Als ein nicht ganz unbekannter deutscher Politiker den damaligen russischen Präsidenten Wladimir Putin als „lupenreinen Demokraten“ titulierte, gab es mächtig Ärger.
Insbesondere Oppositionsführerin Angela Merkel empörte sich und versprach im Falle ihrer Wahl zur Kanzlerin die Beziehungen zu Moskau zu vereisen.
Stattdessen wollte sie ihren Lieblingspolitiker George W. Bush hofieren, dem sie schon als Oppositionsfrau öffentlich immer wieder Bewunderung für seinen grandios-intelligenten Irak-Kurs aussprach.
In einer durchaus angebrachten Tu-quoque-artigen Replik wandte Merkels Amtsvorgänger ein, wenn ihr die Menschenrechte so wichtig wären, solle sie doch mal ihren Busenfreund GWB auf die Todesstrafe ansprechen, die international geächtet ist, in Russland seit 1996 nicht mehr durchgeführt wird und überhaupt nur noch in fünf Staaten regelmäßig jedes Jahr praktiziert wird.
Die fünf verbrecherischen Nationen sind China, Iran, Irak, Saudi-Arabien und die USA!
Bush hat als Gouverneur von Texas persönlich mindestens 135 Todesurteile unterzeichnet und in keinem einzigen ihm vorgelegten Fall davon davon abgesehen den Henker einzuschalten.
Über die Demokratie in den Vereinigten Staaten ließe sich trefflich streiten.
Kann ein Land diesbezüglich als vorbildlich gelten, wenn nur Millionäre Präsident werden können, wenn Folter angeordnet wird, wenn Rechtsstaatlichkeit bewußt sabotiert wird (Guantanamo, Baghram, Nichtanerkennung des Internationalen Gerichtshofes, Ablehnung des Kyoto-Protokolls, PATRIOT-Act,..) und wenn die Wahlkreise nach dem Belieben der Amtsinhaber so zurechtgeschnitten werden, daß über 90% der Abgeordneten automatisch immer wieder-“gewählt“ werden?
Ich denke, daß sich der rotgrüne Kanzler aufgrund seiner Intelligenz sehr gut ausdrücken konnte und selten mal einen unsinnigen Satz rausgehauen hat.
Zweimal hat er ein drastisches Adjektiv eingeführt, das ich a posteriori betrachtet für unangemessen halte.
Die Solidarität mit Amerika hätte nicht „uneingeschränkt“ sein müssen und Putin ist vielleicht demokratisch, aber nicht gerade „lupenrein“.
Aber das sind nur zwei fragwürdige Formulierungen in sieben Jahren, in denen er praktisch jeden Tag öffentlich gesprochen hat.
Die Charakterisierung Putins als „lupenreiner Demokrat“ habe ich damals aus zwei Gründen nicht kritisiert.
Erstens bin ich generell der Meinung, daß gerade die Deutschen, die in ihrer Geschichte mehrfach Diktaturen einrichteten und denen die Demokratie mit Gewalt von außen und sehr verspätet gebracht werden mußte, sich zurückhalten sollten Riesennationen wie China und Russland zu belehren.
Wer über 5000 Jahre Kulturgeschichte verfügt, über eine Milliarde Einwohner zählt und im Gegensatz zu den parasitären und zerstörerischen Europäern nicht die ganze Welt kolonialisiert und ausgebeutet hat, muß sich nicht von einer Neo-Demokratie im 60. Jahr ihres Bestehens den erhobenen Moral-Zeigefinger zeigen lassen.
Viel angemessener wäre es, wenn wir erst mal vor unserer eigenen Haustür kehrten. Und unserer Haustürbereich sind unsere Freunde, unsere engen NATO- und EU-Verbündeten.
Wir bilden uns doch so viel auf unsere „Wertegemeinschaft“ ein.
Es ist also absolut überfällig Washington wegen Gitmo und Todesstrafe die Daumenschrauben anzusetzen.
Es ist erbärmlich, wie die EU achselzuckend das Einrichten einer Diktatur in Ungarn hinnimmt und tatenlos zusieht, wie als erstes die freie Meinungsäußerung abgeschafft wird.
Das geht uns etwas an, weil Merkel in allerhand elitären Clubs zusammen mit Orban und Obama sitzt.
Der andere Grund weswegen ich mich nicht öffentlich über das „lupenrein“ empörte, besteht darin, daß ich es für demokratiefördernd halte, wenn Russland und Deutschland sehr enge Beziehungen eingehen.
