TAMMOX IST UMGEZOGEN / AUS TAMMOX WURDE "TAMMOX-II"

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Sonntag, 18. April 2010

Anderer Unsinn.

In den letzten Monaten haben einige Aspekte des realexistierenden Kirchismus sehr im Vordergrund gestanden.
Da waren die Lügen, die Doppelmoral und vor allem immer wieder neue Geschichten von Päderasten-Patern die brutal kleine Jungs angekrakt oder verprügelt haben.

Es wäre aber nicht fair die Kirchen in Deutschland auf dieses Bild zu reduzieren.
Daß der Stellvertreter Gottes zur Zeit ein Deutscher ist, lädt uns zu größerer Vatikan-Aufmerksamkeit ein, ist aber letztendlich nur ein Zufall.
Ratzinger ist in den drei Dekaden in der Kurie zum Vatikaner geworden.
In seine deutschen Wurzeln wird zu viel hineininterpretiert.
ER agiert jetzt nicht anders als vor 10 oder 20 Jahren, als er schon gleichermaßen unangenehm, intolerant und fanatisch konservativ war.

Dazu empfehle ich das Interview, welches Sebastian Beck mit Leonardo Boff, dem Befreiungstheologen und Schriftsteller, führte zu lesen.
Er kannte Ratzinger schon als Theologiestudent in München und wurde später eins seiner berühmtesten Opfer, als er 1984 „vor Ratzinger auf demselben Ketzer-Stuhl, auf dem schon Galileo Galilei Platz nehmen musste“, in demselben dunklen und hässlichen Befragungszimmer abgeurteilt wurde.

Der real existierende Kirchismus hat aber eine sehr viel praktischere Bedeutung für uns in Deutschland.
Was kümmern denn schon ein paar alte, sexualfeindliche, misogyne und homophobe Fundis in Rom?
Kirchliche Erziehungsmethoden - wer sein Kind liebt, der schlägt es - sind seit Jahrtausenden bekannt.

Ich bin daher versucht zu sagen, daß auch die Eltern, die ihre Kinder überhaupt in kirchliche Einrichtungen geben, eine Mitschuld daran tragen, wenn ihre Sprößlinge misshandelt werden.
Ich empfinde es schon als grobe Mißhandlung der Seele eines Kindes, wenn man es überhaupt katholisch erzieht, ihm also einbläut, daß es a priori ein Sünder sei und in der Beichte vollkommen natürlich Dinge, wie sexuelle Gedanken, zu bereuen habe.

Damit wird das Urvertrauen belastet und zumindest den sensibleren Kindern der Weg in Depressionen eröffnet.

Schlimm ist aber abseits der aktuellen Diskussionen, daß wir, die Steuerzahler, den ganzen religiösen Apparat finanzieren.
Es kann gar nicht oft genug gesagt werden - Prunk-Bischof Mixa, der mehrere Hunderttausend DM der Waisenhausstiftung für Schmuck, Wein und Kunstgegenstände zu seinem privaten Vergnügen veruntreute, wird nicht etwa aus der sogenannten „Kirchensteuer“ bezahlt, sondern aus dem allgemeinen Steuertopf.

Die Kirche ist nicht nur ein Staat im Staate, sondern vor allem ist unser Staat auch unter der Fuchtel der Kirche.

Das konnte man letzte Woche in Mecklenburg-Vorpommern erleben; jenem nordöstlichen Bundesland, welches nicht eben als das Religiöseste angesehen werden kann.
Die Bevölkerung ist weitüberwiegend konfessionslos.
18,4 % der Bevölkerung von Mecklenburg-Vorpommern bekennen sich zur evangelischen Kirche und 3,4 % zur katholischen Kirche.
Vier von Fünf Meckpommlern haben mit der Kirche also nichts am Hut.

Das Bundesland des Ministerpräsidenten Erwin Sellering hat ökonomisch betrachtet zu knappsen - da trifft es sich gut, daß durch die Lage an der Ostsee und den endlosen Stränden wenigstens die Tourismusindustrie einigermaßen boomt.
Gefördert wurde dieser Wirtschaftszweig durch eine besonderes großzügige Bäderverkaufsverordnung, nach der Läden in 149 Orten und Ortsteilen an bis zu 49 Sonntagen im Jahr öffnen konnten.

