TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Samstag, 14. August 2010

Guido ist `ne Tunte, Guido ist schwul!

Klickt man bei bekannten, linken Großbloggern wie Jens Berger oder Albrecht Müller auf die Label „Kotzbrocken“ oder „Unsympathen“, tauchen unweigerlich die Namen Clement, Sarrazin und Henryk M. Broder auf.

Niemand hasst vermeidlich Linke so sehr wie andere Linke.

Es gibt eine ganze Schublade des Schreckens, in der Figuren aus dem realpolitischem rot-grünen Spektrum mit festen Hass-Konnotationen verknüpft liegen.
Gerhard Schröder alias Gasprom-Gerd, Joschka Fischer alias Kriegstreiber, Heinz Buschkowsky alias Lummer der SPD, Sarrazin alias mindestens Nazi, Broder alias rechtsradikaler Durchgeknallter, Clement alias Stromlobbyhure, Klaus von Dohnanyi alias FDP-Freund, etc.

Eindeutig werde ich sehr viel mehr von den „richtigen“ Rechten getriggert - zum Beispiel CDUCSUFDP-Bundesminister oder Bischöfen.

Einige der linken Feindbildfiguren finde ich gar nicht schlimm, bzw sogar sehr gut - Joschka Fischer, Gerd Schröder oder Heinz Buschkowsky.

Sarrazin ist ein durchaus kluger Mensch, der in dem berühmten, ewig langen „Lettre International 86“-Interview seitenweise sehr kluge analytische Dinge von sich gab, bevor das „Kopftuchmädel produzieren“ kam.
Offensichtlich hat er eine kleine Macke, die ihn dazu zwingt immer einen deutlich zu extremen Satz mit einzuflechten. Deswegen redet er aber dennoch zu 95% hinhörungswürdige Sätze.

Zu Clement fällt mir nichts Positives ein, aber der ist raus aus der SPD und hängt nun zusammen mit Kumpel F. Merz („Mehr Kapitalismus wagen!“) ab.

Henryk M. Broder ist ein Sonderfall.
Ich habe bisher leider erst zwei seiner Bücher durchgelesen.
Die Irren von Zion. Hoffmann und Campe, Hamburg 1998 ist brillant. Kann ich nur empfehlen.
Kein Krieg, nirgends. Berlin Verlag, 2002 ist auch brillant formuliert. Kann ich aber nicht empfehlen. Inhaltlich ist das eine echte Pest. Dabei habe ich mich fast schwarzgeärgert.

So scheint es mir immer bei Broder zu sein - er ist so extrem polemisch und provokant, daß man es kaum aushält, wenn er zufällig anderer Meinung als man selbst ist.
Einfach gruselig was er beispielsweise über die Erderwärmung denkt.

Hat man ihn allerdings zufällig auf seiner Seite, sind seine Formulierungen ein absoluter Genuß.
Wenn er in seiner ruhigen Art in einer Talkshow sitzt und anwesenden Bischöfe zur Weißglut bringt, gefällt mir das natürlich.

Unvergessen, als er im Februar 2009 in Illners Schwatzrunde die „affirmative Schleimerei“ des Papst-Bewunderers Nathanael Liminski (23) von der "Generation Benedikt" beklagte.

Der anwesende Bischof (ich glaube es war Jaschke) warf ihm vor den „interreligiösen Dialog“ zu sabotieren, worauf Broder entgegnete er müsse sich diesbezüglich keine Vorhaltungen machen lassen, er führe den „interreligiösen Dialog“ jeden Tag, da er mit einer Katholikin verheiratet sei - das solle der Bischof ihm erst einmal nachmachen.

Gestern pupte Herr Broder in seiner Eigenschaft als SPIEGEL-Kolumnist Guido Westerwelle an.
Natürlich ist das auch kein Artikel ohne zweifelhafte Sätze, die ganz offensichtlich nur untergebracht sind, um ein paar seiner Kritiker auf die Palme zu bringen.
Im Großen und Ganzen hat er aber völlig Recht.

