TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Donnerstag, 10. März 2011

Schlechtesiegel

Wenn ich mich für eine Partei, einen Dienstleister, ein Krankenhaus, eine Gewerkschaft, einen Buchclub, eine Kontaktplattform oder ähnliches entscheiden muß, ist die Beschreibung mit dem Adjektiv „Christlich“ stets eine große Hilfe.

Christlich ist schon mal ganz schlecht und ich kann nur empfehlen einen großen Bogen um Organisationen zu machen, die dieses Wort im Namen tragen.

Natürlich gibt es Ausnahmen.

Für Schwule mit einer Vorliebe für ephebophilen Gruppensex mag der CVJM durchaus attraktiv sein; das will ich nicht bestreiten.
Frei nach Klaus Wowereit formuliert der künftige Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbands Roland Werner:
Wir sind im CVJM, und das ist gut so!“, sagte Werner in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin des Jugendverbands mit Sitz in Kassel. […] Wie er ferner sagte, sei es ein Gütesiegel, CVJM-Engagement im Lebenslauf zu haben. Dennoch sei „diese großartige Arbeit an vielen Stellen nicht wirklich bekannt“. Laut Werner ist eine neue Entschlossenheit für die Mission im eigenen Land nötig, „um die junge Generation mit dem heilschaffenden Evangelium zu erreichen“. Werner sieht im CVJM „eine Gemeinschaft, in der Jesus Christus im Mittelpunkt ist“.
(Idea.de)

Eine Gemeinschaft mit Jesus Christus im Mittelpunkt ist auch die Erzdiözese von Philadelphia, die von Justin Francis Kardinal Rigali geleitet gerade mal wieder in den Schlagzeile ist, weil gleich 21 Priester auf einen Schlag suspendiert wurden.
Sie alle stehen zumindest in Verdacht kleine Jungs befummelt zu haben.
Das Übliche also.
Der einzige Unterschied zu den Mißbrauchsfällen in Europa besteht in den finanziellen Folgen. Kinder zu vergewaltigen ist in den USA erheblich teurer als in Deutschland, wo man mit lumpigen 5000 Euro, also gerade mal einem halben Bischofsmontagsgehalt pro zerstörter Kinderpsyche davon kommt.

Mit sofortiger Wirkung hatte Kardinal Justin Rigali am Vorabend 21 Priester wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch suspendiert. Ihnen blieben nur wenige Stunden, ihre Pfarre zu verlassen. Ihre Namen wurden indes nicht enthüllt, was umgehend Kritik an der mangelnden Transparenz hervorrief. Nach Meinung von Kirchenexperten könnten die Dämme brechen und noch mehr Missbrauchsfälle auftauchen, sobald die Identität der Priester bekannt ist. Opferanwälte bereiten indessen bereits Schadenersatzklagen vor, dem größten Bistum im US-Bundesstaat Pennsylvania könnten millionenhohe Forderungen ins Haus stehen. Im Zug einer Skandalwelle, die 2002 von der Erzdiözese Boston ausging und bald auf das ganze Land übersprang, mussten mehrere US-Diözesen Konkurs anmelden. Die Erzdiözese Los Angeles allein leistete Schadenersatzzahlungen von 660 Millionen Dollar.
(Die Presse 09.03.2011)

Bei Krankenhäusern unter Christlicher Trägerschaft weiß man Zweierlei: Das Pflegepersonal wird mit sittenwidrigen Löhnen abgespeist und als Patient auf der Intensivstation wird man seinen eigenen Willen nicht bekommen, sondern im Falle des für uns alle mit 100%iger Sicherheit eintretenden Todes maximal gequält.
Magensonde, Intubation, Tracheotomie sind Ehrensache - die Christen sorgen schon dafür, daß einem Patient, der sterben möchte, jede Würde genommen und jeder Schmerz aufgebrummt wird.

Ganz ähnlich das Bild bei den Parteien: Führen sie ein „C“ im Namen, ist spätestens nach der Guttenbergaffäre auch hochoffiziell klar, daß Moral und Anstand zu vernachlässigende Größen sind, daß mit zweierlei Maßstab gemessen wird, daß die Reichen hofiert und die Armen getreten werden.

Typisch auch für die Christlichen Parteien ist das ekelerregende Eindreschen auf Minderheiten, um sich vor Wahlen beliebt zu machen.

