TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Samstag, 31. Dezember 2011

Historische Parallelen

In den letzten Tagen habe ich mich mal wieder etwas genauer in den 30-Jährigen Krieg (1618 bis 1648) hineingelesen.
Es war bekanntlich der schwerste Religionskrieg, der jemals in Europa tobte.
Protestanten und Katholiken haben so lange aufeinander eingedroschen, bis das „heilige römische Reich deutscher Nationen“ entvölkert und verwüstet war.
Die Hälfte der Deutschen Gesamtbevölkerung wurde massakriert oder fiel Seuchen zum Opfer, die Zivilisation wurde um 100 Jahre zurück geworfen.
Die Bauernhöfe waren verwaist, der Viehbestand nahezu komplett ausgerottet.

Der Mega-Religionskrieg bescherte uns Begriffe wie „magdeburgisieren“.
Magdeburg war damals eine von den Bischöfen unabhängige Stadt mit 30.000 - 40.000 Einwohnern, die versuchte neutral und friedlich zu bleiben.
Das gefiel den Katholiken natürlich überhaupt nicht und so schickt im April 1631 die katholische Majestät Kaiser Ferdinand II den kaiserlichen Befehlshaber Tilly, der die Stadt bis auf die Grundmauern zerstört und seine Truppen anschließend so lange plündern, morden und vergewaltigen läßt, daß nach einer Zählung aus dem Jahr gerade noch 468 Magdeburger leben.

Es war aber auch nicht alles schlecht am 30-Jährigen Krieg.
Da es weit über 200 Jahre brauchte, bis die Bevölkerungszahl wieder auf den Stand vom Beginn des 17. Jahrhunderts angestiegen war, kam es zu einer großartigen Verwaldung der ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Die menschengemachte Monokultur verschwand zugunsten eines intakten Ökosystems aus Urwäldern.

Und wer hat Schuld am 30-Jährigen Krieg?

Dazu gibt es selbstverständlich ein ganzes Bündel Ursachen aus unterschiedlichen Machtinteressen.

Zwei Hauptschuldige will ich aber hervorheben.

Erstens der tiefsitzende Menschenhass der Horrorreligion des Katholizismus.
Es war die katholische Kirche, die das Rad der Zeit zurückdrehen wollte und mit ihrer Marionette Ferdinand II ganz Europa rekatholisieren wollte.

Das Restitutionsedikt war eine von Kaiser Ferdinand II. am 6. März 1629 erlassene Verordnung, mit der ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände der Status quo des geistlichen Besitzstands im Reich wieder auf den Stand des Jahres 1552 gebracht werden sollte. Es setzte damit die katholische Interpretation des Augsburger Religionsfriedens (1555) durch.
(Wikipedia)

Die RKK war dermaßen blutrünstig, daß sie selbst nachdem schon der halbe Kontinent verwüstet war erbittert Propaganda gegen diejenigen betrieb, welche auch nur an einen Frieden dachten.
Insbesondere die Jesuiten und der Pater am Kaiserlichen Hof, Johannes Weingarten empörten sich ab dem Jahr 1633 über den katholischen Heerführer Wallenstein, der den Krieg vernachlässige“ und nicht mehr die rechte Lust verspürte Protestanten zu massakrieren.

Als auch noch Gerüchte auftauchten Wallenstein wolle Friedensverhandlungen beginnen, hetzten die katholischen Geistlichen so gegen den Kriegsmüden, daß sie seine Ermordung durchsetzen konnten.

Die zurückhaltende Art seiner Kriegführung während des zweiten Generalates [Wallensteins], seine Friedenspolitik und die dadurch hervorgerufene Sorge um den Triumph der katholischen Idee ließen am Hofe bald eine starke Partei gegen ihn erstehen, an der Spitze der Sohn des Kaisers, der spätere Ferdinand III. Sie gewann im Laufe der Zeit einen entscheidenden Einfluß auf den schwachen und schwankenden Kaiser, zumal in ihr Männer wie der bayerische Kurfürst, der böhmische Oberste Kanzler Slawata, die Jesuitenpatres Lamormaini, der Beichtvater, und Weingartner, der Hofprediger, mit Leidenschaft gegen Wallenstein wirkten.
(Uni Giessen.de)

Die zweite Hauptschuld liegt in den Charakteren der handelnden Personen, die einfach keine netten Menschen waren.

Das betrifft die katholischen Heerführer und Kriegsverbrecher Johann t’Serclaes Graf von Tilly (1559-1632) und Albrecht Wenzel Herzog von Wallenstein, sowie auch den legendären Schwedischen König Gustav II. Adolf, (1594-1632).
Dieser erreichte zwar teilweise messianischen Status, wenn er Städte wie zum Beispiel Augsburg von der katholischen Terror-Besatzung befreite, aber wenn man im nicht zujubelte, ließ er auch ohne Skrupel die Zivilbevölkerung abschlachten.

Herzog von Wallenstein (*1583 in Hermanitz an der Elbe; † 1634 in Eger, Böhmen) inspirierte nicht nur Schiller zu der bekannten Triologie, sondern ist bis heute der Forschung ein Rätsel.

Wollte er wirklich kurz vor seinem Tod Frieden schließen mit den Protestanten?
Möglicherweise.

Aber seine Antriebskraft dürfte weniger ein plötzlicher Anfall von Philanthropie gewesen sein, als seine zunehmende geistige Umnachtung durch seine Syphilis-Erkrankung.
Da „die Syph“ heute heilbar ist, kennen wir gar nicht mehr die Spätschäden einer langjährigen Infektion.

Nach zehn Jahren werden Knochen und Gehirn angegriffen.

Bei der Neurolues kommt es zu fortschreitenden Abbau von Nervengewebe (Degeneration, Atrophie) im Gehirn oder Rückenmark. Mögliche Folgen des Gewebsuntergangs im Gehirn sind Wesensveränderungen bis hin zur Demenz, Wahnideen (klassisch: „Größenwahn“, d. h. Größenideen), mitunter Raptus-artige Anfälle und häufig Halluzinationen. Eine syphilitische Schädigung des Rückenmarks bewirkt oft Gangstörungen (Ataxie) und einschießende (sogenannte lanzierende) Schmerzen.
(Wiki)

Typischerweise setzt irgendwann die „progressive Paralyse“ ein, die Erscheinungsform der Neurosyphilis, die als Psychose mit neurologischen Ausfällen verläuft.

Es handelt sich dabei um eine durch Entartung der Hirnrinde bedingte Geistesstörung, die zur völligen Verblödung führt.

Als ich den Einfluß dieser psychischen Erkrankungen auf das politische Geschehen recherchierte, wunderte ich mich immer wieder über die Feststellung, daß diese Auswirkungen der Syphilis heute ausgestorben wären.

Ich bin mir da nicht so sicher.

Dazu sind die Begriffe einfach zu gut geeignet, um die Handlungen der schwarz-gelben Bundesregierung zu erklären.

Was mühe ich mich eigentlich all die Jahre mit Theorien über die Antriebskräfte von Westerwelle und Rösler und Merkel ab?

Mit einer Handvoll neuer Begriffe kann man die Regierung doch wunderbar deuten:

Progressive Paralyse

Durch Entartung der Hirnrinde bedingte Geistesstörung, die zur völligen Verblödung führt.

Syphilitische Schädigung des Rückenmarks.

Fortschreitenden Degeneration des Nervengewebes.

Wesensveränderungen bis hin zur Demenz, Wahnideen (klassisch: „Größenwahn“, d. h. Größenideen), mitunter Raptus-artige Anfälle und häufig Halluzinationen.

Raptus = ist ein psychopathologisches Symptom, das durch auffällige katatone Erregtheit, Hyperkinesie, stereotype Bewegungsabläufe und Aggressivität (Eigen- (Suizid) bzw. Fremdgefährdung) charakterisiert ist. Es tritt bei der katatonen Schizophrenie und auch anderen psychischen Störungen auf.

Ich bin kein Mediziner, aber kann das wirklich sein, daß der Erreger der Syphilis das Bakterium Treponema pallidum ist?

Könnte Syphilis nicht auch durch FDP- und CDU-Parteibücher ausgelöst werden?

Freitag, 30. Dezember 2011

Großsprecher-Guido und Horror-Horst.

(oder: Der Koalitionsrückblick)


Es gibt eine Form der Peinlichkeit, die niemand so perfekt aufführen kann, wie Guido Westerwelle.
Sein mit schriller Stimme gekreischtes „Ihr! kauft! Mir! Den! Schneid! Nicht! Ab!“, nachdem einige Journalisten gewagt hatten zu fragen, weswegen der neue Außenminister eigentlich seine Freunde, seine Spender und seinen Mann ständig auf Auslandsreisen mitnähme, war so ein Beispiel.

Oder:
"Ich bin hier nicht als Tourist in kurzen Hosen unterwegs, sondern als Außenminister. Und was ich sage, das zählt!“
(Westerwelle bei seinem Besuch in der Türkei im Januar 2010)

Noch mehr zum Mitschämen war aber das nächtliche "Um 2.12 Uhr waren wir mit der Arbeit fertig. Seit 2.15 Uhr sagen wir Horst und Guido zueinander. (...) Das ist der Beginn einer großen Freundschaft" - so gesprochen von Guido Westerwelle über sein Verhältnis zu Horst Seehofer im Oktober 2009 zum Ende der sogenannten „Koalitionsverhandlungen.“

Man konnte es dem Bayern förmlich ansehen, wie ihm körperlich übel wurde, als „Guido“ ihn tätschelte und immer näher heran rückte.

Nicht genug damit, daß sich der FDP-Zampano öffentlich als neuer Männerfreund empfahl, nein, er konnte es auch nicht lassen dem Unions-Mann zu stecken, daß sich die FDP durchgesetzt habe.
Der Vertrag sei eine hervorragende Grundlage für Veränderungen in dem Land, er trage die liberale Handschrift. Das Papier stehe nicht nur für Wachstum, sondern auch für soziale Gerechtigkeit, fügte Horsts Freund „Guido“ hinzu.

Der FDP-Chef reagierte über alle Maßen empört auf jedwede Kritik an den Verhandlungsergebnissen.

"Deutschland wird von der Mitte aus regiert, von einer Koalition der Mitte. Und die Ränder haben in dieser Republik nichts zu sagen", sagte der Parteivorsitzende am Sonntag bei einem FDP-Sonderparteitag in Berlin. Wer nun von unsozialer Politik spreche, dem sei in seiner "Hirnverbranntheit" nicht zu helfen.
[…] Westerwelle zeigte sich hochzufrieden mit den Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen. Die FDP habe sich in allen Kernpunkten durchsetzen können. "Versprochen, gehalten - das ist die Devise." Ausdrücklich nannte er die Gesundheitspolitik, den Einstieg in einen Stufentarif bei der Einkommensteuer und Fragen der inneren Sicherheit. Es sei gelungen, wieder ein "gutes Verhältnis von Freiheit und Sicherheit" herzustellen. In der Steuerpolitik habe die FDP einen Strukturwechsel durchgesetzt. "Wir sorgen dafür, dass endlich Klarheit in der Steuerpolitik herrscht", sagte der FDP-Chef. "Der Solms-Tarif, er kommt", sagte er mit Blick auf das vom FDP-Finanzexperten Hermann Otto Solms erstellten Steuerkonzept der FDP.
[…] "Wir haben ein Herz für die kleinen Leute", sagte er. Westerwelle betonte zugleich, dass bei den von seiner Partei verlangten Verbesserungen für den Mittelstand "nahezu alles" in den Koalitionsverhandlungen mit der Union habe durchgesetzt werden können. Auch in der Bildungs- und Bürgerrechtspolitik habe die FDP viel erreicht. Zugleich betonte Westerwelle, seine Partei wolle in der neuen Regierung auf Einsparungen drängen. "Wir sagen der Steuergeldverschwendung jetzt in den Haushaltsberatungen den Kampf an", sagte er. Nach Überzeugung der Liberalen müsse der Staat zuerst sämtliche eigene Ausgaben auf den Prüfstand stellen, anstatt die Bürger durch immer neue Steuererhöhungen zur Kasse zu bitten. "Wer sparen will, der fängt bei sich selber an", sagte der FDP-Chef.
(Sueddeutsche.de 25.10.2009)



Es ist durchaus bemerkenswert über wie wenig Menschenkenntnis Westerwelle verfügt.
Daß er nach dem für die CSU demütigenden Bundestagswahlergebnis triumphierend um den angeschossenen Bayerischen Bär herum Jubeltänze aufführte, mußte Seehofers Rachegelüste anfachen.
Jeder einigermaßen versierte Politbeobachter weiß, daß Seehofer extrem nachtragend ist und mit Genuß diejenigen malträtiert, die sich ihm nicht total unterordnen.
Nur Guido trampelte wie ein Elefant auf Speed auf den Nerven des CSU-Chefs herum.

