TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Samstag, 28. Februar 2009

Verknotete Synapse des Tages.

Zum Thema „Was wurde eigentlich aus…?“ behandele ich heute die erste Legislaturperiode des Landes Sachsen-Anhalt (1990-1994).

Werner Münch ist dieser ultrakatholische CDU-Rechtsaußen aus Vechta, da wo Niedersachen am schwärzesten ist, den der CDU-Landesverband Sachen-Anhalt einst importierte.

Er löste CDU-Mann Gerd Gies ab, der nur neun Monate durchhielt bis er wegen Erpressungsversuchen zurück treten mußte. Münch sprang ein, wollte aber lieber sein höheres Westgehalt weiter beziehen und so kostete auch ihn das nach zwei Jahren frühzeitig seinen politischen Kopf.
Der dritte CDU-Mann in diesem Amt, Dr. Christoph Bergner, beeindruckte durch bittere Tränen in Plenarsaal, als auch er nach einem knappen Jahr das Amt wieder verlor. Zur Abwechslung war Bergner allerdings schlicht wegen Unfähigkeit abgewählt worden und stolperte über keine explizite Affäre.

Ab 1994 regierte dann der erste SPD-Ministerpräsident, der sogar acht Jahre im Amt blieb.

Gerd Gies kam später gut dotiert in der Energie-Industrie unter und lobbyiert als Zweiter Vorsitzender im Bundesverband Neuer Energieanbieter (BNE).

Christoph Bergner konnte nicht in der Wirtschaft fußfassen und so erbarmte sich 2005 schließlich Angela Merkel und holte ihn ins Kabinett als parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, der auch Beauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten ist.

Finanziell am besten dastehen dürfte aber Werner Münch, der von seinem Kumpel Helmut Kohl bei der Deutschen Bahn untergebracht wurde.
Der Bahnvorstand ist ein beliebtes Auffangbecken für gescheiterte Ex-Politiker, wie auch Otto Wiesheu, da sie alle siebenstellig verdienen.
Wie bombig die Bahn heute ob der Kompetenzballung in ihrem Vorstand dasteht, wissen wir ja alle.

Den echten Blitzbirnen der Christen-Union, wie Kohl und Glos, widerfährt nach Meinung Münchs nur Ungerechtigkeit durch die jetzige Parteiführung und so empört er sich ob des „unerträglichen, internen und öffentlich zelebrierten Umgang der Parteivorsitzenden mit Personen, die der Union viele Jahre treu gedient haben“, namentlich mit Kohl, Schäuble, Merz, Kirchhof, Oettinger und Glos.

Werner Münch liebt eine Person noch mehr als seine Gönner-Größen der CDU; nämlich den Papst!
Ratzinger ist ein Mann so richtig nach Münchs Geschmack:
Auf den Gefühlen von Milliarden Muslims rumtrampeln, Juden beleidigen, Schwule verunglimpfen und dabei stets bemüht mehr Leute in einen grausamen AIDS-Tod zu treiben, indem er Kondome generell verbietet.

Benedikt ist für Herrn Münch sakrosankt und so konnte er es nicht ertragen, daß seine Parteichefin Merkel mal vorsichtig anfragte, ob das eigentlich so eine schlaue Idee war, eine notorisch antisemitische Hetz-Gemeinschaft wie die Piusbrüder mit ihrem Holocaustleugner-Bischof Williamson zurück in die Kirche zu holen.

Das war zu viel für Ex-Sachsen-Anhalt-MP Münch und so trat er voller Empörung nach 37 Jahren Mitgliedschaft aus der CDU aus:

„Das Fass zum Überlaufen gebracht hat die Art und Weise, wie die Parteivorsitzende das Oberhaupt unserer katholischen Kirche, Papst Benedikt XVI., öffentlich diskreditiert und gedemütigt hat, obwohl es dafür keine Veranlassung gab“, sagte Münch. Frau Merkel habe Grundregeln der Diplomatie und des persönlichen Anstands „in großer Weise verletzt“, als sie in der Debatte um den Holocaust-Leugner Richard Williamson den Papst ermahnte.

Böse, böse Angela!

Freitag, 27. Februar 2009

Was sind Peanuts?

Von 1993 bis 1999 haben die Manager der Philipp Holzmann AG so gewaltig versagt, daß sie plötzlich komplett zahlungsunfähig waren und die Banken nicht mehr gewillt waren noch irgendeinen Kredit zu geben. Tausenden Mitarbeitern drohte der Rauswurf.
Am 24.11.99 kam es zur legendären Rettungsaktion durch Bundeskanzler Schröder; er nahm sich die Banker zur Brust und setzte einen neuen Kredit von sage und schreibe 250 Millionen DM durch.
Das erschien uns damals eine Riesensumme zu sein.

Immerhin handelte es sich um fünf „Peanuts“. So bezeichnete Hilmar Kopper, der seinerzeitige Chef der Deutschen Bank im Jahr 1994 die 50 Millionen DM, die durch die Schneider-Pleite verloren gingen.
Ganz so locker sahen das all die kleinen Handwerksbetriebe nicht, die in die Pleite getrieben wurden, weil ihre Rechnungen nicht bezahlt wurden.

Zehn Jahre später sind die Maßstäbe vollkommen aus den Angeln gehoben.

Die damalige Schröder’sche Großtat - eine Kreditbewilligung von 125 Mio Euro - erscheint nun tatsächlich wie Peanuts.

Beispiel Opel:

Anfang dieser Woche war von einem Finanzbedarf von 3,3 Milliarden Euro die Rede.
Am Dienstag schrieb ich: Wir sprechen also JETZT schon über eine Finanzspritze von 117.793 EURO pro Arbeitsplatz und es wäre ein Wunder, wenn es dabei bliebe - nach allen bisherigen Erfahrungen, wird es bald mehr und mehr Milliarden kosten.

Gerade mal zwei Tage später müssen wir nun schon von 5,6 Milliarden sprechen, die Opel fehlen - flutsch, quasi über Nacht sind schon wieder 2,3 Milliarden weggerutscht?

Das ist allein von Dienstag bis Donnerstag das 18-Fache des Schröder‘schen Holzmann-Kredits!

Bei 28.000 zu rettenden Arbeitsplätzten müßten Rüttgers und co also nicht mehr „nur“ 117.793 EURO pro Arbeitsplatz aus dem Staatssäckel ausschütten, sondern schon 200.000 Euro.

Und wie viel ist es nächste Woche?

Bei der Hypo Real Estate munkelt man inzwischen von einem unbekannten Kreditrisiko von 1000 Mrd. Euro.
Die Aktie dümpelt bei €1,17 und der Staat schoss bereits 102 Milliarden Euro zu.

