Sonntag, 3. April 2011
Nach mir die Sintflut.
Unser crazy Guido ist doch wirklich nach wie vor etwas eigenartig.
Er hat drei Jobs: FDP-Chef, Außenminister und Vize-Kanzler. (Letzterer ist eher eine Formalität und somit zu vernachlässigen.)
Aber als Parteichef ruiniert er die FDP und als Außenamts-Chef ruiniert er das Ansehen Deutschlands. Ein integerer Mann würde sich von allen Posten zurück ziehen; Westerwelle aber will nur einen der beiden wichtigen Jobs abgeben.
Offenbar ist ihm das Ansehen Deutschlands weniger wichtig und so wird er sich weiterhin dem Verderben desselben widmen und lediglich der Partei eine neue Chance geben.
Welch Kleingeist!
Die Welt würde das Aussterben der FDP kaum bemerken, aber das Aufschwingen der drittgrößten Wirtschaftsmacht zum Luftikus der UN ist schon ein erheblich größeres Problem.
Ich bin mir nicht sicher, wie Westerwelle seinen Amtseid verstanden hat, aber sollten die Spitzen der Bundesregierung nicht Schaden von Deutschland ABWENDEN, statt vermehren?
….Er ist ein nutzloser Außenminister. Westerwelle muss raus aus dem Kabinett, er muss die Freiheit zurückgewinnen, die Kanzlerin zu kritisieren. Vielleicht hat sich Guido Westerwelle am Dienstag in London an seine Teenagerzeit am Arndt-Gymnasium in Bonn erinnert gefühlt, als niemand mit ihm gesehen werden wollte. Er war damals uncool, und er ist es heute. Deutschlands aktuelle Schande ist zwar nicht so tief wie unter George Bush junior, als Donald Rumsfeld sich lieber hinter einer Säule versteckte, als Peter Struck die Hand zu schütteln. Nein, Westerwelles Kollegen betreiben immer noch Smalltalk mit ihm. Trotzdem: Für die westlichen Alliierten auf der Libyen-Konferenz war Guido die fleischgewordene deutsche Sonderrolle. Diplomaten in Berlin fragen sich, wie lange sich das Land noch von einem so offensichtlichen Leichtgewicht repräsentieren lassen will.
(Roger Boyes, Korrespondent der britischen Tageszeitung „The Times“. 02.04.2011)
Dann ließ der gleiche Mann die Partei innerhalb von eineinhalb Jahren auf bedeutungslose fünf Prozent schrumpfen. Römische Dekadenz, Hotelsteuer, das nicht eingehaltene, weil nicht einzuhaltende Wahlversprechen von massiven Steuersenkungen - überall hat sich Westerwelle verspekuliert. Es wurde nicht besser, als er in alter Oppositionspolitiker-Manier herumpolterte. Es wurde nicht besser, als er sich ruhig verhielt und nur den Außenminister gab. Im Gegenteil, er hat geschafft, was kein Außenminister vor ihm je hinbekommen hat: unbeliebtester Politiker zu sein. Aus dem liberalen Steuermantra "einfach, niedrig und gerecht" hat Westerwelle ein "peinlich, biestig und verrückt" gemacht. Peinlich, wie Westerwelle verdiente Parteispender mit auf Dienstreise nahm. Biestig, wie er in der Hartz-IV-Debatte Hilfeempfänger anpöbelte. Verrückt, wie er noch von Steuersenkungen schwafelte als längst klar war, dass die Realität ihn überholt hat. Westwelle ist kein Opfer von politischen Meuchelmördern. Er ist - wenn überhaupt - das Opfer seiner Eitelkeit
(Thorsten Denkler, SZ, 03.04.11)
Aber der Vizekanzler ist der Realität offenbar schon seit mindestens einer Dekade entrückt.
Daß er ungefähr so beliebt wie Fußpilz ist und als Repräsentant Deutschlands auch die internationale Sympathie für das Land in den Orkus hinab zieht, ist ihm egal.
„ Nach mir die Sintflut“ war und ist das Motto des Provinz-Anwaltes auf dem zweiten Bildungsweg aus Bad Honnef.
Eine unangenehme Person mit absurden Ansichten, über die man bestenfalls herzlich lachen kann.
"Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt's einen, der die Sache regelt. Und das bin ich." So formulierte Guido Westerwelle vor Jahren die Machtverhältnisse in der FDP.
A propos Absurdes: Passend zum Thema habe ich heute in einem Comedy-Buch über einen anderen berühmt-berüchtigten Kapitän und eine Sintflut gelesen, um mich ein bißchen aufzuheitern.
1 Dann segnete Gott Noach und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar, vermehrt euch und bevölkert die Erde! 2 Furcht und Schrecken vor euch soll sich auf alle Tiere der Erde legen, auf alle Vögel des Himmels, auf alles, was sich auf der Erde regt, und auf alle Fische des Meeres; euch sind sie übergeben. 3 Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Alles übergebe ich euch wie die grünen Pflanzen.
(Gen. 9)
Tja, die Philosophie des massenhaften menschlichen Vermehrens auf Kosten der Umwelt, ist genauso gescheitert wie Guidos Neoliberalismus.
6 Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut wird durch Menschen vergossen. Denn: Als Abbild Gottes hat er den Menschen gemacht. 7 Seid fruchtbar und vermehrt euch; bevölkert die Erde und vermehrt euch auf ihr!
(Gen. 9)
Auch das menschliche Blutvergießen, auf das man mit mehr Blutvergießen zu reagieren habe, scheint im Irak, in Afghanistan und anderswo nicht besonders zielführend zu sein.
11 Ich habe meinen Bund mit euch geschlossen: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben.
(Gen. 9)
Nach den Tsunamis von Indonesien 2004 und Japan 2011 kann man sagen, daß Gott ganz offensichtlich auch genau lügt wie Guido Westerwelle.
20 Dann baute Noach dem Herrn einen Altar, nahm von allen reinen Tieren und von allen reinen Vögeln und brachte auf dem Altar Brandopfer dar. 21 Der Herr roch den beruhigenden Duft und der Herr sprach bei sich: Ich will die Erde wegen des Menschen nicht noch einmal verfluchen; denn das Trachten des Menschen ist böse von Jugend an. Ich will künftig nicht mehr alles Lebendige vernichten, wie ich es getan habe.
(Gen. 8)
Nun ist Gott offensichtlich völlig gaga, geradezu Guido-mäßig gaga.
20 Noach wurde der erste Ackerbauer und pflanzte einen Weinberg. 21 Er trank von dem Wein, wurde davon betrunken und lag entblößt in seinem Zelt. 22 Ham, der Vater Kanaans, sah die Blöße seines Vaters und erzählte davon draußen seinen Brüdern. 23 Da nahmen Sem und Jafet einen Überwurf; den legten sich beide auf die Schultern, gingen rückwärts und bedeckten die Blöße ihres Vaters. Sie hatten ihr Gesicht abgewandt und konnten die Blöße des Vaters nicht sehen. 24 Als Noach aus seinem Rausch erwachte und erfuhr, was ihm sein zweiter Sohn angetan hatte, 25 sagte er: Verflucht sei Kanaan. / Der niedrigste Knecht sei er seinen Brüdern. 26 Und weiter sagte er: Gepriesen sei der Herr, der Gott Sems, / Kanaan aber sei sein Knecht. 27 Raum schaffe Gott für Jafet. / In Sems Zelten wohne er, / Kanaan aber sei sein Knecht. 28 Noach lebte nach der Flut noch dreihundertfünfzig Jahre. 29 Die gesamte Lebenszeit Noachs betrug neunhundertfünfzig Jahre, dann starb er.
(Gen. 9)
Und auch das Ende der Geschichte ist genauso glaubwürdig wie die FDP-Steuersenkungsversprechen und das „liberale Sparbuch“.
Nachtrag:
Ich teile nicht die Sorge, die FDP könnte mit einem Parteichef Rösler oder Lindner urplötzlich wieder so stark werden, daß Schwarz-Gelb wieder erblüht. Als SPD-Mitglied habe ich Erfahrung mit schnellen Wechseln an der Parteispitze und weiß, was das in Umfragen nützt:
NICHTS.