Für jeden, außer Westerwelle, war allerdings schon damals ersichtlich, was die Guido-Horst-Angela-Verbindung taugen würde.

"Das ist ein Klientel-Bedienungsgesetz und kein Wachstumsbeschleunigungsgesetz"
(Renate Künast)

"Dieser Haushalt drückt eines aus: Nicht Wort gehalten, sondern Hand aufgehalten."
(Künast Mitte Januar 2010 zu den bisherigen Leistungen von Schwarz-Gelb)

"Sind wir wieder zurück in der Bimbesrepublik?"
(Steinmeier zum selben Thema)


Nach zwei Jahren und der Erkenntnis, daß jedes Versprochen gebrochen wurde, kann man das damalige Triumphgeheule der FDP nur noch als ausgesprochen gespenstisch empfinden.

Eine derart inkohärente Politik eignet sich allerdings hervorragend für eine koalitionsinterne Strategie der Nadelstiche, um Guido fertig zu machen.

Das besorgte Horts Truppe aus dem fernen Bayern.
Schon bald brachten die „CSU-Wildsäue“ die „FDP-Gurkentruppe“ zur Weißglut.

Seehofer ist der Nero der Union. Eher fackelt er den ganzen Laden ab, als daß er der verhassten FDP den kleinsten gemeinsamen Erfolg gönnt.

Der CSU-Chef erschiene als „wankelmütiger Willkürherrscher, als einer, der gern mit Menschen spielt, unberechenbar und verantwortungslos. […] Zigfach ist belegt, dass Horst Seehofer mit seinen häufig wechselnden Positionen die Politik der Bundesregierung, ja sogar die seiner eigenen CSU-Landesgruppe, immer wieder chaotisiert."
(Zeit 20.08.2010)

Politische Inhalte sind ihm dabei völlig egal; er deckt ohnehin das Spektrum von ganz rechts bis Linksaußen ab - je nachdem was gerade besser ankommt.

Als es so schien als ob der selbstverliebte Schummel-Doc aus Connecticut sein Politcomeback allzu sehr versemmelte, drosch Seehofer auf den Freiherrn ein.
Vor einem Monat noch brach Horst den Stab über den Lügenbaron, den er zuvor wie kein anderer bejubelt und gefördert hatte, der Mann sei „seine Erfindung“ hieß es noch vor sechs Monaten.
Im November 2011 folgte die radikale Kehrtwende.

Er reagierte mit scharfer Kritik auf Guttenbergs Schelte am Zustand der CSU. "Völlig daneben" sei die Zustandsbeschreibung, sagte der CSU-Chef damals, nachdem der Ex-Minister in einem Interview die Partei geschmäht hatte. "Es ist kein guter Stil, wenn alles und jeder herabgesetzt wird, um selbst erhöht zu werden", kritisierte Seehofer damals. Guttenberg hatte der CSU in der Wochenzeitung "Die Zeit" unter anderem den Status als Volkspartei abgesprochen und in dem Zusammenhang von einer "Verhöhnung früherer Träume" gesprochen. Auch die Arbeit der Bundesregierung hatte der inzwischen in den USA lebende Politiker krisitiert. Dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" hatte Seehofer daraufhin gesagt: "Wenn Karl-Theodor zu Guttenberg die Regierung wegen der Euro-Rettung kritisiert, darf ich ihn daran erinnern, dass er bis vor acht Monaten als Bundesminister Teil dieser Regierung war und diese Maßnahmen mit vertreten hat." Das gelte auch für Guttenbergs Parteienschelte: "Wenn er jetzt den Kurs der CSU kritisiert, darf ich ihn daran erinnern, dass er bis vor acht Monaten Bezirksvorsitzender dieser CSU war, das ist eines der höchsten Ämter, die diese Partei zu vergeben hat."
(FTD.de 30.12.2011)

Inzwischen hat Seehofer aber vernommen, daß die Kulmbacher CSU nach wie vor zum verlogenen Plagiator hält und vollzog erneut eine radikale 180°-Kehrtwende.
Heute legte er all seinen Honig in die Stimme und umschmeichelte den 600 Millionen Euro schweren Adeligen, als ob er direkt rektal eindringen wollte.

"Ich werde mich im Jahr 2012 sehr darum bemühen, dass wir zu gegebener Zeit den Karl-Theodor wieder auch für eine aktive Rolle in der CSU gewinnen", sagte Seehofer in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.
(Mike Szymanski 30.12.11)

Das solle aber nicht über öffentliche Kanäle, sondern in persönlichen Gesprächen erfolgen. "Ich glaube, es wird auch gelingen, ihn wieder zu gewinnen."
Guttenberg sei ein "sehr, sehr fähiger Politiker", lobte der CSU-Chef.
(dpa 30.12.11)

Guttenberg ist im Moment zu schwach, um Seehofer zu gefährden. Also spielt Seehofer gönnerhaft mit ihm. Die Causa ist noch nicht ausgestanden.

Westerwelle hingegen, ist inzwischen erledigt und dürfte seinen Platz als Trophäe in Seehofers berüchtigtem Hobbykeller gefunden haben.

Aber so lange noch ein Funken Leben in der Rest-FDP ist, wird der CSU-Obermufti nicht ruhen.
Er will die einstmals „Liberalen“ allgemein von der politischen Landschaft tilgen und insbesondere aus seiner Bayerischen Staatsregierung eliminieren.


Vom Hass getrieben, macht sich der Bayerische Ministerpräsident nun für den Nanny-Staat stark.
Hauptsache die FDP wird zur Weißglut getrieben.
Dafür überholt er auch gerne die Linkspartei links.
Die CSU will Selbstständige dazu zwingen in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Eine Forderung, die für die überwiegende Anzahl der Klein- und Kleinstunternehmer, wie Kioskbetreiber oder PC-Serviceanbieter unbezahlbar sein dürfte.

Die CSU will Selbständige bei der Bekämpfung der Altersarmut stärker in die Verantwortung nehmen. Die Christsozialen planen auf ihrer Winterklausur im oberbayerischen Wildbad Kreuth einen Vorstoß, Freiberufler dazu zu verpflichten, finanziell für den Ruhestand vorzusorgen.
[…] In der Beschlussvorlage für das Treffen der Bundestagsabgeordneten, die der SZ vorliegt, heißt es wörtlich: 'Für Selbständige soll eine Pflicht zur Altersvorsorge eingeführt werden.'
[…] Geht es nach Hasselfeldt, sollen noch 2012 die Voraussetzungen für eine Pflicht zur Altersvorsorge geschaffen werden. 'Ich würde mir wünschen, dass diese zum Jahr 2013 in Kraft tritt', sagte die Landesgruppenchefin.
[…] Der Vorstoß der CSU dürfte für weitere Spannungen in der Berliner Koalition sorgen. Im Zuge des so genannten Renten-Dialogs diskutiert die Politik seit längerem mit Verbänden und Experten über die Zukunft der Altersvorsorge. Die Fachleute zeigten sich bislang skeptisch, dass eine Versicherungspflicht rasch umgesetzt werden könne. Große Widerstände gibt es bislang beim Koalitionspartner FDP, die Liberalen wollen keine weiteren Vorschriften für Selbständige.
(Mike Szymanski 29.12.11)

Das neoliberale SZ-Aushängeschild Marc Beise kann es kaum glauben.

Da fordert Horst Seehofers Truppe in ihrem Bemühen, rechtzeitig vor der nächsten Wahl sozialer als die Linkspartei rüberzukommen, tatsächlich eine Pflicht-Rentenversicherung für Selbständige. Das ist bemerkenswert für eine Partei, die vorgibt, im Mittelstand verankert zu sein - und gibt den Liberalen die Chance, sich abzugrenzen.
[…] Es macht gerade den Charakter der Selbständigkeit aus, sich selbst zu organisieren, vorauszuschauen, Verantwortung zu übernehmen. Der mündige Wirtschaftsbürger kümmert sich selbst um sein Geschäft, sein Büro, sein Auto, seine Arbeitsmittel - und natürlich auch um seine finanzielle Ausstattung. Das macht ihn frei, aber auch verletzlich. Fehler rächen sich, auch das gehört zur Eigenverantwortung.
Sozialdemokraten, Linke und manche Grüne aber trauen den Menschen wenig zu, und dem Staat viel. Ordnungspolitiker sehen es umgekehrt. Auch die CSU hat die Wahl. Sie kann entscheiden, in welches Lager sie gehören will.
(Süddeutsche Zeitung, 30. Dezember 2011)

Das wird noch ein lustiges 2012.

Wir können uns auf Streit in Merkels Koalition freuen.

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Mehr Hamburger Verlage

Da ich gestern dem SPIEGEL einen mitgegeben habe, ist es mir wichtig festzuhalten, daß die Produkte des SPIEGEL-Verlages allesamt noch Gold sind - verglichen mit 95% der Zeitschriften, die in den anderen großen Verlagen (Bauer, Burda, Springer,..) erscheinen.

Ich erspare es mir darüber zu orakeln welches der zumeist tiefkonservativen Verlagshäuser den schlimmsten Schund produziert.

Der Hamburger Heinrich-Bauer-Verlag (nennt sich jetzt „Bauer Media Group“) gehört jedenfalls auf einen der vordersten Plätze. Inhaberin Yvonne Bauer setzt mit ihren Beteiligungen an RTL-2 und den Billigzeitschriften deutlich mehr als zwei Milliarden Euro im Jahr um.

Die zugkräftigsten Blättchen heißen:

TV Hören und Sehen, Alles für die Frau, Bravo, Bravo Girl, Das Neue, Fernsehwoche, inTouch, Laura, Selbst ist der Mann (?? Wat dat denn? Ein Masturbationsfachblatt?) Tina, tv14, TV Movie und Der Landser.

Der Landser ist natürlich ein echtes Juwel im Angebot der biederen Hamburger:

In DER LANDSER lesen Sie Woche für Woche Erlebnisberichte vom Frontgeschehen des Zweiten Weltkrieges. Aus der Sicht der kämpfenden Truppe und durch die Erinnerung einzelner Personen wird die größte kriegerische Auseinandersetzung der Weltgeschichte in ihrer ganzen Dramatik deutlich.
(Bauer Media Group)

Das nennt man wohl „zielgruppenorientiert“.
Bauer hat was für jeden. Für den TV-Junkie, für pubertierende Mädchen, für gelangweilte Hausfrauen und eben auch was für den gemeinen NPD’ler, der sich an Wehrmachtskitsch aufgeilt.

Die Zeitschrift "Der Landser", Fachorgan für die Verklärung der Wehrmacht, begeistert zunehmend junge Leser: Skinheads und Rechte in Ostdeutschland.
[…] Wie in den Anfangszeiten kommen die Geschichten über "kampferprobte Verbände", bestehend aus "Prachtkerlen" voller "Manneszucht", von ehemaligen Weltkriegssoldaten, die ihre militärromantisch geprägten Erinnerungen Jochim zur Gleichschaltung überlassen. Im Duktus der "Deutschen Wochenschau" der Jahre 1939 bis 1945 werden "durchgesickerte Rotarmisten niedergekämpft" und "Bunker unschädlich gemacht". Es geht "gegen einen Feind, von dem sie keine Gnade zu erwarten haben". Der "aufopferungsvolle Kampf im Westkaukasus" wird im "Landser" ebenso wie das "opferreiche Ringen" vor Leningrad als "unvergänglicher Beweis stummer Pflichterfüllung" gewürdigt.
[…] Rund 60 000 Stück werden Woche für Woche an Bahnhofskiosken von Berlin bis Guben vorwiegend an Jungs mit Glatzen oder strammgezogenen Scheiteln verkauft. Bei den Vorkämpfern für "national befreite Zonen" gehören die Fronterlebnisse der Großväter zum geistigen Rüstzeug, auch wenn der Feind diesmal nicht in einem sowjetischen Panzer, sondern in der nächsten Döner-Bude sitzt.
(DER SPIEGEL 03.08.1998)

Während wir über die unheimlichen Unterstützer der von Terrorgruppen wie dem „National Sozialistischen Untergrund“ (NSU) rätseln und unsere Betroffenheit ob der von Neonazis umgebrachten Migranten heucheln, sollten wir uns darüber im Klaren sein welche dunkeldeutsche Propaganda wir unterstützen, wenn wir am Kiosk eine Fernsehzeitschrift aus dem Hause BAUER kaufen.