Das ist die 816-fache Summe (!!) des Schröder‘schen Holzmann-Kredits!

Was sind denn heutzutage eigentlich noch Peanuts?

Darüber können vielleicht die HRE-Chefs Auskunft geben, die diese beispiellose Talfahrt angerichtet haben, für die jetzt jeder einzelne Bundesbürger von Baby bis zum Greis mit €1.250 gerade stehen muß.

Bei ihren eigenen Portemonnaies kümmern sich die Nieten in Nadelstreifen offenbar auch um kleinere Summen.

Das Landgericht München bestätigt:

Ex-HRE-Vorstandschef Georg Funke hat demnach eine Zahlungsklage eingereicht, mit der er Ansprüche auf die Nachzahlung von 150.172,03 Euro geltend mache. Offen ließ der Sprecher, ob Funke auch gegen seinen Rauswurf klage.
Das frühere HRE-Vorstandsmitglied Markus Fell klagt nach Angaben des Gerichts gegen seine Entlassung. Fell erhielt früher 450.000 Euro im Jahr als Festgehalt und weitere 450.000 Euro Erfolgsbonus.
Ex-HRE-Vorstand Frank Lamby fordere in seiner Klage die Zahlung von 37.500 Euro "Versorgungsansprüchen".

Die Forderungen von Funke und Lamby nehmen sich im Vergleich zu ihren bisherigen Gehältern gering aus. Ein Vorstandsmitglied der HRE verdiente im Jahr 2007 durchschnittlich 1,66 Millionen Euro, Vorstandschef Funke verdiente sogar 1,88 Millionen Euro.

So sieht es aus im Jahr 2009, dem Jahr 4 der Kanzlerschaft Merkels:

Funke, Lamby und Fell als Symbole der neuen Bescheidenheit, weil sie „nur“ sechsstellige Summen von der HRE verlangen, für die sie einen vom Steuerzahler zu berappenden Schaden in 12-steilliger Höhe angerichtet haben.

Wie nett; Mutter Theresa ist nichts dagegen.

Ich WEISS, daß die deutschen Wähler in der Regel desinteressierte Phlegmatiker sind.
Aber, daß sich über diese Vorgänge immer noch niemand aufregt und die Bundesregierung weiterhin aus dem Vollen schöpft, .....

Donnerstag, 26. Februar 2009

Verteidigung am Hindukusch

Kaum ein Deutscher kennt Afghanistan so gut wie der 60-Jähriger ehemalige Oberstarzt der Bundeswehr Reinhard Erös.
Seit 1980 ist der Träger des Marion-Dönhoff-Förderpreis in Krisengebieten als humanitärer Helfer unterwegs.
Schon zu Zeiten der sowjetischen Besetzung Afghanistans half er die Zivilbevölkerung ärztlich zu versorgen. Inzwischen arbeitet seine gesamte Familie in humanitär vorbildlicher Weise:

Die KINDERHILFE AFGHANISTAN ist eine private Initiative der Regensburger Familie Dr. med. Reinhard und Annette Erös und ihrer fünf Kinder Veit (29), Urs (28), Welf (27) und der Zwillinge Cosima und Veda (17) Die Organisation wurde 1998 gegründet und unterstützt afghanische Kinder und Frauen in OST-AFGHANISTAN mit medizinischen und schulischen Einrichtungen.

Insbesondere Annette Erös ist der Aufbau einer Reihe von Schulen zu verdanken.

Die KINDERHILFE AFGHANISTAN bezahlt darüber hinaus den z.Zt. ca. 1400 afghanischen Mitarbeitern ein regelmäßiges Gehalt. Dr. Erös besucht mehrfach jährlich - auf eigene Kosten - die Projekte, kontrolliert und überwacht die Arbeit, und bezahlt persönlich die Gehälter der Lehrer, Ärzte, Ingenieure, Bauarbeiter, Schreiner etc. .. Damit stellt er sicher, dass die Spendengelder sparsam und sinnvoll eingesetzt werden.

Das ist die Gute Nachricht.

Schlecht ist hingegen, daß auf der politischen Seite Fach- und Insiderwissen so konsequent ignoriert wird.
Ich nenne es das Scholl-Latour-Kassandra-Syndrom, da er schon vor Beginn der US-Kriege gegen Afghanistan und den Irak den jeweiligen Verlauf geradezu erschreckend präzise vorher sah.
Die Mächtigen im Weißen Haus wollten dies aber genauso wenig hören, wie ihre deutschen Claqueure Merkel, Schäuble und Pflüger, die treudoof die Propagandamärchen GWB’s von den Massenvernichtungswaffen nachplapperten.
(Scholl-Latour war damals übrigens keineswegs ein einsamer Rufer unter den Experten - es gab kaum einen Kundigen, der dies anders sah)

Im Jahr 2009 ist immer noch die nach Michel Glos größte Pfeife des Kabinetts, Jung, Verteidigungsminister.

Auch er hat nie dazu gelernt und debakuliert bei der Führung der deutschen Soldaten in Afghanistan so sehr, daß sich immerhin jetzt die Befürchtung Obama werde den Deutschen ein weit größeres militärisches Engagement abverlangen, zerschlagen hat.

US-Militärexperte Jeremy Shapiro:
Der Beitrag der Europäer, auch der Deutschen, war in dem Gebiet einfach grausig. In mancher Hinsicht stünden wir jetzt besser da, wenn sie gar nichts gemacht hätten. Die Europäer haben völlig verpasst, um was es eigentlich geht. Sie sind zu fokussiert auf mögliche Truppenbeiträge. Die Amerikaner wollen nicht noch ein paar Tausend mehr Nato-Truppen in Afghanistan herumwandern sehen. Sie haben sich erst einmal entschieden, diese Rolle selber zu spielen - wenn sie dafür mehr Kontrolle erhalten.

Die Bundeswehr als Witz-Armee, die die Lage nur verschlimmert, so daß man froh ist, wenn sie zuhause bleibt?
Irgendwie ist das ja auch ein Erfolg Herr Franz-Josef Jung, also danke.

Während die Millionen und Milliarden aus dem Bundeshaushalt, die der Afghanistan-Einsatz kostet, im besten Falle sinnlos versickern, womöglich aber die Lage noch destabilisieren, kümmert sich Familie Erös um das tägliche Überleben.
Dabei können sie durchaus beeindruckende Erfolge melden.

