TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Donnerstag, 31. Juli 2008

Zeter und Mordio.

John McSame macht nun das, was er vorher vehement bestritt:
Dreckigen Wahlkampf.
Nicht unbedingt überraschend - sind doch Schmutzkampagnen DAS Mittel der Wahl bei den GOPsen.
McShame hat das 1999 als Opfer von Bush’s Unrat kübelnden Diffamierungskampagne selbst erleben müssen. Hat ihm vermutlich nicht gefallen, aber offenbar hat er auch gelernt, daß mit Lügen und Scheiße um sich zu werfen, beim amerikanischen Wähler gut ankommt.
Immerhin ist Bush ein bis zwei mal zum Präsident gewählt worden, obwohl er für jedermann erkennbar geistig völlig unterbelichtet ist, lügt wie gedruckt und mit einem extrem abstoßenden Charakter gesegnet ist.
Nun also the same: GOP-Wahlkampfspots berichten nun nicht mehr über McCaines Programmatik, sondern ergehen sich in negative campaining der perfideren Art:
McCain behauptete, Obama “would rather lose a war in order to win a political campaign,” tarred him as “Dr. No” on energy policy and run advertisements calling him responsible for high gas prices.
Besonders wahr ist das natürlich alles nicht, aber auch nicht besonders überraschend. Verblüffend finde ich schon eher, daß McShame nun auch noch anfängt zu jammern:
Er beklagt sich über die Medien, die Obama hochjazzten und stellt den Senator aus Illinois in eine Reihe mit Gehirnfreien Pop-Gestalten.
So geht ein Werbespot: „Er ist der größte Star der Welt", säuselt die Sprecherin spitz, dazu schnell geschnittene Szenen: Barack Obamas Berlin-Rede, Blitzlichtgewitter, Britney Spears, Paris Hilton. "Aber … ist er in der Lage, zu führen?"
Ein anderer Spot macht seinen Berlin-Auftritt lächerlich und stellt Vergleiche mit David Hasselhoff und Che an.
Obama, der Liebling der Massenmedien - so stellt es McCain dar und gibt sich schwer beleidigt. Abgesehen davon, daß es fraglich ist, ob ein schlecht gelaunter Opi, der auf beleidigte Leberwurst macht, besonders wählerwirksam sein mag, ist McCaines Darstellung auch noch glatt gelogen.
Das Center for Media and Public Affairs der George Mason University untersuchte die Berichterstattung der großen US-Medien und kamen zu folgendem Ergebnis:
Kommentare über Obama, so ermittelte das Institut, seien seit Juni nur zu 28 Prozent "positiv" gewesen - und zu 72 Prozent "negativ". Bei McCain habe das Verhältnis vorteilhafter gelegen: 43 Prozent "positiv", 57 Prozent "negativ". Besonders stach die Fox-News-Sendung "Special Report With Brit Hume" heraus: 79 Prozent aller Statements über die Demokraten seien dort "negativ" gewesen (61 Prozent bei den Republikanern). Beispiel: CBS-News-Anchorfrau Katie Couric nahm Obama während seiner Nahost- und Europareise auffallend hart ins Kreuzverhör - und interviewte McCain am selben Tag relativ weich. "Obamas Befragung war viel aggressiver", sagt Ex-Präsidentenberater David Gergen, der den Eindruck einer Bevorteilung Obamas durch die Medien darauf zurückführt, dass dessen Wahlkampf "aufregender" sei.
Die GOP-Verbindungen sind nicht zu unterschätzen!
Wenn es wirklich so wäre, daß mit McCain kritischer umgegangen würde, könnte er wohl mit seinen fortlaufenden sinnfreien Fehlleistungen wohl nicht Kopf an Kopf mit Obama liegen.
Schon amüsierte sich die Daily Show mit Jon Stewart gar köstlich über die von McShame postulierte "Irak-Pakistan-Grenze".
Der republikaner sprach von der "Tschechoslowakei", faselte davon, daß die US-Armee Al Kaida aus dem Irak vertrieben hätte, verwechselte Sunniten mit Schiiten, bekam die jüngere Geschichte des Iraks nicht ordentlich auf die Reihe.

Wieso macht sich jemand eigentlich überhaupt so dermaßen zum Großgomulk, um amerikanischer Präsident zu werden?
Mal abgesehen von den weltweiten quasi unlösbaren Megaproblemen (Irak, Iran, Palästina, Afghanistan, Klima, Öl,..), sieht es auch Zuhause mehr als trüb aus.
Klassische Politik können weder Obama noch McSame anfangen, daß der shrub die Amiwritschaft so derart ruiniert hat, daß man nur mit den Ohren schlackern kann.
Man muß in diesem Zusammenhang noch mal daran erinnern, was das für eine Titanen-Leistung das von GWB war - immerhin hat er von seinem Vorgänger eine boomende und vor Kraft strotzende Nation übernommen - inklusive dickem Haushaltsüberschuss.
Nach acht Jahren Bush’scher Voodoo-Ökonomie (Geld mit vollen Händen für befreundete Konzerne, und Waffenindustrie raus prassen, während man gleichzeitig den Megareichen der USA pausenlos Steuergeschenke macht), hat der schlechte Mann eine 13-Stellige Summe Miese aufgestapelt.
Insgesamt wird Bush den Amerikanern zusätzliche Schulden von 3900 Milliarden Dollar hinterlassen. 3.900.000.000.000 Dollar. Da muß man schon ordentlich in der Welt betteln gehen, um sich das Geld zusammen zu leihen.

Die reichste Nation der Erde wird allein in 2009 über 600 Milliarden Dollar neuer Staatskredite aufnehmen müssen.
(Offiziell sind es 482 Milliarden, aber die Kriegskosten sind noch nicht dabei).

Derweil rauscht eine Bank nach der nächsten in die Krise:
90 amerikanische Institute sind in ihrer Existenz bedroht und die Immobilien verlieren schneller an Wert, als man aus den Häusern flüchten kann!
Letztes Jahr gab es 2,2 Millionen Haus-Zwangsversteigerungen, weil die Eigentümer die Kredite nicht mehr abbezahlen konnten - natürlich fallen da die Immobilienpreise in den Keller:
In den 20 größten Städten Amerikas fielen sie im letzten Jahr durchschnittlich um 15,8 Prozent. Den Rekord halten die Hausbesitzer in Las Vegas: Ihre Immobilien verloren in diesem Zeitraum um 28,4 Prozent an Wert. Das führt zu massenhaften Klagen der Banken und zu misslichen Zwangsversteigerungen; Anwälte und Gerichte beherrschen die von zu spendabel agierenden Banken verwüstete Szene.

Das Wohltaten verteilen wird für den 44. Präsident schon aus dem Grund schwierig.

Fast wünsche ich mir, daß doch John McSame gewinnt - soll der doch die Suppe auslöffeln.

Mittwoch, 30. Juli 2008

Der Beweis

Heute muß ich mich wohl entschuldigen.
Falls jemand aus meinen bisherigen Postings den Eindruck gewonnen haben sollte, daß ich womöglich an der ein oder anderen Stelle ein wenig kritisch gegenüber der Religion war, möchte ich um Verzeihung bitten.

ES TUT MIR SO LEID!!!!!!

Denn das was mir bisher immer unmöglich erschien, ist nun passiert:
Es gibt einen direkten Beweis für die Existenz Gottes!
Der Papst und seine Bischöfe hatten also doch recht und ich irrte gar fürchterlich.
Nach fast 2000 Jahren ist Jesus nämlich erneut erschienen - und zwar in den USA.
Wo auch sonst, wenn nicht in God‘s Own County; wofür hat man auch sein eigenes Land?
Genauer gesagt in South Bend, Indiana im Fell einer Katze.
Die großen US-Nachrichtensender CNN, NBC und ABC berichteten.
Lori Johnson fand vor gut zwei Monaten einen wilden Wurf Katzenbabys und als gute Christen hatte sie ein mitleidiges Herz und behielt zwei der Babys:
Sissy und Bubby; Bubby ist aber pechschwarz - was ja ohnehin die Farbe des Teufels ist; da waren auch kaum Heiligenerscheinungen zu erwarten. ("Maybe one's an angel and the other one' is not. Yeah, we have the good and evil.")
Aber seine Schwester Sissy ist getigert und schon bald entdeckte Familie Johnson, daß sich auf Sissys Fell ganz klar das heilige Gesicht Jesu mit einem Schleier um den Kopf zu sehen war.
(“I swear that looks like Jesus with a shroud on”)
UNachrichten, die Amerika und die Amerikaner bewegen - God’s Own Country.

Dienstag, 29. Juli 2008

Timing ist alles.

Gerade ist es mal wieder so richtig scheiße heiß; deutlich über 30°C draußen und das ganze bei fies-flüssiger Luft.
Der gemeine Teutone gibt sich dann gerne enthemmt, reißt sich die Klamotten vom Leib und präsentiert sich bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit im Adamskostüm.
Die Neigung blank zu ziehen steigt eigentümlicherweise im reziproken Verhältnis zur Attraktivität der Körper.
Hat beispielsweise ein mittelalter männlicher Homo Sapiens so richtig fies Fußpilz, Krampfadern und durchsichtig weiße Haut mit fetten Schenkeln zu bieten, kann man versichert sein, daß er der erste ist, der sich in kurzen Shorts und Sandalen ohne Socken präsentiert.
Widerlich!
Wenn ich mir beim Bäcker etwas zu essen aussuche, präferiere ich es so gar nicht, daß sich haarige nackte Männerachseln nackt wie Gott sie schuf, über der Auslage und neben meiner Nase befinden.
Ich hingegen leide, ächtze und stöhne - was für ein Pech, daß ich so konservativ bin und stets auf Anstand, Form und Höflichkeit achte. Also verlasse ich das Haus auch jetzt nicht ohne ordentliches Sakko und lange Hosen.
Und ja, MIR IST HEISS dabei. Da wird ein Zehnminutengang zur echten Tortur - warum bin ich auch kein Fakir geworden?
Aber irgendwie kann man der Climate-change-bedingten Dauersauna ja doch nicht entkommen. Wenn ich die Temperaturen in die Zukunft extrapoliere, bekomme ich allerdings doch schubweise Panikwallungen.
Bisher waren schon fünf Monate des Jahres 2008 die heißesten seit Beginn der systematischen Temperaturaufzeichnungen.
Schön, wenn ich also dereinst als Greis im Rollstuhl in meinem Pflegeheim umher geschoben werde, kann ich wohl davon ausgehen, daß ab spätestens Mai die 40 °C-Marke durchbrochen wird. Ob dann noch Roger Kusch praktiziert - den müßte ich dann ja wohl mal anrufen.

Der politische Rundumblick scheint zu bestätigen, daß die Damen und Herren Volksvertreter ein bißchen das Gespür dafür verloren haben, was gerade im Moment die Themen sind, die bedrücken.
Ich würde da zum Beispiel mal an konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz denken, damit es nicht immer heißer wird.
Stattdessen hat wohl jemand im Hirn der Sommerpausenakteure die Vorzeichen der Synapsen umgepolt:
Linken-Fraktionschef Gregor Gysi fordert im Tagesspiegel am Sonntag, wegen der hohen Energiekosten solle die Politik „die Energiekonzerne dazu zwingen, Sozialtarife anzubieten, damit wir in Deutschland keine Kältetoten bekommen“.
Abgesehen davon, daß der Kältetod für mich im Moment eine sehr erfrischende Vorstellung ist, ist das Klima-technisch natürlich auch nicht so der Bringer die Energie zu verbilligen mit der Absicht, daß mehr verbraucht werden kann.
Ökologisch korrekter äußerte sich die Antipode der Linken schlechthin - Thilo Sarrazin, „Finanzsenator mit ausgeprägtem Hang zur politisch inkorrekten Brachialanalyse“ (SPON), empfahl sich doch lieber dick anzuziehen, statt im Winter die Heizung aufzudrehen.
"Wenn die Energiekosten so hoch sind wie die Mieten, werden sich die Menschen überlegen, ob sie mit einem dicken Pullover nicht auch bei 15 oder 16 Grad Zimmertemperatur vernünftig leben können"

Man sieht es förmlich vor sich, wie sich in den Parteizentralen der Linken die entsprechenden Protagonisten aufplustern - was für eine Steilvorlage für Lafo und Co.
Wir werden es erleben. Auch die CDU-Sozialpolitiker werden es aufgreifen.

