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Um die beklagte Seitenaufbaugeschwindigkeit zu verbessern, bin ich auf einen zweiten Blog umgezogen. Und zwar hierhin. Ich bin dankbar für ein Feedback!

Samstag, 17. Dezember 2011

Besser reich und gesund, als arm und krank.

Die Zeiten einer Zweiklassenmedizin in Deutschland sind vorbei.
Inzwischen haben wir mindestens eine Vierklassenmedizin. Ja, es ist hier natürlich besser als in Amerika oder England. Aber auch in Deutschland gibt es einige Hunderttausend gar nicht versicherte Menschen, deren teilweise schwere chronische Erkrankungen gar nicht behandelt werden.
Die meisten Patienten kennen sehr gut die Unterschiede zwischen Privat- und Kassenpatienten.
Etwas weniger sichtbar ist für die Allgemeinheit, daß sich am oberen Ende der Skala noch eine „de luxe“-Gruppe der Privatpatienten, bzw Selbstzahler abgekoppelt hat.

Es gibt immer mehr edle Praxen und Kliniken mit umfassenden Service und Spitzenärzten, die 90% der Menschen ohnehin nie von innen zu sehen bekommen, weil dort grundsätzlich keine Kassenpatienten eingelassen werden.

Aber auch in den „normalen“ Krankenhäusern gibt es vermehrt auf den Privatstationen noch eine separate Edel-Abteilung, bei denen statt des üblichen 2,8-fachen bis 3,5-fachen Satzes mindestens der 5,5-fache Satz abgerechnet wird, den selbst die Privatkrankenkassen meistens nicht übernehmen.

Für so eine „Komfortstation“ kommen nur Patienten in Frage, die richtig reich sind und nicht auf Erstattungen der Privatversicherung angewiesen sind.

Kürzlich hatte ich Gelegenheit einen Patienten auf der Privita-Komfort-Station, der Luxus-Variante der Privatstation des Asklepios-Krankenhauses Barmbek zu besuchen.

Patienten mit einer Privatversicherung oder Selbstzahlern bieten wir zusätzliche Komfortleistungen. Wir informieren Sie im Rahmen des Aufklärungsgespräches - bei Fragen können Sie sich aber gern schon im Vorfeld an uns wenden.
Ganz besonderen Komfort bietet Ihnen unsere Privita-Station. Ansprechende Räumlichkeiten, spezielle Ausstattungs-Details und umfangreiche Serviceangebote verleihen der Privita einen besonderen Charakter: Die großzügigen Einbettzimmer mit eigenem Duschbad verfügen über hochwertiges Mobiliar und bieten eine warme Atmosphäre. Ein durch die Patienten selbst elektrisch verstellbares Bett gehört ebenso zur Ausstattung wie eine Besucherecke, ein Nachttisch mit eigenem Kühlschrank sowie ein Flatscreen-TV inklusive DVD-Player. Im Bereich der Speisen- und Getränkeverpflegung erwarten Sie deutlich erweitere Auswahlmöglichkeiten.
(asklepios.com)

Interessanterweise ist der Privita-Luxus der Konzernleitung offenbar selbst etwas peinlich.
Man muß schon suchen und die richtigen Leute kennen, um überhaupt die Möglichkeit von Extra-Doppel-Plus-Service mit Butler, Designmöbeln und integrierten Kühlschrank im Nachttisch (inkl Minibar!) zu bemerken.

Die CDU-Landesregierung hatte vor einigen Jahren den Willen einer Volksabstimmung die landeseigenen Krankenhäuser an den Asklepioskonzern verkauft.
Jeder Patient sieht wie das Personal seit dem ausgedünnt wurde, wie überfüllt und ruckzuck es nun zugeht.
Die Existenz einer Edelabteilung für die Reichsten der Privilegierten wird aus PR-Gründen vor dem gemeinen Volk verheimlicht.
Einen „Privita-Komfort“-Patienten wird man nie im Wartebereich beim Einchecken oder auf den Fluren vor der Röttgenabteilung treffen. Sie kommen immer zuerst an die Reihe - außer Sicht der Otto Normalverbraucher.
Diskretion lautet die Maxime.

