TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Samstag, 29. November 2008

Vorurteilsrochade.

Was sagt die Brandenburgerin, wenn sie ihren Sohn sucht?
- „Ich geh mal nach dem Rechten sehen!“

Na, wenn das nicht komisch ist.

Wieso ist das eigentlich komisch?

Es ist komisch, weil ein allgemein bekanntes Urteil mit einer Wortspielerei bestätigt wird:

Die Ossis haben nie die Nazizeit aufgearbeitet, wer überhaupt noch da lebt („DDR“ = Der Doofe Rest), ist sowieso unterbelichtet, die Zonis wählen alle NPD und alle Jugendlichen sind prügelnde Skinheads.
Irgendwie ja auch angenehm, wenn man so ein unangenehmes Phänomen klar verorten kann - insbesondere, wenn es nicht vor der eigenen Haustür ist, sondern irgendwo weiter weg, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen.

Lästigerweise funken nun Oliver Decker und Elmar Brähler von der Uni Leipzig dazwischen, die für die Friedrich-Ebert-Stiftung die Ergebnisse einer Langzeitstudie veröffentlicht haben:

Bewegung in der Mitte
Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2008
mit einem Vergleich von 2002 bis 2008 und der Bundesländer.

Das Gesamtergebnis ist schlicht und ergreifend schockierend - als Deutscher kann man sich nur schämen:

Rechtsextreme Einstellungen finden sich – zwar in unterschiedlichem Ausmaß – in allen Teilgruppen der Gesellschaft und sind damit ein Problem in deren Mitte und nicht an ihrem Rand. Hinzu kommt die Frage nach dem teilweise sehr hohen Anteil von Probanden, die den im Fragebogen genannten rechtsextremen Aussagen indifferent gegenüberstanden und den einzelnen Aussagen teilweise zustimmten und diese teilweise ablehnten.
Der Anteil der Bevölkerung, der sich zumindest nicht klar gegen rechtsextreme Einstellungen positioniert, wird dadurch erschreckend groß.
Bei den Probanden mit rechtsextremer Einstellung stellte sich die wirtschaftliche Deprivationserfahrung als ein wichtiger Faktor heraus, der im Hintergrund einer rechtsextremen Einstellung auszumachen war.
Daneben zeigte sich aber auch die politische Deprivation als zentraler Einflussfaktor, also das Gefühl der Befragten, politisch einflusslos zu sein.
Die Unfähigkeit, mit krisenhaften Lebenssituationen umzugehen, war bei diesen Probanden ein psychischer Faktor, der das Erleben der Deprivation moderierte. Hiermit deutet sich bereits ein weiterer Befund an, dass nämlich ein emotional kaltes und gewaltvolles Erziehungsklima von Probanden mit rechtsextremer Einstellung häufig berichtet wurde und damit auch psychosoziale Einflussgrößen als Ursachen rechtsextremer Einstellung angenommen werden müssen.

An dieser Stelle seien ein paar Zahlen genannt:

Demnach gibt es in den drei Kategorien „Chauvinismus“, „Ausländerfeindlichkeit“ und „Antisemitismus“ ganz andere Spitzenreiter, als die erwarteten Länder Brandenburg und Meck-Pomm.

Beim „Chauvinismus“ liegt ganz klar Bayern auf dem Spitzenrang mit 30,4 %. Sachsen (9,8%) und Brandenburg (16%) sind klar abgehängt.

Bei der „Ausländerfeindlichkeit“ wurden zwei Spitzenreiter ermittelt; wieder ganz vorn Bayern und Sachsen-Anhalt mit je gut 39%. Tatsächlich ist die Ausländerfeindlichkeit aber auch in den Ostbundesländern nach wie vor extrem hoch: Brandenburg (34,6%), Mecklenburg-Vorpommern (32,2%), Thüringen (24,4%) und Sachsen (27,6%) haben allen Grund sich zu schämen. Hamburg liegt beispielsweise bei nur 13,6%.

Bayern hält ebenfalls ganz klar den Spitzenrang beim Thema „Antisemitismus“. Erschreckende 16.6 % der Bayern sind Antisemiten, gefolgt von Baden-Württemberg (13,3%). Andere Bundesländer haben erheblich niedrigere Werte: Hamburg (3,8%) und das Saarland (1,1%) sind zu nennen.