Dabei ist „Der Landser“ noch nicht mal das Braunste, was der 1875 gegründete Verlag zu bieten hat.

Die Bauer Media Group vertreibt auch das rechtsradikale Magazin „Zuerst!“.

„Die erste Ausgabe im neuen Jahr verheißt eine wilde Verschwörungstheorie: "Bestellter Terror" ruft es vom Titelblatt des Magazins "Zuerst" und die Unterzeile fragt: "Wem nützt die 'rechte Gewalt'?" Die Redaktion des in Kiel erscheinenden Magazins hält die Zwickauer Terrorzelle offensichtlich für ein politisches Konstrukt - und verspricht "ganz andere Hintergründe" der Mordserie zu enthüllen. Die krude Geschichte gehört noch zu den harmloseren Seiten des rechtsradikalen Magazins aus Kiel. Wenn das Blatt etwa über "Deutschenmobbing" schreibt, wird der Ton offen rassistisch. "Der typische Serientäter ist männlich, arabischer Herkunft und bleibt auch als Erwachsener kriminell", heißt es an einer Stelle und an einer anderen: "In der Regel leben die kriminellen arabischen Familien in großen, eng verbundenen Clans, oft mit zehn bis 15 Kindern, von Sozialgeldern und von Kriminalität. (…) Sie haben eine Selbstbedienungsmentalität entwickelt, die darauf abzielt, sich zu nehmen, was immer sie wollen und wann und so oft sie es wollen." Den greisen Überfremdungs-Ideologen Theodor Schmidt-Kaler zitiert das Blatt mit den Worten: "Es ist keine Übertreibung, wenn ich heute sage: Unser deutsches Volk steht auf der Kippe zum Sterben."
(Spon 29.12.11)

Dem SPIEGEL ist übrigens nicht von allein aufgefallen, welche braune Soße der Bauer-Verlag verteilt.

Der vermeidlich so biedere DGB brachte vor drei Tagen den Stein mit einem Offenen Brief ins Rollen, den ich zitieren möchte und dessen Forderungen ich mich anschließe.

Offener Brief in Sachen Magazin „Zuerst!“

Sehr geehrte Frau Bauer, mit einiger Bestürzung habe ich erfahren, dass ihre 100%-ige Unternehmenstochter „Verlagsunion“ seit zwei Jahren den Vertrieb der Zeitschrift „Zuerst!“ regelt. Ich schließe mich auf diesem Weg dem Konzern-Betriebsrat des Bauer-Verlages an und appelliere ebenfalls dringend an Sie, diese Zusammenarbeit unverzüglich zu beenden.

Bei der Lektüre des Magazins „Zuerst!“ sträuben sich jedem aufrechten Demokraten alle Nackenhaare. Da fallen in Artikeln Sätze wie „Deutschenmobbing wird für Ausländerkinder zum Pausensport“, oder „der typische Serientäter ist männlich, arabischer Herkunft und bleibt auch als Erwachsener kriminell.“ Über Menschen mit arabischer Herkunft heißt es an anderer Stelle weiter: „In der Regel leben die kriminellen arabischen Familien in großen, eng verbundenen Clans, oft mit zehn bis 15 Kindern, von Sozialgeldern und von Kriminalität. (…) Sie haben eine Selbstbedienungsmentalität entwickelt, die darauf abzielt, sich zu nehmen, was immer sie wollen und wann und so oft sie es wollen.“

In einem Interview sagt ein Prof. Dr. Theodor Schmidt-Kaler: „Aufgrund ihrer unzureichenden Schul- und Berufsausbildung haben die ausländischen Arbeitskräfte zudem eine Senkung des durchschnittlichen Qualifikationsniveaus des gesamten inländischen Arbeitspotentials bewirkt. (…) Es ist keine Übertreibung, wenn ich heute sage: Unser deutsches Volk steht auf der Kippe zum Sterben.“

„Zuerst!“ wird vom Verleger Dietmar Munier herausgegeben. In dessen Verlag „Lesen und Schenken“ vertreibt er auch Videos mit Titeln wie „Die Hitler-Show: Die Reichsparteitage der NSDAP“, „20. April 1939. Adolf Hitlers 50. Geburtstag, Berlin feiert den Führergeburtstag“ oder „Der Berghof – Hitler ganz privat.“

Sehr geehrte Frau Bauer, es ist etwa einen Monat her, da haben wir hier in Hamburg mit einem Schweigemarsch den Menschen gedacht, die – wie wir inzwischen wissen - von Neonazis aus Zwickau ermordet wurden. Ich habe zu diesem Anlass den „Aufstand der Anständigen“ gefordert. Denn ich meine: Wir alle müssen unseren Beitrag dazu leisten, dass in diesem Land und überall auf der Welt Rechtsextreme mit ihrem rassistischen, menschenverachtenden und volksverhetzenden Gedankengut keine Chance haben.

Genau dieses Gedankengut findet sich in jeder Ausgabe von „Zuerst“. Über Ihr Unternehmen „Verlagsunion“ findet die Zeitschrift den Weg an die Kioske und an die Leser.

Setzen Sie ein persönliches Zeichen und sorgen Sie dafür, dass der Vertrieb dieses Magazins zukünftig nicht mehr durch ein Unternehmen ihres Konzerns stattfindet.

Mit freundlichen Grüßen
Uwe Grund

(DGB Hamburg)

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Man muß ihn zu nehmen wissen.

Also ich lese ja nach wie vor sehr gern den SPIEGEL.
Ich freue mich immer noch auf den Montag. Es macht immer Spaß das neue Heft durchzublättern.

Die Recherche-Qualitäten haben aber durchaus nachgelassen. Es kommt immer öfter vor, daß man sich auf eine Titelgeschichte freut - wie zum Beispiel die Vorletzte über Christian Wulff („Der falsche Präsident“ DER SPIEGEL 51/2011 vom 17.12.2011) oder den großen Ratzinger-Aufmacher („Der Fehlbare“ 14/2010) und dann wartet man während des Lesens vergeblich auf die winzigste kleine Information, die man nicht ohnehin schon aus Tageszeitungen oder den bekannten Internetportalen kennt.

Natürlich; das ist eben das Dilemma eines Wochenmagazins - die anderen sind immer schneller.
Trotzdem wünschte ich mir so eine Riesenmaschine wie der SPIEGEL könnte immer noch ein paar mehr Infos aus einer Story rausholen; Informationen, die ich noch nicht schon Tage oder Wochen zuvor in der Süddeutschen gelesen habe.

Und außerdem sind die SPIEGEL-Leute nicht mehr so lustig.

Die schönsten Traditionen werden einfach abgeschafft.
So gab es zum Beispiel über Jahrzehnte immer eine nette Weihnachtsgeschichte über ein theologisches Thema. Vorzugsweise geschrieben von Hans Halter.
Das waren Artikel, die man sich im prä-www-Zeitalter ausschnitt und mehrfach photokopierte, weil sie so schön waren.
Ich erinnere mich heute noch mit Freude an die Analyse der Seelenwanderungen „Höllenfahrt mit Gegenverkehr“ von 1998:

„Wo bleibt die Seele nach dem Tod? Was geschieht mit ihr? Der Papst hat darüber eigene Theorien entwickelt - nun ist das theologische Kuddelmuddel perfekt.“

Schon die Graphiken sind preisverdächtig.

Karl Lehmann, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, unter seinesgleichen ein liberaler Mann, beschreibt die Hölle als "totale, unaufhebbare Vereinsamung des Menschen". Niemand könne katholischer Christ sein, ohne an die Hölle zu glauben, "denn wo es Heil gibt, gibt es auch Heilsverlust". Lehmann wird es wissen, er hat über die Auferstehung zum Dr. theol. promoviert.

Jesus, ein anderer Sachverständiger, nennt die Hölle einen "Ofen, in dem das ewige Feuer brennt". Nach seiner Kreuzigung hat Gottes Sohn sich die Zeit bis zur Auferstehung mit einer "Höllenfahrt" vertrieben. Er überwand die Teufel und führte die gepeinigten Vorväter des Alten Testaments, die Jahrtausende auf ihre Erlösung gewartet hatten, direkt ins Paradies.

Dort begrüßte sie der "Gute Schächer". Der hatte, wie es sein Beruf erforderte, während seiner irdischen Jahre Tieren ohne Betäubung die Halsschlagader aufgeschnitten und sie ausbluten lassen. Als er von der römischen Besatzungsmacht neben Jesus ans Kreuz geschlagen wurde, bereute er seine Verbrechen. Zum Lohn hatte Gottes Sohn ihm versprochen: "Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein" - und Wort gehalten.

Den Katalog möglicher Höllenstrafen hat die katholische Kirche im Laufe der Zeit vielfach erweitert und variiert. Grundgedanke war dabei, daß der Teufelsbraten jeweils zusätzlich an dem Organ gestraft wird, mit dem er gesündigt hat: Lästerer wurden an ihrer Zunge aufgehängt, während beispielsweise der amerikanischen Praktikantin Monica für immer der Mund verschlossen würde.
"
(Spiegel 49/1998)

Im Jahr 2011 fallen solchen Geschichten aus.
Dafür darf der unsägliche, aggressive, selbstverliebte, notorisch lügende, verächtliche, fanatische, koprolallierende, fundamental-katholische Matthias Matussek immer wieder seinen „ich liebe Ratzinger“-Sermon auswalzen.

O tempora, o mores.

Lustig ist der SPIEGEL nicht mehr.
Das Magazin punktet aber mit seinen Informanten in politisch höchsten Kreisen.
Immer wieder protzt er mit in direkter Rede wiedergegebenen Wortwechseln aus Kabinettssitzungen oder Parteipräsidien.
Offensichtlich muß es also bis hin zu allerhöchsten Partei- und Regierungsspitzen jede Menge Leute geben, die nach vertraulichen Sitzungen sofort zum SPIEGEL rasen und da alles ausplaudern.
Eine etwas anrüchige Mesalliance zwischen Personen, die sich das Wohlwollen des mächtigen SPIEGEL sichern wollen und Blattmachern, die nach Exklusivinformationen dürsten.
Ein für den Leser aber nicht uninteressantes Geschachere.

Man muß den SPIEGEL aber zu nehmen wissen.
Neutral sind die Hamburger nicht.

Sie pflegen einige geradezu absurde Feindschaften, die weit über jedes rationale Maß hinausgehen.
In der Regel trifft es Ossis oder Linke. Trittin, Gysi, Stolpe sind Beispiele für Opfer des SPIEGELS. Sie sollten mit aller Macht mit hunderten Artikeln fertig gemacht werden.
Sie können immer mit vollem Sperrfeuer aus Hamburg rechnen.

Bei anderen Politikern wandelt es sich.
Um 1998 herum fand der SPIEGEL Schröder und Fischer ganz nett. Das hielt aber nur ca drei Jahre vor; dann gab es eine 180°-Schwenk und im Verein mit BILD und STERN-Vize Jörges wurde alles versucht, um Rot/Grün loszuwerden.
Geradezu liebesdienerisch bejubelte der damalige Chef des SPIEGEL-Hauptstadtbüros Gabor Steingart Westerwelle und Merkel, mit denen ein goldenes Zeitalter anbrechen würde.
Prophezeiungen, an die man sich inzwischen nicht mehr so gern erinnert.

Wie der Rest der Pressemeute behandelt auch der SPIEGEL Westerwelle wie einen Aussätzigen.
Zu Recht in dem Fall, wie ich zugeben muß.