Insofern schließe ich mich Heribert Prantl an, der als einer der wenigen Guido Westerwelle in Schutz nimmt: Er sei immerhin nicht allein Schuld am Absturz der FDP. Immerhin. Auch die anderen FDP-Zampanos sind richtig schlecht!
Für die Westerwelle-FDP gilt, was einst der Rechtsgelehrte und frühere FDP-Innenminister Werner Maihofer über die Große Koalition der Jahre 1966 bis 1969 gesagt hat: "Große Worte überall, aber kleine Taten". Die Führungs- und Personaldebatte der Freidemokraten unterliegt einem error in persona: Das Problem heißt nämlich nicht nur und nicht in erster Linie Guido Westerwelle; es heißt auch Bundestagsfraktion; sie ist matt und unpolitisch. Und viele von denen, die Westerwelle jetzt abserviert haben, gehören mit zum Problem: Haben sie Westerwelles Schwächen erst jetzt entdeckt? Wo waren sie, als die liberalen Bürgerrechtler an den Rand der Partei gedrängt und ihr Heil nicht mehr dort, sondern in Karlsruhe suchen mussten? Wo sind die Liberalen, die sich geschämt haben, als das Bundesverfassungsgericht viel rechtsstaatlicher war als die FDP? Ist die Dürre der Partei erst jetzt urplötzlich ausgebrochen? Hat Westerwelle die Klientelpolitik, die Steuersenkereien, das ganze freidemokratische Schlaraffenlandprogramm allein formuliert und diktiert? War er es ganz allein, der die FDP an die Union gekettet hat? Man kann sich Westerwelle wegdenken, ohne dass die Defizite der Partei entfielen. Die innerparteiliche Kritik an Westerwelle ist daher ebenso zutreffend wie wohlfeil.
(SZ, 03.04.11)
Er hat drei Jobs: FDP-Chef, Außenminister und Vize-Kanzler. (Letzterer ist eher eine Formalität und somit zu vernachlässigen.)
Aber als Parteichef ruiniert er die FDP und als Außenamts-Chef ruiniert er das Ansehen Deutschlands. Ein integerer Mann würde sich von allen Posten zurück ziehen; Westerwelle aber will nur einen der beiden wichtigen Jobs abgeben.
Offenbar ist ihm das Ansehen Deutschlands weniger wichtig und so wird er sich weiterhin dem Verderben desselben widmen und lediglich der Partei eine neue Chance geben.
Welch Kleingeist!
Die Welt würde das Aussterben der FDP kaum bemerken, aber das Aufschwingen der drittgrößten Wirtschaftsmacht zum Luftikus der UN ist schon ein erheblich größeres Problem.
Ich bin mir nicht sicher, wie Westerwelle seinen Amtseid verstanden hat, aber sollten die Spitzen der Bundesregierung nicht Schaden von Deutschland ABWENDEN, statt vermehren?
….Er ist ein nutzloser Außenminister. Westerwelle muss raus aus dem Kabinett, er muss die Freiheit zurückgewinnen, die Kanzlerin zu kritisieren. Vielleicht hat sich Guido Westerwelle am Dienstag in London an seine Teenagerzeit am Arndt-Gymnasium in Bonn erinnert gefühlt, als niemand mit ihm gesehen werden wollte. Er war damals uncool, und er ist es heute. Deutschlands aktuelle Schande ist zwar nicht so tief wie unter George Bush junior, als Donald Rumsfeld sich lieber hinter einer Säule versteckte, als Peter Struck die Hand zu schütteln. Nein, Westerwelles Kollegen betreiben immer noch Smalltalk mit ihm. Trotzdem: Für die westlichen Alliierten auf der Libyen-Konferenz war Guido die fleischgewordene deutsche Sonderrolle. Diplomaten in Berlin fragen sich, wie lange sich das Land noch von einem so offensichtlichen Leichtgewicht repräsentieren lassen will.
