut möglich also, daß zukünftige strenggläubige Katholiken um eine in einer Monstranz eingefassten Woytila-Vorhaut herum tanzen.
Wie sagte schon Joseph Ratzinger?
Glaube und Vernunft sind eins.
Das bedeutet, daß drei bedeutende Ereignisse stattfinden. In der Reihenfolge der Wichtigkeit sind das: In Berlin und Hamburg werden Maghreb-Bürgerkriegsszenen nachgestellt, RTL-II beginnt die 11. Staffel „Big Brother“ und Ratzi spricht seinen Vorgänger JP-II selig.
Letzteres ist natürlich nur eine gagaeske Inszenierung ohne Sinn, aber es zeigt mal wieder so wunderbar, wie komplett geistig entstellt die Religion ist, dessen Oberchef Ratzinger ständig von „Vernunft des Glaubens“ fabuliert.
Während das primitive Fußvolk in Verkennung sämtlicher vatikanischer Regeln seit fünf Jahren „Santo Subito“ skandiert, polemisiert Hakenkreutznet gegen die „Eiligsprechung“, da Woytila in ihren Augen natürlich eine linksextreme Bazille ist.
Für Hetznet ist Papst Johannes Paul II eine Hassfigur, da er 1988 das Traditionalisten-Idol Erzbischof Marcel Lefebvre exkommuniziert hatte.
Über 20 Jahre stand die Piusbruderschaft damit außerhalb der Kirche - erst der rechte Ratzi breitete seine Arme aus, um sich die Holocaustleugnenden Ultras wieder an die Brust zu drücken.
Um die Seligsprechung Woytilas zu torpedieren, graben die Pius-Fanatiker seine Togo-Reise von 1985 aus, bei der er zusammen mit „heidnischen Einheimischen“ gebetete hatte.
SCHOCK SCHWERE NOT!
Man sollte meinen, daß dieser eine Vorfall – nicht nur unbereut, sondern hochgepriesen – ein ausreichender Grund für die Beendigung des Heiligsprechungsprozesses sein müßte. Nach Johannes Pauls II. eigener Aussage betete er mit Animisten. Diese direkte und formale Teilnahme am heidnischen Gottesdienst war für die Kirche immer schwer sündhaft.
[…] Das war der vielleicht ungeheuerlichste Vorfall in einer Reihe ähnlicher während der Amtszeit von Johannes Paul II.
(Brech.net 28.04.2011)
Aus einer anderen Richtung wird ebenfalls gegen die in der Tat regelwidrige Rapid-Seligsprechung argumentiert.
Der Papst war demnach nicht zu links, sondern zu rechts.
So sieht es der Jesuit Heiner Geißler, der richtigerweise darauf hinweist, daß sich Johannes Paul-II mit seinem Kettenhund Ratzinger gegen die Armen in Südamerika stellte und Partei für die faschistischen Diktatoren ergriff.
Vor der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. hat der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler scharfe Kritik an der Amtsführung des polnischen Papstes geäußert. "Seine Haltung zur Befreiungstheologie hat der Volkskirche Lateinamerikas sehr geschadet. Er hat die Armen regelrecht verraten", sagte Geißler der in Bonn erscheinenden Wochenzeitung "Christ und Welt", die der "Zeit" beiliegt.
Der CDU-Politiker schloss sich einem internationalen Appell von Theologen und Bischöfen an, der gegen die "Seligsprechung von oben" für Johannes Paul II. protestiert und zugleich eine "Heiligsprechung von unten" für den salvadorianischen Erzbischof Oscar Romero (1917-1980) ausruft. Unterzeichnet wurde er unter anderem von den Theologieprofessoren Friedhelm Hengsbach, Gotthold Hasenhüttl, Hans Küng, Sabine Demel, Dietmar Mieth, Elisabeth Schüssler Fiorenza und Hermann Häring.
Geißler betonte, dass Johannes Paul II. erheblich dazu beigetragen habe, die Unterdrückung der Menschen durch den Sowjetkommunismus zu beenden. "Sein Antikommunismus war verständlich und berechtigt. Aber Johannes Paul II. war durch den Antikommunismus so verblendet, dass er nicht sehen wollte, dass die Befreiungstheologie keine marxistischen Ziele formuliert hat, sondern urchristliche." Der Papst habe geglaubt, die Befreiungstheologen hätten von Marx abgeschrieben. "Tatsächlich hatten die Marxisten vom Evangelium abgeschrieben."
(KNA 27.04.2011)
Herr Geißler hat zwar Recht mit seiner Einschätzung, Ratzi und Woytila hätten sich absolut schäbig verhalten.
Aber was erwartet er denn anderes?
Seit eh und je steht der Vatikan auf Seiten der rechten Diktatoren. Schließlich wurde auch ausdrücklich der Faschismus von den Päpsten unterstützt.
Wenn Geißler das nicht passt, sollte er ganz schnell aus der RKK austreten.
Lustig ist natürlich wieder mal die formale Begründung für die Seligsprechung.
Vatikanisch dokumentiert wurden Woytilas „theologische Tugenden“ (Glaube, Hoffnung, Mildtätigkeit) und seine „Kardinaltugenden“ (Besonnenheit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Tapferkeit).
Jemand der Frauen und Schwule als Menschen zweiter Klasse betrachtet hat, gilt offiziell als „gerecht“, jemand, der sich wie keiner vor ihm bei Masseninszenierungen und Heiligsprechungen am laufenden Band produziert hat, läuft unter dem Etikett „Mäßigung“ und jemand, der aktiv das Kinderficken seiner Priester vertuscht hat, steht für „Hoffnung“.
Natürlich mußte auch ein vom toten Papst bewirktes Wunder offiziell anerkannt werden - in diesem Fall half eine an Parkinson erkrankte französische Nonne, die zu Woytila betete und daraufhin vom ihm geheilt wurde.
Nun gibt es verschiedene Ansichten darüber, ob es sich um eine Spontanremission oder das aktive Eingreifen Woytilas aus dem Himmel gehandelt hat.
Ich tendiere zu Ersterem, Ratzi weiß aber, daß Letzteres der Fall war.
Damit ist es offiziell, daß der tote Papst Parkinson heilen kann.
Zu blöd für ihn, daß er das noch nicht konnte als er noch lebte!
Der Argumentation folgend, daß JP-II von Wolke Sieben aus eine Parkinson-Kranke geheilt hat, muß er seliggesprochen werden.
Man kann das allerdings auch anders sehen:
Wenn JPII solche Fähigkeiten hat, warum zum Teufel hat er dann nur die eine Nonne geheilt? Ich kenne allein drei Menschen persönlich, die an Parkinson leiden.
Eine Tante von mir ist letztes Jahr daran gestorben.
Das wäre schon nett gewesen, wenn Woytila da auch eingegriffen hätte, nicht auf der faulen Haut läge und es bei einer einzigen Nonne belässt.
Ohne dass man nun der Frage nachgeht, ob Wunder überhaupt möglich sind, muss doch die hier zugrunde gelegte Struktur des Wunders dem durch die Aufklärung gegangenen heutigen Zeitgenossen eine starke Zumutung sein. Und dies deshalb, weil hier das Gebet der Patientin streng kausal für ihre Heilung gedacht wird (und auch das unterstellte hilfreiche Eintreten des verewigten Papstes für sie), also eine Beweiskette geschmiedet wird, die es mit jeder anderen Ursachenkette aufnehmen soll und die nicht einmal der Advokat des Satanas mit seinen scharfsinnigen Argumenten mehr sprengen kann. Doch die eigentliche theologische Zumutung dieser Vorstellung von Wunder liegt noch auf einer ganz anderen Ebene: Weshalb soll diese eine Patientin durch päpstliche postmortale Intervention gerettet worden sein, alle anderen Parkinson-Kranken aber – auch alle anderen, die ebenso heiße Gebete gen Himmel gesandt oder direkt an den verstorbenen Papst adressiert haben – dem erschütternden Verlauf ihrer Krankheit hilflos überlassen bleiben? Eine merkwürdige katholische Gnadenwahl, der unbarmherzigen doppelten Prädestination eines Johannes Calvin durchaus ebenbürtig.
(Robert Leicht in der ZEIT 28.04.2011)
Dem Vatikan und seinem „Advocatus Diaboli“ sind derlei logische Überlegungen herzlich egal.
Aber in einem Aspekt sind sie meisterlich; sie wissen wie man mit Heiligen und Seligen richtig viel Kohle macht!
Der Reliquienhandel war und ist eine der größten Einnahmequellen der RKK.
Üblicherweise werden für neue Reliquien Knochensplitter der Heiligen entnommen.
Im Falle Woytilas haben sich Ratzi und Co aber als echte Blutsauger erwiesen und schon mal Material für einige Mega-Reliquien requiriert.
Vier Ampullen Blut hatte man dem Schwerkranken kurz vor seinem Tod abgezapft.
Die Jungs im Vatikan wissen schließlich aus Jahrhunderten Erfahrung wie man vermarktet.
Wenn Johannes Paul II. am Sonntag seliggesprochen wird, dürfen die versammelten Gläubigen eine Ampulle mit dem Blut des früheren Papstes verehren. Am Dienstag beantwortete der Vatikan damit die Frage, welches Relikt bei der Feier zur Seligsprechung präsentiert wird.
(tagesschau.sf.tv 26.04.2011)
Man fragt sich was man dem alten Woytila noch so alles abgepumpt und abgeschnitten hat, um das in zukünftigen Jahrhunderten zu Geld zu machen.
Die wertvollsten Reliquien sind üblicherweise Vorhäute - allein 14 Vorhäute Jesu hat die RKK in ihrer Geschichte als „echt“ anerkannt.
Gut möglich also, daß zukünftige strenggläubige Katholiken um eine in einer Monstranz eingefassten Woytila-Vorhaut herum tanzen.
Wie sagte schon Joseph Ratzinger?
Glaube und Vernunft sind eins.
Mittwoch, 27. April 2011
Go Hessen-Jusos, go!
Für die Oppositionsparteien in der Bundesrepublik herrscht Schlaraffenzeit.
Angesichts der „Leistung“ der Totalversager von CDU und FDP müssen sie eigentlich nur da sein und die Scherben aufsammeln. Es sollte reichen den Wähler nur ab und an dezent an die Performance der gegenwärtigen Regierung zu erinnern, um die größte Oppositionspartei SPD wieder aus Volksparteiformat anschwellen zu lassen.
Möglich ist das durchaus.
Das zeigt die Hamburger Bürgerschaftswahl vom 20.02.2011, als die Sozis ob der KATASTROPHALEN Bilanz von Schwarz-Grün von 34,1% einen Sprung auf 48,4 % und damit der absoluten Mehrheit machten.
In der Forsa-Umfrage Bund von heute bringt es die SPD aber sogar auf einen Prozentpunkt weniger als bei der Bundestagswahl vom September 2009 (23%) und kommt nur noch auf blamable 22%!
Dieses totale Desaster haben wir meiner Ansicht nach hauptsächlich der Parteiführung, der Impudenz des Jahres 2010, zu verdanken. Dabei zeigt der Bundesvorsitzende durchaus gute Ansätze; zweifellos ist Gabriel ein intelligenter Mann, der mitreißend reden kann.
Allerdings ist er auch sprunghaft und unkonzentriert. Es ist nicht immer schlau was er von sich gibt.
Aber ob der am Boden zerschmetterten Regierung wäre es eigentlich hohe Zeit für den Wadenbeißer der Partei, die Generalsekretärin.
Sie müßte inhaltliche Debatten anstoßen, Alternativen aufzeigen und die Regierung jagen.
Zu behaupten Andrea Nahles wäre ein Totalausfall wäre aber noch sehr euphemistisch.
Eine nicht existierende Generalsekretärin könnte die Lage der SPD nicht auch noch verschlimmern.
Aber die ultrakatholische Andrea aus der Pfalz ruiniert die alte Tante SPD mit Lust und Verve.
Wahrnehmbare Angriffe auf die Regierung sind von ihr nicht bekannt, inhaltliche Ausrichtung der SPD auch nicht. Hat die SPD eigentlich eine Position zur Euro-Rettung? Zu E10? Zu Libyen? Man weiß es nicht.
Freundlicherweise veranstaltet Nahles aber mit großem Tamtam innerparteiliche Grabenkämpfe, so daß Schwarzgelb in Deckung gehen kann.
Unverzeihlich wie die irre Andrea mitten in den Koalitionsverhandlungen 2005 erst mal den eigenen Chef Franz Müntefering wegmobbte.
Als sie 2009 zur Generalsekretärin aufstieg, rammte sie der eigenen Partei das nächste Messer in den Rücken, indem sie akribisch den neu entstehenden und mit viel Sympathie bedachten Arbeitskreis „Laizisten in der SPD“ sabotierte.
Während Deutschland und die Welt angewidert von Holocaustleugnerbischöfen und Kinder-fickenden Priestern auf Distanz zur Katholischen Kirchen gingen, brachte sich Nahles als Papst-Freundin in Stellung.
Zum Entsetzen von langjährigen Mitgliedern (wie mir) manövrierte die schlimme Pfälzerin die SPD auf die Christliche Schiene, obwohl die SPD in anderthalb Jahrhunderten all die humanistischen Werte, wie Gleichberechtigung, gegen den erbitterten Widerstand der Katholischen Kirche erkämpft hatte.
Das neueste Meisterstück als Totengräberin der SPD lieferte die Genossin des Wahnsinns bei der Causa Sarrazin.
Bevor Sarrazins Millionen-Seller auf dem Markt war und bevor Nahles die Thesen kannte, kündigte sie ein Parteiausschlussverfahren an.
Für Sigmar Gabriel war die Sache klar. Sarrazin rechtfertigt "eine Politik, die wertvolles und weniger wertvolles Leben unterscheidet". Selten, so der SPD-Chef, habe es in der Republik "eine so unverblümte Wiederbelebung der ständischen Gesellschaft gegeben". Deshalb, so das Resümee, muss Sarrazin ausgeschlossen werden. Wenn die SPD so jemand weiter in ihren Reihen dulde, so Gabriel, dann gebe sie alles auf, "was die Sozialdemokratie ausmacht". Das hat er vor gut einem halben Jahr, am 15. September, in der Zeit geschrieben. Es war ein Donnerwort des Vorsitzenden, der damit auch Zweifler überzeugen wollte, die ihn für wankelmütig und positionslos halten.
(Stefan Reinecke, taz, 27.04.2011)
Als aber offensichtlich wurde auf wie viel fruchtbaren Boden des Bundesbankers braune Thesen stießen, knickten Nahles und Gabriel ein.
Die Rücknahme der Ausschluss-Anträge spricht eine unmissverständliche Sprache: Die Verkaufszahlen eines Buchs und die daraus abgeleitete Zahl möglicher Wählerinnen und Wähler haben den Vorrang erhalten vor dem eigentlich unantastbaren Wertekern einer sozialdemokratischen Partei. Auf der Strecke bleiben die Solidarität mit den Schwächeren und die Absage an jede Diskriminierung aufgrund von Herkunft oder sozialer Stellung. Sarrazins Erklärung nimmt von den Thesen, die diesen sozialdemokratischen Grundwerten Hohn sprechen, nichts zurück.
(Stephan Hebel 26.04.2011)
Das Verfahren erst zu beschließen und es jetzt einzustellen, setzt das wichtigste Gut der SPD auf Spiel. […] Ihr wichtigstes Gut steht auf dem Spiel: Glaubwürdigkeit.
[…] Parteichef Gabriel und Generalsekretärin Andrea Nahles haben in den Wochen danach viel Zeit damit verbracht, die Entscheidung zu rechtfertigen. In einem langen Artikel für die Zeit schreibt Gabriel Mitte September geradezu pathetisch aufgeladen: "Wer uns empfiehlt, diese Botschaft in unseren Reihen zu dulden, der fordert uns zur Aufgabe all dessen auf, was Sozialdemokratie ausmacht: unser Bild vom freien und zur Emanzipation fähigen Menschen." In der SPD gab und gibt es aber auch Gegner eines Ausschlusses. Denen sagt Gabriel: "Und wer uns rät, doch Rücksicht auf die Wählerschaft zu nehmen, die Sarrazins Thesen zustimmt, der empfiehlt uns taktisches Verhalten dort, wo es um Grundsätze geht - und darüber jenen Opportunismus, der den Parteien sonst so häufig vorgeworfen wird." Jetzt muss sich Gabriel und mit ihm die gesamte SPD-Spitze vorwerfen lassen, dass das alles seit vergangenen Donnerstag nicht mehr gilt. Die ganze Sache riecht gewaltig nach einem Deal: Sarrazin gibt eine Erklärung des Bedauerns ab. Im Gegenzug ziehen Bundes- und die Berliner Landes-SPD ihre Beschwerden zurück. Das Ausschlussverfahren wird eingestellt.
(Thorsten Denkler, 26.04.2011)
Sarrazin nimmt nicht etwa sein Buch vom Markt und es folgt nun, was folgen mußte: Schockierte Genossen geben ihre Parteibücher zurück, weil sie den Nahles-Kurs nicht mehr ertragen können.
Der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände (BAGIV), Mehmet Tanridverdi, kündigte seinen Austritt aus der SPD an. „Ich bin zutiefst enttäuscht“, sagte der Gießener SPD-Stadtverordnete der Frankfurter Rundschau: „Die SPD ist nicht länger meine politische Heimat.“
[…],Aus Protest gegen die Sarrazin-Entscheidung verließ der Gründer des „Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokraten“, Sergey Lagodinsky, die Partei. Der Umgang mit Sarrazin sei bezeichnend „für die allgemeine Orientierungslosigkeit der Partei im Umgang mit Vielfalt als brennendem Thema unserer Gegenwart“.
(FR 26.04.2011)
Tausende (auch ich) unterschrieben die "Berliner Erklärung", die der Friedrichshain-Kreuzberger Juso Aziz Bozkurt ins Netz gestellt hat.
Viele Menschen in Berlin, in der gesamten Bundesrepublik und auch im Ausland haben kein Verständnis für das Ergebnis und den Verfahrensablauf des Parteiordnungsverfahrens gegen Genossen Dr. Thilo Sarrazin. Nicht nachvollziehbar erscheint vor allem der Zickzackkurs der Partei. Wir entschuldigen uns bei den Menschen, die sich durch diese Haltung verletzt oder enttäuscht fühlen. Wir appellieren an die Genossinnen und Genossen unserer Partei, die sich mit dem Gedanken eines inneren Rückzuges oder gar Austritts tragen: Jetzt gerade nicht! Wir brauchen Euch! Die Partei braucht Euer politisches Rückgrat!
In gemeinsamer Verantwortung für unsere Partei, die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, stellen wir fest:
1. Wir sind und bleiben die Partei des sozialen Aufstiegs. Wir geben nicht große Teile der Bevölkerung verloren, sondern ringen um Konzepte für gerechte Teilhabe. Elitärer Dünkel, Ausgrenzung von Gruppen – mit oder ohne Migrationshintergrund –, menschenverachtendes Gerede oder gar rassistischer Habitus haben in unserer Mitte keinen Platz.
2. Wir verteidigen die Meinungsfreiheit aufrecht. Die SPD ist jedoch eine politische Wertevereinigung, die – wie bei jeder anderen Partei – durch ihr Grundwertekorsett einen äußersten Meinungsrahmen vorgibt. „Die gleiche Würde aller Menschen ist Ausgangspunkt und Ziel unserer Politik … und unabhängig von … wirtschaftlicher Nützlichkeit.“ Dieser äußerste Wirkungsrahmen ist nicht verhandelbar.
3. Die politische Verantwortung und der Gestaltungsanspruch der SPD enden nicht an irgendeinem Wahltag. Unsere Grundwerte sind nicht beliebig und stehen nicht zur Disposition Einzelner. Nachdem auf allen Parteiebenen Gremienbeschlüsse zum Parteiordnungsverfahren vorlagen war es politisch angezeigt, diese Gremien vor einer Verfahrensbeendigung ohne Sachentscheidung zu befassen.
(rotstehtunsgut.de)
Jemand, der angeblich die Partei SPD mag und ihr NICHT schaden möchte, sollte freiwillig austreten, um ihr zu ersparen, daß sie in eine Zerreißprobe gerät und es im Zuge dessen zu regelrechten Austrittswellen kommt.