Sonder-Aktion „Winterhilfe“ Bodenkrieg und Luftbombardements der “Enduring Freedom Fighters” zunehmend destabilisiert und damit „talibanisiert“ werden. Die kriegsmüden und nach Frieden und Brot hungernden Afghanen ersehnen aber nichts mehr als einen friedlichen und konstruktiven Wiederaufbau und sind dankbar für jede konkrete Hilfe! Diese konnten wir auch 2008 wieder nach Afghanistan bringen: ca. 20 Tonnen Hilfsgüter (Lebensmittel, Heizmaterial, Wolldecken, Winterkleidung) brachten unsere afghanischen Mitarbeiter in die besonders von der großen Winterkälte betroffenen Nordprovinzen und verteilten sie an ca. 1100 Familien, um ihnen zu helfen, den harten Winter zu überleben.

Mit unserem Steuerzahlergeld sieht das leider anders aus:

Im Jahr 2006 zahlten wir 80 Millionen Euro Entwicklungshilfe nach Afghanistan.
Nur 25 Mio kamen bei den Hilfsprojekten an, 55 Millionen versickerten in der Binnenverwaltung.
Angesichts dieses desaströsen Wirkungsgrades pumpte die Bundesregierung den Betrag inzwischen auf 140 Millionen auf - ohne die Effektivität zu verbessern.

Bei der berühmten Petersberger Konferenz (englisch Bonn Process) von 2001 sagte Deutschland die Ausbildung von afghanischen Polizisten zu.
US-General Cohen befand noch vor einigen Monaten, daß dringend 2300 westliche Polizeiausbilder benötigt werden.

Tatsächlich arbeiten in dem Bereich weniger als 100 Beamte, von denen wiederum die allermeisten mit der Selbstverwaltung beschäftigt sind.

Erös berichtet aus seinen Schulen, daß er auf die Frage, ob sich jemand zum Polizisten ausbilden lassen wolle nur Hohngelächter erntet.
Kein Wunder.
2008 wurden 1370 afghanische Polizisten bei Anschlägen getötet.

Ein afghanischer verheirateter Polizeimeister mit sieben Kindern verdient umgerechnet weniger als 60 Euro im Monat - das bei einer extrem hohen Wahrscheinlichkeit nicht zu überleben.
Verteidigungsminister Jung ist da großzügiger: Ein 18-Jähriger lediger Obergefreiter, der im Hochsicherheitscamp Faisalbad als Hilfskoch jobbt, verdient gut 4000 Euro netto.
Hinzu kommen mehr als 12.000 westliche Söldner, die zusätzlich zu den regulären Truppen je 5000 Dollar im Monat verdienen - alles bezahlt aus dem Topf “Wiederaufbau“.
Das sind immerhin 60 Millionen Euro, mit denen man 100.000 afghanischen Polizisten-Familien ein gutes Auskommen ermöglichen könnte.

Angesichts dieser Schilda-Bilanz, ist es kein Wunder, daß Frau Merkel den Mantel des Schweigens um das Deutsche Afghanistan-Engagement hüllt.

Wahrlich kein Ruhmesblatt und die Kanzlerin befürchtet zu Recht, daß die Deutschen Wähler not amused wären, WENN sie genauer darüber informiert wären, was eigentlich in Afghanistan läuft.
Frau Merkel ignoriert das Thema daher vollkommen, läßt das Talibanisierungsproblem weiter anschwellen, führt Deutschland in ein militärisches Desaster, hilft Afghanistan weiter zu ruinieren und wird dafür vom deutschen Urnenpöbel zur beliebtesten Politikerin gekürt.

Mittwoch, 25. Februar 2009

Mit in den Sumpf gerutscht.

Der Bundestag schickt sich womöglich derzeit an den fünf Millionen Menschen, die sich in Deutschland Gedanken über ihr Ende gemacht haben und diesbezüglich schriftlich Vorkehrungen getroffen haben, in den Unterleib zu treten.

Eine Patientenverfügung soll nicht mehr das Papier wert sein, auf dem sie ausgedruckt ist, wenn es nach der Gruppe um Bosbach geht.
Unter dem euphemistischen Stichwort „Rechtssicherheit für Patientenverfügungen“ werden drei verschiedene Entwürfe diskutiert.
Eine Bande CDU-Parlamentarier um Bosbach will das Selbstbestimmungsrecht de facto abschaffen.
Eine zweite Gruppe neigt dem "Stünker-Entwurf" zu. Sie betonen das Recht des Bürgers auf Selbstbestimmung. Dem Patientenwillen soll entsprochen werden, wenn sich der Arzt und ein Beauftragter, darüber einig sind, dass nun "der Fall" eingetreten ist. Kein Arzt soll aber gezwungen werden, gegen sein Gewissen zu handeln.
Ein dritter Ansatz der Abgeordneten Zöller, CSU, und Faust, CDU, liegt irgendwo dazwischen.

Das Selbstbestimmungsrecht des Individuums wird nach den Vorstellungen der Parlamentarier um Bosbach bis zur Unkenntlichkeit ad absurdum geführt.
Geht es nach ihnen, wird man zukünftig in der Regel dazu verdammt sein auch gegen seinen Willen möglichst lang der Apparatemedizin ausgeliefert sein.

Wir müssen nach diesen CDU- und Kirchenvorstellungen alle damit rechnen irgendwann wehrlos, hilflos und tatenlos unter maximalen Qualen mit Magensonden, Tracheotomien, Infusionen, Beatmungsschläuchen, Kathetern unter Verlust jeglicher Würde dahin zu vegetieren.

Diese Herren maßen sich - mit voller Unterstützung der Kirchen - an, auf dem freien Willen der Bürger mit Füßen zu trampeln und dies ausgerechnet bei der persönlichsten Angelegenheit überhaupt.

Im Gegensatz zu den sonstigen angeblich moralischen Fragen, in die sich Kirchen ungefragt einmischen - Eheangelegenheiten, Schwangerschaften - ist bei der Frage des eigenen Sterbens nun beim besten Willen nicht konstruierbar, daß die Interessen eines Dritten tangiert wären.

Daß sich eine CDU-Gestalt wie Bosbach anschickt Millionen Menschen in so einer entscheidenden Angelegenheit, ich möchte sagen, der wesentlichsten Angelegenheit überhaupt, die Rechtssicherheit zu nehmen, ist an Perfidie nicht zu überbieten.

Es handelt sich übrigens nicht um ein randständiges Problem.
Nach meinen bisherigen Recherchen ist niemand unsterblich.
Wir alle werden irgendwann den Löffel abgeben und das passiert jetzt schon in 90% der Fälle im Krankenhaus oder Pflegeeinrichtungen.

Die steigende Lebenserwartung bewirkt dabei die paradoxe Konsequenz, daß wir zum Zeitpunkt des Todes immer kränker sein werden.
Mulitimorbidität wird den praktischen Schlaganfall als Todesursache mehr und mehr verdrängen.

