TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Sonntag, 31. Juli 2011

Bleibt alles gleich.

Nach Biedenkopf, Kohl und Rühe meldet sich nun auch Ex-MP Erwin Teufel mit einem weinerlichen „Angela ist doof und früher war alles besser“ zu Wort.
Die CDU leide an Profillosigkeit, was die Stammwähler verschrecke. Der Union fehle es an einem wirtschaftspolitischen Gesicht. Die CDU sei zu abgehoben und zu wenig volksnah. Die CDU vernachlässige christliche Werte und ihre traditionelle Rolle als Europa-Partei.
(SZ, 31.07.11)

Dabei gibt es durchaus Politikfelder, bei denen sich die Union sehr sehr treu bleibt und keinen Deut an der Strategie ändert.

Großprojekte fern der Öffentlichkeit auszuklüngeln, sie dann extrem ideologisch erhöht propagieren und schließlich mit Gewalt durchzusetzen ist immer noch ein Markenzeichen.

Matthias Filbinger, inzwischen ergrünter Sohn des konservativsten aller CDU-Ministerpräsidenten, setzte sich nicht öffentlich mit der Nazi-Vergangenheit seines Vaters auseinander. Lange blieb er der CDU treu. Aber eins gefiel ihm schon vor 35 Jahren nicht.

1967 gingen in Baden-Württemberg die ersten Demos los, zunächst gegen Fahrpreiserhöhungen, später gegen den Bau des Atomkraftwerks Wyhl, 1975 ordnete Hans Filbinger den Einsatz von Wasserwerfern an. Der Sohn hat mit ihm das ganze Leben darüber gestritten. »Erkläre öffentlich, dass das falsch war«, habe er immer wieder gesagt, erinnert sich Matthias Filbinger. Erst mit 90 Jahren habe der Vater eingeräumt: Es war falsch. Deshalb hat Matthias Filbinger der Streit um Stuttgart 21 so aufgeregt. Wie kann eine konservative Regierung nur so gar nichts aus der Geschichte lernen, hat er sich gefragt.
(ZEIT-Magazin 27.7.2011)

Es gibt viele dieser Beispiele - Wackersdorf, Kalkar, Wyhl, Gorleben, Stuttgart21, Startbahn West - bei denen Unionspolitiker dem Volk nicht verständlich machen konnten, worin der Sinn dieser Gigantomanien lag und stattdessen auf Wasserwerfer und Polizeiknüppel setzten.

Das ist schließlich das, was einen Konservativen daran so antörnt an der Regierung zu sein:
Man gebietet über die Staatsmacht und setzt sie gern ein.
Polizei und Bundesgrenzschutz reichen da keineswegs aus, obwohl auch die schon über nettes Spielzeug verfügen. Lieber noch möchte man die komplette Datenspeicherung und Bundeswehreinsätze im Inland.

Die im Februar zum Teufel gejagte Hamburger CDU-Regierung schaffte noch unmittelbar vor ihrem Ende ein neues Einemillioneuro-Monster an.

Hamburgs Polizei fährt ein ganz schweres Geschütz auf: Den „WAWE 10000“ – der mordernste Wasserwerfer der Welt. Das Ungetüm soll von nun an bei Demos und Krawallen Randalierer im Zaum halten. Morgen kommt das Wasser-Monster erstmals zum Einsatz. Innensenator Heino Vahldieck (CDU) übergab den „WAWE 10000“ gestern offiziell der Polizei. Vahldieck: „Meine sehr verehrten Damen und Herren, dieses futuristische Teil ist ein Wasserwerfer!“ Der Neue löst den grünen „WAWE 9000“ (9000 Liter Fassungsvermögen, Baujahr 1983) ab. Der Super-Wasserwerfer strotzt vor Superlativen: 33 Tonnen schwer, 408 PS stark, 10 Meter lang, 2,55 Meter breit, 3,7 Meter hoch, 10000 Liter Fassungsvermögen – eine Million Euro teuer. Die Scheiben bestehen aus bruchfestem Lexan-Kunststoff. Selbst die größten Steine können der Panzerung nichts anhaben: Bei Tests wurden Betonplatten aus zehn Metern Höhe auf den Wagen geschleudert – ohne Folgen.
(Malte Steinhoff 10.02.2011)



Eins der nächsten potentiell straßenschlächtigen Projekte steht in Bayern auf dem Plan.

Eine Art München 21, bei dem ganz nach Stuttgarter Vorbild die verantwortliche Landesregierung trickst, tarnt und täuscht.
Es geht um eine dritte Startbahn für den FJS-Flughafen. Die CSU-Regierung kalkuliert hier offiziell mit Kerosin-Kosten, die jetzt schon 300% höher liegen.

Kerosin ist ein massiver Kostenfaktor in den Bilanzen von Airlines. Durchschnittlich entfallen um die 30 Prozent der Betriebskosten einer Fluggesellschaft auf den Sprit. Was passiert, wenn Kerosin teuer wird, sieht man derzeit: Die Lufthansa erhebt Zuschläge, und Air Berlin rutscht in die roten Zahlen. Unnötig zu sagen, dass die Entwicklung des Ölpreises Einfluss auf Flugaufkommen und Passagierzahlen hat. Vor allem Billigflieger, die sonstige Kosten auf ein Minimum drücken, sind von Ölpreisschwankungen empfindlich betroffen. Doch über dieses Thema geht das entscheidende Gutachten für den Flughafen München mit erstaunlicher Leichtigkeit hinweg. Gerade mal zwei Seiten zum Ölpreis finden sich in dem 364 Seiten starken Schriftstück. Und die dort aufgeführten Prognosen klingen aus heutiger Sicht absurd. Für das Jahr 2020 wird ein Rohölpreis von 50 Dollar das Barrel vorhergesagt. Bereits heute kostet dieses 159-Liter-Fass 117 Dollar. Dass der Ölpreis bis 2020 auf 50 Dollar sinken könnte, halten derzeit weder unabhängige Experten noch Behörden wie die Internationale Energieagentur IEA für denkbar.
(SZ 30.07.2011)

Nun kann man allerdings die Begriffe „seriöse Planung“ und „CDU/CSU“ beim besten Willen nicht in einen Zusammenhang bringen.

Der Grünen-Landesvorsitzende Dieter Janecek sagte mit Blick auf das Gutachten, die Verkehrsplaner in Bayern und im Bund betrieben "Voodoo-Ökonomie, die jeder seriösen Grundlage entbehrt". Solch sinnfreie Prognosen seien offenbar notwendig, um das Verkehrsprojekt zu rechtfertigen.
(SPON 30.07.2011)

Die Kombination von unseriösen Projekten, Machtarroganz und Wasserwerfern hat im Nachbarland BW die Schwarzen die Macht gekostet.
Der neue Grüne MP versucht es nun mit ehrlichem Dialog mit den Bürgern.
Solche absurden Methoden sind in Bayern noch unbekannt.
Da haut man noch drauf.

Allerdings sind die Zeiten, in denen CSU-Spitzenpolitiker gottgleich verehrt werden auch in Bayern vorbei, wie gerade CSU-Pöbelgeneral Dobrindt erleben konnte, als er sich unter eine Demo gegen die Startbahn 3 mischte.



Samstag, 30. Juli 2011

Freunde in der Not.

Plagiator Guttenberg hat erlebt auf wen man sich verlassen kann, wenn es wirklich eng wird.
Als schon offensichtlich war, daß er 95% seiner Summa-cum-laude-Doktorarbeit aus Zeitungsartikeln abgeschrieben hatte, sich seine Ministerkollegin Schavan öffentlich für ihn schämte und die Doktoranden der Bundesrepublik gegen ihn Sturm liefen, beharrte er immer noch darauf „in mühseliger Kleinarbeit über viele Jahre“ jedes Wort selbst geschrieben zu haben.
„Meine Dissertation ist kein Plagiat“ ließ der vielfach überführte Profilügner wissen.

Der Mann, der auch sein zweites juristisches Staatsexamen nicht geschafft hatte und nur mit Sondergenehmigung ob seiner vorherigen grottenschlechten Leistungen als Jurastudent überhaupt zur Promotion zugelassen wurde (eine Guttenberg-eigene Firma „spendete“ mehrere Hunderttausend Euro an die Uni Bayreuth), behielt bis zum Schluß mächtige Unterstützung vom den Profis der Lüge: Springers BILD.

Pikantes Detail: Der BILD-„Chef vom Dienst“ heißt Karl Ludwig Johann Nepomuk Gotthelf Hubertus Maximilian von und zu Guttenberg und ist ein Onkel des Ex-Verteidigungsministers.

Die BILD ist eben treu und hält zu ihren erklärten Lieblingen.

Ein anderer Liebling von Europas größter Zeitung ist Thilo Sarrazin, der in sehr fruchtbarer Symbiose mit den Hetzern von der BLÖD lebt. Sie machen beständig Werbung für sein Buch, so daß er längst zum Millionär geworden ist, während er ihnen laufend verkaufsfördernde Schlagzeilen liefert.

Sarrazin ist dabei ein ebenso abstoßender wie tragischer Charakter.
Der Sproß einer großbürgerlichen Familie entschied sich bewußt für die Sozialdemokratie und leistete ziemlich unbestritten eine erfolgreiche Arbeit als Finanzsenator.
Das ist nicht zu unterschätzen, denn in den Jahren der Berliner Herrschaft Diepgens hatten CDU’ler die Hauptstadtfinanzen vollkommen zerrüttet und allein durch den berüchtigten Berliner Bankenskandal der Stadt Milliarden Euro Miese aufs Auge gedrückt.

Aber da war auch Sarrazins Lust an der Provokation, die anfangs noch belächelt -„nirgendwo sieht man so viele Leute in Trainingsanzügen durch dir Stadt schlurfen wie in Berlin“ - kontinuierlich immer fanatischer und erratischer wurde.

Sarrazin ist durchaus kein Blödmann, wie sein berühmtes Interview in der 17 Euro teuren Zeitschrift „Lettre International Nr 86“ vom Herbst 2009 beweist.
Seitenlang gibt er darin hochinteressante sachliche Analysen über den Standort Berlin zum Besten und macht dann alles selbst kaputt, indem er verächtlich die „Kopftuchmädchen“-Warnung einfließen läßt.

Seitdem hat der Banker offensichtlich endgültig die Bodenhaftung verloren und verschrieb sich ganz und gar dem rechten Populismus.
Erkennbar ging es ihm nun gar nicht mehr um die Sache, sondern nur noch um die Lust an der faschistoiden Hetze.
Untergangsszenarien und Antiislamismus waren nun seine einzigen Themen. Garniert mit völkischer Genetik à la Mengele provozierte er ein allgemeines Daumensenken der politischen Klasse.
Er schoß sich selbst aus dem Mainstream. Von Kanzlerin bis zur SPD-Spitze gruselte sich auf einmal jeder öffentlich über Sarrazins Schriften.
Er wurde zum Paria der politischen Klasse.

Darüber mußte er allerdings nicht in Depressionen verfallen, denn gleichzeitig mutierte er zum Helden des Boulevards, zur Ikone der BLÖD-Zeitung und zum Millionär.

Gerne würde der Ex-Bundesbanker noch ein paar Jahre weiter auf der bräunlichen Welle der Hirnlosigkeit reiten und Tantiemen einstreichen.

Ich habe keinerlei Zweifel daran, daß sein Hirn durchaus in der Lage ist noch viele neue NPD-schmeichelnde Schocker-Thesen auf den Markt zu werfen.
Genügend potente publizistische Multiplikatoren gibt es allemal in Deutschland.
Seine radikalen Kumpel Broder und Baring werden auch weiterhin gerne zu Hilfe eilen und in den Talkshows Sarrazin-Lanzen brechen.

Aber dann kam Breivik.

Der droht nun Sarrazins Höhenflug zu stoppen.
Denn niemand hat gerne den selbsternannten christlichen Kämpfer, der gerade 77 Menschen killte auf seiner Seite.

Der sprunghafte SPD-Chef Gabriel, der in der causa Sarrazin-Parteiausschluß eine sagenhafte Bauchlandung hinlegte und daher immer noch auf Rache sinnt, sah die Gelegenheit ordentlich zuzuschlagen und tat das.

Er stellte den Zusammenhang Sarrazin-Breivik ex cathedra her.