Nein Herr Sarrazin - das ist politisch wirklich nicht korrekt was sie da sagen!
Allerdings ist mir das recht egal und daher sage ich hier klar und deutlich, daß Sarrazins Worte dafür ÖKONOMISCH und ÖKOLOGISCH korrekt sind!
Wir wissen doch schließlich alle, welch enorme Energieeinsparungen es bringt die Wohnung auch nur ein Grad Celsius weniger zu heizen!
Hinzu kommt, daß der Wohnraum pro Person extrem zunimmt:
In Westdeutschland vergrößerte sich der Wohnraum von 36,7 Quadratmetern im Jahr 1989 auf 42,2 Quadratmeter im Jahr 2006. Das entspricht einem Plus von 15 Prozent. Im selben Zeitraum nahm die durchschnittliche Wohnfläche je Einwohner in Ostdeutschland von 27,4 auf 38,9 Quadratmeter zu, was einem Zuwachs von 42,2 Prozent gleichkommt. Das geht aus aktuellen Berechnungen des ifs Städtebau Instituts Berlin hervor.
Sollen in ein paar Jahren, wenn das Öl ganz ausgegangen ist, die über 80 Millionen Deutschen ihre dann vermutlich 50 oder 60 Quadratmeter pro Person auch bruttig auf 22°C im Winter aufheizen?
Und wer soll das bezahlen?
Und woher nehmen wir die Rohstoffe?

Ich sage: Beginnt schon mal lieber das Pullover-Stricken.
Go Sarrazin!
Einmal in Fahrt hat er übrigens gleich noch einen raus gelassen - die staatssozialistischen Forderungen der CSU, die meint, daß es ein guter Zeitpunkt sei Milliardengeschenke unter die Wähler zu bringen lehnt Thilo, der Grobe auch ab:
Während munter über deren Wiedereinführung in ihrer alten Form, nämlich ab dem ersten Kilometer, gestritten wird, würde Sarrazin die Pendlerpauschale lieber vollständig abschaffen. "Ich meine, wir sollten es so handhaben wie es international üblich ist. Die Arbeit beginnt am Arbeitsplatz und der Weg dorthin ist Privatsache", sagte Sarrazin. Die Pendlerpauschale führe nur zu Verzerrungen, betonte er. "Der Pendler, der außerhalb von München im Grünen wohnt, hat nicht annähernd so hohe Kosten durch das Pendeln, wie er Mietkosten in München hätte. Wer ist benachteiligt? Es gibt keinen Anlass, den Verbrauch von Energie steuerlich zu subventionieren", sagte Sarrazin.
Ju! Auch das ist ökonomisch und ökologisch korrekt.
Dennoch frage ich mich, wie es in den Politikerhirnen ticken mag, daß sie ausgerechnet während der schwülsten schweißtreibenden Schwitzperioden an Kältetote denken!
Die HITZE bringt schließlich die Leute um - allein in Hamburg haben die Rettungsdienste im Moment täglich 100 Personen mehr als sonst ins Krankenhaus zu bringen, die an Austrocknung oder Kreislaufversagen leiden.
Die Bewohner der Altenheime sterben weg, wie die Fliegen.
Man sehe sich mal an, wie sich in den Tageszeitungen die Spalten mit den Todesanzeigen füllen.
Im Hitzesommer 2003 gab es Myriaden Hitzetote in Europa - allein in Frankreich sind in den ersten beiden Augustwochen 2003 nach offiziellen Angaben der Regierung 11.000 Alte durch die Folgen der Hitze weggerafft worden.
Senioren bekommen fast immer ein Flüssigkeitsproblem, weil das natürlich Durstgefühl nachlässt.
Man hätte also die Zehntausenden Tote durchaus retten können - mit ein bißchen mehr Personal in den Altenheimen, die der Geriatrie-Fraktion regelmäßig ein Glas Wasser reichen.
Aber DAS ist den Herren Sozialpolitikern offenbar nicht der Erwähnung wert.
Stattdessen denken sie angestrengt über Kältetote nach - die ein Promille der Opfer der Hitze ausmachen.
Allein im Jahr 2000 seien weltweit nach Schätzungen der WHO 150 000 Menschen an Hitzefolgen gestorben.

Schon eigenartig, wie da in der ein oder anderen Politbirne die Prioritäten entstehen.

Montag, 28. Juli 2008

Ungewisse Gewissheiten

Auf NICHTS ist mehr Verlass!

Da hüten die CDU und die Kirchen ihr „christliches Familienbild“ wie der Teufel seinen Augapfel und andauernd muß jemand daran rumkratzen.

Da predigt man das Ideal von Mutterglück, indem man für Herdprämie und gegen Krippen agitiert und dann ergibt eine Studie des Volkszählungsbüros in Washington D.C. über den Erziehungserfolg Überraschendes: Demnach gelingt die Erziehung am besten, wenn Väter ihre Kinder allein erziehen. An zweiter Stelle stehen alleinerziehende Mütter, erst danach folgt die klassische Familie. Denen man es am allerwenigsten zutraut, sind demnach die Erfolgreichsten.


Da sperrt man sich mit Verve gegen Homoehe und Adoptionsrechte von nicht durch die christliche Heteroschablone passenden Menschen und dann sprudeln die Studien, daß Kinder, die mit homosexuellen Eltern aufwachsen sich besser entwickeln und weniger unter Mißbrauch zu leiden haben, als die in „Normalfamilien“. Noch nicht mal die sexuelle Orientierung wird beeinflusst. Kinder homosexueller Eltern werden nicht häufiger homosexuell als Kinder heterosexueller Eltern.

Da lästert man über Multikulti und die Einbürgerungsunwilligen Ausländer und dann kommt ausgerechnet aus dem Hause eines CDU-Ministers die Erkenntnis, daß eingebürgerte Neodeutsche sogar besser gebildet sind. Einem Bericht zufolge verfügten im Jahr 2006 30,3 Prozent der eingebürgerten ehemaligen Ausländer über die höchsten Schulabschlüsse, aber nur 27,1 Prozent der Deutschen ohne Migrationshintergrund. Auch auf dem Arbeitsmarkt zogen die Eingebürgerten in etlichen Bereichen mit den Alteingesessenen gleich, während nicht Eingebürgerte in der Regel deutlich schlechter abschnitten. So arbeiteten mit 10,7 Prozent mehr Neu-Deutsche als Selbständige (Deutsche ohne Zuwanderungsgeschichte: 10,1 Prozent). Ihre Erwerbsquote (71,3 Prozent) lag nur um knapp zwei Prozentpunkte unter der von gebürtigen Deutschen, während Ausländer bloß 62,2 Prozent erreichten.

Es ist doch ein Kreuz!

Erst dreht sich plötzlich die Erde um die Sonne, statt umgekehrt, dann dürfen Frauen wählen, Auto fahren und sogar Kanzlerinnen werden und nun brechen noch die letzten Gewissheiten weg.

Sonntag, 27. Juli 2008

Mercedes Ohnezubishi und ohne Fortune

Die amerikanischen Giganto-Automobilkonzerne waren einmal.
Theoretisch bestehen sie zwar noch, aber zum einen sind sie sowohl in Stückzahl, Umsatz als auch Marktwert längst von Toyota abgehängt und zum anderen haben sie längst den technischen Anschluß verloren.
Das Zusammenrotten zu monströsen Oligopolen, die statt von Ingenieuren von Sharholder-Value-Epigonen und Fonds-Analysten gemanaged werden, hat jegliche Innovation und technisches Knowhow vernichtet.
Ein bekannter deutscher Irrer, namens Jürgen Erich Schrempp, der noch immer Angela Merkels Berater ist, ist beratungsresistent.
Rat-ausschlagend machte er sich daran einen der auf dem Abstellgeleis befindlichen Ami-Riesen zu übernehmen. Die Wahl fiel schließlich auf die technische Rumpelmarke Chrysler. Daimler-Chrysler wurde groß und krank.

Aber von vorne:
Was jeder Normalverbraucher voraus gesehen hatte, wollte Schrempp am eigenen Leibe erfahren. Es scheint ihm ein masochistisches Vergnügen zu breiten ökonomische Strukturen zu ruinieren.
Sein erster Chefposten war bei der DASA, wo er 16.000 Angestellten ihre Existenz nahm, um dann 1993 FOKKER zu kaufen - ein Totaldesaster.
Fokker wurde später mit 5,5 Milliarden DM Verlust wieder abgestoßen.
Dabei ruinierte Schrempp auch noch zweckfrei die Firma Dornier, so daß die DASA-Mutter Daimler auch den Dornier-Vorbesitzern Hunderte Millionen Entschädigungen zahlen mußte.
Jemanden, der sich derart disqualifiziert hatte, fand man dann in der Eine-Krähe-hackt-der-anderen-kein-Auge-aus-Chefetage so beeindruckend, daß man Schrempp 1995 zum Oberboss von Daimler machte.
Keine drei Jahre im Amt, holte er zum finalen Coup aus:
Übernahme von Chrysler und Beteiligungen an Mitsubishi und Hyundai.
Jürgen Schrempp betitelte den Zusammenschluss zur DaimlerChrysler AG als „Hochzeit im Himmel“.
Dabei wurden gigantische Geldwerte vernichtet, der Daimler-Chrysler-Aktienkurs sank von über 100 Euro auf 35 Euro und durch besonders schwachsinnige öffentliche Bemerkungen Schrempps, mußte Daimler auch noch 300 Millionen Euro Entschädigung an ehemalige Chrysler-Aktionäre bezahlen.
Die Beteiligungen, die Schrempp zusammen kaufte waren derart verlustreich, daß inzwischen alle wieder abgestoßen sind. Seit der Fusion ist der Wert von Chrysler alleine um 35 Mrd. Euro gesunken, der von DaimlerChrysler bis zu Schrempps Rückzug Ende 2005 um 50 Mrd. Euro

(Daimler ist nun wieder klein und gab vorgestern eine enorme Gewinnwarnung raus - der Absatz stockt, technische Innovationen wurden nicht mehr gemacht. Die Gewinnwarnung ließ die Daimler-Aktien zwischenzeitlich um bis zu elf Prozent einbrechen.)