Es gibt einiges, worauf man als Deutscher stolz sein kann. Zum Beispiel die Tatsache, dass der Regierende Bürgermeister von Berlin ein bekennender Schwuler ist. Ebenso der derzeitige Außenminister. Wer sich noch an den Muff der fünfziger und sechziger Jahre erinnern kann, an das Geraune um den damaligen CDU-Außenminister Heinrich von Brentano, der als "unverheirateter Katholik bei seiner Mutter" lebte (Wikipedia), oder an den Satz von Franz Josef Strauß "Ich will lieber ein kalter Krieger sein als ein warmer Bruder" aus dem Jahre 1970, der weiß, dass die Einstellung gegenüber Homosexuellen ein Maßstab für den Zivilisationsgrad einer Gesellschaft ist.
Dabei geht es nicht um Toleranz, denn Toleranz ist ein Gnadenakt, der ebenso schnell widerrufen werden kann, wie er gewährt wurde. Den meisten Deutschen ist es egal, ob ein Politiker Homo, Hetero, Vegetarier oder Radfahrer ist; Guido Westerwelle wurde nicht zum Außenminister gewählt, weil er schwul ist, auch nicht, obwohl er schwul ist. Seine sexuelle Disposition war den Wählern einfach wurscht. Und daran wird sich - hoffentlich - nichts ändern, bis er eines Tages aus seinem Amt wieder rausgewählt wird.

(H.M. Broder am Freitag, den 13. August)

Geradezu ätzend polemisch wird Broder bei der Bewertung von Guidos Entschluß künftig seinen Herrn Mronz nicht mehr in Länder mitzunehmen, die homophobe Gesetze haben.
Denn:

"Wir wollen den Gedanken der Toleranz in der Welt befördern. Aber wir wollen auch nicht das Gegenteil erreichen, indem wir uns unüberlegt verhalten." Man muss diesen Satz nicht zweimal lesen, um zu begreifen, was in ihm steckt: Toleranz ist eine feine Sache, aber wir sollten es mit ihr nicht zu weit treiben. Das ist mehr als eine der üblichen Politiker-Sprechblasen, es ist moralisches Harakiri in Zeitlupe, eine Schande.
(H.M. Broder am Freitag, den 13. August)

Recht hat er, der Broder.

Das Schlimme an Guido Westerwelle ist nämlich nicht nur seine Politik, seine Arroganz, sein beständiges Mäandern zwischen beleidigen und beleidigt sein.
Nein, ganz übel ist es auch, daß er eine Sache, die glücklicherweise KEIN Thema ist, nämlich ob er lieber mit Männlein oder Weiblein unter der Bettdeckle liegt, mutwillig wieder zum Popanz aufbaut.

Broder hat Recht - wieso nimmt Guido auf einmal übergroße Rücksicht auf Leute, die Homosexuelle gerne an Baukränen aufhängen?

Auch das Thema Homo-Toleranz, das man in einem einigermaßen liberalen Umfeld eigentlich klar bewerten können sollte, verhunzt Guido.
Westerwelle war es selbst der die „Homophobie-Keule“ rausholte, als er ZU RECHT dafür kritisiert wurde, daß er auf Dienstreisen ständig seine engsten Geschäftsfreunde und Familie mitnahm.
Vorbehalte gegen Schwule hatten mit der Kritik an Guidos Nepotismus-Eskapaden gar nichts zu tun.
Also sollte der Mövenpickmann das auch nicht da hinein mischen.
Das ist so wie eine Frau, die fälschlich einen Mann der Vergewaltigung bezichtigt, echten Vergewaltigungsopfern ins Gesicht schlägt, weil sie potentiell dafür sorgt, daß ihnen nicht geglaubt wird.

Es war immerhin Guido selbst, der 2008 (!) damit herausplatzte, wie er das Thema Homophobie auf die Agenda als AA-Chef setzen würde:

"Wenn ich mir ein solches Amt nicht zutrauen würde, hätte ich nicht Vorsitzender der FDP werden dürfen," sagte er in einem Gespräch mit dem stern. Westerwelle wäre der erste bekennende Schwule, der das Außenamt leiten würde. Ein Hindernis sieht der FDP-Chef darin nicht: "Die ganz große Mehrheit der Bevölkerung hat überhaupt kein Problem mit meinem Privatleben. Es würde unserer Außenpolitik übrigens gut anstehen, wenn sie diesen Geist der deutschen Toleranz in andere Länder tragen würde".
Im stern-Interview sprach Westerwelle sich explizit dafür aus, jenen Staaten die Entwicklungshilfe zu streichen, die Frauen als Menschen zweiter Klasse behandelten "oder wo Männer und Frauen hingerichtet werden, nur weil sie homosexuell sind". Deutsche Außen- und Entwicklungspolitik müsse "immer auch die Vermittlung von freiheitlichen Werten sein".