„In einer Gesellschaft, in der Anti-Islamismus und Abgrenzung von anderen wieder hoffähig wird, in der das Bürgertum Herrn Sarrazin applaudiert, da gibt es natürlich auch an den Rändern der Gesellschaft Verrückte, die sich letztlich legitimiert fühlen, härtere Maßnahmen anzuwenden.“
(Gabriel gegenüber der dpa)

Und da er gerade so schön am Austeilen war, gab er der FDP auch noch einen mächtigen Kinnhaken:

„Die FDP muss mit ihrem Ruf nach Steuergeschenken ohne Gegenfinanzierung und ihrer Euro-Blockade bei einigen Abgeordneten aufpassen, dass sie nicht zur deutschen 'Tea-Party-Partei' wird.”
(BamS)

Während aber die FDP gar keine Freunde mehr hat und sich selbst verteidigen muß…..

....."Sigmar Gabriel sollte mal lieber in Ruhe eine Tasse trinken, bevor er uns in die Nähe der Tea Party rückt", sagt Lasse Becker, Vorsitzender der FDP-Jugendorganisation Junge Liberalen (Julis) zu sueddeutsche.de. "Wir sind sicher keine Neokonservativen, Herr Gabriel betreibt hier geistige Brandstiftung. Wir haben vom Wähler den Auftrag, das Haushaltsdefizit auszugleichen, das uns die SPD hinterlassen hat. Das tun wir eben unter der Berücksichtigung der Bedürfnisse der Menschen." (sueddeutsche.de 30.07.11)


…kann sich Sarrazin auf die mächtige BILD mit ihrer 15-Millionen-Leser-Reichweite verlassen:

Die „Bild“-Zeitung warf sich für den umstrittenen Buchautor und Immer-Noch-Genossen Thilo Sarrazin in die Bresche und fragte: „Was hat Sarrazin mit der Killer-Bestie von Oslo zu tun, Herr Gabriel?“
(Tagesspiegel 30.07.11)

Freitag, 29. Juli 2011

Last Exit Strategie

Philipp Rösler hat von seinem Vorgänger eine Partei geerbt, die ganz tief in der Scheiße steckte.
Die Wahlversprechen waren kollabiert, die Umfragen von satten 15% auf 5 % zusammengeschnurrt und die FDP-Minister waren die unbeliebtesten Politiker überhaupt.
Nach drei Monaten Rösler steckt die einst so selbstsichere „liberale“ Partei noch mehr in der Scheiße. Unter Rösler sind die Umfragewerte von 5% auf 3% abgesackt.
Meinungsforscher Manfred Güllner von FORSA nennt das einen „historisch einmaligen Absturz“ - so etwas hätte es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie gegeben.

Güllner: Warum haben 2009 bei der Bundestagswahl so viele Menschen FDP gewählt? Viele haben sich von der CDU zur FDP bewegt. Vor allem der Mittelstand hat darauf gesetzt, dass die FDP in einer bürgerlichen Regierung die Rolle des wirtschaftspolitischen Korrektivs einnimmt. Die Parteiführung hat dagegen gedacht, dass sie wegen ihrer Wahlversprechen, die Steuern zu senken, gewählt worden seien. Das haben die meisten aber gar nicht wirklich erwartet. Der Kardinalfehler war, dass Guido Westerwelle das Amt des Außenministers übernommen und die Wähler enttäuscht hat. Alle bisherigen Außenminister waren in wenigen Wochen hoch akzeptiert. Westerwelle ist der erste Außenminister, der überhaupt keine Akzeptanz hat. Die FDP hätte Westerwelle als Außenminister ablösen müssen. Er ist eine schwere Hypothek für die Liberalen. Der neue Parteichef Philipp Rösler hat bisher als Wirtschaftsminister noch keine Akzente gesetzt.
(Passauer Neue Presse 28.07.2011)

Eigenartigerweise ist die FDP nicht lernfähig.
Nachdem sie sich zwei Jahre ununterbrochen die Finger verbrannt hat, steckt Rösler tapfer immer wieder die Finger in die Kerzenflamme und wundert sich, wenn es weh tut.
Dabei ist es für jedermann so offensichtlich was zu tun wäre, um nicht andauernd neue Brandblasen zu generieren: Rösler müßte einen Feuerwehreinsatz durchführen und die Brandherde Niebel und Westerwelle sofort aus der Regierung schmeißen.
Anschließend hätte ein deutliches „mea cula“ zu erfolgen - Entschuldigung lieber Wähler - unsere Steuerversprechungsmanie war totaler Unsinn; wir werden diese so schmerzhaft in den Ohren kratzende Platte ab sofort nicht mehr auflegen.

Trotz Umfragetiefs werde er nicht von seinem Kurs abweichen, versicherte er. Die Partei dürfe sich nicht beirren lassen. „Das geht eben nicht von heute auf morgen. Einen anderen Weg gehen wir nicht“, sagt der neue Parteichef.
[…] Die FDP werde jetzt wieder liefern, hatte Rösler nach seiner Wahl angekündigt. Es folgte die Ankündigung von Steuersenkungen vor der Wahl 2013. Auf Details und konkrete Zahlen wartet die Öffentlichkeit noch immer. Auch Röslers Botschaft, 2012 bereits die Lohnzusatzkosten senken zu wollen, blieb unkonkret.
(Andreas Herholz 28.07.2011)

Es ist kein Wunder, daß eine Regierung mit so einer FDP nicht funktionieren kann.
Die CDU und CSU müßten schon außerordentlich klug und versiert an die Sache gehen, um das riesige blaugelbe Leck im Kahn zu kompensieren.
Stattdessen ist die Merkeltruppe aber mindestens genauso unfähig wie die FDP.
Als Resultat haben wir nun das Erwartbare: Die schlechteste Bundesregierung aller Zeiten.

Was also machen, wenn ab jetzt Wahlniederlagen in Serie folgen? Was also machen, wenn man die Wiederwahl von Schwarzgelb im Jahr 2013 de facto schon ausschließen kann?

Die FDP hat keine nahe Zukunft.
Die Partei wird vielleicht nicht unbedingt ganz untergehen - aber es werden einige lange erbärmliche Jahre Opposition folgen. Sollte die FDP-Opposition dabei eine Parlamentarische bleiben, wäre das schon ein gewaltiger Erfolg für die Loser-Bande.
Ich rechne eher mit einer APO-Phase.

Da Rösler und Co keinerlei Alternativen haben, können sie die Koalition auch nicht platzen lassen.
Abgesehen davon, daß Merkel und Co es noch nicht mal geschafft haben ein gültiges Wahlrecht zu verabschieden (wie es das Bundesverfassungsgericht gefordert hatte) und wir vielleicht gar nicht neu wählen könnten, bleibt der todkranken FDP nur eins übrig: das sichere Ende hinaus zögern und bis 2013 als lebende Politleichen an den Fleischtrögen der Macht hocken bleiben.

Mit der CDU sieht es hingegen etwas anders aus.
Würde in absehbarer Zeit gewählt, landete sie zwar auch in der Opposition und säße einer rotgrünen Bundesregierung gegenüber.
Aber für Merkels Kanzlerinnenwahlverein besteht noch eine kleine Hoffnung.
Sie ist stabil stärker als die SPD und hat zudem berechtigte Aussicht, daß die Sozen es schaffen sich selbst ein Bein zu stellen und irgendeine Doofheit anzuzetteln, die die Wähler in Scharen davon treibt.
Reichte es nicht zu RotGrün, begänne wieder das hirnverbrannte Ausschließeritis-Hickhack und trotz rotrotgrüner Mehrheit würde man doch lieber eine CDU-Gestalt zum Kanzler machen.

Fragt sich nur mit wem.
Große K.O.alition oder Schwarzgrün?

Wichtig wäre es also für die CDU alleine so stark wie möglich zu werden.
Leihstimmen an einen potentiellen Partner wie 2009 wären nicht möglich, da nur an Grüne oder Rote verliehen werden könnte (FDP flöge aus dem Bundestag) und die würden natürlich ohne die CDU miteinander ins Bett gehen, wenn sie genug geliehen hätten.

Für einen Wahlkampf bräuchte die Kanzlerin aber einen Joker, den sie nicht hat.
Zur Not bliebe da aber noch der Sündenbock.
Ein von der Fahne gesprungener Ex-Koalitionspartner, dem man alles in die Schuhe schieben könnte, wäre etwas Feines.

Christoph Ahlhaus hatte es in Hamburg auf diese Art versucht.
Nach dem Platzen von Schwarzgrün, gerierte er sich tiefdunkelschwarz und schob alles, was in zehn Jahren CDU verbockt wurde auf die zwei Jahre GAL-Regierungsbeteiligung.

Der CDU-Bürgermeister scheiterte bekanntlich it dieser Strategie, aber er hatte dabei auch zweifaches Pech: Erstens gab es gerade eine extrem Grün-günstige Großwetterlage und zweitens war er selbst mit dem einem perfekt funktionierenden Fettnapffinder ausgestattet und machte zielstrebig alles falsch, was möglich war.

Für Merkel müßte das nach einem FDP-Koalitionsausstieg nicht ganz so übel laufen, denn einerseits ist die FDP überall ein Auslaufmodell und zweitens hat sie große Erfahrung damit inhaltsleerzu präsidieren ohne aufzufallen.

Bliebe als einziges Problem:
Wie bringt man die FDP dazu von sich aus die Koalition platzen zu lassen; also aus Angst vor dem Tod Selbstmord zu begehen?
Natürlich kann nicht die CDU das schwarzgelbe Unglücksprojekt aufkündigen, wenn sie anschließend beim Wähler punkten will.
Die FDP muß den Sündenbock spielen, so daß Merkel in jeder Talkshow treuherzig behaupten könnte, daß sie die gute Arbeit ja zu gerne fortgesetzt hätte, wenn ihr nicht die untreuen Gesellen der FDP-Dreierbande den Stecker gezogen hätten.
Damit hätte sie auch sofort eine elegante Erklärung dafür, wieso nichts geklappt hätte - es fehlte nämlich einfach an der Zeit all die Dinge abzuschließen, die sie auf den Weg gebracht hätte.

Ein enormer Vorteil.

Hielte Schwarzgelb bis 2013, wäre es viel schwerer zu erklären wieso man nur Murx produziert hätte und Rösler wäre immer noch ihr Koalitionspartner, den sie nicht zu heftig attackieren könnte.

Die FDP in den Selbstmord zu treiben, plant augenblicklich am deutlichsten ein mittelbekannter Haushälter aus BW.
Norbert Barthle, 59, konservativer, katholischer Lehrer aus Schwäbisch-Gmünd, sitzt seit 13 Jahren im Bundestag und schmückt sich auf seiner Homepage mit Christian Wulff und Angela Merkel.

Barthle prescht nun mit einem Steuerplan vor, der auf Rösler so wirkt, als ob man einem Vampir mit Knoblauch versetztes Weihwasser in einem Silberbecher einflößte.

Barthle will die Steuern erhöhen!

Und das auch noch für die Reichsten - also das verbliebene FDP-Kernklientel aus Zahnärzten, Apothekern und Maklern.

Die CDU liebäugelt mit einem höheren Spitzensteuersatz. Fast alle Parteien sind dafür. Nur die FDP klagt über den grassierenden "Linkspopulismus".
[…] Barthle schlug vor, eine zusätzliche Stufe im oberen Bereich des Einkommenssteuertarifs einzuführen. Derzeit wird der Spitzensteuersatz von 42 Prozent ab rund 53.000 Euro Jahreseinkommen fällig; erst ab gut 250.000 Euro steigt er mit der sogenannten Reichensteuer auf 45 Prozent. "Ich könnte mir vorstellen, dass man dazwischen eine weitere Stufe einführt, um damit mehr Steuereinnahmen zu erzielen", sagte Barthle der Südwest Presse. "Wer als Lediger zwischen 100.000 und 250.000 Euro zu versteuern hat, würde einen etwas höheren Satz verkraften", sagte Barthle. Dem CDU-Politiker schwebt zudem vor, die 42-Prozent-Stufe dann erst bei 70.000 oder 80.000 Euro greifen zu lassen.
(Lutz Haverkamp 29.07.2011)

Rösler - man glaubt es kaum - ist tatsächlich einfältig genug, um mit Karacho in die Falle zu springen.
„Steuererhöhungen sind mit uns nicht zu machen“, sagte er. Höhere Steuern könnten Arbeitsplätze kosten.