Die Unterstützer des Bosbach-Entwurfs sind ganz offensichtlich Sadisten.
Der Fairness halber muß ich an dieser Steller erwähnen, daß diese Schande unter den Gesetzentwürfen nicht nur von den usual suspects, also den ganz rechten Unionisten wie Ralf Göbel, Volker Kauder, Joachim Hörster, Norbert Geis, Johannes Singhammer, Ernst Hinsken, Peter Rauen, Maria Böhmer, Dr. Jürgen Gehb, Erika Steinbach (pfui Teufel), Arnold Vaatz oder Cajus Caesar unterstützt wird.

Nein, wenn ich die Unterzeichnerliste ansehe, überkommt mich das kalte Grausen:
Nicht wirklich wundere ich mich über die Namen der christlichen Fundis Wolfgang Thierse und Katrin Göring-Eckardt (beide Bundestagsvizepräsidenten).

Aber was haben denn Renate Künast, Dr. Hermann Scheer, Volker Beck und Christine Scheel da zu suchen?
Ich bin entsetzt!


Die Kirchen spielen hierbei eine besonders unrühmliche Rolle.
Lange Zeit ignorierten sie die Sorgen und Nöte jener Bürger, die an ihrem Lebensende nicht zum wehrlosen Objekt sinnloser "Apparatemedizin" werden möchten.
Nun aber schmeißen sie sich ganz auf die Seite Bosbachs, obwohl Ihnen der Text noch zu lau erscheint:
Dieser Entwurf zeichnet sich dadurch aus, dass er den schonenden Ausgleich zwischen Selbstbestimmung und Fürsorge in den Vordergrund stellt“, begründete Reimers die grundsätzliche Zustimmung des Rates zum Bosbach-Text. Die darin enthaltenen detaillierten Regelungen entsprächen der Komplexität und der Tragweite der zu treffenden Entscheidungen. Allerdings äußerte Reimers auch Vorbehalte. Zwar sei die von Bosbach beabsichtigte Einführung einer vorsorgenden Vollmacht, also der Einsatz eines Bevollmächtigten, zu begrüßen. Da der Entwurf aber keine über geltendes Recht hinausgehenden Kompetenzen für den Bevollmächtigten vorsehe, werde eine von der EKD für notwendig erachtete Stärkung der Rolle des Bevollmächtigten damit nicht erreicht.
(Votum des Bevollmächtigten Prälat Reimers des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union zur gesetzlichen Regelung der Patientenverfügung)

Sie ordnen die menschliche Eigenverantwortlichkeit ihrem Allmachtswahn unter. Man darf eben nicht so sterben, wie man will, sondern hat sich nach den Normen des Christentums zu richten.
Dafür erfanden die Kleriker den extrem beschönigenden Ausdruck „Fürsorge“ und erklärten „Fürsorge“ und „Selbstbestimmungsrecht“ müßten gegeneinander abgewogen werden.

Im Klartext: Ein selbstbestimmtes Lebensende ohne grausame Schmerzen an einem Dutzend Kabeln in völliger Hilflosigkeit wird genau mit dem was man selbst keinesfalls wollte abgewogen.

Theologie-Professor Graf von der Uni München drückt es wesentlich sachlicher aus:

Hier wird Fürsorge argumentationslogisch der Selbstbestimmung gleichgeordnet und damit Autonomie ausgehöhlt. Fürsorge kann sinnvoll ja nur dem freien Individuum gewährt werden, ist also kein gleichwertiges normatives Prinzip, sondern funktional auf Ermöglichung und Stärkung von Selbstbestimmung bezogen.

Die Sprachregelung der christlichen Rabulisten lautet: Das Leben ist schließlich ein Geschenk.

Man muß allerdings einige Knoten in den Synapsen haben, um davon überzeugt zu werden.

Denn es wurde keiner gefragt, ob er leben oder sterben will, nein, zu beidem ist man gezwungen. Zum Anderen steht es einem bei üblichen Geschenken frei, ob man es annimmt, zurück weist, oder weiter gibt.
Nach EKD-Sicht hat man aber ein Geschenk offenbar anzunehmen und darf es keinesfalls bei Nichtgefallen wieder wegwerfen.

Daß ich mich überhaupt auf diese Argumentation einlassen muß, ist dabei natürlich der eigentliche Skandal: JEDER CHRIST kann sich schließlich bis zum bitteren nach den Kirchlichen Vorschriften richten und Monate oder Jahre auf Intensivstationen dahin vegetieren.

Ich aber bin kein Christ - also verschont mich mit diesen Ansprüchen!
Die EKD und die RKK können meinetwegen 24 Stunden pro Tag und 365 Tage pro Jahr Regeln niederschreiben, wie ein Mitglied ihrer Kirche zu sterben hat.

Das geht aber den Bundestag nichts an, der Reglungen für ALLE Menschen trifft.

Die Katholen bleiben sich treu - denn sie beziehen alle weltliche Ordnung ohnehin auf das geoffenbarte, allein "der Kirche" erschlossene Gottesgesetz.

Graf:
Im römisch-katholischen Binnendiskurs gilt Naturrecht nicht als eine Spezialmoral nur für Katholiken, sondern als allgemein vernünftiges Ethos, dessen einzig gültige Auslegung und fallbezogene Konkretion allerdings dem päpstlichen Lehramt vorbehalten ist.

Die EKD ist in dieser Angelegenheit noch verwerflicher, da sie eigentlich 500 Jahre weiter entwickelt sein müßten und das Primat des Papstes nicht mehr kennen.

Protestanten haben einen eigenen direkten Zugang zu Gott und bestehen üblicherweise nicht mehr darauf, daß die Kirchenmoral alle staatlichen Dinge zu bestimmen hätte.
Beim Thema Patientenverfügung fallen sie aber den Sorgen auch ihrer Mitglieder in den Rücken und unterwerfen sich devot der Auslegung ihrer katholischen Kollegen.


Zum Schluß wieder das besondere Schmankerl:

Zur Patientenverfügung betonen beide Kirchen, dass der in gesunden Lebenszeiten einst bekundete Wille vielleicht gar nicht dem aktuellen Willen des Kranken entspreche. Man könne eine so weitreichende Entscheidung nicht "im Vorhinein" treffen, liest man in amtlichen katholischen Texten. Dieselbe Institution deutet die Ehe als Sakrament und leitet daraus ihre Unauflöslichkeit ab.
(Graf)

Interessante Logik - kann man es sich bei einer katholischen Ehe also doch neuerdings jederzeit noch mal anders überlegen?