Der Begriff Deprivation (von lateinisch de-„privare” = berauben) bezeichnet allgemein den Zustand der Entbehrung, eines Entzuges oder der Isolation von etwas Vertrautem, eines Verlustes, eines Mangels oder das Gefühl einer (sozialen) Benachteiligung.

Tja, Herr Seehofer - ich bin gespannt, wie sie es bewerten, daß in Ihrem Freistaat nach einem halben Jahrhundert absoluter CSU-Herrschaft die Deprivation so extrem weit fortgeschritten ist.
Die Bayerische Zeitung SZ ist erschrocken:
Denn ausgerechnet das Land Bayern liegt der Studie zufolge an der Spitze aller Länder, wenn es um Chauvinismus geht, also übersteigertes Nationalgefühl und die Überheblichkeit eines Staates gegenüber anderen. Da übertrifft Bayern den Forschern zufolge sogar noch Mecklenburg-Vorpommern, das sonst bei allen Kategorien vorne dabei ist. Beim Antisemitismus sind Bayern und Baden-Württemberg die Spitzenreiter.

Die taz aus Berlin bewertet die FES-Ergebnisse als „äußerst vielschichtig“:
Die Zahlen belegen, dass es in manchen wohlhabenden Westbundesländern ähnlich viel Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus gibt wie in einigen ostdeutschen Regionen. Dabei stechen Baden-Württemberg und Bayern besonders hervor. Außerdem nehmen antisemitische Einstellungen in Ostdeutschland leicht zu. Und die Abnahme ausländerfeindlicher Einstellungen ist vor allem einem Rückgang im Westen geschuldet.

Im Westen Deutschlands bekommen antisemitische Aussagen eine höhere Zustimmung als im Osten, wo dafür die allgemeine Ausländerfeindlichkeit doppelt so hoch ist:
"32,6 Prozent der ostdeutschen Bevölkerung zeigen ausländerfeindliche Einstellungen.
Das ist beinah doppelt so viel wie in Westdeutschland", sagte Decker.
Im Westen denken indes 18,5 Prozent, dass "auch heute noch der Einfluss der Juden zu groß" sei, im Osten stimmen dem 15,4 Prozent zu.
Dass "die Juden" mehr mit üblen Tricks arbeiten als andere Menschen, glauben im Westen 15,4 Prozent, 2,2 Prozentpunkte mehr als im Osten.

Eines ist auf jeden Fall nicht von der Hand zu weisen:
Es fehlt Deutschland vor allem an Bildung - wenn auch ob der untätigen CDU-Politiker eine weitere Verschlechterung auf diesem Gebiet zu erwarten ist.

Nur Wissen und Informationen helfen hier weiter.
Je ungebildeter die Menschen, desto krasser ihre Xenophobie:

Auffallend ist auch, dass Bildung einer der Hauptfaktoren für rechtsextreme Einstellungen ist. Knapp 23 Prozent ohne Abitur neigen zu Ausländerfeindlichkeit, bei den Abiturienten sind es nur 9,8 Prozent

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Vor einigen Jahrzehnten wunderten sich einige Lehrer in Baden-Württemberg und fragten das zuständige Kultusministerium, warum im Fach Geschichte selbst in der Oberstufe die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg nicht stärker Stoff des Unterrichts wäre.
Eine offizielle Antwort haben sie natürlich nie bekommen, aber jemand von der CDU meinte einmal in einem Nebensatz dazu, dies könne durchaus "schädliche" Schlussfolgerungen der Schüler auf die aktuellen politischen Zustände in diesem Bundesland nach sich ziehen.

Der Nordstern.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Ja, Super Taktik!
So hat man es ja auch schon in Meck-Pomm und Sa-Anhalt gemacht: Als die rechtsradikalen Vorkommnisse zu viel wurden und dadurch der Tourismus Einbußen bekam, wurden einfach einige Ermittler abgezogen und zugesehen, daß nicht mehr jede Gewalttat in der Kriminalstatistik verzeichnet wurde.
Besonders erfolgreiche Kripobeamte, die sich in der rechtsradikalen Szene auskannten und dementsprechend viele Verhaftungen vornahmen, wurden flugs zur Verkehrskontrolle versetzt und konnten dann auf einsamen Waldwegen Geschwindigkeitsübertretungen knipsen.
So ist man das Problem Rechtsradikalismus auch los!

http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/559/146221/