FDP-Chef Rösler und Finanzexperte Solms kritisieren den Vorschlag als "feindlich" gegenüber Spitzenverdienern und Anbiederung an die SPD. FDP-Chef Philipp Rösler sieht die politische Ausrichtung seiner schwarz-gelben Koalition gefährdet. Er hat die Union jetzt davor gewarnt, mit der SPD eine gemeinsame Linie über höhere Steuern für Gutverdienende zu suchen.
(Abendblatt 29.07.11)

Noch schärfer äußerte sich FDP-Vizefraktionschef Volker Wissing. 'Das ist das Gegenteil dessen, was im Koalitionsvertrag steht, deshalb wird es das mit uns nicht geben', sagte er. '
(SZ 29.07.11)

Steuererhöhungen für die aufstrebende Mitte wären eine soziale Aufstiegsbremse im Steuerrecht. Wissing kritisierte: "Die Union hat hier einen leistungsfeindlichen Vorschlag gemacht, der bisher nur von linkspopulistischer Seite erhoben wurde."
(liberale.de 29.07.11)

Honi soit qui mal y pense.
Die FDP-Reaktion auf Barthles Vorschlag war so absehbar wie das Amen in der Kirche.
Daß die CDU, noch dazu in der Sommerpause, solche Dinge streut, machen klar, daß auch sie nicht mehr an eine schwarzgelbe Zukunft glaubt.

Donnerstag, 28. Juli 2011

Falsches Handling Teil II

Nun steht es nur noch 12:2 für die Schwarzgelben beim Dr.-Titel-Fälschen!

Um Ordnung in die Sache zu bringen, hier noch mal die 14 Namen, um die es bisher geht.

Siegfried Haller (SPD) (?) Leiter des Leipziger Amtes für Jugend, Familie und Bildung

Uwe Brinkmann (SPD) ehemaliger Juso-Chef Hamburgs

Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ehemaliger Polit-Gott

Veronica Saß (Parteilos?) Edmund Stoibers (CSU) Tochter

Silvana Koch-Mehrin (FDP) Europaabgeordnete

Jorgo Chatzimarkakis (FDP) Europaabgeordneter

Margarita Mathiopoulos (FDP), Westerwelle-Beraterin

Bijan Djir-Sarai (FDP) Bundestagsabgeordneter


Kai Schürholt (CDU) Bürgermeisterkandidat Landau

Matthias Pröfrock (CDU) Landtagsabgeordneter BW

Andreas Kasper (CDU), viele regionale Parteiämter in NRW


Bernd Althusmann (CDU) Niedersächsischer Kultusminister und Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK)

Roland Wöller (CDU) Sachsens Kultusminister

Johannes Hahn (ÖVP) EU-Kommissar für Regionalpolitik


A posteriori aus der Liste herausnehmen werde ich hiermit Siegfried Haller (kein Politiker) und Veronica Saß (kein politisches Amt; sie kann ja nichts dafür wer ihr Vater ist).

(Nicht mitgezählt sind bisher die nicht unbedingt selbstgeschriebenen Promotionen:
Für die bürgerliche Aura der größeren Kompetenz wird einiges getan. So schmücken sich ungleich mehr Konservative mit Dr.-Titeln.
Natürlich sind fast alles sogenannte „Klasse 2-Promotionen“, wie die von Ministerin Kristina Schröder (Hilfe von ihrem Bundestagsmitarbeitern) , Staatssekretär Ole Schröder (Kristinas Ehemann, promovierte an einer dubiosen Fern-Uni in Südafrika in Jura) und Guido Westerwelle (Fern-Uni Hagen, möglicherweise mit größerer Hilfe seines Vaters), bei denen zum einen nicht sicher ist wer alles daran mitgewirkt hat und bei denen zum anderen niemals auch nur in Erwägung gezogen wurde eine akademische Laufbahn damit zu begründen.)

Damit steht es nun offiziell 11:1 beim Dr.-Fälschen für Schwarzgelb.

Rot hat lediglich einen Fall (und auch das ist ein sehr unbekanntes Parteimitglied).

Vor drei Wochen hatte die ZEIT berichtet, Althusmann habe in seiner Doktorarbeit vielfach fremdes geistiges Eigentum verwendet, ohne dies in der notwendigen Weise kenntlich zu machen. Die ZEIT berief sich dabei auf ein Gutachten, das sie nach einem Anfangsverdacht in Auftrag gegeben hatte. Seitdem läuft die Diskussion, ob es sich bei Althusmanns Zitationsweise nur um Pfusch oder bereits um Betrug handelt.
(ZEIT, 27.07.11)

Kultusminister Wöller, 41, wird zur Last gelegt, in seiner im Jahr 2002 abgeschlossenen Doktorarbeit längere Passagen aus der Magisterarbeit eines Studenten übernommen zu haben, ohne diese stets als Zitate zu kennzeichnen. Der Christdemokrat, der zurzeit Urlaub macht, reagierte mit einer schriftlichen Stellungnahme auf die Verdächtigungen. Der zufolge gab es bereits in 2008 Plagiatsvorwürfe gegen Wöller.
(SZ 28.07.11)

Erschreckend ist aber, daß die beiden neuesten Fälle, die beiden Kultusminister Althusmann und Wöller, nach all den Monaten der Promotionsdiskussion nach wie vor REIN GAR NICHTS gelernt haben und unter Erzeugung maximaler Politikerverdrossenheit geradezu Adolf-Sauerland-artig an ihren Posten kleben.
Salamitaktik, Dementieren, Vertuschen.

Bisher hat lediglich Uwe Brinkmann (der von allen Erwischen am wenigstens plagiierte) ohne Umschweife kapituliert und den Dr.-Titel schuldbewußt „abgegeben“.

Die Schwarzgelben legen eine verblüffende Dreistigkeit an den Tag, erfinden immer mehr abwegige Ausreden und akzeptieren, wie im Fall Koch-Mehrin, noch nicht mal das endgültige Urteil ihrer Uni.

Das Erstaunliche ist, dass es nach wie vor genau einen Mechanismus der Aufklärung gibt: Schlaflose Menschen im Internet knöpfen sich eine Arbeit vor, pflücken sie auseinander, markieren verdächtige Stellen - und wenn sie genug zusammen haben, wirft die entsprechende Uni den Prüfungs- und der enttarnte Politiker den Dementier-Apparat an.
Selbstanzeigen sind bisher ebenso wenig überliefert wie Nachuntersuchungen, die irgendeine Uni - womöglich aus Scham über ihre offenbar laxen Prüfungskriterien - selbst initiiert hätte. Man sitzt es aus und duckt sich weg in der Hoffnung, übersehen zu werden. So kann es lange dauern, bis der Letzte der Plagiatoren gefunden sein wird.

(SZ 28.07.11)

Ausgerechnet als KULTUS-Minister sollten sie sich mehr als andere Politiker ihrer Vorbildfunktion gewahr sein.

Anlaesslich der Ankuendigung eines formellen Plagiatsverfahrens gegen den niedersaechsischen Wissenschaftsminister Bernd Althusmann durch die Universitaet Potsdam erklaert der bildungs- und forschungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Ernst Dieter Rossmann:
Es ist Bernd Althusmann offenbar nicht gelungen, die gegen ihn erhobenen Plagiatsvorwuerfe zu entkraeften. Dabei hatte er hierzu eine ausfuehrliche Stellungnahme und sogar ein Gegengutachten an die Universitaet Potsdam uebermittelt. Trotz dieser Einlassungen hat die Universitaet Potsdam jetzt ein formelles Plagiatsverfahren eingeleitet.
Althusmann sollte in dieser Situation ein Einsehen haben und nicht nur sein Amt als Vorsitzender der Kultusministerkonferenz, sondern auch das Amt des Wissenschaftsministers aufgeben. Denn beide Aemter haben eine grosse Vorbildfunktion und duerfen im Interesse von Wissenschaft und Amtsautoritaet nicht weiter durch die gravierenden Taeuschungsvorwuerfe beschaedigt werden.
Sollte Althusmann stur bleiben, steht David McAllister als Ministerpraesident des Landes Niedersachsen in der Verantwortung, eine klare Entscheidung zu treffen.
(PM 28.07.2011)


Was für eine groteske Lächerlichkeit, daß gerade zwei Diebe geistigen Eigentums und Fälscher über Hochschulen und Bildung zu befinden haben.

Althusmann, der derzeit auch Vorsitzender der Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder und des Bundes ist, wies die Plagiatsvorwürfe zurück und bezeichnete sie als "inszeniert". Er räumte lediglich ein, seine Dissertation könnte "mögliche handwerkliche Fehler" enthalten. Dabei gehe es aber nur um die genaue Zitierweise.
(STERN 27.07.11)

„Willkommen in der Bananenrepublik Deutschland“ möchte man sagen, wenn das nicht so eine Beleidigung für die ehrenwerte Nation Costa Rica wäre!

Mittwoch, 27. Juli 2011

Willkommener Redner - Teil IX

Ende September 2011 wird der Kondomifex Maximus für ein paar Tage in Deutschland weilen.

Das gefällt nicht jedem und ich gehöre zu den Gegnern einer Papstrede vorm Bundestag.
In loser Folge möchte ich bis September, neben den schon Genannten, weitere Argumente folgen lassen.

Für die erzkatholischen (und von Ratzi geliebten) Piusbrüder ist er das Hassobjekt Nummer eins: Jesuitenpater Klaus Mertes.
Der Chef des Berliner Canisius-Collegs habe die „Missbrauchs-Hoax“ losgetreten und nun stünde die heilige Katholische Kirche ungerechtfertigt unter Generalverdacht.

Es ist anzunehmen, daß der Papst das ähnlich sieht.
Immerhin war er über 20 Jahre der oberste Inquisitor des Vatikans und befahl als solcher unter Androhung schwerster Kirchenstrafen Kinderfickerfälle zu vertuschen.
Zwei der übelsten Massen-Kindervergewaltiger gingen straffrei aus, weil Ratzinger die Ermittlungen einstellte und die örtlichen Bischöfe anwies nicht tätig zu werden:

- Pater Murphy, der hunderte gehörlose Jungs anal penetriert hatte, sowie

- Priester Maciel Marcial Degollado, Gründer des einflussreichen Ordens "Legionäre Christi" hatte mindestens fünf Kinder von zwei Frauen und vergewaltigte darüber hinaus mehrere Dutzend (bis zu 100) Jungs.

Für andere Katholiken ist Mertes sowas wie ein Held, weil er endlich Licht in das widerliche Päderasten-Dunkel der katholischen Geistlichen brachte.

Held?

Die Sicht der Dinge kann ich nicht teilen.
Immerhin wußte der hochrangige Jesuit schon seit 15 Jahren, was katholische Geistliche Kindern angetan hatten und brachte dies auch schon mal intern zur Sprache.
Seine Kollegen fanden das aber nicht so toll und daher schwieg Mertes noch mal anderthalb Dekaden, in denen Priester weiterhin Kinder misshandeln konnten.

Mertes: Wenn ich ehemalige Schüler oder Verantwortliche darauf ansprach, stieß ich auf Schweigen - oder auf Aggression. Ich habe in meinem Orden bereits 1996 die Gerüchte über einen Pater angesprochen. Daraufhin hat mich ein inzwischen verstorbener Mitbruder so angebrüllt, wie ich noch nie in meinem Leben angebrüllt worden bin: "Ich weiß genau, was du willst. Du willst den Mitbruder nur fertigmachen."
(SPIEGEL-Gespräch, 25.07.2011)

Mertes räumt auch ein, schon vier Jahre bevor er an die Öffentlichkeit ging detaillierte Kenntnisse über die Vorgänge an Jesuitenschulen gehabt zu haben.
Aber auch nach den neuesten Vatikanregelungen zur Offenlegung von Kindersexfällen schwieg er.

Mertes: 2006, als ich das erste Papier bekam, in dem der Missbrauch eines anderen Paters erstmalig beschrieben wurde, war ich erschüttert. Ich hatte schlaflose Nächte und dauernd diese Bilder im Kopf, die mich in meine Träume hinein verfolgten: Jugendliche, die nackt ausgezogen und bis zu zwei Stunden durchgeprügelt wurden, mit Teppichklopfer, Peitsche und Gürtel.
(SPIEGEL-Gespräch, 25.07.2011)

Aber der Katholischen Führung gefällt es bis heute nicht, wenn ihre Sexopfer sich Gehör verschaffen und darüber sprechen, was Priester ihnen antun.

SPIEGEL: Der italienische Kardinal Angelo Sodano sagte mit Blick auf die Geschehnisse in Deutschland, das sei alles "Geschwätz des Augenblicks".