Ich habe die engen persönlichen Kontakte der beiden first-couples mit großem Wohlwollen gesehen.
Daß damit auch Deutschland sehr genutzt wurde, wird wohl auch die derzeitige Kanzlerin nicht abstreiten. Sie kritisierte deswegen so scharf, weil sie ihren Wahl-Konkurrenten persönlich desavouieren wollte.
Denn wie sich inzwischen eindeutig herausgestellt hat, sind Merkel Menschenrechte und Demokratie völlig egal.
Was war das letzte Woche für ein Desaster in China!
Merkel sprach allgemein vom Nutzen der Meinungsfreiheit und befand Pekings Umgang mit Kritikern als zu "hart". Nur wenige Stunden später bekam die Kanzlerin selbst zu spüren, wie ihre Gastgeber mit kritischen Köpfen umspringen. Der bekannte Anwalt Mo Shaoping, der sich einen Namen als Verteidiger vieler Bürgerrechtler gemacht hat, wurde von der Polizei daran gehindert, zu ihrem Empfang in der deutschen Botschaft zu gehen. Dies zeigt: Pekings Funktionäre stoßen ungerührt die mächtigste Politikerin Europas vor den Kopf.
Die CDU-Chefin zeigte deutlich, daß sie sich gerne alles gefallen läßt.
Sie protestierte nicht und signalisierte den Chinesen, daß Demokratie-Beschwörungen nur etwas für das heimische Publikum wären, für ihre Politik aber keine Bedeutung hätten.
Auf politischen Druck war zuvor bereits ein Besuch Merkels bei einer kritischen Zeitung in der südchinesischen Metropole Guangzhou geplatzt. Auf der zweiten Station ihrer China-Reise hatte Merkel eigentlich die "Nanfang"-Zeitungsgruppe besuchen wollen.
[…] Chinesische Quellen deuteten an, es habe politischen Druck gegeben.
Daß Putin alles andere als ein „lupenreiner“ Demokrat ist, sehen wir ziemlich deutlich seit seine Partei „Einiges Russland“ (ER) bei der Wahl zur Staatsduma am 04.12.2011 überraschend „nur“ auf 49,3% kam und die Opposition Morgenluft wittert.
Ein paar vereinzelte Oppositionelle kann Putin ganz gut aushalten - solange er ungefährdet regiert und die ER stets eine Zweidrittel-Mehrheit bekommt.
Aufmüpfigkeit hingegen, die seine im März 2012 geplante Re-Installierung als Präsident gefährden, duldet Putin nicht und geht scharf gegen Proteste vor.
Ich unterstütze natürlich diese Proteste und wünsche mir, daß die Russen selbst ein bißchen mehr Demokratie gegen den de facto Diktator Putin durchsetzen können.
Sicherlich ist es auch irgendwie möglich, daß aus Deutschland oppositionelle Bürger logistisch unterstützt werden.
Daß aber nach vielen Jahrhunderten Diktatur demokratische Spielregeln nicht gerade eingeübt sind, ist nur zu verständlich.
Und es gibt viele Beharrungskräfte, die keine Demokratie wollen - zu ihnen gehört der orthodoxe Patriarch Kyrill I.
"Sie persönlich, Wladimir Wladimirowitsch, haben eine großartige Rolle bei der Korrektur des Laufs unserer Geschichte gespielt. Ich möchte mich bei Ihnen dafür bedanken", sagte der Patriarch nach Kirchenangaben. In der Vorwoche hatte Kyrill I. orthodoxen Christen abgeraten, an der dritten großen Protestkundgebung gegen Putin in Moskau teilzunehmen. Sie sollten lieber zu Hause beten, als Sprechchöre zu rufen.
(Kathweb 09.02.2012)
Wie überall wollen die steinreichen Oligarchen, die in Wirklichkeit die Fäden ziehen, nicht gerne erleben, daß irgendwelche unabhängigen und unbeeinflussbaren Parlamentarier über ihre Köpfe hinweg regieren.
Und es gibt noch eine große, immer stärker werdende antidemokratische Beharrungskraft in Russland, die gerade mal wieder ob der homophoben ER-Agenda putinophil tönt:
Die Kirche, die Christen.
Allen Ernstes wird nun sogar erwogen berittene Kosaken-Aufgreiftrupps als Sittenpolizei gegen Homosexuelle einzusetzen!
Diese Freiwilligentrupps will der ER-Abgeordnete Vitalij Milonow zur Jagd auf Schwule und Lesben zusammentrommeln.