So wie Gysi und seine ganze Partei immer und unabänderlich gehasst werden, so hat das Nachrichtenmagazin auch erklärte Lieblinge, die seit Jahrzehnten immer wieder mit langen Essays und Interviews im Heft erscheinen.
Dazu gehören Wolfgang Joop und Wolfgang Biermann. Zwei Männer, die einstmals wirklich gut schreiben konnten.
Des einen Hirn ist allerdings inzwischen durch Drogenkonsum völlig umnachtet, so daß er vom optischen Schick der Kanzlerin und seiner Guido-Verehrung schwafelt.
Des anderen Hirn leidet offenbar unter Altersdemenz, so daß er ähnlich wie Schriftsteller-Kollege Ralph Giordano politisch sehr zweifelhafte reaktionäre Thesen einstreut.

Erstaunlicherweise hat man sich immerhin von Steingart und Broder getrennt.
Aber was heißt das schon, solange die ultrarechten Bizarros Matthias Matussek und Jan Fleischhauer („Der schwarze Kanal“) noch regelmäßig ihren journalistischen Unrat auskippen dürfen?

Schließlich gibt es auch noch Sachthemen, bei denen DER SPIEGEL absolut nicht ernst zu nehmen ist.
Das beste Beispiel ist Ökostrom und regenerative Energie.
Etwas, das der SPIEGEL für großen Humbug hält, seit sich vor 20 Jahren erstmals SPIEGEL-Chefredakteur Aust durch ein Windkraftrad in der Nähe seines Millionenschweren Gestüts gestört fühlte.

Seitdem gilt: Atom = gut, Grüne = weltfremde Ökopaxe.

Die ganze Merkel’sche „Energiewende“ passt den Magiern des Montags hinten und vorn nicht.

Schon in den ersten Wochen seit dem Bundestagsbeschluss Ende Juni ist einiges schiefgegangen. Ein Gericht legte sich quer, Regierungsvorhaben stießen auf Widerstand, Kalkulationen gingen nicht auf. Ist die Energiewende ein Krisenfall? Der Bundesrat kippte gleich zwei strategisch wichtige Gesetze. Die Bundesländer weigern sich seit Anfang Juli, Zuschüsse für Gebäudeeigentümer mitzufinanzieren, um Häuser energetisch zu sanieren. Das sabotiert den Plan, den Energieverbrauch von Gebäuden, der 40 Prozent des gesamten Verbrauchs ausmacht, zu senken. Ein "wichtiger Baustein im Energiekonzept" sei in Gefahr, warnt Joachim Pfeiffer, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. "Das ist kein gutes Zeichen für das Energiesparziel", kritisiert Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamts (UBA).
(Der Spiegel 10.10.11)

Kanzlerin Merkel hat zugesagt, dass Deutschland trotz der Energiewende nicht von Atomstromimporten abhängig werde. Doch während deutsche Erzeuger im vergangenen Jahr sechs Prozent des produzierten Stroms exportierten, haben sie seit der Schnellabschaltung von sieben Kernkraftwerken im Frühjahr zwei Prozent des Verbrauchs importieren müssen. Das Umweltministerium beteuert, darunter sei kein Atomstrom, obwohl über den Umweg Österreich Elektrizität aus dem tschechischen Kernkraftwerk Temelin in Deutschland landet (SPIEGEL 37/2011)

Das man auch praktisch etwas für den Atomausstieg tun muß, scheint der Kanzlerin nicht in den Sinn zu kommen. Nun importiert Deutschland Atomstrom aus dem tschechischen Kernkraftwerk Temelin und vergrößert den CO2-Ausstoß.
(Hallo Omnibus56!!)

Der SPIEGEL ist also klar positioniert:
Ökostrom bringt es nicht. Das klappt nie; wir lügen uns in die eigene Tasche und importieren nun den Atomstrom aus den vermeidlich noch unsichereren AKWS jenseits der Grenzen.

Der SPIEGEL würde das zu Recht monieren - wenn es denn stimmte.

Die Tatsachen sprechen eine andere Sprache.

Deutschland hat auch im Jahr 2011 mehr Strom exportiert als importiert - trotz der Abschaltung von acht Atomkraftwerken. Diese Bilanz ergibt sich anhand der Netzdaten, die der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber (Entsoe) regelmäßig veröffentlicht. Demnach wird der deutsche Exportüberschuss im Jahr 2011 voraussichtlich rund sechs Milliarden Kilowattstunden betragen. Vor allem nach Österreich und in die Schweiz hat Deutschland in den letzten zwölf Monaten viel Strom exportiert, an dritter Stelle folgten die Niederlande. Zwar trugen zu dem Exportüberschuss in der Jahresbilanz auch noch die inzwischen abgeschalteten Reaktoren bei, da diese in den ersten drei Monaten zumindest zeitweise noch am Netz waren. Das ändert aber an der grundsätzlichen Sachlage nichts: Auch wenn man das zweite Halbjahr 2011 alleine betrachtet, ergibt sich für Deutschland mit seinen neun verbliebenen Atomreaktoren ein Exportüberschuss. Kritiker des Ausstiegs hatten immer wieder den Eindruck zu erwecken versucht, Deutschland werde durch die Entscheidung in der Jahresbilanz zum Stromimporteur werden. Und das ist nicht die einzige Aussage der Atomlobby, die inzwischen durch die Fakten als unzutreffend entlarvt wurde. Auch Warnungen, der Atomausstieg werde zu höheren Strompreisen führen, weil Strom knapp werde, erweisen sich längst als nichtig. Die Strombörse EEX spricht da eine umissverständliche Sprache: Wenn Händler an den Terminmärkten aktuell Strom für die Jahre 2012 bis 2014 einkaufen, bezahlen sie für die Kilowattstunde zwischen 5,2 und 5,4 Cent - zeitweise weniger als vor Fukushima.
(Bernward Janzing 23.12.11)

Dienstag, 27. Dezember 2011

Spagat-Queen.

Schick, schick, was man so als Katholik von seinen Führern zu hören bekommt - und zwar ex cathedra.
Zu diskutieren gibt’s da nichts. Im Katholizismus gibt es keinen direkten Draht zu Gott, sondern die geweihte Priesterschaft vermittelt den Schafen was der Herr von ihnen will.
Insbesondere zu Weihnachten kriechen die Kirchenfürsten aus ihren Löchern.
Die ganze Welt gibt ihnen nur allzu gern ein Podium, jede Nachrichtensendung zitiert sie.
Ohne irgendeine Rechtfertigung billigt man ihnen eine Moralexpertenrolle zu.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat dieses Jahr einen schönen Beleg dafür abgegeben, daß christlicher Glaube dem Denken widerspricht.

„Wenn wir den Sinn von Weihnachten verlieren, ist das nicht bedeutungslos. Dadurch werden das Leben und das Miteinander „entheiligt“, sagte der Bamberger Oberhirte zu Weihnachten.

Menschen, denen nichts mehr heilig ist, hätten keine Ehrfurcht vor dem Nächsten, seiner Würde, seinen Werten und seinen Rechten. „Neonazis, Rechtsextremen und Taliban ist das Leben anderer nicht heilig. Deshalb töten sie! Auch radikalisierten Jugendlichen und Bahnhofschlägern ist das Leben ihrer Mitmenschen nicht heilig, sie schlagen aus Kraftmeierei, Wut oder wegen einer Kleinigkeit andere halbtot“, sagte der Bamberger Erzbischof. Die U-Bahn-Schläger von Nürnberg im April 2010 oder von Berlin im Februar dieses Jahres seien abschreckende Beispiele dafür.

Die zunehmende „Entheiligung“ unserer Welt führe auch dazu, dass es weltweit zu viele Waffen und Kriege gebe, in denen unschuldige Menschen sterben müssten. „Wem das Leben, die Heimat und das Selbstbestimmungsrecht anderer Völker heilig ist, der führt keine Kriege.“ Wenn das Leben nicht mehr heilig sei, würden ungeborene Kinder abgetrieben und alte, kranke und demente Menschen abgeschoben und wenn die Schöpfung nicht heilig sei, werde sie unverantwortlich geschädigt, beklagte der Bamberger Oberhirte. „Wenn uns nichts mehr heilig ist, dann zerstören wir uns selbst.“
(Kathnet 26.11.2011)

Das Ausmaß der frechen Lügen erstaunt immer wieder.

Tatsächlich ist es natürlich genau umgekehrt.
Mit der Heiligkeit der Kirche wurden über Jahrtausende Morde, Folter und Grausamkeiten aller Art erzwungen.

Erst durch das konsequente Erkämpfen der Würde jedes Individuums gegen den heftigen Widerstand der Kirchen konnten die Brutalitäten gegen die Nächsten eingedämmt werden.
Ob es Erzbischof Schick gefällt oder nicht: Mit dem stetigen Rückgang des Einflusses der Kirche, die noch vor wenigen Dekaden Hundertausende Kinder in ihren Heimen systematisch quälen, foltern und versklaven konnte, sind wir in eine peu à peu immer friedlichere Periode des Miteinander eingetreten.
Vergewaltigung in der Ehe, Schlagen von Kindern, Misshandlung von Schülern - all das wurde gegen die Propaganda der Kirchen unter Strafe gestellt und wenigstens teilweise zurück gedrängt.
Glauben was der Bischof befiehlt und selbstständiges Denken sind echte Antagonisten.

Die Menschenrechte, die der Vatikan so gerne hoch hält, wenn es um „Lebensschutz“ geht, mußten der Kirche in Wahrheit mühsam abgetrotzt werden.

Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Rechtsstaat, Frauenemanzipation, Folterverbot, Abschaffung der Sklaverei, Abschaffung der Todesstrafe, Freiheit der Kunst, Abschaffung der Prügelstrafe, Tierrechte, Ächtung von Antisemitismus, Schwulenrechte, Abschaffung des Verbots gemischtrassiger Ehen, Abschaffung des Verbots gemischtkonfessioneller Ehen, Verbot von Vergewaltigungen in der Ehe, etc pp - all das mußte gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft werden.

Die Kirchen waren dagegen und verschwendeten damit sinnlos über Dekaden ihre Kraft.

Glücklicherweise hat sich der kirchliche Widerstand gegen Bürgerrechte meistens als Mißerfolg erwiesen, weswegen Seth Macfarlane es als Zeitverschwendung betrachtet auf Seiten der Kirche zu stehen:

It is a huge waste of time; if you look back in history every civil rights-movement; the blacks or woman, they always lose. Anyone who tries to fight the advance on any particular minority-group is going to lose - weather it is now, weather it is 20 years from now.
They are wasting their time.

Sich dennoch ausgerechnet den katholischen Bischöfen zu verschreiben, die bis heute sexuelle Übergriffe ihrer Priesterschaft auf Kinder zu vertuschen versuchen, erfordert schon eine exorbitant große Portion an Perfidie oder Doofheit.

Eine dieser Paradeverblödeten ist die ungeliebte SPD-Generalin Nahles, die inzwischen komplett marginalisiert nur noch mit journalistischer Häme begleitet wird.