Mertes: Das ist unglaublich. Ich war fassungslos darüber, wie man so etwas sagen kann, und ich schäme mich bis heute für diesen Satz.
[…] Wir sind einige Schritte weiter, aber noch lange nicht am Ende. Ein Weihbischof hielt kürzlich anlässlich einer Kircheneinweihung eine Predigt, in der er über die deutsche Presse lamentierte: "Wir haben doch nun alles gemacht, selbst eine Entschädigung, jetzt sind sie immer noch nicht zufrieden." Dieses Gejammer wird stärker und verletzt die Hörer. Es ist unangemessen und gefährlich.
[…] Einer meiner Lehrer hat im vorigen Jahr bei einer Führung durch den Vatikan einem Kardinal gesagt, er komme aus dem Canisius-Kolleg in Berlin. Daraufhin wurde der Würdenträger ganz zornig und sagte, diesen Mertes müsste man aus der Kirche rausschmeißen. Doch damit kann ich leben. Schlimmer finde ich, dass Teile der Hierarchie kuschen vor diesen Schimpfern, aus Angst davor, selbst beschimpft zu werden. Es gibt Opportunismus in der Hierarchie gegenüber einer lauten, selbstgerechten Minderheit in der Kirche.
[…] Kürzlich predigte ein Priester vor einer Gemeinde in einer westdeutschen Diözese und sprach über Vergewaltigungen. Dabei behauptete er, dass die Frauen natürlich auch die Männer verführen würden. Daraufhin gingen einige Leute protestierend hinaus. Der Pfarrer rief ihnen nach: "Geht ruhig nach draußen, draußen wartet auf euch der Teufel!"
(SPIEGEL-Gespräch, 25.07.2011)

Jesuitenpater Mertes hat nun genug Staub aufgewirbelt.
Er wird demnächst an eine Jesuitenschule weit abseits der Hauptstadt im Schwarzwald eingesetzt.

Bei dem höhergestellten Klerus, den Bischöfen und dem Vatikan, gibt es beim Thema Sex mit Kindern immer noch die alte Ratzinger-Parole: Vertuschen, abstreiten und Verdrängen.

Der derzeit aktuellste Fall aus Salzgitter, zeigt mal wieder in aller Deutlichkeit, wie die Kirchenführung die Täter schützt und die Opfer im Stich läßt.

Skydaddy hat das in mehreren Blogeinträgen ausführlich aufgedröselt.
Daher ist es überflüssig die Fakten in meinen Worten zu wiederholen - man lese dies alles in Skydaddy‘s Blog nach.



Die Perfidie von Ratzingers Kirchenfürsten ist mal wieder nicht zu fassen.

Da wir uns inzwischen schon im Jahre Zehn nach der ersten ganz großen Welle der Kinderficker-Fälle der amerikanischen Katholischen Kirche befinden, kann man wohl mit Fug und Recht sagen, daß Herr Ratzinger einfach nicht gewillt ist diese Zustände in seiner weltweiten Perversen-Organisation zu ändern.

Ich finde es daher mehr als angebracht, daß die deutschen Bundestagsabgeordneten ihm öffentlich zeigen, was von einem Kindersex-Förderer zu halten ist. Nämlich nichts.

So einem Mann hört man jedenfalls nicht freundlich und aufmerksam zu - so wie sich das Bundestagsvizepräsident Thierse wünscht.

In den letzten 20 Jahren haben 2,5 Millionen deutsche Katholiken ihren Austritt aus dem Ratzingerverein erklärt.
Das ist eine Zahl, die Nahles, Schavan, Rösler, Kretschmann, Matussek, Thierse und Co schaudern läßt.
Ich finde allerdings die Tatsache, daß in Deutschland trotz all des Wissens um die vatikanischen Verbrechen immer noch 25 Millionen Menschen zahlende Mitglieder der RKK sind, wesentlich verstörender.

Allerdings regt sich auch bei den Treuesten der Getreuen Widerstand.

In einem der katholischsten Länder überhaupt, Irland, tobt justamente eine Auseinandersetzung, die über viele viel Jahrhunderte undenkbar gewesen wäre.

Der irische Premier Enda Kenny….
„hatte vergangene Woche im Parlament unter anderem gesagt, der Vatikan habe noch bis vor drei Jahren irische Bischöfe ermutigt, Missbrauch Minderjähriger durch Priester nicht anzuzeigen. Kenny bezog sich auf Vorgänge in der südirischen Diözese Cloyne, über die eine Regierungskommission am 13. Juli einen Bericht vorgelegt hat. Auf 341 Seiten untersucht der Cloyne-Report Missbrauchsvorwürfe zwischen 1996 und 2009. Es geht um 40 minderjährige Opfer und 19 beschuldigte Priester. Vorausgegangene Enthüllungen über das Ausmaß des Missbrauchs im Bereich der Kirche zwischen 1930 und 1990 haben Irland in den letzten Jahren schwer erschüttert und die Kirche des Landes in eine Krise gestürzt. Spätestens seit 2009 ist durch Untersuchungsberichte klar, dass viele tausend irische Kinder und Jugendliche durch Priester und in Einrichtung der Kirche Misshandlungen und sexuellem Missbrauch ausgeliefert waren - und die Kirche dies jahrzehntelang vertuschte. Mehrere Bischöfe sind in der Folge zurückgetreten. Der jetzt präsentierte Cloyne-Report stellt auch dar, dass die Diözese Cloyne nicht die vatikanischen Anweisungen für Missbrauchsfälle an die Bischöfe eingehalten hat.“
(SZ 27.07.2011)

Der Heilige Stuhl habe die Ermittlungen gegen beschuldigte Geistliche gezielt behindert; dies sei nicht vor Jahrzehnten geschehen, "sondern erst vor drei Jahren". Die Beziehungen zwischen Kirche und Staat in Irland könnten "nicht mehr die alten sein", sagte Kenny in einer Parlamentsdebatte. Er betonte, der Missbrauchsbericht aus der Diözese Cloyne offenbare "das elitäre Denken, die Fehlfunktion, das Abgekoppeltsein und den Narzissmus, die den Vatikan beherrschten". Die irischen Abgeordneten warfen dem Vatikan in einer am gleichen Abend verabschiedeten Stellungnahme vor, er habe "die Richtlinien zum Schutz von Kindern untergraben".
[….] Laut der Tageszeitung "Irish Independent" (Freitag), forderte ein ranghoher Politiker der Regierungspartei Fine Gael, Martin Conway, den Rücktritt der gesamten Führungsriege der katholischen Kirche in Irland. Bereits am Mittwoch hatte der irische Ministerpräsident und Fine-Gael-Vorsitzende, Enda Kenny, auf ungewöhnlich scharfe Weise den Vatikan der Behinderung von Ermittlungen beschuldigt und eine Überprüfung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche angekündigt. Die "Vereinigung katholischer Priester" stellte sich hinter die Kritik Kennys am Vatikan. Schon bei der Berufung von Bischof John Magee, dem jetzt schwere Versäumnisse angesichts von Missbrauchsfällen vorgeworfen werden, an die Spitze der irischen Diözese Cloyne sei die Meinung der Priester in Rom ignoriert worden, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme. Die Vereinigung zählt nach eigenen Angaben 500 Mitglieder. Der Bischof der westirischen Diözese Killaloe, Kieran O'Reilly, sagte laut "Irish Independent", das Vertrauen zwischen Klerus und Gläubigen sei zerstört. "Man vertraute darauf, dass die Geistlichen das Richtige tun. Dieses Gefühl des Vertrauens ist nun gebrochen."
(Kathweb.at 22.07.2011)

Der politischen Schelte am Vatikan schloss sich auch Dublins Erzbischof Diarmuid Martin an. Es gebe Gruppen in der katholischen Kirche, die sich den Maßnahmen zum Schutz von Kindern widersetzten, sagte er. „Ich bin sehr enttäuscht und genervt.” Der scharfe neue Ton Dublins gegenüber Rom ist umso erstaunlicher, als das durchweg katholische Irland immer eines der Länder war, in denen der Staat sich Vorgaben der katholischen Hierarchie am willigsten fügte. In kaum einer anderen Nation hat die Kirche solchen Einfluss ausgeübt wie in den vergangenen neunzig Jahren in Irland. Noch heute wird zum Beispiel das vom Staat finanzierte öffentliche Schulwesen von der katholischen Kirche maßgeblich kontrolliert.
(Nachrichten.at, 23.07.2011)

Der Vatikan ist jetzt offiziell beleidigt und zog seinen „Botschafter“, Nuntius Giuseppe Leanza aus Dublin ab.

Die irische Regierung nannte den Rückruf «eine Sache des Heiligen Stuhles». Der Vatikan teilte mit, dass es eine ungewöhnliche Aktion sei, die den Ernst der Situation zeige. Der irische Aussenminister Eamon Gilmore hatte den päpstlichen Nuntius, Erzbischof Giuseppe Leanza, vor zwei Wochen zu sich zitiert und eine offizielle Stellungnahme des Vatikans gefordert. Wichtigstes Ziel des Rückrufs seien direkte Konsultationen mit dem Botschafter, um diese Stellungnahme vorzubereiten, hiess es aus dem Vatikan. Die Massnahme «schliesst jedoch ein gewisses Mass an Überraschung und Enttäuschung über gewisse exzessive Reaktionen nicht aus», sagte ein Sprecher vor Journalisten.
(NZZ.ch, 25.07.2011)

Wenn ein derart katholisches Land wie Irland sich so klar gegenüber Ratzinger verhalten kann, dann möchte ich wirklich mal wissen, wieso das weit säkularere Deutschland mit seinen gerade mal 30% Katholiken so sehr vor dem Papst kriecht und ihm zum Staatsbesuch im Bundestag den roten Teppich ausrollt.

Ich sage nein zu Päderastenprotektoren!

Dienstag, 26. Juli 2011

Willkommener Redner - Teil VIII

Ende September 2011 wird der Kondomifex Maximus für ein paar Tage in Deutschland weilen.

Das gefällt nicht jedem und ich gehöre zu den Gegnern einer Papstrede vorm Bundestag.
In loser Folge möchte ich bis September, neben den schon Genannten, weitere Argumente folgen lassen.

Wenn Thierses geliebter Ratzinger am 22.September über Deutschland kommt, öffnet das der Demokratie verpflichtete Deutsche Parlament seine Türen für den letzten absolutistischen und antidemokratischen Herrscher Europas.
Er ist Vizegott auf der Erde, Religionsführer und „Oberhaupt des Vatikanstaats - eines Bastardgebildes, dessen Geburtshelfer Mussolini 1929 war“ (Arno Kleinebeckel)

Neuerdings gibt es empirische Studien, die nicht nur belegen, daß Atheisten und Konfessionslose intelligenter und gebildeter als Gläubige sind, sondern insbesondere auch zeigen, daß Atheisten über Glaubensangelegenheiten besser Bescheid wissen, als die Gläubigen.

Das erscheint nur im allerersten Moment im Widerspruch.
Tatsächlich wird man aber in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle unmündig, als Säugling, zum Beitritt zur Kirche vergewaltigt. Zwangsgetaufte, die sich, endlich erwachsen geworden, aktiv von dieser Indoktrination lösen, haben aber einen intellektuellen Prozess durchgemacht und sich aktiv mit der Organisation „Kirche“ auseinander gesetzt.
Es erfordert also eine eigene geistige Leistung den praktischen Schritt zu gehen und auszutreten. Kirchenmitglied bleiben kann man hingegen ganz ohne nachzudenken.

Wie jeder, der sich aktiv als Atheist begreift, gerate auch ich immer wieder in die Situation denkfaulen Kirchenmitgliedern die Organisation, in der sie Mitglied sind, erklären zu müssen.

Das betrifft zum einen die unsägliche und weitgehend illegale finanzielle Verstrickung zwischen Kirche und Staat.

Das betrifft zum anderen aber auch rein religiöse Aspekte.

Zu den Glaubensinhalten der RKK gehören viele "unfehlbare" und damit "irrtumslose" Lehrsätze, die laut katholischem Glauben für alle Zeit gelten und nicht geändert werden dürfen.

"Maßgebend für die bindende Kraft einer Lehrentscheidung ist immer der Wille der Kirche, soweit er in der Urkunde ausgedrückt ist. Nicht immer lässt sich daher die Frage nach dem dogmatischen Wert ganz eindeutig beantworten. Es gilt hier der Grundsatz des kirchlichen Rechtsbuches: Wo die Absicht der Kirche, endgültig zu binden, nicht klar ausgesprochen ist, da hat man auch kein Recht, von einer unfehlbaren Entscheidung zu sprechen.“ - zitiert nach Neuner Josef, Heinrich Roos, Karl Rahner, Karl-Heinz Weger.

Unabänderliche, für alle Zeiten feststehende Lehrsätze, nennt man „Dogma“.
Insbesondere die drei jüngsten Dogmen sind weltbekannt:

1854 - die Lehre von der angeblich "unbefleckten" "Empfängnis" Marias im Leib ihrer Mutter Anna [also zum Zeitpunkt, als Anna beim Sex mit ihrem Mann mit Maria schwanger wurde]. Dies bedeutet, dass Maria bei ihrem Gezeugt-Werden nicht mit der "Erbsünde" behaftet worden sein soll - im Gegensatz zu allen anderen Menschen.