(Roger Boyes, Korrespondent der britischen Tageszeitung „The Times“. 02.04.2011)
Dann ließ der gleiche Mann die Partei innerhalb von eineinhalb Jahren auf bedeutungslose fünf Prozent schrumpfen. Römische Dekadenz, Hotelsteuer, das nicht eingehaltene, weil nicht einzuhaltende Wahlversprechen von massiven Steuersenkungen - überall hat sich Westerwelle verspekuliert. Es wurde nicht besser, als er in alter Oppositionspolitiker-Manier herumpolterte. Es wurde nicht besser, als er sich ruhig verhielt und nur den Außenminister gab. Im Gegenteil, er hat geschafft, was kein Außenminister vor ihm je hinbekommen hat: unbeliebtester Politiker zu sein. Aus dem liberalen Steuermantra "einfach, niedrig und gerecht" hat Westerwelle ein "peinlich, biestig und verrückt" gemacht. Peinlich, wie Westerwelle verdiente Parteispender mit auf Dienstreise nahm. Biestig, wie er in der Hartz-IV-Debatte Hilfeempfänger anpöbelte. Verrückt, wie er noch von Steuersenkungen schwafelte als längst klar war, dass die Realität ihn überholt hat. Westwelle ist kein Opfer von politischen Meuchelmördern. Er ist - wenn überhaupt - das Opfer seiner Eitelkeit
(Thorsten Denkler, SZ, 03.04.11)
Aber der Vizekanzler ist der Realität offenbar schon seit mindestens einer Dekade entrückt.
Daß er ungefähr so beliebt wie Fußpilz ist und als Repräsentant Deutschlands auch die internationale Sympathie für das Land in den Orkus hinab zieht, ist ihm egal.
„ Nach mir die Sintflut“ war und ist das Motto des Provinz-Anwaltes auf dem zweiten Bildungsweg aus Bad Honnef.
Eine unangenehme Person mit absurden Ansichten, über die man bestenfalls herzlich lachen kann.
"Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt's einen, der die Sache regelt. Und das bin ich." So formulierte Guido Westerwelle vor Jahren die Machtverhältnisse in der FDP.
A propos Absurdes: Passend zum Thema habe ich heute in einem Comedy-Buch über einen anderen berühmt-berüchtigten Kapitän und eine Sintflut gelesen, um mich ein bißchen aufzuheitern.
1 Dann segnete Gott Noach und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar, vermehrt euch und bevölkert die Erde! 2 Furcht und Schrecken vor euch soll sich auf alle Tiere der Erde legen, auf alle Vögel des Himmels, auf alles, was sich auf der Erde regt, und auf alle Fische des Meeres; euch sind sie übergeben. 3 Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Alles übergebe ich euch wie die grünen Pflanzen.
(Gen. 9)
Tja, die Philosophie des massenhaften menschlichen Vermehrens auf Kosten der Umwelt, ist genauso gescheitert wie Guidos Neoliberalismus.
6 Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut wird durch Menschen vergossen. Denn: Als Abbild Gottes hat er den Menschen gemacht. 7 Seid fruchtbar und vermehrt euch; bevölkert die Erde und vermehrt euch auf ihr!
(Gen. 9)
Auch das menschliche Blutvergießen, auf das man mit mehr Blutvergießen zu reagieren habe, scheint im Irak, in Afghanistan und anderswo nicht besonders zielführend zu sein.
11 Ich habe meinen Bund mit euch geschlossen: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben.
(Gen. 9)
Nach den Tsunamis von Indonesien 2004 und Japan 2011 kann man sagen, daß Gott ganz offensichtlich auch genau lügt wie Guido Westerwelle.
20 Dann baute Noach dem Herrn einen Altar, nahm von allen reinen Tieren und von allen reinen Vögeln und brachte auf dem Altar Brandopfer dar. 21 Der Herr roch den beruhigenden Duft und der Herr sprach bei sich: Ich will die Erde wegen des Menschen nicht noch einmal verfluchen; denn das Trachten des Menschen ist böse von Jugend an. Ich will künftig nicht mehr alles Lebendige vernichten, wie ich es getan habe.
(Gen. 8)
Nun ist Gott offensichtlich völlig gaga, geradezu Guido-mäßig gaga.