Den besonderen Servicecharakter unserer Privita-Komfortstation erleben Sie vom ersten Schritt in der Klinik an: Die administrative Aufnahme und alle notwendigen Formalitäten werden von unserer Ansprechpartnerin für Wahlleistungen, Dörte Hollmann, gemeinsam mit Ihnen direkt in Ihrem Zimmer erledigt. Hier erhalten Sie auch eine Liste der Wahlärzte, die sich um Ihre medizinische Behandlung kümmern.
(Privita-Komfort-Broschüre)

Ich mache den Reichen, die diese Angebote nutzen können ausdrücklich keinen Vorwurf.
Ich halte es für absolut natürlich, daß man sich bei einer ernsthaften Erkrankung eines Angehörigen die bestmögliche Behandlung wünscht.
Ich habe in meinem Leben reichliche Erfahrungen mit Menschen in Pflegeheimen gemacht, die mir alle ans Herz gewachsen sind. Wäre ich reich genug, würde ich sie mit Freude alle auf solche Komfortstationen verlegen lassen.

Es ist nicht gerecht, daß Ärmere sich diesen Luxus nicht leisten können. Ob man immer Gerechtigkeit herstellen kann, ist allerdings mehr als fraglich.

Grotesk allerdings ist, wenn Gesundheitspolitiker fast aller Parteien vehement bestreiten, daß es überhaupt eine Zweiklassenmedizin in Deutschland gäbe.



Da wird es wirklich albern.
Öffentlich wird ein Ist-Zustand bestritten, den FDP’ler und CDU’ler selbst umständlich herbeigeführt haben.

Sowie vor einem guten Jahr ein gewisser Gesundheitsminister namens Rösler.

Was für Rösler, Ex-Stabsarzt der Bundeswehr, eine Angleichung des gesetzlichen an das private Kassensystem darstellt, ist der endgültige Schritt in die Zwei-Klassen-Medizin - was Transparenz und Wettbewerb stärken soll, die Abkehr vom Solidaritätsprinzip durch die Hintertür.
Kranksein muss man sich zukünftig im Land eines FDP-Gesundheitsministers Philipp Rösler leisten können, ebenso wie den dazugehörigen Arztbesuch.
Der angenehme Nebeneffekt, wenn man die Folgen betrachtet:
Die FDP beugt auf diese Weise einer Überalterung der Bevölkerung und damit verbunden auch einem Zusammenbruch des Rentensystems vor. Gesund alt wird nur noch derjenige, der das nötige Kleingeld hat. Der Rest der "ärmeren" Bevölkerung würde sich auf diese Weise diskret selbst entsorgen, weil das Geld zum Arztbesuch bzw. für die notwendige Therapie fehlt.
Eigentlich wäre dies ein richtiger Selbstläufer: Medizinische Non-Compliance auf höchsten Niveau. Zu mangelhaften Therapietreue kommt es erst gar nicht, wenn man den Arztbesuch aus Kostengründen meiden muss.
Für die FDP ist dies wahrscheinlich ein akzeptabler Kollateralschaden, denn die Gruppe der "Unterschicht" stellt ohnehin nicht ihre traditionelle Wählerschaft dar.
(compliancemagazin 04.10.10)

Falls der ein oder andere jetzt hämisch denken mag, es sei ein Trost zu wissen, auch Reiche werden krank und sterben, dem sei gesagt, daß das erstens unmoralisch ist und zweitens stimmt es noch nicht einmal vollständig.

Denn tatsächlich sind Reiche gesünder und haben in Deutschland eine um Jahre höhere Lebenserwartung.
Nicht nur weil sie sich eine bessere medizinische Versorgung leisten können, sondern auch weil sie gebildeter sind und eine dementsprechend gesündere Lebensführung haben. Sie ernähren sich einfach vernünftiger.

