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Montag, 5. Dezember 2011

Nasenstubser für Bibi

Die Ansicht, daß Deutschland immer noch aufgrund seiner Geschichte eine besondere Stellung in Europa hat und unbedingt sensibel mit den Interessen Israels umgehen muß, teile ich nach wie vor uneingeschränkt.

Sensibel zu sein, bedeutet dabei, daß man erst einmal nachdenkt, bevor man seine Klappe zum Nahostproblem aufreißt.
Sensibel zu sein, bedeutet dabei, daß man nicht wie FDP-Möllemann oder CDU-Hohmann versucht antisemitische Töne anzuschlagen, um davon parteipolitisch zu profitieren.
Sensibel zu sein, bedeutet dabei, daß man nicht bei jeder unpassenden Gelegenheit wie Herr Wulff, Herr Koch, Herr Sinn und reihenweise katholische Bischöfe Nazi- und Holocaustvergleiche anstellt.
Sensibel zu sein, bedeutet dabei, daß man als deutsche Bundesregierung das Kanzlerflugzeug nicht ausgerechnet an Israels „Todfeind“ Achmadinedschad verkauft.
Sensibel zu sein, bedeutet dabei, daß man jüdische Deutsche nicht für „ihre Regierung“ haftbar macht, wenn Israels Regierung gemeint ist.

Vor Jahren habe ein Abgeordneter zum Beispiel nach einer Rede des israelischen Präsidenten Ezer Weizmann vor dem Bundestag zu Ignaz Bubis gesagt: „Ihr Präsident hat heute eine wunderbare Rede gehalten!“ Bubis’ Antwort: „Ist das so? Ich wusste gar nicht, dass Roman Herzog heute vor dem Bundestag eine Rede gehalten hat.“
(Kathrin Hessling 2007)

Sensibel zu sein, bedeutet aber natürlich nicht, daß man nicht über die Politik der Israelischen Regierung diskutieren dürfte, oder daß man nicht widersprechen dürfte, wenn in Israel Dinge beschlossen werden (beispielsweise Siedlungsausbau, Grenzzäune), die der Sicherheit und dem Frieden in der Region eher abträglich sind.

Schon seit Jahrzehnten haben auch deutsche Regierungen Israel immer wieder mal scharf kritisiert - wer da von "Tabus" redet, lügt, oder weiß es nicht besser.

Man soll Israel nicht verdammen und zum Alleinschuldigen aller Probleme im Nahen Osten erklären.
Ich glaube aber man tut Israel insgesamt absolut keinen Gefallen damit, wenn man wie die enthirnten Christenfanatiker von den US-Republikanern mit geschlossenen Augen Israel immer nur bejubelt und bedingungslos fördert.

Die meisten der acht GOPer Präsidentenkandidaten-Kandidaten-Schwachköpfe schwören schon ihre erste Amtsreise führe sie nach Jerusalem und einen Krieg gegen den Iran würden sie auch unterstützen.
Die Radikalsten und Dümmsten der amerikanischen religiösen Rechten geben sich in Israel die Klinke in die Hand. Sarah Palin und Glen Beck irrlichterten beispielsweise von einem riesigen Kamerapulk verfolgt durch das Heilige Land.
Die Israelische Bevölkerung muß einem leidtun - bei solchen Freunden braucht es keine Feinde mehr.
Ohnehin ist der Beitrag zur Stabilität in Israel der Becks und Bachmanns unter Null. Ihnen geht es nur darum sich vor dem heimischen Publikum zu profilieren.
Der Judenstaat muss als Staffage herhalten.

Hätte Deutschland die weltgrößte Supermacht als ständigen und blinden Unterstützer auf seiner Seite und würde stetig mit Militärhilfe und Dollarmilliarden überschüttet, sowie im UN-Sicherheitsrat automatisch mit Vetos gedeckt werden, möchte ich mir nicht vorstellen, was für Großmannssüchte hier sprössen.

Die Mischung aus Existenzangst und Glauben an die extreme militärische Übermacht ist nicht gesund für Israel.

Militärische Übermacht ist ohnehin heutzutage so ein Gummibegriff geworden.

Wer würde ernsthaft der Ansicht widersprechen, daß die US-Armee Saddams abgehalfterten Truppen haushoch überlegen war, daß die Taliban auch nicht annähernd mit der Bewaffnung der Amis mithalten können?

Auf dem Papier sieht das so eindeutig aus, wie ein Elefant einer Ameise überlegen ist.
Die USA hat mehr, bessere und modernere Waffen.
Nur, was nützt es?

Sie haben dennoch weder Vietnam, noch den Irak noch Afghanistan unter Kontrolle bekommen.

Sie haben das nur - im Gegensatz zu Osama bin Laden - vorher nicht begriffen und rannten wie ein hirnloses Riesenbaby in Al-Kaidas Falle.
Nach zehn Jahren ist Amerika geschwächt wie nie, hängt ökonomisch am Tropf Chinas und Japans und Al Kaida selbst wurde eine beispiellose Rekrutierungskampagne zuteil.