Man kann austreten, weil die SPD nicht mehr die politische Heimat ist, wenn man sich auseinander gelebt hat - das gilt für Wolfgang Clement, Oswald Metzger, Oskar Lafontaine und Ulrich Maurer.
Wenn man aber wie Sarrazin behauptet ein Freund der SPD zu sein und das eigene Verbleiben so einen offensichtlich großen Schaden anrichtet, MUSS man gehen.
Sarrazins erbittertes Streiten für das Verbleiben in der SPD, bei dem er sich vom Atom- und FDP-Freund Klaus von Dohnanyi vertreten läßt, zeigt gerade seine Parteischädigungsabsicht und ist somit schon an sich ein Ausschlußgrund.
Das gilt meiner Ansicht nach auch für Parteischädling Nahles, die wenn schon nicht aus der Partei, dann doch wenigstens aus ihrem Generalsekretärinnenjob austreten sollte, bevor sie die Sozis an die 5%-Grenze steuert.
Den Rücktritt fordern jetzt auch die Jusos-Hessen.
Zum Ausgang des Parteiordnungsverfahrens gegen Dr. Thilo Sarrazin wegen dessen sozialdarwinistischen und rassistischen Thesen in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ und seinem Wahlkampfauftritt für die politische Konkurrenz im hessischen Kommunalwahlkampf erklären der Juso-Landesvorsitzende Felix Diehl, der südhessische Juso-Bezirksvorsitzende Behnam Yazdani und der nordhessische Juso-Bezirksvorsitzende Pascal Barthel:
„Für uns ist die Einigung mit Dr. Thilo Sarrazin wegen dessen relativierender Erklärung vor dem Schiedsgericht nicht nachvollziehbar. Thilo Sarrazin hat mit seiner Erklärung seine rassistischen und sozialdarwinistischen Äußerungen nicht ausdrücklich zurückgenommen.
Zudem wurde in der Erklärung der Auftritt von Thilo Sarrazin bei der Jungen Union im hessischen Kommunalwahlkampf nicht erwähnt. Für uns ist absolut nicht nachvollziehbar, warum alle Verfahrensbeteiligten der Einigung zugestimmt haben und insbesondere die SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles den einstimmigen Beschluss des SPD-Bundesvorstandes nicht weiter verfolgt oder zumindest eine Vertagung des Termins angestrebt hat. Deshalb fordern wir Konsequenzen aus dieser Entscheidung und den Rücktritt von Andrea Nahles als SPD-Generalsekretärin“ so Diehl, Yazdani und Barthel.
Der SPD-Nachwuchs ist sich bewusst, dass der Fall Sarrazin innerhalb der Sozialdemokratie emotional und kontrovers diskutiert wurde und wird. Aber gerade weil jedes SPD-Mitglied eine Meinung zur Person Sarrazin und seinen Äußerungen habe, sei es beschämend wie Generalsekretärin Nahles das Thema meint beenden zu müssen. „Eine Profi-Politikerin wie Andrea Nahles kennt ihre Partei und weiß doch, dass solche Entscheidungen nicht „Oben“ getroffen werden dürfen, um dann die Parteibasis nur noch abnicken zu lassen. Früher hat Andrea Nahles aus diesem Grund das Verhalten von SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder selbst kritisiert“ erklärt der nordhessische Juso-Vorsitzende Pascal Barthel.
Mit der Einigung sei der integrationspolitischen Glaubwürdigkeit der SPD ein Bärendienst erwiesen worden. „Die SPD tritt seit je her für sozialen Aufstieg unabhängig von der Herkunft ein. Die biologistischen Thesen von Sarrazin über die genetische Veranlagung bestimmter Gruppen stehen dazu im direkten Widerspruch. Da Sarrazin noch nicht einmal abverlangt wurde diese ausdrücklich zu widerrufen, steht jetzt die integrationspolitische Glaubwürdigkeit der SPD auf dem Spiel“ so der Juso-Bezirksvorsitzende Behnam Yazdani. Bestätigt sehen sich die Jusos in ihrer Befürchtung durch die Einlassung des SPD-Arbeitskreisvorsitzenden für Migration, Kenan Kolat, und den Parteiaustritt von Sergey Lagodinsky, dem Gründer des Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokraten.
Eine besondere Rolle im Parteiordnungsverfahren hatte für die hessischen Jusos auch gespielt, dass Thilo Sarrazin am 9. Februar 2011 in Ehringshausen für einen Eintrittspreis von 10 € auf Einladung der Jungen Union aufgetreten ist. „Mit dem Auftritt hat Sarrazin Geld in die Kasse der CDU-Nachwuchsorganisation gespült und damit wenige Wochen vor den Kommunalwahlen in Hessen Wahlkampfhilfe für die politische Konkurrenz geleistet. Es kann nicht sein, dass dieses unsolidarische Verhalten ohne Konsequenzen bleibt“ so Juso-Landeschef Felix Diehl. Die Jusos hatten sich an einer Gegendemonstration zu dem Auftritt von Sarrazin beteiligt.
(jusos-hessen.de)
Angesichts der „Leistung“ der Totalversager von CDU und FDP müssen sie eigentlich nur da sein und die Scherben aufsammeln. Es sollte reichen den Wähler nur ab und an dezent an die Performance der gegenwärtigen Regierung zu erinnern, um die größte Oppositionspartei SPD wieder aus Volksparteiformat anschwellen zu lassen.
Möglich ist das durchaus.
Das zeigt die Hamburger Bürgerschaftswahl vom 20.02.2011, als die Sozis ob der KATASTROPHALEN Bilanz von Schwarz-Grün von 34,1% einen Sprung auf 48,4 % und damit der absoluten Mehrheit machten.
In der Forsa-Umfrage Bund von heute bringt es die SPD aber sogar auf einen Prozentpunkt weniger als bei der Bundestagswahl vom September 2009 (23%) und kommt nur noch auf blamable 22%!
Dieses totale Desaster haben wir meiner Ansicht nach hauptsächlich der Parteiführung, der Impudenz des Jahres 2010, zu verdanken. Dabei zeigt der Bundesvorsitzende durchaus gute Ansätze; zweifellos ist Gabriel ein intelligenter Mann, der mitreißend reden kann.
Allerdings ist er auch sprunghaft und unkonzentriert. Es ist nicht immer schlau was er von sich gibt.
Aber ob der am Boden zerschmetterten Regierung wäre es eigentlich hohe Zeit für den Wadenbeißer der Partei, die Generalsekretärin.
Sie müßte inhaltliche Debatten anstoßen, Alternativen aufzeigen und die Regierung jagen.
Zu behaupten Andrea Nahles wäre ein Totalausfall wäre aber noch sehr euphemistisch.
Eine nicht existierende Generalsekretärin könnte die Lage der SPD nicht auch noch verschlimmern.
Aber die ultrakatholische Andrea aus der Pfalz ruiniert die alte Tante SPD mit Lust und Verve.
Wahrnehmbare Angriffe auf die Regierung sind von ihr nicht bekannt, inhaltliche Ausrichtung der SPD auch nicht. Hat die SPD eigentlich eine Position zur Euro-Rettung? Zu E10? Zu Libyen? Man weiß es nicht.
Freundlicherweise veranstaltet Nahles aber mit großem Tamtam innerparteiliche Grabenkämpfe, so daß Schwarzgelb in Deckung gehen kann.
Unverzeihlich wie die irre Andrea mitten in den Koalitionsverhandlungen 2005 erst mal den eigenen Chef Franz Müntefering wegmobbte.
Als sie 2009 zur Generalsekretärin aufstieg, rammte sie der eigenen Partei das nächste Messer in den Rücken, indem sie akribisch den neu entstehenden und mit viel Sympathie bedachten Arbeitskreis „Laizisten in der SPD“ sabotierte.
Während Deutschland und die Welt angewidert von Holocaustleugnerbischöfen und Kinder-fickenden Priestern auf Distanz zur Katholischen Kirchen gingen, brachte sich Nahles als Papst-Freundin in Stellung.
Zum Entsetzen von langjährigen Mitgliedern (wie mir) manövrierte die schlimme Pfälzerin die SPD auf die Christliche Schiene, obwohl die SPD in anderthalb Jahrhunderten all die humanistischen Werte, wie Gleichberechtigung, gegen den erbitterten Widerstand der Katholischen Kirche erkämpft hatte.
Das neueste Meisterstück als Totengräberin der SPD lieferte die Genossin des Wahnsinns bei der Causa Sarrazin.
Bevor Sarrazins Millionen-Seller auf dem Markt war und bevor Nahles die Thesen kannte, kündigte sie ein Parteiausschlussverfahren an.
Für Sigmar Gabriel war die Sache klar. Sarrazin rechtfertigt "eine Politik, die wertvolles und weniger wertvolles Leben unterscheidet". Selten, so der SPD-Chef, habe es in der Republik "eine so unverblümte Wiederbelebung der ständischen Gesellschaft gegeben". Deshalb, so das Resümee, muss Sarrazin ausgeschlossen werden. Wenn die SPD so jemand weiter in ihren Reihen dulde, so Gabriel, dann gebe sie alles auf, "was die Sozialdemokratie ausmacht". Das hat er vor gut einem halben Jahr, am 15. September, in der Zeit geschrieben. Es war ein Donnerwort des Vorsitzenden, der damit auch Zweifler überzeugen wollte, die ihn für wankelmütig und positionslos halten.
(Stefan Reinecke, taz, 27.04.2011)
Als aber offensichtlich wurde auf wie viel fruchtbaren Boden des Bundesbankers braune Thesen stießen, knickten Nahles und Gabriel ein.
Die Rücknahme der Ausschluss-Anträge spricht eine unmissverständliche Sprache: Die Verkaufszahlen eines Buchs und die daraus abgeleitete Zahl möglicher Wählerinnen und Wähler haben den Vorrang erhalten vor dem eigentlich unantastbaren Wertekern einer sozialdemokratischen Partei. Auf der Strecke bleiben die Solidarität mit den Schwächeren und die Absage an jede Diskriminierung aufgrund von Herkunft oder sozialer Stellung. Sarrazins Erklärung nimmt von den Thesen, die diesen sozialdemokratischen Grundwerten Hohn sprechen, nichts zurück.
(Stephan Hebel 26.04.2011)
Das Verfahren erst zu beschließen und es jetzt einzustellen, setzt das wichtigste Gut der SPD auf Spiel. […] Ihr wichtigstes Gut steht auf dem Spiel: Glaubwürdigkeit.
[…] Parteichef Gabriel und Generalsekretärin Andrea Nahles haben in den Wochen danach viel Zeit damit verbracht, die Entscheidung zu rechtfertigen. In einem langen Artikel für die Zeit schreibt Gabriel Mitte September geradezu pathetisch aufgeladen: "Wer uns empfiehlt, diese Botschaft in unseren Reihen zu dulden, der fordert uns zur Aufgabe all dessen auf, was Sozialdemokratie ausmacht: unser Bild vom freien und zur Emanzipation fähigen Menschen." In der SPD gab und gibt es aber auch Gegner eines Ausschlusses. Denen sagt Gabriel: "Und wer uns rät, doch Rücksicht auf die Wählerschaft zu nehmen, die Sarrazins Thesen zustimmt, der empfiehlt uns taktisches Verhalten dort, wo es um Grundsätze geht - und darüber jenen Opportunismus, der den Parteien sonst so häufig vorgeworfen wird." Jetzt muss sich Gabriel und mit ihm die gesamte SPD-Spitze vorwerfen lassen, dass das alles seit vergangenen Donnerstag nicht mehr gilt. Die ganze Sache riecht gewaltig nach einem Deal: Sarrazin gibt eine Erklärung des Bedauerns ab. Im Gegenzug ziehen Bundes- und die Berliner Landes-SPD ihre Beschwerden zurück. Das Ausschlussverfahren wird eingestellt.
(Thorsten Denkler, 26.04.2011)
Sarrazin nimmt nicht etwa sein Buch vom Markt und es folgt nun, was folgen mußte: Schockierte Genossen geben ihre Parteibücher zurück, weil sie den Nahles-Kurs nicht mehr ertragen können.
Der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände (BAGIV), Mehmet Tanridverdi, kündigte seinen Austritt aus der SPD an. „Ich bin zutiefst enttäuscht“, sagte der Gießener SPD-Stadtverordnete der Frankfurter Rundschau: „Die SPD ist nicht länger meine politische Heimat.“
[…],Aus Protest gegen die Sarrazin-Entscheidung verließ der Gründer des „Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokraten“, Sergey Lagodinsky, die Partei. Der Umgang mit Sarrazin sei bezeichnend „für die allgemeine Orientierungslosigkeit der Partei im Umgang mit Vielfalt als brennendem Thema unserer Gegenwart“.
(FR 26.04.2011)
Tausende (auch ich) unterschrieben die "Berliner Erklärung", die der Friedrichshain-Kreuzberger Juso Aziz Bozkurt ins Netz gestellt hat.
Viele Menschen in Berlin, in der gesamten Bundesrepublik und auch im Ausland haben kein Verständnis für das Ergebnis und den Verfahrensablauf des Parteiordnungsverfahrens gegen Genossen Dr. Thilo Sarrazin. Nicht nachvollziehbar erscheint vor allem der Zickzackkurs der Partei. Wir entschuldigen uns bei den Menschen, die sich durch diese Haltung verletzt oder enttäuscht fühlen. Wir appellieren an die Genossinnen und Genossen unserer Partei, die sich mit dem Gedanken eines inneren Rückzuges oder gar Austritts tragen: Jetzt gerade nicht! Wir brauchen Euch! Die Partei braucht Euer politisches Rückgrat!
In gemeinsamer Verantwortung für unsere Partei, die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, stellen wir fest:
1. Wir sind und bleiben die Partei des sozialen Aufstiegs. Wir geben nicht große Teile der Bevölkerung verloren, sondern ringen um Konzepte für gerechte Teilhabe. Elitärer Dünkel, Ausgrenzung von Gruppen – mit oder ohne Migrationshintergrund –, menschenverachtendes Gerede oder gar rassistischer Habitus haben in unserer Mitte keinen Platz.
2. Wir verteidigen die Meinungsfreiheit aufrecht. Die SPD ist jedoch eine politische Wertevereinigung, die – wie bei jeder anderen Partei – durch ihr Grundwertekorsett einen äußersten Meinungsrahmen vorgibt. „Die gleiche Würde aller Menschen ist Ausgangspunkt und Ziel unserer Politik … und unabhängig von … wirtschaftlicher Nützlichkeit.“ Dieser äußerste Wirkungsrahmen ist nicht verhandelbar.
3. Die politische Verantwortung und der Gestaltungsanspruch der SPD enden nicht an irgendeinem Wahltag. Unsere Grundwerte sind nicht beliebig und stehen nicht zur Disposition Einzelner. Nachdem auf allen Parteiebenen Gremienbeschlüsse zum Parteiordnungsverfahren vorlagen war es politisch angezeigt, diese Gremien vor einer Verfahrensbeendigung ohne Sachentscheidung zu befassen.
(rotstehtunsgut.de)
Jemand, der angeblich die Partei SPD mag und ihr NICHT schaden möchte, sollte freiwillig austreten, um ihr zu ersparen, daß sie in eine Zerreißprobe gerät und es im Zuge dessen zu regelrechten Austrittswellen kommt.
Man kann austreten, weil die SPD nicht mehr die politische Heimat ist, wenn man sich auseinander gelebt hat - das gilt für Wolfgang Clement, Oswald Metzger, Oskar Lafontaine und Ulrich Maurer.
Wenn man aber wie Sarrazin behauptet ein Freund der SPD zu sein und das eigene Verbleiben so einen offensichtlich großen Schaden anrichtet, MUSS man gehen.
Sarrazins erbittertes Streiten für das Verbleiben in der SPD, bei dem er sich vom Atom- und FDP-Freund Klaus von Dohnanyi vertreten läßt, zeigt gerade seine Parteischädigungsabsicht und ist somit schon an sich ein Ausschlußgrund.
Das gilt meiner Ansicht nach auch für Parteischädling Nahles, die wenn schon nicht aus der Partei, dann doch wenigstens aus ihrem Generalsekretärinnenjob austreten sollte, bevor sie die Sozis an die 5%-Grenze steuert.
Den Rücktritt fordern jetzt auch die Jusos-Hessen.
Zum Ausgang des Parteiordnungsverfahrens gegen Dr. Thilo Sarrazin wegen dessen sozialdarwinistischen und rassistischen Thesen in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ und seinem Wahlkampfauftritt für die politische Konkurrenz im hessischen Kommunalwahlkampf erklären der Juso-Landesvorsitzende Felix Diehl, der südhessische Juso-Bezirksvorsitzende Behnam Yazdani und der nordhessische Juso-Bezirksvorsitzende Pascal Barthel:
„Für uns ist die Einigung mit Dr. Thilo Sarrazin wegen dessen relativierender Erklärung vor dem Schiedsgericht nicht nachvollziehbar. Thilo Sarrazin hat mit seiner Erklärung seine rassistischen und sozialdarwinistischen Äußerungen nicht ausdrücklich zurückgenommen.
Zudem wurde in der Erklärung der Auftritt von Thilo Sarrazin bei der Jungen Union im hessischen Kommunalwahlkampf nicht erwähnt. Für uns ist absolut nicht nachvollziehbar, warum alle Verfahrensbeteiligten der Einigung zugestimmt haben und insbesondere die SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles den einstimmigen Beschluss des SPD-Bundesvorstandes nicht weiter verfolgt oder zumindest eine Vertagung des Termins angestrebt hat. Deshalb fordern wir Konsequenzen aus dieser Entscheidung und den Rücktritt von Andrea Nahles als SPD-Generalsekretärin“ so Diehl, Yazdani und Barthel.
Der SPD-Nachwuchs ist sich bewusst, dass der Fall Sarrazin innerhalb der Sozialdemokratie emotional und kontrovers diskutiert wurde und wird. Aber gerade weil jedes SPD-Mitglied eine Meinung zur Person Sarrazin und seinen Äußerungen habe, sei es beschämend wie Generalsekretärin Nahles das Thema meint beenden zu müssen. „Eine Profi-Politikerin wie Andrea Nahles kennt ihre Partei und weiß doch, dass solche Entscheidungen nicht „Oben“ getroffen werden dürfen, um dann die Parteibasis nur noch abnicken zu lassen. Früher hat Andrea Nahles aus diesem Grund das Verhalten von SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder selbst kritisiert“ erklärt der nordhessische Juso-Vorsitzende Pascal Barthel.
Mit der Einigung sei der integrationspolitischen Glaubwürdigkeit der SPD ein Bärendienst erwiesen worden. „Die SPD tritt seit je her für sozialen Aufstieg unabhängig von der Herkunft ein. Die biologistischen Thesen von Sarrazin über die genetische Veranlagung bestimmter Gruppen stehen dazu im direkten Widerspruch. Da Sarrazin noch nicht einmal abverlangt wurde diese ausdrücklich zu widerrufen, steht jetzt die integrationspolitische Glaubwürdigkeit der SPD auf dem Spiel“ so der Juso-Bezirksvorsitzende Behnam Yazdani. Bestätigt sehen sich die Jusos in ihrer Befürchtung durch die Einlassung des SPD-Arbeitskreisvorsitzenden für Migration, Kenan Kolat, und den Parteiaustritt von Sergey Lagodinsky, dem Gründer des Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokraten.
Eine besondere Rolle im Parteiordnungsverfahren hatte für die hessischen Jusos auch gespielt, dass Thilo Sarrazin am 9. Februar 2011 in Ehringshausen für einen Eintrittspreis von 10 € auf Einladung der Jungen Union aufgetreten ist. „Mit dem Auftritt hat Sarrazin Geld in die Kasse der CDU-Nachwuchsorganisation gespült und damit wenige Wochen vor den Kommunalwahlen in Hessen Wahlkampfhilfe für die politische Konkurrenz geleistet. Es kann nicht sein, dass dieses unsolidarische Verhalten ohne Konsequenzen bleibt“ so Juso-Landeschef Felix Diehl. Die Jusos hatten sich an einer Gegendemonstration zu dem Auftritt von Sarrazin beteiligt.
(jusos-hessen.de)
Dienstag, 26. April 2011
Herablassung
Einfacher, gerechter, niedriger sollte das Steuersystem mit einer FDP-Regierung werden.