1870 - die angebliche Unfehlbarkeit des päpstlichen Lehramtes, wenn eine Entscheidung als "ex cathedra" (= "vom Lehrstuhl aus" = unfehlbar) definiert wird

1950 - die angebliche leibliche Himmelfahrt Marias.

Die Sinnhaftigkeit dessen, einen Mann wie Ratzinger, der erklärt, Kondome VERSCHLIMMERTEN das AIDS-Problem mit Unfehlbarkeitsgarantie auszustatten, erschließt sich Konfessionslosen nicht.
Aber Nahles, Thierse, Matussek, Andrea Fischer und Co finden das vermutlich einleuchtend.

Deswegen sieht sich Ratzinger beispielsweise außerstande den generellen Status der Frauen als MINDERWERTIGE Wesen, die nicht würdig und fähig wären geistliche Ämter zu übernehmen, endlich aufzuheben.

Der Mann, der am 22. September 2011 vor dem Bundestag sprechen soll und dem man dem deutschen Oberhirten Zollitsch zufolge auch zuhören MUSS, steht nicht nur für seine eigene Unfehlbarkeit.
Ratzinger repräsentiert weitere gültige Glaubenswahrheiten der Kirche zur ewigen Verdammnis (nummeriert nach dem römisch-katholischen Standardwerk Der Glaube der Kirche):

56 Wer sagt, die menschlichen Wissenschaften müssten mit solcher Freiheit behandelt werden, dass ihre Behauptungen als wahr festgehalten und von der Kirche nicht verworfen werden könnten, auch wenn sie der geoffenbarten Lehre widersprächen, der sei ausgeschlossen.

195 - Wer nicht mit den heiligen Vätern im eigentlichen und wahren Sinne die heilige und immer jungfräuliche und unbefleckte Maria als Gottesgebärerin bekennt, da sie eigentlich und wahrhaft das göttliche Wort selbst, das vom Vater vor aller Zeit gezeugte, in den letzten Zeiten, ohne Samen, vom Heiligen Geiste empfangen und unversehrt geboren hat, indem unverletzt blieb ihrer Jungfrauschaft auch nach der Geburt: der sei verworfen.


354 - Wer behauptet: Adams Sündenfall hat nur ihm, nicht aber seiner Nachkommenschaft Schaden zugefügt, und er hat die von Gott empfangene Heiligkeit und Gerechtigkeit, die er verloren hat, nur für sich, nicht aber auch für uns verloren; oder: befleckt durch die Sünde des Ungehorsams, hat er nur den Tod und die körperlichen Strafen auf das ganze Menschengeschlecht übertragen, nicht aber auch die Sünde, die der Tod der Seele ist: der sei ausgeschlossen ...

356 - Wer leugnet, dass die neugeborenen Kinder getauft werden müssen, ... der sei ausgeschlossen ... Denn was der Apostel gesagt hat: "Durch den einen Menschen ist die Sünde in die Welt eingetreten und durch die Sünde der Tod, und so kam der Tod über alle Menschen, in ihm haben alle gesündigt" (Röm 5, 12), das darf man nichts anders verstehen, als wie es die katholische Kirche, die überall verbreitet ist, immer verstanden hat. Wegen dieser Glaubensregel nämlich werden nach apostolischer Überlieferung auch die Kinder, die selbst noch keinerlei Sünden begehen konnten, deshalb wahrhaft zur Vergebung der Sünden getauft, damit in ihnen durch die Wiedergeburt gereinigt werden, was ihnen durch die Zeugung anhaftet [Anmerkung = die Erbsünde]."

367 - Im Glauben müssen wir festhalten, dass außerhalb der apostolischen, römischen Kirche niemand gerettet werden kann; sie ist die einzige Arche des Heils und jeder, der nicht in sie eintritt, muss in der Flut untergehen. Aber ebenso müssen wir sicher daran festhalten, dass von dieser Schuld vor den Augen des Herrn niemand betroffen wird, der da lebt in unüberwindlicher Unkenntnis der wahren Religion.

369 - Außerhalb der Kirche kann niemand gerettet werden. Freilich sind nicht alle, die in unüberwindlicher Unwissenheit über Christus und seine Kirche leben, schon aufgrund dieser Unwissenheit ewig zu verdammen ... Er [Christus] schenkt auch jedem seine Gnade, der sich nach Kräften müht, so dass er die Rechtfertigung und das ewige Leben erreichen kann. Diese Gnade erhält aber keiner, der von der Einheit des Glaubens oder von der Gemeinschaft der Kirche aus eigener Schuld getrennt ist und so aus diesem Leben scheidet. Wer nicht in dieser Arche ist, wird in der Sintflut umkommen. So verwerfen und verabscheuen Wir die gottlose Lehre von der Gleichwertigkeit aller Religionen ... Ebenso verurteilen Wir die gottlose Ansicht derer, die den Menschen das Himmelreich verschließen aus dem falschen Vorwand: es sei unpassend und jedenfalls zum Heil nicht notwendig, die Religion zu verlassen, in der man geboren, erzogen, aufgewachsen sei, auch wenn sie falsch ist. Ja, sie klagen selbst die Kirche an, die erklärt, sie sei die einzig wahre Religion, und die alle Religionen und Sekten, die von ihrer Gemeinschaft losgetrennt sind, verwirft und verurteilt

373 - Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollen (Beschluss des 2. Vatikanischen Konzils (1965) ist identisch auch in Nr. 417 (1964) eingearbeitet).

375 - Es gibt nur e i n e allgemeine Kirche der Gläubigen. Außer ihr wird keiner gerettet. In ihr ist Jesus Christus Priester und Opfer zugleich.

381 - [Die heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet,] glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter - des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr (der Kirche) anschließt. So viel bedeutet die Einheit des Leibes der Kirche, dass die kirchlichen Sakramente nur denen zum Heil gereichen, die in ihr bleiben, und dass nur ihnen Fasten, Almosen, andere fromme Werke und der Kriegsdienst des Christenlebens den ewigen Lohn erwirbt. ´Mag einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein Blut für den Namen Christi vergießen, so kann er doch nicht gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt.`

392 - ... Kirche ... ist die Säule und Grundfeste der Wahrheit, also frei und unberührt von jeder Gefahr des Irrtums und der Falschheit ... Wir lehren also: Der Gegenstand der Unfehlbarkeit geht so weit, wie das Glaubensgut reicht, und die Pflicht, dieses Gut zu schützen, es erfordert.

430 - Dem römischen Papst sich zu unterwerfen, ist für alle Menschen unbedingt zum Heile notwendig. Das erklären, behaupten, bestimmen und verkünden Wir.

434 - Wir bestimmen, dass der Heilige Apostolische Stuhl und der römische Bischof den Vorrang über den ganzen Erdkreis innehat ...

470 - Jesus hätte sich nicht die Geburt aus einer Jungfrau gewählt, wenn er sie als so wenig enthaltsam hätte betrachten müssen, dass sie jene Geburtsstätte des Leibes durch menschliche Begattung entweihe.

475 - Zu verurteilen ist es deshalb, wenn Leute behaupten, man schulde den Reliquien der Heiligen keine Verehrung, keinen Ehrenerweis, oder es sei unnütz … Sie hat die Kirche schon verurteilt und verurteilt sie jetzt aufs Neue.

485 - Sie [Maria] erhielt als herrliche Krone aller ihrer Ehrenvorzüge, dass sie von der Verwesung im Grab verschont blieb.

509 - Wer sagt, ... die Menschen könnten ohne sie [die Sakramente] oder ohne das Verlangen nach ihnen durch den Glauben allein von Gott die Gnade der Rechtfertigung erlangen ..., der sei ausgeschlossen.

544 - Wer sagt, die kleinen Kinder dürfe man nach Empfang der Taufe nicht zu den Gläubigen zählen, weil sie ja noch nicht tatsächlich glaubten, und sie müssten deshalb, wenn sie zu den Jahren der Unterscheidung kämen, wieder getauft werden, oder es sei besser, ihre Taufe zu unterlassen, als sie ohne eigenen Glaubensakt zu taufen nur aufgrund des Glaubens der Kirche, der sei ausgeschlossen.

577 - Wer leugnet, dass im Sakrament der heiligsten Eucharistie wahrhaft, wirklich und wesentlich der Leib und das Blut zugleich mit der Seele und mit der Gottheit unseres Herrn Jesus Christus und folglich der ganze Christus enthalten ist, und behauptet, er sei in ihm nur wie im Zeichen, im Bild oder in der Wirksamkeit, der sei ausgeschlossen.

582 - Wer sagt, ... man solle ihn [Christus in der Hostie] nicht nach der lobenswerten und allgemein verbreiteten Sitte und Gewohnheit der heiligen Kirche bei Prozessionen feierlich umhertragen oder nicht öffentlich dem Volk zur Anbetung zeigen ... , der sei ausgeschlossen.

674 - Wer sagt, die Schlüsselgewalt sei der Kirche nur zum Lösen, nicht aber auch zum Binden übergeben, und also handelten die Priester gegen den Zweck der Schlüsselgewalt und gegen die Einsetzung Christi, wenn sie den Beichtenden Strafen auferlegen, und es sei Einbildung, dass die zeitliche Strafe meist noch abzubüßen bleibe, nachdem die ewige Strafe kraft der Schlüsselgewalt aufgehoben sei, der sei ausgeschlossen.

688 - Da von Christus der Kirche die Vollmacht gegeben wurde, Ablässe mitzuteilen, ... verurteilt [die Kirche] diejenigen mit Ausschluss, die sie für unnütz erklären oder der Kirche das Recht absprechen, sie zu verleihen. Doch wünscht die heilige Kirchenversammlung, dass man bei der Verleihung von Ablässen nach altem bewährten Brauch der Kirche Maß halte, damit nicht bei zu großer Nachgiebigkeit die kirchliche Zucht entkräftet werden.

743 - Wer sagt, Kleriker, die die heiligen Weihen empfangen haben, oder Ordensleute mit feierlichen Gelübde der Keuschheit könnten eine Ehe eingehen, und der Ehebund sei trotz des entgegenstehenden kirchlichen Gesetzes und des Gelübdes gültig, ... der sei ausgeschlossen.

746 - Wer sagt, Eheangelegenheiten gehörten nicht vor den kirchlichen Richter, der sei ausgeschlossen.

891 - Wer sagt oder glaubt: die Strafe der bösen Geister und gottlosen Menschen sei nur zeitlich und werde nach bestimmter Zeit ein Ende nehmen, und dann komme eine völlig Wiederherstellung (Apokatastasis) der bösen Geister und gottlosen Menschen, der sei ausgeschlossen.

895 - Die Strafe für die Erbsünde ist der Ausschluss von der Anschauung Gottes, die Strafe für die persönliche Sünde aber ist die Pein der ewigen Hölle.

905 - Ferner bestimmen Wir: Wie Gott allgemein angeordnet hat, steigen die Seelen derer, die in einer tatsächlichen schweren Sünde verschieden, sofort in die Hölle hinab, wo sie von höllischen Qualen gepeinigt werden ...


Deutschland ist Diaspora.

Nach dem Skandal um sexuellen Missbrauch befindet sich die katholische Kirche in Deutschland in einer Vertrauenskrise. Nicht einmal ein Drittel der Deutschen (30,3 Prozent) halten die katholische Kirche für ehrlich, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Omniquest“ unter 1000 Personen für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ ergab. Ähnlich geringes Zutrauen in die Kirche haben die Bürger in Sachen Lebensnähe (29,9 Prozent) und Glaubwürdigkeit (32,8 Prozent).Eine große Mehrheit der Befragten (68,1 Prozent) meint, dass die Kirche nicht konstruktiv zur Aufklärung der Missbrauchsfälle beiträgt. Christian Weisner, Mitinitiator der Bewegung „Wir sind Kirche“, hält das Problem jedoch für tiefer gehend. „Die katastrophalen Ergebnisse sind nicht nur der aktuellen Situation zuzuschreiben, sondern Ausdruck eines langfristigen und schlimmen Vertrauensverlustes“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
(KSTA 2010)


In Deutschland gehören 70% der Menschen NICHT der Römisch-Katholischen Kirche an.

Für diese große Majorität hat Ratzinger höchst offiziell nur Verachtung über. Er steht für eine auf ewig unabänderliche Lehre, nach der weit über 50 Millionen Deutsche für immer in die Hölle kommen.

Vergleiche Dogma 381:
[Die heilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet,] glaubt fest, bekennt und verkündet, dass niemand außerhalb der katholischen Kirche, weder Heide noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter - des ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor dem Tod ihr (der Kirche) anschließt.