Die Konsequenzen für Schrempp persönlich: Gar Keine!
Er ist zeitweise der höchstbezahlteste Manager Deutschlands gewesen, verdiente bis 2005 angeblich 11 bis 12 Millionen Euro jährlich.
Während er den Konzern - einst strahlendes Licht am deutschen Firmenhimmel - tatkräftig ins aus manövrierte, sorgte Schrempp aber noch dafür seine beiden Brüder Günther und Wolfgang (Chef von Daimler-Italien), sowie seine Ehefrau Lydia mit hochdotierten Posten im Konzern zu bedenken.
Inzwischen berät er also Angela Merkel und die ist entsprechend fehlgeleitet in der deutschen Industriepolitik:
Während die Industrie in anderen Ländern wie Japan, Italien und Frankreich mit einem breiten Spektrum sparsamerer und damit ökologisch korrekterer Fahrzeuge reagiert, ist die deutsche Politik sehr langsam.
Die Festlegung auf Umweltstandards etwa für die Kraftfahrzeugsteuer zieht sich im föderalen Deutschland jahrelang hin - ein Problem, das die Spanier in wenigen Wochen gelöst haben. Der deutsche Hickhack um Biosprit tat ein Übriges.
Während also woanders längst Dieselpartikelfilter, Hybridmotoren und Elektroautos entwickelt wurden, ist die deutsche Automobilindustrie um Dekade zurück gefallen.
Es fehlt die Planungssicherheit, weil die Politik keine Rahmen absteckt. Statt die deutschen Autobauer mit ihrem schweren Phlegma wie einst in der 80ern beim Katalysator auf politischem Wege dazu zu zwingen auch so etwas zu bauen, begöscht Frau Merkel die Schnarchsäcke in den Chefetagen von Audi, Mercedes und BMW durch ihren Polit-Tranquilizer Matthias Wissmann, der sogar die gesamte EU ausbremsen kann.
Auch beim Katalysator hatte es damals geheißen, daß die Pflicht dazu die deutsche Automobilindustrie ruinieren würde. Aber wie es so ist, wenn die hoch- und höchstbezahlten Auto-Lobbyisten Prophezeiungen abgeben:
Sie stimmen nie!
Weder kam man um den Katalysator herum, noch zerstörte er Arbeitsplätze, noch wurde die Daimler-Chrysler-Mitsubishi-Welt-AG ein Erfolg.
Das derzeitige Problem ist, daß vollkommen überraschend und unvorhersehbar das Benzin teurer geworden ist und außerdem dieses eigenartige Wort „Treibhausgas“ aufgetaucht ist.
Quasi von eben auf jetzt.
Woher hätten die Schlaumeier bei VM, BMW und Co das auch wissen sollen?
Sehr rätselhaft. Dabei gibt es doch Strom aus der Steckdose, Benzin von der Tankstelle, Klimawandel ist eine böswillige Erfindung von schlecht gefickten Öko-Paxen und der Storch bringt die Kinder.
Statt Chrysler etwas beizubringen, hat Mercedes durch sein Milliardenvernichtungsprogramm in Amerika offenbar stattdessen deren Fehler abgeguckt.
So wie selbst im Lande der SUVs und Hummers die Verbraucher in Scharen zu umweltfreundlichen Hybrid-Toyotas überlaufen, steht auch die deutsche Automobilindustrie dumm da mit ihrem unsäglichen durchschnittlichen Co2-Flottenverbrauch.
Man muß zugucken, daß eine Firma wie FIAT, über die man Dekaden nur vom sehr hohen Ross aus lachte, genau die benzinsparenden und wenig CO2-auspustenden Autos bauen kann, die die Verbraucher wollen - oder zumindest bald wollen müssen, wenn sie mal auf die Preise an den Zapfsäulen gucken.
Ich kann dazu nur sagen:
Wer nicht hören will, muß fühlen. Daimler muß nun die Produktion drosseln. In den Werken Sindelfingen und Tuscaloosa seien bereits Vereinbarungen für die Streichung von Schichten in der zweiten Jahreshälfte getroffen worden, sagte ein Sprecher.
Auch bei den Amis ist nun Öko hipp und man wendet sich gruselend von den amerikanischen und deutschen PS-Bombern ab.
Hoffentlich bleiben die Benzinpreise hoch und hoffentlich rutschen die deutschen Autobauer in eine echte Krise - es geht doch offenbar nur mit Gewalt - aus Einsicht kommen sie nicht zu den richtigen Schlüssen.
Immerhin ist die Notwendigkeit eines 3-Liter-Autos schon seit 20 Jahren bekannt. Aber die Koppers in den ganz oberen Etagen stopften sich die Ohren und Taschen mit Geldscheinen zu und weigerten sich die Realität zur Kenntnis zu nehmen.
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Welches Volk so doof ist eine Politikerin, die sich die Ex-Chefs von Vattenfall, Siemens und Daimler als Berater hält zu wählen, den bestraft der Blick ins Portemonnaie.
Wir haben im Jahre drei der Regierung Merkel weniger netto denn je, die höchste Inflation seit 15 Jahren und die Beitragssätze der Arbeitnehmer zur Sozialversicherung stiegen von 19,7% im Jahr 1995 auf 20,4% im Jahr 2001 und auf 21,4% im Jahr 2006. Das Öl wird auch in Zukunft nicht wie Manna vom Himmel fallen, sondern noch teurer werden.
Das ist sogar richtig so, denn sonst sieht es übel für die Umwelt aus. Die Entwicklung ist gut für den Planeten, aber das mit den ökonomischen Rahmenbedingungen die Deutschen eine Nation von S-Klasse-Fahrern werden wird, die jeweils 100.000 Euro für ein neues Auto übrig haben und denen es gar nichts ausmacht 15 Liter auf 100 Km zu verbrauchen, halte ich für nicht unbedingt die aller wahrscheinlichste Zukunftsversion.

Samstag, 26. Juli 2008

Gefahr erkannt

Die Sojabohne ist eine Leguminose - wie ihr Cousin Herr Bohnen und Cousine Frau Erbse gehört sie also zum Clan der Hülsenfrüchtler.
Allerdings ist sie quasi die Aristokratin der Familie, denn sie enthält neben sehr viel Proteinen (~ 40%) auch fast 20 % Öl und wird damit zum allumfassenden Premium-Lebensmittel.
Tofu, Sojamilch und Soja-Soße haben in Europa dennoch nicht den besten Ruf.
Tofu ist DAS Klischee, wenn man an langhaarige Müslis in selbstgestrickten Pullovern mit Öko-Tick denkt.
Gesund ist Tofu schon, sicherlich gesünder als Fleisch - zugegeben, aber auch irgendwie extrem unsexy.
Tofu kann sogar zuverlässig die coolen Typen von den Luschis mit Schlurfgang aussortieren:
Man blicke dazu in eine Unimensa mit verschiedenen Ausgabeschaltern.
In der Schlange mit dem Tofu-Bratling versammelt sich die Henna- und Wickelrockfraktion.

Aber das sind Äußerlichkeiten. Denn jetzt wird der Sojabohne von einem Gottesmann der Krieg erklärt:
Jim Rutz ist der Sprecher der worldwide House Church community, die man durch dieses klare Organigramm beschreiben kann. Mr Rutz erkannte nun folgenden Zusammenhang:
Von Soja verweiblichen die Kinder, Jungs kriegen kleine Pimmel und werden schwul!
Jaja:
Soy is feminizing, and commonly leads to a decrease in the size of the penis, sexual confusion and homosexuality. That's why most of the medical blame for today's rise in homosexuality must fall upon the rise in soy formula and other soy products.
Da kann man mal sehen, wie die Müsli-Mamis ihre Kinder vorsätzlich in Homos umwandeln, wenn sie ihnen Babybrei aus Sojamilch geben.
Aber auch Unwissenheit kann zu schlimmen Konsequenzen führen, denn im Glauben, daß man seinem Kind mit Lactoseunverträglichkeit stattdessen Sojamilch geben könne, füllt man seine Kinder mit Östrogenen:
Mädchen werden daraufhin schon mit sieben Jahren geschlechtsreif und die Jungs kommen vollkommen verspätet in die Pubertät.
(For example, if your baby gets colic from cow's milk, do you switch him to soy milk? Don't even think about it. His phytoestrogen level will jump to 20 times normal. If he is a she, brace yourself for watching her reach menarche as young as seven, robbing her of years of childhood. If he is a boy, it's far worse: He may not reach puberty till much later than normal. )

Da haben Myriaden von Wissenschaftlern überall in der Welt offenbar vollkommen falsch gelegen, als sie die sehr viel niedrigere Zahl von koronaren Herzerkrankungen und Tumorerkrankungen in Asien durch den hohen Phytoöstrogenkonsum mit der Soja-haltigen Kost erklärten.
Da prangt ein von der US-Arzneimittelbehörde formulierter Satz auf den Verpackungen von Sojaprodukten
"Eine an gesättigen Fettsäuren und Cholesterin arme Diät, die 25g Sojaprotein pro Tag enthält, kann das Risiko von Herzerkrankungen reduzieren.“
Aber GOTT SE DANK gibt es ja erleuchtete Gottesmänner, die diesen Humbug durchschauen - so wie Mr. Rutz von der House Church community.
Er weiß, daß man von Sojamilch neben Kleinpimmeligkeit und Homophilie auch noch Leukämie und Übergewicht bekommt.
Unfruchtbar wird man natürlich auch - aber das ist ja eh egal, wenn schon alle schwul geworden sind.
Man sieht das ja auch an China und anderen asiatischen Ländern - die sind schon nahezu komplett ausgestorben; keiner kann sich noch vermehren und diejenigen, die noch übrig sind, wiegen alle mindestens drei Zentner.

Freitag, 25. Juli 2008

Schlimmer Skandal um Obama!

Da korrigierte der Senator aus Illinois inzwischen so vorbildlich so viel, daß man glaubte es könne nichts mehr schief gehen.
Von linksextremistischen Exzessen - wie Kritik an der Todesstrafe rückte er ab und sagt auch nichts mehr, das nach irgendwelchen Beschränkungen des Waffenrechts aussehen könnte.
Er steckte sich endlich seine amerikanische Flagge ans Revers und erklärt bei jeder Gelegenheit seine tiefe christliche Gläubigkeit.
Ansonsten ist seine politische Einordnung auf der Rechts-Links-Skala vorbildlich schwammig.
Er kann zwar je nach Publikum mal dieses und jenes fordern, ist aber in seiner konkreten Arbeit als US-Senator nie fest zulegen gewesen: Bei besonders heiklen Abstimmungen (z.B. über Reformen des Gesundheitswesens) war der junge Hoffnungsträger aber nie im Saal. Wie der Zufall es so wollte, verließ der Senator den Saal immer kurz vor dem Augenblick der Wahrheit… Eine Anekdote, die sowohl Hillary Clinton als auch John McCain, der bereits feststehende Kandidat der Republikaner für das Präsidentenamt, immer wieder genüsslich erwähnen.

Aber nun ist ihm der Horrorpatzer unterlaufen:
Barack Obama stolperte vor wenigen Tagen in eine veritable außenpolitische Krise, als er Einwanderern nahelegte, nicht nur Englisch, sondern auch noch eine Fremdsprache zu lernen, Französisch zum Beispiel.
OH! MEIN! GOTT!
Französisch?
Spricht der smarte Hoffnungsträger womöglich selbst französisch?
Das wäre für die notorischen Fremdsprachenmuffel aus Amerika ein übles Ding!
Das erinnert sofort an die polylinguale Familie Kerry: Im Wahlkampf war ihm eine geradezu verräterische Nähe zu Europa vorgeworfen worden. Weil er fließend Französisch sprach, diffamierten George W. Bushs Wahlkampfhelfer Kerry als Quasifranzosen – und triumphierten. GOP-Politiker warfen Kerry vor, er könne kein wahrer Amerikaner sein, wenn er in der Lage ist, französisch zu sprechen.
Die konservative Presse Amerikas ist nun erneut in heller Aufregung - ist Obama etwa noch so ein fremdsprachlicher Anti-Amerikaner, dem das amerikanisch nicht ausreicht und der sich wie jeder ordentliche Amerikaner nur wundert, wenn Menschen in Amerika zusätzlich „mexikanisch“ sprechen können (G.W. Bush)

Überhaupt diese seltsamen Ausländer - Obama darf nicht allzu beliebt in Europa rüberkommen - so fragen sich schon die politischen Kommentatoren der USA:
"Wenn Obama in Europa und Deutschland gut ankommt – wird ihm das in seinem Heimatland schaden?"
Ein guter US-Präsident darf kein Französisch sprechen und wenn er im Ausland so richtig gehasst wird, scheint das wohl auf der politischen Agenda der GOP als Ausweis für wahren amerikanischen Patriotismus zu gelten.

Also ein kleiner freundschaftlicher Rat an Obama:

Wenn Sie McCain schlagen wollen, dann dementieren Sie KLAR und DEUTLICH jemals ein Wort französisch gesprochen zu haben!
Und nicht, daß Ihnen jemals ein „Bon jour“ rausrutscht, falls Sie mal Sarkozy treffen sollten!!
Um ganz sicher zu sein sollten sie auch beim Anbiedern an die Arbeiterklasse und den White Trash keine „Freedom Fries“ essen - nachher behauptet noch irgendein böser rechter Blogger Sie hätten „french fries“ bestellt und diesen staatsfeindlichen antiamerikanischen Ausdruck hat der Kongress doch abgeschafft!
(2003: Das US-Repräsentantenhaus hat offiziell beschlossen, die bisher als "French Fries" bekannten Pommes frites in "Freedom Fries" umzubenennen.)

Donnerstag, 24. Juli 2008

Herzlos, aber glücklich.

Sommer 2008, Parlamentsferien stehen an, Merkel tritt strahlend vor die Presse:
Die Sicht der konservativen Regierungschefin ist einfach: Alles läuft optimal, sie ist hochzufrieden mit der Koalition und freut sich auf das weitere Regieren. "Es hat sich als richtig erwiesen, dass wir uns den Slogan genommen haben: Investieren - Sanieren - Reformieren", sagte die CDU-Vorsitzende in Berlin.

Der Wähler reibt sich die Augen. Keins der politischen Megaprobleme ist gelöst, insbesondere das CDU-Kernthema, die soziale Marktwirtschaft, welkt vor sich hin.
Das Hauptversprechen - Arbeit attraktiver zu machen und Lohnnebenkosten zu senken ist konterkariert.
Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, blieben den vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmern von 100 Euro Bruttolohn im Jahr 2006 nach Abzug von Lohnsteuern und Sozialbeiträgen im Durchschnitt 64,41 Euro. Das ist weniger als 1995 (65,23 Euro) und weniger als 2001 (64,77 Euro). Die Beitragssätze der Arbeitnehmer zur Sozialversicherung stiegen von 19,7% im Jahr 1995 auf 20,4% im Jahr 2001 und auf 21,4% im Jahr 2006.

