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Mittwoch, 12. November 2008

Warm und arm und doof

Vorgestern Nacht konnte ich nicht schlafen, weil ein Sturm sich alle Mühe gab das Haus, in dem ich wohne zu zerrockern.
Es war ein gewaltiger Lärm, obwohl ich alle Fenster hermetisch verschlossen hatte. Angesichts der Aussicht, daß die Handwerkersadisten nebenan wieder um spätestens 7.00 Uhr morgens anfangen würden ihre Presslufthämmer zu betätigen, beschloss ich irgendwann, daß es keinen Sinn mehr machte überhaupt zu schlafen.
Ich fror und kochte daher einen Kaffee.
Für das allgemeine Befindlichkeitsreset riß ich die Balkontür auf; bei dem Orkan würde es nur eine Minuten dauern bis meine heiligen Hallen komplett mit Frischluft durchpustet wären.
Überraschenderweise hatte der liebe Gott aber meinen Wohnblock über Nacht offensichtlich 2000 km nach Süden gebeamt.
17 °C warme nächtliche norddeutsche Novemberluft.
(Heute kann man lesen, daß es der 137ste Klimarekord war - die wärmste Novembernacht aller Zeiten).
Da hat Petrus offensichtlich wieder einiges durcheinander bekommen und den Mistral oder den Levante nach Hamburg geschickt.
Und wer weiß wohin sonst noch; gerade schipperte das deutsche Forschungsschiff Polarstern gen Nordpol, der offenbar nun bald komplett eisfrei ist.
Die politische Haltung dazu ist: "Scheiß drauf - wir retten nur die Banken"
Das ist dann wohl der Klimawandel.
Klimaschutz, climate-change - wie auch immer man das nennen will, ist DIE Mega-Aufgabe der Regierungen weltweit.
Eine Aufgabe, die weit teurer als die gegenwärtige Bankenkrise sein wird.
Wir wissen das und in den internationalen Organisationen ist die Erkenntnis auch längst angekommen. Je länger wir warten, desto teurer und katastrophaler werden die Auswirkungen. Drastisch formuliert es heute zum Beispiel die OECD:
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat Politik, Wirtschaft und Verbraucher zu entschlossenem Klima- und Umweltschutz aufgefordert. Andernfalls drohten bis zum Jahr 2030 unter anderem ein Temperaturanstieg um 1,7 bis 2,4 Grad Celsius, ein massives Artensterben sowie zunehmende Wasserknappheit und Gesundheitsprobleme durch Luftverschmutzung, warnt die Studie "OECD-Umweltausblick bis 2030". Ein Maßnahmenpaket zum Schutz von Klima und Umwelt ließe sich demnach mit rund einem Prozent der Weltwirtschaftsleistung des Jahres 2030 finanzieren. Bei Untätigkeit sei mit höheren Kosten zu rechnen.
Wirtschaftlich betrachtet können wir mit diesen Maßnahmen nur gewinnen, da Katastrophen abgewendet werden und außerdem grüne Technologie zusätzliches Wachstum ermöglicht:
Bei einem ungebremst fortgesetzten Klimawandel drohten unter anderem vermehrte Hitzewellen, Dürreperioden, Stürme und Überschwemmungen, warnt die Studie. Ein sofortiges Handeln eröffne dagegen "'Win-Win-Chancen' für Umwelt, menschliche Gesundheit und Wirtschaft", dabei sei der Schutz der Umwelt "mit einem fortgesetzten Wirtschaftswachstum vereinbar".
Für einen Regierungschef, der über mehr als drei Gehirnzellen verfügt, sollte es also keine Frage sein, wie und wo das Geld der Steuerzahler investiert werden muß.
Wie macht sich dabei eigentlich Frau Merkel, die von der devoten deutschen Jubelpresse als internationale Klimaqueen hochgejubelt wurde?
Nun, das ist leicht zu beantworten:
Sie tut das Gegenteil des Richtigen, verschärft die Probleme, hebelt den Klimaschutz aus und schaufelt die Steuermilliarden stattdessen in uralte CO2-intensive Rumpelindustrien.
Da gab es dieses Jahr den unerhörten Versuch der EU Autobauer zum Bau von klimafreundlicheren Autos zu animieren.
Die Deutschen PS-Bomber mußten sich angesprochen fühlen; sind sie doch in Punkto Kohlendioxidausstoß technisch hoffnungslos hinter anderen Automobilkonzernen zurück gefallen. In der ehemaligen Umweltministerin Merkel haben die deutschen Dinosaurier-Konzerne allerdings eine mächtige Fürsprecherin.
