TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Samstag, 15. November 2008

Mut vs. Anbiederung.

In Österreich, das man nicht gerade als Kernland des Protestantismus bezeichnen kann, gibt es neben der allgegenwärtigen katholischen Staatskirche tatsächlich auch noch Christen anderer Sekten.
Vertreter des Austria-Evangelismus machen sogar ab und an eine gute Figur.
Beeindruckend war zum Beispiel, daß die damalige Superintendentin des Burgenlandes, Gertraud Knoll, im Jahr 1995 am Grab von vier bei einem Rohrbomben-Anschlag getöteten Roma in Oberwart gepredigt hatte.
Im Zuge von Jörg Haiders rechtsradikalen Hetze gegen Ausländer und ausländisch Aussehende, fühlten sich einige österreichische Neonazis offenbar ermutigt zu morden.
„Roma zurück nach Indien!“ stand auf der Tafel mit der Rohrbombe.
Haider, der Angehörige der Waffen-SS als anständige Menschen bezeichnet hatte und sich später als Kärntner Landeshauptmann damit einen Namen machte, Asylbewerber zu schikanieren und auf abgelegenen Almen einzusperren, hatte für die neue Gewalttätigkeit den Boden bereitet.
Knoll predigte:
In diesen Tagen begleiten mich Worte von Dieter Bonhoeffer, dem evangelischen Pfarrer und Widerstandskämpfer, von den Nazis ermordet, der sein Christusbekenntnis so formuliert: „Wer nicht mit den Opfern schreit, darf auch nicht gregorianisch singen!“
Die Bischöfin setzte sich unüberhörbar für Asylanten und die Schwachen der Gesellschaft ein, gewährte Kirchenasyl und nahm schließlich sogar privat gleich sechs Afghanische Flüchtlingskinder bei sich auf.
Wie Teile Österreich auf so eine mutige Frau reagieren, war leider zu erwarten.
Die FPÖ und andere rechte Gruppen polemisierten und hetzten gegen sie und ihre ganze Familie.
Sie mußte fortan unter Polizeischutz leben. Ihre drei Kinder konnten nicht mehr unbegleitet in die Schule gehen, deren Stimmproben lagen wegen Entführungsgefahr bei der Polizei.
Und es kam noch schlimmer:
Die rechtsradikalen Hetzer von der FPÖ wurden 2000 von dem christlichen Politiker Wolfgang Schüssel in die österreichische Regierung geholt.
Die Superintendentin kommentierte:
Als Wolfgang Schüssel die Haider-FPÖ für regierungsfähig erklärte, fielen mir die Worte Martin Niemöllers ein:
„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Katholiken holten, habe ich nicht protestiert; ich war ja kein Katholik. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“
Martin Niemöller, ehem. Kirchenpräsident von Hessen und Nassau, 1938-1945 in KZ-Haft.

Preise und Auszeichnungen für Engagement erhielt sie („Das unerschrockene Wort“, 2003 „AMOS-Preis für Zivilcourage in der Kirche“, 2001 „Friedrich-Torberg-Medaille“, 2000), wer sie aber nicht unterstütze, war bezeichnenderweise ihre Kirche.
Zum Tode des Mannes, der den Rechtsradikalismus, den Antisemitismus und die Xenophobie wieder salonfähig gemacht hatte, sprudelten warme Worte der evangelischen Kirchenchefs der Alpenrepublik.

Nachdem Jörg Haider hacke wie eine Strandhaubitze aus einem Schwulenclub in seinen PS-Bomber schwankte und mit 190 kmh den Löffel abgab, verfasste der Kärntner Superintendent Manfred Sauer einen Nachruf auf die Galionsfigur der rechtsextremistischen FPÖ und später seiner Neugründung BZÖ.
Nicht nur einen allgemeinen Nachruf, sondern einen Hirtenbrief, der dann in allen Gemeinden Verlesen wurde.
Hierin schwelgte Sauer im Lob:
Der extremistische Ausländerfeind wäre ein "charismatischer und leidenschaftlicher Politiker mit Leib und Seele, der wie kein anderer das politische Geschehen der Zweiten Republik mitgeprägt und gestaltet hat!“ Und führte weiter lobhudelnd aus, Haider zu beschreiben als einen "äußerst zuvorkommenden, herzlichen und einfühlsamen Menschen," der "oft sehr spontan und unbürokratisch" geholfen hätte.


Sie sieht ihren Austritt als "Ausdruck meiner protestantischen Identität" und nennt es "glatten Missbrauch", einen Hirtenbrief, der in den Gemeinden am sonntäglichen Gottesdienst verpflichtend vorgelesen werden müsse, für einen Nachruf zu benutzen.

Besonders grotesk erscheint mir in diesem Zusammenhang das Geheuchel eines anderen Bischofs. Michael Bünker, mäanderte unter Aufbietung jeglicher Rückgratdehnung, daß er den Austritt zwar persönlich bedauere, nachzuvollziehen sei Knolls Entscheidung aber nicht.
"Sachliche Kontroversen lösen wir in unserer demokratischen Gesellschaft nicht mit Austreten, sondern mit Auftreten."

Ausgerechnet der einzig wirklich mutigen Kämpferin in Österreichs evangelischer Kirche, tritt Bischof Bünker nun nach und unterstellt ihr, sie würde nicht couragiert auftreten.

Frau Knoll, falls sie noch gezweifelt haben, sollte sich damit nun endgültig die Richtigkeit Ihres Austritts aus dem Verein erwiesen haben.

Alle anständigen Leute sollten es Knolls Beispiel folgen.

1 Kommentar:

Po8 hat gesagt…

Volle Zustimmung! *unterschreib*