Dienstag, 24. Februar 2009

Geld spielt keine Rolle.

Wie es mit der HSH-Nordbank weiter geht, weiß keiner so genau.
Ein Konzept wurde nicht vorgestellt und der oberste Aufseher - in Personalunion auch Verursacher des Desasters, Herr Peiner, wirft nun doch hin.

Die CDU-Länderchefs von Hamburg und Schleswig-Holstein sind aber mal wieder großzügig und werfen mit den Milliarden nur so um sich - auslöffeln kann die Suppe, die die CDU-Großspekulanten um Peiner, Freytag und Co angerührt haben nun der Steuerzahler.
An die privaten Portemonnaies der Handelnden wird keiner Hand anlegen.
SPON schreibt irritiert:

Drei Milliarden Euro lassen die beiden Bundesländer der von der Pleite bedrohten Landesbank als Soforthilfe zukommen. Darüber hinaus haben die beiden Landesregierungen beschlossen, dem gemeinsamen Institut eine Kreditgarantie von zehn Milliarden Euro zu gewähren. Diese Entscheidung sei ein "solides, tragbares Ergebnis", sagte Beust.

Wie der Bärtige und der Blonde aus dem Norden so locker bleiben können, während sie die Steuermilliarden in ein Fass ohne Boden gießen, bleibt rätselhaft:

Tatsächlich fragt man sich, wie die beiden Bundesländer mit einem Landeshaushalt von zwölf Milliarden (Schleswig-Holstein) und zehn Milliarden Euro (Hamburg) ihre Kapitalspritzen finanzieren wollen. Von den Kreditgarantien in Höhe von zehn Milliarden Euro einmal ganz abgesehen. "Das Problem ist nicht nur, dass dieses Rettungspaket die Leistungsfähigkeit des Landes Schleswig-Holstein bei weitem übersteigt", sagt Hans-Peter Burghof, Bankenexperte an der Universität Hohenheim. "Es fehlt darüber hinaus auch ein tragfähiges Zukunftskonzept für die Bank." Er befürchte deshalb, dass die jetzigen Geldspritzen nicht die letzten gewesen sein dürften. "Der genaue Kapitalbedarf der Bank könnte sich ähnlich wie bei der Hypo Real Estate im Laufe der Monate immer mehr ausweiten."

Das Echo in der Bundespolitik ist kritisch bis verheerend.
Wie immer, wenn es um zukunftsweisende Beschlüsse handelt, ist die Merkel komplett abgetaucht.
Ihre Meinung zur Causa Landesbankrettung ist nicht bekannt.
Nicht bekannt ist auch ob Merkel sich Gedanken über die vor Großpleiten stehenden Betriebe wie Schaeffler oder Opel oder Märklin oder Rosenthal macht.

Wie immer scheint sie nach der Methode zu verfahren, die sie auch zur beliebtesten Politikerin Deutschlands gemacht hat:
Richtig oder falsch oder gar Vernunft spielen bei der Entscheidungsfindung keine Rolle.

Stattdessen wartet die Kanzlerin einfach ab, bis sich die öffentliche Diskussion im Sande verläuft, oder schließt sich als letztes eben der im Volk populärsten Option an.

Das ist eine gute Taktik, wenn einem das Wohl des Landes schnurzpiepe ist und man nur möglichst lange an der Macht bleiben möchte.
Glücklicherweise sind die Deutschen Wähler verblödet genug, um so ein Regierungshandeln bei Wahlen zu belohnen.
Neuerdings prescht nun die SPD in die Deutungshoheitslücke, die die CDU-Aussitzende immer wieder klaffen läßt.

Auffällig lange widmete sich Steinbrück, sonst nicht als das soziale Gewissen der SPD bekannt, im "Bericht aus Berlin" den Folgen einer möglichen Insolvenz. "Wir reden über 25.000 bis 26.000 Beschäftigte und ihre Familien", sagte Steinbrück. Bei den Zulieferfirmen müsse man mit ähnlich vielen Betroffenen rechnen.

Bisher grätschten nur die Arbeiterführer und Maximalversprecher Rüttgers und Lafontaine in die offenen Flanken.
Öffentlichkeitswirksam reiste der NRW-MP nach Amerika und tat so, als ob er persönlich Opel retten könnte. Nach dem alten Motto „Geld spielt keine Rolle“.

Was macht Opel eigentlich so rettenswert?
Die Argumente dürften die 5.300 Arbeitsplätze in NRW, die über 18.000 in Hessen sein und die Tatsache, daß wir gerade ein Superwahljahr haben.

Ökonomisch ist die GM-Tochter aber ein kleines Kaliber und daher plädiere ich dafür die Adam Opel AG nicht staatlich zu unterstützen, sondern im Zweifelsfall untergehen zu lassen.

Seien wir doch mal ehrlich - als innovativ kann die altbackene Firma nun wirklich nicht durchgehen.
Opel-Fahrzeuge haben ein verheerendes Image, „Jeder Popel fährt einen Opel“ lästern schon Kleinkinder.
Ein Wunder, daß es die handgehäkelte Klorollenmütze auf der hinteren Ablage noch nicht serienmäßig gibt.

Das Unternehmen, das seit Generationen amerikanisch ist (Opel gehört seit 1929 General Motors), baut so wenig international konkurrenzfähige Autos, daß man gar nicht erst versucht sie weltweit zu verkaufen.
Der Absatzmarkt ist und bleibt auf Europa beschränkt.

Wieso sollte also der Deutsche Staat eine amerikanische Firma, die ein Nischenprodukt herstellt, finanzieren?
Zumal noch nicht mal die Produktionsstätten eine rein deutschen Angelegenheit sind - nein, Opel werden auch in GM-Fabriken in Spanien, England, Polen und Belgien zusammengeschraubt.
Die Entwicklung der Opel-Technik ist ebenfalls ein kaum vom GM-Mutterkonzern zu destillierendes Konglomerat:
Rüsselsheim baut entwickelt zwar die Kompaktklasse, aber mit den gleichen Motoren und Fahrwerken rattern auch die amerikanischen GM-Marken vom Band.
Die kleineren Opel-Modelle liefert die koreanische GM-Tochter Daewoo und die ach so innovativen Opel-Elektromodelle (Chevrolet Volt & Opel Ampere) werden in Detroit von der Konzernmutter hergestellt.
Eine Abtrennung von der Muttergesellschaft, die weltweite Spitze im Milliardenverbrennen ist, kann man als unmöglich bezeichnen.
Selbst wenn das technisch irgendwie gelingen sollte: Welcher Investor würde das Abenteuer wagen Rudimentär-Opel zu finanzieren, das ausgerechnet im schwierigsten Marktsegment (Mittelklasse) mit den größten Überkapazitäten ein trutschiges Produkt vertreibt, das in Asien und Amerika prinzipiell unverkäuflich ist?