Seit Andrea Nahles Generalsekretärin der SPD ist, spielt sie öffentlich kaum noch eine Rolle. Während Parteichef Gabriel das Erscheinungsbild der Partei prägt, wirkt sie unsicher.
[…] Die Sache fing schon nicht gut an. Beim Parteitag vor zwei Jahren hielt Gabriel die Rede seines Lebens, während Nahles sagte, dass Opposition zwar Mist sei, der Mist auf dem Hof ihrer Eltern aber die dicksten Kürbisse der Eifel wachsen lasse. Gabriel wurde mit 94 Prozent zum Chef gewählt, Nahles mit knapp 70 Prozent zur Generalsekretärin. Danach lief es nicht besser für sie. Die SPD, das sind heute Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück, drei Männer. Sie lassen sich Troika nennen, es riecht nach Jungsfreundschaft, wenn einer der drei nebenbei fallenlässt, dass er am Abend mit den beiden anderen zum Essen verabredet sei. Andrea Nahles kommt in der Abendplanung der Jungs eher nicht vor.
[…] Andrea Nahles kommt zum Ende ihrer Rede, sie will ein Lied zitieren, einen sozialdemokratischen Klassiker, "Wann wir schreiten Seit an Seit". Sie sagt: "Wenn wir wandeln Schreit an Schreit." In der zweiten Reihe murmelt ein Genosse: "Na ja, so ähnlich." Derartige Kalauerqualität erreichen ihre Versprecher selten, meist galoppieren ihr einfach die Sätze davon. Das aber passiert bei so ziemlich jedem Auftritt. Sie spricht von Rechtsextremisten, "in deren Köpfen Morde nicht nur stattfinden, sondern in die Tat umgesetzt werden". Sie sagt: "Die NPD zu verbieten ist aber schon ein klares Zeichen unserer Demokratie, dass das …" Pause. "Die kommen übrigens nicht mehr in Kampfstiefeln daher."
[…] Sie hat zum Pressegespräch geladen, es geht um die Reform der SPD. Das war in den Monaten zuvor ihr Thema, sie hat vieles durchgesetzt, obwohl Parteien sich gar nicht gern reformieren lassen. Jetzt will sie die Ergebnisse präsentieren. Sie müsste gut im Stoff sein. So wirkt sie auch, bis die Reporter ihre Fragen stellen. Mitgliederentscheide sollen einfacher werden, aber wie viele Unterschriften braucht es? Wie viele Mitglieder müssen abstimmen, welche Mehrheit ist notwendig, wie war das bis jetzt, wie soll es künftig sein? Nahles antwortet, korrigiert sich, wirft Zahlen in den Raum, korrigiert sich wieder. Ein Drittel, zehn Prozent, ein Fünftel, alles geht jetzt durcheinander, irgendwann stöhnt Nahles auf: "Also Leute, mit solchen Detailfragen hab ich jetzt wirklich nicht gerechnet." Antwort eines Reporters: "Sie laden uns hier zum Gespräch über die Parteireform ein und beschweren sich, wenn wir Detailfragen stellen?" Nahles: "Nein, nein, so hab ich das nicht gemeint!" Es klingt fast flehend.
(SPIEGEL Heft 52/2011 vom 23.12.2011)

Es ist ein Trauerspiel, daß eine (noch) Volkspartei so eine selten unfähige und gegen das SPD-Grundsatzprogramm agierende Person soeben wieder für zwei Jahre als Generalsekretärin bestätigt hat - wenn auch mit extrem miesen Wahlergebnis; über 20 Prozentpunkte weniger als alle anderen SPD-Vorstände.



Die Andrea Nahles gehört dahin wo sie herkommt - in die Eifel wo’s am Dunkelsten ist.
(„Drucker August“ alias Georg Schramm)

Da es mit dem Denken bei der Pfälzerin nicht ganz so hinhaut, ist es nur folgerichtig, daß sie sich ganz und gar dem Glauben widmet, wie sie immer wieder kund tut.
In dem Buch «Frau-gläubig-links.Was mir wichtig ist“» (Pattloch-Verlag, München 2009) beschreibt Andrea Nahles ihre christliche Einstellung und läßt auch sonst keine Gelegenheit aus ihre Religiotie zu demonstrieren - ganz so als ob man damit ihre politische Unfähigkeit exkulpieren könnte.

Livenet: Vermutlich verbindet man den Glauben nicht so sehr mit einer linken Politikerin.

Nahles: Ja, das ist wohl so. Ich habe mich über die Jahre darüber geärgert, dass man mich nie auf meinen Glauben angesprochen hat; es passte wohl nicht ins gängige Schema. Seit meinem Buch «Frau-gläubig-links» ist das anders geworden.
[…] Es gibt Fragen, wo ich mich als Christ definitiv auch über die Fraktionsgrenzen hinweg positioniere, bei der Stammzellendiskussion oder bei der Frage, ob ein Gottesbezug in die EU-Verfassung soll. Das sind Punkte, bei denen ich mir sage: Hier bekenne ich mich als Christ.
(Norbert Abt 23.12.2011)

In der Frage der „Spätabtreibung“ stellte sich Nahles schon vor zwei Jahren gegen ihre Partei und robbte an die Seite der CDU, die obrigskeitsgetrieben den betroffenen Frauen nicht zutraute selbst entscheiden zu können, sondern eine Zwangsberatung und Zwangs-Wartefrist aufdrückte.
Und bei der Frage, ob eine Bundeskanzlerin den Papst kritisieren dürfe, wenn dieser sich auf die Seite von Holocaustlegnern stellt, geht Nahles mit Kreuznet konform.
Dabei hat Merkel in der Frage - man möge mir verzeihen - ausnahmsweise Recht gehabt. Sie durfte nicht nur den Papst kritisieren; als Deutsche Regierungschefin MUSSTE sie das sogar.

FAZ: Diese Frist lehnt die Mehrheit der SPD-Abgeordneten ab.

Nahles: Ja, leider. Aber sie ist erforderlich. 40 Prozent der Spätabtreibungen finden in den ersten drei Tagen nach der Diagnose einer Behinderung statt. […]

FAZ: Welche Rolle spielt der Glaube für sie als Politikerin?

Nahles: Die Entscheidung, aktive Christin zu werden, habe ich einige Jahre vor dem Entschluss getroffen, in der SPD aktiv zu sein. Mit neun Jahren bin ich Messdienerin geworden, mit 14 in eine ökumenische Jugendgruppe gegangen. Das waren frühe Prägungen, sie haben meinen Wertekodex bestimmt. Und daraus leite ich mein politisches Engagement ab. […]
Ich wäre nie in der SPD gelandet, wenn ich nicht zuvor eine christliche Prägung erfahren hätte. Ich habe mich in der SPD eher in der Gefolgschaft von Jesus Christus wiedergefunden, und zwar wegen dem Parteiprogramm und dem, was die SPD verkörpert. Christsein ist nicht das Ritual, sonntags in die Kirche zu gehen.

FAZ: Wie haben Sie als Katholikin die Kritik der Bundeskanzlerin an Papst Benedikt XVI. empfunden?

AN: Das war starker Tobak. Ich hätte mir gewünscht, dass die Bundeskanzlerin nicht nach ihrer öffentlichen Kritik am Papst, sondern vorher zum Telefonhörer gegriffen und mit dem Papst gesprochen hätte. Stellen Sie sich vor, sie hätte öffentlich gesagt: „Ich habe heute mit Papst Benedikt telefoniert, und wir sind uns einig gewesen, dass . . .“ Das wäre ein anderer Ton gewesen.
(FAZ 09.05.2009)


Weswegen Nahles glaubt den Spagat zwischen SPD-Programmatik und katholischer Intoleranz hinzubekommen, weiß ich nicht.

Offenbar klappt es auch nicht.

Sie ist, wie alle Religioten, ein Klotz am Parteibein.

Montag, 26. Dezember 2011

Neues von Eva Braun

Eine unangenehme Eigenschaft des Internets ist die Unverschwindbarkeit der Peinlichkeiten und Fehlleistungen.
Bachmann, Perry, Gingrich und Co erleben das gerade in Form eines immerwährenden Youtube-Alptraumes.
Ich will zwar einräumen, daß die sieben Top-GOPer mit einer zuvor scheinbar nicht gekannten Ignoranz und Dummheit gesegnet sind, aber natürlich weiß man über frühere Politikergenerationen auch nicht so viele Intimitäten.

Man stelle sich vor solche Dampfplauderer wie Lübke, Kohl und Strauß wären in einer Zeit der allgegenwärtigen Handykameras aktiv gewesen.
Man stelle sich vor NS-Marinerichter Filbinger, NSdAP-Mitglied und CDU-Stahlhelm Dregger, NS-Karrierist Theodor Oberländer oder SA- und NSdAP-Mitglied Karl Carstensen wären der Versuchung von 100 wöchentlichen TV-Talkshows ausgesetzt gewesen.

Ich möchte nicht wissen welche Sprüche dann bekannt geworden wären, die sie zu ihrer Zeit nur hinter den verschlossenen Türen der ultrarechten CDU-Zirkel wie dem Schloß Weikersheim von sich gaben.

Neben der Promi-Spezies, die sich mit unfreiwilligem Youtube-Ruhm herumschlagen, gibt es noch die Kategorie der Gescheiterten, die geradezu manisch daran arbeiten ihre Medienpräsenz gezielt mit den „neuen Medien“ zu pushen.
Schließlich ist nicht jeder so steinreich und mit so willigen Großjournalisten wie Baron Guttenberg gesegnet.

Die reaktionäre Fundi-Christin Eva Herman ist so ein unangenehmes Beispiel.
Ganz im Gegensatz zu den immer wieder von rechtsradikalen Quellen (Kreuznet und Co) auftauchenden Vorwürfen das politisch korrekte Deutschland habe ihr „Berufsverbot“ erteilt, ist die blonde Braune unglücklicherweise beruflich extrem aktiv.

Wir sind eben eine freie Gesellschaft und daher darf auch ein dunkeldeutsch frömmelndes Kreuznet-Liebchen tun was es will.
Sie publiziert, verkauft fast ein Dutzend Bücher unter ihrem Namen, spricht auf dubiosen Parteineugründungen, wird bei ultrakatholischen Kongressen als Rednerin engagiert und ist nicht zuletzt das mediale Gesicht des Kopp-Verlages.

Dort versammelt sich das Who-Is-Who der rechtsnationalen Verschwörungstheoretiker, Ufologen (z.B. Erich von Däniken), Islamhasser wie Udo Ulfkotte und Esoterik-Freaks.

„Der Verlag bezeichnet sich selbst als Verlag und Fachbuchversand für Enthüllungsliteratur, Verschwörungen und Geheimgesellschaften. Verlegt werden unter anderem Bücher zu Themen der Prä-Astronautik, der Ufologie, des Erfundenen Mittelalters, des Kreationismus, der Astrologie, der Geomantie sowie der Germanischen Mythologie, des Islamismus, der Freiwirtschaftslehre und „Enthüllungen“ wie zu sogenannten „linken Lebenslügen.“
(Wiki)

Wie schön wäre es, wenn Herman tatsächlich mit Berufsverbot belegt wäre.
Aber mit Kopp bildet sie eine perfekte Symbiose.
Der finanzstarke Verlag füttert sie und dafür liefert die angebräunte TV-Frau regelmäßig mit ultrabizarren Ansichten (Loveparade-Katastrophe war Strafe Gottes, etc) die PR für den vorher eher im Schatten vor sich hin modernden rechten Verlag.

Anfang Dezember meldete sie sich in der Causa Ken Jebsen zu Wort.

Der RBB-Journalist und Radio-Fritz-Moderator war zuvor mit den üblichen 9/11-Gaga-Theorien („ein geschickt gestricktes Lügenkonstrukt der USA und der CIA“) und einer antisemitischen Email aufgefallen, die er an einen kritischen Zuhörer geschrieben hatte.

was ist das grösste problem der juden ? ihre führer. also wie in der restwelt auch. henry kissinger selber jude hat für juden überhaupt nichts übrig. er hat selber gesagt als er von russischen juden gebeten wurde ihre ausreise nach israel zu ermöglichen , das für ihn zitat “ eine vergasung der russischen juden höstens ein ökonomisches problem sei “ sie brauchen mir keine holocaus informatinen zukommen lassen. ich habe mehr als sie. ich weis wer den holocaust als PR erfunden hat. der neffe freuds. bernays. in seinem buch propaganda schrieb er wie man solche kampagnen durchführt. goebbels hat das gelesen und umgesetzt. ich weis wer die rassendatten im NS reich möglich gemacht hat. IBM mit hollerithmachinen. ich weis wer wärend des gesamten krieges deutschland mit bombersprit versorgt hat.standartoil also rockefeller.
(Ken Jebsen im November 2011)

Der RBB hatte dann irgendwann genug von ihrem Radiojournalisten und trennte sich nicht nur wegen seiner Rechtschreibschwäche von ihm.