Vernunft ist sie nicht zugänglich, sie hört lieber auf „Deutschlands mächtigsten Lobbyisten“ - Ex-Minister Wissmann, der als Obermufti der Autolobby durchsetzen kann, was er will.
Umweltschutz? Klimapolitik?
Irrelevant für prinzipienlose Gummirücken wie Angela Merkel, wenn Wissmann es von ihr verlangt.
Da blutgrätscht die ansonsten politisch vollkommen passive Kanzlerin als Industrieappendix der EU in die Weichteile und kämpft auf einmal wie eine Neuköllner Smartshopperin im Sommerschlussverkauf wider den Klimaschutz!
Deutsche Autobauer sollen Kohlendioxid rauspesten können, wie es ihnen beliebt - denn nur so könnten deutsche Arbeitsplätze gehalten werden.
Nun ja, bekanntlich gab es einen kleinen EU-Hammerschlag wider Wissmans Anliegen.
Der EU-Umweltausschuß hebelte Angies Pläne zur Umweltverschmutzung und schneller zu erreichendem Klimakollaps im September aus.
Man sollte sich nur nicht zu früh freuen, denn im Gegensatz zu gänzlich unwichtigen Angelegenheiten wie der Zukunft unseres Planeten, ist die Autoindustrie MÄCHTIG:
Die Autobranche ernährt in der EU mehr als zwölf Millionen Familien. Ihr Jahresumsatz beträgt 500 Milliarden Euro. Und sie baut jährlich 20 Millionen Autos. Die größten, mit denen auch das meiste Geld verdient wird, stammen zu 80 Prozent aus Deutschland.
Da ist eine Person wie Umweltkommissar Dimas schon qua definitio eine Hassfigur:
Dimas will die Erde retten. Deshalb fordert er, den Spritverbrauch im Flottendurchschnitt von 2012 an auf rund 5,5 Liter pro 100 Kilometer zu begrenzen; das entspricht 130 Gramm Kohlendioxid (CO₂) pro Kilometer. Jedes Gramm mehr soll die Hersteller bis zu 95 Euro Strafe kosten.
Wo kommen wir da hin, wenn auf einmal die Umwelt eine Rolle spielen soll?
Da ist es doch allemal wichtiger, daß die Autokonzerne ihre Gewinne behalten. Die brauchen sie schließlich, da sie mit maximal unfähigen Managern gesegnet sind, die wie Daimler-Chef Schrempp zum Beispiel mit a priori zum Scheitern verurteilten Weltherrschaftsfusionsplänen mal eben 60 bis 100 Milliarden Dollar Werte vernichten.
Da braucht man schon ein bißchen Kohle.
Porsche-Chef Wiedeking bescheidet sich ja auch mit 99 Mio Euro Gehalt im Jahr - irrelevant im Verhältnis zu den Gewinnen, die der Autobauer der Giga-PS-Karren mit der Extraportion CO2 einfährt:
Der Sportwagenbauer Porsche hat einen riesigen Gewinnsprung verbucht und das mit Abstand beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte erzielt. Erstmals lag in dem Geschäftsjahr 2007/2008 der Vorsteuergewinn über dem Umsatz. Wie die Stuttgarter am Freitag nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilten, lag das Ergebnis vor Steuern bei 8,57 Mrd. nach 5,85 Mrd. Euro im Vorjahr. Der Überschuss stieg von 4,24 Mrd. auf 6,39 Mrd. Euro. Die Erlöse betrugen 7,46 Mrd. Euro (Vorjahr: 7,4 Mrd). Die Dividende soll nun erhöht werden. (Handelsblatt)
Mehr Gewinn als Umsatz!
Mit solchen Firmen muß man doch Mitleid haben und so stürzt sich die deutschen Bundesregierung auf die EU und kämpft zu Ungunsten des Klimas - FÜR die Erbauer der Kohlendioxidschleudern.
Früher, ja ganz viel früher war das mal anders, Mitte der 1990er Jahre drängte Merkel als Bundesumweltministerin die Autobauer zu Bau von umweltverträglicheren Produkten.
Sie unterstützte das Abkommen der EU mit dem europäischen Automobilverband ACEA, in dem sich die Hersteller verpflichteten, den europäischen Flottenverbrauch bis 2008 auf 140 Gramm im Durchschnitt aller Marken zu senken.
Das mit den 140 Gramm hat nicht geklappt, die Autobauer Deutschlands schissen auf solche Vorgaben und statt Sanktionen erwarten sie nun Mitgefühl und Unterstützung der Ex-Umweltministerin.
Der durchschnittliche Flottenverbrauch liegt jetzt bei 160 Gramm CO₂.
Insbesondere der von Verarmung bedrohte Porsche-Konzern hat ein Problem - seine Produkte blasen mehr als die doppelte Menge der vorgesehenen 130 Gramm in die Luft.