Niedriglöhner sterben eher.
Die gute Nachricht: Die Deutschen werden immer älter. Alle Deutschen? Nein! Die Lebenserwartung von Menschen mit niedrigen Einkommen ist im vergangenen Jahrzehnt sogar gesunken – um volle zwei Jahre!
[…] Denn während die Lebenserwartung der Bundesbürger insgesamt wächst (auf derzeit 82,8 Jahre), ist sie bei Arbeitnehmern mit geringem Einkommen in den zurückliegenden zehn Jahren gesunken. Und wurden Arbeitnehmer mit geringem Einkommen 2001 noch durchschnittlich 77,5 Jahre alt, waren es 2010 nur noch 75,5 Jahre. Das berichtet die „Saarbrücker Zeitung“ unter Berufung auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Große Anfrage der Linksfraktion. Im Osten war die Entwicklung noch drastischer. Hier sank die Lebenserwartung von 77,9 auf 74,1 Jahre. Für den Armutsforscher Prof. Dr. Christoph Butterwegge von der Uni Köln ist das eine fatale Folge der auf Lohndumping zielenden Politik. „Grundsätzlich sterben Arme früher“, so Butterwegge. „Doch der systematische Ausbau des Niedriglohnsektors führt dazu, dass die Menschen ungesünder leben – sie haben Angst, schlafen schlechter, psychosoziale Probleme nehmen zu.“
(Berliner Kurier 12.12.11)

Da sich unter Frau Merkel die soziale Schere rapide weiter auftut, sich ein Heer aus Niedriglöhnern, Aufstockern, Eineurojobbern und Leiharbeitern bildet, dürfte die Lebensspanne des unteren Drittels der Gesellschaft weiter absinken.

Gute Nachrichten für die Rentenkasse!

In Deutschland ist die Einkommensungleichheit seit 1990 erheblich stärker gewachsen als in den meisten anderen OECD-Ländern. In den 80er und 90er Jahren gehörte das Land zu den eher ausgeglichenen Gesellschaften, inzwischen liegt es nur noch im OECD-Mittelfeld. Das geht aus der Studie „Divided we stand – Why inequality keeps rising“ hervor, die heute von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung veröffentlicht wurde. Mit durchschnittlich 57.300 Euro verdienten die obersten zehn Prozent der deutschen Einkommensbezieher im Jahr 2008 etwa achtmal so viel wie die untersten zehn Prozent (7400 Euro). In den 90ern lag das Verhältnis noch bei 6 zu 1, der aktuelle OECD-Durchschnitt ist 9 zu 1.
(OECD 05.12.11)

Weil bald Weihnachten ist, habe ich allerdings einen Tipp für diejenigen, die nichts auf dem Bankkonto haben und dennoch nicht früh sterben möchten.

Werdet schwul!

Homopaare halten länger durch und sind gesünder.
Das hat eine Studie der Columbia University in Massachusetts ergeben. (Lesben wurden nicht untersucht.)

Bei einer Untersuchung von Patienten eines Gesundheitszentrums für sexuelle Minderheiten haben sie Hinweise darauf gefunden, dass sich das Ehegesetz positiv auf die Gesundheit von schwulen Männern auswirken kann. Die Wissenschaftler überprüften im Rahmen ihrer Studie Gesundheitsparameter und -kosten von 1211 schwulen und bisexuellen Männern vor und nach Einführung des liberaleren Ehegesetzes im Jahr 2003.
[…] Wie die Forscher um Mark Hatzenbuehler in der Fachzeitschrift "American Journal of Public Health" berichten, nahmen die Untersuchten ein Jahr nach Einführung der Ehe für Homosexuelle 13 Prozent weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch. Auch die Gesundheitskosten gingen demnach um 14 Prozent zurück. Dieser Rückgang bezog sich vor allem auf Kosten für die Behandlung von Bluthochdruck, von Depressionen und anderen psychischen Leiden. Und das galt nicht nur für jene Männer, die in einer gleichgeschlechtlichen Ehe lebten, sondern auch für die Gruppe der homosexuellen Singles. "Unsere Untersuchung legt nahe, dass das Recht auf eine gleichgeschlechtliche Ehe eine weitreichende Auswirkung auf die Gesundheit von schwulen und bisexuellen Männern in Bezug auf Krankheiten hat, die durch Stress ausgelöst werden", sagte Studienautor Hatzenbuehler.
(Spon 17.12.11)

Für die notorischen Heteros ohne Gold-Kreditkarte, bleibt dann wohl nur noch die Möglichkeit sich gut auf das nahende Ende vorzubereiten.
Jeder sollte zu Lebzeiten einen Vertrag mit dem Bestatter der Wahl gemacht haben.
(Mein Vertrag liegt schon seit zehn Jahren in meiner Schreibtischschublade)
Das erspart den Angehörigen in dem auf jeden Fall eintretenden Ernstfall viel Ärger.

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