(STERN-Interview 9. Dezember 2008)

Tja, selbst Schuld Herr Außenminister - nun müssen Sie sich auch mal an den Worten messen lassen.
Wie eigentlich alle FDP-Versprechen, außer der Milliarden-Beglückung des Barons von Fincks und reicher Erben, ist auch die homophile AA-Politik nur Makulatur.

Das ist eben nur Guido Westerwelle, ein zufällig schwuler Typ, der fast immer lügt, wenn er seinen Mund aufmacht und eine geradezu abstoßende Persönlichkeit hat.

Wenn Guido Homophobie wittert, sollte er sich vielleicht erst einmal an seine Wunschkoalitionspartner von CDU und CSU wenden.

Westerwelle gibt vor für Schwulenrechte einzutreten,
dabei hat er im Bundestag gegen das rot/grüne Lebenspartnerschaftsgesetz gestimmt.

Nun sitzt er als Vizekanzler an der Seite einer Kanzlerin, die seinerzeit vor das Bundesverfassungsgericht zog, um gegen die sogenannte „Homoehe“ (rot/grüne Lebenspartnerschaftsgesetz) zu klagen.
Noch heute sperrt Merkel sich gegen die „Homo-Adoption“.
Guido sitzt also im Kabinett mit Leuten zusammen, die ihm nicht die gleichen Rechte zugestehen, wie ihnen selbst.

Anders als in Riad oder Teheran, müßte er aber in Berlin nicht fürchten gehängt zu werden, wenn er dagegen protestierte.

Am 23. Oktober 2009 erklärte die bayerische Justizministerin Beate Merk voller Empörung, daß es auch Grenzen geben müsse!

"Es kann nicht sein, dass eine homosexuelles Paar ein Kind adoptiert.
Da ist der Rubikon überschritten!"

Das bizarre Alpenvolk hat nämlich noch im Jahr 2009 eine Regierung, die ein Normenkontrollverfahren beim Bundesverfassungsgericht anzettelte, um die böse Homoehe zu verhindern.
"Insbesondere eine Volladoption durch Lebenspartner wird es mit mir nicht geben", kündigte Merk an.

Homos sind nämlich bähbäh weiß die CSU.
In eine Koalition mit der FDP gezwungen, mußte Justizchefin Merk die in Karlsruhe anhängige Klage zwar widerstrebend zurückziehen, aber die Christsozialen vergaßen nicht klarzustellen, wie sie die Causa sehen:

“Ich glaube, dass die Ehe zwischen Vater und Mutter, dass die Familie mit Vater und Mutter die Zukunft ist, nicht etwas anderes, das ist die Moderne, und nicht eine Fehlentwicklung, die sich hoffentlich bald wieder legen wird.”
(Unions-Bundestags-Fraktionsjustizexperte Norbert Geis)

Schwule und Lesben sind eine „Fehlentwicklung“, also unnatürlich - soweit der K.O.alitionspartner von Guido Westerwelle.

Kein Problem für den obersten Diplomaten Deutschlands, der nun auch im Ausland nicht mehr „provozieren“ will.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Tammox!

Das einzig Positive, das ich an der Außenministerschaft Westerwelles finden konnte, war genau dies, auch die besuchten homophoben Länder zu zwingen Position zu beziehen: Akzeptieren, dass der Gast homosexuell ist und seinen Partner so selbstverständlich mitbringt wie jeder heterosexuelle Außenminister anderer Staaten, oder ihr zur "persona non grata" zu erklären und sich damit im internationalen Kontext selbst lächerlich zu machen.

Wenn Westerwelle das aufgibt und mit "Toleranz" zu erklären versucht, hat er den Begriff wohl nicht verstanden und sollte mal "Repressive Toleranz" von Herbert Marcuse lesen. (Nun ja, verstehen muss er das Essay dann schon auch noch.)


Zu Deiner Bewertung einiger "Linker":

a) Wie kommst Du bloß darauf, Schröder, Clement oder Sarrazin seien "links"? Es gibt (immer noch) "Linke" in der SPD, aber die gehör(t)en sicher nicht dazu.

b) Wenn jemand sich in absolut indiskutabler Weise äußert, wie das z. B. Herr Sarrazin gerne tut, ist er als Person untragbar (viel früher sagte man dazu "nicht mehr satisfaktionsfähig"). Er mag dann durchaus auch richtige Dinge sagen, aber solange er die indiskutablen Äußerungen auf dem "Niveau" von Neonazis nicht zurück nimmt, bleibt er für mich eine "Unperson". Seine "klugen Sätze" (hin und wieder) dürfen nicht dazu dienen, ihm die Bühne zu bereiten, auch seine geistige Diarrhoe zu verbreiten.

