Sonntag, 19. Februar 2012
ACHTUNG NEUE ADRESSE
Liebe Tammox-Leser!
Ab sofort werde ich wegen des immer problematischeren Seitenaufbaus dieses Blogs nur noch auf meinem zweiten Blog veröffentlichen.
Ich versuche die ausufernde Tag-Flut etwas einzuschränken, werde Videos vielfach nur verlinken, statt einzubetten und gestalte das Design durch eine breitere Textspalte etwas leserfreundlicher
Die Adresse lautet:
Ich hoffe, daß mir meine Leser treu bleiben, fleißig kommentieren und auch die vorhandenen Einträge in den Blog-Listen entsprechend ändern.
Beste Grüße
Samstag, 18. Februar 2012
Das Zerrbild
In einer meiner allerersten Vorlesungen über organische Chemie verliebte sich der Professor geradezu in die extrem feste Fluor-Kohlenstoffbindung.
Ich weiß noch wie er die Unkaputtbarkeit der damals noch üblichen „FCKW“s in den Spraydosen beklagte und dann am Beispiel des Teflons erläuterte, wie man diesen Effekt auch positiv nutzen könne.
Das Polytetrafluorethen wurde schon in den 1930er Jahren entdeckt und da es fast absolut inert ist, also mit fast keiner aggressiven Chemikalie reagiert, lag der technische Nutzen als Schutzbeschichtung nahe.
An Polytetrafluorethen bleibt einfach nichts haften und es reagiert auch kaum auf Druck oder Temperaturen.
Während der Professor so vor sich hinschwärmte, kam er plötzlich ins Grübeln und fragte sich, wieso eigentlich die Pfannen seiner Frau irgendwann von innen braun aussähen.
Wie schaffe es seine Frau TEFLON zu einer chemischen Reaktion zu bewegen?
Der arme Mann kam völlig aus dem Konzept, weil sein eigener Gedanke nicht zu dem passen wollte, was er buchstäblich ex cathedra lehrte.
Mein frecher Banknachbar rief dann ungeniert dazwischen:
„He, Herr Professor, ich weiß ja nicht womit IHRE Frau üblicherweise kocht, aber ich verwende in Pfannen oft Öl oder Butter. Die Pflanzenfette sind weniger stabil und werden irgendwann braun!“
Da lag des Rätsels Lösung.
Die Frau des Hochschullehrers würde vermutlich irgendetwas in die Pfannen hineintun und nicht einfach nur die Beschichtung bewundern.
Damit haben wir ein anderes Szenario.
Wirft man alle möglichen organischen (tierischen oder pflanzlichen) Stoffe auf eine mehrere hundert Grad heiße Teflonoberfläche, bruzzeln und verschmoren sie zu einem Haufen braunen Mist, der dann auf der Teflonbeschichtung liegt.
So geht es auch Frau Merkel.
Sie selbst bleibt zwar in der öffentlichen Meinung unbeschädigt, aber es bilden sich eine Menge unansehnlicher Rückstände an ihrer Kanzlerschaft.
Wulff-Krise perlt an Teflon-Merkel ab.
[….] Sie genießt hohe Popularitätswerte und hat auch die CDU auf 38 Prozent hochziehen können. Dies alles geschah, obwohl Wulff seit Wochen Negativschlagzeilen lieferte.
Doch die Regierungschefin wurde nicht mit dem Präsidenten assoziiert. Vielleicht, weil sie persönlich als klarer Gegenentwurf zu Wulff anzusehen ist. Merkel wirkt eher asketisch als glamourös. Dass Gratisurlaube oder Upgrades sie locken könnten, glaubt niemand. Außerdem hält sie ihr Privatleben so weit wie möglich im Hintergrund. Während Wulff seine Familie als Teil seines politischen Programms inszenierte, sind Bilder der Kanzlerin mit ihrem Mann ausgesprochen rar. Darüber hinaus ist entscheidend, dass Merkel beinahe überparteilich erscheint. Die europäische Krisen-Politik lässt die Kanzlerin in erster Linie als kluge Sachwalterin erscheinen, weniger als eine parteipolitische Taktiererin.
Doch die Regierungschefin wurde nicht mit dem Präsidenten assoziiert. Vielleicht, weil sie persönlich als klarer Gegenentwurf zu Wulff anzusehen ist. Merkel wirkt eher asketisch als glamourös. Dass Gratisurlaube oder Upgrades sie locken könnten, glaubt niemand. Außerdem hält sie ihr Privatleben so weit wie möglich im Hintergrund. Während Wulff seine Familie als Teil seines politischen Programms inszenierte, sind Bilder der Kanzlerin mit ihrem Mann ausgesprochen rar. Darüber hinaus ist entscheidend, dass Merkel beinahe überparteilich erscheint. Die europäische Krisen-Politik lässt die Kanzlerin in erster Linie als kluge Sachwalterin erscheinen, weniger als eine parteipolitische Taktiererin.
Die Politikerin, die wie keine andere NUR taktiert und dabei Sachfragen und internationale Notwendigkeiten immer hinter ihr taktisches Interesse anstellt, gilt als ehrliche Haut, die nicht taktiert und sich internationalen Großaufgaben stellt.
Dabei hat Merkels Aufschieben der rechtzeitigen Griechenlandhilfe, nur damit ihre CDU bei der NRW-Wahl 2010 bessere Chancen hat, erst dazu geführt, daß es jetzt so teuer wird, daß man gar nicht schnell genug neue Rettungsschirme aufspannen kann.
Ja, BILD und FAZ haben gegen Wulff geschossen, aber Merkels wichtige Freundinnen Friede Springer und Liz Mohn sorgen dafür, daß die Kanzlerin selbst nur in hellsten Farben dargestellt wird.
Angela Merkel wirkt in ihrer zweiten Regierungszeit sakrosankt. Die Presse verweigert jegliche kritische Auseinandersetzung mit ihr, die Demoskopen vermelden im Wochentakt neue Rekord-Umfragewerte und noch nicht einmal die größte Oppositionspartei hat die Traute, sich im kommenden Wahlkampf mit der Kanzlerin anzulegen. Inhaltlich lässt sich der grassierende Merkel-Hype nicht nachvollziehen, ist ihre Regierungsbilanz doch mehr als durchwachsen. Dies alles erinnert eher an ein fiktives Wunderland, das vor Paradoxen und Absurditäten nur so strotzt. Man kann einen Menschen, der sich standhaft weigert, seine Positionen mit der Realität in Einklang zu bringen als „starsinnig“ bezeichnen – man könnte jedoch auch das freundlichere Wort „prinzipientreu“ verwenden. Wer sich weigert, Entscheidungen zu treffen, wird gemeinhin als „entscheidungsschwach“ bezeichnet – meint man es gut mit ihm, benutzt man lieber den Begriff „eisern“. Doch wann haben Sie zuletzt einen Zeitungsartikel gelesen, der Angela Merkel als starrsinnig und entscheidungsschwach beschrieb? Glaubt man den Medien, ist die Kanzlerin nicht verbohrt, unbelehrbar, uneinsichtig, borniert, halsstarrig oder obstinat, sondern rigide, apodiktisch, bestimmt, disziplinarisch, resolut, rigoros, unbeugsam, unerbittlich, und unnachgiebig. Sie merken es bereits, all diese Begriffe beschreiben mehr oder weniger dasselbe, unterscheiden sich jedoch in der Konnotation und die Medien sind emsig bemüht, der Kanzlerin nur positive Konnotationen zuzuschreiben. Seit 1945 gab es wohl keinen deutschen Politiker, der von der hiesigen Presse derart unkritisch begleitet wurde.
Als eine der Ausnahmen präsentiert sich heute die Süddeutsche Zeitung, die in einem Gemeinschaftsartikel mehrerer Autoren mit Hilfe einer fiktiven Merkel-Rede immerhin andeuten, was die Kanzlerin öffentlich tun sollte, wenn sie denn ehrlich wäre.
Am Freitag um 11.31 Uhr tritt Angela Merkel im Kanzleramt vor die Presse. Sie hat Köhler ausgesucht. Vorbei. Sie hat Wulff ausgesucht. Vorbei. Sie sagt: 'Guten Tag.' Dann: 'Es tut mir leid, dass ich durch meine Auswahl eines Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten unser Land zum zweiten Mal vor große Probleme gestellt habe' - quatsch, natürlich sagt sie das nicht. In Wahrheit sagt sie erst einmal nur 'Guten Tag'.