Das gleiche Bild in Palästina. Die Israelische Armee ist selbstverständlich dem Libanon oder dem Gaza-Streifen unendlich weit überlegen.

So wie beim Israelischen Unabhängigkeitskrieg (1948), dem Sechstagekrieg (Juni 1967) oder dem Jom-Kippur-Krieg (1973) läuft das aber heutzutage nicht mehr.

Der Verlust von Menschenleben, die Reaktion der Weltöffentlichkeit und die simultane Berichterstattung in den interaktiven Medien machen es unmöglich solche Kriege unter Kontrolle zu halten.
Beim „zweiten Libanonkrieg“ (2006) hatten Olmert und Peres zwar die uneingeschränkte Unterstützung Amerikas und Englands, sowie eine allmächtige Luftwaffe - aber genützt hat es nichts.
Nun ist der Libanon ganz kaputt, knapp 2000 Zivilisten starben, Israel ist einige Milliarden Dollar ärmer und der Frieden ist ferner denn je. Was für eine sinnlose Aktion.
Daß Olmert sich in so eine Lage brachte, kann man nur mit Hilfe der Psychologie erklären - wobei ich die eher irrationalen Beweggründe nicht kleinreden will.
Israel hat schließlich Gründe zur Hysterie zu neigen.

Aber nun noch den Iran anzugreifen, wie es immer wieder aus Jerusalem kolportiert wird?

Das muß doch böse enden.

Gegen mögliche israelische Angriffe auf Teheraner Atomanlagen bildet sich (erfreulicherweise) Widerstand aus zwei unerwarteten Ecken:


1.)
Der Ex-Mossad-Chef Meir Dagan, bekannt als harter Hund und Planer von Attacken aller Art, macht der Israelischen Regierung das Leben schwer, indem er penetrant deutlich warnt.

Der Spion, der aus der Stille kam, hält Israel in Atem mit seinen donnernden Warnungen vor einem Angriff auf Iran.
[…] Seit seiner Pensionierung im Januar aber kämpft er beredt gegen israelische Bombardierungspläne. Erst tat er das in Hinterzimmern, dann auf diversen Podien. Nun hat sich Dagan auf seinem Feldzug gegen den Krieg erstmals ins Fernsehen vorgewagt mit einem Interview zur besten Sendezeit. Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Ehud Barak, die immer wieder die 'militärischen Optionen' beschwören, ist damit im eigenen Land ein Widersacher erwachsen, den sie ernst nehmen müssen. […] Frontal greift Dagan [….] die Kriegsszenarien an, mit denen Verteidigungsminister Barak hausieren geht. Nicht einmal 500 Tote, so hatte Barak getönt, werde Israel eine Konfrontation mit Iran kosten. 'Es werden mehr sein', konterte Dagan nun kühl im Interview auf Channel 2. Eindringlich warnte er davor, 'mit weit offenen Augen einen regionalen Krieg' zu provozieren. Er rechnet nicht nur mit einem iranischen Gegenschlag, sondern auch mit Raketenfeuer der Hamas aus dem Gaza-Streifen und der Hisbollah aus dem Libanon. Überdies hält er ein Eingreifen Syriens für wahrscheinlich, weil der bedrängte Despot Baschar al-Assad so auch vom inneren Aufruhr ablenken könne. Angesichts all dieser Gefahren hat Dagan einen Angriff auf Iran zum 'dümmsten Einfall' erklärt, von dem er je gehört habe.
(Süddeutsche Zeitung 03. Dezember 2011)

2.)
Und, es geschehen noch Zeichen und Wunder, aus Washington dröhnen Warnungen in das heilige Land.

Der amerikanische Verteidigungsminister Leon Panetta hat Washingtons engen Verbündeten Israel in ungewöhnlich deutlichen Worten zu besserer Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten in Nahost aufgerufen. Sicherheit sei zwar von einem starken Militär abhängig, aber "ebenso von starker Diplomatie", sagte Panetta bei einer Diskussion im Saban-Center für Nahost-Politik, wie die "New York Times" berichtete. "Und leider haben wir im vergangenen Jahr beobachtet, wie Israel zunehmend von seinen traditionellen Sicherheitspartnern in der Region isoliert wird, während die Suche nach einer einvernehmlichen Friedenslösung für Nahost praktisch zum Stillstand gekommen ist." Panetta sagte weiter: "Letzten Endes kann der Traum eines sicheren, fortschrittlichen jüdischen und demokratischen Israel nur durch zwei Staaten, die friedlich beisammenleben, erreicht werden." Der Verteidigungsminister mahnte die Wiederaufnahme der Friedensgespräche an: Der erste Schritt Israels sollte sein, "an den verdammten Tisch zurückzukehren".
(HHAbla 05.12.11)

Auf irgendeinen substanziellen Beitrag aus Berlin wird man natürlich vergeblich warten - zumal wir bedauerlicherweise das Amt des Außenministers nicht besetzt haben.

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