Der inzwischen de facto ausrangierte Westerwelle hatte diesen Dreiklang so oft und so Mantra-artig wiederholt, daß jedes Kind den Spruch schon singen kann.
Die FDP macht eine Regierungsbeteiligung im Bund von einer Steuerreform abhängig. „Ein neues und faires Steuersystem ist für die FDP Koalitionsbedingung“, heißt es in einer Erklärung, die am Freitag in Saarbrücken von den Fraktionsvorsitzenden aus Bund, Ländern und Europaparlament verabschiedet wurde. Parteichef Guido Westerwelle sagte, faire Steuern müssten „niedriger, einfacher und gerechter“ als bisher sein. Die dadurch entstehenden Wachstumsimpulse seien das beste Rezept für mehr Arbeitsplätze und weniger Staatsschulden.
(Focus 13.07.2009)
Nun wissen wir inzwischen, daß neben all den sozialpolitischen, ökologischen und rechtlichen Sauerei das schwarzgelbe Steuerversprechen Makulatur bleibt.
Während sich aber die Masse der von Merkel Geschröpften und im Stich Gelassenen längst damit arangiert hat, daß es bis mindestens 2013 nichts mehr wird mit Verbesserungen im Bildungssystem, der Pflege, der Krankenhaushygiene, der Gesundheitsversorgung, etc, wollen sich die reichen und mächtigen Industriellen nicht damit abfinden, daß sie einige ihrer in Aussicht gestellten Milliardengeschenke doch noch nicht bekommen sollen.
Die bereits gewährte Lizenz zum Gelddrucken (vulgo: „Atomkraftwerk mit längerer Laufzeit“) wackelt.
Daher scharren die mächtigen Arbeitergeberlobby-Verbände nun immer energischer mit den Hufen.
Als die Hotellerie ihr Milliardengeschenk bekam, waren die anderen Industriezweige geduldig, weil sie wußten, daß Guido und Angie auch über ihnen den Geldhahn aufdrehen würden.
Danach sah es zunächst auch aus.
Private Krankenversicherungen (behalten die Rückstellungen der Versicherten und können Beiträge willkürlich erhöhen, ohne daß man austreten kann), Pharmaindustrie (müssen Wirksamkeit von Medikamenten nicht mehr nachweisen), Banken (fette „Rettungspakete“) und am Ende die Energiemafia (Laufzeitverlängerung) bekamen alle Milliarden-werte Präsente von dieser Bundesregierung.
Daß Merkel, der einstige Privat-Weihnachtsmann der Industrie, im Fukushima-Schock erneut durch den Kamin der Vorstandsetagen kroch und die liebgewonnenen Milliarden-Päckchen erst mal wieder einsammelte, bringt nun DIHK und BDI in Wallung.
Garstig attackieren sie nun IHRE Regierung, die sie eigentlich als Lobbyknechte auf der Haben-Seite verbucht hatten.
„Die Koalition vermittelte in den letzten Wochen leider ein gerüttelt Maß an Orientierungslosigkeit“, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans Heinrich Driftmann, der F.A.Z. in Berlin. Er habe den Eindruck, dass der Regierung „wichtige Reformen aus dem Blick geraten sind“, monierte Driftmann. Der Unternehmer appellierte an Merkel und ihre Minister, „das Heft verantwortlichen Handels jetzt wieder in die Hand zu nehmen“.
(Andreas Mihm, 26.04.2011)
Lobby-Verbände und Konzerne machen […] öffentlich Druck auf Merkel. Just an dem Tag, als Driftmann seine Kritik öffentlich machte, meldete sich auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zu Wort. Ein schneller Atomausstieg könne zu einer Kostenexplosion für die stromintensiven Branchen führen und damit die Basis der deutschen Industrie gefährden, schrieb BDI-Präsident Hans-Peter Keitel im "Handelsblatt". Für die Unternehmen, die besonders auf Energie angewiesen seien, könne ein Ausstieg aus der Atomkraft-Nutzung bis 2017 die Energiepreise um 222 Prozent in die Höhe treiben und die Branche damit existentiell gefährden. Keitel forderte die Regierung zu einem "realistischen Energiekonzept" auf. Seine Kritik an Merkel verpackte er etwas eleganter als Driftmann - doch im Kern ist Keitel genauso schonungslos. Er schrieb: "Wir dürfen nicht mit leichtfertigen Ergebnissen einer emotionalen Debatte die Arbeitsplätze vieler Menschen gefährden."
(Spon 26.04.11)
Obwohl die deutschen Unternehmen von einem in Europa einzigartigen Absacken der Löhne profitieren und sich nun in einem Niedriglohnschlaraffenland befinden, wollen sie nun auch noch niedrigere Steuern - wenig überraschend.
In der Steuerpolitik mahnt der DIHK weiterhin eine niedrigere Staatsquote und „einfache, niedrige und gerechte Steuern“ an. Eine Steuerreform könne durch den Abbau von Subventionen flankiert werden. Laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft verteile allein der Bund pro Jahr 48,7 Milliarden Euro Subventionen an Unternehmen. „Sollten die Spielräume für eine Steuerreform trotz der besseren Konjunktur nicht ausreichen, ist die Wirtschaft bereit, einen eigenen Beitrag zur Gegenfinanzierung durch Subventionsabbau zu leisten“, sagte Driftmann.
(Andreas Mihm, 26.04.2011)
Ich staune.
Ich staune nicht über die Wünsche des DIHK, der einflussreichen Kammerorganisations-Krake, der zwangsweise alle Betriebe angehören.
Verwunderlich ist aber doch, daß Driftmann so unverblümt öffentlich ausspricht, wer in seiner Wahrnehmung Koch und Kellner ist.
Schon bei der Laufzeitverlängerung, als Schäuble devot zu den vier Energieriesen rollte und anfragte, ob ihnen die geplante Brennelementsteuer auch genehm sei (war sie nicht. EnBW, E.on, Vattenfall und RWE wollten statt 220 Euro nur 145 Euro zahlen. Schäuble akzeptierte natürlich sofort demütig), zeigte die Wirtschaft, wer die Macht hat.
Industrieverbände gaben die Marschrichtung vor und Schwarzgelb parierte.
Daß „die Politik“, also der Bundestag, Gesetze erläßt, nach denen sich jeder zu richten hat, kommt dem DIHK gar nicht mehr in den Sinn.
So sehr sind sie schon gewöhnt ab und an ein paar Stöckchen zu werfen, über die Brüderle, Westerwave und Merkel dann brav hopsen.
Driftmann läßt sich dazu herab möglicherweise einen „Beitrag beim Subventionsabbau zu leisten.“
Wie außerordentlich großzügig von ihm.
Dabei soll natürlich die Steuersenkung für die Unternehmen viel größer als der Subventionsabbau sein. Denn man will ja nur „einen Beitrag“ davon miterbringen.
Daß es der Industrie so ergehen könnte wie allen anderen - Hartz-IV-Empfängern, Staatsbediensteten, Soldaten, Angestellten, Arbeitern, Ein-Eurojobbern,… - die NICHT vorher gefragt werden, sondern für die automatisch gilt, was die Bundesregierung anordnet, ist wohl ein frommer Wunsch von mir.
Es läuft bei Merkel für die Milliardäre nun einmal nicht so, daß erst Gesetze gemacht werden, an die sich alle zu halten haben.
Nein, bei DIHK und BDI wird erst zerknirscht angeklopft und unterwürfig gefragt, wie sie es denn gern hätten.
Und wenn Schwarzgelb nicht von allein im vorrauseilendem Gehorsam exekutiert, was die Unternehmer wünschen, werden sie giftig und petzen es der F.A.Z..
Der inzwischen de facto ausrangierte Westerwelle hatte diesen Dreiklang so oft und so Mantra-artig wiederholt, daß jedes Kind den Spruch schon singen kann.
Die FDP macht eine Regierungsbeteiligung im Bund von einer Steuerreform abhängig. „Ein neues und faires Steuersystem ist für die FDP Koalitionsbedingung“, heißt es in einer Erklärung, die am Freitag in Saarbrücken von den Fraktionsvorsitzenden aus Bund, Ländern und Europaparlament verabschiedet wurde. Parteichef Guido Westerwelle sagte, faire Steuern müssten „niedriger, einfacher und gerechter“ als bisher sein. Die dadurch entstehenden Wachstumsimpulse seien das beste Rezept für mehr Arbeitsplätze und weniger Staatsschulden.
(Focus 13.07.2009)
Nun wissen wir inzwischen, daß neben all den sozialpolitischen, ökologischen und rechtlichen Sauerei das schwarzgelbe Steuerversprechen Makulatur bleibt.
Während sich aber die Masse der von Merkel Geschröpften und im Stich Gelassenen längst damit arangiert hat, daß es bis mindestens 2013 nichts mehr wird mit Verbesserungen im Bildungssystem, der Pflege, der Krankenhaushygiene, der Gesundheitsversorgung, etc, wollen sich die reichen und mächtigen Industriellen nicht damit abfinden, daß sie einige ihrer in Aussicht gestellten Milliardengeschenke doch noch nicht bekommen sollen.
Die bereits gewährte Lizenz zum Gelddrucken (vulgo: „Atomkraftwerk mit längerer Laufzeit“) wackelt.
Daher scharren die mächtigen Arbeitergeberlobby-Verbände nun immer energischer mit den Hufen.
Als die Hotellerie ihr Milliardengeschenk bekam, waren die anderen Industriezweige geduldig, weil sie wußten, daß Guido und Angie auch über ihnen den Geldhahn aufdrehen würden.
Danach sah es zunächst auch aus.
Private Krankenversicherungen (behalten die Rückstellungen der Versicherten und können Beiträge willkürlich erhöhen, ohne daß man austreten kann), Pharmaindustrie (müssen Wirksamkeit von Medikamenten nicht mehr nachweisen), Banken (fette „Rettungspakete“) und am Ende die Energiemafia (Laufzeitverlängerung) bekamen alle Milliarden-werte Präsente von dieser Bundesregierung.
Daß Merkel, der einstige Privat-Weihnachtsmann der Industrie, im Fukushima-Schock erneut durch den Kamin der Vorstandsetagen kroch und die liebgewonnenen Milliarden-Päckchen erst mal wieder einsammelte, bringt nun DIHK und BDI in Wallung.
Garstig attackieren sie nun IHRE Regierung, die sie eigentlich als Lobbyknechte auf der Haben-Seite verbucht hatten.
„Die Koalition vermittelte in den letzten Wochen leider ein gerüttelt Maß an Orientierungslosigkeit“, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans Heinrich Driftmann, der F.A.Z. in Berlin. Er habe den Eindruck, dass der Regierung „wichtige Reformen aus dem Blick geraten sind“, monierte Driftmann. Der Unternehmer appellierte an Merkel und ihre Minister, „das Heft verantwortlichen Handels jetzt wieder in die Hand zu nehmen“.
(Andreas Mihm, 26.04.2011)
Lobby-Verbände und Konzerne machen […] öffentlich Druck auf Merkel. Just an dem Tag, als Driftmann seine Kritik öffentlich machte, meldete sich auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zu Wort. Ein schneller Atomausstieg könne zu einer Kostenexplosion für die stromintensiven Branchen führen und damit die Basis der deutschen Industrie gefährden, schrieb BDI-Präsident Hans-Peter Keitel im "Handelsblatt". Für die Unternehmen, die besonders auf Energie angewiesen seien, könne ein Ausstieg aus der Atomkraft-Nutzung bis 2017 die Energiepreise um 222 Prozent in die Höhe treiben und die Branche damit existentiell gefährden. Keitel forderte die Regierung zu einem "realistischen Energiekonzept" auf. Seine Kritik an Merkel verpackte er etwas eleganter als Driftmann - doch im Kern ist Keitel genauso schonungslos. Er schrieb: "Wir dürfen nicht mit leichtfertigen Ergebnissen einer emotionalen Debatte die Arbeitsplätze vieler Menschen gefährden."
(Spon 26.04.11)
Obwohl die deutschen Unternehmen von einem in Europa einzigartigen Absacken der Löhne profitieren und sich nun in einem Niedriglohnschlaraffenland befinden, wollen sie nun auch noch niedrigere Steuern - wenig überraschend.
In der Steuerpolitik mahnt der DIHK weiterhin eine niedrigere Staatsquote und „einfache, niedrige und gerechte Steuern“ an. Eine Steuerreform könne durch den Abbau von Subventionen flankiert werden. Laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft verteile allein der Bund pro Jahr 48,7 Milliarden Euro Subventionen an Unternehmen. „Sollten die Spielräume für eine Steuerreform trotz der besseren Konjunktur nicht ausreichen, ist die Wirtschaft bereit, einen eigenen Beitrag zur Gegenfinanzierung durch Subventionsabbau zu leisten“, sagte Driftmann.
(Andreas Mihm, 26.04.2011)
Ich staune.
Ich staune nicht über die Wünsche des DIHK, der einflussreichen Kammerorganisations-Krake, der zwangsweise alle Betriebe angehören.
Verwunderlich ist aber doch, daß Driftmann so unverblümt öffentlich ausspricht, wer in seiner Wahrnehmung Koch und Kellner ist.
Schon bei der Laufzeitverlängerung, als Schäuble devot zu den vier Energieriesen rollte und anfragte, ob ihnen die geplante Brennelementsteuer auch genehm sei (war sie nicht. EnBW, E.on, Vattenfall und RWE wollten statt 220 Euro nur 145 Euro zahlen. Schäuble akzeptierte natürlich sofort demütig), zeigte die Wirtschaft, wer die Macht hat.
Industrieverbände gaben die Marschrichtung vor und Schwarzgelb parierte.
Daß „die Politik“, also der Bundestag, Gesetze erläßt, nach denen sich jeder zu richten hat, kommt dem DIHK gar nicht mehr in den Sinn.
So sehr sind sie schon gewöhnt ab und an ein paar Stöckchen zu werfen, über die Brüderle, Westerwave und Merkel dann brav hopsen.
Driftmann läßt sich dazu herab möglicherweise einen „Beitrag beim Subventionsabbau zu leisten.“
Wie außerordentlich großzügig von ihm.
Dabei soll natürlich die Steuersenkung für die Unternehmen viel größer als der Subventionsabbau sein. Denn man will ja nur „einen Beitrag“ davon miterbringen.
Daß es der Industrie so ergehen könnte wie allen anderen - Hartz-IV-Empfängern, Staatsbediensteten, Soldaten, Angestellten, Arbeitern, Ein-Eurojobbern,… - die NICHT vorher gefragt werden, sondern für die automatisch gilt, was die Bundesregierung anordnet, ist wohl ein frommer Wunsch von mir.
Es läuft bei Merkel für die Milliardäre nun einmal nicht so, daß erst Gesetze gemacht werden, an die sich alle zu halten haben.
Nein, bei DIHK und BDI wird erst zerknirscht angeklopft und unterwürfig gefragt, wie sie es denn gern hätten.
Und wenn Schwarzgelb nicht von allein im vorrauseilendem Gehorsam exekutiert, was die Unternehmer wünschen, werden sie giftig und petzen es der F.A.Z..
Montag, 25. April 2011
Der Kreuznet-Jesus.
Es ist mit Kreuz.net wirklich wie mit der sprichwörtlichen toten Qualle am Strand:
Man weiß schon von Weitem, daß sie sehr ekelig ist und geht dann aber doch ganz nah ran, um sie genau anzustarren.
Die Homo-Besessenen der sogenannten Kreuz.net-Redaktion, die das Christliche Abendland durch die kommunistisch/atheistischen Nazi-Umtriebe von Schwulen, Freimaurern, Grünen und Juden untergehen sehen, locken mich mit ihrer bizarren Mischung aus Rechtsradikalismus, Verschwörungstheorie und aggressiver Hetze immer wieder auf ihre Dreck-site.
Heute war es besonders lustig, da eine offensichtliche Psychopathin namens Heidrun Koslowski erklärte, wie Baden Württemberg gerade von den grünen Kommunisten ruiniert würde.
Es handele sich bei den Grünen um eine „eine antidemokratische und gewaltverherrlichende Maoisten-Bande.“
Die zukünftige Stuttgarter Regierung bestünde aus Massenmord-verherrlichenden Kämpfern gegen die Familie.
Diese politischen Desperados unterstützten seinerzeit afrikanische Diktatoren und Blutsäufer wie Idi Amin († 2003) und Sese Seko Mobutu († 1997). Die Völkermörder Mao Tse Tung († 1976) in China und Pol Pot (86) in Kambodscha waren Leitfiguren der westdeutschen Marxisten. Das Pol Pot-Regime massakrierte innerhalb von fünf Jahren fast zwei Millionen Landsleute. Für Pol Pot organisierten die westdeutschen Kommunisten Solidaritätsadressen und Spendenaufrufe. Als die Zeit der Kommunisten abgelaufen war, stülpten sich die Genossen ein grünes Mäntelchen um.
[…] Anfang der 70er Jahre propagierten Genossen wie Kretschmann in Deutschland die Zerstörung der Familie, die heute ihre Frucht trägt. Die gleichen Polit-Verbrecher sammelten sich später in der Partei der ‘Grünen’. Dort setzen sie ihren menschenverachtenden Kampf gegen die Familie und die ungeborenen Kinder fort. Die von den ‘grünen’ Genossen gewünschte Homo-Pervertierung der Gesellschaft ist Teil ihres Kampfes gegen die Familie.
(kreuz.net. Den genauen Link gebe ich absichtlich nicht an - aber die Quelle kann jeder in 20 Sekunden ergoogeln)
Die Wortgefechte der Kommentatoren sind leidlich interessant.
Zumeist bilden sich zwei Fraktionen. Einerseits rechte Sektierer und religiöse Fanatiker, andererseits Nichtreligiöse und eher Linke.
Dann geht das Geschimpfe los.
Vereinzelt findet man aber auch immer wieder engagierte Christen, die befürchten Kreuznet schade der Kirche. Jesus lehre doch etwas ganz anderes und habe eine Releigion der Nächstenliebe begründet. Man solle seine Feinde lieben, man müsse verzeihen und die andere Wange hinhalten, wenn man ein guter Christ sei.
Offensichtlich haben die die sektiererischen Fundi-Katholiken mit dem Nächstenliebe-Christentum aber nichts am Hut und lassen ihren Aggressionen freien Lauf.
Auch Jesus sei ein Kämpfer gewesen und Gott habe machtvoll immer wieder seine Gegner zerschmettert.
Sie lassen das Christentum der Rache, des Auge-um-Auge-Gedankens hochleben und erinnern an den eifersüchtigen, strafenden und hochaggressiven Gott der Mose-Bücher aus dem Alten Testament.
Aus neutraler Sicht kann man beim Studium der Geschichte des Christentums klar sagen, daß von Christen die bösartigsten Taten begangen wurden, daß im Namen keiner anderen Ideologie so viele Tote zu beklagen sind, wie durch das Christentum.
Die „Kriminalgeschichte des Christentums“ (Deschner) ist unbestritten.
Aber wie konnte es dazu kommen?
Haben böse Kirchenvertreter bewußt Jesu Lehren instrumentalisiert und verfälscht?
Teilweise ja.
Historiker und Theologen sind sich beispielsweise weitgehend einig, daß der Präfekt des Kaisers Tiberius in der Provinz Judäa, Pontius Pilatus, von den Evangelisten bewußt falsch dargestellt wird.
Insbesondere bei Matthäus und Johannes wirkt Pontius Pilatus verblüffend nett. Er wollte Jesus gar nicht hinrichten und tat das nur widerstrebend auf Druck der bösen Juden.
Tatsächlich hatte der Statthalter des Tiberius, wie man aus historischen Quellen weiß, hunderte Menschen wegen weit kleinerer Vergehen als der Randale, die Jesus veranstaltet hatte, hinrichten lassen.
Die nachträgliche positive Darstellung des Schreibtischtäters rührt offensichtlich von den missionarischen Bemühungen der Christen im Römischen Reich her.
Man wollte sich das mächtige Weltreich nicht als „Gottesmörder“ zum Feind machen und schob daher die ganze Schuld einem schwachen Sündenbock, den Juden, zu.