(SZ 19.02.12)
Tja, Merkel und ehrliche Antworten?
Das ist in der Tat „Quatsch“!
Angela Merkel weiß, dass sie in den nächsten Tagen mit Spott überschüttet wird. So wie Wulff selbst die Zitate über die Verfehlungen anderer vorgehalten werden, zum Beispiel sein seinerzeit als Ministerpräsident beklagtes angebliches körperliches Leiden an der Befangenheit seines Vorvorgängers Johannes Rau, so werden Merkel nun ihre Zitate über Wulff vorgehalten. Er werde ein 'wunderbarer' Bundespräsident sein, sagte sie, als sie ihn im Juni 2010 zum Kandidaten gekürt hatte. Und noch vor einer Woche sagte Merkel, Wulff werde 'sein Amt als Bundespräsident zum Wohl unseres Landes weiter so ausfüllen, wie er es in den ersten eineinhalb Jahren seiner Amtszeit schon getan hat'.
(SZ 19.02.12)
Selbst wenn die Kanzlerin mit Spott überschüttet werden würde - woran ich nicht glaube - könnte es der Teflonfrau egal sein; denn es bliebe nichts an ihr kleben.
Die Regierungschefin, die wie keine je zuvor ihre Versprechen bricht und heute das Gegenteil dessen tut, was sie gestern noch als „alternativlos“ darstellte (Abschaffung der Wehrpflicht, Schuldenerlass Athen, Durchhalteparolen an Guttenberg und Wulff, AKW-Laufzeitenverlängerung /Abschaltung, etc pp), löste zwar schon den ein oder anderen shitstorm aus, der ihr Kabinett heimsuchte, aber sie selbst wird verehrt und geachtet.
Deutsche Wähler, doof.
Freitag, 17. Februar 2012
Nu isser wech.
Nein, ich will nicht noch mal durchgehen, welche krummen Dinger und Halbwahrheiten sich EX-Präsident Wulff geleistet hat.
Zu seinem Rücktritt gibt es nur ein Wort zu sagen, nämlich „überfällig“!
Kreditaffäre, Landtagsgeflunker, Drohanrufe, ein langweiliges Interview - die Medien sind sich einig: Christian Wulff ist ein Bundespräsident auf Bewährung. Wenn jetzt noch eine allerletzte, zwergwinzige Klitzekleinigkeit dazukommt, dann muß Bundespräsident Wulff auf jeden Fall zurücktreten, ganz bestimmt, da gibt es jetzt keine Schonfrist mehr, echt nicht.
(Titanic-Newsticker)
(Titanic-Newsticker)
Und dann kam es jeden Tag noch dicker.
Es ist für mich nach wie vor erstaunlich, daß die Kanzlerin es schafft von dem Volk als unbeteiligte Moralikone, die überhaupt nicht mit Wulff in Verbindung steht, angesehen zu werden.
Dabei ist Wulff mal wieder IHR Fehler.
Merkels legendäres Händchen stets die falschen Personalentscheidungen zu treffen, kam wieder einmal voll zum Tragen. Die Kanzlerin hat überhaupt kein Gefühl für fachliche Eignung, Moral oder Anstand. Ihr einziges Kriterium ist und bleibt „Was nützt mir taktisch?“
Angela Merkel hat den peinlichsten Bundespräsidenten in der Geschichte dieses Landes zu verantworten.
Dennoch kann die Kanzlerin froh sein, Wulff in das höchste Staatsamt gehievt zu haben. Man stelle sich nur einmal vor, Wulff wäre zum Zeitpunkt der Enthüllungen über Bonuskredite, Bobbycars und Urlaubseinladungen immer noch Ministerpräsident gewesen. Die CDU stünde in Flammen und unter Feuer. Weder die Kanzlerparteichefin noch ihre Partei hätte sich dagegen wehren können, mittendrin im Skandal des CDU-Spitzenmannes zu sein.
Weil der vormalige CDU-Ministerpräsident aber ins überparteiliche Amt entschwebte, greifen die Flammen jetzt nicht auf die CDU über. Mehr noch: Merkel steht wie die Gegenfigur zum notorischen Nehmer Wulff da, wie eine, der die reine Macht alles ist - der das Gepränge der Macht, deren Glamour und halbseidene Begleiterscheinungen, aber "nüscht" bedeuten.
Merkels Händchen bei Bundespräsidenten ist genau so schlecht wie das bei ihren Generalsekretären.
Man erinnert sich an den damals frisch berufenen Laurenz Meyer, der nach seiner Erhebung zum CDU-General losplapperte das Gute sei, Merkel könne sich nicht noch einen Fehlgriff leisten. Und in der Sekunde wußte die daneben stehende CDU-Chefin, daß Meyer ein Fehlgriff war.
Wen sollte Merkel nach ihren persönlichen Kandidaten Köhler und Wulff zum dritten Merkel-Präsidenten küren?
Schon die Wahl Wulffs geriet trotz fast 50 Stimmen starker schwarzgelber Mehrheit um ein Haar zum Fiasko. Über 40 der eigenen Leute gingen ihr von der Fahne.
Daß Wulff überhaupt Bundespräsident wurde ist einzig und allein Gysi und Lafontaine zu verdanken, die im dritten Wahlgang durchpaukten, daß keine LINKEn-Stimmen an Gauck gingen.
Inzwischen hat Merkel in der Bundesversammlung nach der Kette der Wahlpleiten von 2011 aber nur noch ca drei Stimmen Mehrheit (622 bis 624 Stimmen, absolute Mehrheit = 621 Stimmen). Damit ist es bei der massiven Unzufriedenheit der rachedurstigen FDP ausgeschlossen einen CDU-Mann glatt durchzubringen.
Wen sollte Merkel nach ihren persönlichen Kandidaten Köhler und Wulff zum dritten Merkel-Präsidenten küren?
Schon die Wahl Wulffs geriet trotz fast 50 Stimmen starker schwarzgelber Mehrheit um ein Haar zum Fiasko. Über 40 der eigenen Leute gingen ihr von der Fahne.
Daß Wulff überhaupt Bundespräsident wurde ist einzig und allein Gysi und Lafontaine zu verdanken, die im dritten Wahlgang durchpaukten, daß keine LINKEn-Stimmen an Gauck gingen.
Inzwischen hat Merkel in der Bundesversammlung nach der Kette der Wahlpleiten von 2011 aber nur noch ca drei Stimmen Mehrheit (622 bis 624 Stimmen, absolute Mehrheit = 621 Stimmen). Damit ist es bei der massiven Unzufriedenheit der rachedurstigen FDP ausgeschlossen einen CDU-Mann glatt durchzubringen.
Die heuchlerische Aufzählung der Qualitäten, die ein neuer Bundespräsident haben müsse, ist ein Witz.
Es geht um eine rein parteitaktische Angelegenheit.
Wen KANN die Kanzlerin durchsetzen, wer ist kein Affront für die FDP, wer gibt welches Signal für welche zukünftigen Koalitionen.
Es ist lächerlich, wie über großartige moralische und charakterliche Qualitäten eines möglichen Kandidaten orakelt wird.
Wulff hat dem Land einerseits gezeigt, daß er über keinerlei Anstand verfügt und andererseits herausgearbeitet, daß der Urnenpöbel das auch gar nicht erwartet.
Eine Mehrheit von 41% „bedauert“ im aktuellen Deutschlandtrend den Wulff-Rücktritt, nur 38% empfinden Genugtuung.
Wir brauchen also kein integeres Staatsoberhaupt.
In Osnabrücker und Hannoveraner Straßenumfragen weint eine überwiegende Mehrheit dem Ex-MP nach.
Es wurde in den vergangenen Wochen klar, dass dieser Mann keinerlei Instinkt besitzt, um abzuschätzen, was sich gehört und was sich nicht gehört, wo die Freundschaft eben aufhört und die Korruption beginnt.
Ein entsprechendes Armutszeugnis ist es auch für seine sogenannten politischen Freunde, dass sie ihn nicht besser berieten und ihm diesen Abgang ersparten.
Er selbst trägt die Verantwortung dafür, dass er als Person jedes Vertrauen verloren hat. Und dass das Amt schwer beschädigt ist.
Wer glaubt, Affären aussitzen zu können, wer glaubt, dass verschweigen belohnt wird, dass es keinen etwas angeht, wenn man Freunde hat, die keine Freunde sind, sondern Nutznießer, und dafür gerne Bakschisch geben, wer so denkt, der kann kein Bundespräsident sein.