Dem Sender blieb am Sonntag nur ein Ausweg: „Eine umfassende Klärung der Vorgänge war nicht möglich, darum haben wir uns dazu entschieden, die Radio-Fritz-Sendung KenFM vorerst auszusetzen“, sagte Sendersprecher Volker Schreck dem Tagesspiegel und fügte hinzu: „Das ist aber keine Absetzung.“ Zuvor war Ken Jebsen, Moderator von KenFM, vorgeworfen worden, einem Hörer als Reaktion auf dessen Kritik eine Mail mit antisemitischem Inhalt geschrieben zu haben. „Bei solchen Vorwürfen ist der Sender sehr sensibilisiert“, sagte Schreck. Es werde nun senderinterne Diskussionen, aber auch Gespräche zwischen Jebsen und den Programmverantwortlichen geben.
(Tagesspiegel 19.12.2011)

Ein Fall für Eva Herman, die sich als ebenfalls wegen rechtsextremer Ausfälle gefeuerte NDR-Frau mit ihm in einem Boot wähnt.
Verschwörungstheorien hat sie sofort zur Hand und wendet sich am 05. Dezember 2011 in einem Offen Brief an ihren Gaga-Kollegen.
Juden und Grüne hätten einen armen Moderator, der sich nicht dem linken Meinungsdiktat unterwerfen wolle das Genick gebrochen.

Lieber Herr Jebsen,
nun sind Sie also draußen. Das ging vielleicht schnell, was? Raus aus dem rbb, raus aus dem öffentlich-rechtlichen System, raus aus der politisch-korrekten Gesellschaft. Die rotgrünen Gutmenschen haben gesprochen! […] Die Jüdische Gemeinde zu Berlin begrüßte übrigens die »konsequente Entscheidung des rbb«, sich von seinem langjährigen Moderator zu trennen. »Wir empfinden es als vorbildlich, wie die Leitungsebene des rbb letztlich entschieden hat«, betonte Lala Süsskind, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde.
Die Leitungsebene, Herr Jebsen, das klingt doch bekannt, oder? Spätestens mit dem Zitat der Jüdischen Gemeinde Berlin war der Stab über Sie gebrochen.
[…] Lieber Ken Jebsen, wenn jemand einen rechten Stempel aufgedrückt bekommt, dann steckt allermeist noch etwas ganz anderes dahinter, das muss man sich immer merken. Der eine macht sich wegen seiner Kritik an der deutschen Migrantenpolitik unbeliebt, der andere prangert die familienzerstörerischen Maßnahmen der Regierung an.
[…] Tja, Herr Jebsen, eins dürfte klar sein, diese besagte Holocaust-Äußerung in der Öffentlichkeit zu machen, war dann nicht sehr klug. Auch wenn es sich nur um einen einzigen Hörer handelte, dem Sie geantwortet hatten. Man kann ja nie wissen, wer hinter »privaten Anfragen« in Wahrheit stecken könnte. Verschwörungstheorie? Sie hatten damit einen politisch unkorrekten Grund geliefert, dass man Sie ohne Bedenken feuern konnte: Die Nazikeule. Denn die funktioniert in Deutschland immer noch wie geschmiert.
Haben Sie nicht die Hetzjagd auf Thilo Sarrazin erlebt? Der Mann lebt doch, wie auch Sie, in Berlin. Oder den Fall Eva Herman? Oder kennen Sie die Geschichte des CDU-Politikers Martin Hohmann? Oder den Ausschluss des Brigadegenerals Reinhard Günzel? Oder die Causa Möllemann?
[…] Wie lange noch, fragen sich immer mehr Leute, wie lange noch wird das so weitergehen in diesem Land? Wie lange noch müssen wir schweigen, wenn es um heikle und unliebsame Themen geht? Wie lange noch müssen wir uns vorgeben lassen, was wir zu denken und zu äußern haben und was nicht? Ich bin der Überzeugung, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird. Denn wir befinden uns in einer schweren Umbruchphase: Falsches fällt, das Licht der Wahrheit durchdringt unseren Raum und entblößt die Lüge. Und die Lügner ahnen es auch schon. Deswegen schlagen Sie noch erbarmungsloser zu.
[…] Halten Sie durch, Herr Jebsen, Sie sind nicht alleine.
Herzliche Grüße
Eva Herman

Der RBB wird froh sein den Irren bereits gefeuert zu haben.
Jebsen, der auch schon im Kopp-Verlag publizierte und jede Menge Verschwörungstheorien parat hat, ist nun genau wie Eva Braun publizistisch nicht totzukriegen.

Er macht jetzt ohne öffentlichen Rundfunk weiter.

Und diese Themen wird sich Jebsen, nun völlig losgelöst, im Internet kaum nehmen lassen. Jebsens Wohnung in Berlin-Mitte beherbergt laut Medienberichten seine kleine Produktionsfirma. Es gibt eine wachsende Fangemeinde auf Facebook, die einen Märtyrerkult um Ken Jebsen beschwört und Zensur wittert. „KenFM“ soll via Youtube-Seite („Willkommen bei KenFM“) zu hören sein, erste Clips hat Jebsen schon ins Netz gestellt („KenFM über: Die Geld Sendung! Eine Sendung, die der RBB unbedingt verhindern wollte!“). Die User sind begeistert: „ja, ken, zeigs den schweinen!“
(Markus Ehrenberg, 19.12.2011)

Das ist eben die deutsche Meinungsfreiheit: Sie tut verdammt weh, denn sie gilt auch für die Sarrazins, Hermans und Jebsen.

Da ist es nur ein ganz geringer Trost, wenn solche Typen wenigstens nicht mehr vom Gebührenzahler direkt ihr Gehalt bekommen.



Die gute Nachricht des Tages:
Offensichtlich wurden die "Kopp-Nachrichten" soeben eingestellt.

Kurz vor Weihnachten hat uns eine gute Nachricht erreicht. Die “Kopp-Nachrichten”, zumeist vorgetragen von der Ex-Tagesschau-Sprecherin Eva Hermann, gibt es ab sofort nicht mehr. Bleibt nur die Frage: Cui bono?
Nun ist es vor­bei. Fast zwei Jahre waren die „Nach­rich­ten“ des rechts­po­pu­lis­ti­schen, eso­te­ri­schen und ver­schwö­rungs­ideo­lo­gi­schen „Kopp-​Ver­lags“ zu sehen, die Tag für Tag ins In­ter­net ge­stellt wur­den. Kurz vor Weih­nach­ten wurde das For­mat ein­ge­stellt. Mit den „Kopp-​Nach­rich­ten“ ver­sorg­ten sich die Ver­schwö­rungs­fans mit ihrer täg­li­chen Ra­ti­on Ver­schwö­rungs­theo­rie. Mo­de­riert wur­den die Nach­rich­ten, die die­sen Namen nicht ver­die­nen, durch die An­ti-​Fe­mi­nis­tin Eva Her­man.
(Publicative.org 25.12.2011)

Sonntag, 25. Dezember 2011

Overbeck, guter Mann!

Das muß man Papst Ratzinger lassen; seine Personalpolitik ist brillant.
Während durchschnittliche Päpste bei der Besetzung der Bistumsspitzen darauf achten, ob der zukünftige Hirte einigermaßen beliebt ist und auf Akzeptanz stößt, oder ob der Neue überhaupt geeignet ist eine Diözese zu führen, sucht sich der gegenwärtige Papst stets den seelsorgerisch Ungeeignetsten und an der Basis Unbeliebtesten für ein Spitzenamt.

Ultrakonservative selbstverliebte prunksüchtige Ausgrenzer wie Wölki, Overbeck oder Tebartz-van-Elst gelangen derzeit in Topjobs.

Je konsequenter sie dann für Unfrieden und Aufruhr in der Gemeinde sorgen, je mehr sie gehasst werden, desto besser stehen die Chancen in der bizarren Planung des Holocustleugnerfreundes Ratzingers einen Kardnialshut zu ergattern.

Limburg ist dafür das Paradebeispiel. Der Bischof ist unbeliebter als Fußpilz und Mundfäule zusammen.

Seit fast drei Jahren ist Franz-Peter Tebartz-van Elst Bischof von Limburg. Kritische Stimmen, die sich gegen den von ihm eingeschlagenen Weg konservativer Ausrichtung mit Fixierung auf Rom äußerten, kamen dabei schnell auf und verstummten nie. Doch nun hat der Widerstand eine neue Form erreicht: «Von selbstverliebten Ritualen», vom «klerikalen Dünkel, der den Priesteramtskandidaten in die Seele gelegt wird» und von einem «spirituellen Desaster» ist die Rede.
Verfasst hat diesen «Aufschrei von Seelsorgern im Bistum Limburg» der Pfarrer von Runkel und Arfurt, Albert Dexelmann. Der 63-Jährige macht keinen Hehl daraus, mit der unter Tebartz-van Elst eingeleiteten konservativ-klerikalen Wende im Bistum nicht einverstanden zu sein.
[…] Die in dem Schreiben geäußerte Kritik am Limburger Bischof teilt [Henny Toepfer, Sprecherin der Basisbewegung] voll und ganz. Der von Tebartz-von Elst verfolgte Trend zu «Prunk und Zeremonie» (dazu gehören für sie unter anderem das geplante Bischofshaus, die Wiedereinführung von päpstlichen Ehrentiteln für Priester) sowie zu einer stärkeren Fixierung auf die Kleriker, passe nicht zu den Gläubigen an der Basis, die in ihren Gemeinden geschulte Menschen benötigten, die sie begleiteten. […] Was von den Beschäftigten der Kirche, dem Klerus und nicht zuletzt auch von den Gläubigen erwartet wird, hat Generalvikar Professor Dr. Franz Kaspar als rechte Hand des Bischofs nicht nur gleich nach Übernahme seines Amts deutlich formuliert, sondern seitdem unzählige Male wiederholt: Loyalität, Gehorsam und Diskretion – gegenüber dem Bischof.
(Johannes Laubach 01.12.2010)

Franz-Peter Tebartz-van Elst als einem der an der Basis bestgehassten Bischöfe ist eine steile Karriere sicher.
Die Methode sich als Fiesling in Rom zu profilieren geht auch Kollege Homo-Schreck Overbeck.

Franz-Josef Overbeck, gehört zu den jungen Konservativen in der Deutschen Bischofskonferenz. Nach nur zwei Jahren im Amt hat sich der 47-Jährige bereits als Hoffnungsträger des Traditionsflügels seiner Kirche und möglicher Nachfolger des einflussreichen Kölner Kardinals Joachim Meisner profiliert, etwa durch Ausfälle gegen Homosexuelle in der Talkshow "Anne Will". Bundesweit brachte ihn das zwar in Verruf, in der Hierarchie jedoch machte er schnell Karriere. Overbeck wurde Militärbischof und soll als Mitglied einer Steuerungsgruppe der Bischofskonferenz im ganzen Land den Dialogprozess zwischen Bischöfen und Basis leiten.
(DER SPIEGEL 23.12.11)

Ratzingers Plan die Kirche durch immer dramatische Zentrifugalkräfte zu schrumpfen funktioniert perfekt.
Rom dreht sich immer schneller nur um sich selbst, die verachteten Gläubigen am Rande verstreuen sich derweil in alle Himmelsrichtungen.

Selbst in der Katholischen Diaspora Holland werden jede Woche zwei Kirchen geschlossen.
Der Profi-Kirchenabwickler Marc de Beyer ist ein gefragter Mann in den Niederlanden.

Some 4,400 church buildings remain in the Netherlands. But each week, around two close their doors forever. This mainly affects the Catholics, who will be forced to offload half of their churches in the coming years. "And that's just the beginning," says de Beyer.
[… ] For years the number of faithful has been declining. The trend has swept across all of Western Europe, with churches forced to close in France and Belgium too. But in the Netherlands, Christianity's retreat from society has been particularly drastic. The Protestant Church alone loses some 60,000 members each year. At this rate, it will cease to exist there by 2050, church officials say.
(Benjamin Dürr 22.12.11)

Kirchenbänke verkauft er pro Meter, verscherbelt Altare und Orgeln in die ganze Welt und führt schließlich die Gebäude neuer Bestimmungen zu.
Sie werden zu Supermärkten, Gemeindezentren, umgewidmet in Moscheen, oder auch abgerissen, um Platz für Wohnungen zu schaffen.
Manchmal kommt auch wieder richtig Leben in die eben noch trostlose Katholenbude.

A few weeks ago one parish in Arnheim decided on a totally new use for its church, which had stood empty for some five years. In late November St. Joseph's church opened a skate park, with ramps and obstacles in the nave, charging €3.50 to spend a day skating between holy figures. Since then church attendance has been respectable.
(Benjamin Dürr 22.12.11)

Militärbischof Overbeck exerziert die Kirchenschrumpfung mit zackigen Worten; er sieht die RKK dem Tode geweiht.