Ich erwarte von unseren Volksvertretern, daß sie so einem Menschenverachter die rote Karte zeigen und ihn ausladen.

Montag, 25. Juli 2011

Kulturoptimismus

(Dies ist das 1500ste Posting)

Das ist schon irgendwie unheimlich, wie sagenhaft schnell vorher unbekannte Ortsnamen oder Personennamen weltweit bekannt werden können.
Fukushima, Breivik, Utøya, McVeigh, Columbine, Wako.. sind solche Gruselbegriffe, die jeder kennt und extrem negativ konnotiert.

Und nun „Breiviks Manifest“!
Den Megaanschlag vom Freitag sieht er als eine Art „Marketingaktion“ und es hat geklappt.
Es war sogar ein Marketing-Coup.

Nun stürzen sich die Journalisten weltweit auf die 1500 Seiten Hass und tun ihm den Gefallen „Breiviks Kampf“ in jede Ecke der Erde zu tragen.

„Es ist kaum auszuhalten: Anders Behring Breivik ist seinem Ziel so nahe gekommen! Alle Welt schreibt jetzt über ihn, leuchtet sein Leben, seine Motive aus, und viele, viele klicken sich dieser Tage durch sein krankes, aber professionell layoutetes, in diesem Sinne also gut lesbares Manifest des Rassenhasses. Breivik ist wichtig geworden. Auch seine Selbstporträts als Kreuzritter von eigenen Gnaden haben sich ihren Platz in unserem Gedächtnis bereits erobert. Wie sollte man das auch vermeiden?"
(Ines Kappert, taz, 25.07.11)

Hat Breivik also das erreicht, was er wollte?
Tun wir ihm alle den Gefallen als seine Lautsprecher zu fungieren?
Ich meine, nein. Auch wenn zunächst alles danach aussieht.
Die Alternative NICHT über die Beweggründe so eines Scheusals zu berichten gibt es in einer pluralistischen Welt de facto nicht.
Die sogenannte „Aufarbeitung“ der Gedankenwelt des Massenmörders, läuft allerdings besser, als es zu befürchten war.

Da ist zuallererst die Tatsache, daß all die „Errorexperten“, die nur Minuten nach den ersten Meldungen aus Oslo schon Islamisten und muslimischen Terror als Sündenböcke ausgemacht hatten, einen ordentlich Schlag ins Kontor bekommen haben.

„Medien, TV-Sender wie Nachrichten-Websites, vertrauten gänzlich der eigenen - in diesem Fall aber trügerischen - Urteilsfähigkeit. Sie erklärten kurzerhand Islamisten zu den Tätern. Manche gingen unmittelbar zur Schuldzuweisung über. Die "Fuldaer Zeitung" beispielsweise kritisierte prompt die liberale Ausländerpolitik Norwegens: "Diesem feigen Terrorpack mit Großzügigkeit zu begegnen, hieße, ein Feuer mit Benzin löschen zu wollen." Nicht nur deutsche, auch andere westliche Medien vergalloppierten sich in dies Richtung. Die "Washington Post" schrieb auf ihrer Web-Seite: "Wir wissen nicht, ob al-Qaida unmittelbar verantwortlich war für die heutigen Ereignisse, aber in aller Wahrscheinlichkeit wurde der Angriff von einem Teil der dschihadistischen Hydra begangen."
(Spon 25.07.11)

Der Antiislamismus ist also (bevor der Name Breivik überhaupt bekannt wurde) schon einmal offenbar geworden.
Unsere westliche Hysterie wurde entlarvt.
Denn unter Islamistischen Anschlägen leiden viel mehr Menschen in überwiegend muslimischen Ländern, als „im Westen.“
Hasnain Kazim hält uns bei SPON den Spiegel vor; „Vorurteile machen blind“ erklärt er.

„Wenn wir den Kampf gegen den Terror gewinnen wollen, brauchen wir einen klaren Blick für die Gefahren. Vorschnelle Festlegungen, einseitige Verdächtigungen, verstellen aber die Sicht. Das ist die zweite Falle, in die wir nicht geraten dürfen. Eine Zahl von Europol sollte als Warnung dienen: Die EU hatte im vergangenen Jahr 249 Terroranschläge zu beklagen. Nur drei hatten einen islamistischen Hintergrund.“
(Spon 25.07.11)

Die zweite Frage ist, wie der Terroranschlag Norwegen und die westliche Welt verändert.
Die USA dienen hier als Negativbeispiel.

Am 12. September 2001 gehörte Amerika alle Solidarität der Welt. Sogar George W. Bush wurde mit Sympathie überschüttet. Man dachte, er mache erst einmal alles richtig.
Er besuchte sogar eine Moschee, um deutlich zu sagen, daß nicht „die Moslems“ für 9/11 verantwortlich waren.

Aber wie schnell kippte Amerika!
In beispiellosem Aktionismus trat die Regierung ihre demokratischen Spielregeln in die Tonne.
Setzte offiziell auf Folter, Urteile ohne Gerichtsprozesse und Rache.
Mit dem PATRIOT-Act wurden die Bürgerrechte ausgehebelt, der Militärhaushalt wurde gigantisch aufgeblasen.
Recht schnell ging die kriegerische Brutalität los gegen völlig unschuldige Afghanische Zivilisten und schließlich sogar ein ganzes Land, nämlich dem Irak, der keinerlei Verbindung zu Al Qaida hatte.
Fast die gesamte US-Presse gab gleich vorsorglich ihr Rückgrat ab und übernahm völlig unkritisch die größten Lügen und Absurditäten der kriminellen US-Regierung.
Es dauerte einige Jahre, bis die große und berühmte NYT zerknirscht ein Mea Culpa für ihr Versagen beim Irakkrieg abdruckte.
Da war das Kind aber schon im Brunnen.
Amerika hatte es geschafft sich vom Opfer, mit dem alle mitfühlten, zum unbeliebtesten Staat der Erde zu mausern.

Es sieht bisher so aus, als ob Norwegen nicht diese wahnsinnigen Fehler wiederholen wird.

Natürlich kann man das jetzt noch nicht beurteilen, aber die Stimmen „auf der Straße“ in Oslo sind wohltuend anders als vor zehn Jahren in Amerika.
Es herrscht Trauer, aber kein Geschrei nach Rache, keine Forderungen nach Veränderungen der Politik Norwegens.
Statt amerikanisch-martialischer Töne, geht ein Volk "mit Rosen gegen den Terror" vor.

Der Kronprinz sagte ziemlich richtig das, was auch schon der Ministerpräsident und viele andere Offizielle sinngemäß ausgedrückt hatten.

Kronprinz Haakon legte die sonst übliche royale Zurückhaltung komplett ab: "Nach dem 22. Juli gibt es keine Ausrede mehr für den Kampf um eine freie und offene Gesellschaft." Aber als Antwort auf Gewalt kam vom Prinzen gleich zweimal der Satz, der sonst bei offiziellen royalen Reden selten zu hören sein dürfte: "Heute sind unsere Straßen mit Liebe gefüllt."
[..] Der Prinz gab seinen Zuhörern mit auf den Weg, dass man die schrecklichen Morde nicht ungeschehen machen könne - "aber wir können wählen, was sie mit uns machen".
(SZ 25.07.2011)

Die Königsfamilie und die norwegische Regierung machen bisher einen guten Job.

Nicht so schlecht ist auch die deutsche Mainstreampresse.

Dem mea culpa über die zunächst beschuldigten Islamisten folgt nun eine breite Analyse von Schuld und Verantwortung. Der Tenor ist recht einheitlich der, daß man sich nicht darauf ausruhen dürfe Breivik für einen „einzelnen Irren“, einen Psychopathen zu halten.

Mit Breivik ist der SCHULDIGE zwar gefasst, aber das deckt noch lange nicht den viel größeren Kreis der Verantwortlichen ab.
Dafür ist sein perverses Manifest des Menschenhasses in der Tat eine gute Fundgrube.
Einige Linke klingen darüber schon wieder verzweifelt und pessimistisch:

Diese „neue Rechte“ hasst nicht nur Muslime, sie hasst auch Linke und Liberale, die in ihrem Jargon „Gutmenschen“ sind – ein Begriff, der auch von ihren Vorbildern Broder und Sarrazin gerne benutzt wird. Das 1.500 Seiten starke „Manifest“, mit dem der Terrorist Anders Behring Breivik seine Verbrechen erklären wollte, liest sich wie ein Potpourri aus Artikeln und Kommentaren rechtspopulistischer Blogs wie „Politically Incorrect“. Die Namen Geert Wilders, Theo van Gogh und Henryk M. Broder tauchen an jeweils mehr als einem Dutzend Stellen im Text auf. Unter der Überschrift „Die Vergewaltigung Europas“ bekommt Broder sogar ein ganzes Kapitel, in dem Breivik seiner Argumentation, dass die Westeuropäer sich lieber dem Islam unterwerfen würden, als gegen ihn zu kämpfen, als Mosaikstein in sein Hassgebilde einpasst.
(Jens Berger, Nachdenkseiten, 25.07.11)

Anders als Berger will ich aber ob dieser Ungeheuerlichkeiten nicht die Flinte ins Korn werfen.

Ja, sicher, wenn man unsere Chef-Populisten Merkel und Westerwelle heute im Gala-Dress bei den schon von Hitler so über alle Maßen geliebten Wagner-Festspielen aufmarschieren sieht, wird klar, daß man von diesen Schießbudenfiguren keine ernsthaften Anstrengungen gegen Rechtsradikalismus erwarten kann.

Die VERöffentlichte Meinung ist aber schon drei Schritte weiter.

Dass wir so entsetzt reagieren, hat ja nicht allein mit den vielen Toten zu tun. Sondern auch damit, dass jeder sehen kann, wie anschlussfähig Breiviks Wahnvorstellungen an eine salonfähig gewordene Islamophobie sind. Damit wären wir beim Kern: Breiviks Hetze gegen die Muslime, die angeblich die christliche Kultur zersetzten, ist der Brückenkopf, der seine abseitige Ideologie mit der Mitte der europäischen Gesellschaft verbindet. Und genau für diese Verbindung trägt die europäische Öffentlichkeit Verantwortung. Man muss unterscheiden zwischen dem Terroristen als Person und seinem propagierten Gedankengut. In Versatzstücken findet man es in den gängigen Abgesängen auf die Multikultigesellschaft ebenso wie in der Annahme, der reproduktionsfreudige Muslim schaffe Deutschland ab. Die bürgerliche Mitte adelte beide Diskussionen, oder sagen wir besser, beide Stränge des Ressentiments. Das wissen die meisten natürlich auch, und sei es nur unterschwellig. Daher versuchen sie sich jetzt mit der These vom Einzeltäter doch noch auf die Seite der Guten zu retten.
(Ines Kappert, taz, 25.07.11)

Jeder einigermaßen intelligente Internetuser kann sich nicht ernsthaft über Menschen mit dem kruden Hassweltbild Breiviks wundern.
Wir kennen all diese mordlüsternen Horroransichten, die von Kreuznet, PI, Altermedia und Co jede Minute verbreitet werden.
Wir wissen alle wie einfach es den bekannten rechten publizistischen Populisten (Broder, Baring, Sarrazin) und politischen Populisten (Wilders, van Gogh, Schill, Brunner, von Stahl, René Stadtkewitz, Fortuyn, Haider) gemacht wird ihr Süppchen zu kochen.
Nach Quoten lechzend laden die Wills und Illners diese Hetzer regelmäßig in ihre Talkshows, damit diese dort seelenruhig ihre Gülle ausbreiten können.

Es gibt jetzt jedoch eine leichte Hoffnung, daß nach der Erkenntnis welche Früchte Sarrazinsches Gedankengut trägt, mit mehr Zurückhaltung Podien für Aufhetzter ihres Schlages geschaffen werden.

Es darf dabei auch nicht vergessen werden, daß der Boden für rechte Hassideologen auch von Kirchenleuten geschürt werden, die in höchster Ehrerbietung mit „Eminenz“ und „Exzellenz“ angesprochen in ihrem royalen Rot im Kameraschein sitzen und von „Entartung“ (Kardinal Meisner), „gescheiterten Menschen“ (Kardinal Marx), "Sprungebreiter Aggressivität" (Ratzi) „Kinderholocaust“ (Bischof Müller) und „sündigen Menschen“ (Bischof Overbeck) sprechen, wenn sie gegen Schwule, Schwangere, Atehisten pöbeln.

Jedes Mal wenn sie das tun, wächst nämlich in den Breiviks dieser Welt die Erkenntnis, daß sie berechtigt, wenn nicht gar „verpflichtet“ wären gewaltsam gegen Minderheiten, Linke, Schwule, Atheisten, Muslime usw usf vorzugehen.