Eine politische Bilanz, die man als totales Desaster bezeichnen muß. Aber Merkel strahlt, ihre Beliebtheitswerte gehen durch die Decke und sogar hallenweise CSU-Delegierte liegen ihr devot huldigend zu Füßen.

Sommer 2008, Parlamentsferien stehen an, ich blicke auf die andere Regierungspartei: Becks Beliebtheitswerte liegen irgendwo bei George Bush, die SPD dümpelt an der 20%-Marke umher, die Genossen verlassen fluchtartig die Partei und Politanalysten fabulieren vom völligen Aussterben der SPD nach beinahe 150 Jahren.

Wie kann das sein?

Eine fundierte Antwort gibt es vom hochdekorierten Psychologie-Star John Jost. (Ph.D. 1995, M.Phil. 1993, M.S. 1992 (social psychology), Yale University, M.A. 1993 (philosophy), University of Cincinnati, A.B. 1989 (psychology, human development), Duke University), der jetzt an der Universität von New York lehrt.
Er fand heraus, daß einige Hirnprozesse von Konservativen und “Liberalen” grundsätzlich anders funktionieren.
Einfach gesagt: Rechte sind glücklicher als Linke.
Im Anterior Cingulate Cortex (ACC) schlagen die Neuronen Alarm, wenn etwas ein bekanntes Muster durchbricht. Der Mensch reagiert zum Beispiel mit Empörung oder Begeisterung.
Dieser neuronale Stimulus ist der Antrieb, um aktiv zu werden.
Diese Reaktion testete Jost, indem er Versuchspersonen bei einer Routineaufgabe unterbrach und die ACC-Aktivität maß.
Bei den liberaleren Versuchspersonen ging neuronal die Post ab, während die rechtslastigeren Menschen erheblich unempfindlicher auf Widersprüchlichkeiten und Paradoxien reagieren.
Damit konnte die Hirnforschung bestätigen, was man phänotypisch auch in der deutschen Parteienlandschaft beobachten kann:
Danach ertragen es Linke nicht, andere leiden zu sehen.
Konservative neigen in der regel dazu, das Elend eines Menschen, zum Beispiel seine Arbeitslosigkeit, zu rationalisieren („Selbst schuld“) - den Linken schlägt es auf das Gemüt.

So wie sich einst Bundeskanzler Helmut Schmidt und Willy Brandt innerlich aufrieben und ihre Gesundheit ruinierten, so unbekümmert ging ihr Nachfolger Helmut Kohl zu Werk.
Schmidt wurde dutzendfach in seinem Bundeskanzleramt zusammengebrochen vor Stress und Überlastung bewußtlos am Boden gefunden.
Kohl war so entspannt, daß er sogar in Hubschraubern sofort nein Nickerchen machen konnte.
Offensichtlich lag es am Anterior Cingulate Cortex - nur Konservative haben das große Glück unempfindlich zu sein, sich nicht über Unrecht zu grämen und das Leid der anderen komplett ausblenden zu können.
Den Linken macht ihr Mitgefühl dagegen ihr Leben schwer.

Mittwoch, 23. Juli 2008

Anziehungskräfte

Menschen werden immer mehr und eigentümlicherweise dennoch immer geselliger. Fußballübertragungen begrölt man neuerdings nicht mehr tumb und peinlich zuhause in Familie, sondern rast zu kollektiven Leichenaufbahrungen (= „public viewing“), um sich dort mit Hunderttausenden anderen betrunkenen Proleten zusammen zu pressen.
Die Anlässe für die in immer schnellerer Abfolge stattfindenden Megaereignisse sind dabei relativ austauschbar. Ob es vordergründig um politische, religiöse oder kulturelle Themen geht, ist a posteriori kaum unterscheidbar.
Eine Menschenansammlung in Großstadt-Anzahl ist schnell mal zusammen gebracht:
Weltjugendtag Tschenstochau 1992: 1,5 Millionen
Weltjugendtag Manila1995: 4 Millionen
Weltjugendtag Rom 2000: 2 Millionen
CSD Berlin 2008: 500.000
Loveparade Dortmund 2008: 1,6 Millionen
Hafengeburtstag Hamburg 2008: 1,5 Millionen
CSD Köln: 500.000
Karneval der Kulturen Berlin 2008: 1,3 Millionen
Gay-Pride-Parade Sao Paulo 2008: 5 Millionen.
St. Patricks Day Parade NY: 1 Million
Mardi Gras Parade Sydney 2008: 500.000
Die weltweit größte Organisation überhaupt - die RKK, die in Manila 1995 einen Besucherrekord aufstellte, der bis zum CSD Sao Paulo 2008 hielt, ist aber inzwischen abgeschlagen.
Das Charisma ihres Vormannes Ratzinger reicht offenbar bei weitem nicht mehr aus, um die Massen so in Bann zu ziehen, wie es beispielsweise ein paar Techno-wummernde LKW’s in Dortmund können.
Der Menschfischer steht vor leeren Netzen.
Be-ne-detto versammelte just beim katholischen Weltjugendtag in Sydney nur knapp 300.000 Menschen um sich - in etwa also die Hälfte der Menschen, die zur großen Schwulenparade in der australischen Metropole kommen.
Allerdings war die Pressearbeit auch eher suboptimal:
Dass die RKK Australien über Dekaden Hunderte von kinderfickenden Priestern schützte - als ob das Thema weltweit noch nie eine Rolle gespielt habe, kam wohl nicht so gut an.
In Australien sind in den 200 Jahren seit der Besiedlung Tausende Kinder und Erwachsene von Priestern und katholischen Lehrkräften sexuell missbraucht worden.
Unmittelbar vor Abreise Ratzingers aus Australien nahm er sich doch noch ganz kurz des Themas an.
Der Papst habe zwei Frauen und zwei Männer in einer privaten Messe empfangen und sich ihre Geschichte angehört, teilte der Vatikan mit. Das Wort „Sorry“ vermied er ebenso wie die das Wort „Entschädigung“ oder gar Abhilfe schaffen durch die Abschaffung des Zölibats.
Die vier Opfer, die er traf waren sorgfältig ausgewählt; solche die immer noch strenggläubige Katholiken waren und den Oberkatholiken baten ihre Familienbilder zu segnen.
"Ich fürchte, sie haben nur Leute ausgesucht, die kein Problem haben mit der Art, wie die Kirche mit den Missbrauchsfällen umgeht", sagte die Sprecherin der Opfergruppe "Broken Rites", Chris MacIsaac.
Die Opfer, die es aus päpstlicher Sicht erheblich schwerer getroffen hatte, ließ Ratzinger links liegen und verweigerte ein Gespräch.
Dazu gehörte zum Beispiel Anthony Foster - ihn wollte der Papst nicht zur Messe sehen. Foster ist Vater von zwei Töchtern, die als Jugendliche von einem Priester missbraucht worden waren - eine nahm sich später das Leben, die andere wurde alkoholabhängig und ist heute nach einem Unfall schwerbehindert.
Aber den unangenehmeren Fragenden entzog sich der Feigling aus Rom. Foster, der eigens aus Großbritannien angereist war, hatte in den vergangenen Tagen ein persönliches Gespräch mit Benedikt verlangt.

Dienstag, 22. Juli 2008

Lob und Tadel

Die deutsche Presselandschaft ist inzwischen extrem homogen geworden. Das Ärgerliche ist dabei insbesondere, daß wir noch nicht mal eine extreme Eigentümerwüste wie in den USA oder Frankreich herausgebildet haben.
Nein, es gäbe durchaus Spielraum für Meinungspluralismus. Stattdessen begeben sich die Kommentatoren der Printmedien in eine selbstverschuldete Unmündigkeit.
Diskurtive Retardierung ins Einheitsallerlei.
Da drückt man sich auch gerne um Sachfragen. Die wichtigen Probleme wie Föderalismusreform oder Gesundheitsreform sind ohnehin zu kompliziert fürs Publikum.
Politik ist Personalität.
Politikberichterstattung ist einheitlich: Obama ist nett, Bush ist doof, Köhler ist ungeheuer beliebt, Merkel ist eine tolle Außenpolitikerin und Beck macht alles falsch.
OK, über Bush kann man kaum differenzierter schreiben, aber alle anderen Pauschalurteile sind Schwachsinn.
Eine Person bekommt seit einiger Zeit unisono nur Lob - und das unterstütze ich sogar:
Helmut Schmidt!
Der Mann ist wirklich klasse und wirklich unangepasst.
Im Gegensatz zu Köhler, der stets sein mögliches tut, um sich beim Mainstream einzuschleimen, kümmert sich Helmut Schmidt nicht um Beliebtheitswerte.
Als er in einem Interview den Empfangs des Dalai Lamas durch die Bundeskanzlerin kritisierte und daraufhin vom Interviewer vorgehalten bekam, daß aber 80 % der Deutschen dieses Treffen ausdrücklich lobten, konnte man ihm geradezu physisch ansehen, wie egal ihm das war.

Nein, ich bin übrigens NICHT immer einer Meinung mit Schmidt, ich glaube sogar, daß einige seiner Einschätzungen - zum Beispiel über die Regierungsfähigkeit der Grünen sehr falsch waren.
Aber Schmidt ist jemand über dessen von der eigenen abweichende Meinungen es sich stets nachzudenken lohnt.

Am Sonntag gab es das öffentliche Bundeswehrgelöbnis vor dem Reichstag - fast alle waren dafür und lobten die Form der Veranstaltung.

Ich nicht.

Schmidt hielt die Hauptrede - natürlich; denn sein Nachnachnachfolger Jung ist verglichen zu ihm nur eine geistige Witzfigur. Schmidt sprach keine Dinge an, die man noch nicht vorher von ihm gelesen hätte, aber bei aller staatstragenden (angemessenen) Bedeutungsschwere, dürfte so mancher CDU-Funktionär sich beim Applaudieren auf die Lippen gebissen haben.

Wie verträgt sich wohl das Weizsäcker-Zitat „... Wir bleiben als Menschen gefährdet“ mit der platt und plump proklamierten „deutschen Leitkultur“, von der auch die Bundeskanzlerin so gerne spricht?
Wie verträgt sich wohl die Feststellung „So haben wir unserem Grundgesetz und dem Völkerrecht gehorcht, als wir uns dem Krieg im Irak verweigert haben“ mit den kriegsfreudigen Bush-Epigonen Merkel und Pflüger, die sich 2003 geradezu darum drängelten an Amerikas Seite in den Irak zu gehen?
Trotz dieser Schmidt’schen Spitzen kann ich mich aber dennoch nicht der ultimativen Lobhudelei für dieses öffentliche Gelöbnis anschließen.
Wie wohlfeil doch die Worte der aufgeklärten demokratischen Armee sind, merkt man unter anderem an der Musikauswahl.
Gespielt wurde nämlich das sogenannte „niederländische Dankgebet“ - ohne Gesang zwar - aber wie mir verschiedentlich von Zeitzeugen der Nazi-Ära versichert wurde, sang man auch zu Hitlers Zeiten dieses Lied bei jeder militärischen Gelegenheit.
Viele der heute über 80-Jährigen haben den Text immer noch ins Hirn eingebrannt.
Ein Text, der offenbar keinem einzigen Journalisten eine Erwähnung wert war.
Daher zitiere ich ihn an dieser Stelle:

1. Wir treten zum Beten
Vor Gott den Gerechten.
Er waltet und haltet
Ein strenges Gericht.
Er läßt von den Schlechten
Die Guten nicht knechten;
Sein Name sei gelobt
Er vergißt unser nicht.
Herr, laß uns nicht !

2. Erhöre, gewähre,
O Herr, unser Flehen,
Du bist es, der Beistand
Und Hilfe uns schafft;
Denn Dein ist auf Erden
Und Dein ist in Höhen,
Die Herrlichkeit und Ehre,
Das Reich und die Kraft.
Herr, laß uns nicht !

3. Im Streite zur Seite
Ist Gott uns gestanden,
Er wollte, es sollte
Das Recht siegreich sein:
Da ward kaum begonnen,
Die Schlacht schon gewonnen.
Du, Gott, warst ja mit uns:
Der Sieg, er war Dein!
Herr, laß uns nicht !