Schönen Sonntag noch!
Omnibus56

Anonym hat gesagt…

Was mich an Herrn Westerwelle stört ist die Tatsache, dass er eben keinerlei grundlegenden fachlichen Eigenschaften besitzt welche ihn zum Deutschen Chefdiplomaten qualifizieren. Alles geht dort so nach dem Motto 'Jeder kann immer alles', solange man nur an der Macht bleibt. Fachkenntnisse scheinen nicht gefragt zu sein, solange man nur seine Zuhörer, falls es denn noch solche gibt, erfolgreich in den Schlaf quasseln kann und morgen ist Montag.

Ergo: alles wie gehabt, nur progressiv schlimmer!

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@Omnibus56

Eben, DAS ärgert mich ja auch so an Guido. Das einzige, das man zur Not noch als positiven Nebeneffekt seines Außenministerdaseins ansehen konnte, daß er als Schwuler vielleicht mal bei ein paar Ländern auf den Busch klopft, hat er nun auch noch versaut.


Zu a)
Das ist ja genau der Grund weswegen sich Linke untereinander bis aufs Blut bekämpfen, weil sie dem anderen nicht zugestehen links zu sein.

Deswegen spaltet man sich ja gerne auf - sei es nun SPD und USPD oder SPD und Linke - mit dem Effekt, daß die Rechte an der Regierung ist, weil sich die Linken lieber untereinander bekämpfen.
Das finde ich zum Kotzen.

Betrachtet man das Spektrum der Bundestagsparteien, ist jemand wie Schröder natürlich LINKS!
Ihn unterscheiden eine Menge für mich absolut gravierende Punkte von der politischen Rechten aus FDP und CDU.
Dazu gehören natürlich alle gesellschaftlichen Themen von §218 über Homoehe bis zur Ausländerpolitik. Dazu gehören aber auch soziale Fragen und dazu gehört die Außenpolitik (Irak-Krieg ja oder nein) und dazu gehören auch fundamentale Unterschiede in der Umwelt- und Atompolitik. Man könnte vieles aufzählen - Bürgerversicherung, Drogenpolitik, etc.
Schröder ist in einigen Punkten vielleicht nicht so links gewesen wie ich wollte, aber RELATIV zur CDU-Alternative ist er ein Linker!


Clement hatte ich ja auch nicht entschuldigt .

Zu b)
Sarrazin halte ich tatsächlich für einen Psycho.
Bei dem setzt irgendwas im Oberstübchen aus von Zeit zu Zeit.
Er ist aber dennoch derjenige, der in einer Koalitionsregierung aus Linker und SPD in Berlin einen verdammt guten Job gemacht hat.
Daß er der beste Berliner Finanzsenator seit Dekaden war, bestreitet niemand ernsthaft und in dem Politumfeld mit einem Koalitionspartner von der Linkspartei ist das nun mal auch als links zu bezeichnen - mMn.

;)

Schönen Restsonntag noch
LGT

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@Anonym.

Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, daß Westerwelle eigentlich auf gar keinem Gebiet Fachkenntnisse besitzt.
Er ist lediglich Fachmann für PR in eigener Sache und sieht die BUNTE als sein Heimatblatt an.

Er ist bekannt dafür nie Akten zu lesen und haut dann mal eben kurz vor der Landung in Peking raus „erklären sie mir mal China in 5 Minuten“.


Das ist ja sogar noch schlimmer: Fischer hatte sich Jahrelang intensiv auf sein AA-Amt vorbereitet, dazu Bücher geschrieben und war absolut startklar.
Westerwelle konnte ebenfalle lange damit rechnen den Job zu bekommen, hat aber nie einen Finger gerührt, um sich darum zu kümmern, hat nie Paris oder Washington besucht, verfügt über keinerlei Hintergrundwissen und selbst jetzt, nachdem er nun mal den Job hat, macht er keine Anstalten sich da mal einzuarbeiten und dilettiert in sagenhafter Weise.

Siehe dazu:

http://tammox.blogspot.com/2010/04/auenpolitik-und-menschenrechte.html

und

http://tammox.blogspot.com/2010/01/witzfiguren.html

LGT