TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Sonntag, 13. März 2011

Der Spaßvogel, sein Intimfeind und ihre gottesfürchtige Mutti

Der 45-Jährige Katholik Norbert Röttgen ist der ganz große Profiteur des Guttenberg-Rücktritts. Er ist dermaßen von sich selbst begeistert, daß ihm Parteifreunde nachsagen, er betrachte seine zukünftige Amtszeit als Bundeskanzler lediglich als Sprungbrett zum Job des Uno-Generalsekretärs und der Weltherrschaft.
Den populären Baron aus Franken betrachtete der Umweltminister als einzigen ernstzunehmenden Konkurrenten auf Merkels Job in seiner Alterskohorte.
Zum Gegelten gibt es weitere Parallelen. Beide sind Juristen und beide betrachten die konkrete politische Arbeit, das Aktenfressen und die vielen Gremiensitzungen als überflüssiges Tamtam.

Als der 'Erste Parlamentarische Geschäftsführer' der CDU/CSU-Fraktion Norbert Röttgen 2006 ankündigte ab dem 1. Januar 2007 Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) werden, sah er es als unnötig an seinen Nebenjob als Bundestagsabgeordneter aufzugeben.
Das Dasein als Volksvertreter empfand er als lästige Petitesse, die seinem Amt als Cheflobbyist der deutschen Industrie nicht im Wege stehen sollte.
Erst auf massiven Druck der BDI-Altvorderen Henkel und Rogowski entschied sich der Industriegünstling gegen den Sitzen-Lobbyistenjob.

Den NRW-Mann ausgerechnet zum Umweltminister zu machen, zeugt natürlich von einer gehörigen Portion „schwarzen Humors“ der Bundeskanzlerin. Es verwunderte eigentlich wenig, daß Röttgen nach dem Ausmauscheln der Milliardengeschenke an die deutsche Atomlobby im Kanzleramt ein Umweltminister an die Presse trat und verkündete er sei bei der Entscheidungsfindung nicht gefragt worden; habe bei den Beratungen gar nicht teilgenommen.

So kann nun der drittälteste Reaktorpark der Welt, der Deutsche nämlich, noch einmal 12 Jahre weiterlaufen. Methusalem-Atomanlagen wie Biblis und Neckarwestheim; strategisch günstig direkt auf der erdbebengefährdeten Rheinspalte errichtet; dürfen lockere 60 Jahre am Netz bleiben.
Der Fukushima-Meiler hat deutsche Verwandte, Siedewasserreaktoren der Baulinie 69. Zu ihr gehören die störanfälligen Isar 1, Philippsburg 1 und Brunsbüttel.

Ein bißchen hatte Röttgen im Vorfeld aber doch „mitgewirkt“ indem er Wolfgang Renneberg, Atomexperte und 2005-2009 Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit im Umweltministerium feuerte.
Er fand eine tolle Alternative für Renneberg.

Umweltminister Röttgen berief mit Gerald Hennenhöfer einen fanatischen Atomlobbyisten zum Chef für die Reaktorsicherheit.
Hennenhöfer war schon 1994 bis 1998 der engste Mitarbeiter einer gewissen Ministerin namens Merkel, als die warnenden Gutachten zu Atommüllendlagern so gefälscht wurden, daß die vollkommen ungeeignete Anlagen zur Freude der Atomlobby zu tickenden Zeitbomben auf Milliardenkosten des Steuerzahlers verkamen.
Merkels Nachfolger Jürgen Trittin tat das einzig Richtige - er feuerte Hennenhöfer auf der Stelle.
Merkels persönlicher Atomwahrheitsmanipulator fiel allerdings weich und wurde Generalbevollmächtigter für Wirtschaftspolitik beim Münchner Energiekonzern Viag, der im Jahr 2000 mit der Veba zum Stromriesen Eon verschmolz.
Als Anwalt verteidigte der Atommafiosi das Helmholtz-Zentrum München (Betreiberin des umstrittenen Versuchsendlagers Asse II) gegen Bürgerinitiativen.

Offensichtlich handelt es sich bei dieser Personalie auch schlicht und ergreifend um einen Witz - ich weiß gar nicht, was sich die Opposition so aufregt.