4. Wir loben Dich oben,
Du Herscher der Welten,
Und singen und klingen
Dem König im Licht.
Du wirst uns erhören!
Singt, singt in hellen Chören:
Der Herr ist unser Helfer,
Er verlässet uns nicht !
Du Herr bist treu!

Was also das zu 99 % christliche deutsche Volk im zweiten Weltkrieg wußte, nämlich daß GOTT auf SEINER Seite, der Seite Hitlers stand, wird also immer noch kritikfrei aufgespielt: Im Streite zur Seite / Ist Gott uns gestanden.
Das ist mal eine Aussage!
Kommt es etwa nur mir vollkommen idiotisch vor, daß ALLE gegnerischen Parteien im großen europäischen Kriege sich sicher waren Gott stünde auf IHRER Seite?
Da ward kaum begonnen, / Die Schlacht schon gewonnen. /Du, Gott, warst ja mit uns: /Der Sieg, er war Dein!
Christlich waren nun einmal Deutschland, Italien und Spanien ebenso wie ihre Gegner England und Frankreich.
Dieser Krieg, oder um mit Schmidt zu reden, „diese SCHEISSE“, die 60 Millionen Menschen das Leben kostete, wurde auf allen Seiten gleichermaßen auf Gottes Beistand gerechtfertigt - was ja offensichtlich GELOGEN und WIDERLEGT ist, da bekanntlich nicht alle Nationen als Sieger aus dem Krieg hervorgingen.

Und 2008 sind wir also keinen Millimeter weiter und lassen immer noch VOR dem Parlament zum öffentlichen Gelöbnis erklingen: Wir treten zum Beten / Vor Gott den Gerechten.

Was für ein Schwachsinn und was für ein Armutszeugnis, daß das wirklich niemanden in der gesamten Journaille noch als erwähnenswert auffällt.

Montag, 21. Juli 2008

Der "Wer macht den dümmlichsten Vergleich"-Contest.

Rowan Williams, 104. Erzbischof von Canterbury und geistliches Oberhaupt von rund 80 Millionen Anglikanern in 164 Ländern der Erde, hat es auch nicht leicht.
Im Gegensatz zu seinem Kollegen Ratzinger in Rom hat er zwar angenehmerweise nicht andauernd die Pflicht sich für seine kinderfickenden Hirten zu entschuldigen, da es die in Ermangelung des Zölibats bei Anglikanern kaum gibt, aber andererseits ist er nur ein primus inter pares und kann seinen fast 900 Bischöfen auch nicht sagen was sie zu tun und zu lassen haben.
Da tanzt dann schon mal der ein oder andere aus der Reihe und sorgt für Wirbel.
Die alle zehn Jahre stattfindende Lambeth-Konferenz, die just in Canterbury tagt, gleicht daher auch mehr einem Sack voller Flöhe, die Williams zu hüten hat.
Dabei sind die härtesten hardcore-Konservativen gar nicht erst gekommen, weil ihnen ihre Homophobie verbietet, mit dem schwulen Gene Robinson, dem Bischof der winzigen Diözese von New Hampshire, an einem Tisch zu sitzen.
230 Bischöfe boykottieren die Konferenz.
Das sollte sich mal jemand bei Ratzinger erlauben.
Wenn die ultrakonservative Diffamierungsfraktion auch anwesend wäre, hätte Herr Williams vermutlich eine Menge Schlammringe installieren müssen, denn die liebenden Christen sind nicht gerade zimperlich, wenn es darum geht ihre Menschenfeindlichkeit und ihren Hass zu verbalisieren.
Der Primas der Anglikaner Nigerias, Peter Akinola, lässt sich gern mit dem Satz zitieren, Schwule seien „minderwertiger als Tiere”.
Eben dieser Bischof Akinola begeistert die frommen Anglikaner so sehr, daß sie zu Millionen zu ihm übertreten.
Akinola organisierte letzten Monat eine Anti-Lambeth-Konferenz in Jerusalem.
Dort gründeten konservative Anglikaner die Global Anglican Future Conference (Gafcon) als neuen Verband in Konkurrenz zu Erzbischof Williams. Die Gafcon vertritt angeblich die Hälfte aller Anglikaner.
Daß die Nicht-Gafconer in Canterbury nun alles liberalere Freigeister wären, mit denen man vernünftig reden könnte, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Nicholas Thomas Wright (*1948 ), besser bekannt als N. T. Wright, anglikanischer Bischof von Durham, gilt als einer der brillantesten Denker des Episkopats.
Der Autor von über 30 theologischen Büchern zünde nun eine Verbalgranate aus der Kategorie der Massenverdummungswaffen:
Die Bischofsweihe eines Homosexuellen in der anglikanischen Kirche gleicht nach Meinung des britischen Kirchenführers dem US-Einmarsch im Irak. In beiden Fällen hätten die Amerikaner gemacht, "was sie wollen", ohne Rücksicht auf den Rest der Welt zu nehmen, sagte der Bischof von Durham.
Na klar!
Den Irak zu zerstören, 500.000 Menschen zu töten, den Terror anzuheizen und die Region für Dekaden ins Chaos und Elend zu stürzen, ist doch praktisch genau dasselbe!
Ein freundlicher und bescheidener Mann, der zufällig schwul ist und auf einem Bischofsstuhl sitzt, wird von den Anglikanern als ähnlich gefährlich eingestuft, wie Bush’s großer Lügenkrieg in Nahost.
Und das sagt jemand, der die liberalere Linie der vorm Schisma befindlichen Kirche vertritt.
Ich muß mich wiederholen:
Bitte sofort alle AUSTRETEN aus dem Verein.

Sonntag, 20. Juli 2008

Wie Du mir, so ich Dir

MARKUS BRAUCK, FRANK HORNIG und ISABELL HÜLSEN haben im morgen erscheinenden Spiegel - der Printausgabe wohlgemerkt - einen außerordentlich giftigen Anti-Blogger-Artikel platziert. "Die Beta-Blogger"
Er geht zwar der berechtigten Frage nach weswegen die deutschen Blogger - 200.000 aktive Blogs soll es geben - so wirkungslos und unbekannt sind, versäumt aber nicht ordentlich Tiefschläge auszuteilen.
Genüßlich zitiert man Don Alphonso:
„Eine ganze Reihe ,führender' deutscher Blogs bezieht seinen Inhalt weitgehend sekundär, schreibt Zeitungen ab und sucht irgendwelchen Entertainment-Müll im Internet."
Da die Print-Spiegel-Autoren ihren Artikel gleich mit der Erwartung beginnen ordentlich Contra zu bekommen („Egal, was man über Blogger schreibt, hinterher wird man von ihnen doch nur verdroschen, weil man nix verstanden oder mit den falschen Leuten gesprochen hat.“) will ich Ihnen den Gefallen jetzt nicht tun und das anderen Bloggern überlassen, die weit professioneller und Klick-stärker als ich sind.

Es liegt mir fern die Printmedien generell zu kritisieren - im Gegenteil; ich rate bei jeder Gelegenheit dazu MINDESTENS eine vernünftige Tageszeitung und MINDESTENS ein vernünftiges Wochenblatt zu abonnieren.
Ich halte auch immer noch den Spiegel für unverzichtbar - wenn es auch mit meiner Gewohnheit zusammen hängen mag.
Neuanfängern würde ich heute eher zur ZEIT raten, weil der Spiegel natürlich qualitativ deutlich nachgelassen hat.
„Ein geschwätziges Blatt unter vielen“ urteilte Franziska Augstein über das heutige Auftreten des Magazins ihres Vaters.
Über das Für und Wider der klassischen Medien ließe sich abendfüllend debattieren; ich halte weder die Arroganz der Blogger noch die Überheblichkeit der Printer für angemessen.
Aber als ein Mikromosaiksteinchen der Blogger, der nun wirklich aus rein privatem Interesse und mindesten Mitteln „bloggt“ möchte ich doch einen Schlag gegen die klassischen Medien führen:
Mit den gigantischen Ressourcen der Redaktionen erlauben sie sich eine erstaunliche Langsamkeit.
Daß man als ZAHLENDER Leser - dies ist ja auch ein Unterschied zu Blogs - regelmäßig mit vollkommen veralteten Informationen überschüttet wird, nervt einfach nur.
Ich spreche natürlich NICHT von recherchierten Hintergrundreportagen, die ihre Zeit brauchen.
Aber die üblichen semiseriösen Dinge werden in den klassischen Medien oft nur nachgereicht, nachdem das Ding im Internet schon längst ausdiskutiert wurde.

Dazu drei kleine Beispiele aus meiner Wochenendlektüre von HEUTE:

1.) Das Hamburger Abendblatt präsentiert auf seiner „Seite 3“ einen ganzseitigen Artikel von Irene Jung über die „Generation Doof“ anhand der beiden Bücher „Generation Doof“ von Weiss/Bonner und „The dumbest Generation“ von Bauerlein.
Dafür brauchte es nun die gigantische Springersche Macht? Über exakt das Thema habe ich eine knappe Woche vorher schon berichtet und sogar genau die Beispiele wie Kelli Picklers Annahme Europa sei ein Land genannt.

2.) Die Hamburger Morgenpost titelte am gestrigen Samstag mit „Kinder sind Monster“ und walzte ganze drei Seiten die Thesen von Corinne Maiers Buch „No Kid“ aus. Exakt dieses Thema habe ich hier am 24. Juni beschrieben. Fast einem Monat also, bevor die Mopo das als sensationelle Neuerung enthüllte.

3.) Nun kommt noch das TV-Flaggschiff „Tagesschau“. Sie berichtete ebenfalls dieses Wochenende unter der Überschrift „Klärendes Gedenken an George W.“ über die Initiative aus San Francisco ein Klärwerk, das Scheiße aufbereitet nach dem Präsidenten zu benennen. Auch die Mopo berichtete dies am Samstag, den 19. Juli auf Seite 2 unter der Rubrik "TOP". Von eben dieser Geschichte habe ich bereits am 8. Juli berichtet.

Wie kann es angehen, daß ein unprofessioneller Privatmensch wie ich, der nur aus Spaß seinen mikroskopischen Privatblog betreibt, den Klassikern zeitlich ständig so deutlich voraus ist?

Es müßte doch umgekehrt sein - daß ich mir die Tagesschau mit ihren enormen redaktionelle Ressourcen ansehe und von DENEN die Neuigkeiten erfahre.

Gut, die Blogs sind oft unprofessionell, einseitig, polemisch und meinetwegen auch unseriös.
Aber IHR klassischen Medien seid dafür lahme Schnecken!
Ätsch.

Nachtrag:


Der besagte Artikel ist heute nun auch online erschienen:

DIE BETA-BLOGGER

Samstag, 19. Juli 2008

"The pope is wrong, put a condom on"

Man kann sich nicht selbst entschuldigen, wie es der deutsche Sprachgebrauch vermuten läßt, sondern nur um Entschuldigung bitten.

Benedikt auf großer Auslandsreise erlebt ein Déjà vu:
Seine zum Zölibat gezwungen Hirten können einfach nicht ihre schmuddeligen Finger von kleinen Jungs lassen.
Die pädophilen Priester poppen den Papst um das letzte bißchen moralische Autorität.
Oberhirten wie der Erzbischof von Sydney, Kardinal George Pell, handelt ebenso verabscheuungswürdig wie Kardinalskollege Law in Boston:
Ihm wurde von mehreren Missbrauchsopfern vorgeworfen, er habe die Fälle vertuscht.
Viel Schweigegeld floss auch in Australien.
Der römisch-katholische Gläubige von heute braucht ein dickes Portemonnaie, um die päpstlichen Päderasten vor der Justiz in Sicherheit zu bringen.

Dennoch wurden in Australien nach Angaben der Opferschutzorganisation Broken Rites bislang 107 Priester und andere Geistliche wegen sexueller Übergriffe verurteilt.
Weitere Prozesse laufen noch. Broken Rites geht aber davon aus, dass die Justiz über weitere Fälle, von denen kirchliche Würdenträger Kenntnis haben, noch nicht informiert wurde.