Das alles wurde oft gesagt, oft geschrieben. Bislang ohne Resonanz. Wir haben einen Bundespräsidenten, an dem rechtschaffene Bürger verzweifeln müssen, weil ihre Werte nicht seine sind. Verkäuferinnen, Zollbeamte, Krankenschwestern, Lehrer, Angestellte, Arbeiter - sie alle dürfen nicht, was Wulff für sich in Anspruch nahm. Sie alle wurden in den vergangenen Monaten allein gelassen von der Politik, von der Kanzlerin.
Niemand hat ernsthaft versucht, uns von diesem Bundespräsidenten zu erlösen. Alle haben irgendwie mitgemacht, und damit dazu beigetragen, dass nicht mehr klar ist, was Recht ist und was nicht - nur aus Gründen der politischen Bequemlichkeit. Die Folgen dieser moralischen Verschmutzung von Hirn und Herz werden wir alle noch lange spüren.
Kanzlerin und Präsident reagieren aber nicht nur bar jedes moralischen Gespürs, nein sie haben noch nicht mal gemerkt, was überhaupt das Problem ist.
Und sie sind einfach zu feige, um für ihre Taten geradezu stehen.
Der notorische Merkel-Fan und Wulff-Verteidiger Stern-Vizechef Jörges kommt ausnahmsweise mal zu einer richtigen Einsicht und wählt drastische Worte.
Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie haben keinen Arsch in der Hose. Sie sind ein Präsident der feuchten Hände. Gefangen in Angst und Kleinmut. Sie sind zäh, aber nicht hart. Zwei Monate hatten Sie Gelegenheit, aufzustehen und die Brust zu entblößen, sich zu bekennen und sich kenntlich zu machen, menschlich und politisch, Ihre Fehler einzugestehen und die Motive, die Sie dorthin geführt haben, aber auch das Ungerechte zu benennen, das Ihnen angetan wurde, den Rufmord, dem Ihre Frau ausgesetzt war, die Verirrungen und Grenzüberschreitungen von Medien. Doch Sie, dem nichts bleibt außer dem Wort, haben geschwiegen. Zweimal waren Sie zu erleben, zu knapp, um zu überzeugen. Einmal, als Sie Ihren Sprecher feuerten, ohne Begründung, und bekannten, es sei nicht geradlinig gewesen, den Freundeskredit über eine halbe Million vor dem Landtag in Hannover verschwiegen zu haben. Das andere Mal, als Sie ein Fernsehinterview bestellten, 20 dahingehastete Minuten kurz. Danach haben Sie sich in die Furche geduckt und die Ohren angelegt. Statt sich einer Pressekonferenz zu stellen oder der Katharsis eines intensiven, peinigenden Interviews.
Ihre Frau ist aus anderem Material. Sie ist in Hamburg zum Neujahrsempfang beim Springer-Verlag gegangen, in die Höhle des Löwen, und die Herren bekamen rote Ohren. Was für eine wunderbare, mutige Frau!
Merkel und Wulff sind beide erbärmlich, beide lügen und beide sind Feiglinge.
Er und seine Frau Bettina haben dieses Land, die Bundesrepublik Deutschland, im In- und Ausland würdig vertreten. Ich danke beiden dafür und ich bin überzeugt, dafür gebührt ihnen unser aller Dank.
(O-Ton Merkel 17.02.12)
Ist das zu fassen?
Die gesamte Pressemeute ist sich einig, daß Wulffs Amtszeit von einer Sache gekennzeichnet wurde: Sie war UNWÜRDIG, er hat dem Amt jede Würde genommen und es auf eine lächerliche Heimstatt eines kleinbürgerlichen Billigheimers herabgezogen.
Und die beliebteste Kanzlerin aller Zeiten nennt es „im In- und Ausland würdig vertreten“
Ohnehin fiel die Erklärung der Kanzlerin zu wohlmeinend aus, um ganz glaubwürdig zu sein. So dürfte ihr tiefes Bedauern weniger dem Ende dieser Präsidentschaft gelten, als vielmehr seinem Anfang. Wulff war ihr Kandidat, durchgesetzt mit einiger Mühe. Aber sie lag mit ihm falsch.
Noch mehr der Realität entkoppelt ist nur noch Wulff, der sich immer noch keiner Schuld bewußt ist und sich in jämmerlicher Weise zusätzlich erniedrigt, indem er sich über die ungerechte Behandlung beklagt.
Noch immer sieht er sich als Unschuld vom Lande, als Opfer.
Ich habe Fehler gemacht, aber ich war immer aufrichtig.
Die Berichterstattungen, die wir in den vergangenen zwei Monaten erlebt haben, haben meine Frau und mich verletzt.
Ist das zu fassen???
Der langsamste Rücktritt aller Zeiten erfolgte, weil der Amtsinhaber dutzendfach der Unaufrichtigkeit überführt wurde und dieser hat den Gong immer noch nicht gehört und bettelt um Mitleid.
Es hilft alles nichts - ich muß noch einmal zitieren, wie sich Christian Wulff über Politiker geäußert hat, die nur einen Bruchteil seiner eigenen Verfehlungen angehäuft haben.
"Mit dem Amt des Ministerpräsidenten nicht vereinbar"
Man erinnert sich nun wieder daran, dass Christian Wulff die Dinge einmal selbst ganz anders bewertet hat. 1999, Wulff war damals Oppositionsführer in Hannover, Niedersachsens Ministerpräsident hieß Gerhard Glogowski, ein SPD-Mann. Glogowski stand unter Druck. Medien hatten berichtet, Glogowski habe Urlaub auf Kosten des Reiseunternehmens TUI gemacht, das in der Landeshauptstadt ihren Firmensitz hat. Es war noch nichts bewiesen, da machte Wulff seinem Widersacher schon schwere Vorwürfe. Solch eine Vorteilsannahme sei „mit dem Amt des Ministerpräsidenten nicht vereinbar“. Glogowski verliere seine Unabhängigkeit und damit seine politische Handlungsfähigkeit. Wenig später musste Glogowski als Regierungschef zurücktreten.
(Welt.de 13.12.11)
Das reichte Wulff aber nicht, er wollte einen Untersuchungsausschuss, denn "der Schein von Abhängigkeiten" sei "ein Problem für die Würde des Amtes", erklärte Wulff damals laut "Hannoverscher Allgemeinen Zeitung".
Durch die Zuwendungen privater Firmen zur Hochzeitsfeier Glogowskis sei der "Schein von Abhängigkeit und der Eindruck entstanden, der Ministerpräsident sei ein Werbeträger", kritisierte der damalige niedersächsische CDU-Chef [Christian Wulff].
(Spon 20.12.11)
Jener Wulff, der 1988 seine erste Hochzeit von Millionär Geerkens in dessen Osnabrücker Luxus-Penthouse ausrichten ließ.
Noch heftiger zeterte Wulff gegen Amtsvorgänger Rau. Er „leide physisch darunter, dass wir keinen unbefangenen Bundespräsidenten haben."
Im Jahr 2000 ging Wulff den damaligen Bundespräsidenten an. Johannes Rau stand wegen einer Flugaffäre unter Druck. Nachdem erneut Vorwürfe gegen Rau bekannt geworden waren, forderte der CDU-Politiker dessen Rücktritt. Wulff erklärte damals im "Focus", die SPD solle "Johannes Rau zurückziehen". Damit attackierte er den Präsidenten weit schärfer als seine Parteifreunde, die sich eher zurückhielten, um das Amt nicht zu beschädigen. Wulff ruderte zurück, nachdem sich andere Unions-Politiker von seiner Rücktrittsforderung distanziert hatten.
[…] Zugleich betonte er aber, dass "wir gerade jetzt einen unbefangenen Bundespräsidenten" bräuchten und "ihn gegenwärtig nicht zur Verfügung haben".
(Tagesschau 20.12.11)
Mit der Wahrheit nimmt es Präsident Wulff nicht so genau, wie wir spätestens jetzt alle wissen.
Den Niedersächsischen Landtag hatte er angelogen.
Da passt es ja gut, daß sein Freund Maschmeyer im Jahr 2007 zur Landtagswahl das Wulff-Buch „Besser die Wahrheit“ mit einer 40.000-Euro-Anzeige bewarb.
Das findet Christian Wulff auch heute noch völlig kritikunwürdig.
Jeder darf doch Anzeigen für CDU-Politiker bezahlen!
Anders sieht es aus, wenn DERSELBE Maschmeyer eine Pro-SPD-Anzeige aufgibt.