Die Kosaken sollen helfen, das "Gesetz gegen Schwulenpropaganda" umzusetzen, das im Petersburger Stadtparlament diese Woche in zweiter und vorletzter Lesung verabschiedet wurde. Die Abgeordneten haben zwar nicht definiert, was genau als "Schwulenpropaganda" gelten soll, aber sie haben bereits Geldstrafen von bis zu 500.000 Rubel (12.800 Euro) festgelegt.
Ihre Initiative begründen Milonow und Co. mit einem ebenfalls nicht näher definierten "Kinderschutz". Petersburgs ehemalige Bürgermeisterin Walentina Matwijenko, die neuerdings der oberen Kammer des föderalen Parlaments in Moskau vorsteht, möchte das Gesetz auf das ganze Land ausdehnen.
Damit avancieren Homosexuelle - neben Juden und "Kaukasiern" - endgültig zu einer Minderheit, die hauptsächlich einem Zweck dient: der Abgrenzung jenes schwammigen Gebildes, das populistische Machthaber "die russische Seele" nennen.
Mit Menschenrechten haben diese neuen Umtriebe der Kreml-Partei nun wirklich gar nichts mehr zu tun.
Merkel und Westerwelle schweigen - die Christen sind entzückt:
Der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill I., hat die Regierungszeit von Wladimir Putin einem Medienbericht zufolge als 'Wunder Gottes' bezeichnet. Auf einer Versammlung religiöser Führer in Moskau habe Kyrill die Gegner Putins kritisiert und für eine weitere Amtszeit im Kreml geworben, berichtete die Zeitung Kyiw Post. Putin habe für Stabilität und Zusammenhalt in Russland gesorgt.
(Dapd 10. Februar 2012)
9 Kommentare:
Hi Tammox,
ich stimme Dir nur teilweise zu. Du bist absolut im Recht, wenn Du auf den fehlenden Protest z. B. zur Todesstrafe in den USA oder zum Abbau der Demokratie in Ungarn hinweist. Es ist Zeit (auch) vor der eigenen Tür zu kehren. Proteste auf Regierungsebene - auch öffentlich und bestimmt - sind überfällig.
Allerdings halte ich Deine Bemerkung über die "Angemessenheit" einer Belehrung einer 60-jährigen Demokratie an ein Volk mit mehrtausendjähriger Kultur für falsch. Man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen. Es ist IMO keine gültige Erwiderung auf eine Belehrung, die dem Inhalt nach zu Recht erfolgt ist, sich auf Vergangenes resp. auf Abwägen von Zeiten zurück zu ziehen. Wer foltert, foltert, wer unterdrückt, unterdrückt - es ist egal, wer darauf hinweist.
Schönes WE und beste Grüße
Omnibus56
@O56:
Daß Mitglieder der deutschen Regierung nun geradezu applaudieren, wenn China und Saudi-Arabien und die USA foltern und exekutieren, meinte ich natürlich nicht. Sie sollen auch nicht dazu schweigen.
Aber es ist eine Frage auf welches hohe Ross man sich setzt.
Ich halte einfach die ATTITÜDE für falsch von einer ganz hohen moralischen Position zu kommen! DAS steht uns nach gerade mal einem halben Jahrhundert Zwangsdemokratie nicht zu.
Aber so klingt es ja leider oft: WIR, die moralisch Erhabenen mahnen an, daß die dummerhaften Entwicklungsländer sich am uns anpassen, an die Werte, die wir gut finden und wenn die nicht wollen, dann kürzen wir das Geld! (Niebel)
EWs sei denn natürlich derjenige ist so groß und so wichtig oder hat so viel Öl, daß wir alle Augen, inkl Hühneraugen, zudrücken!
Ich kann gut verstehen, daß Chinesen dazu zu stolz sind und sich erstaunt fragen „wer sind die denn, daß die uns belehren???“
Ich glaube, daß es grundsätzlich keinen moralisch einwandfreien Umgang mit Diktatoren gibt. Da weiß niemand einen Königsweg. Ich glaube aber, daß man mit ihnen sprechen MUSS. Isolation hilft den diktatorisch unterdrückten Völkern erst recht nicht. „Wandel durch Annäherung“ ist schon ein guter Ansatz.
Dazu muß man isch aber zwangsweise erst mal an jemanden annähern, in dessen Nähe man eigentlich nicht will.
Ist ein permanentes Vabanquespiel.
