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Donnerstag, 28. Februar 2008

Sackgassen und Auswege

Selbst ein absoluter Politjunkie wie ich kann ab und an mal an seine Grenzen stoßen. Da wird einem die Birne beim Umblättern der Zeitungsseiten immer schwerer – da heute auch noch Donnerstag ist, kommt es besonders dicke – im wahrsten Sinne des Wortes – wenn man sich den Stapel so anguckt. Auch mit der größten Portion Zynismus entgleiten einem doch die Gesichtszüge in eine betonartige Totenmaske. Die Schreibtischplatte zeigt schon deutliche Bissspuren, alle Fingernägel sind ausgerissen, man kommt kaum mit dem Haarefärben nach, weil man so schnell erneut ergraut.
Was ist denn das bloß alles für eine Gigagak mit der politischen Meinungsbildung all überall?
In den USA zählen nun Inhalte gar nicht mehr - alle Medien sind in religiöse Rauschzustände verfallen und huldigen vakuumhirning einem neuen Messias. War da nicht mal nach dem TOTALVERSAGEN nach 2001 und dem allgemeinen Nachplappern der Bush’schen Zimmertemperatur-IQ-Weisheiten mal Besserung gelobt worden?
Die Italiener scheinen es eine angemessene Idee zu finden doch zur Abwechslung mal wieder den Megabetrüger, Steuerhinterzieher, Beamtenbestecher und Richterdrangsalierer Berlusconi wieder zu wählen.
Sarkozy, der Sozialaufstachler, der Charakterlose dümpelte sich binnen kurzem auf
Zustimmung herunter. Gut, das noch Gold gegen die öffentliche Meinung, der sich sein Kumpel GWB ausgesetzt sieht, aber hätten die Franzosen das nicht etwas eher merken können?
Was mußten die den rabiaten Rüpel auch erst wählen – es hätte doch eine gute Alternative gegeben.
Von der deutschen Presse im allgemeinen Maximalheuchelmodus will ich erst gar nicht reden. Also gut, für heute lasse ich es, schimpfe auf niemanden im Besonderen, sondern empfehle mal wieder ein Buch, an dessen Titel ich mich irgendwie so sehr erinnert fühlte:
Tom Reynolds: I Hate Myself And Want To Die - Die 52 deprimierendsten Songs Aller Zeiten
(Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag).
In vielen Rezensionen wurde seinerzeit zurecht darauf hingewiesen, daß schon das Titelbild eine gute Einstimmung ist:
Die Illustration von Stacey Earley passt hier wie die sprichwörtliche Faust auf das Auge. Dieses deprimierend und tieftraurige in die Welt blickende Mädchen zieht den Betrachter schon runter und ist ein Vorgeschmack auf die knapp 300 folgenden Seiten. Und bevor man eine Seite des Buches gelesen hat, wird an dieser Stelle schon unmissverständlich deutlich, dass eine große Portion schwarzer Humor durchaus hilfreich bei der Lektüre von „I Hate Myself And Want To Die“ sein kann.
Sich überhaupt professionell mit dieser Art Songst zu beschäftigen, die einen direkt in den Seelenorkus zerren, ist schon an sich so nett morbid-bizarr und das gerade jetzt – haben wir nicht erst gestern gelernt, daß unsere Antidepressiva wirkungslos sind???
Der gute Mann weiß übrigens wovon er spricht, ist er doch selbst Musiker und Kritiker. Er kommt aber nicht altklug rüber und findet recht anschauliche Metaphern:
Bonnie Tylers Gebrüll ist derart, „dass ich vermute, (Produzent) Steinman hat eine lebende Ratte vor ihren Augen baumeln lassen“. Das 94er-Album der Nine Inch Nails ist „der absolute Psychoknüppler, eine CD, die man unbedingt zur Hand haben sollte, wenn man mal wieder lebende Hamster in den Mixer stopft“. Bei „Prayers For Rain“ von The Cure hingegen „kann man die CD einlegen und sich schnell noch ein Omelett backen, bis der Gesang endlich einsetzt“ – auch ist Reynolds beim selben Lied „hin und weg von der rückwärtigen Klavierschleife; ich muss dabei an Nachtigallen denken, die gegen eine Mauer fliegen“. So schön kann man über Musik schreiben, wenn man sie so hasst wie Reynolds – der nach Springsteens Song „The River“ bilanziert: „Ich würde mich eher mit einer Käsereibe skalpieren lassen als ihn noch einmal anzuhören.“
Besonders gefällt mir auch die Systematik, mit der die 52 Songs in Kapitel eingeordnet sind. Es gibt da zum Beispiel die Rubriken: „ich versuche tiefsinnig und rührend zu sein – aber da bin ich echt schlecht drin“ Hierzu zählen Songs wie Lucky man von Emerson, Lake and Palmer. Im Fazit „warum der Song deprimiert“, heißt es:
…..wobei Lakes Gesang rüberkommt, als wollte er einem Fünfjährigen erklären, wieso sein Hund eingeschläfert werden muss. Zudem wird dem Zuhörer zugemutet, über den Tod eines Typen traurig zu sein, der wahrscheinlich Steuern hinterzogen und in einem Restaurant immer aufdringlich laut gequatscht hat
Ebenfalls in dieser Kategorie: „Mandy“ von Barry Manilow. Es nerve einfach den ganzen Song über zu hören, wie Manilow sich dafür geißele Mandy weggeschickt zu haben – das auch noch mit einem unpassenden Tonartwechsel in der Mitte des Songs und garniert mit dem Gerücht, daß es sich bei Mandy um die weggelaufene Hündin des Sängers handelte. Das Fazit, wieso der Song deprimiert, verrate ich nicht!
Weitere Kapitel sind überschrieben mit „Grauenhafte Remakes von bereits deprimierenden Songs“, „Ich erzähle eine Geschichte, die keinen interessiert“, „Ich blase Trübsal, also bin ich“ und „Ich starb als Teenie bei einem Autounfall“.
Ach ja, ich lese jetzt noch mal die Abhandlung über Trent Reznors „Hurt“ – da geht es einem gleich besser.

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