Wulff verlor nämlich die Wahl von 1998 krachend und tobte nur einen Tag später im Niedersächsischem Landtag theatralisch klagend "Wer war das?", während er die Maschmeyerische Pro-Schröder-Anzeige in die Kameras hielt.
Christian Wulff, der Osnabrücker vom Stamme Nimm, rafft von Krediten, Werbeanzeigen, sechs Luxusurlauben für lau bis hin zu kostenlosen Flug-upgrades alles an sich, das er kriegen kann.
Aber wehe ein anderer wagt Ähnliches!!!
Zu Gerhard Schröders Engagement bei Gazprom
2006 wurde bekannt, dass Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) einen Posten bei dem russischen Konzern Gazprom annehmen würde und eine Bürgschaft der Bundesregierung mit Gazprom noch während Schröders Amtszeit abgeschlossen wurde. Unter den besonders Empörten war auch der damalige niedersächsische Ministerpräsident Wulff. "Alle Umstände, die dazu geführt haben, müssen restlos aufgeklärt werden." Mitgliedern der Bundesregierung müsse es untersagt sein, kurz nach Amtsende eine Tätigkeit bei einem Unternehmen aufzunehmen, mit dem sie während ihrer Amtszeit zu tun hatten. Zu Schröders wirtschaftlichem Engagement sagte Wulff: "Es muss der Anschein vermieden werden, dass es Interessenkollisionen gibt."
Zu Ulla Schmidts Dienstwagen-Affäre.
Vor zwei Jahren musste sich die damalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) wegen ihres Dienstwagengebrauchs an ihrem Ferienort rechtfertigen. Wulff brachte es damals auf die Formel: "Was privat ist, muss privat gezahlt werden."
(Spon 20.12.11)
Donnerstag, 16. Februar 2012
Masse
Es kommt immer wieder vor, daß die „Öffentliche Meinung“ weit von der „VERöffentlichten Meinung“ abweicht.
Wenn sich linke und rechte Blätter plötzlich einig sind, ist es besonders gut möglich, daß die Öffentlichkeit ihnen nicht folgt.
Als sich Lügenbaron Guttenberg um Kopf und Kragen redete, unterschied sich bei SZ und FAZ die Empörung über das unehrliche und eitle Selbstbeweihräuchern des Verteidigungsministers wenig.
Es war die BILD, die als einziges großes Blatt aus der veröffentlichten Meinung ausscherte.
Sie traf aber die öffentliche Meinung, die in krasser Weise nicht dem journalistischen Maintream folgte, sondern trotz der Lügenkaskaden und Salamitaktik mit überwältigender Mehrheit dem adeligen Politliebling die Treue hielt.
Noch extremer sieht es in der causa des Mauschelpräsidenten Wulff aus.
Verzweifelt bemühen sich Politmoderatoren bei Presseclub und Co Meinungsunterschiede zwischen den Vertretern von taz, FR, WELT, FAZ und Spiegel heraus zu arbeiten.
Es gibt aber keine. Der grauhaarig-gediegene FAZ-Mann kann der burschikosen taz-Frau mit dem Bürstenhaarschnitt nur zustimmen: Wulff muß weg.
Hätte man Vertreter der Blogosphäre hinzu geladen, wäre das Meinungsbild auch nicht bunter geworden.
Ich schließe mich ein, bzw an. Auch ich könnte in den unisono-Wulffrücktrittforderungs-Chor nur einstimmen.
(Aktuelle Anmerkung: Nun scheint es aber doch übel für die deutsche Nr. 1 auszusehen)
Merkels Humunculus im Bellevue mußte aber erst in die achte Woche mit täglich neuen Skandal-Enthüllungen gehen, bis die öffentliche Stimmung kippte.
Noch immer denkt aber fast die Hälfte der Deutschen Wulff könne im Amt bleiben.
Das ist das Problem mit dem Mainstream-Presse-bashing, das Politiker unter Druck immer anstimmen, um dann scheinheilig aufzusagen, die normalen Wähler und Bürger wären viel intelligenter und würden trotz Pressetrommelfeuer unabhängig urteilen: Im Zweifelsfall hat die Pressemeute eher Recht als die Masse des Volkes.
Deswegen sehe ich auch Plebsizite und Urabstimmungen sehr kritisch.
Repräsentative Demokratie ist oft besser als direkte Demokratie.
Natürlich sind unter den Volksvertretern, den „Repräsentanten“ viele Hongos, aber im Durchschnitt ist die Urteilskraft von Medien und Politikern doch besser als das dumpfe Gefühl des Volkes.
Das Volk ist leider blöd.
Wir leiden an Schwarmdummheit.
Wir haben ein System geschaffen, das die Rationalität des Einzelnen mit tödlicher Präzision zur Grundlage eines kollektiven Irrsinns macht, das uns Entscheidungen treffen lässt, die innerhalb des Systems als „klug“, ja sogar „vernünftig“ erscheinen, obwohl sie in Wahrheit von atemberaubender Dummheit sind. [S. 46]
Als Beispiel für kollektive Blödheit möchte ich heute auf Brötchen verweisen.
Schon viele, viele Jahre wissen wir unter welch abscheulichen Bedingungen Fabrik-Backwaren hergestellt werden
Günter Wallraff berichtete in der ZEIT vom 01.05.2008 Nr. 19 über die Arbeiter einer Backfabrik im Hunsrück, die für Lidl Aufbackbrötchen herstellen.
Die Backfabrik Weinzheimer in Rheinland-Pfalz zahlt ihren Mitarbeitern weniger als sechs Euro netto und ermöglicht es Lidl eine Tüte mit zehn Brötchen für 1,05 Euro zu verkaufen.
Für Hygiene bleibt da keine Zeit.
Der Schimmel entsteht in der Brotfabrik keineswegs durch »ungenaues oder unsauberes Arbeiten«. Er blüht permanent – davon kann ich mich selbst überzeugen, und ich kann es auch durch Fotos belegen – an schwer zugänglichen Stellen der Anlage, rieselt er an verrotteten Eisenteilen herunter und entwickelt sich im Gärschrank. Ich selbst werde einmal mit einem älteren Kollegen dazu eingeteilt, den in den Fugen einer gekachelten Wand sitzenden Schwarzschimmel zu entfernen. Es ist eine mühselige Arbeit und eine vergebliche dazu – denn schon eine Woche später ist neuer Schimmel da. Als ich den älteren Kollegen frage, warum die Wand nicht fugenlos isoliert werde, um sie leichter und öfter zu reinigen, winkt der nur ab: »Natürlich könnte man hier vieles vorschlagen. Aber das ist unerwünscht. Ich habe einmal einen Vorschlag gemacht und danach nie wieder. Man sagte mir, ich sei zum Arbeiten hier, nicht zum Denken.«
Alle Welt beklagt sich über nicht schmeckendes Backwerk, aber trägt durch den Billigwahn ursächlich dazu bei, daß diese Billigkultur der Geschmacklosigkeit überhaupt entsteht.
Ich frage mich, wer für das »Billig-billig-billig«-System von Lidl eigentlich hauptverantwortlich ist: Mit Billiglöhnen werden Billigbrötchen zu Billigpreisen und in Billigqualität an den Verbraucher gebracht. Warum kaufen die Kunden diese Brötchen, die nicht gut schmecken? Ja, sie sind in der Tat billig, zumindest auf den ersten Blick. Pro Brötchen zahlt der Kunde 10,5 Cent. Aber er muss immer gleich zehn kaufen. Er muss sie außerdem selbst aufbacken, was Zeit und Strom kostet. Vielleicht ist es verständlich, dass ein Hartz-IV-Empfänger solche Billigbrötchen kauft. Es wäre aber sicher ähnlich günstig, statt zu den Aufbackbrötchen zu gewöhnlichem Brot vom Bäcker um die Ecke zu greifen, der noch selber backt.
Aber wer backt schon noch selbst?
Da die deutschen Lemminge brav auch das ungenießbarste Brot kaufen, wenn es nur schön billig ist, kann sich kaum ein Bäcker noch das Backen leisten.
Selbst die Filialisten, die ausdrücklich mit „frisch gebacken“, „nur natürliche Zutaten“ und „nach alter Tradition“ werben, schieben doch fast nur noch tiefgekühlte Backrohlinge ins Rohr.
Anja Reschke ging in der äußerst sehenswerten Reportage “Mythos deutsches Brot“ vom 4.10.2011 dem Thema nach.