Das traut sich offenbar nur Herr Rüttgers zu, weil er in der einzigartigen Lage ist, mit Geld um sich werfen zu können, das nicht ihm gehört.
Rätselerregenderweise kann sich Frau Nahles staatliche Lösungen vorstellen:
Eine Beteiligung des Staates sei vorstellbar, sagte sie am Sonntagabend in der ARD bei "Anne Will". "Aber nur als Überbrückung, das soll keine Dauerlösung sein."
Wie das funktionieren soll, wird wohl ihr Geheimnis bleiben.

Hier geht es übrigens nicht um einen Pappenstil, nein Opel hat allein im letzten Quartal 2008 die Kleinigkeit von 800 Millionen MINUS angehäuft.
Aktuell benötigt werden weitere 3,3 Milliarden Euro.

Wieso sollte eigentlich Opel soviel Geld bekommen?
Geld, welches automatisch auch zu Lasten der gesünderen Autobauer-Konkurrenten in Deutschland geht, die unter garantie als nächtes die Hand aufhielten, wenn die Büchse der Pandora erst mal weit offen steht.
Die Autobauer haben weltweit im Moment eine Kapazität zum Bau von 90 Millionen Autos. Realistisch ist eine Absatzzahl von maximal 50 Millionen.

Wir sprechen also JETZT schon über eine Finanzspritze von 117.793 EURO pro Arbeitsplatz und es wäre ein Wunder, wenn es dabei bliebe - nach allen bisherigen Erfahrungen, wird es bald mehr und mehr Milliarden kosten.

Bei einem Hartz-Regelsatz von 347 Euro, jonglieren Arbeiterführer Rüttgers und Co also bereits mit Summen, die dem einzelnen Arbeiter 340 Monate (also 28 Jahre!) Hartz bezahlen würden.

Wenn ein Bundespolitiker den dringenden Drang verspürt pro Arbeitsplatz 120.000-Euro-Schecks (auf Kosten der Allgemeinheit) zu verteilen, meine ich, daß es bessere Adressaten gäbe, als eine bereits scheintote GM-Tochter, die viel, viel zu klein ist, um auf dem Weltmarkt auch nur die geringste Chance zu haben.

Globale Wirtschaftspolitik ist kein Ponyhof.

2008 gab es 51.000 Firmenpleiten in Deutschland.
Hinzu kommen noch rund 100.000 Privatinsolvenzen.

Statt also 29.000 ohnehin extrem fragile Jobs ohne Zukunft mit je sechsstelligen Summen auszustatten und doch nur den erste Schritt in ein Faß ohne Boden getan zu haben, schlage ich vor mit diesem Geld den Kleinstunternehmern unter die Arme zu greifen.

Das wären bei den für Opel veranschlagten 3,3 Milliarden immerhin noch 65.000 Euro pro Pleitefirma.
Entsprechend sicherte man damit eine weit höhere Zahl von Arbeitsplätzen, da bei dem Kleinunternehmer von nebenan, dem kleinen Kiosk, dem Gemüsemann, dem Tante Emma-Laden, dem Klempner, dem Bäcker, dem Käseladen, dem Blumenhöker, dem Dreimann-Büroservice, der Fahrschule und dem Damenfriseur jeweils noch weitere Arbeitsplätze dazu kämen.
Für die Dönerbude wären € 65.000 richtig viel Geld, während Mr. Wagoner in Amerika die Milliarden schneller zwischen den Fingern zerrinnen, als man „Blubb“ sagen kann.

Die Masse macht es und ich halte es auch psychologisch für wesentlich sinnvoller solchen Kleinbetrieben zu helfen, anstatt die Konstrukte, die größenwahnsinnige GM-Bosse in Detroit ausgebrütet haben künstlich am Leben zu erhalten.

Pech für die Opelaner, aber der für die Allgemeinheit teure Sozialplan kommt ohnehin irgendwann.
Besser jetzt, als später - nachdem man Steuermilliarden aus dem Fenster geworfen hat.

Montag, 23. Februar 2009

Zukunft

Den Tag hatten sich die drei US-Senatoren im abgedunkelten Raum 419 des Senatsgebäude auch angenehmer vorgestellt.
Dennis Blair, der neue US-Geheimdienstchef war mitsamt einer hochkarätigen Expertenrunde aus Think-Tank-Chefs, Professoren und Geheimdienstlern im altehrwürdigen Auswärtigen Ausschuss erschienen und ließ sich von John Kerry zur internationalen Lage befragen.
Die ZEIT berichtet, daß die Aussichten derart düster ausgemalt wurden, daß einer Senatorin glatt die Sinne schwanden. Und auch der nüchterne Kerry lernte, daß der internationale Terrorismus längst nicht mehr die größte Gefahr für die USA ist:

Island ist ruiniert und hoch verschuldet in Moskau, weil westliche Verbündete die Hilfe verweigerten. Russland winkt mit Geld und macht sich trotz sinkender Öl- und Gaspreise und schwindender Devisenreserven seine Nachbarn gefügig; Kirgistan zum Beispiel erhielt soeben eine Geldspritze und schließt im Gegenzug den amerikanischen Stützpunkt für Afghanistanflüge. Osteuropa befürchtet den Kollaps, weil seine Exportmärkte zusammenbrechen. Libyen rettet europäische Banken. EU und Euro stehen vor einer Zerreißprobe. Griechenland, Portugal, Italien, Spanien und Irland, meinten die Experten, könnten nicht mehr lange im europäischen Feld mithalten, Spaniens Arbeitslosigkeit sei bereits von acht auf 14 Prozent geschnellt und werde bis Ende des Jahres wahrscheinlich auf 18 Prozent steigen.

Die ultrastarken Volkswirtschaften in China, Japan und Korea schrumpften rapide und lösten einen weltweiten Hass auf Amerika, den Verursacher der Bankenkatastrophe aus.
Ein unüberschaubares Heer aus Hunderten Millionen Perspektivlosen, die für alle Formen des Extremismus anfällig wären, entstünde zur Zeit:

Das Erdbeben auf der Wall Street hat Pakistans kleine, aber wichtige Mittelschicht unter sich begraben. In Indien, in Ägypten, in Iran und im Gaza-Streifen wächst das Heer arbeitsloser junger Männer. Weltweit verschwinden gegenwärtig etwa 50 Millionen Jobs. Die Folgen, wurde den Senatoren erläutert, seien offenkundig: Extremismus, Hungeraufstände, Unterdrückung, alte und neue Kriege. In Kongo und Sri Lanka zum Beispiel seien die Kämpfe erneut wieder heftig aufgeflammt. Eine gutes Viertel aller Regierungen rund um den Globus sei bereits in Bedrängnis geraten. Im Angesicht des Volkszorns würden vielerorts Bürgerfreiheiten beschnitten. In Wladiwostok gehe Russlands Polizei schon seit Monaten brutal gegen Demonstranten vor, die gegen höhere Steuern für Importautos protestierten.