Und Ratzinger, der demnächst in allen Ehren von Frau Merkel und Herrn Wulff empfangen wird, streut noch das Salz in die Suppe, in dem er die revanchistische, deutschnationale Fraktion mit seiner Piusbrüder-Politik offensichtlich bestätigt.
Bis heute befinden sich die ultrarechten Antisemiten in den Armen des Papstes.
Bischof Williamson kann hetzen und den Holocaust leugnen so viel er will. Der Papst hat nicht etwa die Kontakte zu dem brauen Pack abgebrochen.
Nein, er hätschelt sie sogar mit seiner antisemitischen Karfreitagsfürbitte.

Nein, ich würde nicht so weit gehen, daß Mixa und Co Taten wie die von Utøya insgeheim befürworten.
Aber sie sollten intelligent genug sein, um zu wissen was sie mit ihrer fortlaufenden Hetze in einigen Köpfen anrichten.
Wenn sie aber intelligent genug sind, dann sind sie auch mitschuldig.

Einige rechte Foren haben weniger Skrupel.

„Abt. Schlimmer Finger: Gewalttätiger Anti-Sozialdemokratenprotest in Norwegen“ ist auf der Seite „Altermedia“ zu lesen, eines der populärsten Internetportale der rechtsextremen Szene in Deutschland. Was dann folgt, soll offenbar witzig sein. „Sozialdemokraten scheinen auch in Norwegen nicht beliebt zu sein, woran das nur liegen kann?“ 76 Jugendliche hat der Attentäter Andre Breivik auf der Insel Utøya erschossen. „Altermedia“ hat nur blanken Hohn für sie übrig. Die Opfer, so der Tenor des Blog-Eintrags, seien selber Schuld. Man müsse, schreibt der Verfasser weiter, dem Attentäter eine Handlung im Affekt zubilligen, „die angesichts der sozialdemokratischen Politik in Norwegen und Europa nachvollziehbar ist“. Die Freude der rechtsextremen Blogger über den Anschlag scheint deutlich durch.
[…] Ersten empörten Reaktionen der Netzgemeinde über dessen offene Verhöhnung der norwegischen Opfer begegnete der rechtsradikale Blog mit folgenden Worten: „Unseren hiesigen Sensibelchen jedoch, die sich gestern ob des angeblichen Zynismusses unserer ersten Betrachtung über den Osloer Anschlag empörten, möchten wir an dieser Stelle sagen, daß wir davon nicht einen Satz zurücknehmen.“ Die „Aktion“ in dem Jugendlager der Sozialdemokraten, so die Blogger weiter, betrachte man stattdessen „mit Gelassenheit und einem Lächeln im Mundwinkel“.
(M. Bewarder und C. Kensche 25.07.11)

Noch wichtiger als die klare Schuldzuweisung an Broder, Mixa, Müller, Sarrazin und Co ist es aber, daß endlich ein Licht auf die widerliche braune Brut im Internet geworfen wird.

Anders Behring Breiviks "Manifest" mag krude sein, es ist aber nicht kruder und aggressiver als das, was auf islamfeindlichen Internetseiten diskutiert wird. Vom virtuellen Kampf im weltweiten Netz zum echten Terror - das ist das beunruhigend Moderne, das sich im Massaker von Oslo offenbart. Deshalb muss man den Hasspredigern dort, im Internet, entgegentreten.
(Matthias Drobinski, SZ, 25.07.11)

Da hat Drobinski völlig Recht.
Viel zu viele Jahre konnte sich die christlich-fundamentalistische-neonazistzische-deutschnationale-misogyne-islamfeindliche-homophobe Pest von Hakenkreuznet und Co im Internet tummeln, ohne daß irgendwer in der Politik auch nur daran dachte etwas dagegen zu unternehmen.

Er [Breivik] war nicht alleine.
Über Jahre hat der Mann aus Norwegen dort mitgeredet, ohne aufzufallen, viele hundert Seiten aus der Begründung seines Kampfes sind geklaut, kopiert von anderen Autoren der anti-islamischen, nationalen, sich als Kreuzritter fühlenden Bloggerszene. Der Mann war ein Einzeltäter, ein Psychopath. Aber er war nicht alleine. Am Sonntag heißt es zum Beispiel im Forum der deutschen Anti-Islam-Seite "politically incorrect" (die sich natürlich von der Gewalt distanziert): "Das Manifest an sich liest sich ausgezeichnet" - mit den Morden aber habe Breivik "mehr Schaden angerichtet, als er sich vorstellen kann". Die Gemeinde ist erschrocken, nicht so sehr darüber, dass da einer virtuellen Hass zu konkreten Morden hat werden lassen, sondern darüber, dass man nun strategisch in der Defensive ist. Vom virtuellen Kampf im weltweiten Netz zum echten Terror, das ist das beunruhigend Moderne, das sich im Massaker von Oslo offenbart. Da hat einer über Jahre sich sein Weltbild aus Versatzstücken aus dem Internet zusammengebaut, es verfeinert, mit anderen diskutiert, als ginge es für oder gegen ein Tempolimit auf Autobahnen. Nach der Tat hat er das Netz als weltweites Propagandainstrument genutzt.

(Matthias Drobinski, SZ, 25.07.11)

Die Zeit der Unschuld ist jetzt aber vorbei.

In Zukunft kann kein politisch Verantwortlicher mehr sagen, er habe nicht gewußt was sich im Netz zusammen braut und welchen Input konservative Bischöfe und rechte Publizisten der gewalttätigen rechten Szene geben.

Viele große Presseerzeugnisse mit überregionaler Reichweite analysieren heute genau das.

Sonntag, 24. Juli 2011

Belohnungen

Es gibt eine eigentümliche Tradition in der mächtigen Wirtschaftsnation Deutschland, nach der der Posten des Wirtschaftsministers stets mit einem unseriösen Volldeppen besetzt wird.
Das Ministerium verfügt über einen vergleichsweise winzigen Etat und die Kompetenzen des Ministers sind im Grunde lächerlich.
Die wichtigen Entscheidungen treffen stets das Kanzleramt und das Finanzministerium.
Über den großen Etat verfügt das Arbeitsministerium.

Schon über Günter Rexrodt († 2004), Wirtschaftsminister 1993 - 1998 stellte der SPIEGEL damals gar nicht mal böswillig fest, der Posten sei „faktisch vakant“.

Ich erinnere mich noch daran, als 1993 Günter Rexrodt Wirtschaftsminister wurde und bei der Debatte zu seinem Amtsantritt Ingrid Matthäus-Maier die weisen Worte sprach:

„Wir hatten erst einen Bangemann, dann einen Haussmann, dann einen Möllemann - wie wäre es denn einmal mit einem FACHmann?“

Wenn man allerdings sieht wie viel Schaden von Leuten MIT Macht angerichtet werden kann (Merkel z.B.), dann ist man doch froh, daß es in der Regierung auch diese Luschen-Abschiebejobs für substanzlose Blender (Guttenberg), verschlafene Phlegmaten (Glos) oder geistig leicht unterentwickelte Weinfreunde (Brüderle) gibt.
Da können sie prestigeträchtig entweder wie Brüderle den Grüßaugust geben, oder gemütlich chillen und so tun als ob sie nicht dazu gehören (Glos).

Falls zufällig mal jemand auf den Posten kommt, der tatsächlich etwas bewegen will und voller Tatendrang ist, muß er sich eben wie einst Karl Schiller oder später Wolfgang Clement ein zweites Ministerium dazu nehmen.
Derart als „Superminister“ Geadelte werden schon ernster genommen.

Für die Bangemanns, Haussmanns, Glose und Co gilt aber, daß sie glücklicherweise nichts zu melden hatten.
Nicht auszudenken, was sie hätten anrichten können, wenn man so eine Null an die Kasse setzt!

Philipp Rösler, dessen einzig bekannte Qualitäten sind jung zu sein und Udo Jürgens zu lieben, plumpste 2009 ehe er sich versah auf den Sitz des Gesundheitsministers.
Da wollte der ehemalige Wirtschaftsminister im Kabinett des Regierungsphlegmaten Wulff natürlich nie hin.
Das Gesundheitsministerium gilt als Horrorministerium, in dem erstens unablässig was zu tun ist, in dem zweitens in jeder Ecke drei Lobbyisten sitzen und in dem man drittens nicht unter dem Radar durchfliegen kann, da „die Gesundheit“ jeden betrifft und früher oder später der kleine Mann auf der Straße sauer auf einen wird.

Das wußte auch Westerwelle, der sich vorgenommen hatte bis 2013 eine ruhige Kugel als FDP-Großzampano und Vizekanzler zu spielen. Er dachte, das Außenministerium sei nur die Fortsetzung von der Berliner Event-Kultur in größerem Rahmen.
Bankette, Empfänge, Ehrungen, schicke Anzüge und Staatsbesuche.
Da könnte ihm höchstens noch die junge Garde in der eigenen Partei gefährlich werden.
Also setzte Mr. Westerwave den Streber Philipp auf den Schleudersitz mit der Blutige-Nase-Garantie.

Neben der sinnfrei wabernden Merkel, fiel der junge Gesundheitsminister als der Typ auf, der die Abgaben erhöht.
Westerwelles Plan ging aber bekanntlich nur zur Hälfte auf: Zwar machte Rösler tatsächlich die ihm zugedachte schlechte Figur und wurde bald extrem unbeliebt.
Aber unglücklicherweise brauchte es gar keinen starken Jungminister von der FDP, um Guido Feuer unter dem Hintern zu machen.
Er schaffte es in Rekordzeit von ganz allein sich abzuschießen.
Und so wurde Rösler, ohne es zu wollen, doch noch ganz schnell Parteichef.

Als Parteichef hatte er nun das Sagen und belohnte sich als erstes schon mal selbst, indem er sich von der lästigen Kärrnerarbeit befreite.
Den wichtigen und substanziellen Job des Gesundheitsministers drückte er; ganz in Westerwelle-Manier; seinem Konkurrenten Bahr aufs Auge, während er selbst auf den gemütlichen Liegesessel des Brüderle wechselte.
Nun hat Rösler zu seinem Glück auch endlich einen Posten zum chillen.

Der Plan funktioniert bisher perfekt: Es werden zwar ständig Entscheidungen von enormer wirtschaftlicher Bedeutung gefällt - „Eurorettung“, Atomausstieg, … - aber das alles geschieht ganz ohne ihn und wird in anderen Ministerien gewuppt.

Endlich ist Rösler nun auch Grüßaugust und kann seinen Job als „faktisch vakant“ betrachten.
Seine Wichtigkeit ist ausschließlich eine Virtuelle. Denn die Parlamentsmehrheit bildet das erstaunliche FDP-Ergebnis vom September 2009 ab. 15% sind heute reine Utopie. Es ist wahrscheinlich, daß die FDP gar nicht mehr in den nächsten Bundestag einziehen wird.
Die ZEIT schrieb in ihrer vorletzten Ausgabe auf der TITELSEITE schon eine „Kleine Politologie eines Versagens.“
Darin hält sich der Autor gar nicht mehr lange mit der Beschreibung des Ist-Zustandes der Merkel-Rösler-Regierung auf.

Allmählich bildet sich für die schwarz-gelbe Koalition eine allgemein anerkannte Bezeichnung heraus: schlechteste Regierung seit 1949. Das ist etwas gemein, und man würde zur Verteidigung gern sagen: Sooo toll war die letzte Regierung Adenauer (1961 bis 1963) auch nicht. Oder die Kohlsche Kanzlerdämmerung (1994 bis 1998). Doch während man das noch sagen will, vergeigt die schwarz-gelbe Koalition zum dritten Mal ihre Steuersenkerei.
(Bernd Ulrich, 01.07.2011)

Wirtschaftsminister Rösler gibt jetzt gerne geradezu drollige Phantasiestatements ab, die die Frage aufwerfen welche psychedelischen Drogen der Mann wohl einnimmt.

Trotz zahlreicher Querelen in den vergangenen Monaten stellt FDP-Chef Philipp Rösler der schwarz-gelben Koalition ein gutes Zeugnis aus.
Er glaube, dass die Koalition sich gefunden habe. «Es gibt ein hervorragendes Klima zwischen CDU/CSU und FDP, und darauf kann man jetzt weiter aufbauen», sagte Rösler in der ARD-Sendung «Bericht aus Berlin».

(dpa, 24.07.11)

Ist doch irgendwie ganz süß, der Kleine, oder?
Wie er da in seinem Wolkenkuckucksheim von „hervorragenden Klima der Koalition“ spricht; allerliebst.
Ein Klima, das sich auf das Volk so auswirkt, daß die FDP heute aus dem Parlament flöge, Rot-Grün 50% und die Linke noch mal zehn Prozent dazu bekäme.
Was auch immer Rösler geraucht hat, das Volk lebt wohl in einer anderen Realität und hätte lieber Steinbrück als Kanzler.