Es handelt sich dabei um nach wie vor unglaubliche Fälle - wie den des Father Terrence Pidoto von der Erzdiözese Melbourne, der über 25 Jahre hinweg ihm anvertraute Jungs belästigte.
Ein extremer Euphemismus übrigens - Father Terrence Pidoto penetrierte seine Opfer anal.
Natürlich gibt es immer einzelne Kriminelle - was diesen Fall so spektakulär macht, ist dass die Vorgesetzten wie so oft in der römisch-katholischen Kirche reagierten:
Sie vertuschten, deckten den Pater, ließen ihn gewähren, schickten ihn erneut zur Arbeit mit Kindern.
So wie Kardinal Law in Boston, so wie Bischof Müller in Regensburg, etc.
Father Terrence Pidoto nahm eins seiner Opfer, einen 13-Jährigen Jungen, sogar mit in ein Priesterseminar im Corpus Christi College und begrabbelte den Jungen dort in einem Seminarraum vor den Augen der anderen Priester und Studenten - die ihn aber alle gewähren ließen.
Corpsgeist der ekelerregenden Sorte.
Alles im Namen des Herren und der Liebe Jesu Christi.
Gegen entschiedenen Widerstand landete Vater Fürchterlich 2007 doch vor Gericht und wurde schuldig gesprochen sich in 22 Fällen an sieben Jungen vergangen zu haben.
Zu 7 Jahren und drei Monaten verurteilt, muß er nun mindestens fünf Jahre im Knast schmoren.
Das ist EINER von 107 in Australien dokumentierten Fällen.
Das australische Episkopat und der ferne Vatikan schwiegen beharrlich.
Unter massiven Druck der Opferschutzorganisationen wie Broken Rites, hat sich Ratzinger nun im Dom St. Mary in Sydney ein „Bedauern“ abgerungen.
Das Wort „Entschuldigung“ oder gar eine Bitte darum, kam dem Oberhaupt der Pädophilen-Kirche nicht über die Lippen. Sein Satz:
"In der Tat bedaure ich den Schmerz und die Leiden, die die Opfer durchgestanden haben, zutiefst, und ich versichere ihnen, dass ich als ihr Seelsorger ihre Leiden teile." stand nicht im Redemanuskript und wird daher schon als Zugeständnis des Oberkatholiken an die Opfer gewertet.
"Diese Missetaten, die einen so großen Vertrauensbruch darstellen, verdienen eine unmissverständliche Verurteilung", sagte Benedikt XVI. weiter.
Die Missbrauchsfälle hätten auch dem Ansehen der Kirche geschadet.
Damit dürfte wohl eine neue Form der euphemistischen Ausdrucksweise erreicht sein.
Ja, in der Tat - ich würde auch annehmen, daß diese Missbrauchsfälle ein klein bißchen dem Ansehen der RKK schaden - falls sie noch bei irgendjemanden Ansehen gehabt haben sollte.
Ratzinger fuhr fort: Alle sollten nun mit den Bischöfen zusammenarbeiten, um "dieses Übel" zu bekämpfen.
Sich selbst nahm er allerdings davon aus - denn es läge ja in seiner Hand den kirchlichen Hauptanziehungspunkt für sexuell infantile und vermurxte Männer aus dem Weg zu räumen.
Ein Ende des Zölibats, Frauenordinierung und Schluß mit der verlogenen Sexualmoral.
Das wären Maßnahmen, die das Kinderschänderbiotop RKK-Priestertum trockenlegen würden.

Aber das tut der Papst nicht - die von seinen Priestern vergewaltigten Kinder sind es ihm, offenbar nicht wert.

Freitag, 18. Juli 2008

NUTS

Die Pistacia vera, vulgo: Pistazie, kommt natürlicherweise in der Mozartkugel, der Mortadella und in meinem Vorratsschrank vor.
Allerdings hat sie weder der Klapperstorch gebracht, noch ist sie vom Himmel gefallen.
Nein, es ist eine Steinfrucht (korrekt also keine Nuss!) aus der Familie der Sumachgewächse (Anacardiaceae), die auf bis zu 30 m hohen Bäumen wächst, geröstet sagenhaft gut schmeckt und in gesalzener Form zu Abhängigkeit führen kann.
Es sind Fettbomben, die aber in Maßen durch ihren enormen Protein- und Vitamingehalt außerordentlich gesund sind.
Aus Sicht eines Amerikaners haben sie aber noch einen weiteren entscheidenden Nachteil:
Der liebe Gott hat sie irrtümlich fast alle im Iran angesiedelt. S
chon der zweite dicke Fehler, nebenbei bemerkt - nachdem er auch all unser schönes Öl bei den Moslems im Wüstensand verbuddelt hat.
Nobody is perfect.
Derzeit kommen - noch - 62,7 Prozent der Pistazien dieser Welt aus dem IRAN, rund 40.000 Tonnen.
Auf den Plätzen folgen die Erzeugerländer Türkei, USA, Griechenland und Syrien.
Neben der Tatsache, daß Iran der mit Abstand größte Pistazien-Exporteur ist, steht außerdem der bizarre Fakt, daß trotz meiner Massenaufkäufe ausgerechnet Israel der weltweit größte Pistazien-Importeur ist.
Da soll noch mal einer sagen, daß Gott keinen Humor hat.
Mark Keenum, der Staatssekretär aus dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium versucht sein Möglichstes um diesen unliebsamen bilateralen Steinfrucht-Verkehr zu stoppen.
Auch die Pistazie muß aus amerikanischer Sicht im Kampf gegen die Atomambitionen der Mullahs eingesetzt werden.
Eine unrühmliche Rolle bei diesem UNO-Embargo-widrigen kriminellen Handel mit dem nussigen Corpus Delicti spielen die findigen Türken:
Sie exportieren IHRE Pistazien nach Israel und stehen im dringenden Verdacht ihre Ernte mir illegalen Pistacia vera de Mullah zu versetzen.
Aber welche ist welche?
Steckt sie erst mal im Magen eines Israelis, kann man das nicht mehr feststellen.
Gut, daß der israelische Landwirtschaftsminister Shalom Simchon gewichtige Freunde in den USA hat.
Das amerikanische Handelsministerium will jetzt mit Hightech der irrlichternden Nahost-Nuß zu Leibe rücken, um die geschmacklich einwandfreie gute türkische Pistazie von der ebenfalls geschmacklich einwandfreien bösen Mullah-Nuß zu unterscheiden.
Komplizierte chemische Verfahren sollten klären können, ob die Pistazie auf renitenten iranischen Boden wuchs.
Sollte die persische Pistazie endlich aus Israel verbannt sein, wäre erstens der Weltfrieden einen Schritt näher und - ganz nebenbei - öhem - profitiert auch noch die kalifornische Pistazienindustrie vom der Lücke und will den israelischen Mangel decken.
Der Sprecher der amerikanischen Botschaft in Tel Aviv klang denn auch sehr handelspatriotisch, als er den Konflikt kommentierte: "Als stolzer Sohn Kaliforniens finde ich ja, dass Israelis amerikanische Pistazien essen sollten, und keine iranischen."
Das letzte Wort werden nun wohl die israelischen Verbraucher sprechen:
Die patriotisch korrekte Kalifornische Pistazie ist zwar formschön und groß, schmeckt aber leider nur wie ein mehliger Abglanz der persisch-würzigen Originalnuss.

Unser aller Merkel, die sich sonst gerne demonstrativ auf Bush’s Seite schlägt, hat einen Erfolg der deutschen Wirtschaft besser nicht lobend erwähnt:
Just war eine hochrangige iranische Wirtschaftsdelegation in Deutschland.
Empfangen wurde sie von der IHK München, in Hamburg und beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin.
Statt den Amerikanern selbstbewußt zu signalisieren, daß wir das für ein sinniges Mittel der bilateralen Vertrauensbildung halten, duckt man sich lieber devot vor Bush buckelnd weg.
Dem Präsidenten der iranischen Handelskammer Mohammed Nahavandian ist dabei gar nicht so bange.
Ein Zurückweichen der EU-Handelspartner - an der Spitze Deutschland mit einem Iran-Handelsumsatz von knapp 4 Milliarden Euro - hinterläßt kein Vakuum.
China und Russland springen nur allzu gerne ein.
Der Iraner Nahavandian mahnte die Deutschen dennoch, die Sanktionen hätten sie bereits Tausende Aufträge gekostet.
Tja, Frau Merkel, wenn Sie meinen, daß das notwendig ist, um sich im Weißen Haus lieb Kind zu machen und die Deutschen s o doof sind so eine Gaga-Politik mit Beliebtheitswerten in unermessliche Höhen zu goutieren, kann ich dagegen leider nichts machen.

Aber WEHE wenn ich in Zukunft auch die garantiert Aroma-freien Schwarzeneggernüsse essen muß!

Dann werde ich ECHT sauer!

Donnerstag, 17. Juli 2008

Volksverdummung

Wenn es irgendwas gibt über das ich ungerne schreibe, dann ist es Sport.

„Das Wort „mental“ kenne ich gar nicht –
nur eine Zahnpasta, die so ähnlich heißt“
(Rudi Assauer)

Da wollte ich eigentlich zwischen dem Monat des kollektiven Gagatums rund um die krummbeinigen Fußball-Erbsenhirne und dem Beginn der großen globalen IOC-Funktionärs-Bebauchpinselung in Peking ein bißchen Ruhe vor dem Leibesertüchtigungswahn haben, aber man läßt mich nicht.

„Man hetzt die Leute auf mit Tatsachen,
die einfach nicht der Wahrheit entsprechen“
(Olaf Thon)

A posteriori der EM sind die verstandesfreien Balltreter leider immer noch nicht aus der allgemeinen Berichterstattung verschwunden - jeder private Pups wird einmal quer durch die Gazetten gewälzt.

„Spätzle habe ich zwar noch nicht gegessen,
aber im Allgemeinen mag ich Geflügel“
(Thorsten Legat nach seinem Wechsel zum VfB Stuttgart)

Die Tour de Trance hatte ich leider auch vergessen. Gab es da nicht schon letztes Jahr Versprechen der öffentlich rechtlichen Sendeanstalten, daß man nicht mehr übertragen werde?
Leider sind wir keinen Millimeter im Erkenntnisprozeß weiter gekommen und ich könnte schlicht mein Posting von vor genau einem Jahr wiederholen:

Wenn irgendwas so richtig nervt in diesem Sommer, so sind das diese spiddelärmigen, krummrückigen Epo- und Testosteron-Fresser, die zur Zeit in ihren albernen knallengen SM-Höschen durch Frankreich rasen.
Nur muß man als GEZ-Zahler den Mist erstens finanzieren und zweitens auch noch ertragen, daß jede Zeitungs-Titelseite und jede Nachrichtensendung mit einem maximal geheuchelten „Oh Schock schwere Not – nun hat auch noch Stinkewitz gedopt“ beginnt.

Aber schlimmer geht immer: Gerade die Nachrichtenflaggschiffe Spiegel und Tagesthemen sind sich selbst nicht zu peinlich, um mit überraschten und empörten Doping-Enthüllungen zu titeln.
Es erinnert mich verdammt an die Kohl’schen Neujahrsansprachen, die so seicht, sinnfrei und saudumm daher kamen, daß die Fernsehnation auch nicht bemerkte, als die ARD Sylvester 1986 einfach die alte Ansprache vom Jahr davor wiederholte.
Nicht daß es weiter interessant wäre - nur der Vollständigkeit halber:
Der diesjährige prominente Fall heißt Riccardo Riccò, der die beiden Bergetappen in diesem Jahr in beeindruckender Manier gewann.
Und nun - ÜBERRASCHUNG ÜBERRASCHUNG - stellt sich heraus, daß die Muskelbombe mit Atomantrieb nicht nur mit Müsli und Training so schnell wurde.
Zur Klarstellung: Mich interessiert weder Radfahren, noch habe ich irgendwelche moralischen Einwände gegen Doping. Ich bin ausdrücklich dafür das zu erlauben.
Nett wäre es, wenn man auch erfahren würde, welche Coctails sich die rasenden Eierpresser eingepfiffen haben, so daß man weiß welches Präparat auch wirklich wirkt.
Als Sponsoren sollten dann am besten auch gleich die Pharmakonzerne direkt in Erscheinung treten. Wo ist das Problem??

Wodurch sich aber wirklich meine Fußnägel hochbiegen, ist die Leserverdummung, die die Nachrichtenportale ihren Lesern antun.
Dafür zahle ich also GEZ und Spiegel-Digital-Abo, um dann in abendfüllenden Großaufmachern zu erfahren, was ungefähr so überraschend ist wie das Amen in der Kirche.
Beim Radrundfahren dopt jemand?? Unglaublich!
Welche sagenhaften Erfüllungen werden wohl noch auf die Leser losgelassen?