Aber mit Arroganz kommt man nicht weiter und schon gar nicht, wenn man wie die USA in diversen Fällen erst mal mit der Maximalforderung „regime-change“ kommt.
Ich finde es nur zu verständlich, daß dann die andere Seite gar nicht mehr kooperiert.
Insofern war es nicht schlecht, daß Schröder privat wirklich eng mit Putin befreundet war (und scheinbar ist).
Wenn man mal zu viert ein paar Weihnachtstage mit Doris und Ljudmila unter sich ist, kann man vermutlich am ehesten ansprechen, daß das mit dem Einknasten der Regimegegner und dem Bombardieren der Tschetschenen nicht so toll ist. Jedenfalls erreicht man so vielleicht etwas.
Das erreicht man aber sicher nicht, wenn man zu offiziellen PR-Terminen geht und vor der Weltpresse erst mal rausplärrt „Du Putin/Du Wen/Du Abdullah mußt jetzt aber ab sofort Demokratie nach deutschem Vorbild einführen!“
Das sind nur Schauphrasen für daheim.
LGT
@Tammox:
"Applaus-Forderungen" habe (hätte) ich Dir auch nicht unterstellt. :)
Wenn Du die Art und Weise meinst, wie, zudem sehr selektiv, kritisiert wird, gleichzeitig Despoten vom schlimmsten Schlag hoffiert werden, hast Du völlig recht. So hatte ich Deine Argumentation nicht verstanden. Für mich klang es (und ein ganz klein wenig klingt es immer noch) nach: "Wenn man gerade mal 60 Jahre (und im Grunde am Anfang oktroyierte) Demokratie ist, soll man bei jahrtausendealten Kulturnationen die Klappe halten."
Das halte ich für falsch. Ich halte es allerdings ebenso (ich denke, da sind wir d'accord) für falsch den "Großen Unfehlbaren Schulmeister" zu geben.
Es ist eine Gratwanderung, zwischen Nicht-dazu-Schweigen und aufdringlicher Schulmeisterei. Zu Unrecht (jedweder Art, aber besonders Folter und Todesstrafe) zu schweigen ("qui tacet consentire videtur") ist aber IMO schlechter, als die Gefahr einzugehen, dass das Gegenüber in ebenfalls maßloser Selbstüberschätzung seiner "jahrtausendealte Kultur" den Kritiker für einen Schulmeister hält.
Das "jahrtausendealte Kulturnation"-Argument ist IMO auch nicht ganz stichhaltig. China ist ein Vielvölkerstaat, der immer wieder neu durch lange, äußerst blutige, die Bevölkerung drastisch reduzierende Kriege "geeinigt" werden musste. In diesem Vielvölkerstaat gab es sicher hohe Kultur - aber durchaus auch große Barbarei (auch im Strafsystem des "Kulturteils") und zwar nebeneinander. Und auch die "Führerschaft" (in Kultur und Barbarei, sic!) wechselte durch die Jahrhunderte immer mal wieder die Volksgruppe.
China hat eine lange Geschchte, aber die hat Europa auch. Man kann China IMO eher mit Europa als mit dem kleinen Deutschland vergleichen. So gesehen wären die Europäer ebenfalls als jahrtausendealte Kultur"nation" zu betrachten.
(Das ist natürlich nicht als Entschuldigung oder Verteidigung deutscher Schulmeisterei zu verstehen!)
Beste Grüße
Omnibus56
PS: Dass Schröder bei Putin großen Einfluss (geltend gemacht) hat, bezweifle ich. Der "lupenreine Demokrat" zeugt für mich eher von freundschaftsbedingter "selektiver Wahrnehmung".
@O56:
„Für mich klang es (und ein ganz klein wenig klingt es immer noch) nach: "Wenn man gerade mal 60 Jahre (und im Grunde am Anfang oktroyierte) Demokratie ist, soll man bei jahrtausendealten Kulturnationen die Klappe halten."
Das meinte ich auch tatsächlich so.
Ansonsten stimme ich Dir zu.
Das Problem ist aber denke ich, tatsächlich überwiegend ein Diplomatisches.
Ich erinnere mich noch - und habe das auch im Blog mehrfach erwähnt, daß Guido Westerwelle vor seiner ersten Chinareise nicht das geringste Interesse aufbringen konnte und dann im Landeanflug zu dem Delegationsleiter sagte „So, sie haben jetzt fünf Minuten mir China zu erklären“
Wenn man so Außenpolitik macht, also dem Gastgeber gegenüber gar kein Interesse aufbringt und noch alles auf ein paar PR-Termine reduziert, bei denen man sich sichtig vorkommt, kann man nichts erreichen - egal was man sagt.
