Ich stehe ja irgendwie auf Mormonen. 
Außerdem  ist schon allein die Vorstellung, daß Mitt Romney zwei Jahre als  radebrechender Missionar ausgerechnet in Paris, der Stadt der Liebe, für  Enthaltsamkeit und striktes Verbot von Kaffee warb, ein echter Spaß.
Zu Romneys Glück gibt es in Amerika mehr Mormonen und die wählen alle ihn.
Morgen, beim Nevada-Caucus wird man es wieder erleben.
Auch  wenn wir mit LAS VEGAS; der sündigen Säufer- und Sex-Stadt; nicht  gerade die größte Christliche Frömmigkeit assoziieren; dort gibt es  außer dem hippen Killers-Sänger 
Brandon Flowers (der im 
feschen Feder-Jäckchen) noch mehr Mormonen.
Tatsächlich aber sind die Mormonen  Romneys treueste Truppe. Sie machen in Nevada zwar nur knapp acht  Prozent der Bevölkerung aus, gelten aber als motivierte Wahlgänger. Beim  republikanischen Caucus 2008 waren im Wüstenstaat ein Viertel der  Wähler mormonischen Glaubens. 94 Prozent davon stimmten für Romney, der schon damals antrat. 
Eine gute Basis, auf die der derzeitige  Favorit der Republikaner zählen kann. Blöderweise hängt den Mormonen  hartnäckig die Polygamie an.
Wie eine jüngst erschienene  Romney-Biografie unter dem Titel "The Real Romney" zeigt, gehörte  Romneys Familie von Beginn an zu Amerikas Mormonen-Elite. Wegen der  rigiden Anti-Polygamie-Gesetze ab 1882 floh der dreifach parallel  verheiratete Urgroßvater schließlich auf abenteuerlichen Wegen ins  mexikanische Exil. Dort wurde auch Romneys Vater geboren.
Manche Christen werden ihre Vergangenheit nicht los. 
Da haben es die Katholiken Gingrich und Santorum leichter.
Obwohl  ihre Kirche über viele, viele Jahrhunderte die treibende Kraft des  Antisemitismus war, viele extrem judenhassende Päpste hervorbrachte und  auch ein gewisser Katholik namens Adolf Hitler im 20. Jahrhundert eher  mit Wohlwollen von seinen geistlichen Chefs im Vatikan betrachtet wurde,  gelingt es den Ami-Katholen sich als engste Verbündete und beste  Freunde Israels zu inszenieren.
Armer Romney; ausgerechnet er, der bis  zur Unkenntlichkeit flexibel ist und je nach den Anweisungen seiner  PR-Berater jede beliebige Agenda vertritt und Dutzende verschiedene  Persönlichkeiten darstellt, muß sich mit Jahrhunderte-alten  Mormonen-Stereotypen rumplagen.
Seine Religion ist kein echtes Pfund, mit dem er wuchern kann.
Aber glücklicherweise verfügt er über  einen sogar noch größeren Vorteil; er ist steinreich und hat finanziell  ungeheuer potente Spender. 
Er kann es sich leisten in jedem einzelnen Staat viele Millionen Dollar  aus seiner eigenen Tasche in Schmutzkampagnen zu stecken und seine  Gegner mit den miesesten Gerüchten zu überziehen. Und nirgendwo hat die  „winning-dirty“-Strategie so viel Erfolg, wie in Amerika.
Der strenggläubige Romney legt die  Grundsätze des Mormonen-Gründers Josef Schmitt ebenso flexibel aus wie  seine politischen Überzeugungen insgesamt.
Wir glauben, dass es recht ist, ehrlich, treu, keusch, gütig und  tugendhaft zu sein und allen Menschen Gutes zu tun; ja, wir können  sagen, dass wir der Ermahnung des Paulus folgen - Wir glauben alles, wir  hoffen alles, wir haben viel ertragen und hoffen, alles ertragen zu  können. Wenn es etwas Tugendhaftes oder Liebenswertes gibt, wenn etwas  guten Klang hat oder lobenswert ist, so trachten wir danach. 
(Joseph Smith)
Nun ja, das mit dem „
gütig sein“ und „
allen Menschen Gutes tun“ dürften  Newt Gingrich und erst Recht Barack Obama mit Blick auf Romneys Attacken  unter die Gürtellinie etwas anders empfinden.  
Auch die Anweisung „ehrlich“ zu sein, hat der immer wieder bei faustdicken Lügen ertappte GOPer-Favorit scheinbar überlesen.
Aber an einen Teil der Schmitt’schen Bestimmungen hält sich der Mormone Mitt wortwörtlich: 
Wenn es etwas Tugendhaftes oder Liebenswertes gibt, wenn etwas guten Klang hat oder lobenswert ist, so trachten wir danach. 