Daß Papst Benedikt XVI ein Katholik ist?
Daß Helmut Kohl Übergewicht hat?
Daß George W. Bush nicht immer ganz erfolgreich war mit seiner Außenpolitik?
Daß das Öl knapp wird?
Daß Kader Loth doof ist?
Daß Fastfood ungesünder als Obst ist?
Daß nicht jeder der Lotto spielt auch Millionär wird?

Mittwoch, 16. Juli 2008

Falsche Worte, richtige Taten

Zu Beginn der Ära Bush stand schon eine spektakulär dämliche Formulierung; der Ausweis der Bush’schen Unkenntnis von der Welt: Iran, Irak und Nordkorea wären die Achse des Bösen, also Schurkenstaaten, die nach Massenvernichtungswaffen strebten und den Terror unterstützten.
Daß nun am Ende der Ära Bush Amerika als das Land dasteht, das NATÜRLICH selbst auf dem größten Arsenal A-, B- und C-Waffen sitzt und eine gewaltige Rekrutierungskampagne für die internationalen Terrororganisationen losgetreten hat, ist hier nur ein Witz am Rande.
Klar ist aber inzwischen, daß es im Irak keinerlei Massenvernichtungswaffen gab und auch keine Al-Kaida - dennoch wurde Irak bekanntlich von Bush platt gemacht.
Nordkorea hingegen brüstet sich sogar mit der A-Bombe, hat angeblich sogar eine gezündet - wenn es auch aus amerikanischer Perspektive eher ein Bömbchen war.
Nordkorea wurde aber bekanntlich nicht von Bush angegriffen und ist inzwischen sogar von Bush’s Schurkenliste gestrichen worden.
Selbst mit seinem Erbsenhirn hat der präpotente Texaner offenbar begriffen, daß die Kraft nicht mehr für weitere Kriege reicht.

Bleibt der Iran.
Was sollte ein iranischer Präsident aus dem amerikanischen Verhalten anderes lernen, als sich ein Vorbild an Nordkorea zu nehmen?
Nachbar Saddam hatte schließlich wunschgemäß alle Massenvernichtungswaffen deinstalliert und die UNO-Inspektoren prüfen lassen - gedankt wurde es ihm nicht.
Wozu sollte also der Iran devot auf die USA zugehen; dem Land, daß sich selbst nicht an den Atomwaffensperrvertrag hält und sogar andere Länder die sich völkerrechtswidrig eigene Atomwaffen beschafft haben - ich nenne Indien und Israel - zu engsten Freunden geadelt hat.
Iran-Experte Volker Perthes beklagt darüber hinaus in der aktuellen ZEIT, daß dem Iran von Seiten der USA kein attraktives Angebot gemacht würde.
Stattdessen operiert der amerikanische Geheimdienst im Iran und strengt sich an durch die Unterstützung radikalislamistischer Mitglieder ethnischer Minderheiten Unruhen in iranischen Grenzprovinzen zu fördern.
Was man auch nur im Entferntesten falsch machen kann, macht das Weiße Haus auch verkehrt.
So mahnt Perthes an, die USA sollten nicht versuchen, Revolutionsführer Chamenei als »nicht gewählten Entscheidungsträger« zu delegitimieren.
Als ob bei den engen Freunden der USA in der Umgebung stets demokratische Wahlen üblich wären.
Wann ist eigentlich Staatsoberhaupt und Regierungschef König Abdullah Al Saud, in dessen Land Menschenrechte nun wahrlich steifmütterlich behandelt werden, gewählt worden?
Oder das Staatsoberhaupt von Kuwait, Emir Scheich Sabah al-Ahmad al-Dschabir as-Sabah?
Da ausgezeichnete Beziehung zur gesamten Familie Bush bestehen muß es sich wohl um mustergültige Demokraten handeln.
Statt auf Sanktionen und Härte zu pochen, wie es Buch in Meseburg mit der devot zustimmenden Busenfreundin Angie tat, sollte man genau das Gegenteil tun und den Iran als den idealen Partner der EU und der USA begreifen.
Perthes: Eine europäisch-iranische Partnerschaft mit strategischen Dimensionen würde insbesondere die Bereiche Energie, Entwicklungsfragen, Wissenschaft und Technik betreffen. Tatsächlich hat kein anderer Staat in der Region des Persischen Golfes oder des Nahen und Mittleren Ostens ein ähnliches Potenzial. Langfristig wäre Iran mit seiner gut ausgebildeten Bevölkerung, seinen Bodenschätzen, seiner urbanen Tradition und Kultur sowie seiner geopolitischen Position der natürliche Partner Europas in der Region.
Perthes‘ neues Buch „Iran“ wird im August bei Suhrkamp erscheinen.

Auf ganz ähnliche Weise plädiert auch Christoph Bertram für einen radikalen Wandel der westlichen Politik gegenüber dem Iran.
Seine bereits erschienene Schrift ist ebenfalls sehr zu empfehlen:
Christoph Bertram: Kooperation, statt Konfrontation Für eine andere Iran-Politik. Ein Standpunkt; Edition Körber Stiftung, 2008; 91 S., 10,- € Herausgegeben von Roger de Weck.
Die Gefahr eines iranischen Angriffs auf Israel oder gar Europa und die USA sei auch deshalb so gut wie ausgeschlossen, weil dem Regime in Teheran bewusst sei, dass ein solcher Schritt einer Selbstvernichtung gleichkäme. Auch das Argument, Iran wolle durch nukleare Bewaffnung die Rolle einer regionalen Großmacht spielen, sei nicht überzeugend. Diese Rolle habe Iran dank der falschen Politik des Westens bereits ohne Atomwaffen übernommen.
Die Bush-Regierung fordert bedauerlicherweise das Gegenteil:
Mit „Schurkenstaaten“ spräche die USA ohnehin nicht und fordert gerade vom wichtigen iranischen Handelspartner Deutschland eine Verschärfung der Wirtschaftssanktionen.

Glücklicherweise ist Bush grundsätzlich aber nie glaubwürdig - was er öffentlich heraus posaunt, hat mit der Realität kaum jemals was zu tun.
Es gab wohl kaum je einen Präsidenten eines so großen Landes, der dermaßen dreist und durchgehend log.
Da überrascht es schon weniger, daß wir heute lesen, daß Staatssekretär William Burns, die „Nummer drei“ im State Department am Samstag in Genf an den Atomverhandlungen mit Iran teilnehmen soll.
Bush’s Regierung redet also nun mit dem Regime, mit dem zu reden er stets ablehnte.

Ganz ähnlich sieht es bei den Wirtschaftssanktionen aus, die Bush so vehement von den Europäern einfordert:
Die Iran-Exporte amerikanischer Firmen boomen. Und sie boomen besonders stark, seit George W. Bush Präsident der Vereinigten Staaten ist. US-Waren im Wert von 150 Millionen Dollar wurden allein im letzten Jahr nach Iran verschifft. Immerhin zwanzig Mal mehr als beim Bushs Amtsantritt.
Die USA tun also genau das Gegenteil von dem was Bush behauptet - mal wieder.
Öffentlich wird getönt, daß alle Optionen - AUCH DIE MILITÄRISCHE - auf dem Tisch lägen, daß Iran isoliert und wirtschaftlich komplett abgeschnitten werden müsse und während dessen macht Gods Own Country selbst den dicken Reibach mit dem „Schurkenstaat“.
Amerikas Iran-Exportmeister ist der Bundesstaat Georgia: Der lieferte in den letzten acht Jahren Zigaretten im Wert von über 200 Millionen Dollar.
John McCain, der auf diese Tatsache angesprochen wurde, ist natürlich völlig ahnungslos.
Eine gute, weil auf Dauer tödliche Sache befand dazu sarkastisch John McCain.

GONG.
Sollte es tatsächlich möglich sein, daß ein noch Bekloppterer als GWB selbst US-Präsident wird?

Dienstag, 15. Juli 2008

Ach ja, das Alter........

Internet ist nichts für alte Leute - jedenfalls nicht, wenn sie schon derartig alt sind, wie John McSame.
Mit seinen 71 Jahren ist er einfach schon zu gerontig, um sich noch mit Computern zu befassen.
Natürlich weiß er theoretisch was ein Computer ist und was das Internet vermag.
Kann man aber als Präsident wirklich Entscheidungen zur Technologie treffen, wenn man nicht sich nicht wirklich eine eigene Vorstellung davon machen kann?
Dazu gibt es verschiedene Ansichten.
Immerhin gibt McShame seinen Kritikern, die behaupten er sei zu alt, um einen glaubwürdigen Neuanfang in Amerika zu wuppen, eine Steilvorlage indem er sich als Computer-Abstinenzler präsentiert.
Kann so ein potentieller Geriatrie-Patient das mächtigste Land der Welt führen?
Nach den sinnfreien Diskussionen um Geschlecht und Hautfarbe der demokratischen Präsidentschaftskandidaten, muß sich nun die rechte Seite fragen lassen wie alt eigentlich 71 ist - geboren 29. August 1936.
Offenbar ist er schon mal geistig greiser als eine australische Dame, die just starb.
Olive Riley machte sich das Bloggen im Februar 2007 zueigen - im zarten Alter von 106 Jahren. Ihre weltweit gelesenen Geschichten waren so beliebt, daß ihre Webseite eines Tages im Januar 2008 zusammenbrach - 350.000 Besucher hatte sie an einem Tag.
Computer, Internet, bloggen?
Für Olive Riley nicht das geringste Problem - sie freundete sich auf Anhieb mit dem Medium an und schrieb bis Juni 2008 über 70 Postings in zwei Blogs.
Allerdings nannte sie es stattdessen „Blob“ und „Blobbing“ - ein sinniger Neologismus, der es doch eigentlich phonetisch viel besser trifft.
Mrs. Riley starb am 12. Juli 2008 im Alter von 108 Jahren und hinterläßt eine weltweit trauernde Fangemeinde.


Nachtrag:

Spiegel TV hat es nun auch mitbekommen.

Montag, 14. Juli 2008

Deutschland und Amerika Kopf an Kopf.

