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Samstag, 24. Dezember 2011

Wie man doch noch religiös wird.

Ist es schon endgültig zu spät für mich?
Oder gibt es immer noch Hoffnung der Hölle zu entrinnen nach all den Dekaden als Atheist?
Ratzi und seine protestantischen Nachäffer („Kirche im eigentlichen Sinne“ sind sie ja nicht) geben immerhin positive Signale.
Kaum eine Rede, in der nicht ob der allgemeinen Kirchenaustrittsbewegung von „Neuevangelisierung“ und „Missionierung Europas“ gesprochen wird.

Scham ist anders.
Immerhin dürfte die Missionierung, die immer Hand in Hand mit der Kolonialisierung ging, eins der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte sein. Ganze Völker wurden ausgerottet.
Nicht weiter schlimm für den Vatikan; dort spricht man von „einer glücklichen Schuld“.
Damit wird zwar eingeräumt, daß ein paar Hundert Millionen Unschuldige gekillt wurden - aber macht ja nichts; dafür sind sie jetzt alle Christen.

Die „neue Mission“ in Deutschland funktioniert allerdings verglichen mit früheren Zeiten schleppend.
Das mag damit zusammenhängen, daß die Hauptstrategie - bezirzen mit Glasperlen und anschließend die Nichtüberzeugten mit Schwertern niedermachen - in der Verfassungswirklichkeit der Bundesrepublik Deutschland irgendwie aus der Mode gekommen ist.

Glücklicherweise ist die menschliche Dummheit groß genug, um sich selbst das Hirn abzuschalten. Es gibt immer noch geistige Zwerge, die freiwillig von DENKEN auf GLAUBEN umsteigen.
Als beispielhaft kann hierfür der vor 24 Jahren gegründete Österreichische Gesprächskreis „Loretto“ gelten.

5. Oktober 1987, Treffpunk Operngasse 4, 1010 Wien, in einer kleinen Studentenwohnung: Drei Jugendliche treffen sich, um gemeinsam den Rosenkranz zu beten und danach Wurstbrote zu essen. Anlass dafür war eine Wallfahrt nach Medjugorje wenige Wochen davor. In ihren Herzen wuchs die Sehnsucht das Erlebte zu Hause weiter zu leben. Das war der Anfang unseres ersten Gebetskreises, der Anfang der Loretto Gemeinschaft.
(loretto.at)

Und wieder fühle ich mich ausgeschlossen.
Wurstbrote also.
Und wenn man Vegetarier ist?

Den kannibalistischen Aspekt des Christentums werde ich nie verstehen.

Die Christen interessieren sich überhaupt nicht dafür, was Jesus sagte oder tat. Ihr Glaubensbekenntnis enthält nichts über ihn, wichtig ist nur sein Blut. Also, wenn ich im neuen Weltkatechismus lese: „Auf Bitte seiner Braut, der Kirche, hat Christus Leib und Blut hingegeben.“ Da kann ich nur sagen: Was für eine Vampirbraut und Draculakirche. Was für ein Kannibalismus ist die Messe, das Abendmahl, den Menschen Jesu Leib und Jesu Blut zu essen und zu trinken zu geben.
(Prof. Dr. Uta-Ranke Heinemann)

Völlig überzeugend hingegen ist die Namensgebung „Loretto“ - denn dorthin haben die Engel die Bude von Joseph und Maria einst ausgeflogen.

"Loretto" ist die deutsche Schreibweise des italienischen Wallfahrtsortes Loreto. In Loreto ist die "Casa Santa", also das Haus, in dem die Heiligen Familie in Nazareth lebte; das Haus, in dem sich die Verkündigung des Herrn ereignete (Lk 1,26). Wie kam die Casa Santa nach Loreto? Es heißt, Engel hätten die Casa Santa über's Meer nach Loreto getragen.
(loretto.at)

Schon praktisch, daß die Wiener Gebetsgemeinschaft gewissermaßen die Heilige Familie beherbergt - denn so können sie all denen ein religiöses Obdach bieten, die der Kirche verloren gegangen sind.

Wir sehnen uns nach einem neuen Feuer des Heiligen Geistes in unserem Land, nach einem neuen Pfingsten. Im Herzen der Kirche wollen wir daher für eine Erneuerung der Kirche beten, wirken und leben. Im Vertrauen auf die Gnade und Charismen Gottes schaffen wir Räume, in denen Gott erfahrbar wird. Wie im Haus von Nazareth kann er in unser Leben einziehen. Durch ein Leben in Gemeinschaft möchten wir uns auf dem persönlichen Weg der Heiligkeit begleiten.
(loretto.at)

Eine tolle Sache!
Wenn nur das mit der Wurstbrotfresserei nicht wäre.

Ich frage mich, ob man nicht eine Loretto-Schwestergemeinschaft der Käsebrotliebhaber schaffen sollte.

Denn die Erfolgsgeschichten, wie durch Loretto böse Atheisten zu guten Christen wurden, erscheinen mir so ungeheuer lebensnah, daß ich einen massiven inneren Drang fühle den Mitgliedsantrag auszufüllen.

Mir wird ganz warm ums Herz, wenn ich die beispielhafte Geschichte des Deutsch-Ungarn Thomas lese.