„Das ist fahrlässig und abenteuerlich”, giftete [...] Röttgens Vorgänger und SPD-Chef Sigmar Gabriel. Durch die Ernennung des „Lobbyisten der Atomwirtschaft” sei die „freundliche Maske” Röttgens gefallen. Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn schimpfte: „Mit der Ernennung eines Atomlobbyisten zum Verantwortlichen für Reaktorsicherheit macht Röttgen den Bock zum Gärtner.” Tobias Münchmeyer, Atom-Experte bei Greenpeace, bezeichnete Hennenhöfer als „altbekannten Atom-Hardliner”. Ihn zum obersten Strahlenschützer zu machen sei, als „hätte man Manfred Kanther zum Integrationsbeauftragten der Bundesregierung ernannt”.

Röttgens „ich weiß von nichts“-Strategie bewährte sich auch beim E-10 Chaos.
Während ausgerechnet der tappsige Geronto-Weinfreund Brüderle zum Benzingipfel lud (eine reine PR-Maßnahme, die auch mit einem Telefonat erledigt gewesen wäre), weilte der Umweltminister im Skiurlaub. Auch dieses Thema hatte er einfach verschlafen.

Humor bewies der Umweltminister dieses Wochenende.
Als Mitglied der Bundesregierung, die die gigantischste Neuverschuldung aller Zeiten aufgetürmt hat, dafür bei den Armen abkassiert (Erhöhung der Krankenkassenbeiträge etc) und Milliardengeschenke an die Großindustrie verteilt, reiste er am gestrigen Samstag nach Siegen in NRW (es ist ja nicht so, daß nur weil gerade ein paar Kernschmelzen in Atomkraftwerken die größte radioaktive Katastrophe der Geschichte verursachen könnten, im Moment der Umweltminister woanders gebraucht würde), um dort der rotgrünen Landesregierung vorzuwerfen sie mache zu viele neue Schulden und eine unsoziale Politik! LOL

Röttgen nutzte seine 45-minütige temperamentvolle und rhetorisch anspruchsvolle Rede zu heftigen Attacken gegen die Finanzpolitik der rot-grünen Minderheitsregierung unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Zentraler Satz: „Sozialdemokraten können nicht mit Geld umgehen.“ Dieses uralte Element der politischen Auseinandersetzung kam bei den Delegierten bestens an. Röttgen geißelte die hohe Neuverschuldung als „unsozial und ungerecht“, da sie künftige Generationen belaste. Daher entlarve sich auch der Begriff von Hannelore Kraft, Rot-Grün betreibe eine vorsorgende Finanzpolitik, als falsch, so Röttgen. Der Drohung der SPD mit Neuwahlen begegnete Röttgen mit dem Satz: „Die glauben, ihnen gehört das Land.“ Auch da gab es breiten Beifall.
(Frank Uferkamp 13.03.11)

Ja, doch, im Moment neige ich mal wieder zu der These mich augenblicklichen in einem gigantischen Witz zu befinden, aus dem ich hoffentlich bald aufwache.

Röttgens Chefin lügt unterdessen ohne rot zu werden in der ARD das Blaue vom Himmel runter - beim Laufzeitverlängerungsgesetz habe man die „Sicherheit noch einmal erhöht“.
Wahr ist das Gegenteil; Schwarzgelb hat die Investitionen in Sicherheit der Kernanlagen auf 500 Millionen Euro begrenzt und ermöglicht, daß die seit vielen Jahren (in der Annahme sie gingen ohnehin bald vom Netz) nicht nachgerüsteten Uraltreaktoren weiterhin Störfall um Störfall produzieren können.

„Ich glaube wir machen Politik nun wirklich nicht nach jeder Landtagswahl.“

Auch dies ein Merkel-Satz, der in seiner Dreistigkeit beeindruckt. Eben, im ARD-Brennpunkt sprach die Kanzlerin ihn und ich bin schwer beeindruckt von Moderator Deppendorf, der nicht laut lachend vom Stuhl gekippt ist!
Ausgerechnet Merkel, die ihre gesamte Politik ausschließlich den CDU-Wahlerfolgen unterstellt!