Im Februar dieses Jahres schienen Stefan Bonner und Anne Weiss; die Autoren des Buches "Generation Doof" zu belegen, daß die Deutschen soweit im intellektuellen Keller abgestiegen sind, daß sie in Konkurrenz mit den geistigen Tiefbauern der untersten Etagen des Planeten getreten sind.
Weisen TV-Analytikern wie Oliver Kalkofe schwante es schon lange, daß ein Volk, das johlend Kader Loth und BigBrother zu Füßen liegt, offenbar nichts mehr mit dem zwar schmeichelhaften, aber doch irrealen Bild des Dichters und Denkers zu tun haben könne.
König Boris von Fettes Brot auf "Delta Radio":
"Ich frag mich, was das über ein Land aussagt, wenn nachts Frauen im Fernsehen oben ohne nach Automarken mit ,A' fragen und dann Leute anrufen und ,BMW' sagen. Da kann irgendwas auf beiden Seiten nicht stimmen."
(erschienen am 12. März 2008 im Hamburger Abendblatt)
Da wird im Armutsbericht inzwischen von Bildungsarmut gesprochen - ganze Stadtviertel sind zu hirnfreien Enklaven mutiert.
Durch das hartnäckige Festhalten der CDU an Restschulen und Verwahrungsanstalten haben wir mittlerweile 5 Millionen Analphabeten in Deutschland produziert - 80.000 Schüler verlassen jedes Jahr ganz ohne Zeugnis für immer die Schulen.
Das sind fast zehn Prozent eines Jahrgangs, die laut dem ebenfalls gerade erschienenen Bildungsbericht der Regierung der Schule ohne Abschluss den Rücken kehren, jeder fünfte 15-Jährige kapituliert vor einfachen Lese- oder Mathematikaufgaben, zwei Jahre nach Schulende hat nicht einmal jeder zweite Hauptschüler eine Lehrstelle gefunden – obwohl die Wirtschaft längst über Lehrlingsmangel klagt.
Sinnig ist das nicht.
Hat Kalkofe, dessen neues Buch (erschienen bei Lappan 2008) den Titel trägt: „Geschafft! Wir sind blöd“, recht damit, daß deutsches TV uns die letzten Hirnzellen abgesaugt hat?
Er träfe sich mit der Definition der Autoren Weiss und Bonner:
Zur "Generation Doof" gehören die Kinder, die einen Baum nicht mehr vom anderen unterscheiden können. Oder Leute, die mit einem geradezu unheimlichen Unwissen ins Fernsehen gehen und sich da als Experten hinstellen. Zeitgenossen, die einfach mal in eine Videokamera furzen und das ins Internet stellen, weil's vermeintlich lustig ist. Prägend für die "Generation Doof" ist aber, dass sie ihre Dummheit lustig und toll findet. Man ist stolz darauf, und dieses Problem wird in die Zukunft reichen. Dazu gehören die Jugendlichen, die Dieter Bohlen als Vorbild haben, aber auch Eltern, die ihre Kinder vor dem Fernseher parken.
Läßt man den Blick aus teutonischer Imbezillität über den Atlantik schweifen und erwartet dort die noch vor 5 Jahren eindrucksvoll von Michael Moore charakterisierten Könige der Doofheit in den USA anzutreffen, wird man überrascht: Hollywood goes intellektuell.
Die Leute vom TV machen komplizierte und anspruchsvolle Dinge - Qualitativ sehr viel besser, als der Dreck, den das deutsche Fernsehen produziert!
Die NYT schrieb, daß die SOPRANOS kulturell das bedeutendste Ereignis der letzten 25 Jahre wären. Gewagte These - aber da ich die ersten Staffeln gesehen habe, neige ich dazu dem zuzustimmen.
Das war wirklich BRILLANT gemacht!
Wer hätte gedacht, daß ich mal so ausdrücklich die amerikanische Kultur loben muß!
Wie konnte es passieren, daß das Ami-Volk, das just noch tumb durch die Welt pekzierte auf einmal Gefallen an Hochkarätigem fand?
Haben sie uns Deutsche etwa bildungsmäßig abgehängt?
Soweit ist es aber doch wohl nicht - wie ich mit Beruhigung anhand des Bestellers von Prof. Mark Bauerlein (Emory-Universität Atlanta) feststellen konnte: The Dumbest Generation: How the Digital Age Stupefies Young Americans and Jeopardizes Our Future (Or, Don't Trust Anyone Under 30)
Offenbar war es auch hier mal wieder das Internet, das dem amerikanischen Durchschnittsintellekt den Quantensprung in Richtung Einzellerdasein verpasste. Die unter 30-Jährigen haben sich von allen klassischen Bildungskanälen verabschiedet und surfen sich im Netz um die letzten Synapsen der Großhirnrinde. Die Ignoranz seiner Landleute kann der Autor kaum glauben:
"The ignorance is hard to believe ... It isn't enough to say that these young people are uninterested in world realities. They are actively cut off from them. ... They are encased in more immediate realities that shut out conditions beyond -- friends, work, clothes, cars, pop music, sitcoms, Facebook.''
Schriebe man bei MySpace und anderen Kommunikationsplattformen in korrekter Grammatik und ausformulierten Sätzen, mache man sich zum Gespött der Mitspieler.
Bücher würden nicht nur NICHT gelesen, sondern seien inzwischen auch noch verpönt.
Telepolis drückt es so aus:
"Doof ist cool" im modernen Amerika. Die Amerikaner würden immer unwissender: Heute glauben laut Newsweek mit 41 Prozent mehr US-Bürger denn je allen Ernstes, dass Saddam Hussein in die Anschläge vom 11. September 2001 verwickelt gewesen sei. Rund 40 Prozent der Amerikaner unter 44 Jahren haben 2007 kein einziges Buch gelesen. Etwa ein Drittel der jungen US-Bürger können weder den Irak noch den Bundesstaat New York auf einer Landkarte zeigen.
Wer wird sich am Ende durchsetzen und die Krone des Idiotischsten Volks der Welt gewinnen?
Oder kann man sie gar nicht gewinnen, da sich die Nationen fortwährend gegenseitig den Rang ablaufen?
Da ist man gerade noch mit Schüttellähmung und Harzflattern beschäftigt, weil man gelesen hat, daß die Musikerin Kellie Pickler in einer Quizshow nicht wußte, daß Europa aus mehreren Nationen besteht ( "Was, ich dachte, Europa sei ein Land?") und schon toppt Deutschland das wieder mit unlösbaren BigBrother-Fragen à la „Wie viel ist ein Dutzend?“

Sonntag, 13. Juli 2008

Reaktionärer Rabbi rettet die Rowdys.

Fast acht Jahre hockt der christlichste aller christlichsten Präsidenten im Oval Office des christlichsten aller christlichen Länder. Das Ergebnis ist bekannt:
Außenpolitische Totalkatastrophe, Verstrickung in diverse nicht gewinnbare Kriege, weltweites Ansehen für Generationen ruiniert, Ökonomie gegen die Wand gefahren und nun neuerdings auch noch das eigene Volk in den Pornowahn getrieben.
Hilfe naht nun aber vom New Yorker Rabbi Shmuley Boteach, gerade 41 Jahre alt, aber schon zwei Dekaden Rabbiner. Der Bestsellerautor (Kosher Sex und Dating Secrets of the Ten Commandments -gewidmet Michael Jackson!), 1999 von der TIMES als "Preacher of the Year" ausgezeichnet, erkannte die maximale Misere des Mannes:
Die Geld-besessenen Frauen nutzen ihn als „wandelnden Geldautomaten“.
Genauso fürchterlich wirkt sich eine andere weibliche Eigenschaft aus; Ihre Unkeuschheit:
„Männer sind mit Frauen zusammen, die zuvor mit so vielen anderen Männern zusammen gewesen sind, dass der moderne Mann das Gefühl hat, schon körperlich an Normen gemessen zu werden, die er unmöglich erreichen kann.“
Der zwar immer noch vögelfreudige, aber von seiner lüsternen Ehefrau eingeschüchterte Mann, flüchtete aus reiner Verunsicherung in die Pornografie, die in Amerika inzwischen zu einer Volksseuche geworden sei.
Pornos, Onanie, Seitensprünge und Alkohol sind doch das unausweichliche Resultat der sexuell verbrauchten Ehefrauen:
The attentions of another woman makes him feel like a winner. Alcohol numbs his heart even as it poisons his soul. And pornographic addiction, which is becoming an epidemic among American men, allows him to experience a similar numbness, the non-feeling of emotionlessness, which is the real reason so many men masturbate, for the bliss that follows sexual climax. He wishes not to feel because when he does feel, all he feels is pain.
Nun ist Rabbi Shmuley kein reiner Ankläger; nein er hat glücklicherweise auch die Lösungen parat.
Sein aktuelles Buch „The broken American male and how to fix him“ (Der kaputte amerikanische Mann und wie man ihn wieder hinkriegt) weiß Rat:
Orientierung an der Bergpredigt und Reinstallation des Mannes als Vorstand der Familie, der sich damit beschäftigt Kinder zu zeugen:
„In einer solchen Familie kann der Mann endlich wieder das von seiner liebenden Frau unterstützte Oberhaupt sein“.
Shmuley Boteach, Vater von acht Kindern, empfiehlt die totale Rückbesinnung auf biblische Normen - je mehr Kinder, desto größer Gottes Segen.

Wer wüßte das nicht - ist nicht das größte Weltproblem die fürchterliche Unterbevölkerung? Wo sollen wir bloß hin mit all dem Überfluss an Nahrung und Ölreserven???
Der Atmosphäre geht bekanntlich auch das CO2 aus - da sind dringend noch ein paar Millionen mehr Amerikaner (mit dem höchsten CO2-Ausstoß pro Kopf weltweit) erforderlich.

Obama und McSame geben sich bereits die allergrößte Mühe so religiös wie möglich zu erscheinen - ob SIE den amerikanischen Mann retten können?

Immerhin ist der denkbar größte Alptraum - quasi der Sargnagel der männlichen Existenz - zunächst einmal abgewehrt:

Es wird keine Frau ins Oval Office einziehen! Besteht also noch Hoffnung den gemeinen Amerikaner vor einem totalen Verfall in Masturbation, Alkohol und Pornos zu retten?

Samstag, 12. Juli 2008

Wirtschaftshilfe à la Bush

In der US-Verfassung kommt das Wort „Gott“ nicht vor.
Aber um Präsident zu werden muß man religiös sein. Ronald Reagan trieb das vor knapp drei Dekaden auf einen vorläufigen Höhepunkt, indem er all seine Reden mit Bibelzitaten und Glaubensbekenntnissen ausschmückte. Die "God Revolution" nennen das Historiker heute.
Eine selbsternannte „moral majority“ übernahm das Ruder in der veröffentlichen Meinung; Prüderie und naives Bibelverständnis griffen nachhaltig um sich.
Moral ist freilich ein dehnbarer Begriff, so muß man hinzufügen, daß die amerikanische Moral klare Eckpfeiler hat:
- Todesstrafe, Waffen für jeden und homeschooling: JA.
- Ein ebenso klares NEIN zu Abtreibung und Homo-Ehe.
Das alles garniert mit einer immer ausgedehnteren Überwachung und Bestrafung der Unsittlichkeit. Ein nicht weg retouchierter Nippel auf einem Werbephoto, ein versehentlich ausgesprochenes „shit“ und schon hagelt es empfindliche Geldstrafen der Zensurbehörde FCC.
Inzwischen ist es die wichtigste Forderung an einen zukünftigen Präsidenten, daß er fromm und bibelfest sein muß. Umfragen belegen, daß dies ein weitaus wichtigeres Kriterium bei der Wahlentscheidung ist, als beispielsweise politische Kompetenz.
Genau so konnte GWB Präsident werden, obwohl nach den TV-Duellen mit Gore und Kerry eine klare Mehrheit der Zuschauer erklärte, daß GWB weniger Kompetenz für den Job hätte.
Aber Bush erschien religiöser und so wählten die durch und durch von christlicher Moral durchdrungenen Amerikaner lieber ihn.
Die Amerikaner geben für Pornografie mehr Geld aus als für Theater, Museen und andere Kultureinrichtungen zusammengenommen.
Mehr als für die Nationalsportarten Football, Baseball und Basketball zusammen.
Sex ist der ökonomische Schmierstoff des land oft he free.
Andrian Kreye nennt ein paar Zahlen:
Zehn bis fünfzehn Milliarden Dollar gibt Amerika jedes Jahr für Pornografie aus. Mehr, als für Kinokarten, Schallplatten oder Videospiele.
Technisch ist der gemeine USA-ling dabei seinem Geschlechtsverkehr-fixierten europäischen Bruder etwas hinterher - boomen doch auf der Ostseite des Atlantiks längst hardcore-Pornoclips aus dem Internet zum downloaden, während in gods own country noch jedes Jahr 700 Millionen Pornovideos ausgeliehen werden.
Amerika holt aber auf: Dr Windsor Holden vom Juniper Research schätzte in einer Studie, daß sich der amerikanische Online-Pornomarkt ('adult services') auf dem diesbezüglich etwas „unterentwickelten nordamerikanischen Kontinent“ bis zum Jahr 2010 auf 3,5 Milliarden Dollar Umsatz ausweiten werde. Es wäre sogar noch mehr Umsatz möglich, da das Geld für Fickfilme in den christlichen US-Portemonnaies sehr locker sitze:
users of adult services are far less price sensitive than consumers of other mobile entertainment services.
Eine rosige Zukunft steht der Branche bevor - aber George W. Bush kann es als echtem Republikaner nie genug Wirtschaftswachstum sein, so heizte er das kollektive Wichsen vorm Bildschirm seiner Landleute noch zusätzlich an:
Ein Steuergeschenk von bis zu $1.200 als Scheck pro Steuerzahler wurde ein voller Erfolg wie die Adult Internet Market Research Company (AIMRCo) süffisant feststellte.
Kaum waren die frohen Dollarschecks verschickt, ging das Geschäft mit Onlinepornos in phallische Höhen wie unter Viagra.
(“uncharacteristic" increase in spending on online pornography since the cheques were sent out)
Eigentlich läuft das www-Sexgeschäft im Sommer nämlich sehr schlaff und nicht amerikanisch steifansteigend.
Aber mit den Bush’schen Extradollars verzeichneten die wenig sittlichen Kopulationsfilmchen einen Zuwachs von bis zu 30 %.
Jillian Fox, der Sprecher von LSGmodels nennt die präsidiale Vögelbeihilfe dementsprechend 'stimulus package', das dankbar angenommen wird.

Na also - Bush kann doch funktionierende Wirtschaftspolitik betreiben!