(Die Paradoxie des Ganzen sei nur nebenbei erwähnt - denn der Tod Jesu war das Beste, das den Christen passieren konnte. Er ist Kern der Botschaft. Wenn damals niemand den Lattenhansel gekillt hätte, wüßten wir heute höchstwahrscheinlich nichts mehr von ihm.)
Jesus war aber nicht nur ein Opfer des Pontius Pilatus, nein er war auch ein Täter, der ganz zweifellos gegen die damalige Gesetze der Tempelschändung und der Beleidigung des Römischen Kaisers massiv verstoßen hatte.
Nach den Maßstäben der damaligen primitiven Hirtenkultur in Judäa war es absolut richtig so einen Delinquenten hinzurichten.
Die aktuelle SPIEGEL-Titelgeschichte „Die rohe Botschaft“ (17/2011) zeichnet das Bild des Wutbürgers Jesus nach, der offensichtlich ein Aufrührer war und Gewalt als Mittel der Wahl durchaus begrüßte.
Der Autor Matthias Schulz stützt sich dabei auf eine Fülle von Publikationen, beispielsweise „Die letzten Tage Jesu“ von Nick Page und enttarnt so den Kreuznet-Jesus.
Keine neue Erkenntnis natürlich - denn das steht alles schon so in der Bibel.
Aber auch das Neue Testament wird von Katholiken, insbesondere hohen Klerikern, nur sehr selektiv gelesen. Jesus rief zu den Waffen, er brachte das Schwert:
34 Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35 Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; 36 und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein. 37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.
(Mat 10)
36 Da sagte er: Jetzt aber soll der, der einen Geldbeutel hat, ihn mitnehmen und ebenso die Tasche. Wer aber kein Geld hat, soll seinen Mantel verkaufen und sich dafür ein Schwert kaufen. 37 Ich sage euch: An mir muss sich das Schriftwort erfüllen: Er wurde zu den Verbrechern gerechnet. Denn alles, was über mich gesagt ist, geht in Erfüllung. 38 Da sagten sie: Herr, hier sind zwei Schwerter.
(Lukas 22)
Jesus hatte es auch nicht so mit den von Kreuznet hochgehaltenen family values.
Im Gegenteil, seine Jünger sollten ihre Eltern verstoßen.
26 Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.
(Lukas 14)
Petrus, der „Fels auf dem Gott die Kirche gebaut hat“, der Namensgeber des Petersdoms war der erste Papst.
(Simon, später umbenannt von Jesus in Kephas, d.h. Petrus, d.h. Fels; auch Simon Barjona. "Petrus" findet sich in den vier Evangelien ca. 80 Mal; "Simon Petrus" knapp 20 Mal; "Simon" gut 30 Mal, Kephas, die hebräische Form von "Petrus" gerade 2 Mal.)
Stolz sieht sich auch seine Heiligkeit Benedikt XVI als direkter Nachfolger Petri.
Im Neuen Testament trägt Petrus den Spitznamen „Barjona.“
Ein Wort das an seine Zeit als Guerilla-Kämpfer Jesu erinnert und frei übersetzt „Terrorist“ bedeutet, meint Spiegel-Autor Schulz.
Nach Joh 1,42 hieß sein Vater Johannes. Das könnte die griechische Version des aramäischen Namens sein oder den „geistlichen Vater“ Johannes den Täufer meinen. Als Adjektiv bedeutet barjona auch „impulsiv“ oder „unbeherrscht“. Darin sehen einige Exegeten einen Hinweis auf eine mögliche frühere Zugehörigkeit Simons zu den Zeloten, da im späteren Talmud jüdische Freiheitskämpfer als barjonim (Plural) bezeichnet wurden.
(Wiki)
Ein Zelot (Attentäter) war auch ein weiterer Apostel, nämlich „Simon, der Zelot“.
Zeloten waren die Mujaheddin des Altertums, die mit gezielten Morden, Attentaten und Guerilla-Taktik die römischen Besatzer vertreiben wollten.
Noch heute wird der Heilige, der schließlich im Jahre 107 n.Ch. im Alter von mindestens 120 Jahren ebenfalls gekreuzigt wurde, stets mit Beil und Keule dargestellt.
Auch das ein Kämpfer Jesu nach Kreuznets Geschmack.
Man weiß schon von Weitem, daß sie sehr ekelig ist und geht dann aber doch ganz nah ran, um sie genau anzustarren.
Die Homo-Besessenen der sogenannten Kreuz.net-Redaktion, die das Christliche Abendland durch die kommunistisch/atheistischen Nazi-Umtriebe von Schwulen, Freimaurern, Grünen und Juden untergehen sehen, locken mich mit ihrer bizarren Mischung aus Rechtsradikalismus, Verschwörungstheorie und aggressiver Hetze immer wieder auf ihre Dreck-site.
Heute war es besonders lustig, da eine offensichtliche Psychopathin namens Heidrun Koslowski erklärte, wie Baden Württemberg gerade von den grünen Kommunisten ruiniert würde.
Es handele sich bei den Grünen um eine „eine antidemokratische und gewaltverherrlichende Maoisten-Bande.“
Die zukünftige Stuttgarter Regierung bestünde aus Massenmord-verherrlichenden Kämpfern gegen die Familie.
Diese politischen Desperados unterstützten seinerzeit afrikanische Diktatoren und Blutsäufer wie Idi Amin († 2003) und Sese Seko Mobutu († 1997). Die Völkermörder Mao Tse Tung († 1976) in China und Pol Pot (86) in Kambodscha waren Leitfiguren der westdeutschen Marxisten. Das Pol Pot-Regime massakrierte innerhalb von fünf Jahren fast zwei Millionen Landsleute. Für Pol Pot organisierten die westdeutschen Kommunisten Solidaritätsadressen und Spendenaufrufe. Als die Zeit der Kommunisten abgelaufen war, stülpten sich die Genossen ein grünes Mäntelchen um.
[…] Anfang der 70er Jahre propagierten Genossen wie Kretschmann in Deutschland die Zerstörung der Familie, die heute ihre Frucht trägt. Die gleichen Polit-Verbrecher sammelten sich später in der Partei der ‘Grünen’. Dort setzen sie ihren menschenverachtenden Kampf gegen die Familie und die ungeborenen Kinder fort. Die von den ‘grünen’ Genossen gewünschte Homo-Pervertierung der Gesellschaft ist Teil ihres Kampfes gegen die Familie.
(kreuz.net. Den genauen Link gebe ich absichtlich nicht an - aber die Quelle kann jeder in 20 Sekunden ergoogeln)
Die Wortgefechte der Kommentatoren sind leidlich interessant.
Zumeist bilden sich zwei Fraktionen. Einerseits rechte Sektierer und religiöse Fanatiker, andererseits Nichtreligiöse und eher Linke.
Dann geht das Geschimpfe los.
Vereinzelt findet man aber auch immer wieder engagierte Christen, die befürchten Kreuznet schade der Kirche. Jesus lehre doch etwas ganz anderes und habe eine Releigion der Nächstenliebe begründet. Man solle seine Feinde lieben, man müsse verzeihen und die andere Wange hinhalten, wenn man ein guter Christ sei.
Offensichtlich haben die die sektiererischen Fundi-Katholiken mit dem Nächstenliebe-Christentum aber nichts am Hut und lassen ihren Aggressionen freien Lauf.
Auch Jesus sei ein Kämpfer gewesen und Gott habe machtvoll immer wieder seine Gegner zerschmettert.
Sie lassen das Christentum der Rache, des Auge-um-Auge-Gedankens hochleben und erinnern an den eifersüchtigen, strafenden und hochaggressiven Gott der Mose-Bücher aus dem Alten Testament.
Aus neutraler Sicht kann man beim Studium der Geschichte des Christentums klar sagen, daß von Christen die bösartigsten Taten begangen wurden, daß im Namen keiner anderen Ideologie so viele Tote zu beklagen sind, wie durch das Christentum.
Die „Kriminalgeschichte des Christentums“ (Deschner) ist unbestritten.
Aber wie konnte es dazu kommen?
Haben böse Kirchenvertreter bewußt Jesu Lehren instrumentalisiert und verfälscht?
Teilweise ja.
Historiker und Theologen sind sich beispielsweise weitgehend einig, daß der Präfekt des Kaisers Tiberius in der Provinz Judäa, Pontius Pilatus, von den Evangelisten bewußt falsch dargestellt wird.
Insbesondere bei Matthäus und Johannes wirkt Pontius Pilatus verblüffend nett. Er wollte Jesus gar nicht hinrichten und tat das nur widerstrebend auf Druck der bösen Juden.
Tatsächlich hatte der Statthalter des Tiberius, wie man aus historischen Quellen weiß, hunderte Menschen wegen weit kleinerer Vergehen als der Randale, die Jesus veranstaltet hatte, hinrichten lassen.
Die nachträgliche positive Darstellung des Schreibtischtäters rührt offensichtlich von den missionarischen Bemühungen der Christen im Römischen Reich her.
Man wollte sich das mächtige Weltreich nicht als „Gottesmörder“ zum Feind machen und schob daher die ganze Schuld einem schwachen Sündenbock, den Juden, zu.
(Die Paradoxie des Ganzen sei nur nebenbei erwähnt - denn der Tod Jesu war das Beste, das den Christen passieren konnte. Er ist Kern der Botschaft. Wenn damals niemand den Lattenhansel gekillt hätte, wüßten wir heute höchstwahrscheinlich nichts mehr von ihm.)
Jesus war aber nicht nur ein Opfer des Pontius Pilatus, nein er war auch ein Täter, der ganz zweifellos gegen die damalige Gesetze der Tempelschändung und der Beleidigung des Römischen Kaisers massiv verstoßen hatte.
Nach den Maßstäben der damaligen primitiven Hirtenkultur in Judäa war es absolut richtig so einen Delinquenten hinzurichten.
Die aktuelle SPIEGEL-Titelgeschichte „Die rohe Botschaft“ (17/2011) zeichnet das Bild des Wutbürgers Jesus nach, der offensichtlich ein Aufrührer war und Gewalt als Mittel der Wahl durchaus begrüßte.
Der Autor Matthias Schulz stützt sich dabei auf eine Fülle von Publikationen, beispielsweise „Die letzten Tage Jesu“ von Nick Page und enttarnt so den Kreuznet-Jesus.
Keine neue Erkenntnis natürlich - denn das steht alles schon so in der Bibel.
Aber auch das Neue Testament wird von Katholiken, insbesondere hohen Klerikern, nur sehr selektiv gelesen. Jesus rief zu den Waffen, er brachte das Schwert:
34 Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35 Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; 36 und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein. 37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.
(Mat 10)
36 Da sagte er: Jetzt aber soll der, der einen Geldbeutel hat, ihn mitnehmen und ebenso die Tasche. Wer aber kein Geld hat, soll seinen Mantel verkaufen und sich dafür ein Schwert kaufen. 37 Ich sage euch: An mir muss sich das Schriftwort erfüllen: Er wurde zu den Verbrechern gerechnet. Denn alles, was über mich gesagt ist, geht in Erfüllung. 38 Da sagten sie: Herr, hier sind zwei Schwerter.
(Lukas 22)
Jesus hatte es auch nicht so mit den von Kreuznet hochgehaltenen family values.
Im Gegenteil, seine Jünger sollten ihre Eltern verstoßen.
26 Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.
(Lukas 14)
Petrus, der „Fels auf dem Gott die Kirche gebaut hat“, der Namensgeber des Petersdoms war der erste Papst.
(Simon, später umbenannt von Jesus in Kephas, d.h. Petrus, d.h. Fels; auch Simon Barjona. "Petrus" findet sich in den vier Evangelien ca. 80 Mal; "Simon Petrus" knapp 20 Mal; "Simon" gut 30 Mal, Kephas, die hebräische Form von "Petrus" gerade 2 Mal.)
Stolz sieht sich auch seine Heiligkeit Benedikt XVI als direkter Nachfolger Petri.
Im Neuen Testament trägt Petrus den Spitznamen „Barjona.“
Ein Wort das an seine Zeit als Guerilla-Kämpfer Jesu erinnert und frei übersetzt „Terrorist“ bedeutet, meint Spiegel-Autor Schulz.
Nach Joh 1,42 hieß sein Vater Johannes. Das könnte die griechische Version des aramäischen Namens sein oder den „geistlichen Vater“ Johannes den Täufer meinen. Als Adjektiv bedeutet barjona auch „impulsiv“ oder „unbeherrscht“. Darin sehen einige Exegeten einen Hinweis auf eine mögliche frühere Zugehörigkeit Simons zu den Zeloten, da im späteren Talmud jüdische Freiheitskämpfer als barjonim (Plural) bezeichnet wurden.
(Wiki)
Ein Zelot (Attentäter) war auch ein weiterer Apostel, nämlich „Simon, der Zelot“.
Zeloten waren die Mujaheddin des Altertums, die mit gezielten Morden, Attentaten und Guerilla-Taktik die römischen Besatzer vertreiben wollten.
Noch heute wird der Heilige, der schließlich im Jahre 107 n.Ch. im Alter von mindestens 120 Jahren ebenfalls gekreuzigt wurde, stets mit Beil und Keule dargestellt.
Auch das ein Kämpfer Jesu nach Kreuznets Geschmack.
Sonntag, 24. April 2011
Traditionsbruch.
Die obersten Diplomaten fühlen sich stets als Elite der Regierung.
Das liegt in der Natur der Sache. Es geht um das Renommee der Nation; nach Außen will man sich im besten Licht präsentieren. Schon in vordemokratischer Zeit gab es im „Reichsamt für Auswärtiges des Deutschen Reiches“ große Namen wie 1885-1890 Herbert von Bismarck (der Sohn des Reichskanzlers Otto Fürst von Bismarck) und 1897-1900 Bernhard Fürst von Bülow (späterer Reichskanzler).
In der Weimarer Republik wurden ebenfalls ganz Große zu Außenministern, so der im Amt ermordete Schriftsteller Walter Rathenau und der Reichskanzler Gustav Stresemann.
Die Bundesrepublik Deutschland stellt seit 60 Jahren Außenminister. Klammert man Helmut Schmidt aus, der nach Genschers Verrat auch zwei Wochen als Außenminister amtierte, haben wir nur zehn verschiedene Namen in der Liste.
Konrad Adenauer (1951 -1955), Heinrich von Brentano (1955 - 1961), Gerhard Schröder (1961- 1966), Willy Brandt (1966 -1969), Walter Scheel (1969 -1974) Hans-Dietrich Genscher (1974 -1982) Helmut Schmidt (17. September 1982 1. Oktober 1982) Hans-Dietrich Genscher (1982 - 1992), Klaus Kinkel ( 1992 -1998) Joschka Fischer (1998 - 2005) Frank-Walter Steinmeier (2005 -2009)
Keiner von ihnen hat seine Sache richtig schlecht gemacht, keiner schied aufgrund von Skandalen oder Unfähigkeit aus dem Amt.
Im Gegenteil; Adenauer, Schmidt und Brandt waren Kanzler, Steinmeier Kanzlerkandidat, Schröder Präsidentschaftskandidat und Scheel wurde Bundespräsident.
Mit von Brentano, der das Amt zwar nicht besonders prägte, wurde immerhin der erste Schwule (von dem man es weiß) Außenminister.
Bei diesen alles in allem großen Namen werden zwei, Genscher und Kinkel, in der Regel zu positiv bewertet.
Genscher war nicht vertrauenswürdig und machte zum Beispiel bei der verfrühten diplomatischen Anerkennung Kroatiens schwere Fehler.
Kinkel, der sehr jähzornig sein kann, manövrierte sich mit Brüllanfallen in Israel, wenn er sich nicht genügend gewürdigt fühlte, ins Abseits. Außenpolitische Initiativen sind von ihm kaum in Erinnerung.
Joschka Fischer hingegen wird nach meiner Ansicht nicht genügend gewürdigt.
In der linken Szene ist er wegen des Kosovokrieges und Hartz-IV eine Hassfigur.
Ich glaube aber, daß er den GRÜNEN den größten Dienst überhaupt erweisen hat, indem er die Partei bis in alle Gesellschaftsschichten Regierungstauglichkeit erwies.
Zudem ist sein extremes Engagement im Israel-Palästina-Konflikt und gegen den Irakkrieg ein riesengroßes Plus, das er dem deutschen Ansehen in aller Welt erwirtschaftet hat.
Dabei schaffte er das Kunststück trotz deutlicher Worte Niemanden zu verärgern. Die US-Außenministerin Albright wurde eine enge Freundin und Geschäftspartnerin und eine amerikanische Professur gab es dazu.
Tja....
Der ein oder andere wird schon ahnen, worauf ich hinaus will: Nach all den großen Namen war die Fallhöhe im Außenamt gewaltig.
Aber daß jemand so sagenhaft abstürzen könnte wie Guido Westerwelle, für den sich das ganze diplomatische Corps nicht nur schämt, sondern das auch noch öffentlich sagt, konnte sich kaum jemand vorstellen.
Im neuen SPIEGEL muß der einstige Genscher-Berater und Politikwissenschaftler Prof. Christian Hacke (68), der in Hamburg, Potsdam und Bonn lehrte, sogar einen Nazivergleich bemühen.
Für den gegenwärtigen Amtsinhaber hat er nur kalte Verachtung übrig. "Gucken Sie sich die Außenminister von Adenauer über Brentano bis zu Fischer und Steinmeier an", sagt er. "Das waren solide, kenntnisreiche Männer, die das Kerngeschäft der Diplomatie beherrschten: Deutschlands Ansehen zu mehren und seine Interessen in der Welt zu vertreten." Dem Außenminister Westerwelle dagegen attestiert der Professor, der ein Vertrauter Hans-Dietrich Genschers war, einen "neudeutschen Wilhelminismus", der sich vor allem in der Enthaltung bei der Libyen-Resolution des Uno-Sicherheitsrats gezeigt habe. Westerwelle agiere zugleich selbstgerecht auftrumpfend und feige wegduckend. "Er ist der bornierteste Außenminister seit von Ribbentrop." Das ist ein ungeheurer Vorwurf. Joachim von Ribbentrop war von 1938 bis 1945 Hitlers Außenminister. Die Konsequenz ist für Hacke klar: "Westerwelle muss weg, weil er die deutschen Interessen nicht mehr angemessen vertreten kann. Und weil man sich für ihn mitschämen muss."
(SPIEGEL, 23.04.2011)
Anders als beispielsweise der „Berliner Kurier“ verfälschend behauptet,
Vergleich mit Nazi-Schergen:
"Westerwelle ist wie Ribbentrop"
Genscher-Berater Hacke fordert Rücktritt als Außenminister
(Berlinonline.de)
drückt der Verfasser eines Standartlehrbuchs zur Außenpolitik nicht aus, daß Westerwelle sei WIE Ribbentrop, sondern nur, daß SEIT Ribbentrop keiner so borniert gewesen wäre.
Es ist also nur ein indirekter Vergleich, der auch zutreffend ist: Keiner der Amtsinhaber zwischen 1955 - 2009 war so borniert wie Westerwelle.
Die Verwendung des Wortes „borniert“ drängt sich beim Noch-FDP-Chef geradezu auf.
„Beschränktheit oder Begrenztheit mit Einbildung vereint und kann sich auf Personen oder (seltener) Sachen beziehen; Im engeren Sinn nennt man jemanden borniert, der übermäßig von sich und seinen Ansichten überzeugt ist und andere Ansichten und Argumente ignoriert.“
(Wiktionary)
Eine Definition, die Westerwelle geradezu auf den Leib geschnitten ist.
Ein Mann mit so einem Charakter ist natürlich denkbar ungeeignet für den Job des obersten Diplomaten. Diese Einsicht teilen nach Ansicht von SPIEGEL-Autor Ralf Neukirch auch Merkel und Westerwelles Beamte.
Im Auswärtigen Amt und unter ausländischen Diplomaten in Deutschland gilt Westerwelle als gescheitert. Auch im Kanzleramt sieht man das ähnlich. Kaum jemand versteht, dass er noch bis zum Ende der Legislaturperiode in der Regierung bleiben soll. Westerwelle hat seit seinem Amtsbeginn im Oktober 2009 nicht Tritt gefasst als Deutschlands Chefdiplomat. Anfangs zeigte er ein fast demonstratives Desinteresse für die neue Aufgabe. Dann erweckte er den Eindruck, er besetze seine Delegationen nach privaten und parteipolitischen Vorlieben. Zuletzt traf er im Libyen-Konflikt Entscheidungen, die Deutschland außenpolitisch isoliert und die Koalition gespalten haben. Kein anderer bundesdeutscher Außenminister war so unbeliebt wie Westerwelle.
