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Mittwoch, 27. Februar 2008

Nehme alles zurück......

Da schwärme mich gerade noch von der allgemeinen Polypill und dem resultierenden allgemeinen Weltfrieden und Glücklichsein und nun machen mir das ein paar bieder-britische Spaßbremsen alles zunichte.
Um genau zu sein; ein ganzes angelsächsisches Quintett tritt mir da in den Magen:
Irving Kirsch Department of Psychology, University of Hull, Hull, United Kingdom, Brett J. Deacon University of Wyoming, Laramie, Wyoming, United States of America, Tania B. Huedo-Medina Center for Health, Intervention, and Prevention, University of Connecticut, Storrs, Connecticut, United States of America, Alan Scoboria Department of Psychology, University of Windsor, Windsor, Ontario, Canada, Thomas J. Moore Institute for Safe Medication Practices, Huntingdon Valley, Pennsylvania, United States of America, Blair T. Johnson Center for Health, Intervention, and Prevention, University of Connecticut, Storrs, Connecticut, United States of America.
Hulla, äh HOLLA!!
Das sind die Spielverderber, die ich hiermit mit Nichtachtung , empörten Stirnrunzeln und rüdem Achselzucken strafen möchte.
Da frißt man seit Jahren stoisch, ununterbrochen und gutgläubig seine Antidressiva und nun hauen einem die Psycho-Eumel in einer im Public Library of Science (PLoS) veröffentlichten Studie um die Ohren, daß das alles so sinnvoll ist, wie den Mond anzubellen.
Die schönen SSRI, also Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI = Selective Serotonin Reuptake Inhibitor) sind also eigentlich SSSRI’s?
SINNlose Selektive Serotonin- Wiederaufnahmehemmer?
Allein der prominenteste Vertreter Prozac - in Deutschland Fluctin genannt - ist weltweit von 40 Millionen Menschen geschluckt worden.
Sie SZ bejammert passenderweise zuerst die Pharmaindustrie, die ob dieser Erkenntnis um ihre Umsätze fürchten muß, aber auch die Endverbraucher werden mit Mitleid bedacht:
Besonders niedergeschlagen werden wohl auch Menschen reagieren, die regelmäßig die Psychopharmaka eingenommen haben und jetzt erfahren, dass deren Wirkung kaum stärker ist als die von Zuckerpillen. …. "Patienten ging es zwar besser, wenn sie Antidepressiva nahmen", sagt Irving Kirsch von der britischen Universität Hull, der die Studie geleitet hat. "Es ging ihnen aber auch besser, wenn sie Scheinmedikamente bekamen. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen war nicht sehr groß. Kirsch und sein Team entdeckten in ihrer Analyse, dass sich die Stimmung der Probanden durch Antidepressiva kaum verbesserte. Bei leichter wie bei schwerer Depression fand sich kaum ein Unterschied zur Behandlung mit Placebos. Nach Schätzungen der Ärzte leiden fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung an einer Depression - vier bis acht Millionen Menschen allein in Deutschland. Diese Angaben werden jedoch bezweifelt, weil sich in den USA die Zahl der angeblich Betroffenen in den neunziger Jahren verdreifacht hat, als neue Antidepressiva aggressiv beworben wurden. Kritik wurde auch laut, als sich jüngst unter Therapie mit Antidepressiva Suizide häuften.
Gut, ich gebe zu, daß die Nebenwirkung „Suizid“, die tatsächlich in den Waschzetteln von Antidepressiva angegeben ist, ein bißchen suboptimal klingt – aber man kann ja nicht alles haben.
Zum Tod sollte man sich ohnehin eine Wienerische Einstellung aneignen:
So eine „schöane Leich“ ist doch ein guter Grund zu feiern und ein bißchen Pomp zu inszenieren.
So schnöde gehen also die Hoffnungen auf die neusten und effektivsten Psychopillen das Klo runter:
They confirmed first that the overall effect of these new generation of antidepressants was below the recommended criteria for clinical significance. Then they showed that there was virtually no difference in the improvement scores for drug and placebo in patients with moderate depression and only a small and clinically insignificant difference among patients with very severe depression.
Gemeint waren hierbei konkret Fluoxetin, Venlafaxin, Nefazodon und Paroxetin. Das bedeutet in deutschen Markennamen: Die SSRI Paroxetin und Fluctin, sowie die beiden SNRI (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, SNRI = Serotonin-Noradrenalin-Reuptake-Inhibitor) Trevilor und Nefadar.
Na toll, dann kaufe ich mir morgen eben eine Packung Dextro-Energen, forme die zu kleinen weißen Pillen und fresse das Zeug dann allabendlich.
Ein kleiner Trost mag aber sein, daß deutsche Experten wie Prof. Dr. Ulrich Hegerl von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Universitätsklinikum Leipzig und Netzwerksprecher des Kompetenznetzes Depression, die Studie für fehlerhaft halten, sogar einen Suizid-Anstieg befürchten, wenn nun viele der mit diesen Medikamenten Behandelten das Zeug absetzen:
Klinische Studien wie die, die Kirsch und sein Team von der University of Hull überprüft haben, sollten die prinizipielle Wirksamkeit der Antidepressiva überprüfen. In solchen Untersuchungen werden die Patienten umsorgt, aktiviert, sie erhalten Zuspruch, es wird ihnen Hoffnung vermittelt. Dabei kommt es zu einem riesigen Placebo-Effekt. Deshalb ist der Unterschied zwischen der Wirkung der Scheinmedikamente, die da verabreicht werden, und den echten Mitteln, so gering, wie Kirsch jetzt kritisiert. Denn diese Versorgung hilft zwar auch den Patienten, die das echte Medikament erhalten, die Wirkung der Maßnahmen addiert sich aber nicht.
Prof Hegerl stellt klar; es sei ein Segen, dass es die Mittel gibt. Sie sind der Hauptgrund dafür, dass die Selbstmordraten in Deutschland und Europa in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen sind.
Folglich rät er dringend, dass die Betroffenen die Mittel nicht absetzen sollen.

Tja, man glaube wem man will.

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