Man muß sich schon mit der Materie beschäftigen und eben GRUNDSÄTZLICH dem gegenüber Respekt und Interesse entgegenbringen.
Die Regime Syriens oder des Jemens oder des Irans mögen einem nicht gefallen, aber das sind ohne Zweifel uralte Kulturen, die man erst mal anerkennen muß.
Ich hatte heute die Gelegenheit einem Hamburger Geschäftsmann zuzuhören, der die letzten beiden Jahre sehr sehr viel in China unterwegs war, weil er dort Filialen eröffnet.
Er sagte, daß er es nach wie vor einfach nicht fassen kann was für einen gewaltigen Fortschritt die in den letzten Jahren gemacht haben, welche Kultur es gibt, was die Fernsehsender da machen, welche Zeitungen es gibt, wie sagenhaft motiviert und fleißig da alle Menschen sind. Vor 20 Jahren liefen da alle noch grau in grau mit diesen Einheitsoverall rum und nun sind die jungen Chinesen einer schicker als der nächste und stürmen die Designerklamottenläden.
Und eben was sich für ein Wohlstand ausgebreitet hat. Natürlich sind das nur 0,1% der Bevölkerung aber bei 1,3 Mrd Menschen bildet das schon eine irre Kaufkraft.
Jedenfalls sagen ihm chinesische Geschäftspartner immer wieder, daß sie doch mal ganz gerne auf offizieller Ebene anerkannt haben möchten was sie eigentlich seit den Umbrüchen 1990 geschafft haben!
Kann man da nicht mal ehrlich zugeben „Donnerwetter - das ist beeindruckend!“ statt nur zu nörgeln „Menschenrechte, Umweltschutz, Copyright, …“
Und gelegentlich käme dann auch die Gegenfrage „Was habt ihr in Europa eigentlich in den letzten 20 Jahren geschafft?“
Und das muß man dann natürlich mit „REIN GAR NICHTS“ beantworten.
Wir stehen nicht nur still, sondern vernachlässigen unser Bildung, lassen Kinder ohne Schulabschlüsse los und produzieren Arbeitslosigkeit und Staatschulden, weil in unserem demokratischen System all das was notwendig ist nicht angefasst wird, weil die Regierung zu viel Angst haben irgendwie unpopulär zu sein.
Ich will wirklich nicht behaupten, daß der chinesische Weg für uns was taugt. Siehe Foxconn.
Aber ich kann aus IHRER Perspektive total gut verstehen, daß sie auch mal Lob wollen und sich die Pest ärgern, daß die bescheuerten Amis und EU’ler, die sich in sinnfreie Kriege am Golf und Hindukusch verstricken und da Billionen Dollar verplempern, und gleichzeitig ihre Ökonomie abwürgen auch noch mit erhobenen Zeigefingern auftauchen und erzählen was in China alles anders laufen muß.
LGT
PS:
Schröder sehe ich etwas positiver als Du.
Der "lupenreine Demokrat" zeugt für mich eher von freundschaftsbedingter "selektiver Wahrnehmung".
Das klingt so, als ob GS irgendwo hineingetappst wäre und nicht mehr weiß was Sache ist.
Ich glaube, daß er schon sehr bewußt vorgeht und hoffe/denke, daß er auch mal mit Wladimir Klartext spricht.
Sie sind ja tatsächlich viel privat zusammen gewesen.
Aber belegen kann ich das natürlich nicht.
Das ist nur meine Vermutung. Theoretisch kannst Du auch Recht haben.
Ich glaube aber mehr an meine Theorie.
;)
LGT
Womit man sich bei den Chinesen(und wem sonst noch?) auch nicht unbedingt beliebt macht, ist das rasante militaerische, westliche Bedrohungsszenario.
Nett zusammengefasst hat dies der Volker: http://www.0815-info.com/News-file-article-sid-10763.html
Die kuerzlichen Anstrengungen zwischen zB. USA-Australien/Philippinen konnte man sich auch aus den Tagespressen ziehen.
Der Westen weis wie er sich 'Freunde macht.
Gruss
Jake
@tammox:
Ich glaube wir sind doch sehr nahe beieinander.
Mir geht das Auftreten unser "Vertreter" auch auf den Senkel - und da muss nicht erst ein Volldepp von 'in Europa wird wieder deutsch gesprochen' schwadronieren.