[…] Die selbstbewussten Diplomaten leiden seit Monaten darunter, dass das Auswärtige Amt unter Westerwelle immer unwichtiger wurde. Nun müssen sie erleben, dass ihr Ministerium künftig als Austragshäusl für einen politisch Gescheiterten dienen soll. Das trifft sie tief in ihrem Selbstverständnis als Elite der Ministerialbürokratie. Egal ob auf diplomatischen Empfängen, bei Auslandsreisen oder zufälligen Begegnungen - die meist so zurückhaltenden Mitarbeiter des Auswärtigen Amts halten sich mit negativen Kommentaren zum Außenminister nicht zurück. "Er hat es nicht gelernt", sagt ein altgedienter Botschafter, "und er wird es auch nicht mehr lernen."
[…] Auch die Kanzlerin findet keinen Gefallen an ihrem Minister. Kurz nach Amtsantritt sagte Angela Merkel im kleinen Kreis, sie wundere sich, dass Westerwelle so wenig Freude an seinem Amt erkennen lasse. Sie hatte seither wenig Grund, ihre negative Einschätzung zu ändern. Monatelange hatte man im Kanzleramt gehofft, Westerwelle werde mit der neuen Aufgabe wachsen. Diese Hoffnung ist langsam erloschen.
(SPIEGEL, 23.04.2011)
Schon gleich zu Anfang der Schwarzgelben Regierung hatte der Mövenpickparteichef eindrucksvoll demonstriert, daß er zur Diplomatie nicht fähig ist und in seiner ganzen Borniertheit Myriaden Diplomaten vor den Kopf gestoßen.
Er habe nicht vor „sich ein paar schöne Jahre im Auswärtigem Amt zu machen“, sondern werde weiterhin auch Innenpolitik betreiben.
Zack, das saß.
Den 7.000 Mitarbeitern des AA bescheinigte der neue Chef, es sich in der Hängematte bei gemütlich zu machen. Während anderswo die „richtige“ Politik gemacht werde.
Daß die Außenpolitik einer der kompliziertesten überhaupt ist, die eine enorme Menge an Faktenwissen erfordert hatte seine Borniertheit nicht verstanden - offensichtlich bis heute nicht.
Auch off-camera ist unser Guido einfach nur eine Fehlbesetzung.
Zum Beispiel während der Afrikareise im April 2010:
Westerwelle steht in einem Besprechungsraum des Ocean Road Hospital von Daressalam und soll ein paar Worte zur Begrüßung sagen. In dem deutschen Kolonialbau hat Robert Koch vor rund hundert Jahren an Malaria geforscht. Es war für lange Zeit das einzige Krebskrankenhaus in Ostafrika.
Westerwelle könnte jetzt einiges zur interessanten Geschichte des Hospitals sagen, aber er legt ein fast aufreizendes Desinteresse an den Tag. Er habe über das Krankenhaus gelesen, sagt er und murmelt etwas von Respekt und harter Arbeit. Westerwelle weiß offenbar wenig über das Haus. Es ist heiß und schwül. Er will schnell weg. […]
Westerwelle liebt seinen Status, er schätzt es, von Staatschefs und Ministern empfangen zu werden. Leider hat man selten den Eindruck, er interessiere sich für das, was seine Aufgabe ist. […]
"Ich will mir nicht ein paar schöne Jahre im Auswärtigen Amt machen und die Welt kennenlernen", hat Westerwelle auf dem Höhepunkt des innenpolitischen Streits um Hartz IV gesagt. Ein paar schöne Jahre, das ist Westerwelles Idee von Außenpolitik. Im Auswärtigen Amt kam das nicht gut an.
Die Beamten haben registriert, dass Westerwelle sich selten länger für ein Thema interessiert. Er will nur Dinge wissen, die ihm über das nächste Gespräch, die nächste Pressekonferenz hinweghelfen: Wo sind Streitpunkte, was ist die deutsche Position, die offensichtlichen Fragen eben. Im Amt heißt es, dass er auf dem Flug nach Peking im Januar zum zuständigen Referenten gesagt habe: "Sie haben sieben Minuten Zeit, mir China zu erklären."
(Der Spiegel, 12.04.2010)
China ist für den Mövenpickparteichef ein unwichtiges Land mit nur 1,3 Milliarden Menschen, einer gerade mal 6000 Jahren alten Geschichte.
Es ist ja auch nur eine Atommacht, eine UN-Sicherheitsrat-Vetomacht und der Exportweltmeister.
Guido, der Desinteressierte, fand aber doch wenigstens ein Thema, für das er sich in der Außenpolitik stark machte: Waffenhandel.
Seit die Christin Merkel im Kanzleramt sitzt, exportiert Deutschland mehr Waffen denn je.
Kein Krisengebiet der Erde, in dem nicht mit deutschem Knowhow gemordet wird. Deutschlands Weltmarktanteil am Waffenhandel wurde in den vergangenen fünf Jahren von sechs auf elf Prozent getseigert.
Außenminister Guido Westerwelle hat es getan, Wirtschaftsminister Rainer Brüderle auch und der inzwischen zurückgetretene Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sowieso. Sie alle haben im Ausland Werbung für die deutsche Rüstungsindustrie gemacht.
[…] Rund 1,5 Billionen Dollar haben die Staaten der Welt im Jahr 2009 zusammen für ihr Militär ausgegeben, hat das anerkannte Stockholmer Institut für Friedensforschung (SIPRI) berechnet. Im Vergleich zu vor zehn Jahren sind die Militärausgaben damit um fast 50 Prozent gestiegen. Nahezu drei Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung sind direkt auf Investitionen ins Militär zurückzuführen.
(Spon 24.04.11)
Das ist Außenpolitik, die wir nicht brauchen, von einem Außenminister, den wir nicht brauchen.
Westerwelle will aber partout nicht abtreten und klammert sich fest an seinen Regierungsposten.
Man wird ihn nicht los.
Ribbentrop, nebenbei bemerkt, war auch nicht totzukriegen.
Beim Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess wurde er im Oktober 1946 zum Tod durch den Strang verurteilt. Das Urteil wurde am 16.10.1946 vollstreckt.
Ribbentrop war der erste der zehn zum Tode Verurteilten, der gehenkt wurde.
Das Genick des Verbrechers erwies sich allerdings als widerstandfähig. Zum Entsetzen der Zeugen starb er einfach nicht und mußte immer wieder auf das Schafott gehoben werden und erneut runter gestoßen werden.
Es war eine blutige und sich endlos hinziehende Angelegenheit.
(Das soll natürlich kein VERGLEICH sein, Guido soll nicht sterben.)
Das liegt in der Natur der Sache. Es geht um das Renommee der Nation; nach Außen will man sich im besten Licht präsentieren. Schon in vordemokratischer Zeit gab es im „Reichsamt für Auswärtiges des Deutschen Reiches“ große Namen wie 1885-1890 Herbert von Bismarck (der Sohn des Reichskanzlers Otto Fürst von Bismarck) und 1897-1900 Bernhard Fürst von Bülow (späterer Reichskanzler).
In der Weimarer Republik wurden ebenfalls ganz Große zu Außenministern, so der im Amt ermordete Schriftsteller Walter Rathenau und der Reichskanzler Gustav Stresemann.
Die Bundesrepublik Deutschland stellt seit 60 Jahren Außenminister. Klammert man Helmut Schmidt aus, der nach Genschers Verrat auch zwei Wochen als Außenminister amtierte, haben wir nur zehn verschiedene Namen in der Liste.
Konrad Adenauer (1951 -1955), Heinrich von Brentano (1955 - 1961), Gerhard Schröder (1961- 1966), Willy Brandt (1966 -1969), Walter Scheel (1969 -1974) Hans-Dietrich Genscher (1974 -1982) Helmut Schmidt (17. September 1982 1. Oktober 1982) Hans-Dietrich Genscher (1982 - 1992), Klaus Kinkel ( 1992 -1998) Joschka Fischer (1998 - 2005) Frank-Walter Steinmeier (2005 -2009)
Keiner von ihnen hat seine Sache richtig schlecht gemacht, keiner schied aufgrund von Skandalen oder Unfähigkeit aus dem Amt.
Im Gegenteil; Adenauer, Schmidt und Brandt waren Kanzler, Steinmeier Kanzlerkandidat, Schröder Präsidentschaftskandidat und Scheel wurde Bundespräsident.
Mit von Brentano, der das Amt zwar nicht besonders prägte, wurde immerhin der erste Schwule (von dem man es weiß) Außenminister.
Bei diesen alles in allem großen Namen werden zwei, Genscher und Kinkel, in der Regel zu positiv bewertet.
Genscher war nicht vertrauenswürdig und machte zum Beispiel bei der verfrühten diplomatischen Anerkennung Kroatiens schwere Fehler.
Kinkel, der sehr jähzornig sein kann, manövrierte sich mit Brüllanfallen in Israel, wenn er sich nicht genügend gewürdigt fühlte, ins Abseits. Außenpolitische Initiativen sind von ihm kaum in Erinnerung.
Joschka Fischer hingegen wird nach meiner Ansicht nicht genügend gewürdigt.
In der linken Szene ist er wegen des Kosovokrieges und Hartz-IV eine Hassfigur.
Ich glaube aber, daß er den GRÜNEN den größten Dienst überhaupt erweisen hat, indem er die Partei bis in alle Gesellschaftsschichten Regierungstauglichkeit erwies.
Zudem ist sein extremes Engagement im Israel-Palästina-Konflikt und gegen den Irakkrieg ein riesengroßes Plus, das er dem deutschen Ansehen in aller Welt erwirtschaftet hat.
Dabei schaffte er das Kunststück trotz deutlicher Worte Niemanden zu verärgern. Die US-Außenministerin Albright wurde eine enge Freundin und Geschäftspartnerin und eine amerikanische Professur gab es dazu.
Tja....
Der ein oder andere wird schon ahnen, worauf ich hinaus will: Nach all den großen Namen war die Fallhöhe im Außenamt gewaltig.
Aber daß jemand so sagenhaft abstürzen könnte wie Guido Westerwelle, für den sich das ganze diplomatische Corps nicht nur schämt, sondern das auch noch öffentlich sagt, konnte sich kaum jemand vorstellen.
Im neuen SPIEGEL muß der einstige Genscher-Berater und Politikwissenschaftler Prof. Christian Hacke (68), der in Hamburg, Potsdam und Bonn lehrte, sogar einen Nazivergleich bemühen.
Für den gegenwärtigen Amtsinhaber hat er nur kalte Verachtung übrig. "Gucken Sie sich die Außenminister von Adenauer über Brentano bis zu Fischer und Steinmeier an", sagt er. "Das waren solide, kenntnisreiche Männer, die das Kerngeschäft der Diplomatie beherrschten: Deutschlands Ansehen zu mehren und seine Interessen in der Welt zu vertreten." Dem Außenminister Westerwelle dagegen attestiert der Professor, der ein Vertrauter Hans-Dietrich Genschers war, einen "neudeutschen Wilhelminismus", der sich vor allem in der Enthaltung bei der Libyen-Resolution des Uno-Sicherheitsrats gezeigt habe. Westerwelle agiere zugleich selbstgerecht auftrumpfend und feige wegduckend. "Er ist der bornierteste Außenminister seit von Ribbentrop." Das ist ein ungeheurer Vorwurf. Joachim von Ribbentrop war von 1938 bis 1945 Hitlers Außenminister. Die Konsequenz ist für Hacke klar: "Westerwelle muss weg, weil er die deutschen Interessen nicht mehr angemessen vertreten kann. Und weil man sich für ihn mitschämen muss."
(SPIEGEL, 23.04.2011)
Anders als beispielsweise der „Berliner Kurier“ verfälschend behauptet,
Vergleich mit Nazi-Schergen:
"Westerwelle ist wie Ribbentrop"
Genscher-Berater Hacke fordert Rücktritt als Außenminister
(Berlinonline.de)
drückt der Verfasser eines Standartlehrbuchs zur Außenpolitik nicht aus, daß Westerwelle sei WIE Ribbentrop, sondern nur, daß SEIT Ribbentrop keiner so borniert gewesen wäre.
Es ist also nur ein indirekter Vergleich, der auch zutreffend ist: Keiner der Amtsinhaber zwischen 1955 - 2009 war so borniert wie Westerwelle.
Die Verwendung des Wortes „borniert“ drängt sich beim Noch-FDP-Chef geradezu auf.
„Beschränktheit oder Begrenztheit mit Einbildung vereint und kann sich auf Personen oder (seltener) Sachen beziehen; Im engeren Sinn nennt man jemanden borniert, der übermäßig von sich und seinen Ansichten überzeugt ist und andere Ansichten und Argumente ignoriert.“
(Wiktionary)
Eine Definition, die Westerwelle geradezu auf den Leib geschnitten ist.
Ein Mann mit so einem Charakter ist natürlich denkbar ungeeignet für den Job des obersten Diplomaten. Diese Einsicht teilen nach Ansicht von SPIEGEL-Autor Ralf Neukirch auch Merkel und Westerwelles Beamte.
Im Auswärtigen Amt und unter ausländischen Diplomaten in Deutschland gilt Westerwelle als gescheitert. Auch im Kanzleramt sieht man das ähnlich. Kaum jemand versteht, dass er noch bis zum Ende der Legislaturperiode in der Regierung bleiben soll. Westerwelle hat seit seinem Amtsbeginn im Oktober 2009 nicht Tritt gefasst als Deutschlands Chefdiplomat. Anfangs zeigte er ein fast demonstratives Desinteresse für die neue Aufgabe. Dann erweckte er den Eindruck, er besetze seine Delegationen nach privaten und parteipolitischen Vorlieben. Zuletzt traf er im Libyen-Konflikt Entscheidungen, die Deutschland außenpolitisch isoliert und die Koalition gespalten haben. Kein anderer bundesdeutscher Außenminister war so unbeliebt wie Westerwelle.
[…] Die selbstbewussten Diplomaten leiden seit Monaten darunter, dass das Auswärtige Amt unter Westerwelle immer unwichtiger wurde. Nun müssen sie erleben, dass ihr Ministerium künftig als Austragshäusl für einen politisch Gescheiterten dienen soll. Das trifft sie tief in ihrem Selbstverständnis als Elite der Ministerialbürokratie. Egal ob auf diplomatischen Empfängen, bei Auslandsreisen oder zufälligen Begegnungen - die meist so zurückhaltenden Mitarbeiter des Auswärtigen Amts halten sich mit negativen Kommentaren zum Außenminister nicht zurück. "Er hat es nicht gelernt", sagt ein altgedienter Botschafter, "und er wird es auch nicht mehr lernen."
[…] Auch die Kanzlerin findet keinen Gefallen an ihrem Minister. Kurz nach Amtsantritt sagte Angela Merkel im kleinen Kreis, sie wundere sich, dass Westerwelle so wenig Freude an seinem Amt erkennen lasse. Sie hatte seither wenig Grund, ihre negative Einschätzung zu ändern. Monatelange hatte man im Kanzleramt gehofft, Westerwelle werde mit der neuen Aufgabe wachsen. Diese Hoffnung ist langsam erloschen.
(SPIEGEL, 23.04.2011)
Schon gleich zu Anfang der Schwarzgelben Regierung hatte der Mövenpickparteichef eindrucksvoll demonstriert, daß er zur Diplomatie nicht fähig ist und in seiner ganzen Borniertheit Myriaden Diplomaten vor den Kopf gestoßen.
Er habe nicht vor „sich ein paar schöne Jahre im Auswärtigem Amt zu machen“, sondern werde weiterhin auch Innenpolitik betreiben.
Zack, das saß.
Den 7.000 Mitarbeitern des AA bescheinigte der neue Chef, es sich in der Hängematte bei gemütlich zu machen. Während anderswo die „richtige“ Politik gemacht werde.
Daß die Außenpolitik einer der kompliziertesten überhaupt ist, die eine enorme Menge an Faktenwissen erfordert hatte seine Borniertheit nicht verstanden - offensichtlich bis heute nicht.
Auch off-camera ist unser Guido einfach nur eine Fehlbesetzung.
Zum Beispiel während der Afrikareise im April 2010:
Westerwelle steht in einem Besprechungsraum des Ocean Road Hospital von Daressalam und soll ein paar Worte zur Begrüßung sagen. In dem deutschen Kolonialbau hat Robert Koch vor rund hundert Jahren an Malaria geforscht. Es war für lange Zeit das einzige Krebskrankenhaus in Ostafrika.
Westerwelle könnte jetzt einiges zur interessanten Geschichte des Hospitals sagen, aber er legt ein fast aufreizendes Desinteresse an den Tag. Er habe über das Krankenhaus gelesen, sagt er und murmelt etwas von Respekt und harter Arbeit. Westerwelle weiß offenbar wenig über das Haus. Es ist heiß und schwül. Er will schnell weg. […]
Westerwelle liebt seinen Status, er schätzt es, von Staatschefs und Ministern empfangen zu werden. Leider hat man selten den Eindruck, er interessiere sich für das, was seine Aufgabe ist. […]
"Ich will mir nicht ein paar schöne Jahre im Auswärtigen Amt machen und die Welt kennenlernen", hat Westerwelle auf dem Höhepunkt des innenpolitischen Streits um Hartz IV gesagt. Ein paar schöne Jahre, das ist Westerwelles Idee von Außenpolitik. Im Auswärtigen Amt kam das nicht gut an.
Die Beamten haben registriert, dass Westerwelle sich selten länger für ein Thema interessiert. Er will nur Dinge wissen, die ihm über das nächste Gespräch, die nächste Pressekonferenz hinweghelfen: Wo sind Streitpunkte, was ist die deutsche Position, die offensichtlichen Fragen eben. Im Amt heißt es, dass er auf dem Flug nach Peking im Januar zum zuständigen Referenten gesagt habe: "Sie haben sieben Minuten Zeit, mir China zu erklären."
(Der Spiegel, 12.04.2010)
China ist für den Mövenpickparteichef ein unwichtiges Land mit nur 1,3 Milliarden Menschen, einer gerade mal 6000 Jahren alten Geschichte.
Es ist ja auch nur eine Atommacht, eine UN-Sicherheitsrat-Vetomacht und der Exportweltmeister.
Guido, der Desinteressierte, fand aber doch wenigstens ein Thema, für das er sich in der Außenpolitik stark machte: Waffenhandel.
Seit die Christin Merkel im Kanzleramt sitzt, exportiert Deutschland mehr Waffen denn je.
Kein Krisengebiet der Erde, in dem nicht mit deutschem Knowhow gemordet wird. Deutschlands Weltmarktanteil am Waffenhandel wurde in den vergangenen fünf Jahren von sechs auf elf Prozent getseigert.
Außenminister Guido Westerwelle hat es getan, Wirtschaftsminister Rainer Brüderle auch und der inzwischen zurückgetretene Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sowieso. Sie alle haben im Ausland Werbung für die deutsche Rüstungsindustrie gemacht.
[…] Rund 1,5 Billionen Dollar haben die Staaten der Welt im Jahr 2009 zusammen für ihr Militär ausgegeben, hat das anerkannte Stockholmer Institut für Friedensforschung (SIPRI) berechnet. Im Vergleich zu vor zehn Jahren sind die Militärausgaben damit um fast 50 Prozent gestiegen. Nahezu drei Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung sind direkt auf Investitionen ins Militär zurückzuführen.
(Spon 24.04.11)
Das ist Außenpolitik, die wir nicht brauchen, von einem Außenminister, den wir nicht brauchen.
Westerwelle will aber partout nicht abtreten und klammert sich fest an seinen Regierungsposten.
Man wird ihn nicht los.
Ribbentrop, nebenbei bemerkt, war auch nicht totzukriegen.
Beim Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess wurde er im Oktober 1946 zum Tod durch den Strang verurteilt. Das Urteil wurde am 16.10.1946 vollstreckt.
Ribbentrop war der erste der zehn zum Tode Verurteilten, der gehenkt wurde.