In diesem Szenario sind Gefahren durch Naturkatastrophen oder Psychopathen an Staatsspitzen, die womöglich mit Atombomben zündeln noch nicht einmal eingerechnet.

Und was nun?
Sollten wir uns alle gleich die Kugel geben, oder einfach in Kataplexie verfallen?

Kusch kann man ja bedauerlicherweise auch nicht mehr anrufen.

Da ich ein Posting nicht in grenzenlosem Pessimismus enden lassen möchte, kommt hier aber auch noch eine gute Nachricht:
Ja, es gibt sie noch, die Branche, die stetige Zuwächse verspricht und Arbeitsplätze schafft.
Und das sogar im Mutterland der Rezession; der USA.

Die privaten Gefängnisbetreiber können ihr Glück kaum fassen - spült ihnen der ökonomische Verfall doch Insassen-Massen zu.

Ohnehin sitzen in keinem Land der Welt auch nur annähernd so viele Menschen im Knast wie in den USA. Schon 2007 waren es rekordverdächtige 2,24 Millionen Menschen.
Das ist eine beunruhigend große Zahl. Noch dramatischer ist aber der Trend.

Zum Vergleich: China: 1,5 Mio bei 1,3 Mrd Menschen und Russland 880.000.
Pro 100.000 Amis sitzen 750 im Gefängnis (zum Vergleich: In Deutschland sind es 90)
Das lässt sich Amerika jährlich 60.000.000.000 $ kosten und nur ein lächerlicher Anteil von weniger als 5% wird für Rehabilitation, Resozialisierung und Weiterbildung verwendet.

Rigide Absurd-Gesetze, die Jugendliche für zehn Jahre hinter Gitter bringen, weil sie einvernehmlich Fellatio betrieben, oder erst recht das Kalifornische „Three-times-and-you-are-out“-Gesetz lassen die Gefängnisse anschwellen, wie einen Wal-Bauch im Heringsschwarm.

Eine Auswahl:

In Riverside, USA, dürfen sich Liebespaare nur dann küssen, wenn sie sich vorher mit karbolsaurem Rosenwasser die Lippen abgewischt haben.

In West-Virginia müssen ledige Paare, die zusammenleben und sich „lüstern miteinander vereinigen“ mit Gefängnis mit bis zu einem Jahr rechnen.

In Romboch, Virginia, ist Sex bei eingeschaltetem Licht gesetzeswidrig.

In North Carolina wird Oralsex als „Verbrechen wider die Natur“ betrachtet und mit drei Jahren Gefängnis geahndet.

Das Gesetz in Michigan schreibt fünf Jahre Gefängnis für Männer vor, die sich grob unanständig verhalten, indem sie masturbieren.

Texas sieht zwei gesetzliche Ausnahmen für Spanner vor: Männer über 50 Jahre und Einäugige dürfen dort wegen Voyeurismus nicht betraft werden.



In Amerika hocken 2.225 Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren mit LEBENSLÄNGLICHEN HAFTSTRAFEN ohne die Möglichkeit der Bewährung im Knast.
Die Vereinigten Staaten gehören zu den wenigen Ländern, in denen Jugendliche zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt werden können. Die internationale Konvention für die Rechte von Kindern, die von allen Staaten, außer den USA und Somalia, ratifiziert wurde, verbietet lebenslange Haft für Minderjährige.

Besonders abartige Fälle geistern hier auch durch die Medien, wie zum Beispiel der des Genarlow Wilson, der im Alter von 17 Jahren im US-Bundesstaat Georgia Oralsex mit seiner 15-jährigen Freundin hatte. Darauf stehen in Georgia zehn Jahre Haft. Nach zwei Jahren wollte ein Richter ihn jetzt freilassen - aber ein Staatsanwalt legte Widerspruch ein.
Er wird wohl die vollen zehn Jahre absitzen müssen.

Doppelt praktisch für die privaten Knast-Konzerne ist die Lage, da den Bundesstaaten die Steuereinnahmen fehlen, um selbst Gefängnisse zu bauen.

Dreifach praktisch ist zudem, daß es in privaten Knästen nur auf die Verwahrungskosten ankommt und daher Konzepte wie Resozialisierung, Drogenentzug und Weiterbildung keine Rolle spielen. Gefangene haben billig verwahrt zu sein - da ist eine extrem hohe Rückfallquote garantiert!

Vierfach praktisch, daß nun immer mehr „Illegale Immigranten“ als Kunden gewonnen werden. Verrichteten diese früher Arbeiten, für die sich der Durchschnittsami bisher zu schade war, drückten die Behörden alle Hühneraugen zu. Das ist nun vorbei:
Der Kongress in Washington hat die Mittel für die Internierung von Immigranten in der vergangenen Legislaturperiode verdoppelt. Indirekt ist das ein Resultat der Rezession.

Glück muß man haben und so herrscht Goldrauschstimmung pur bei Konzernen wie der CCA (Corrections Corporation of America, the nation’s industry leader of privately-managed corrections solutions for federal, state and local government.)

Kaliforniens Regierungschef Arnold Schwarzenegger hat daher bereits begonnen, Tausende Häftlinge in private Gefängnisse in Arizona, Mississippi und anderen Bundesstaaten überführen zu lassen. Die staatlichen Strafanstalten waren so überfüllt, dass hunderte Gefangene in Sporthallen schlafen mussten.

Da wird es kein Problem sein die Kapazität der CCA auszunutzen.
CCA houses approximately 75,000 offenders and detainees in more than 60 facilities, 44 of which are company-owned, with a total bed capacity of more than 80,000.

Die Cornell Companies, Inc wird sicher bald anbauen müssen.
CC provides a continuum of care to adults and juveniles in institutional, residential, community-based and outpatient settings. Our broad array of services are provided in a structured, safe and secure environment. The Company has 71 facilities in 15 states and the District of Columbia with a total service capacity of 18,550.

Ein besonderes Schmankerl zum Schluß:
In der CC-Selbstbeschreibung heißt es unter anderem:

The adults and juveniles placed in our care have the best opportunity for personal change when they are treated with dignity and respect.