Thomas wuchs im atheistischen Grauen auf; infiziert von Nietzsche* und Aufklärung bis er endlich in seine selbstgewählte geistige Unfreiheit einging.

*( „Der Glaube ist für die Menschen erfunden worden, die kein Rückgrat besitzen, um alleine durchs Leben zu gehen.“ „Gott ist Tot. Gott bleibt tot“)

Könnte ich nicht auch so ein Thomas werden?

Ich müßte mir nur lange genug mit einem Holzhammer auf den Kopf schlagen - denn ohne Hirnverletzung scheint die Metamorphose zum Strenggläubigen nicht möglich.

In dieser Hinsicht hat Thomas Glück gehabt - ihn traf es schon als Baby, als er „mit etwa 18 Monaten einen Unfall hatte, nach dessen Folgen ich Wochen und Monate gelähmt war, da ich mit dem Kopf auf ein altes, eisernen Stück Gitter aufgeschlagen war.“

Aber es ist ja offensichtlich so, daß der liebe Gott mit seinen Liebsten - man denke nur an Jesus und all die Märtyrer - nicht eben liebevoll umgeht.
Ohne eine gehörige Portion angeborenen Masochismus gefällt einem das nicht.

Auch für Thomas kam es nach dem folgenreichen Schlag auf die Birne noch richtig dicke und DER LIEBE GOTT half natürlich nicht.
Das Übliche also. Nur wer sich ordentlich vorher foltern lässt, kann mit SEINEM Wohlwollen rechnen.

„Auch Jahre später, als ich damals im Alter von 7 Jahren von fremden Jugendlichen vergewaltigt wurde, kam wieder diese provokante Frage: Wo war ER denn??? Ich wünsche heute niemanden, diese Dunkelheiten durchleben zu müssen. Auch nicht die Demütigungen, die ich später, als ich in die Pubertät kam, in Form von Nötigungen, Missbrauch, und ähnlichem durchmachen mußte.
Das Jahr 1989: eine Reihe von Revolutionen zieht sich durch die Ostblockstaaten. Ich sehe heute noch manchmal, als wär es erst gestern gewesen, wie aus Repetiergewehren Leuchtkugelreihen erst gen Himmel steigen, um den Abend zu erhellen und dann in die Massen sinken. Ich sehe manchmal noch vor mir, wie Menschen von Kugeln getroffen, tot zur Boden sinken und wie Müllsäcke in Gepäckträger eines Autos geworfen werden. Ich bekam mit, wie Verwandte meiner Freunde, wie Kollegen meiner Eltern, von Kugeln getroffen zusammenbrachen, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort aus einer Straßenbahn stiegen. Auch Erinnerungen, die ich nie haben wollte. Jahre, Jahrzehnte also geprägt von Erniedrigungen, aber auch vom Haß, den ich erleben mußte da ich durch all das was ich durchgemacht habe, Gewalt jeglicher Art so gut ich konnte abgelehnt habe, aber auch durch mein Anderssein, durch meine deutsch-ungarische Abstammung“

(Loretto)

Och der arme Tommy.
Was für ein Drecksleben.

Aber dann kam er nach Österreich und wurde von Loretto erleuchtet.

Pfingsten 2008: Das allererste mal komme ich nach Salzburg, zum Pfingstfest der Loretto Gemeinschaft. Ich hatte damals keine Ahnung gehabt, was auf mich zukommt. Ich ahnte nicht wie mitreißend es wird, ich ahnte nicht, dass ER mich rufen würde, ich ahnte nicht welche Überraschungen ER für mich parat hatte.
[…] Und da oben, vor dem Altar zu knien, die Gebete zu hören, Christus, unseren Herrn im Blick, die Segnenden Hände der Priester auf dem Kopf zu spüren, das hat mich so bewegt, wie nie etwas vergleichbares zuvor. Und da passierte es auch, das, wie ein leises Säuseln, etwas durch mein Herz und meine Seele huschte, ein Gefühl der Freude, des Friedens, ein Glücklichsein, Glückseligkeit, die ich bis dato nie gekannt habe.
[….] Und beim Berühren der Monstranz hat der lebendige GOTT, dessen Existenz ich so lange weigerte anzuerkennen, erneut mein ganzes Sein berührt, mit einer Kraft, mit einer Liebe, das ich dachte , ich kann nicht anders, ich MUSS mich DIESEM GOTT hingeben, mich einfach in SEINE Hände fallen lassen. Als ich es auch tat, standen Tränen der Freude, des Glücks in meinen Augen. Mir, der nie weinen gelernt hatte, nicht damals mit 7, nicht später in der Schule, nicht 1989. Ich hab danach geheult, wie nur ein kleines Kind weinen kann. SEIN Kind. Da, dort oben, vorm HERRN begriff ich endgültig: es gibt IHN!!!
(Loretto)

Und wieder fühle ich mich ausgegrenzt.
Erst als Vegetarier und nun als jemand, der nicht auf Männersex steht: Die „Monstranz“ der Priesters zu befummeln, um seine „Liebe“ in mir aufzunehmen….?

Nee, nee, da bleibe ich lieber Atheist.

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