Das Genick des Verbrechers erwies sich allerdings als widerstandfähig. Zum Entsetzen der Zeugen starb er einfach nicht und mußte immer wieder auf das Schafott gehoben werden und erneut runter gestoßen werden.
Es war eine blutige und sich endlos hinziehende Angelegenheit.
(Das soll natürlich kein VERGLEICH sein, Guido soll nicht sterben.)
Samstag, 23. April 2011
Osterfeuer
Nun ist es soweit. Auch ich bin vom Oster-Virus befallen und befinde mich auf dem von allerlei Kardinälen und mannigfachen Bischöfen verschrienem „Leidensweg“.
Man muß sich schon ein dickes Fell anschaffen, um nicht ob der massiven Kirchenpropaganda, die dieser Tage den armen Konfessionslosen aus allen Lautsprechern, Bildschirmen und Zeitungsseiten entgegen poltert, depressiv zu werden.
Für Menschen, die ihren Kopf nicht nur als Hutständer benutzen und das Denken den Pferden überlassen (weil sie größere Köpfe haben) sind die überhöhten Sinnlosigkeiten, die eifernde Religioten über den grausamen Foltertod ihres Lattenhansels in die Welt posaunen, echte Hirnzellenqualen.
Offensichtlich gehört es zur Perversion des Missionsgedankens, daß Christen alles daran setzen unschuldige Konfessionslose und Atheisten zu quälen.
So kurz vorm Deutschland Besuch des misogynen und antidemokratischen Stellvertreter Gottes in Deutschland, hat sein Fußvolk Oberwasser und geht immer aggressiver gegen demokratische Freiheiten der Konfessionslosen vor.
Buchhandlung entfernt anstößige Osterdekoration!
Hasenfest statt Osterfest? Eine Werbung der Bonner Thalia-Buchhandlung für die „schönsten Geschenke zum Hasenfest“ hat Protest von Repräsentanten beider großer Kirchen hervorgerufen. Daraufhin wurde sie entfernt. Eckart Wüster, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises, hatte zuvor auf die Bedeutung des Festes hingewiesen: „Ostern ist das Fest der Auferstehung von Jesus Christus, also dass Gott den Tod besiegt hat.“ Wer Ostern auf den Hasen und das Ei reduziere, verliere diese Hoffnung auf ein Leben, das auch im Tod Bestand habe. Gegenüber idea teilte er mit, Christen hätten in Anrufen und E-Mails mitgeteilt, dass sie sich durch die Thalia-Werbung im Glauben verletzt fühlten.
(kath.net 22.04.2011)
Heute plappert der Hamburger Jesuitenpater Pater Hagenkord, der neue Chef des deutschen Programms des Senders Radio Vatikan auf Seite 2 des „Hamburger Abendblattes“ über die größere Frömmigkeiten in Rom.
Eine Buchhandelskette, die die Auferstehung Christi weglässt und nur noch mit Tieren wirbt und sogar den Namen ändert, eben in "Hasenfest", das ist so abenteuerlich, dass italienische Freunde nur den Kopf schütteln.
Pater Hagenkord fühlte sich in der Hansestadt immer „schräg“. Nun, da er unter lauter anderen Schrägen ist, schwimmt er mit dem Strom.
In Hamburg habe ich Ostern immer als etwas erlebt, was neben dem Betrieb in der Stadt herläuft, irgendwie habe ich mich immer für einige Tage fremd gefühlt. Alle Menschen sitzen an Alster oder Elbe und genießen einen Cafè latte, während man sich als Christ am Freitag in die Feier des Leidens Jesu Christi begibt. Das fühlte sich immer sehr schräg an.
Hamburg, die katholische Diaspora war für den Jesuiten deswegen so unangenehm, weil er nicht mit der Nase auf Folter, Tod und bestialische Qualen gestoßen wurde.
Um seiner Splattervorliebe zu frönen, mußte Hagenkord einige Anstrengungen unternehmen; allzu viele Gleichgesinnte gibt es einfach nicht an der Elbe.
Was Hamburg und Rom dann doch unterscheidet, ist die Sichtbarkeit. In Rom kann man zumindest in der Innenstadt den Gottesdiensten zum Leiden und Sterben nicht entgehen. Mache ich einen Spaziergang von Blankenese nach Mümmelmannsberg kann es mir passieren, dass ich gar nichts mitbekomme. Außer vielleicht die Plakate und Werbungen mit Hasen und Eiern.
Bernd Hagenkord scheint ein extrem sportlicher Typ zu sein, oder aber wie es seine theologische Profession ist, die Wahrheit eher als lästiges Hindernis anzusehen.
Von Blankenese nach Mümmelmannsberg muß man Hamburg einmal von West nach Ost durchqueren.
Das sind laut Google-maps über die Elbchaussee 30,1 km, über die Autobahn A7 und A1, sogar 54,8 km.
Wow, der Pater hat es aber offensichtlich sehr ernst genommen, als er Jesu‘ Kreuzweg nach Golgatha nachahmen wollte.
Daß er gar nichts von Ostern mitbekommen hat auf dem langen Weg in Ost-Richtung, wage ich aber zu bezweifeln. Schon lange gehört es zur Hamburger Tradition gigantische Osterfeuer am Elbstrand aufzubauen.
Schon Wochen vorher kämpfen traditionsreiche Osterfeuervereine erbittert um Brennmaterial.
Die Scheiterhaufen werden sogar streng bewacht, da sich die Vereine im Wettbewerb um den Größten trickreich das Holz gegenseitig abspenstig machen.
Da HEUTE Ostersamstag ist, ich mich im Augenblick rund 20 Kilometer entfernt von den Osterfeuern am Elbstrand befinde und dennoch ein beißender Rauchgestank über der Stadt liegt, der durch die geschlossenen Fenster zu mir dringt, kann man davon ausgehen, daß die Osterfeuer nicht gerade klein sind.
Wie Herr Hagenkord das übersehen haben will, ist mir ein Rätsel.
Was könnte mehr an kirchliche Traditionen erinnern, als riesige Scheiterhaufen? Schließlich haben Vatikanische Fürsten über Jahrhunderte jeden, der zu widersprechen wagte, auf den Scheiterhaufen gebracht.
Am 17. Februar 1600 beispielsweise wurde unmittelbar vor den Augen des Papstes auf dem Campo de’ Fiori der Philosoph und Naturforscher Giordano Bruno durch die Vatikanische Inquisition, dessen vorletzter Chef ein gewisser Joseph Ratzinger war, auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Ich begrüße Hagenkords Umzug in die Heilige Stadt Rom.
Wenn ihm Hamburg nicht Katholisch genug ist, kann er sich sicherlich in den Kerkern und Folterkammern der Vatikanischen Inquisition an seinen Christlichen Traditionen erfreuen.
Als hanseatischer Atheist lege ich keinerlei Wert auf seine Anwesenheit!
Man muß sich schon ein dickes Fell anschaffen, um nicht ob der massiven Kirchenpropaganda, die dieser Tage den armen Konfessionslosen aus allen Lautsprechern, Bildschirmen und Zeitungsseiten entgegen poltert, depressiv zu werden.
Für Menschen, die ihren Kopf nicht nur als Hutständer benutzen und das Denken den Pferden überlassen (weil sie größere Köpfe haben) sind die überhöhten Sinnlosigkeiten, die eifernde Religioten über den grausamen Foltertod ihres Lattenhansels in die Welt posaunen, echte Hirnzellenqualen.
Offensichtlich gehört es zur Perversion des Missionsgedankens, daß Christen alles daran setzen unschuldige Konfessionslose und Atheisten zu quälen.
So kurz vorm Deutschland Besuch des misogynen und antidemokratischen Stellvertreter Gottes in Deutschland, hat sein Fußvolk Oberwasser und geht immer aggressiver gegen demokratische Freiheiten der Konfessionslosen vor.
Buchhandlung entfernt anstößige Osterdekoration!
Hasenfest statt Osterfest? Eine Werbung der Bonner Thalia-Buchhandlung für die „schönsten Geschenke zum Hasenfest“ hat Protest von Repräsentanten beider großer Kirchen hervorgerufen. Daraufhin wurde sie entfernt. Eckart Wüster, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises, hatte zuvor auf die Bedeutung des Festes hingewiesen: „Ostern ist das Fest der Auferstehung von Jesus Christus, also dass Gott den Tod besiegt hat.“ Wer Ostern auf den Hasen und das Ei reduziere, verliere diese Hoffnung auf ein Leben, das auch im Tod Bestand habe. Gegenüber idea teilte er mit, Christen hätten in Anrufen und E-Mails mitgeteilt, dass sie sich durch die Thalia-Werbung im Glauben verletzt fühlten.
(kath.net 22.04.2011)
Heute plappert der Hamburger Jesuitenpater Pater Hagenkord, der neue Chef des deutschen Programms des Senders Radio Vatikan auf Seite 2 des „Hamburger Abendblattes“ über die größere Frömmigkeiten in Rom.
Eine Buchhandelskette, die die Auferstehung Christi weglässt und nur noch mit Tieren wirbt und sogar den Namen ändert, eben in "Hasenfest", das ist so abenteuerlich, dass italienische Freunde nur den Kopf schütteln.
Pater Hagenkord fühlte sich in der Hansestadt immer „schräg“. Nun, da er unter lauter anderen Schrägen ist, schwimmt er mit dem Strom.
In Hamburg habe ich Ostern immer als etwas erlebt, was neben dem Betrieb in der Stadt herläuft, irgendwie habe ich mich immer für einige Tage fremd gefühlt. Alle Menschen sitzen an Alster oder Elbe und genießen einen Cafè latte, während man sich als Christ am Freitag in die Feier des Leidens Jesu Christi begibt. Das fühlte sich immer sehr schräg an.
Hamburg, die katholische Diaspora war für den Jesuiten deswegen so unangenehm, weil er nicht mit der Nase auf Folter, Tod und bestialische Qualen gestoßen wurde.
Um seiner Splattervorliebe zu frönen, mußte Hagenkord einige Anstrengungen unternehmen; allzu viele Gleichgesinnte gibt es einfach nicht an der Elbe.
Was Hamburg und Rom dann doch unterscheidet, ist die Sichtbarkeit. In Rom kann man zumindest in der Innenstadt den Gottesdiensten zum Leiden und Sterben nicht entgehen. Mache ich einen Spaziergang von Blankenese nach Mümmelmannsberg kann es mir passieren, dass ich gar nichts mitbekomme. Außer vielleicht die Plakate und Werbungen mit Hasen und Eiern.
Bernd Hagenkord scheint ein extrem sportlicher Typ zu sein, oder aber wie es seine theologische Profession ist, die Wahrheit eher als lästiges Hindernis anzusehen.
Von Blankenese nach Mümmelmannsberg muß man Hamburg einmal von West nach Ost durchqueren.
Das sind laut Google-maps über die Elbchaussee 30,1 km, über die Autobahn A7 und A1, sogar 54,8 km.
Wow, der Pater hat es aber offensichtlich sehr ernst genommen, als er Jesu‘ Kreuzweg nach Golgatha nachahmen wollte.
Daß er gar nichts von Ostern mitbekommen hat auf dem langen Weg in Ost-Richtung, wage ich aber zu bezweifeln. Schon lange gehört es zur Hamburger Tradition gigantische Osterfeuer am Elbstrand aufzubauen.
Schon Wochen vorher kämpfen traditionsreiche Osterfeuervereine erbittert um Brennmaterial.
Die Scheiterhaufen werden sogar streng bewacht, da sich die Vereine im Wettbewerb um den Größten trickreich das Holz gegenseitig abspenstig machen.
Da HEUTE Ostersamstag ist, ich mich im Augenblick rund 20 Kilometer entfernt von den Osterfeuern am Elbstrand befinde und dennoch ein beißender Rauchgestank über der Stadt liegt, der durch die geschlossenen Fenster zu mir dringt, kann man davon ausgehen, daß die Osterfeuer nicht gerade klein sind.
Wie Herr Hagenkord das übersehen haben will, ist mir ein Rätsel.
Was könnte mehr an kirchliche Traditionen erinnern, als riesige Scheiterhaufen? Schließlich haben Vatikanische Fürsten über Jahrhunderte jeden, der zu widersprechen wagte, auf den Scheiterhaufen gebracht.
Am 17. Februar 1600 beispielsweise wurde unmittelbar vor den Augen des Papstes auf dem Campo de’ Fiori der Philosoph und Naturforscher Giordano Bruno durch die Vatikanische Inquisition, dessen vorletzter Chef ein gewisser Joseph Ratzinger war, auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Ich begrüße Hagenkords Umzug in die Heilige Stadt Rom.
Wenn ihm Hamburg nicht Katholisch genug ist, kann er sich sicherlich in den Kerkern und Folterkammern der Vatikanischen Inquisition an seinen Christlichen Traditionen erfreuen.
Als hanseatischer Atheist lege ich keinerlei Wert auf seine Anwesenheit!
Freitag, 22. April 2011
Der Christ des Tages - Teil XLV
In Gottes Plan geht entweder ziemlich oft etwas schief - Naturkatastrophen, Seuchen, Kriege, Genozide, Umweltzerstörung - so daß man ihn als miserablen Architekten bezeichnen muß, oder er wünscht sich all die Grausamkeiten und ist somit schlicht und ergreifend ein Sadist.
Das sind die einzigen beiden Alternativen, die sich dem gläubigen Christen bieten.
Richtig anstrengend wird es, wenn Christenfürsten unter penibler Umgehung jeder Logik versuchen zu erklären, weswegen Gott diesen alltäglichen Horror zuläßt - 30.000 Kinder verhungern jeden Tag elendig, weil die Christliche Wohlstandsgesellschaft des Westens es nicht schafft die Agrarpolitik umzustellen - aber dennoch ein lieber Gott ist, der die Menschen liebt.
Besonders blamiert bei diesem zum Scheitern verurteilten Vorhaben, hat sich der Christ des Tages Nr XIV, der Hamburger Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke am 16. Januar 2010 angesichts der Haiti-Katastrophe im Hamburger Abendblatt.
Springer räumt einem Bischof doch immer gerne Platz ein.
Jaschke wörtlich:
"Gott - warum? Warum lässt du das zu?"
Bei aller Ratlosigkeit muss er doch auf ein anderes Bild hinweisen. Es zeigt den Menschen am Kreuz, erschöpft, am Ende.
Sein Ruf: "Mein Gott, warum hast du mich verlassen?" ist der Schrei der Menschen, seit es Menschen gibt.
Der Schrei geht nicht ins Leere. Gott selber, unendlich und unbegreiflich, geht am Ende mit ihnen. ..
Gott lässt die Prozesse dieser Welt ihren Lauf nehmen, mit allen Katastrophen. Aber er mischt sich ein, nicht von außen, sondern von innen. So glaube ich, dass die Opfer von Haiti jetzt Gott schauen. Mit den Lebenden will ich kämpfen: um einen neuen Anfang, um Gerechtigkeit, um ein gesundes Haiti.
Das nenne ich DREIST!
Die Opfer sind nun also gewissermaßen missioniert?
Hat Gott also eine "GLÜCKLICHE SCHULD" auf sich geladen, wie es Papst JP-II euphemistisch formulierte angesichts Abermillionen indigenen amerikanischen Opfer der christlichen Conquistadores???
Sie „schauen Gott“ - muß ja unglaublich tröstlich sein für die Millionen, die auf grausamste Weise Angehörige verloren haben und dort hungernd und durstend im bestialischen Verwesungsgestank umher robben.
Dabei mischt sich Gott also „von innen“ ein?
Wie soll man das verstehen?
Hält er beim Plündern und Morden die Hand derjenigen, die sich mit Macheten ihr Recht nehmen?
Am heutigen Karfreitag, an den Milliarden Christen fasziniert auf den gematerten Latten-Jupp glotzen und aus diesem grausamen Beispiel der Folter, des Schmerzes und des Sadismus‘ „Hoffnung schöpfen“, melden sich an allen möglichen und unmöglichen Stellen Religioten zu Wort, die offenbar keinerlei Scham haben, ihre wirren Thesen, die jeder Wissenschaftlichkeit Hohn sprechen, in die Welt hinaus zu blasen.
In der Fernsehzeitschrift „GONG“ (von 15.04.2011) versucht sich Pfarrer Michael Diener an der großen Theodizee-Frage [ˌteodiˈt͜seː] (frz. théodicée, v. altgriech. θεός theós „Gott“ und δίκη díke „Gerechtigkeit“) und kommt zu dem Schluß, daß es ganz prima wäre, wie der liebe Gott seinen eigenen Sohn genüßlich zu Tode foltern ließ:
SYMBOL DER LIEBE! Jesus, der sein Holzkreuz bis nach Golgatha trägt, war „aus einem anderen Holz geschnitzt“. Die Gekreuzigten starben qualvoll. Und Jesus starb für uns und unsere Sünden. [„unsere“? Ich bin also auch schuldig daran? Diese Verleumdung weise ich scharf zurück, Herr Pfarrer!] […] Man ist auf dem Holzweg, wenn man meint, das hätte mit einem selber und mit uns allen nichts zu tun. Denn seit dem ersten Karfreitag muß keiner mehr „gottverlassen“ leben und sterben! Wie gut, daß es Karfreitag gibt, finde ich.
(GONG 16/2011 s.119)
Eine grandiose Anmaßung!
All diejenigen, die heute in den Folterkellern der Welt, den Kriegsschauplätzen, den Krankenhäusern, den Pflegeheimen und den Hungerlagern elendig sterben, ruft der Pfaff also zu:
„Nun stellt euch mal nicht so an - ihr seid erstens selbst mitschuldig, daß der arme Lattenhansel unter den Augen seines allmächtigen Papis am Kreuz gefoltert wurde und außerdem müßt ihr ja nicht „gottverlassen“ sterben!“
Der Christ des Tages Nr, 45 ist aber einer meiner all-time-favourtite-Bischöfe, nämlich der Kindervergewaltigungsförderer Ludwig Müller.
Der Regensburger Hühne gilt ja als enfant terrible des Deutschen Episkopats und mächtigster Vertreter der wirklich bösartigen Bischöfe, die mit Lust und Sadismus auch gegen ihr eigenes Bistum agitieren.
Nach Herzenslust hat der katholische Rechtsaußen schon Pfarrer und Laiengremien gedemütigt, um sich in Rom als Ratzis Liebling zu empfehlen.
Auch Müller, der Miese, versuchte sich am letzten Palmsonntag (der sechste und letzte Sonntag der Fastenzeit und der Sonntag vor Ostern) an der Frage „Warum läßt Gott das zu?“
Offenbar ahnend, daß auch er die 2000 Jahre alte Frage, „wie kann Gott gut sein und dennoch tagtäglich die schlimmsten Grausamkeiten zu lassen“ nicht zufriedenstellend beantworten kann, geht er einen großen Schritt weiter als Pfarrer Diener, der wohl noch in der Ausschwitzgedenkstätte sagen würde „na und, die mußten ja nicht gottverlassen sterben!“
Müller macht etwas Geniales und verbietet kurzum die ganze Fragestellung!
Chapeau!
Statt sich mit Antworten abzumühen, gibt er höchstoffiziell ex cathedra ein Denkverbot aus.
Er, der Sohn, der Gott gleich war, der mit dem Vater und dem Heiligen
Geist der eine und dreifaltige Gott ist, hat sich selbst erniedrigt und ist Mensch geworden.
[…] Er war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn über alle erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über allen Namen ist, und jedes Knie soll sich vor ihm beugen und Jesus Christus als Herrn und Gott erkennen, um so am Geschick des Gottessohnes teilzuhaben und vereint zu sein mit dem dreifaltigen Gott.
So verbieten sich alle spitzen Fragen, die wir hochmütig oder zweifelnd Gott gegenüber aussprechen könnten: „Wie kann Gott dieses oder jenes Unglück zulassen?“
Wir sollten nicht an der Seite jener stehen, die den gekreuzigten Herrn mit Vorwürfen überhäufen: „Wenn du Gottes Sohn bist, hilf dir selbst, und steig herab vom Kreuz!“ (Mt 27,40). Wir wollen ihn nicht versuchen und Gottes Macht nicht auf die Probe stellen, so als ob er seine Gottheit durch das Erfüllen unserer selbst erdachten Vorstellungen beweisen müsste. „Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (1 Kor 1,23).
Simple as that!