Hetzkampagnen gegen „kriminelle Ausländer“, „doppelte Staatsbürgerschaft“ oder „Asylbetrüger“ werden zu gerne in den Parteizentralen derjenigen ausgeheckt, die mit Bischöfen ganz eng verbunden sind.

Populismus-Offensive: Union macht auf Sarrazin.
[...] Die CSU schwingt, das ist spätestens seit dem Seehofer-Auftritt in Passau klar, ordentlich die Populismus-Keule. Denn bei den martialischen Äußerungen zum Zuwanderungsstopp Geringqualifizierter beließ es der bayerische Ministerpräsident nicht. So kündigte Seehofer unter lautem Jubel eine Verfassungsänderung im Freistaat an: "Ich möchte in die Verfassung aufnehmen, dass Integration fordern und fördern bedeutet", sagte er. Auch das Bekenntnis zur deutschen Sprache solle im Gesetz stehen. Das bedeutet konkret: Von Ausländern müsse in Deutschland verlangt werden können, "sich zu unserer Werteordnung zu bekennen und als erstes die deutsche Sprache zu lernen", erläuterte der CSU-Chef. Für eine Verfassungsänderung ist auch die Zustimmung der bayerischen Bevölkerung notwendig. Die letzte Volksabstimmung über Ausländer liegt schon eine Weile zurück - die legte Roland Koch im Jahr 1999 vor: die Unterschriftenkampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft.
(Florian Gathmann und Anna Reimann 10.03.2011)

Die neueste Widerlichkeit kommt aus Bayern, dessen CSU-MP Seehofer eine Verschärfung des Ausländerrechts so ankündigte, daß er nun eine Klage wegen Volksverhetzung am Hals hat.

Den früheren SPD-Politiker Kasparick empört vor allem eine Formulierung in Seehofers Rede in Passau. Die CSU werde sich in Berlin "sträuben bis zur letzten Patrone", sagte Seehofer, "dasswir eine Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme bekommen" (taz 09.03.2011)

Nach meiner Auffassung ist das die Herabwürdigung eines Bevölkerungsteils nach §130 StGB und gehört in die Kategorie Volksverhetzung. Deshalb habe ich ihn angezeigt, um gegebenenfalls gerichtlich überprüfen zu lassen, ob sich nach bundesdeutschem Recht die Sache so verhält, wie ich sie sehe.
[….] Horst Seehofer hat die Rede in Passau in einer Situation gehalten, in der Deutschland nicht zuletzt seit der Publikation des Sarrazin Buch’s „Deutschland schafft sich ab“ vermehrt über Rechtsextremismus „aus der Mitte der Gesellschaft“ diskutiert. Zu Hunderttausenden werden seine Lesungen besucht. Allenthalben ist er Gesprächsgegenstand. Die Rechtsextremen sitzen mittlerweile in etlichen Landtagen. Nach dem Rücktritt des Verteidigungsministers wegen Betrugs war auf zwei Unterstützer-Seiten im Internet rechtsradikale Propaganda zu lesen. Man fand dort Äußerungen wie „Guttenberg ist der fähigste Politiker seit Hitler gewesen“.
In einer politischen Situation, in der wegen der Unruhen in Nordafrika die Frage diskutiert wird, ob Europa nicht auch einen Teil der vielen Flüchtlinge aufnehmen müsse, weil Europa ja auch jahrelang mit den Diktatoren Nordafrikas Geschäfte gemacht habe – in einer solchen Situation spricht der bayrische Ministerpräsident davon, er wolle sich „bis zur letzten Patrone“ dagegen wehren und dafür kämpfen, daß Zuwanderer „nicht ins deutsche Sozialsystem einwandern.“
(ulrichkasparick.wordpress.com/)

Christliche Gewerkschaften sind ebenfalls ein Garant dafür, daß die Interessen der Arbeitnehmer verraten und verkauft werden.
Gerade erst vor drei Monaten wurde ihnen vom Bundesarbeitsgericht die Fähigkeit abgesprochen, Tarifverträge für Zeitarbeit schließen zu können.

Sie sind CHRISTEN und ihnen gilt die Nächstenliebe und menschenwürdige Behandlung rein gar nichts.


Der Christliche Gewerkschaftsbund (CGB) hat es mit seiner U-Boot-Tätigkeit für Ausbeuter-Unternehmer inzwischen so weit getrieben, daß seine 'Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit' ('CGZP') vom Bundesarbeitsgericht an diesem Mittwoch als tarifunfähig eingestuft wurde.