LOLOLOLOL

NACHTRAG:

Mein Dank gilt “Nordstern”, der mich auf einen Telepolis-Artikel von Florian Rötzer aufmerksam machte, der beschreibt, wie zwei Richter in Pennsylvania zunächst dafür sorgen, daß private Jugendgefängnisse gebaut wurden und diese dann gegen Millionen-Schmiergelder mit Insassen versorgen, indem sie Tausende Jugendliche wegen Bagatellen verurteilten.

Sonntag, 22. Februar 2009

Innovationen.

In den letzten Tagen gingen Meldungen von spektakulär brutalen Rambo-Einbruchsversuchen bei Juwelieren durch die Zeitungen.
Die Grobmotorischsten unter den Dieben rasten mit gestohlenen Fahrzeugen aus Ingolstädter Produktion in die Schaufenster ihrer Opfer, die übrigens nicht etwa zu irgendwelchen Konzernen gehörten, die solche Verluste verschmerzen können.
Nein, die Überfallenen waren Inhabergeführte Familienbetriebe.
Der angerichtete Schaden war der Panzertaktik entsprechend gewaltig.

Weniger „großartig“ war das Resultat für die Rabiat-Räuber; sie erbeuteten nämlich NICHTS.

Ihre Strategie beruhte logischerweise auf Tempo; nach dem nicht eben unauffälligen „Einstieg“, hatten sie offensichtlich geplant in wenigen Minuten soviel zusammen zu raffen, wie möglich.
Ein besonderes Sicherheitssystem machte dies aber eben Unmöglich:
Binnen Sekunden verhüllte sich der Tatort wie durch Zauberhand in eine undurchdringliche Suppe dichtesten Nebels.
Die Panzerknacker konnten ihre Hand nicht mehr vor Augen sehen und es blieb nur noch die Flucht aus dem Nebel des Grauens.

Eine einfachere Variante dieser Hightech-Einnebelung fertigt die Firma „MK PROTECT Security Systems“, die auf ihrer Webseite stolz Videos dieser Systeme in Kombination mit Strobe-Light zeigen.
Die Sicherheitsnebelgeräte von Protect sind eine wirksame Ergänzung zu herkömmlichen Einbruchmeldeanlagen, lassen sich in die vorhandenen elektronischen Sicherheitssysteme integrieren und greifen da ein, wo konventionelle Systeme scheitern. Protect reagiert bereits wenige Sekunden nach dem Auslösen und füllt Ihr Ladenlokal, Ihr Büro oder Ihre Fabrik blitzschnell mit dichten, jedoch unschädlichen Nebelwolken. Da den potenziellen Dieben die Sicht genommen wird, verlieren sie prompt die Orientierung und treten den Rückzug an. Bei der vom Protect-System ausgestoßenen Substanz handelt es sich um so genannten "Trockennebel". Der Nebel entsteht, indem ein Gemisch aus Wasser und Glykol durch ein Heizelement befördert und dort in "trockenen" und unschädlichen Rauch umgewandelt wird.

Das Prinzip ist nicht neu; es ist der normale Kunstnebel, den wir aus Theatern und Konzerten kennen.
Die Protect-Jungs haben nur etwas weiter gedacht und ein Gerät gebaut, das diesen Nebel ultraschnell ausspuckt.
Inzwischen gibt es viele Varianten, so beispielsweise das kleinere Einstiegsmodell der neuen Serie PROTECT™ 400, welches 400 m3 Nebelausstoß in 60 Sek garantiert.
Das rund 12 Kilo schwere Gerät benötig nicht viel Platz ( L: 57cm, B: 43cm, H: 15cm) und ist wieder befüllbar.

Verblüffenderweise dachte man bisher allerdings nur daran sich vor Einbrechern zu schützen, dabei ist eine andere Anwendung doch eigentlich naheliegender:

Wie oft gerät man in eine peinliche Situation und es fehlt einem das praktische Taschenbuddelset, um sich ein Loch zu graben, in dem man augenblicklich versinken möchte?

Daher rege ich an eine noch kleinere und tragbare Version zu bauen.
Vielleicht einen Protect40, der ähnlich wie ein Walkman am Gürtel zu tragen wäre und den Träger binnen Sekunden in einer Nebelwolke verbirgt.

Das wäre die Rettung eines jeden Nervösen, der schon mal in einer Prüfungssituation Gefahr lief rotköpfig einen Blackout zu haben. Ein Klick - und die unrühmliche Situation ist höflich umnebelt.

Man stelle sich die Erleichterung vor, wenn ein schwach Potenter sein Viagra vergessen hat, seiner Nachteroberung im Bett plötzlich seine nicht vorhandene Erektion erklären müßte, sich aber stattdessen bequem in einer undurchsichtigen Wolke aus dem Staub machen kann!

Möglicherweise hat man auch nur zu viel Zwiebelkuchen gegessen und möchte sich die peinlichen Blicke ersparen, wenn man flatulierend im Bus sitzt.
Ein Knopfdruck und man ist entschämt.


Unendliche Einsatzmöglichkeiten ließen sich vor allem in der Politik finden!

Was hätte Angela Merkel nicht für ein tragbares Protect 40 gegeben, als sie am Rednerpult stand und ihre Großdümmlichkeiten über getilgte Tilungsfonds und Hartz-absetzbare Heizungskosten von sich gab!
Da mußte die ohnehin schon verbal Allerwolkigste sich aber anstrengen, um ihr genügen Verbalnebel zu erzeugen.
Ein Knopfdruck und 40 m3 Kunstnebel hätten ihr da einiges erspart.

Man denke auch an das legendär dämliche Gesicht Frank Steffels, der sich bei einer Eierattacke im Berliner Wahlkampf feige hinter Edi Stoiber verkroch und das Kreuz des Oberbayern als Schutzschild benutzte. Vermutlich hat das dem Hasenfuß die Wahl gekostet. Schließlich könnte man ganze Arbeitsabläufe von überforderten Politdarstellern gnädig vereinfachen. Ich denke da insbesondere an den unfähigen Rhetor Köhler, der zudem noch nicht einmal mit einem Teleprompter umzugehen weiß.
Seine Reden sind schließlich nicht nur für ihn eine Qual, die er mit dümmlichen Grinsen zu überspielen versucht.
Nein, besonderen Tort tut er den Zuhörern an, die oft gar nicht wissen, wo sie vor lauter Mitscham-Effekt hingucken sollen.

Ich plädiere dafür das Rednerpult des Präsidenten überhaupt und grundsätzlich einzunebeln, so daß das Auditorium in Ruhe sinnvolleren Beschäftigungen wie Nägel-feilen oder Eierschaukeln nachgehen könnte, statt gematert still auf den Köhlerkopf zu starren.