In Stuttgart liefern sich Schwarz-Gelb und Rot-Grün in den Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. CDU-Ministerpräsident Stefan Mappus aber steht nun plötzlich unter ganz besonderen Druck: Er hat sich über Monate als Atom-Vorkämpfer inszeniert, hat sogar Umweltminister Röttgen zwischenzeitlich zum Rücktritt aufgefordert, weil der die AKW-Laufzeiten nur moderat verlängern wollte. Grünen-Chefin Claudia Roth sagte im Interview mit SPIEGEL ONLINE zum Wahlkampf im Ländle: "Die Frage, ob ein Atomlobbykurs wie der von Ministerpräsident Mappus das Land zukunftssicher macht, wird bestimmt eine Rolle spielen." Mappus sei schließlich "einer der Hauptverantwortlichen für die Laufzeitverlängerungen".
Mappus droht der Wahlsonntag.
Am Ende könnten ein, zwei Prozentpunkte entscheidend sein. Und in Mappus' Umfeld trauen sie dem Japan-Schock noch deutlich mehr zu. Ausgerechnet in Baden-Württemberg steht auch einer der umstrittensten Uralt-Reaktoren: in Neckarwestheim. Um die Notstromversorgung des Meilers gab es in der Vergangenheit immer wieder Diskussionen, zudem steht der Meiler in der Region des Rheingrabens, einer geologischen Bruchzone, in der es durchaus zu kleineren Erdbeben kommen kann.

(Spon 13.03.11)

Herr Mappus, der sich "Roland Kochs Raubein" Dirk Metz als Chefstrategen geholt hat, ist bereits so verunsichert, daß er ganz ganz unterirdisch tief trickst.
Der grüne Spitzenkandidat Winfried Kretschmann sei viel zu krank, um zu regieren, waberte es aus CDU-Kreisen.
Es werden Erinnerungen an Schleswig-Holstein 1987 wach, als CDU-Mann Barschel Gerüchte streute, sein SPD-Konkurrent Engholm leide an AIDS.

TS: Sie machen Mappus für Gerüchte um Ihren Gesundheitszustand verantwortlich. Haben Sie dafür Belege?

Winfried Kretschmann: Zunächst einmal: Ich fühle mich fit und gesund. Die Flüsterkampagne über meinen angeblich schlechten Gesundheitszustand ist durch einen Staatssekretär offenkundig geworden. In Verbindung mit der Thematisierung meines Alters und Mappus’ Behauptung, hinter mir würde Cem Özdemir lauern, ist das eine unanständige Kampagne.

TS: Sie wirken persönlich getroffen.

Winfried Kretschmann: Das hat mich in der Tat schwer getroffen. Gesundheit und Alter macht man nicht zum Thema der Politik.

TS: Nun müssen Sie mit dem Misstrauen mancher Wähler leben, die ja wissen, dass kein Spitzenkandidat gesundheitliche Probleme einräumen würde.

Winfried Kretschmann: Genau darum ist es unerlaubt, solche Gerüchte zu streuen. Das ist eine schwere Verletzung politischer Fairness. Das richtet viel mehr Schaden an, als sich Stefan Mappus vorstellen kann. Das schadet der Politik insgesamt enorm.

TS: Sprechen Sie Stefan Mappus die charakterliche Eignung ab, das Land zu regieren?

WK: Seinem Regierungsstil fehlen Besonnenheit, Maß und Berechenbarkeit.
(Tagesspiegel 12.02.2011)

Der spinnt doch, der Kretschmann.
Wozu sollen CDU-Politiker „Besonnenheit, Maß und Berechenbarkeit“ benötigen?
Sie haben doch das „C“ im Namen und damit Gott auf ihrer Seite!

Zum Abschluss der geistlichen Themenabende zur Fastenzeit stellte Röttgen die Vereinbarkeit von christlichem Schöpfungsverständnis und politisch organisiertem Umweltschutz heraus. Die „kulturelle Kraft“ der christlichen Sprache sei unerlässlich, um die Zerstörung zu benennen. „Gott ordnet in der Schöpfung das Chaos der Welt“, leitete Röttgen daraus eine politische Handlungsanweisung ab: „Die Aufgabe, eine gute Ordnung zu schaffen, liegt im Zentrum des Wandels unserer Zeit.“
(Westfälische Nachrichten 25.03.2010)

Und auch Merkel sieht sich nicht veranlasst als Kanzerlin für die Sicherheit der Deutschen zu Sorgen - das sei Sache Gottes!



Merkel betonte, die Vorgänge würden Deutschland „nach menschlichem Ermessen nicht beeinflussen“.
Sie zeigten aber auch, „dass es Kräfte der Natur gibt, vor denen wir machtlos stehen und die von uns immer wieder ein Stück Demut erfordern“, sagte sie weiter. „Wir sollten Ehrfurcht haben vor der Natur“, fuhr Merkel fort und fügte hinzu: „Jawohl wir wissen, dass wir auch ein Stück weit in Gottes Hand sind.“
(FR 13.03.11)

4 Kommentare:

Homer Simpson hat gesagt…

Dem Pack fällt Gott immer nur dann ein, wenn man sich seiner Verantwortung entledigen kann. Auf die Ereignisse, widerspricht sich Merkel gleich in einem Satz selbst.