20 Noach wurde der erste Ackerbauer und pflanzte einen Weinberg. 21 Er trank von dem Wein, wurde davon betrunken und lag entblößt in seinem Zelt. 22 Ham, der Vater Kanaans, sah die Blöße seines Vaters und erzählte davon draußen seinen Brüdern. 23 Da nahmen Sem und Jafet einen Überwurf; den legten sich beide auf die Schultern, gingen rückwärts und bedeckten die Blöße ihres Vaters. Sie hatten ihr Gesicht abgewandt und konnten die Blöße des Vaters nicht sehen. 24 Als Noach aus seinem Rausch erwachte und erfuhr, was ihm sein zweiter Sohn angetan hatte, 25 sagte er: Verflucht sei Kanaan. / Der niedrigste Knecht sei er seinen Brüdern. 26 Und weiter sagte er: Gepriesen sei der Herr, der Gott Sems, / Kanaan aber sei sein Knecht. 27 Raum schaffe Gott für Jafet. / In Sems Zelten wohne er, / Kanaan aber sei sein Knecht. 28 Noach lebte nach der Flut noch dreihundertfünfzig Jahre. 29 Die gesamte Lebenszeit Noachs betrug neunhundertfünfzig Jahre, dann starb er.
(Gen. 9)
Und auch das Ende der Geschichte ist genauso glaubwürdig wie die FDP-Steuersenkungsversprechen und das „liberale Sparbuch“.
Nachtrag:
Ich teile nicht die Sorge, die FDP könnte mit einem Parteichef Rösler oder Lindner urplötzlich wieder so stark werden, daß Schwarz-Gelb wieder erblüht. Als SPD-Mitglied habe ich Erfahrung mit schnellen Wechseln an der Parteispitze und weiß, was das in Umfragen nützt:
NICHTS.
Insofern schließe ich mich Heribert Prantl an, der als einer der wenigen Guido Westerwelle in Schutz nimmt: Er sei immerhin nicht allein Schuld am Absturz der FDP. Immerhin. Auch die anderen FDP-Zampanos sind richtig schlecht!
Für die Westerwelle-FDP gilt, was einst der Rechtsgelehrte und frühere FDP-Innenminister Werner Maihofer über die Große Koalition der Jahre 1966 bis 1969 gesagt hat: "Große Worte überall, aber kleine Taten". Die Führungs- und Personaldebatte der Freidemokraten unterliegt einem error in persona: Das Problem heißt nämlich nicht nur und nicht in erster Linie Guido Westerwelle; es heißt auch Bundestagsfraktion; sie ist matt und unpolitisch. Und viele von denen, die Westerwelle jetzt abserviert haben, gehören mit zum Problem: Haben sie Westerwelles Schwächen erst jetzt entdeckt? Wo waren sie, als die liberalen Bürgerrechtler an den Rand der Partei gedrängt und ihr Heil nicht mehr dort, sondern in Karlsruhe suchen mussten? Wo sind die Liberalen, die sich geschämt haben, als das Bundesverfassungsgericht viel rechtsstaatlicher war als die FDP? Ist die Dürre der Partei erst jetzt urplötzlich ausgebrochen? Hat Westerwelle die Klientelpolitik, die Steuersenkereien, das ganze freidemokratische Schlaraffenlandprogramm allein formuliert und diktiert? War er es ganz allein, der die FDP an die Union gekettet hat? Man kann sich Westerwelle wegdenken, ohne dass die Defizite der Partei entfielen. Die innerparteiliche Kritik an Westerwelle ist daher ebenso zutreffend wie wohlfeil.
(SZ, 03.04.11)
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Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
Anders herum wäre es mir lieber gewesen. Aber Guido wollte dem Rauswurf zuvor kommen.
Schade, aber als Außenminister, kann man ihn ja nicht so einfach feuern. Da wird er uns also noch etwas erhalten bleiben.
Bis er dann auch für den Posten völlig untragbar wird oder es Wahlen gibt. Ich denke, er wird nicht bis zum Ende bleiben. Der Typ ist eine Lachnummer.
Falls Witzfigur Guido nun noch mal richtig scheiße baut, KÖNNTE Angie ihn theoretisch schon feuern, ohne daß die CDU-FDP-Koalition zerbräche.
Denn die FDP wird alles schlucken, um nicht in Neuwahlen zu müssen, in denen sie womöglich alle Posten und alle Parlamentssitze verlöre.
Solange der Außenminister aber auch noch Parteichef war, konnte Angie ihn nicht feuern; das wäre es zu großer Affront gegen den K.O.alitionpartner gewesen.
LGT
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