Am Rande einer Pfarrkonferenz kurz vor Weihnachten bereitete er seine Priester in der betroffenen Region auf eine traurige Zukunft vor: "Es gibt Sterbeprozesse, die müssen Sie als meine Mitarbeiter einfach begleiten."
(SPIEGEL No 52/2011)

Das finde ich gut!
Kirchenfürsten, die durch ihre abstoßende Politik persönlich das Gemeindeleben töten und anschließend treuherzig von den Mitarbeitern verlangen sie sollten gefälligst den Sterbevorgang begleiten.
Wozu braucht es da noch die Giordano-Bruno-Stiftung oder den IBKA?
Die RKK selbst betreibt ihren Suizid effektiver, als es alle Atheisten zusammen könnten.
Der Ruhrbischof macht es vor.

Rund 100 Kirchen im Revier hat die Diözese in den vergangenen Jahren bereits auf die Streichliste gesetzt, nun beginnt der nächste Kahlschlag. Auch bundesweit wird es nicht bei den bisher bekannten 700 Fällen bleiben. In den Bistümern gibt es sogar Pläne, die das Zusperren von bis zu 2000 weiteren Kirchen vorsehen. Die Bischöfe ziehen sich aus der Fläche zurück. Teils jahrhundertealte Gebäude werden deshalb entweiht und anschließend einem weltlichen Schicksal überlassen - manche enden als Museum, andere als Restaurant oder Wellnesstempel. "Strukturwandel" heißt die Begründung für diesen Prozess in den Verwaltungen der Bistümer, den Ordinariaten. Viele Bischöfe sehen angesichts des verschärften Priestermangels keinen anderen Weg.
(SPIEGEL No 52/2011)

Samstag, 24. Dezember 2011

Wie man doch noch religiös wird.

Ist es schon endgültig zu spät für mich?
Oder gibt es immer noch Hoffnung der Hölle zu entrinnen nach all den Dekaden als Atheist?
Ratzi und seine protestantischen Nachäffer („Kirche im eigentlichen Sinne“ sind sie ja nicht) geben immerhin positive Signale.
Kaum eine Rede, in der nicht ob der allgemeinen Kirchenaustrittsbewegung von „Neuevangelisierung“ und „Missionierung Europas“ gesprochen wird.

Scham ist anders.
Immerhin dürfte die Missionierung, die immer Hand in Hand mit der Kolonialisierung ging, eins der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte sein. Ganze Völker wurden ausgerottet.
Nicht weiter schlimm für den Vatikan; dort spricht man von „einer glücklichen Schuld“.
Damit wird zwar eingeräumt, daß ein paar Hundert Millionen Unschuldige gekillt wurden - aber macht ja nichts; dafür sind sie jetzt alle Christen.

Die „neue Mission“ in Deutschland funktioniert allerdings verglichen mit früheren Zeiten schleppend.
Das mag damit zusammenhängen, daß die Hauptstrategie - bezirzen mit Glasperlen und anschließend die Nichtüberzeugten mit Schwertern niedermachen - in der Verfassungswirklichkeit der Bundesrepublik Deutschland irgendwie aus der Mode gekommen ist.

Glücklicherweise ist die menschliche Dummheit groß genug, um sich selbst das Hirn abzuschalten. Es gibt immer noch geistige Zwerge, die freiwillig von DENKEN auf GLAUBEN umsteigen.
Als beispielhaft kann hierfür der vor 24 Jahren gegründete Österreichische Gesprächskreis „Loretto“ gelten.

5. Oktober 1987, Treffpunk Operngasse 4, 1010 Wien, in einer kleinen Studentenwohnung: Drei Jugendliche treffen sich, um gemeinsam den Rosenkranz zu beten und danach Wurstbrote zu essen. Anlass dafür war eine Wallfahrt nach Medjugorje wenige Wochen davor. In ihren Herzen wuchs die Sehnsucht das Erlebte zu Hause weiter zu leben. Das war der Anfang unseres ersten Gebetskreises, der Anfang der Loretto Gemeinschaft.
(loretto.at)

Und wieder fühle ich mich ausgeschlossen.
Wurstbrote also.
Und wenn man Vegetarier ist?

Den kannibalistischen Aspekt des Christentums werde ich nie verstehen.

Die Christen interessieren sich überhaupt nicht dafür, was Jesus sagte oder tat. Ihr Glaubensbekenntnis enthält nichts über ihn, wichtig ist nur sein Blut. Also, wenn ich im neuen Weltkatechismus lese: „Auf Bitte seiner Braut, der Kirche, hat Christus Leib und Blut hingegeben.“ Da kann ich nur sagen: Was für eine Vampirbraut und Draculakirche. Was für ein Kannibalismus ist die Messe, das Abendmahl, den Menschen Jesu Leib und Jesu Blut zu essen und zu trinken zu geben.
(Prof. Dr. Uta-Ranke Heinemann)

Völlig überzeugend hingegen ist die Namensgebung „Loretto“ - denn dorthin haben die Engel die Bude von Joseph und Maria einst ausgeflogen.

"Loretto" ist die deutsche Schreibweise des italienischen Wallfahrtsortes Loreto. In Loreto ist die "Casa Santa", also das Haus, in dem die Heiligen Familie in Nazareth lebte; das Haus, in dem sich die Verkündigung des Herrn ereignete (Lk 1,26). Wie kam die Casa Santa nach Loreto? Es heißt, Engel hätten die Casa Santa über's Meer nach Loreto getragen.
(loretto.at)

Schon praktisch, daß die Wiener Gebetsgemeinschaft gewissermaßen die Heilige Familie beherbergt - denn so können sie all denen ein religiöses Obdach bieten, die der Kirche verloren gegangen sind.

Wir sehnen uns nach einem neuen Feuer des Heiligen Geistes in unserem Land, nach einem neuen Pfingsten. Im Herzen der Kirche wollen wir daher für eine Erneuerung der Kirche beten, wirken und leben. Im Vertrauen auf die Gnade und Charismen Gottes schaffen wir Räume, in denen Gott erfahrbar wird. Wie im Haus von Nazareth kann er in unser Leben einziehen. Durch ein Leben in Gemeinschaft möchten wir uns auf dem persönlichen Weg der Heiligkeit begleiten.
(loretto.at)

Eine tolle Sache!
Wenn nur das mit der Wurstbrotfresserei nicht wäre.

Ich frage mich, ob man nicht eine Loretto-Schwestergemeinschaft der Käsebrotliebhaber schaffen sollte.

Denn die Erfolgsgeschichten, wie durch Loretto böse Atheisten zu guten Christen wurden, erscheinen mir so ungeheuer lebensnah, daß ich einen massiven inneren Drang fühle den Mitgliedsantrag auszufüllen.

Mir wird ganz warm ums Herz, wenn ich die beispielhafte Geschichte des Deutsch-Ungarn Thomas lese.




Thomas wuchs im atheistischen Grauen auf; infiziert von Nietzsche* und Aufklärung bis er endlich in seine selbstgewählte geistige Unfreiheit einging.

*( „Der Glaube ist für die Menschen erfunden worden, die kein Rückgrat besitzen, um alleine durchs Leben zu gehen.“ „Gott ist Tot. Gott bleibt tot“)

Könnte ich nicht auch so ein Thomas werden?

Ich müßte mir nur lange genug mit einem Holzhammer auf den Kopf schlagen - denn ohne Hirnverletzung scheint die Metamorphose zum Strenggläubigen nicht möglich.

In dieser Hinsicht hat Thomas Glück gehabt - ihn traf es schon als Baby, als er „mit etwa 18 Monaten einen Unfall hatte, nach dessen Folgen ich Wochen und Monate gelähmt war, da ich mit dem Kopf auf ein altes, eisernen Stück Gitter aufgeschlagen war.“

Aber es ist ja offensichtlich so, daß der liebe Gott mit seinen Liebsten - man denke nur an Jesus und all die Märtyrer - nicht eben liebevoll umgeht.
Ohne eine gehörige Portion angeborenen Masochismus gefällt einem das nicht.

Auch für Thomas kam es nach dem folgenreichen Schlag auf die Birne noch richtig dicke und DER LIEBE GOTT half natürlich nicht.
Das Übliche also. Nur wer sich ordentlich vorher foltern lässt, kann mit SEINEM Wohlwollen rechnen.

„Auch Jahre später, als ich damals im Alter von 7 Jahren von fremden Jugendlichen vergewaltigt wurde, kam wieder diese provokante Frage: Wo war ER denn??? Ich wünsche heute niemanden, diese Dunkelheiten durchleben zu müssen. Auch nicht die Demütigungen, die ich später, als ich in die Pubertät kam, in Form von Nötigungen, Missbrauch, und ähnlichem durchmachen mußte.
Das Jahr 1989: eine Reihe von Revolutionen zieht sich durch die Ostblockstaaten. Ich sehe heute noch manchmal, als wär es erst gestern gewesen, wie aus Repetiergewehren Leuchtkugelreihen erst gen Himmel steigen, um den Abend zu erhellen und dann in die Massen sinken. Ich sehe manchmal noch vor mir, wie Menschen von Kugeln getroffen, tot zur Boden sinken und wie Müllsäcke in Gepäckträger eines Autos geworfen werden. Ich bekam mit, wie Verwandte meiner Freunde, wie Kollegen meiner Eltern, von Kugeln getroffen zusammenbrachen, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort aus einer Straßenbahn stiegen. Auch Erinnerungen, die ich nie haben wollte. Jahre, Jahrzehnte also geprägt von Erniedrigungen, aber auch vom Haß, den ich erleben mußte da ich durch all das was ich durchgemacht habe, Gewalt jeglicher Art so gut ich konnte abgelehnt habe, aber auch durch mein Anderssein, durch meine deutsch-ungarische Abstammung“

(Loretto)

Och der arme Tommy.
Was für ein Drecksleben.

Aber dann kam er nach Österreich und wurde von Loretto erleuchtet.

Pfingsten 2008: Das allererste mal komme ich nach Salzburg, zum Pfingstfest der Loretto Gemeinschaft. Ich hatte damals keine Ahnung gehabt, was auf mich zukommt. Ich ahnte nicht wie mitreißend es wird, ich ahnte nicht, dass ER mich rufen würde, ich ahnte nicht welche Überraschungen ER für mich parat hatte.
[…] Und da oben, vor dem Altar zu knien, die Gebete zu hören, Christus, unseren Herrn im Blick, die Segnenden Hände der Priester auf dem Kopf zu spüren, das hat mich so bewegt, wie nie etwas vergleichbares zuvor. Und da passierte es auch, das, wie ein leises Säuseln, etwas durch mein Herz und meine Seele huschte, ein Gefühl der Freude, des Friedens, ein Glücklichsein, Glückseligkeit, die ich bis dato nie gekannt habe.
[….] Und beim Berühren der Monstranz hat der lebendige GOTT, dessen Existenz ich so lange weigerte anzuerkennen, erneut mein ganzes Sein berührt, mit einer Kraft, mit einer Liebe, das ich dachte , ich kann nicht anders, ich MUSS mich DIESEM GOTT hingeben, mich einfach in SEINE Hände fallen lassen. Als ich es auch tat, standen Tränen der Freude, des Glücks in meinen Augen. Mir, der nie weinen gelernt hatte, nicht damals mit 7, nicht später in der Schule, nicht 1989. Ich hab danach geheult, wie nur ein kleines Kind weinen kann. SEIN Kind. Da, dort oben, vorm HERRN begriff ich endgültig: es gibt IHN!!!
(Loretto)

Und wieder fühle ich mich ausgegrenzt.
Erst als Vegetarier und nun als jemand, der nicht auf Männersex steht: Die „Monstranz“ der Priesters zu befummeln, um seine „Liebe“ in mir aufzunehmen….?

Nee, nee, da bleibe ich lieber Atheist.

Freitag, 23. Dezember 2011

Hypokrit - Teil II

Immer wieder lese ich Meldungen, nach denen Ratzi den Atheismus für die Umweltzerstörung verantwortlich macht.