Als ganz besonders „
liebenswert“ betrachtet Mitt Romney seinen eigenen Reichtum. Geld hat für ihn einen 
extrem guten Klang. 
Arme und Unterschichtler insgesamt haben hingegen gar keinen guten Klang; sie liebt Romney nicht.
Der Investmenthai, der Zehntausende  amerikanische Jobs nach Asien exportiert hatte und zu Gunsten seines  eigenen Bankkontos viele Firmen zerschlagen hatte, erklärte, 
daß ihn Arme ohnehin nicht interessierten. 
In einem CNN-Interview sagte Romney, wenn er zum Präsidenten gewählt  würde, würde er sich darauf konzentrieren, Jobs und wirtschaftliche  Möglichkeiten für die Mittelklasse Amerikas zu schaffen. 
So weit, so gut - wahlkampftechnisch. Doch Romney war noch nicht fertig  und erklärte weiter: "Um die Armen mache ich mir keine Sorgen." Der  CNN-Moderator wirkte etwas verwundert und hakte nach. Das würde doch in  den Ohren der Bedürftigen zumindest merkwürdig klingen, oder nicht? Doch  Multimillionär Romney hat für seine ziemlich verwegen klingende Annahme  natürlich auch eine Begründung: "Die haben ein Sicherheitsnetz." 
Er verwies auf Essensmarken, sogenannte food stamps, auf Wohngeld, das  in Amerika den Armen in Form von Gutscheinen gewährt wird und Medicaid,  einen Gesundheitsdienst für Bedürftige. Immerhin fügte er noch an: "Wir  können aber darüber reden, ob das Sicherheitsnetz für die Armen gestärkt  werden muss oder ob es darin Löcher gibt." 
Was Romney nicht erwähnte: Während der Wirtschaftskrise wurde in den USA auch und vor allem bei den Armen gespart. So wurde Medicaid gekürzt, die Republikaner im Kongress planen außerdem, die Ausgabe von Essensmarken einzuschränken - und das obwohl in der Wirtschaftskrise immer mehr Arme darauf angewiesen sind. 
(
Sebastian Gierke 01.02.12) 
Romney selbst, der im Jahr 2010 auf sein Einkommen von 22 Millionen  US-Dollar nur 13,9 % Einkommensteuer bezahlt hatte, ist die Vorstellung  offensichtlich völlig fremd, daß jemand nicht Millionär sein könne.
Die Alltagssorgen und Probleme der Normalbürger kennt der 64-Jährige nicht, der jüngst sein Honorar für Auftritte als Redner in Höhe von 370.000 Dollar als "nicht viel" bezeichnete. "Romney würde locker gewählt werden, wenn er nicht seinen Mund öffnen müsste und dann der Silberlöffel herausfiele", spottet "LeoMaris" auf der Website der Washington Post in einem von knapp 2000 User-Kommentaren. "Sublog" twitterte: "Romney hätte es noch verschlimmern können, indem er sich am Ende eine Zigarre mit einem 100-Dollar-Schein anzündet." […]
 Das Washingtoner Insider-Magazin Politico erinnerte sogleich an andere Patzer Romneys - etwa sein Angebot an Rick Perry, um 10.000 Dollar zu wetten.
Für seine Zeit als Präsident hat der  Mormone schon ein auf sich passendes Steuerkonzept vorgelegt - ganz nach  dem Motto nach seinem „liebenswerten“ Geld mit dem „guten Klang zu trachten“.
Die  Mittelschicht würde fast gar nicht entlastet - aber die Superreichen,  wie er selbst, erlebten Geburtstag, Weihnachten, Ostern und  Thanksgiving an einem Tag.
Während der  Normalverdiener in Amerika 35-38% Einkommenssteuer bezahlt und ob des  jetzt schon krass die Millionäre bevorzugenden Steuerrechts Romney unter  15% zahlt, würde er mit seinem Plan noch einmal den Steuersatz halbiert  bekommen. 
Er bekäme einen Steuernachlass von gut 40%.
The  revelation that Mitt Romney pays a tax rate of around 15 percent opens  the door to another question: How much would his own taxes fall under  the tax plan he would pass if elected president?
Here’s  the answer, according to a new analysis by Citizens for Tax Justice  that was provided to me this morning. Under his plan, Romney in 2013  would see his taxes cut by nearly half of what they would be if you use  current law as a baseline. 
Another  way to put this: If Romney, whose wealth is estimated at as much as  $250 million, is elected president and gets his way on tax policy, he  would pay barely more than half as much in taxes than he would if Obama  is reelected and gets his way — and the Bush tax cuts on the wealthy  expire and an additional Medicare tax as part of the Affordable Care Act  kicks in.
 
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