Man fragt nicht, weil man nicht Gottes Macht auf die Probe stellt und wer das doch tut, ist vermutlich ein Jude oder Heide!
Fragen stellen ist nicht.
Und überhaupt soll der Mensch nur demütig das tun, was die Bischöfe befehlen.
Politik ist Mist:
Im vergangenen Jahrhundert glaubten viele, dass durch den Fortschritt von Technik und Wissenschaft alles Leid dieser Welt beseitigt und ein liberales oder kommunistisches Paradies auf Erden errichtet werden könne. Bis zum heutigen Tag lebt dieser Denkfehler fort etwa in dem Versuch, das Leid dadurch beseitigen zu wollen, indem man etwa jenen Menschen das Lebensrecht abspricht, die laut PID von Behinderung bedroht sind.
Genau. Und wie es sich als ordentlicher Christ gehört, hat man zu gehorchen, zu gehorchen und zu gehorchen. Selbst denken und Fragen stellen ist verboten:
Christus ist die Form der Kirche: „Und wo ich bin, dort wird auch mein Diener
sein“ (Joh 12,26). Allein von ihm, vom Haupt her, ist der ganze Leib geformt und aufgebaut. So folgen wir in dieser Woche dem Weg Jesu auch zum Karfreitag und Karsamstag.
Was der Bischof lehrt, haben die Gläubigen wortwörtlich zu glauben und damit basta!
Das sei außerdem „vernünftig“:
Manche, die sich einer rein materialistischen Gesinnung verpflichtet fühlen, behaupten nun, eine Auferstehung unseres sterblichen Fleisches sei naturwissenschaftlich völlig unmöglich und könne allenfalls metaphorisch und symbolisch gedeutet werden. Hinter der Hoffnung auf die Auferstehung verberge sich lediglich die menschliche Sehnsucht, dass hinter allem Leid am Ende doch ein Happyend stünde. Die Antwort des Glaubens auf derartige Einflüsterungen ist klar:
Durch die Sünde Adams, durch Ur- und Erbsünde, aber auch durch unsere persönlichen Sünden haben wir unsere Gottebenbildlichkeit verloren. Christus aber hat dieses verdorbene Fleisch angenommen.
[…] Das ist die feste Grundlage, auf der wir stehen. Sie ist vernünftiger als alle aus der Vernunft des Menschen aufsteigenden Zweifel. Unsere Vernunft ist vielmehr vom Geist Gottes erleuchtet, weil unsere Vernunft innerlich Anteil nimmt an der Vernunft Gottes, dem Logos, dem Wort, das Fleisch geworden ist.
(Predigt von Hwst. Herrn Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller am Palmsonntag 2011 im Hohen Dom zu Regensburg)
Amen.
Ich werde es nie verstehen, wie ein Dom voller Leute sich diesen Unsinn anhören kann, ohne den Bischof mit faulen Eiern zu bewerfen.
Aber nein, dafür zahlen sie auch noch üppig Mitgliedsbeiträge - allein neun Milliarden Euro "Kirchensteuer" jährlich.
Das sind die einzigen beiden Alternativen, die sich dem gläubigen Christen bieten.
Richtig anstrengend wird es, wenn Christenfürsten unter penibler Umgehung jeder Logik versuchen zu erklären, weswegen Gott diesen alltäglichen Horror zuläßt - 30.000 Kinder verhungern jeden Tag elendig, weil die Christliche Wohlstandsgesellschaft des Westens es nicht schafft die Agrarpolitik umzustellen - aber dennoch ein lieber Gott ist, der die Menschen liebt.
Besonders blamiert bei diesem zum Scheitern verurteilten Vorhaben, hat sich der Christ des Tages Nr XIV, der Hamburger Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke am 16. Januar 2010 angesichts der Haiti-Katastrophe im Hamburger Abendblatt.
Springer räumt einem Bischof doch immer gerne Platz ein.
Jaschke wörtlich:
"Gott - warum? Warum lässt du das zu?"
Bei aller Ratlosigkeit muss er doch auf ein anderes Bild hinweisen. Es zeigt den Menschen am Kreuz, erschöpft, am Ende.
Sein Ruf: "Mein Gott, warum hast du mich verlassen?" ist der Schrei der Menschen, seit es Menschen gibt.
Der Schrei geht nicht ins Leere. Gott selber, unendlich und unbegreiflich, geht am Ende mit ihnen. ..
Gott lässt die Prozesse dieser Welt ihren Lauf nehmen, mit allen Katastrophen. Aber er mischt sich ein, nicht von außen, sondern von innen. So glaube ich, dass die Opfer von Haiti jetzt Gott schauen. Mit den Lebenden will ich kämpfen: um einen neuen Anfang, um Gerechtigkeit, um ein gesundes Haiti.
Das nenne ich DREIST!
Die Opfer sind nun also gewissermaßen missioniert?
Hat Gott also eine "GLÜCKLICHE SCHULD" auf sich geladen, wie es Papst JP-II euphemistisch formulierte angesichts Abermillionen indigenen amerikanischen Opfer der christlichen Conquistadores???
Sie „schauen Gott“ - muß ja unglaublich tröstlich sein für die Millionen, die auf grausamste Weise Angehörige verloren haben und dort hungernd und durstend im bestialischen Verwesungsgestank umher robben.
Dabei mischt sich Gott also „von innen“ ein?
Wie soll man das verstehen?
Hält er beim Plündern und Morden die Hand derjenigen, die sich mit Macheten ihr Recht nehmen?
Am heutigen Karfreitag, an den Milliarden Christen fasziniert auf den gematerten Latten-Jupp glotzen und aus diesem grausamen Beispiel der Folter, des Schmerzes und des Sadismus‘ „Hoffnung schöpfen“, melden sich an allen möglichen und unmöglichen Stellen Religioten zu Wort, die offenbar keinerlei Scham haben, ihre wirren Thesen, die jeder Wissenschaftlichkeit Hohn sprechen, in die Welt hinaus zu blasen.
In der Fernsehzeitschrift „GONG“ (von 15.04.2011) versucht sich Pfarrer Michael Diener an der großen Theodizee-Frage [ˌteodiˈt͜seː] (frz. théodicée, v. altgriech. θεός theós „Gott“ und δίκη díke „Gerechtigkeit“) und kommt zu dem Schluß, daß es ganz prima wäre, wie der liebe Gott seinen eigenen Sohn genüßlich zu Tode foltern ließ:
SYMBOL DER LIEBE! Jesus, der sein Holzkreuz bis nach Golgatha trägt, war „aus einem anderen Holz geschnitzt“. Die Gekreuzigten starben qualvoll. Und Jesus starb für uns und unsere Sünden. [„unsere“? Ich bin also auch schuldig daran? Diese Verleumdung weise ich scharf zurück, Herr Pfarrer!] […] Man ist auf dem Holzweg, wenn man meint, das hätte mit einem selber und mit uns allen nichts zu tun. Denn seit dem ersten Karfreitag muß keiner mehr „gottverlassen“ leben und sterben! Wie gut, daß es Karfreitag gibt, finde ich.
(GONG 16/2011 s.119)
Eine grandiose Anmaßung!
All diejenigen, die heute in den Folterkellern der Welt, den Kriegsschauplätzen, den Krankenhäusern, den Pflegeheimen und den Hungerlagern elendig sterben, ruft der Pfaff also zu:
„Nun stellt euch mal nicht so an - ihr seid erstens selbst mitschuldig, daß der arme Lattenhansel unter den Augen seines allmächtigen Papis am Kreuz gefoltert wurde und außerdem müßt ihr ja nicht „gottverlassen“ sterben!“
Der Christ des Tages Nr, 45 ist aber einer meiner all-time-favourtite-Bischöfe, nämlich der Kindervergewaltigungsförderer Ludwig Müller.
Der Regensburger Hühne gilt ja als enfant terrible des Deutschen Episkopats und mächtigster Vertreter der wirklich bösartigen Bischöfe, die mit Lust und Sadismus auch gegen ihr eigenes Bistum agitieren.
Nach Herzenslust hat der katholische Rechtsaußen schon Pfarrer und Laiengremien gedemütigt, um sich in Rom als Ratzis Liebling zu empfehlen.
Auch Müller, der Miese, versuchte sich am letzten Palmsonntag (der sechste und letzte Sonntag der Fastenzeit und der Sonntag vor Ostern) an der Frage „Warum läßt Gott das zu?“
Offenbar ahnend, daß auch er die 2000 Jahre alte Frage, „wie kann Gott gut sein und dennoch tagtäglich die schlimmsten Grausamkeiten zu lassen“ nicht zufriedenstellend beantworten kann, geht er einen großen Schritt weiter als Pfarrer Diener, der wohl noch in der Ausschwitzgedenkstätte sagen würde „na und, die mußten ja nicht gottverlassen sterben!“
Müller macht etwas Geniales und verbietet kurzum die ganze Fragestellung!
Chapeau!
Statt sich mit Antworten abzumühen, gibt er höchstoffiziell ex cathedra ein Denkverbot aus.
Er, der Sohn, der Gott gleich war, der mit dem Vater und dem Heiligen
Geist der eine und dreifaltige Gott ist, hat sich selbst erniedrigt und ist Mensch geworden.
[…] Er war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn über alle erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über allen Namen ist, und jedes Knie soll sich vor ihm beugen und Jesus Christus als Herrn und Gott erkennen, um so am Geschick des Gottessohnes teilzuhaben und vereint zu sein mit dem dreifaltigen Gott.
So verbieten sich alle spitzen Fragen, die wir hochmütig oder zweifelnd Gott gegenüber aussprechen könnten: „Wie kann Gott dieses oder jenes Unglück zulassen?“
Wir sollten nicht an der Seite jener stehen, die den gekreuzigten Herrn mit Vorwürfen überhäufen: „Wenn du Gottes Sohn bist, hilf dir selbst, und steig herab vom Kreuz!“ (Mt 27,40). Wir wollen ihn nicht versuchen und Gottes Macht nicht auf die Probe stellen, so als ob er seine Gottheit durch das Erfüllen unserer selbst erdachten Vorstellungen beweisen müsste. „Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (1 Kor 1,23).
Simple as that!
Man fragt nicht, weil man nicht Gottes Macht auf die Probe stellt und wer das doch tut, ist vermutlich ein Jude oder Heide!
Fragen stellen ist nicht.
Und überhaupt soll der Mensch nur demütig das tun, was die Bischöfe befehlen.
Politik ist Mist:
Im vergangenen Jahrhundert glaubten viele, dass durch den Fortschritt von Technik und Wissenschaft alles Leid dieser Welt beseitigt und ein liberales oder kommunistisches Paradies auf Erden errichtet werden könne. Bis zum heutigen Tag lebt dieser Denkfehler fort etwa in dem Versuch, das Leid dadurch beseitigen zu wollen, indem man etwa jenen Menschen das Lebensrecht abspricht, die laut PID von Behinderung bedroht sind.
Genau. Und wie es sich als ordentlicher Christ gehört, hat man zu gehorchen, zu gehorchen und zu gehorchen. Selbst denken und Fragen stellen ist verboten:
Christus ist die Form der Kirche: „Und wo ich bin, dort wird auch mein Diener
sein“ (Joh 12,26). Allein von ihm, vom Haupt her, ist der ganze Leib geformt und aufgebaut. So folgen wir in dieser Woche dem Weg Jesu auch zum Karfreitag und Karsamstag.
Was der Bischof lehrt, haben die Gläubigen wortwörtlich zu glauben und damit basta!
Das sei außerdem „vernünftig“:
Manche, die sich einer rein materialistischen Gesinnung verpflichtet fühlen, behaupten nun, eine Auferstehung unseres sterblichen Fleisches sei naturwissenschaftlich völlig unmöglich und könne allenfalls metaphorisch und symbolisch gedeutet werden. Hinter der Hoffnung auf die Auferstehung verberge sich lediglich die menschliche Sehnsucht, dass hinter allem Leid am Ende doch ein Happyend stünde. Die Antwort des Glaubens auf derartige Einflüsterungen ist klar:
Durch die Sünde Adams, durch Ur- und Erbsünde, aber auch durch unsere persönlichen Sünden haben wir unsere Gottebenbildlichkeit verloren. Christus aber hat dieses verdorbene Fleisch angenommen.
[…] Das ist die feste Grundlage, auf der wir stehen. Sie ist vernünftiger als alle aus der Vernunft des Menschen aufsteigenden Zweifel. Unsere Vernunft ist vielmehr vom Geist Gottes erleuchtet, weil unsere Vernunft innerlich Anteil nimmt an der Vernunft Gottes, dem Logos, dem Wort, das Fleisch geworden ist.
(Predigt von Hwst. Herrn Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller am Palmsonntag 2011 im Hohen Dom zu Regensburg)
Amen.
Ich werde es nie verstehen, wie ein Dom voller Leute sich diesen Unsinn anhören kann, ohne den Bischof mit faulen Eiern zu bewerfen.
Aber nein, dafür zahlen sie auch noch üppig Mitgliedsbeiträge - allein neun Milliarden Euro "Kirchensteuer" jährlich.
Donnerstag, 21. April 2011
Lass das nicht die Merkel machen….
Es war doch ganz klug von Guido und Angie den K.O.alitionsvertrag vom Oktober 2009 mit lauter vagen Prüfaufträgen und einzusetzenden Kommissionen zu spicken.
Natürlich - noch schöner wäre es gewesen, man hätte sich auf konkrete politische Ziele verständigen können, aber das war ob der programmatischen Nulllinie der bürgerlichen Wahlprogramme schlicht unmöglich.
Weder CDU noch CSU noch FDP hatten sich Gedanken darüber gemacht, wie es politisch von 2009 - 2013 laufen sollte.
Eine sinnvolle Strategie, denn die SPD, die mit Steinmeiers konkretem und anspruchsvollen „Deutschlandplan 2009“ über beachtlichen konzeptionellen Weitblick verfügte, wurde vom Urnenpöbel schlimm abgestraft.
Schwarzgelb schrieb eigentlich nur zwei konkrete Vorhaben in den K.O.alitionsvertrag: Atomkraftverlängerung und Beibehaltung der Wehrpflicht.
Wie es im Koalitionsvertrag heißt, halten die Koalitionsparteien im Grundsatz an der allgemeinen Wehrpflicht fest. Die sicherheitspolitische Lage, Auftrag und Aufgabenspektrum der Bundeswehr habe sich seit dem Ende des kalten Krieges grundlegend gewandelt. " Diesen Veränderungen ist angemessen Rechnung zu tragen", heißt es auf Seite 124 des Papiers. "Die Koalitionsparteien halten im Grundsatz an der allgemeinen Wehrpflicht fest mit dem Ziel, die Wehrdienstzeit bis zum 1. Januar 2011 auf sechs Monate zu reduzieren."
(muensterschezeitung.de 29.10.09)
An die Programmpunkte Laufzeitverlängerung und Wehrpflichtbeibehaltung will sich die Kanzlerin inzwischen nicht mehr so gerne erinnern lassen.
Ersterer kostete die Macht in Baden-Württemberg und sorgte schon dafür, daß in dem ATOMkonzern schlechthin, EnBW, die ehemalige Grünen-Vorsitzende Gunda Röstel als Aufsichtsrätin einziehen wird.
Der zweite Punkt fällt der Kanzlerin nun auch gerade vor die Füße.
Die dreisten Lügen des Luftikus-Ministers Guttenberg hatten zwischenzeitlich von der Sacharbeit im Verteidigungsministerium abgelenkt, aber mittlerweile wird überdeutlich was für ein sagenhaftes Desaster der CSU-Baron auf der Hardthöhe angerichtet hat.
Die grandiose neue schwarzgelbe Freiwilligenarmee muß leider ohne Frewillige auskommen.
Die Jobbeschreibung „Soldat“ wirkt ungefähr so attraktiv wie Fußpilz auf Deutschlands Jugendliche:
Besonders die Umstellung auf den Freiwilligendienst macht Probleme: Er stößt auf äußerst mäßiges Interesse. Von 498.000 jungen Männern, die im März und April angeschrieben wurden, äußerten nach Angaben des Verteidigungsministeriums nur rund 1800 Interesse. Das sind nicht einmal 0,4 Prozent. Ein mickriger Wert.
[…] auch den Beamten im Bendlerblock ist klar, dass man gerade mit Blick auf die Auslandseinsätze vor einem gewaltigen Problem steht, sollte die Zahl der Freiwilligen nicht drastisch zunehmen. Wie nervös die Lage die Truppe macht, offenbarte im März ein Schreiben des Heeresinspekteurs, Generalleutnant Werner Freers, an den Generalinspekteur Volker Wieker. "Im Übergang zur neuen Struktur werden wir große Lücken im Personalkörper hinnehmen müssen, die uns langjährig begleiten und nicht auszugleichen sein werden", warnte Freers damals.
(Spon 21.04.2011)
Während der Wirtschaftsminister vom “Aufschwung XXL“ faselt und der Finanzminister über sprudelnde Steuereinnahmen jubelt, ist für die Bundeswehr kein Geld übrig.
Ein Umstand, der mir persönlich herzlich egal ist, aber da Guido und Angie tausende Bundeswehrsoldaten in Auslandseinsätze schicken, wäre es ganz nett, wenn diese dann auch mit einer gewissen Mindestausrüstung versehen wären und nicht von ihren Müttern in der Heimat Tschibo-Ferngläser und im Internet ersteigerte Splitterschutzwesten geschickt bekommen müßten.
Gerade erst hatte die größte politische Luftnummer der letzten 20 Jahre, die nebenher auch noch Außenminister ist, ob des Libyen-Debakels 300 zusätzliche deutschen Soldaten für Afghanistan zugesagt.
Der Hindukusch hat schon für manches herhalten müssen. Mal wurde hier die "uneingeschränkte Solidarität" (Gerhard Schröder) mit den USA demonstriert, später die "Sicherheit Deutschlands" (Peter Struck) verteidigt. Und ganz aktuell, so jedenfalls erfuhr es am Freitag der Bundestag von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP), wird in Afghanistan nichts Geringeres verhindert, als "dass wir unsere Verbündeten in Libyen in Gefahr bringen". Nun sind Afghanistan und Libyen zwar sechstausend Kilometer voneinander entfernt, in der militärpolitischen Logik der schwarz-gelben Koalition aber, als deren prominentester Vertreter Westerwelle am Freitag vor dem Bundestag für die Ausweitung des Afghanistaneinsatzes warb, liegen die beiden Länder sehr nah beieinander: Deutschland beteilige sich zwar nicht an dem Krieg in Libyen, verteidigte Westerwelle erneut die Enthaltung im Sicherheitsrat. Dafür aber, quasi als Kompensation, sollten nun 300 zusätzliche Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan geschickt werden. Diese Soldaten würden in den Awacs-Aufklärungsflugzeugen über den gebirgigen Regionen Afghanistans eingesetzt, was den anderen Nato-Partnern wiederum ermögliche, ihre Soldaten verstärkt in Libyen einzusetzen. Westerwelle nannte dieses Vorgehen eine "Bündnispolitik der Vernunft".
(taz 25.03.2011)
Solange Merkel und Westerwelle weiterhin in Berlin die Bundesrepublik debakulieren, ist zu befürchten, daß es weiterhin "Bündnispolitik der Vernunft" geben wird und dafür wäre eine Bundeswehr, die sogar einsatzbereit ist, nicht ganz abwegig.
Aber wie man es schon bei dieser Regierung in der Umwelt-, Verkehrs-, Steuer-, Euro-, Wirtschafts-, Energie- und Sozialpolitik erlebt hat, wird sie auch den Bereich „Verteidigung“ schnellstmöglich zu Grunde richten.
Die Bundeswehr sei derart unterfinanziert, daß sie bald zum Erliegen käme.
Verlust der Bündnisfähigkeit, eingeschränkte Einsatzbereitschaft, Risiko für die nationale Sicherheitslage: Ein internes Gutachten aus dem Verteidigungsministerium warnt vor dramatischen Folgen, falls die Sparvorgaben für die Truppe beibehalten werden.
[…] Das Papier aus dem Ministerium ist allerdings ungewöhnlich deutlich. "Der deutsche Militärbeitrag wird weder der Rolle Deutschlands im Bündnis entsprechen, noch den nationalen Sicherheitsinteressen genügen. Diese Einschränkungen werden auf mittlere Sicht nicht reversibel sein", heißt es darin.