Löhne von 4,83 Euro pro Stunde hatten die christlichen Gewerkschaftler „für“ ihre Arbeiter „ausgehandelt“

„Für den Arbeitgeber, eine Berliner Firma, war dieser Haustarifvertrag ein Wertpapier, für dessen Beschäftigte ein Dokument der Ohnmacht: Wer für diesen Lohn einen Monat lang ganztags arbeitete, verdiente 869 Euro brutto.
[…]
[CGZP-] Verträge, von denen allein im Bonner Archiv mehr als 400 liegen, nähren den Verdacht, dass es die christlichen Gewerkschaften mit der Vertretung von Arbeitnehmerinteressen nicht so genau nehmen. Wolfgang Rohde, Vorstandsmitglied der IG Metall, findet für die Konkurrenz mit dem 'C' im Namen jedenfalls kein gutes Wort: 'Sie können nur billig und verraten die Interessen der Arbeitnehmer', sagt er.
(Felix Berth und Thomas Öchsner, SZ, 17.12.10)

So ist das mit der Christlichen Nächstenliebe - sie taugt für Sonntagsreden, aber wehe dem, der ihr in der Praxis ausgesetzt ist.

Die alten Verträge der CGZP sind keine Ausnahme. In den vergangenen Jahren tauchten in anderen Branchen immer wieder Tarifabschlüsse von christlichen Gewerkschaften auf, bei denen sich vor allem eine Frage stellt: Gilt deren Nächstenliebe besonders den Arbeitgebern? Beim Kabelhersteller Nexans galt jahrelang ein Tarifvertrag der IG Metall. Dann wollte das Unternehmen die Löhne kürzen und fand in der Christlichen Gewerkschaft Metall einen Erfüllungsgehilfen, der unterschrieb - heimlich am Betriebsrat vorbei. Die Mitarbeiter hätten durch den neuen Haustarif teilweise bis zu 40 Prozent ihres Einkommens verloren, wenn nicht der Betriebsrat Proteste organisiert und das Unternehmen einen Rückzieher gemacht hätte. Ähnlich war das Modell '3 für 2' geplant, das die christlichen Metaller in Sachsen einführten: Drei Lehrlinge sollten sich zwei Gehälter teilen - was die Firmen mehr gefreut haben dürfte als die Lehrlinge.
Einen anderen Fall deckte die Fernsehsendung 'Report Mainz' auf. Als Investor für ein Pflegeheim getarnt, traf sich ein Mitarbeiter des TV-Magazins mit einem Funktionär der christlichen Gewerkschaft DHV. Dieser versprach dem 'Investor' einen Tarifvertrag, bei dem Nacht- und Sonntagszuschläge gestrichen und Weihnachts- und Urlaubsgeld weggefallen wäre. Die DHV hat nach Angaben der IG Metall mit privaten Kliniken und dem Roten Kreuz zahlreiche Dumping-Tarifverträge abgeschlossen.
(Felix Berth und Thomas Öchsner, SZ, 17.12.10)

Frontal 21 fragte sich am 08.März 2011
:
Ausgerechnet die christliche Tarifgemeinschaft hatte häufig besonders miese Löhne für Arbeitnehmer verhandelt. Fragt sich also: Wer will da eigentlich Mitglied werden? Unsere Autoren Hans Koberstein und Joe Sperling stießen auf merkwürdige Methoden, mit denen die Christlichen Gewerkschaften an Mitglieder kamen, und dabei mit Arbeitgebern eine Allianz der Ausbeutung eingingen.

Dem ZDF-Magazin lag eine Mitgliederliste der Gewerkschaft "Beschäftigtenverband Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen (BIGD)" vor.
96 von 100 befragten Mitglieder wußten gar nicht, daß sie in dem Verein Mitglied sind.
Das ist schlicht und ergreifend Wirtschaftskriminalität.