Ich halte es allerdings im Grunde für geboten und möglich (auch als Deutscher) den Chinesen diplomatisch "durch die Blume" ein paar Wahrheiten zu den Menschenrechten zu sagen. Dass das so Typen wie Guy d'Eau oder das Merkel nicht können (wollen), ist allerdings ein Grund den beiden zu sagen: 'Wenn man von der Materie/dem Land nichts versteht, einfach mal Maul halten.'
Gruß Omnibus56
@ Omnibus56
Genau da, ist fuer mich in jeglichster Hinsicht der Knackpunkt!
"Diplomatie", Kulturausgleich, "durch die Blume", abwaegen, Mittelweg, auf einander eingehen, ... und ach soviele vorgegebenen, so feine Loesungsmoeglichkeiten ....
"Dass das so Typen wie Guy d'Eau oder das Merkel nicht können (wollen), ...." .... 'sollen'duerfen'muessen nicht vergessen!!
Womit wir dann gerade eben mit genau dem selben Scheiss konfrontiert sind, wie schon seit der Steinzeit.
Heute nennt man diesen UR-Scheiss u.A. „Marktkonforme Demokratie“ und auch diese betruegerische Heuchlerei basiert, wie gehabt, ausschliesslich auf Provokation, Aggression und Gewalt.
Wie oft, wenn nicht immer, vernimmt man die vorgezogene Moeglichkeit einer Exhaustion der "Diplomatie", welche dann, zumeist durch Prekonditionen und sonstig beabsichtigte Sperren erst gar nicht zur Anwendung gelangen soll, wobei man das Wort(geschweige den Sinn) nicht mal mehr zu buchstabieren vermag.
Setz Dich mit Jedem an den Tisch(nur mit nem Bier dazwischen) und Alles ist verhandelbar.
Never ... Ever!!!
Ju, ich denke, Ihr habt beide recht.
Das mit der Aufrüstung ist TYPISCH. Die Amis fahren mit ihren riesigen Flugzeugträgerverbänden vor Chinas Küsten rum und bewaffnen den „Feind“ Taiwan und wenn es die Chinesen wagen selbst einen (ausgemusterten Ukrainischen) Flugzeugträger IN IHREN EIGENEN Gewässern fahren zu lassen, tut man empört und wundert sich über die Chinesische Aufrüstung.
Genauso verlogen ist das mit dem Iran - Israel und Amerika haben Atombomben und die USA haben sie sogar schon eingesetzt!
Wenn nun der Iran auch nur überlegt das gleiche zu wollen, flippen sie alle aus.
Was ist denn bitte so schwer daran zu verstehen, daß die Iraner nicht einsehen, daß sie etwas grundsätzlich nicht dürfen, was für ihre „Feinde“ Israel und USA ganz selbstverständlich ist??
Wenn ich der Iranische Präsident wäre, würde ich das auch als ungerechte Unverschämtheit empfinden, wenn die UN sooooo offensichtlich mit verschiedenen Maßstäben misst.
Und überhaupt die UNO - Iran, Irak etc sollen sich penibel an jede Resolution halten und die USA ist immun gegen UNO-Resolutionen, weil sie praktischerweise selbst ein generelles VETO-Recht haben. Und mit dem Veto wird gleich auch noch Israel von UNO-Resolutionen ausgenommen.
Ist doch wohl LOGISCH, daß die Araber und Perser das nicht als gerecht empfinden. Ganz einfach weil es wirklich ungerecht IST.
Und was den diplomatischen Einfluss auf China etc betrifft - ja sicher, Merkel KÖNNTE da was erreichen, wenn sie es geschickt anstellt und über große Anerkennung verfügen WÜRDE.
Es gibt ja, bzw besser gesagt GAB ja Staatsmänner, die so sehr international anerkannt waren, daß man ihnen durchaus zugehört hat und sich nach ihnen richtete. Anwar El Sadat, Nelson Mandela, Felipe Gonzalez, teilweise Gorbatschow und gewissermaßen auch Willy Brandt und Helmut Schmidt gehörten dazu. Insbesondere in Interaction Council, dem Schmidt lange vorsaß, konnte er viel bewegen.
Aber das sind nun wirklich ganz andere Kaliber als die alberne Lusche Angie Merkel oder gar Westerwave!
Früher hatten auch mal US-Präsidenten generell so einen starken Einfluss. Aber das hat GWB natürlich zerstört und Obama wird ja auch kaum noch ernst genommen.
LGT
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