ZITAT MERKEL: ...man darf nicht sagen, dass die Reaktoren sicher sind - sie sind sicher - aber man muss nun prüfen, blabla....ZITATENDE

Ja was den prüfen? Hat man das nicht? Was war den Grundlage für die Verlängerung der Laufzeiten? Eine Besichtigungstour durch das Pförtnerhaus von Neckarwestheim?

Oh, das ist aber sauber hier. Ja, das geht noch ein paar Jahre!

Und Röttgen beteuert stets die selbe hohle Phrase: "Die Sicherheit steht an erster Stelle!".

Das ist doch Gefasel! Die Nummer, Vertrauen zu erwecken, hat die CDU raus. Aber das Gewicht hinter solchen Aussagen, hat den selben Geist, wie das Gerede nach der letzten Schwarzgeldaffäre.

ZITAT MERKEL:"Wir müssen Vertrauen zurückgewinnen!" ZITATENDE

Von Vertrauen verdienen, hat sie nichts gesagt. Das Problem sind die Christen. Die glauben einfach jeden Scheiß. Die wählen auch jeden Scheiß.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@ Homer!

Angeblich glauben laut Umfragen die Wähler den Politikern recht wenig. Zur Bundestagswahl 2009 mitten in der Megaweltfinanzkrise hat zum Beispiel niemand der FDP geglaubt sie würde gewaltig die Steuern senken können.
Guido hat auch schon vorher kaum einer besondere Wirtschaftskompetenz, geschweige denn Kompetenz in der Außenpolitik zugetraut. Der Atomausstieg ist auch mehrheitlich positiv bewertet worden. Daß Schwarzgelb die Uraltmeiler wieder ans Netz bringt, war auch schon vor 2009 und vor dem 11.03.2011 nicht populär.

Das Erschreckende ist aber, daß eine Mehrheit dennoch Schwarzgelb gewählt hat.
Die Wähler sind also nicht etwa nur leichtgläubig, sondern irre Psychos, die schizophren entscheiden und dabei so eine Art Polit-SVV (SVV = „Ritzen“; Selbstverletzendes Verhalten) aufführen.
Spooky!!!

LGT

Trip hat gesagt…

Hallo !

Das wirklich Seltsame ist, dass sich nie ein Mensch findet, der dieses schwarz-gelbe Pack gewählt hat, wenn ich mal nachfrage. Scham ??? Gedächtnisverlust ???

Siehe auch Wahl Sachsen-Anhalt: das wär mal wieder eine Gelegenheit gewesen, denen den Hintern zu versohlen. Wo waren die WählerInnen eigentlich seit dem 11.03.11 ?? Drogenrausch ? Hinterm Mond ? In der Tiefsee ?

Ach ! Da könnte unsereins pausenlos an die Wand mit dem Kopf ... Neee, mittlerweile hab ich da so einen Drang, bestimmte Leute an die Wand ... Aber ich hatte eine gute Kinderstube !

Viele Grüße,
Trip

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@Trip!

Da kann ich Dir nur zustimmen!

Vor 15, 20 Jahren haben sich die Demoskopen noch erschrocken, daß die DVU, Rep und NPD-Wahlergebnisse viel höher als vorhergesagt waren. Man mußte erst lernen, daß bei Vorwahlbefragungen viele nicht die Wahrheit sagen, weil es ihnen selbst peinlich ist die Nazis zu wählen. Das schlimme Kreuz kam dann erst in der Wahlkabine.
Heute schämen sich die Leute nicht mehr dafür Nazis zu wählen, aber dafür scheinen die CDU- und FDP-Wähler auf Tauschstation gegangen zu sein!
Wo sind denn die sechs Millionen Westerwelle-Wähler vom Herbst 2009???

Positiv zu bemerken ist aber, daß sich immerhin einige öffentlich per Zeitungsanzeige entschuldigen:


http://www.kotzendes-einhorn.de/blog/2011-02/fdp-wahlern-tut-es-leid/

http://extra3.blog.ndr.de/tag/fdp/

LGT