Die Sendung wird am 10.03.2012 um 02:00 Uhr im NDR wiederholt und ist auf der „Panorama - die Reporter“-Seite verfügbar. Angucken!
Vorgebackene TK-Brötchenklumpen werden inzwischen in großem Maßstab aus China importiert.
Die schwarmdumme Containerlogistik macht es möglich - weniger als ein Prozent Transportkosten fallen an, wenn ein Konditor aus der Uckermark einen chinesischen Fertigbrotklumpen verwendet.
Kein einzelner Mensch würde es als vernünftig ansehen ein so kurz haltbares Produkt wie ein typisches deutsches Brötchen, dessen Ausgangszutaten gleich nebenan in auf dem Feld wachsen per Monsterschiff, das tausend Tonnen Schweröl am Tag verbraucht, von der gegenüberliegenden Seite des Globus zu importieren.
Als Schwarm halten wir das für ein intelligentes Konzept und wählen die Parteien, die für diese Handelsbeziehungen mit China werben, die die deutschen Reeder mit ihren Ausflaggungen unterstützen und bei Hygienestandards und Lebensmittelkontrollen alle Augen zudrücken.
Beispiel Großbäckerei Müller in Bayern:
Nach und nach wird bekannt, mit welchen Hygieneproblemen die Großbäckerei Müller-Brot seit Jahren kämpft. Das bayerische Unternehmen hat seine Produktion gestoppt. Doch Lebensmittelkontrolleure und die Staatsanwaltschaft haben den Betrieb angeblich schon länger im Blick.
Die Öffentlichkeit erfuhr erst vor wenigen Tagen, dass das Unternehmen mit massiven Problemen zu kämpfen hat. Der Leiter des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Andreas Zapf, sagte dem Bayerischen Rundfunk, man habe wiederholt Mäusekot und Speisereste von früheren Produktionen gefunden. Die Anlagen seien daraufhin gereinigt worden, später sei der Kot aber an anderen Stellen wieder aufgetaucht.
Das Landratsamt Freising habe die Staatsanwaltschaft Landshut bereits am 10. Mai 2011 auf Hygienemängel in dem Betrieb im bayerischen Neufahrn hingewiesen, sagte Oberstaatsanwalt Markus Kring.
Gegen so einen unfassbaren Siff HÄTTE die Hygiene-Ampel geholfen - aber ausgerechnet die CSU, die stets von den Bayern mit großer Mehrheit gewählt wird, stoppte dieses Instrument. CSU und die „Bundesverbraucherschutzministerin“ tun alles dafür den Normalbürger im Dunkeln tappen zu lassen und ihn weiterhin Dreck fressen zu lassen.
Der Urnenpöbel ist auch noch dankbar und hebt derzeit die Union in Politumfragen auf Rekordhöhen.
Mäusekot, Kakerlaken und Motten - die Zustände in der Münchner Großbäckerei Müller-Brot haben die Öffentlichkeit weit über die Grenzen von Bayern hinaus empört. 'Seit 36 Jahren bin ich in der Lebensmittelüberwachung tätig, aber so etwas hätte ich niemals für möglich gehalten', sagt Martin Müller, Vorsitzender des Bundesverbands der Lebensmittelkontrolleure, der nur zufällig den gleichen Nachnamen hat wie der Bäckereigründer. Was ihn besonders ärgert: Insgesamt 21 Mal war der Betrieb seit 2009 von der zuständigen Behörde kontrolliert worden, mehrmals mussten Waren zurückgerufen werden, 69000 Euro an Buß- und Zwangsgeldern wurden verhängt - 'und der Einzige, der nichts von alledem erfuhr, war der Verbraucher'.
Bemerkenswert ist: Als die Verbraucherschutzminister der 16 Bundesländer im vergangenen Jahr darüber abstimmten, ob künftig alle Restaurants, Bäckereien, Fleischereien und Einzelhändler das Ergebnis der amtlichen Lebensmittelkontrollen veröffentlichen müssen, da gab es nur ein Land, das dagegen stimmte: Bayern. Die Idee damals war, dass jeder Betrieb die Ergebnisse der jüngsten amtlichen Kontrollen anhand eines Barometers in den Ampelfarben veröffentlichen muss. Grün sollte anzeigen, dass es keine Bedenken hinsichtlich der Hygiene gab. Rot dagegen hätte für gravierende Mängel gestanden. Der damalige Gesundheitsminister Markus Söder (CSU), in dessen Zuständigkeitsbereich die Überwachung der Lebensmittelsicherheit fiel, hielt das Modell jedoch für nicht praktikabel, alle anderen Verbraucherschutzminister befürworteten es.
Bemerkenswert ist: Als die Verbraucherschutzminister der 16 Bundesländer im vergangenen Jahr darüber abstimmten, ob künftig alle Restaurants, Bäckereien, Fleischereien und Einzelhändler das Ergebnis der amtlichen Lebensmittelkontrollen veröffentlichen müssen, da gab es nur ein Land, das dagegen stimmte: Bayern. Die Idee damals war, dass jeder Betrieb die Ergebnisse der jüngsten amtlichen Kontrollen anhand eines Barometers in den Ampelfarben veröffentlichen muss. Grün sollte anzeigen, dass es keine Bedenken hinsichtlich der Hygiene gab. Rot dagegen hätte für gravierende Mängel gestanden. Der damalige Gesundheitsminister Markus Söder (CSU), in dessen Zuständigkeitsbereich die Überwachung der Lebensmittelsicherheit fiel, hielt das Modell jedoch für nicht praktikabel, alle anderen Verbraucherschutzminister befürworteten es.
Ach ja, Herr Söder ist inzwischen befördert worden.
In der CSU fallen die Doofen immer nach oben.
Mittwoch, 15. Februar 2012
Abschaum - IV
Zum Einstieg noch einmal in etwas ausführlicherer Version Michael Schmidt-Salomon über „religiöse Idiotie.“
In seinem neuen, äußerst empfehlenswerten Buch „Keine Macht den Doofen“ räumt MSS ein, der Begriff möge verletzend klingen, beschreibe aber andererseits eins der zentralen Probleme treffend:
Solange nämlich Religioten das Sagen auf unserem Planeten haben - und das haben sie leider, Mensch sei’s geklagt, in vielen Teilen der Welt -, sind alle Versuche, das Zusammenleben der Menschen vernünftiger, freier, gerechter zu gestalten, notwendigerweise zum Scheitern verurteilt. (Denken Sie nur an die muslimischen Extremisten in Somalia, die 2011 dringend benötigte internationale Hilfe für die hungernde Bevölkerung nicht zuließen.) Versuchen wir also angesichts der Bedeutung dieses Phänomens eine kurze Definition des religiotischen Syndroms:
Religiotie ist eine selten diagnostizierte (wenn auch häufig auftretende) Form der geistigen Behinderung, die durch intensive Glaubensindoktrination vornehmlich im Kindesalter ausgelöst wird. Sie führt zu deutlich unterdurchschnittlichen kognitiven Leistungen sowie zu unangemessenen emotionalen Reaktionen, sobald es um glaubensrelevante Sachverhalte geht. Bemerkenswert ist, dass sich Religiotie nicht notwendigerweise in einem generell reduzierten IQ niederschlägt: Religioten sind zwar weltanschaulich zu stark behindert, um die offensichtlichen Absurditäten ihres Glaubens zu erkennen, auf technischem oder strategischem Gebiet können sie jedoch (siehe Osama bin Laden) hochintelligent sein. Wie es „Inselbegabungen“ gibt (geistig behinderte oder autistische Menschen mit überwältigenden mathematischen oder künstlerischen Fähigkeiten), so gibt es offensichtlich auch „Inselverarmungen“ (normal oder gar hochintelligente Menschen, die in weltanschaulicher Hinsicht völlig debil sind). Religiotie sollte daher als „partielle Entwicklungsstörung“ verstanden werden – ein Begriff, den der Entwicklungspsychologe Franz Buggle schon vor Jahren vorgeschlagen hat, um die spezifischen Denkhemmungen religiöser Fundamentalisten zu erfassen.