Beschäftigte zahlen nicht freiwillig Mitgliedsbeiträge an Christliche Gewerkschaften, die für Billiglöhne sorgen und die Beschäftigten systematisch ausnutzen. Endlich wurde bewiesen, dass zumindest ein Teil der Mitgliedschaften einer Christlichen Gewerkschaft auf fragwürdige Weise zustande gekommen sind. Sowohl die Unternehmen, die mit Christlichen Gewerkschaften Haustarifverträge abgeschlossen haben als auch die Christliche Gewerkschaft haben kriminell gehandelt. Sie haben sich auf Kosten der Beschäftigten und der Sozialversicherungen bereichert.
Die Staatsanwaltschaften und Finanzämter müssen handeln. Sie müssen die Zahlungsströme weiterer Christlicher Gewerkschaften, der Funktionäre und Unternehmen genauer in den Blick nehmen. Es muss zumindest überprüft werden, ob die Mitglieder anderer Christlicher Gewerkschaften im CGB auf ähnliche Art und Weise akquiriert und systematisch betrogen wurden. Es muss geprüft werden, ob auf andere Weise Geld an diese Organisationen oder ihre Funktionäre floss.
(PRESSEMITTEILUNG NR. 0218 der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 9. März 2011)

Wenn „Christlich“ auf einem Vertrag drauf steht, wird die echte Realität ziemlich unangenehm:

O-Ton Prof. Peter Schüren, Institut für Arbeitsrecht, Universität Münster: Das hier ist ein Stapel christlicher Haustarifverträge für Leiharbeitsunternehmen und das hier ist der ARTOS-Haustarifvertrag, einer der härtesten der ganzen Sammlung. Der enthält zum Beispiel die Möglichkeit, den extrem niedrigen Lohn – 5,03 Euro - nochmal um 30 Cent abzusenken, wenn man in einem Gebiet arbeitet, wo die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich ist.

O-Ton Frontal21: Wie bewerten Sie das?

O-Ton Prof. Peter Schüren: Das dürfte die härtesten Arbeitgeber-Wünsche erfüllen, die in der Branche denkbar sind.

O-Ton Johannes Hesse: Man musste vor 6 da sein, war irgendwann erst um 6 Uhr abends zu Hause, teilweise auch erst um sieben, hat sich tot gearbeitet, und dann kriegt man 20 Euro dafür.

O-Ton Frontal21: 20 Euro für einen Tag, für einen ganzen Arbeitstag?

O-Ton Johannes Hesse: Für den ganzen Arbeitstag.
(frontal21.zdf.de)

4 Kommentare:

Homer Simpson hat gesagt…

Das ist lebendige Demokratie. Wir haben Kapitalmarionetten als Regierung, "Schein"-Gewerkschaften und eine Presse, die vor Sympatie für prominente Betrüger geradezu überfließt.

Es lebe die Show. Leute mit Integrität, sterben langsam aus. Kasse machen ist angesagt. Wer Skrupel hat, ist morgen arbeitslos oder lebt von Hartz IV. Gott Mammon regiert und seine hörigen Jünger bestimmen, wo es lang geht. Da sind die Christen natürlich voll mit dabei. Man hat seit Jahrtausenden nichts Anderes gemacht als verarscht und gelogen.

Erstaunlich ist, das es jemanden überrascht, dass die die Ausbeutung noch fördern und fleißig mitverdienen. Die haben nie etwas Anderes gemacht.

Die Erde ist eine Scheibe.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

...daher ja meine Lieblingsvokabel "Urnenpöbel".

Die Menschen sind einfach zu desinteressiert und phlegmatisch für die Demokratie.


Spätestens als Guido Vizekanzler geworden war, mußte das JEDEM klar sein.

LGT

jakebaby hat gesagt…

Auch 'schoen: "(...) Die Klagen der Patienten in Marburg und Gießen nehmen stetig zu. Noch gibt es dort aber Ärztinnen und Ärzte, die für ihre Patienten an die Öffentlichkeit treten und schlechte medizinische Versorgung anprangern. Diese haben jetzt Post von einer großen Münchener Wirtschaftskanzlei erhalten (im Briefkopf auch ein gewisser Rezzo Schlauch!), in denen die Unterlassung von Vorwürfen gegen die Rhön Klinikum AG verlangt wird, bei Androhung einer Schadensersatzforderung von 100.000 Euro."

http://narrenschiffsbruecke.blogspot.com/2011/03/die-privatisierte-klinik-weniger-fur.html

http://www.fr-online.de/wissenschaft/notruf-113/-/1472788/7209968/-/index.html

Gruss
Jake

Tammo Oxhoft hat gesagt…

Ääääächtz; Na vielen Dank Jake für die Links.
Mir war allerdings schon schlecht!

LGT