[…] Künftig könne die Bundeswehr nicht mehr ihre Aufgaben bei Auslandseinsätzen voll wahrnehmen. "Bei den vorgesehenen Eingriffen ins Fähigkeitsprofil wird die Unterstützung nur noch in einem Einsatzgebiet durchhaltefähig möglich sein." Auch die Einsätze der Marine gegen Piraten würden "erheblich eingeschränkt". Die Autoren des Papiers sehen auch die nationale Sicherheit gefährdet: "Mit der Verringerung des Umfangs wird die für den Heimatschutz verfügbare Truppe deutlich verkleinert. Der Verzicht auf ganze Fähigkeitsbereiche führt zu einem Kompetenzverlust, der im Falle einer sich verschlechternden Sicherheitslage in absehbarer Zeit nicht wird kompensiert werden können."
(Stern 21.04.2011)
Es wäre natürlich schön, wenn hinter der Demobilisierung der Bundeswehr die politische Strategie stünde, künftig Außenpolitik ohne militärische Mittel zu betreiben.
Ich halte das sogar theoretisch für möglich - denn all die Einsatzorte von NATO-Truppen entwickelten sich insbesondere deshalb zu Brennpunkten, weil die Politik des Westens über Dekaden schwer versagt hat und immer die übelsten Diktatoren wie Saddam im Irak, die Mudschaheddin in Afghanistan oder Gaddafi in Libyen mit Waffen ausrüstete.
Friedenspolitik wäre ja mal eine nette Abwechslung statt kaukasische, arabische und afrikanische Diktatoren mit Hightech-Kriegsspielzeug zu überhäufen.
Die Einsicht der schwarzgelben Bundesregierung in all die Fehler der Vergangenheit, die es beispielsweise im Umgang mit nordafrikanischen Potentaten gab, ist allerdings nahe Null.
Mit Begeisterung wiederholt man alles, was bisher schon schief lief. Derzeit wird der Usbekische Diktator Islam Karimow mit deutschen Steuergeldern aufgepäppelt.
Karimow, 73, der wegen erwiesener Korruption schon im Knast saß, putschte sich gegen Gorbatschow an die Macht in Taschkent und läßt sich seitdem immer mal wieder mit über 90% der Stimmen als Präsident „wählen“.
Mit den Usbeken, denen dieser Kurs nicht passt, macht Karimow kurzen Prozess.
Zuletzt ließ er im Jahr 2005 rund 600 „Aufständische“ von seinem Militär erschießen.
Die EU sprach nach dem Massaker Einreisverbote aus, kippte aber schon anderthalb Jahre später wieder um.
Kaum war Guido Westerwelle im Amt setzte die EU auf seinen Druck auch das Waffenembargo gegen Usbekistan aus:
Auf einem Gipfeltreffen in Luxemburg beschlossen die EU-Außenminister am Dienstag (27.10.2009), dieses Embargo wieder aufzuheben. Zur Begründung hieß es, die EU wolle die Verantwortlichen des Landes dazu ermutigen, weitere Schritte zur Verbesserung von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten zu unternehmen.
[…] Die Außenminister betonten dabei ihre auch weiterhin bestehende Sorge über die Lage der Menschenrechte in Usbekistan. Alle politischen Gefangenen und alle Menschenrechtler müssten auf freien Fuß gesetzt, die Meinungs- und Pressefreiheit garantiert und Kinderarbeit verboten werden. Nach Einschätzung von Menschenrechtsorganisationen hat sich jedoch die Lage der Menschenrechte in Usbekistan eher verschlechtert. Zahlreiche Menschenrechtler und Journalisten wurden in den vergangenen Jahren festgenommen.
[…]"Damit stellt die EU der usbekischen Regierung einen Freibrief für weitere Menschenrechtsverletzungen aus", erklärte die deutsche Menschenrechtlerin Barbara Lochbihler, die für die Grünen im Europaparlament sitzt. Imke Dierßen, Zentralasien-Expertin bei amnesty international, wertete die jüngste Entscheidung als "Schlag ins Gesicht der Opfer und Überlebenden". Denn noch immer gebe es in Usbekistan Folter und Übergriffe gegen Menschenrechtler. Die EU sei regelrecht "eingeknickt" und lasse "diejenigen im Stich, die sich in Usbekistan für die Einhaltung der Menschenrechte engagieren und dabei ihre Sicherheit und ihre Freiheit aufs Spiel setzen". Auch Deutschland geriet in die Kritik. Die Bundesrepublik habe ihre "Rolle als Motor der europäisch-zentralasiatischen Beziehungen" nicht genutzt, um Usbekistan dazu zu bewegen, vier Jahre nach dem Massaker in Andischan eine unabhängige internationale Untersuchung der Ereignisse zuzulassen.
(Deutsche Welle 28.10.2009)
Westerwelle und Merkel päppeln das Karimow-Regime inzwischen ganz offiziell:
110 Angehörige der Bundeswehr tun hier ihren Dienst in einer Umgebung, die zwar friedlich, aber nicht unbedingt freundlich ist. Die deutschen Soldaten werden mürrisch geduldet, was sich der örtliche Diktator Islam Karimow freilich gut bezahlen lässt. Ein Vertrag sichert seinem Regime neuerdings eine üppige Pauschale.
Ursprünglich einmal ging es um den gemeinsamen Kampf gegen den Terror. Schon seit längerer Zeit aber raunen Insider, die Usbeken verlangten für den 2002 errichteten Stützpunkt immer ungenierter Bares. Im vergangenen Jahr bezifferte die Bundesregierung die Kosten für den Stützpunkt Termes in der Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion auf 12,2 Millionen Euro im Jahr 2009.
[…] Neuerdings aber kassieren die Usbeken jährlich eine 'Ausgleichszahlung' in Höhe von 15,95 Millionen Euro. Im Januar wurde sie das erste Mal ans usbekische Finanzministerium überwiesen - rückwirkend für 2010.
'Das Regime von Karimow ist eines der brutalsten nicht nur in Zentralasien, sondern weltweit', beklagt die Bundestagsabgeordnete Viola von Cramon von den Grünen. 'Wenn die Bundesregierung mit solchen Zahlungen dazu beiträgt, dieses Regime zu festigen, dann ist das ein Skandal', fügt sie hinzu.
(Süddeutsche Zeitung 21.04.2011)
Falls in Zukunft der UN-Sicherheitsrat auf die Idee käme, es müsse unbedingt eine No-Fly-Zone über Usbekistan eingerichtet werden, um Karimow davon abzuhalten seine eigenen Leute zu massakrieren, kann Guido dann ja wieder seine "Bündnispolitik der Vernunft" praktizieren.
Fragt sich nur mit welchen Soldaten.
Natürlich - noch schöner wäre es gewesen, man hätte sich auf konkrete politische Ziele verständigen können, aber das war ob der programmatischen Nulllinie der bürgerlichen Wahlprogramme schlicht unmöglich.
Weder CDU noch CSU noch FDP hatten sich Gedanken darüber gemacht, wie es politisch von 2009 - 2013 laufen sollte.
Eine sinnvolle Strategie, denn die SPD, die mit Steinmeiers konkretem und anspruchsvollen „Deutschlandplan 2009“ über beachtlichen konzeptionellen Weitblick verfügte, wurde vom Urnenpöbel schlimm abgestraft.
Schwarzgelb schrieb eigentlich nur zwei konkrete Vorhaben in den K.O.alitionsvertrag: Atomkraftverlängerung und Beibehaltung der Wehrpflicht.
Wie es im Koalitionsvertrag heißt, halten die Koalitionsparteien im Grundsatz an der allgemeinen Wehrpflicht fest. Die sicherheitspolitische Lage, Auftrag und Aufgabenspektrum der Bundeswehr habe sich seit dem Ende des kalten Krieges grundlegend gewandelt. " Diesen Veränderungen ist angemessen Rechnung zu tragen", heißt es auf Seite 124 des Papiers. "Die Koalitionsparteien halten im Grundsatz an der allgemeinen Wehrpflicht fest mit dem Ziel, die Wehrdienstzeit bis zum 1. Januar 2011 auf sechs Monate zu reduzieren."
(muensterschezeitung.de 29.10.09)
An die Programmpunkte Laufzeitverlängerung und Wehrpflichtbeibehaltung will sich die Kanzlerin inzwischen nicht mehr so gerne erinnern lassen.
Ersterer kostete die Macht in Baden-Württemberg und sorgte schon dafür, daß in dem ATOMkonzern schlechthin, EnBW, die ehemalige Grünen-Vorsitzende Gunda Röstel als Aufsichtsrätin einziehen wird.
Der zweite Punkt fällt der Kanzlerin nun auch gerade vor die Füße.
Die dreisten Lügen des Luftikus-Ministers Guttenberg hatten zwischenzeitlich von der Sacharbeit im Verteidigungsministerium abgelenkt, aber mittlerweile wird überdeutlich was für ein sagenhaftes Desaster der CSU-Baron auf der Hardthöhe angerichtet hat.
Die grandiose neue schwarzgelbe Freiwilligenarmee muß leider ohne Frewillige auskommen.
Die Jobbeschreibung „Soldat“ wirkt ungefähr so attraktiv wie Fußpilz auf Deutschlands Jugendliche:
Besonders die Umstellung auf den Freiwilligendienst macht Probleme: Er stößt auf äußerst mäßiges Interesse. Von 498.000 jungen Männern, die im März und April angeschrieben wurden, äußerten nach Angaben des Verteidigungsministeriums nur rund 1800 Interesse. Das sind nicht einmal 0,4 Prozent. Ein mickriger Wert.
[…] auch den Beamten im Bendlerblock ist klar, dass man gerade mit Blick auf die Auslandseinsätze vor einem gewaltigen Problem steht, sollte die Zahl der Freiwilligen nicht drastisch zunehmen. Wie nervös die Lage die Truppe macht, offenbarte im März ein Schreiben des Heeresinspekteurs, Generalleutnant Werner Freers, an den Generalinspekteur Volker Wieker. "Im Übergang zur neuen Struktur werden wir große Lücken im Personalkörper hinnehmen müssen, die uns langjährig begleiten und nicht auszugleichen sein werden", warnte Freers damals.
(Spon 21.04.2011)
Während der Wirtschaftsminister vom “Aufschwung XXL“ faselt und der Finanzminister über sprudelnde Steuereinnahmen jubelt, ist für die Bundeswehr kein Geld übrig.
Ein Umstand, der mir persönlich herzlich egal ist, aber da Guido und Angie tausende Bundeswehrsoldaten in Auslandseinsätze schicken, wäre es ganz nett, wenn diese dann auch mit einer gewissen Mindestausrüstung versehen wären und nicht von ihren Müttern in der Heimat Tschibo-Ferngläser und im Internet ersteigerte Splitterschutzwesten geschickt bekommen müßten.
Gerade erst hatte die größte politische Luftnummer der letzten 20 Jahre, die nebenher auch noch Außenminister ist, ob des Libyen-Debakels 300 zusätzliche deutschen Soldaten für Afghanistan zugesagt.
Der Hindukusch hat schon für manches herhalten müssen. Mal wurde hier die "uneingeschränkte Solidarität" (Gerhard Schröder) mit den USA demonstriert, später die "Sicherheit Deutschlands" (Peter Struck) verteidigt. Und ganz aktuell, so jedenfalls erfuhr es am Freitag der Bundestag von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP), wird in Afghanistan nichts Geringeres verhindert, als "dass wir unsere Verbündeten in Libyen in Gefahr bringen". Nun sind Afghanistan und Libyen zwar sechstausend Kilometer voneinander entfernt, in der militärpolitischen Logik der schwarz-gelben Koalition aber, als deren prominentester Vertreter Westerwelle am Freitag vor dem Bundestag für die Ausweitung des Afghanistaneinsatzes warb, liegen die beiden Länder sehr nah beieinander: Deutschland beteilige sich zwar nicht an dem Krieg in Libyen, verteidigte Westerwelle erneut die Enthaltung im Sicherheitsrat. Dafür aber, quasi als Kompensation, sollten nun 300 zusätzliche Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan geschickt werden. Diese Soldaten würden in den Awacs-Aufklärungsflugzeugen über den gebirgigen Regionen Afghanistans eingesetzt, was den anderen Nato-Partnern wiederum ermögliche, ihre Soldaten verstärkt in Libyen einzusetzen. Westerwelle nannte dieses Vorgehen eine "Bündnispolitik der Vernunft".
(taz 25.03.2011)
Solange Merkel und Westerwelle weiterhin in Berlin die Bundesrepublik debakulieren, ist zu befürchten, daß es weiterhin "Bündnispolitik der Vernunft" geben wird und dafür wäre eine Bundeswehr, die sogar einsatzbereit ist, nicht ganz abwegig.
Aber wie man es schon bei dieser Regierung in der Umwelt-, Verkehrs-, Steuer-, Euro-, Wirtschafts-, Energie- und Sozialpolitik erlebt hat, wird sie auch den Bereich „Verteidigung“ schnellstmöglich zu Grunde richten.
Die Bundeswehr sei derart unterfinanziert, daß sie bald zum Erliegen käme.
Verlust der Bündnisfähigkeit, eingeschränkte Einsatzbereitschaft, Risiko für die nationale Sicherheitslage: Ein internes Gutachten aus dem Verteidigungsministerium warnt vor dramatischen Folgen, falls die Sparvorgaben für die Truppe beibehalten werden.
[…] Das Papier aus dem Ministerium ist allerdings ungewöhnlich deutlich. "Der deutsche Militärbeitrag wird weder der Rolle Deutschlands im Bündnis entsprechen, noch den nationalen Sicherheitsinteressen genügen. Diese Einschränkungen werden auf mittlere Sicht nicht reversibel sein", heißt es darin.
[…] Künftig könne die Bundeswehr nicht mehr ihre Aufgaben bei Auslandseinsätzen voll wahrnehmen. "Bei den vorgesehenen Eingriffen ins Fähigkeitsprofil wird die Unterstützung nur noch in einem Einsatzgebiet durchhaltefähig möglich sein." Auch die Einsätze der Marine gegen Piraten würden "erheblich eingeschränkt". Die Autoren des Papiers sehen auch die nationale Sicherheit gefährdet: "Mit der Verringerung des Umfangs wird die für den Heimatschutz verfügbare Truppe deutlich verkleinert. Der Verzicht auf ganze Fähigkeitsbereiche führt zu einem Kompetenzverlust, der im Falle einer sich verschlechternden Sicherheitslage in absehbarer Zeit nicht wird kompensiert werden können."
(Stern 21.04.2011)
Es wäre natürlich schön, wenn hinter der Demobilisierung der Bundeswehr die politische Strategie stünde, künftig Außenpolitik ohne militärische Mittel zu betreiben.
Ich halte das sogar theoretisch für möglich - denn all die Einsatzorte von NATO-Truppen entwickelten sich insbesondere deshalb zu Brennpunkten, weil die Politik des Westens über Dekaden schwer versagt hat und immer die übelsten Diktatoren wie Saddam im Irak, die Mudschaheddin in Afghanistan oder Gaddafi in Libyen mit Waffen ausrüstete.
Friedenspolitik wäre ja mal eine nette Abwechslung statt kaukasische, arabische und afrikanische Diktatoren mit Hightech-Kriegsspielzeug zu überhäufen.
Die Einsicht der schwarzgelben Bundesregierung in all die Fehler der Vergangenheit, die es beispielsweise im Umgang mit nordafrikanischen Potentaten gab, ist allerdings nahe Null.
Mit Begeisterung wiederholt man alles, was bisher schon schief lief. Derzeit wird der Usbekische Diktator Islam Karimow mit deutschen Steuergeldern aufgepäppelt.
Karimow, 73, der wegen erwiesener Korruption schon im Knast saß, putschte sich gegen Gorbatschow an die Macht in Taschkent und läßt sich seitdem immer mal wieder mit über 90% der Stimmen als Präsident „wählen“.
Mit den Usbeken, denen dieser Kurs nicht passt, macht Karimow kurzen Prozess.
Zuletzt ließ er im Jahr 2005 rund 600 „Aufständische“ von seinem Militär erschießen.
Die EU sprach nach dem Massaker Einreisverbote aus, kippte aber schon anderthalb Jahre später wieder um.
Kaum war Guido Westerwelle im Amt setzte die EU auf seinen Druck auch das Waffenembargo gegen Usbekistan aus:
Auf einem Gipfeltreffen in Luxemburg beschlossen die EU-Außenminister am Dienstag (27.10.2009), dieses Embargo wieder aufzuheben. Zur Begründung hieß es, die EU wolle die Verantwortlichen des Landes dazu ermutigen, weitere Schritte zur Verbesserung von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten zu unternehmen.
[…] Die Außenminister betonten dabei ihre auch weiterhin bestehende Sorge über die Lage der Menschenrechte in Usbekistan. Alle politischen Gefangenen und alle Menschenrechtler müssten auf freien Fuß gesetzt, die Meinungs- und Pressefreiheit garantiert und Kinderarbeit verboten werden. Nach Einschätzung von Menschenrechtsorganisationen hat sich jedoch die Lage der Menschenrechte in Usbekistan eher verschlechtert. Zahlreiche Menschenrechtler und Journalisten wurden in den vergangenen Jahren festgenommen.
[…]"Damit stellt die EU der usbekischen Regierung einen Freibrief für weitere Menschenrechtsverletzungen aus", erklärte die deutsche Menschenrechtlerin Barbara Lochbihler, die für die Grünen im Europaparlament sitzt. Imke Dierßen, Zentralasien-Expertin bei amnesty international, wertete die jüngste Entscheidung als "Schlag ins Gesicht der Opfer und Überlebenden". Denn noch immer gebe es in Usbekistan Folter und Übergriffe gegen Menschenrechtler. Die EU sei regelrecht "eingeknickt" und lasse "diejenigen im Stich, die sich in Usbekistan für die Einhaltung der Menschenrechte engagieren und dabei ihre Sicherheit und ihre Freiheit aufs Spiel setzen". Auch Deutschland geriet in die Kritik. Die Bundesrepublik habe ihre "Rolle als Motor der europäisch-zentralasiatischen Beziehungen" nicht genutzt, um Usbekistan dazu zu bewegen, vier Jahre nach dem Massaker in Andischan eine unabhängige internationale Untersuchung der Ereignisse zuzulassen.
(Deutsche Welle 28.10.2009)
Westerwelle und Merkel päppeln das Karimow-Regime inzwischen ganz offiziell:
110 Angehörige der Bundeswehr tun hier ihren Dienst in einer Umgebung, die zwar friedlich, aber nicht unbedingt freundlich ist. Die deutschen Soldaten werden mürrisch geduldet, was sich der örtliche Diktator Islam Karimow freilich gut bezahlen lässt. Ein Vertrag sichert seinem Regime neuerdings eine üppige Pauschale.
Ursprünglich einmal ging es um den gemeinsamen Kampf gegen den Terror. Schon seit längerer Zeit aber raunen Insider, die Usbeken verlangten für den 2002 errichteten Stützpunkt immer ungenierter Bares. Im vergangenen Jahr bezifferte die Bundesregierung die Kosten für den Stützpunkt Termes in der Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion auf 12,2 Millionen Euro im Jahr 2009.
[…] Neuerdings aber kassieren die Usbeken jährlich eine 'Ausgleichszahlung' in Höhe von 15,95 Millionen Euro. Im Januar wurde sie das erste Mal ans usbekische Finanzministerium überwiesen - rückwirkend für 2010.
'Das Regime von Karimow ist eines der brutalsten nicht nur in Zentralasien, sondern weltweit', beklagt die Bundestagsabgeordnete Viola von Cramon von den Grünen. 'Wenn die Bundesregierung mit solchen Zahlungen dazu beiträgt, dieses Regime zu festigen, dann ist das ein Skandal', fügt sie hinzu.
(Süddeutsche Zeitung 21.04.2011)
Falls in Zukunft der UN-Sicherheitsrat auf die Idee käme, es müsse unbedingt eine No-Fly-Zone über Usbekistan eingerichtet werden, um Karimow davon abzuhalten seine eigenen Leute zu massakrieren, kann Guido dann ja wieder seine "Bündnispolitik der Vernunft" praktizieren.
Fragt sich nur mit welchen Soldaten.
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