Religiotie ist eine selten diagnostizierte (wenn auch häufig auftretende) Form der geistigen Behinderung, die durch intensive Glaubensindoktrination vornehmlich im Kindesalter ausgelöst wird. Sie führt zu deutlich unterdurchschnittlichen kognitiven Leistungen sowie zu unangemessenen emotionalen Reaktionen, sobald es um glaubensrelevante Sachverhalte geht. Bemerkenswert ist, dass sich Religiotie nicht notwendigerweise in einem generell reduzierten IQ niederschlägt: Religioten sind zwar weltanschaulich zu stark behindert, um die offensichtlichen Absurditäten ihres Glaubens zu erkennen, auf technischem oder strategischem Gebiet können sie jedoch (siehe Osama bin Laden) hochintelligent sein. Wie es „Inselbegabungen“ gibt (geistig behinderte oder autistische Menschen mit überwältigenden mathematischen oder künstlerischen Fähigkeiten), so gibt es offensichtlich auch „Inselverarmungen“ (normal oder gar hochintelligente Menschen, die in weltanschaulicher Hinsicht völlig debil sind). Religiotie sollte daher als „partielle Entwicklungsstörung“ verstanden werden – ein Begriff, den der Entwicklungspsychologe Franz Buggle schon vor Jahren vorgeschlagen hat, um die spezifischen Denkhemmungen religiöser Fundamentalisten zu erfassen.
Die weit überwiegende Anzahl der Bischöfe und Priester, die mir in TV und Internet begegnen, sind auf den ersten Blick schon extrem unsympathisch.
Es ist für mich auch schwer vorstellbar, daß irgendjemand Kanaillen wie Krenn, Groer, Laun, TVE, Overbeck, Meisner, Mixa, Ratzinger, Wölki und Co nicht persönlich abstoßend findet.
Da stimmt das atheistische Weltbild, wenn diese Typen ihre menschenverachtenden Botschaften unter das Volk bringen.
Aber was ist mit Geistlichen, die eigentlich ganz nett wirken und von denen man auch annehmen kann, daß sie einigermaßen intelligent sind?
Selbst ausgewiesene Kirchenkritiker, die ich bewundere - Hans Küng oder Uta Ranke-Heinemann - sind Mitglied der RKK und glauben an Gott. Bischof Gaillot und Eugen Drewermann sind Geistliche der RKK. Und wie landet ein selbstbewußter, hochgebildeter Schwuler wie David Berger zwischen hochgradig homophoben konservativen Klerikern?
Es gab im 20.Jahrhundert sogar zwei Päpste, nämlich Giovanni XXIII und JP-I, die ich ausgesprochen nett finde.
Und Altbischof Franz Kamphaus ist doch ein absolut altruistischer, ehrenwerter Mann!
Andere hochrangige Katholen, wie Zollitsch oder Lehmann wirken auf ihre jovial-gemütliche Art auch nicht übermäßig abstoßend.
Wieso kommen Berger und Küng nicht zu der schlichten Erkenntnis, daß das ganze Gott-Konzept Humbug ist, um die Menschen abhängig und fügsam zu machen?
Wieso sparen sie sich nicht die Kirchensteuern?
Zur Klärung dieser Frage bin ich MSS außerordentlich dankbar für die Einführung des Begriffs „Inselverarmung“ (normal oder gar hochintelligente Menschen, die in weltanschaulicher Hinsicht völlig debil sind).
Mein Lieblings-Religiot ist aber immer noch Regensburgs Bischof Gerhard Ludwig Müller, der durch und durch und in jeder Hinsicht abstoßend ist.
Er hat eine unangenehme Visage, hasserfüllte Augen, sorgte persönlich dafür, daß Kinderficker-Priestern neue Kindern zum Ficken vorgesetzt wurden und diffamierte und drangsalierte anschließend auch noch die Opfer!
Nicht ohne Grund habe ich dem Abschaum-Bischof als einzigem bisher eine eigene Posting-Reihe gewidmet, in der ich viele seiner widerlichen Aussagen, Taten und Charakterzüge darstellte.
Während andere Katholen-Fürsten ernsthaft ein bißchen beschämt darüber sind, wie viele Kinder in Heimen, Sakristeien, Beichtstühlen und Schlafsälen von Priestern missbraucht wurden, gehört Müller zu der hardcore-Fraktion à la Kreuznet, die von einer „Hoax“ sprechen, von Jagd auf die Kirche.
Der Regensburger Oberhirte ist aber nicht nur in seinem Bistum und bei seinen Pfarrern regelrecht verhasst - nein sogar seine Brüder im Amte gruseln sich vor dem polternden Zweimeter-Mann der Bösartigkeit.
Gerhard Ludwig Müller ist in vielerlei Hinsicht in Regensburg vollkommen unübersehbar - nicht nur weil er zwei Meter groß ist.
Er ist der vermutlich autokratischste unter den deutschen Bischöfen, der mit Leidenschaft seine Mitarbeiter desavouiert, die er für nicht absolut folg – und fügsam hält.
Die SZ schrieb jüngst über ihn:
Viele Bischöfe verdrehen regelrecht die Augen, wenn die Rede auf den Amtsbruder aus Regensburg kommt.
Harsch und grob beharrt er stets so unnachgiebig auf seiner Autorität, daß nicht nur fast alle seine Untergebenen entsetzt sind, sondern inzwischen auch nicht gerade als liberal bekannte Gestalten wie Kardinal Wetter öffentlich auf eine Distanzierung bestehen.
Er ist der vermutlich autokratischste unter den deutschen Bischöfen, der mit Leidenschaft seine Mitarbeiter desavouiert, die er für nicht absolut folg – und fügsam hält.
Die SZ schrieb jüngst über ihn:
Viele Bischöfe verdrehen regelrecht die Augen, wenn die Rede auf den Amtsbruder aus Regensburg kommt.
Harsch und grob beharrt er stets so unnachgiebig auf seiner Autorität, daß nicht nur fast alle seine Untergebenen entsetzt sind, sondern inzwischen auch nicht gerade als liberal bekannte Gestalten wie Kardinal Wetter öffentlich auf eine Distanzierung bestehen.
Stefan Aigner erinnerte letzte Woche noch einmal daran wie außerordentlich schäbig sich Bischof Müller gegenüber den traumatisierten Opfern priesterlicher Gewalt äußert.
„Wir haben keinen umfassenden Missbrauchskomplex, sondern wir haben verteilt über Jahrzehnte Einzelfälle – die schauen jetzt aus wie ein monolithischer Block.“
Es bemerkenswert, dass gerade Müller so etwas sagt. Was sind „Einzelfälle“? Und wie viele „Einzelfälle“ braucht es, um von einem Komplex sprechen zu dürfen? Es wäre schön, diese Frage anhand genauer Fakten diskutieren zu können.
Doch just in der Diözese Regensburg ist das nicht möglich. Hier geizt man mit Informationen zu diesen „Einzelfällen“. Beispiellos. Keine Diözese ist so verschwiegen.
Nach wie vor gibt es keine konkreten Zahlen zu Tätern und Opfern. Man hört nichts über Entschädigungsanträge oder eventuelle Auszahlungen.
Der „Zwischenbericht“, den Müllers Sprecher Clemens Neck (einigen ausgewählten Journalisten) vor etwa einem Jahr vorgestellt hat, ist eine Frechheit. Ein knapp gehaltenes Dokument voller Allgemeinplätze, ohne jede Offenheit. Ganz anders handelt beispielsweise die Erzdiözese München.
Nicht, dass Priester Kinder und Jugendliche vergewaltigt, geprügelt und gedemütigt haben, ist dessen Kern, sondern das bewusste Verschweigen dieser Straftaten. Das Versetzen der Täter.
In der Diözese Regensburg wurden allein zwischen dem Jahr 2000 und 2007 drei Fälle öffentlich, in denen die Diözese nicht durch übermäßigen Eifer beim Schutz von Kindern aufgefallen ist.
[…] Hier wurden mehrfach kriminelle Priester erneut auf Kinder und Jugendliche losgelassen. Auch unter Müllers Verantwortung.
Bischof Müller ist der Bodensatz des deutschen Episkopats - gegen ihn wirken sogar Prügel-Mixa und Homohetzer Overbeck wie freundliche Gesellen.
Selbst ein Papst mit lediglich winzigen, rudimentären Resten von Anstand würde so einen Oberhirten wie Müller aus dem Verkehr ziehen und ihn exkommunizieren.
Allerdings sucht man Anstand sicher vergeblich in der römischen Kurie und so kommt es passend zur Närrischen Zeit in Bayern zu einem vorgezogenen Aprilscherz der Extraklasse:
Bischof Müller scheint tatsächlich beste Chancen zu haben demnächst den zweitwichtigsten Posten in der 1,2 Milliarden Mitglieder zählenden RKK zu bekommen.
Chef der heiligen Inquisitionsbehörde!