Für die Sommersaison, in der aus ganz Deutschland und den Ostseeanrainerstaaten Wochenendgäste kommen, ist diese de facto-Freigabe der Ladenöffnungszeiten überlebenswichtig.

Nach Angaben des Geschäftsführers des Einzelhandelsverbands Nordost, Heinz Kopp wurden „im vergangenen Jahr rund zehn Prozent des Einzelhandels-Gesamtumsatzes in Höhe von 7,5 Milliarden Euro an Sonntagen erwirtschaftet, Touristen werden rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz zugeschrieben.“

Damit ist aber nun Schluß, da die Kirchen sich durch alle Instanzen klagten, um die Ladenöffnungszeiten zu kippen.
Sie wollten ausgerechnet in der Diaspora Mecklenburg-Vorpommerns ein Exempel statuieren und bekamen unglücklicherweise Recht.

Das Oberverwaltungsgericht in Greifswald kippte die Verordnung und verfügte, daß am Sonntag, ganz nach biblischer Vorgabe, kein Geschäft geöffnet sein dürfe.
Die Kirchen sind zufrieden und vor allem selbstzufrieden.
Die Mecklenburger sind hingegen wütend.

Kopp, der einen Umsatzverlust von ein bis zwei Milliarden Euro verkraften muß, schäumt:

„Die Kirchen haben derzeit genug im eigenen Haus zu erledigen, bevor sie sich anmaßen sollten, den Einzelhändlern die Öffnungszeiten vorzuschreiben und moralische Ansprüche anzumelden“ Auch die Unternehmensverbände schoben den Kirchen den Schwarzen Peter zu.
„Trotz vieler Zugeständnisse der Landesregierung an die Kirchen haben diese in ihrem Dogmatismus nicht nachgelassen und nun ein Urteil erwirkt, das Tausende von Arbeitsplätzen kosten würde“, sagte Heinrich Grüter, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels Nord.
Die Kirchen hätten einen Pyrrhussieg errungen, der niemandem weiterhelfe, weder den Unternehmen noch den Mitarbeitern und ihren Familien.

Jede Menge Wirte, Ladenbesitzer und andere Unternehmen hatten in den Tourismus investiert.

Von den so erschaffenen 45.000 Arbeitsplätzen in den küstennahen Regionen müssen nun eine noch nicht absehbare Zahl abgeschafft werden.
Die betroffenen Familien, die nun Dank der Kirchen arbeitslos werden, können sich vermutlich gar nicht halten vor Begeisterung über die Familienfreundlichkeit der Kirchen.

Ich prophezeie, daß die Zahl von 80 % Konfessionslosen weiter ansteigen wird.

3 Kommentare:

Jakester hat gesagt…

Du hast sicherlich von dem Model 80/20-Gesellschaft gehoert.
Was die Sonntagsbeschaeftigten in MVP angeht, kreiert die Kirche dort ein 100zu0-Model.
20% duerfen/koennen/wollen? jetzt bei vollem Lohnausfall von 10bis12 in der Kirche sitzen, und den restlichen 80% bringt es den gleichen Verlust, darauf keinen Scheiss zu geben.
100% angeschissen!!

"Die Kirche ist nicht nur ein Staat im Staate, sondern vor allem ist unser Staat auch unter der Fuchtel der Kirche."
Ain't that a Fact.

Jetzt bin ich ja selbst kein Freund von Sonntags'Schaffen und 'ne Menge Leute waeren auch sicherlich nicht gluecklich, wenn SonntagsMorgens um 7 und ueberhaupt Sonntags irgendeine Keramik, kreischend durch eine 11000UpM Diamantscheibe gequaelt wird.
Nicht nur, aber gerade fuer die Tourismus-Industrie, unterliegt der profitable SonntagsService einer nun mal gegeben gesellschaftlichen Natur'Kultur.
Selbst wenn allesamt Betroffenen/Beschaeftigte/Kunden/Touristen ..... sich den Sonntagsmorgendlichen Kirchen-Voodoo reinzoegen, koennten sie sich danach dennoch und bewiessenermassen Willens die real'weltlich, wirtschaftlich'sozial profitable Unterhaltung reinziehen.