In Englisch klingen die Meldungen beispielsweise so:

The Pope has claimed that atheism is responsible for the destruction of the environment. In a speech at the Vatican on Wednesday, Ratzinger said: “Is it not true that inconsiderate use of creation begins where God is marginalized or also where his existence is denied? If the human creature's relationship with the Creator weakens, matter is reduced to egoistic possession, man becomes the ‘final authority,’ and the objective of existence is reduced to a feverish race to possess the most possible.”
(secularism.org.uk)

Man staunt.
Immerhin ist es ja gerade die Christliche Religion - MACHT EUCH DIE ERDE UNTERTAN - welche im Gegensatz zu Buddhismus und Hinduismus die Natur zum Ausbeuten freigibt und ihr keine Achtung entgegen bringt.
Christen sind auf allen Kontinenten eingefallen und machten sich sofort ans Werk vorhandene Kulturen, sowie Fauna und Flora zu zerstören.
Es gibt keine andere Religion, die eine auch nur annähernd so destruktive Kolonialgeschichte aufweist.

Leider gelang es mir auch nach intensiver Suche auf Vatikanischen Websites nicht, das oben genannte Ratzinger-Zitat vollständig und im Original zu finden.

Grundsätzlich taucht aber Materialismuskritik immer wieder als eins der großen Ratzinger-Themen auf.
Im September 2009 besuchte der Papst die tschechische Republik und haute bei einer Freiluftmesse in Brno zu einem seiner verbalen Schläge aus.
Ziel seiner Attacke waren der böse Atheismus und der schlimme Materialismus.

«Die historische Erfahrung zeigt, zu welchen Absurditäten der Mensch gelangt, wenn er Gott aus dem Horizont seiner Entscheidungen und seines Handelns verbannt», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche mit Blick auf die kommunistischen Diktaturen, deren Fall sich in diesem Jahr zum 20. Mal jährt.
[….] «Der Mensch muss befreit werden vom materiellen Diktat». In der heutigen Gesellschaft entstünden viele Formen der Armut aus Einsamkeit, dem Mangel an Liebe, der Ablehnung Gottes und der «Tragödie des Menschen, der denkt, dass er sich selbst genügen kann oder im Gegenteil, dass er eine unbedeutende und vorübergehende Erscheinung ist».
(ddp)

Gratulation Papst Benedikt!
Damit ist wieder einmal eine erstaunliche Stufe der Heuchelei erklommen.

Da sitzt der reichste Mann der Erde in einem gigantischen Palast auf der luxuriösesten Kunstsammlung des Planeten, blickt auf 2000 Jahre materielle Ausbeutung zurück und beklagt nun, daß andere nach materiellen Dingen streben!
Wenn die Anhäufung von Vermögen so eine üble Sache ist, empfehle ich die vatikanischen Schatzkammern, Aktienbeteiligungen und Kunstschätze zu veräußern und der Welthungerhilfe zu spenden.

Terry Sanderson, President of the National Secular Society, commented: “This is rich coming from the leader of an organisation that has plundered the world to enrich itself. As he sits in his golden palaces, surrounded by unimaginable luxury and material wealth, he lectures the rest of us about restraint and greed. We have nothing to learn about environmentalism from this hypocrite.”
(secularism.org.uk)

Aber Ratzi ist komplett schambefreit und geißelt ohne rot zu werden den Materialismus anderer.

Im selben Jahr legte er eine ganz Enzyklika vor, welche diese hanebüchenen Thesen ausbreitet.
In seiner dritten Enzyklika Caritas in veritate (lat. „Die Liebe in der Wahrheit“) aus dem Juli 2009 stellte der deutsche Papst einen Zusammenhang aus materieller gottvergessener Sichtweise und Umweltproblemen her.

29: Wenn der Staat Formen eines praktischen Atheismus fördert, lehrt oder sogar durchsetzt, entzieht er seinen Bürgern die moralische und geistige Kraft, die für den Einsatz in der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung unentbehrlich ist, und hindert sie, mit neuer Lebendigkeit im eigenen Engagement für eine großherzigere menschliche Antwort auf die göttliche Liebe voranzuschreiten.

34: Die Überzeugung, sich selbst zu genügen und in der Lage zu sein, das in der Geschichte gegenwärtige Übel allein durch das eigene Handeln überwinden zu können, hat den Menschen dazu verleitet, das Glück und das Heil in immanenten Formen des materiellen Wohlstands und des sozialen Engagements zu sehen. Weiter hat die Überzeugung, daß die Wirtschaft Autonomie erfordert und keine moralische „Beeinflussung“ zulassen darf, den Menschen dazu gedrängt, das Werkzeug der Wirtschaft sogar auf zerstörerische Weise zu mißbrauchen.

48. Das Thema Entwicklung ist heute stark an die Verpflichtungen gebunden, die aus der Beziehung des Menschen zur natürlichen Umwelt entstehen. Diese Beziehung wurde allen von Gott geschenkt. Der Umgang mit ihr stellt für uns eine Verantwortung gegenüber den Armen, den künftigen Generationen und der ganzen Menschheit dar. Wenn die Natur und allen voran der Mensch als Frucht des Zufalls oder des Evolutionsdeterminismus angesehen werden, wird das Verantwortungsbewußtsein in den Gewissen schwächer. Der Gläubige erkennt hingegen in der Natur das wunderbare Werk des schöpferischen Eingreifens Gottes, das der Mensch verantwortlich gebrauchen darf, um in Achtung vor der inneren Ausgewogenheit der Schöpfung selbst seine berechtigten materiellen und geistigen Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn diese Auffassung schwindet, wird am Ende der Mensch die Natur entweder als ein unantastbares Tabu betrachten oder, im Gegenteil, sie ausbeuten. Beide Haltungen entsprechen nicht der christlichen Anschauung der Natur, die Frucht der Schöpfung Gottes ist.

51. Die Verhaltensmuster, nach denen der Mensch die Umwelt behandelt, beeinflussen die Verhaltensmuster, nach denen er sich selbst behandelt, und umgekehrt. Das fordert die heutige Gesellschaft dazu heraus, ernsthaft ihren Lebensstil zu überprüfen, der in vielen Teilen der Welt zum Hedonismus und Konsumismus neigt und gegenüber den daraus entstehenden Schäden gleichgültig bleibt.

(vatican.va)

Der Mann, der jedes nur wenige Stunden getragene Kleidchen in wochenlanger Handarbeit herstellen läßt, dem es dabei gar nicht golddurchwirkt genug sein kann und der eine ganze Kollektion aus Edelstein-besetzten Hirtenstäben einsetzt, prangert den „Konsumismus“ an.

Der Papst kann kommen!

Nonnen besticken ein Gewand mit Blattgold, Polizisten planen eine Choreografie für 60 Limousinen, im Berliner Olympiastadion steigt eine Super-Messe.
[…] Da hängt es, an der Stirnwand der Nähwerkstatt, auf einem stummen Diener aus Holz: das neue Gewand des Papstes. Es ist grün, […] Das Papstgewand ist aus Baumwolle, durchsetzt mit einer Synthetikfaser. Das Besondere sind die aufwendigen Stickereien auf der Vorderseite und dem Rücken – züngelnde Flammen in Rot und Gold. Die dazugehörige Stola ist ebenso reich verziert. Schwester Roswitha dreht den Saum um und zeigt das Stich für Stich von Hand vernähte Futter aus gelber Seide. Die goldenen Fäden bestehen aus reinem Blattgold, das kommt aus Japan, die Seide stammt aus China. Und was kostet das alles? Sie schweigt. »Für Gott ist das Beste gerade gut genug«, sagt sie dann lächelnd. Ihr weißes Gesicht errötet.
[…] Auch die vier Gewänder für die Bischöfe und Priester, die mit dem Papst die Messe feiern werden, wurden hier genäht. Sie hängen ebenfalls auf stummen Dienern, je zwei links und rechts neben dem des Papstes. Der Papst wird sein Gewand nur einmal tragen. Dann wird es in die Sakristei des Freiburger Münsters wandern. Welch ein Aufwand für eine Stunde! Allein an dem flammenden Kreuz auf der Vorderseite des Kleides haben Stickerinnen 90 Stunden gearbeitet. Damit man die Stiche nicht sieht, wurden dünne, spitze Nadeln verwendet. Die Stickerinnen mussten aufpassen, dass ihre Fingerkuppen nicht bluteten und womöglich das edle Gewand besudelten. Und was, wenn es doch passiert wäre? Dann hätten sie diese Hälfte eben neu genäht, sagt die Schwester
(ZEIT No 38/2011)

Da wäre es noch glaubwürdiger, wenn Sahra Wagenknecht den Sozialismus verdamme.

Immerhin haben Ratzis „Anhänger“ eine angemessene Antwort für solch eine Völkerverarschung wie sie der Papst betreibt.
Seine geisteskranken und gemeingefährlichen Ausfälle (z.B. „Kondome verschlimmern AIDS“) sind schließlich nicht neu.

Als eine der Reaktionen kann man die aktuelle Umfrage des Heidelberger Sinus-Instituts bewerten, welche in der ZEIT-Beilage „Christ und Welt“ veröffentlicht wurde.
5,5 Millionen Deutsche wollen demnächst aus der Kirche austreten

Dabei sind schon die aktuellen Zahlen ermutigend. Der Block der Konfessionsfreien stellt inzwischen eine deutliche relative Mehrheit in Deutschland.

Allein seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 haben die evangelischen Kirchen 17 Prozent ihrer Mitglieder verloren, in der römisch-katholischen Kirche waren es elf Prozent (Stand 2008). Der Anteil von Menschen sonstiger oder keiner Religionszugehörigkeit ist kräftig gewachsen, vor allem durch die deutsche Einheit. In den neuen Bundesländern gehörten zwischen 65 und 80 Prozent keiner Konfession an.

[….] Entsprechend den von der Deutschen Bischofskonferenz herausgegebenen „Zahlen und Fakten 2010/11“ sowie einer EKD-Erhebung von 2009 ergibt sich aktuell folgende Konfessionsverteilung:
Römisch-katholisch: 30,2 Prozent
Evangelisch: 29,9 Prozent
Andere/keine Konfession: 39,9 Prozent

[…] Im folgenden „Religions-Trichter“ versuchen wir anhand der Umfrageergebnisse den harten Kern der deutschen Christenheit im Jahr 2011 einzugrenzen:
Es bezeichnen sich als (in unterschiedlicher Weise) religiös : 59 Prozent
Mit ihrer Kirche verbunden fühlen sich: 33 Prozent
Es beteiligen sich am religiösen beziehungsweise kirchlichen Leben durch ehrenamtliche Mitarbeit oder Teilnahme an Gruppen und Kreisen: 28 Prozent
Es besuchen regelmäßig den Gottesdienst : 21 Prozent
Es beten täglich : 10 Prozent
[….]

Wie ist Ihr Verhältnis zu der Kirche/Religionsgemeinschaft, der Sie angehören beziehungsweise angehört haben?

„Der Glaube sagt mir nichts; ich brauche keine Religion“,
sagen 28 Prozent.
„Ich fühle mich der Kirche/Religionsgemeinschaft verbunden, auch wenn ich ihr in vielen Dingen kritisch gegenüberstehe“, sagen 24 Prozent.
„Ich fühle mich als Christ, aber die Kirche bedeutet mir nicht viel“, sagen 15 Prozent.
„Unmöglich zu sagen“, sagen 9 Prozent.

„Ich bin gläubiges Mitglied meiner Religionsgemeinschaft/
Kirche und fühle mich mit ihr eng verbunden“, sagen 9 Prozent.
„Ich lebe meine religiösen Bedürfnisse ganz individuell, jenseits der bestehenden Religionen“, sagen 7 Prozent.
„Ich fühle mich unsicher, ich weiß nicht, was ich glauben soll“, sagen 5 Prozent.
„Ich bin religiös, fühle mich aber nicht als Christ“, sagen 3 Prozent.
(Christ & Welt Ausgabe 52/2011)

Da kann ich nur voller Dank sagen:

„Ratzi mach weiter mit deinen absurden Lügengeschichten; das wird der Sache des Atheismus guttun.
Wir knacken hoffentlich bald die 50%-Grenze und bilden somit endlich auch eine absolute Mehrheit.