Den Posten also, der heute euphemistisch „Präfekt der Glaubenskongregation“ genannt wird und den Joseph Ratzinger selbst 25 Jahre innehatte.
Die Regensburger sind hin und her gerissen - einerseits würden sie alles dafür geben Müller loszuwerden, andererseits würde er als Quasi-Vizepapst über eine enorme Macht verfügen.
Der konservative Kirchenmann gilt als Hardliner unter den deutschen Bischöfen. Bei der Kirchenbasis wird er teilweise sehr kritisch gesehen.
„In Rom richtet er womöglich noch mehr Schaden an als in Regensburg“, sagt die Regensburger Vorsitzende der Vereinigung „Wir sind Kirche“, Sigrid Grabmeier. Sie befürchtet, die katholische Kirche werde mit steigendem Einfluss Müllers restriktiver und rückwärtsgewandter werden.
Theologisch liege Müller ganz auf der Linie des Papstes, meint „Wir sind Kirche“-Sprecher Christian Weisner. Es sei aber die Frage, ob dieses sehr traditionelle Kirchenverständnis in die heutige Zeit der katholischen Weltkirche passe und zukunftsfähig sei.
Ist Ratzinger nicht großartig?
Keiner hat bisher vermocht die Katholiken schneller aus der Kirche zu treiben als er.
Benedikt ist der größte Garant des atheistischen Erfolges.
Mit der Megabeförderung eines Kinderfickerschützers mit Fußpilz-artigen Sympathiewerten, könnte der Papst weitere Millionen entsetzte Gläubige aus der RKK treiben.
Die Süddeutsche Zeitung rät dem Regensburger Rabulisten allerdings noch nicht die Möbelwagen zu bestellen; es gäbe im Vatikan auch Widerstände gegen die Personalie Müller.
Hautgrund: Der ultrakonservative Rechtsaußen des deutschen Episkopats ist der Kurie noch zu liberal!
Bishop Alvarez said that there are children who want to be abused:
There are 13 year old adolescents who are under age and who are perfectly in agreement with, and what’s more wanting it, and if you are careless they will even provoke you.
Den Holocaustleugnern um Richard Williamson wird im Vatikan der rote Teppich ausgerollt und falls irgendwelche Opfergruppen um Gehör bitten, ist das auch nur Blabla.
Papst Benedikt XVI. hatte bei den Osterfeiern 2010 in Rom zu den Missbrauchsskandalen in der katholischen Kirche geschwiegen.
Der Dekan des Kardinalskollegs, Angelo Sodano, betonte zu Beginn der Ostermesse 2010 das "Volk Gottes" lasse sich nicht vom "Geschwätz des Augenblicks" beeindrucken.
Zwischen solchen Typen wirkt selbst Müller ein bißchen lasch.
In Deutschland mag er der Krawallbischof sein, der sich ständig mit den Reformern von 'Wir sind Kirche' oder mit den katholischen Verbänden streitet, die Medien beschimpft, Konflikte auf die Spitze treibt. In Rom gilt so etwas schlimmstenfalls als lässliche Sünde. […]
Müller [hat] mächtige Gegner in der Kurie: die Konservativen.
[…] Sie misstrauen seiner Universitätstheologie und seinem Eintreten für das deutsche Kirchensteuersystem. Sie ärgert die Härte, mit der Müller gegen die traditionalistische Piusbruderschaft vorgegangen ist, die in Zaitzkofen in seinem Bistum ein Priesterseminar unterhält. Und so tauchen in den italienischen Medien Berichte auf, die Müller als gefährlichen Linken darstellen.
(Matthias Drobinski 15.02.12)
Bei Kreuznet und in der Römischen Kurie sieht man offenbar alles, was nicht voll auf NPD- und Piusbruderschaftlinie ist, als linksextremistisch an.
Dienstag, 14. Februar 2012
Der arme Heiko!
Das hat die SPD mal wieder fein hinbekommen.
Noch 1990 war das Saarland mit sagenhaften 54,4% Sozi-Hochburg und brachte einen derart starken und bundesweit bedeutenden Ministerpräsident hervor, daß man auch bei der Kanzlerkandidatur 1990 nicht an dem fast 14 Jahre unumstritten herrschenden Saar-Napoleon vorbeikam, der „stolz wie Oskar“ den Kurs vorgab.
Ohne Lafontaine ging es dann allerdings steil und kontinuierlich bergab. Bis auf 24,5% bei der Landtagswahl im Jahr 2009.
So eine Selbstkastrierung muß man erst einmal nachmachen.
Das Kuriose am 30. August 2009 war aber, daß die Sozen nach dem dramatischen CDU-Verlust (satte 13 Prozentpunkte hatte der abgewirtschaftete Peter Müller verloren) dennoch in der Lage gewesen wären den Ministerpräsidenten zu stellen, da ein neuer extrem starker Spieler aufgetaucht war:
Lafontaines Linke hatten 19 Prozentpunkte zugelegt und waren beinahe so stark wie die SPD.
Mit Hilfe eines dritten, kleinen Partners hätte es geklappt.
Wie man seit der Hamburg-Wahl von 2001 weiß (dort hatte es das gleiche Ergebnis, nur mit umgekehrten Vorzeichen gegeben) kann so ein Tricksprung an die Macht funktionieren.
Rückblende:
Nach 44 Jahren ununterbrochener SPD-Herrschaft an Elbe und Alster, kam Unions-Mann von Beust nach deutlichen Verlusten nur noch auf blamable 26 % (SPD = 36%).
Die CDU konnte sich aber durch den neuen Mitspieler Ronald Schill, der mit seiner PRO-Partei unfassbare 19,4 % aus dem Stand geschafft hatte und einer willfährigen 5,1%-FDP dennoch zur Regierungspartei aufschwingen und stellte fortan zehn Jahre den Ministerpräsidenten.
Anders als die populistische Gaga-Truppe des Kriminellen Koksers Schill, konnte man der LINKEn an der Saar schlecht die Seriosität absprechen.
Es gab schon in mehreren Bundesländern erfolgreiche rot-rote Koalitionen und insbesondere die Person Lafontaine ist als Ex-MP über den Zweifel erhaben nichts vom politischen Tagesgeschäft in Saarbrücken zu verstehen.
Aber wie wir wissen sind die Parteien links von CDU und FDP kein homogener Block.
Die Machtgeilheit ist rechts der Mitte erheblich ausgeprägter.
Und so kommt es, daß trotz „linker“ Parlamentsmehrheiten (Bundestag 2005, Thüringen & Saarland 2009, Berlin 2011,…) am Ende die CDU unverdient in der Regierung sitzt.
Die Grünen holen allerdings in Punkto Skrupelosigkeit gewaltig auf.
Immer noch kann ich es kaum glauben, daß sie in Hamburg (2008) und im Saarland (2009) mit der CDU (bzw CDU/FDP) ins Bettchen sprangen.
Der Partei, die für Abschiebungen, Hintertreiben des Umweltschutzes und Atompolitik steht.
Ginge es nach den Saar-Grünen, würden sie anders als in Hamburg immer noch wie Frischverliebte mit der CDU auf der Regierungsbank turteln.
Daß die FDP durch geistige Umnachtung verursacht Selbstmord beging, war gewissermaßen höhere Gewalt.
Die Saar-Gelben sind von allen Landesverbänden aller Parteien sicher die schlimmste Gurkentruppe. Würden sie bei der Landtagswahl am 25.März 2012 das letzte Berliner Ergebnis (1,8 Prozent) erreichen, wäre das schon ein Erfolg.
Sogar das rechte und notorisch FDP-freundliche Emnid-Institut ermittelt nur zwei Prozent für die Hepatitisfarbigen in Saarbrücken.
Freilich sollte man in die Lagebeschreibung einbeziehen, dass der Saar-FDP nicht nur die Wähler, sondern auch die Politiker wegkippen oder sich aus den Ämtern schubsen. Erst ging es um eine parteinahe Stiftung, der eine Villa in Saarbrücken gehört, Liberale beschimpften sich, zeigten sich an und entschuldigten sich wieder. Der Vorsitzende ging, der Fraktionschef, dann der nächste Fraktionschef (CDU-Überläufer), dann der Schatzmeister, dann der designierte Fraktionschef (also Nummer drei), weil er einen Gelände-BMW mit Fraktionsrabatten leaste und zugleich eine Fahrtkostenpauschale kassierte. Zwischendurch wählte die Partei Luksic, bisher Bundestagsabgeordneter, zum Landesvorsitzenden.