Wie im allgemeinen festzustellen, schaedigt die Kirche auch in diesem Fall 100% der Un'Beteiligten.

Politisch'wirtschaftlich'sozial'ethisch'menschlich .... sollte Kirche jederlei Einfluss untersagt sein.
Ich weis, .... jetzt hab ich dir wieder was 'vollkommen Neues' erzaehlt, und dir kitzelt ein ermuedetes "Spass beiseite" am Finger.
Auch schon durch dieser Art Realitaeten pervertiert, halte ich die traurigen Fatalitaeten aus KirchePolitikIndustrie fuer bitter belustigend.
Waere diese Art Lustig auf dem Niveau von Scheisse, waeren die Angesprochenen nicht mehr, denn ein Misthaufen ohn'jeglichst duengende Eigenschaften.

Shit happens!

Gruss
Jake

Oberclown hat gesagt…

Zu empfehlen Schwarz Gelb zu wählen, damit sie ihr dilettantisches Herumgestolpere nicht auf die SPD schieben können hat was, wird aber nicht funktionieren, weil wenn diese Ausrede nicht benutzbar ist (er)findet man eben eine andere. Beliebte Beispiele wären:
die Weltwirtschaftskrise, die Haushaltslage (an der in solchen Statements immer die SPD schuld ist, von der man so viele Schulden übernuommen hat) und wenn sonst nichts zum Sündenbock taugt, die EU dieses Märchen erbrechen unsere Politiker schon seit Jahrzehnten in solcher Dümmlichkeit in sämtliche Medien, dass die Beliebtheit der EU mittlerweile nahe der von Fußpilz zu sein scheint. Das haben unsere Politiker in Publizitätsgeiler Gedanken oder Gewissenlosigkeit geschafft. Und deswegen kann ich nur Empfehlen n NRW Rot - Rot - Grün zu wählen, die sind es gewohnt ständig die Schuldigen zu sein.

Tammo Oxhoft hat gesagt…

@Jake -

Politisch'wirtschaftlich'sozial'ethisch'menschlich .... sollte Kirche jederlei Einfluss untersagt sein.

Guter Plan - das unterstütze ich sofort.

Fragt sich wie man das umsetzt….

Ich persönlich sehe es übrigens mit Argwohn, daß LINKE und Gewerkschaften in der Frage der Ladenöffnungszeiten Arm in Arm mit der Kirche stehen.
Ich halte das für völlig altmodisch.

Diejenigen, die ich in Deutschland kenne, die sonntags arbeiten müssen, sind in der Regel eher froh darüber, weil sie stattdessen einen anderen Wochentag frei haben.
Und gerade für Familienväter und Mütter ist es oft sinnvoll an einem Montag oder Mittwoch nicht arbeiten zu müssen, weil sie den freien Tag viel besser als einen Sonntag nutzen können.
Hier sind ja beispielsweise Friseure fast alle traditionell montags zu. Deren Wochenende ist also Sonntag und Montag. Dafür arbeiten sie am Sonnabend. Das finden die meisten besser als Sa und So, weil sie eben am Montag auch mal Behördengänge und Arztbesuche erledigen können, für die sie sonst extra einen Urlaubstag nehmen müßten.

Vorausgesetzt, daß die Gesamtarbeitszeit nicht steigt, befürworte ich also eine generelle Ladenöffnung in Deutschland. Für die klassischen Nebenjobber, wie beispielsweise Studenten ist das ohnehin nur von Vorteil.

Das Gewerkschaftliche Uralt-Gesülze vom „Sonntags gehört der Papa mir“ offenbart nur, daß sie ebenso vertaubte Familienvorstellungen aus den 50er Jahren haben wie die Kirchen. So ist aber die Realität schon lange nicht mehr, wenn in großen Städten über 50 % der Haushalte Singlehaushalte sind und jede Menge Kinder alleinerziehende Eltern haben.


LGT

@Oberclown:
Anmerkung siehe unter Kommentare hier:

http://tammox.blogspot.com/2010/04/bosartigkeit.html