Och die armen armen benachteiligten Konzerne in Deutschland, mir kommen die Tränen.

Nicht, daß es noch soweit kommt, daß von den Milliardengewinnen irgendwas in umweltfreundliche Techniken investiert werden muß, anstatt sie schön in den Taschen der Familien Piech, Porsche und Wendelin Wiedeking versickern zu lassen.
Da sei Angie vor:
»Lieber José Manuel«, schrieb die Kanzlerin, »eine Benachteiligung einzelner Hersteller oder einzelner Fahrzeugsegmente darf es nicht geben.«
Im EU-Parlament gibt es Werner Langen, den CDUling und Berichterstatter im Industrieausschuss; er kupferte wortwörtlich einen Vorschlag des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) ab und brachte einen Quotenvorschlag ein, der Porsche und Co garantiert nicht weh tut:
2012 sollten 25 Prozent jeder Autoflotte die EU-Vorgaben erfüllen, erst 2015 alle Neufahrzeuge.
Das wäre recht praktisch , da damit das Dimas-Gesetz de facto ausgehebelt wäre - um den Durchschnittsverbrauch auszurechnen, könnte man einfach die schlimmsten Drecksschleudern weglassen und müßte in der Modellpolitik gar nichts ändern.
Schon jetzt erfüllen nämlich rund 50 % der europäischen Autos die 130-Gramm-Grenze und auf die könnte man sich statistisch beschränken, während unverteuert das Gros der deutschen Autos fröhlich die Klimakatastrophe einleitet.
Ein VW Touareg beispielsweise emittiert bis zu 375 Gramm CO₂ je Kilometer.

»Die Autohersteller werden die Ziele erreichen, ohne einen Cent Strafe zu zahlen.« Schließlich passe »zwischen die deutsche Autoindustrie und Frau Merkel kein Blatt«.
(ZEIT)

Die nachfolgenden Generationen werden es ausbaden müssen - im womöglich im wahrsten Sinne des Wortes, wenn nämlich Deutschland komplett unter dem Meeresspiegel liegt.

Danken können sie dann ihren Großeltern, die ohne einmal das Hirn einzuschalten immer bei der CDU ihr Kreuz gemacht haben.

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