Der 32-Jährige FDP-Spitzenkandidat Oliver Luksic ist ein Mann mit Humor. Ich erinnere mich an die Ratschläge, die FDP-Chefin Katja Suding erhielt, als sie im Januar 2012 „alle Freunde der FDP-Hamburg“ zum Neujahrsempfang lud:
Dann reiche es ja eine Telefonzelle als Veranstaltungsort anzumieten. Sudings Kollege an der Saar macht die Scherze gleich selbst.
Er lacht über seine Situation. Über die FDP. Ihre Pleiten. 1999 in Sachsen, die FDP gegen König Kurt Biedenkopf. "Schach dem König", zitiert Luksic den Slogan der Sachsen-FDP. Die dann auf 1,1 Prozent kam. […] Er analysiert die Saar-FDP. 1. Kleinheit des Landes. Weniger harte Auslese. "Bei uns wird gleich jeder Ortsvorsitzender oder stellvertretender Kreisvorsitzender." 2. Kleinheit des Landes. Jeder Quatschmacher ist sofort in allen Medien drin. Und: "Bei uns weiß jeder alles über den anderen, auch alle Schwächen" 3. Kleinheit des Landes. Keine politische Sanktionsmöglichkeit durch die Chefs. "Wenn sie in ihrer lokalen Minibasis den Superrückhalt haben, weil da halt nur Freunde, Verwandte, Bekannte sie zu irgendeinem Amt wählen, können sie machen, was sie wollen."
Die kleinen Parteien Grüne und FDP werden im nächsten Landtag zu Recht keine Rolle spielen.
Es ist noch nicht einmal ausgemachte Sache, ob die bundesweit bei 16 Prozent liegenden Grünen an der Saar überhaupt die Fünfprozenthürde nehmen.
Zu offensichtlich ist ihre moralische Prostitution - die Entscheidung mit FDP und CDU zu koalieren fiel bekanntlich nachdem Grünen-Chef Ulrich eine 30.000-Euro Spende vom FDP-Verhandlungsführer bekommen hatte.
Rot-Rot und überhaupt irgendwelche Koalitionen unter Einschluß der Grünen oder der FDP sind de facto ausgeschlossen - egal wie das Wahlergebnis ausfallen wird.
Der Grund ist nicht Arithmetik sondern das Kindergartenniveau der Saar-Politiker.
Sie zanken sich wie Vorschüler, hassen und verachten sich quer durch die Fraktionen.
Das Wohl des Landes ist absolut zweitrangig, wenn es darum geht dem Gegner (und sei es ein Innerparteilicher) eins auszuwischen.
Rot-Grün zum Beispiel. Der Klassiker unter den linken Bündnissen wäre anderswo sicher das erklärte Ziel von SPD und Grünen, schließlich trennt die Parteien inhaltlich wenig, auch an der Saar. Menschlich aber schon. Am Montag verschickte SPD-Landeschef Heiko Maas eine Pressemitteilung, die einen profunden Einblick in sein Innenleben ermöglicht. Es war eine flammende Suade gegen die Grünen - weil diese es gewagt hatten, öffentlich von einem rot-grünen Bündnis zu träumen. Das sei schon "hart an der Schmerzgrenze", teilt Maas mit. "Wo Grün draufsteht, ist weiter Hubert Ulrich drin", sagt der SPD-Chef. Zuneigung klingt anders, und tatsächlich wird es Maas dem Grünen-Landeschef wohl nie verzeihen, was im Herbst 2009 geschah, rund um die vergangene Wahl.
Bis kurz vor Schluss warb die SPD am Telefon noch um Stimmen für die Grünen, in der Hoffnung, gemeinsam die CDU ablösen zu können. Man sah sich als natürlicher Partner. Wochenlang verhandelte Ulrich dann auch mit SPD und Linken - und gab Maas in letzter Minute einen Korb. Lieber schwor er seine Partei mit feurigen Worten auf das bundesweit erste Jamaika-Bündnis ein und hielt die CDU an der Macht. Maas war getroffen, er rang auf einer Pressekonferenz um Fassung, dachte eine Nacht lang an Rücktritt.
Monatelang herrschte Funkstille zwischen ihm und Ulrich. Das einzige Gespräch für lange Zeit endete damit, dass Maas den Grünen-Chef wissen ließ, auf diese Art müsse man gar nicht mehr länger miteinander reden. Die Kluft konnte man sogar sehen im Landtag von Saarbrücken. Auf Wunsch von Ulrich rückten Arbeiter die Tische von Grünen und SPD auseinander, deren Abgeordnete zuvor Seit' an Seit' saßen.
Wenn zwei sich streiten, ist meistens nicht einer allein Schuld, aber in diesem speziellen Fall bin ich geneigt Heiko Maas freizusprechen.
Ulrich ist das Windei und ich halte es für außerordentlich problematisch sich in einer Regierung auf so eine Type zu verlassen.
Da die Grünen Ulrich wieder auf die Landesliste gewählt haben und ihn erneut in den Landtag schicken wollen, ist ihnen nicht mehr zu helfen.
Heiko Maas, in meinen Augen einer der besten Landespolitiker, den die Sozen derzeit aufzubieten haben, gebührt mein Mitleid.
Was soll er in der verfahrenen Situation anderes machen, als sich an die abgewirtschaftete CDU zu ketten?
FDP und Grüne fallen aus, allein reicht es nicht und die Linken werden im Saarland von einem Chef Lafontaine geführt, der Maas vielfach auf mieseste Weise hintergangen hat und sich bis heute über „das Heikochen“ lustig macht.
FDP und Grüne fallen aus, allein reicht es nicht und die Linken werden im Saarland von einem Chef Lafontaine geführt, der Maas vielfach auf mieseste Weise hintergangen hat und sich bis heute über „das Heikochen“ lustig macht.
Maas wurde unter Lafontaine Staatssekretär, und zwar ein so Guter, daß weitere Karrieresprünge unvermeidlich schienen.
Der eitle Oskar blockierte daraufhin jede Beförderung, weil er allein im Licht stehen wollte.
1999 blamierte Lafontaine durch seine Flucht aus der Verantwortung kurz vor der Landtagswahl die Saar-SPD und versaute Umweltminister Heiko Maas den Wahlsieg.
Er verlor seinen Job und mußte in die Opposition.
2004 trat wieder Maas als Spitzenkandidat an und mußte den drängenden damaligen Noch-SPD-Oskar in sein Team aufnehmen.
Diese Position nutze der Ex-Finanzminister allerdings nur für seine persönliche Rache.
Kurz vor der Wahl griff Lafontaine dann Gerhard Schröder und die Bundes-SPD entgegen einer Absprache mit Maas in einem Interview frontal an - und kokettierte mit der Gründung einer neuen Partei. Die SPD verlor wieder haushoch. "Das Einzige, worauf man sich bei Lafontaine verlassen kann, ist seine Konsequenz in der Illoyalität", sagte Maas später.
Nach der Bundestagswahl 2009 funkte Lafontaine erneut dazwischen, als er plötzlich als Bundestagsfraktionschef zurücktrat, um sich ganz dem Saarland „zu widmen“.
Mitten in den Überlegungen zur rot-rot-grünen Koalition führte das zum Kollaps.
Diplomatisch geht anders. Alle fürchteten einen Egotrip des Dominators.
Das Ergebnis ist bekannt: Maas landete wieder in der Opposition, die CDU regierte.
Nein, persönliche Beziehungen sollen nicht die Politik und das Wohl des Landes überdecken.
Aber was soll Maas denn machen?
Er kann doch nicht als verantwortlicher Politiker ignorieren, wenn potentielle Partner-Parteien von solchen Galgenvögeln geführt werden.
Nichts geht mehr im Saarland.
Kein Rot-Rot, kein Rot-Grün, kein Rot-Gelb, kein Schwarz-Gelb und schon gar keine flotten Dreier ob der tiefgreifenden Animositäten.
Alleinregierungen sind mit dem Auftauchen der Piraten - noch so ein unverdienter Schlag für Maas - ferner denn je.
Bleibt SPD und CDU - mangels Alternative.
Hoffentlich wird die SPD wenigstens stärker als Annegret Kramp-Karrenbauer, um den Regierungschef zu stellen.
Aber auch das wird angesichts der Merkel-Hausse und dem vielen Fleische von der SPD (Linke, Piraten, Grüne) extrem schwer.
Armer Heiko!
Abonnieren
Posts (Atom)