Viele Deutsche haben Sehnsucht nach einem Kanzler, der weiß, was er tut; der sagt, was er denkt; der denkt, was er sagt - und der führt und nicht schwimmt. Sie haben Sehnsucht nach einem Kanzler, der wirtschaftspolitische Kompetenz verkörpert. Sie erinnern sich, wie sicher der damalige SPD-Finanzminister Peer Steinbrück vor drei Jahren das Land durch die Weltfinanzkrise gesteuert hat; und sie erleben, wie unsicher die Kanzlerin nun so lange, ohne Steinbrück, in der Euro-Krise agiert hat. Dass der Stern Steinbrücks heute so glänzt, hat mit den Schwächen der Kanzlerin zu tun, die sich in dieser Krise deutlich zeigten: Wenn sie redet, sagt sie nichts, und wenn sie handelt, tut sich meist nichts. Und der wirtschaftliche Aufschwung, auf den sie so stolz verweist, geht an Otto Normalverbraucher komplett vorbei; der hat davon nichts, nur ein real sinkendes Einkommen.
Angela Merkel ist nicht mehr die Präsidentenkanzlerin, die sie in ihren ersten Kanzlerjahren war. Seit sie mit der FDP koaliert, ist sie eher der Korken, der auf den Wogen treibt. An der Spitze der Regierung hätte man, so sehen das viele, lieber einen, der durch die Wellen pflügt und die richtige Richtung kennt. Steinbrück gilt als so einer, das erklärt seine gewaltige Popularität.
(Heribert Prantl 23.07.2011)

Die FDP ist also „noch da“.
Sie darf mal aufmucken, aber zu melden hat sie nichts mehr. Merkel benötigt die 93 FDP-Stimmen im Bundestag. Daher ist sie nett zu den gelbblauen Versagern und überläßt ihnen als Labsal die Hoffnung doch noch mal ein paar Steuern zu senken - für die Besserverdienenden.

Das ist Röslers Belohnung fürs Nichtstun.

Für das einfach bloß tumb als Mehrheitsbringer Dasitzen.

Falls es tatsächlich zu der widersinnigen Steuersenkung käme (das ist noch keineswegs sicher), wären zehn Milliarden Euro allerdings eine teure Belohnung für Herrn Rösler.

Dabei kann man den Mann auch viel billiger bekommen.
Das erkannte Merkels erster Handlanger, nämlich der Verteidigungsminister und ließ das arme Waisenkind Rösler erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik in Uniform auftreten.

Eigentlich sind Militär und Politik in Deutschland streng getrennt, Kabinettsmitglieder und schon gar nicht Vizekanzler, die im Verteidigungsfall den Oberbefehl hätten, wenn die Kanzlerin ausfiele.
Aber was sind schon rechtliche Grundsatzprobleme, wenn man einen deprimierten Wirtschaftsminister bespaßen muß?

Beim Sommerbiwak der 1. Panzerdivision am 8. Juli in Hannover trat der Bundeswirtschaftsminister in seiner Uniform als Reserveoffizier auf - das hat außer ihm noch kein Bundesminister gemacht. De Maizière hatte Rösler zwei Tage zuvor am Rande einer Kabinettssitzung ausdrücklich dazu ermuntert. Als Reservist ist Rösler Stabsarzt, was einem Hauptmann beim Heer entspricht. […] Der Berliner Staatsrechtslehrer Ulrich Battis hält Röslers Tabubruch […] für bedenklich: Der Minister sei auch auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung der Bundeswehr "nicht als Offizier da, sondern als Vizekanzler - und dann kann er auch nicht die Uniform tragen".
(SPIEGEL 25.07.2011)

Ja, „bedenklich“ finde ich den Vorgang auch.

Bedenklich ist es zu wissen was für ein simples Geltungsbedürfnis eines gescheiterten Parteichefs da zu Tage kommt.

Aber andererseits ist das billiger als die Zehn Milliarden Euro, die die letzte FDP-Rettungsmaßnahme kostete.

Samstag, 23. Juli 2011

Al Qaida war’s!

Zum Glück hat das ZDF den Terror-Experten Elmar Theveßen.
Im Heute-Journal von gestern, dem 22.07.2011 fabulierte der Chef-Schlaumeier Senders mit dem einen Auge von „islamistischen Hintergründen“.
"Die norwegischen Behörden gehen von einer ferngezündeten Bombe aus", sagt ZDF-Terrorismusexperte Elmar Theveßen. Der Bombenanschlag und die Schießerei deuteten auf eine organisierte Terrorwelle hin.

„Man weiß, daß Islamisten Norwegen im Visier haben!“ Das entspricht den Szenarien, die in Europa, auch in Deutschland Gegenstand von Terrorwarnungen gewesen sind,.., und die Sicherheitsbehörden sind überzeugt, daß ähnliche Planungen auch für Deutschland im Gange sind aber ganz offenbar bisher nicht ausgeführt werden konnten. Also erhöhte Wachsamkeit!“
(Elmar Thevesen im Gespräch mit Maybritt Illner 22.07.2011)

Norwegen sei in Afghanistan engagiert, außerdem klänge der Ärger um die Mohammed-Karikaturen noch nach. Dabei handelte es sich zwar um Dänemark, aber die doofen Islamisten könnten diese ganzen kleinen Skandinavischen Länder mit den christlichen Kreuzen in ihren Nationalflaggen nicht auseinanderhalten.

So kann es kommen, wenn jemand stets vor die Kamera drängt, der über das eigentliche Thema noch gar nichts wissen kann.

Inzwischen ist klar, daß der ZDF-Terror-Guru völlig ins Klo gegriffen hatte.

Alles deutet eher auf "ein norwegisches Oklahoma City" hin als auf einen skandinavischen 11. September. In der Hauptstadt des US-Bundesstaates Oklahoma hatte 1995 der Rechtsradikale [Christ] Timothy McVeigh ein Regierungsgebäude in die Luft gesprengt, 168 Menschen starben.
(Spon 23.07.11)

Der Schwiegermuttertraum Anders Behring Breivik, 32, ist gefasst und geständig.
Norweger, gutaussehend, bisher unauffällig, rechts, Christ, blond.

Nun müssen die Journalisten weltweit ihre erste Berichterstattung umkrempeln und eine gegenteilige Geschichte ausbreiten.
Dabei hat selbstverständlich noch niemand mit Breivik reden können und die Polizei hat noch keine offiziellen Angaben zu den laufenden Verhören gemacht.
Die Gesinnung des Massenmörders wird aus seinem Facebook-Profil und Twitter-Account geschlossen. Dabei legte „Anders Behring B.“ sein Facebook-Profil erst am 17. Juli 2011 an, als das Superverbrechen von Oslo bereits durchgeplant war.
Begierig stürzt man sich also auf genau die Brotkrumen, die Breivik ganz offensichtlich genau zu dem Zweck ausgeworfen hat.
Ob sein Twitter-Zitat….
"One person with a belief is equal to the force of 100.000 who have only interests”
… eine Legende stricken soll oder wirklich seiner Überzeugung entspricht, kann niemand sagen.

In die richtige Richtung scheint mir statt dessen Jens Berger zu zielen, der einen sogenannten „offenen Thread“ zum allgemeinen Brainstorming ansetzte.

Der vermeintliche Täter Anders Behring Breivik entspricht dem Prototyp eines neuen Rechten, wie es ihn auch in Deutschland tausendfach gibt – nationalistisch, islamkritisch, rassistisch, internetaffin. Ein Mann, der in Deutschland wohl Kommentator des PI-Blogs wäre und Sarrazin bejubeln würde. Die Saat des Hasses geht nun auf. Wer geglaubt hat, dass die fortwährend hetzenden grau melierten Biedermänner keine Brandstifter hervorbringen würden, hat sich getäuscht.
(Spiegelfechter 23.07.2011)

Sehr viel wahrscheinlicher ist es, daß die von Bloggern ausgegrabenen Äußerungen Breiviks in skandinavischen rechtsextremen Webseiten realistisch widergeben, was der Multi-Killer denkt:

Der Multikulturalismus sei der Untergang Norwegens. Das Land schaffe sich ab (DEN Titel kennen wir doch schon irgendwoher…) Norwegens Konservative müssten Flagge zeigen und endlich massiv gegen die Linke (= Stoltenbergs Sozialdemokratische Jugend zum Beispiel) und Muslime zeigen.
Andreas Kemper (Mit Sarrazin-Argumenten gegen die Arbeiterjugend?) hat dankenswerterweise diverse Norwegische Texte Breiviks übersetzen lassen.

Es zeigt sich einmal mehr, daß besondere Grausamkeiten fast immer erst durch den Antrieb einer Religion möglich werden - wobei beispielsweise Nationalsozialismus extreme Ähnlichkeiten mit einer Religion zeigt: Heilslehre, Führer, Heilige Schrift, Sündenböcke,…

Jemand, der so wie ich schon seit Jahren die fanatisierte Christliche Rechte genau beobachtet - sei es Kreuznet, oder die Irren, die der RWWB (Right Wing Watch Blog) regelmäßig vorführt, kann mich der Fanatismus Breiviks eher wenig überraschen.



Immer heftiger und leidenschaftlicher wird in diesen Kreisen gehasst.
Mordfantasien gehören bei Kreuznet zum Alltag.
Die Aufforderung Homosexuelle nach Iranischem Vorbild an Baukränen zu hängen oder zumindest zu kastrieren, kann man wöchentlich lesen. Juden, Muslime, Atheisten, Freimaurer, Linke, Grüne und Bürgerrechtler werden kaum weniger gehasst.
PI, Hakenkreuznet und evangelikale Fundis stehen dabei keineswegs allein da.
Sie vernetzen sich, strecken die Fühler zu rechtsradikalen Parteien aus, die überall in Europa Zulauf haben und befruchten sich mit rechtsnationalen Organen wie der „Jungen Freiheit“, die wiederum von Unionspolitikern gelobt werden.
Das faschistoid-eleminatorische Gedankengut der Umerziehung, Rache, Prävention und Rassismus findet man insbesondere in Christlich-fundamentalistischen Kreisen der USA.



Michelle Bachmann, die recht gute Aussichten hat nächste US-Präsidentin zu werden, betreibt sogar mit ihrem Mann selbst zwei „Umerziehungsanstalten“, die Homosexuelle, welche sie für "Bararen" hält, „heilen“ sollen.





Aus dieser Ecke stammen auch die Christen-Fanatiker, die vor Mord nicht nur nicht zurückschrecken, sondern beispielsweise das Killen von Abtreibungsärzten ausdrücklich als ihre göttliche Pflicht begreifen.

Christen sind in ihrem biblischen Aktionswahn zu allen Brutalitäten fähig, wie ein Beispiel von Vorgestern aus Ghana zeigt.

Ghana’s Western Region Minister, Paul Evans Aidoo MP has ordered the immediate arrest of all homosexuals in the country’s west.
Aidooo has tasked Ghana’s Bureau of National Investigations and security forces to round up the country’s gay population and has called on landlords and tenants to inform on people they suspect of being homosexuals.
“All efforts are being made to get rid of these people in the society,” he said.
The move by the Minister follows months of campaigning by the Christian Council of Ghana which last week called on Ghanaians not to vote for any politician who believes in the rights of homosexuals.
Muslims and Christians in the Western Region have been staging protests ever since a local media report claimed there were around 8000 homosexuals and lesbians in the district.
(Starobserver 21.07.2011)

Brutalität, wie die gestrige in Norwegen erfordert sogar ein religiös-ideologisches Gedankengut.

Nur aus der tiefen Überzeugung auf der richtigen Seite zu stehen, gegen das Böse in einem höherem Auftrage zu kämpfen macht die sinnlose Gewalt möglich.

Nicht von ungefähr wird das gefährlichste Charaktermerkmal der Religionen, die Mission, welche schon zu Abermillionen Toten und vielen Genoziden führte, bis heute betrieben.

Missionarischer Eifer“ ist eine sprichwörtliche Redewendung geworden.
Eifer, der weit über jedes rationale Maß hinausgeht, im Bekehrungswahn der Intoleranz frönt und sich selbst erlaubt, was anderen niemals zugestanden würde - nämlich „die anderen“ auch gegen ihren Willen zu bekehren - gilt als „missionarisch“.

Eine Mission hatte auch Anders Behring Breivik, der möglicherweise ohne den religiös-ideologischen Input nur ein x-beliebiges Arschloch geblieben wäre.

Dabei blieb es leider nicht.