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Freitag, 23. April 2010

Miseria Austria - Teil II.

Allzu viel direkte Demokratie ist im deutschen Sprachraum keine empfehlenswerte Strategie.
Mangels allgemeinen politischen Sachverstandes, verläßt sich die Masse der Wähler auf ihre Intuition und entscheidet bei Personenwahlen weitgehend nach Sympathie.
Das muss keine zwangsläufig miese Wahlmethode sein.
Wenn denn das Gros der Deutschen über ausreichende Intuition und Menschenkenntnis verfügte.
Offensichtlich ist das aber nicht der Fall.
Könnten sonst Köhler und Merkel die beliebtesten Politiker sein? Würden sonst Humbahumbatätärä-Volksmusiksendungen die höchsten Einschaltquoten haben? Würden laut Ipsos-Umfrage Steffi Graf (84%) und CSU-Wuchtbrumme Veronica Ferres (70%) die beliebtesten Deutschen sein? In einer BILD-Umfrage von 2008 folgen auf Platz 4 Heidi Klum und auf Platz 5 Jenny Elvers-Elbertzhagen. Könnte sonst Allensbach ausgerechnet bayerisch als beliebtesten deutschen Dialekt ermitteln? Würde man Dieter Bohlen allgemein als „Pop-Titan“ verehren?

Es ist schon richtig nur Parteien wählen zu lassen, deren Mandatsträger anschließend den Regierungschef ausknobeln.

Unsere Österreichischen Nachbarn sind etwas leichtsinniger und lassen zumindest ihren Bundespräsidenten direkt wählen.
Dabei ist der Chef-Österreicher anders als sein teutonisches Grüßonkel-Pendant Köhler durchaus mit Macht ausgestattet:

Österreichs Bundespräsident wird direkt gewählt und ist weit mächtiger als etwa sein bundesdeutscher Kollege. Er hat über die Urteile des Verfassungsgerichts zu wachen und hätte sie durchzusetzen, würden sie missachtet (wie er das tun sollte, sagt die Verfassung freilich nicht). Der Bundespräsident ist in dem Punkt der Exekutive als letzte Instanz übergeordnet. Zum Ernstfall ist es noch nie gekommen. Dennoch liegt hier wie in vielen anderen, scheinbar nur formalen Befugnissen weiträumige Gestaltungskraft. Der Präsident ist der Herr des Verfahrens bei der Regierungsbildung, er ernennt und entlässt Bundeskanzler und Minister. Er ernennt auch Offiziere des Bundesheeres, dessen Oberbefehlshaber er ist. Er ernennt Hochschullehrer und höhere Beamte, hat das Gnadenrecht und kann sogar den Status unehelicher Kinder legalisieren.
(Michael Frank)

Nicht unheikel so einen Präsidenten vom tumben Volk bestimmen zu lassen.
Übermorgen ist es mal wieder soweit.
Das 12. Staatsoberhaupt wird gewählt.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, wird der neue Erste Mann des Staates der Alte sein - also der SPÖ-Mann Heinz Fischer.

Die Alternativen sind so schlimm, daß wie bei der Präsidentenwahl Chirac versus Le Pen 2002, für Menschen mit mehr als drei Hirnzellen nur eine Wahl bleibt.

Viel Auswahl ist ohnehin nicht.
Die Grünen unterstützen Fischer, die rechte BZÖ hat irgendwie alles verschlafen und tritt nicht an. Die ÖVP hingegen wollte ganz gerne einen eigenen Kandidaten aufstellen, konnte aber in ihren eigenen Reihen beim besten Willen niemanden finden, der geeignet gewesen wäre.
Nun schmollen sie und empfehlen ihren Anhängern zwar zur Wahl zu gehen, aber den Stimmzettel ungültig zu machen.
Zur Wahl stellen sich außer Fischer überhaupt nur zwei Figuren.

Zum einen der Phantomkandidat Rudolf Gehring von der Splittergruppe „Christliche Partei Österreichs“, dem ein homöopathisches Ergebnis vorausgesagt wird.

Und dann ist a noch FPÖ-Kandidatin Barbara Rosenkranz, die so dermaßen rechts ist, daß Heinrich Himmler dagegen noch liberal wirkt.
Also ist es egal was Fischer eigentlich für ein Typ ist - angesichts der Alternativen muß man für ihn sein.

Österreich, das nun schon eine längere Zeit Extrem-Rechte wählt und deren Kandidaten mit Volkspartei-artigen Prozentzahlen in die Parlamente schickt, sollte angesichts des fehlenden ÖVP-Kandidaten eigentlich fruchtbarer Boden für Rosenkranz sein.

Das in Österreich vermutete Hetz-Portal Kreuznet ist immer auf Seiten von BZÖ und FPÖ; die Österreichische Volkspartei ist ihnen schon lange zu links.

Sie haben nur leider so ein schlechtes Händchen!
Der hochgejubelte Held Jörg Haider, zerlegte sich, als er vollhacke aus einem Schwulenclub kam.

Noch übler ging das Rosenkranzengagement aus.

Als Proteste gegen die rechtsextremen Ansichten der braunen Babsi organisiert wurden, drosch Kreuznet ncoh deutlich parteisch verordnet auf die Demonstranten ein:

Der Abschaum der Gesellschaft: Heute marschiert die österreichische Nordkorea-Koalition bestehend aus Kinderschlächtern, Linkshohlköpfen und Homo-Perversen gegen die freiheitliche Präsidentschafts-Kandidatin an.
(Kacknet am 25.03.)

Als homophobe SS-Freundin, ultrafruchtbare zehnfache Mutter und Ehefrau eines Neonazis, passte sie eigentlich so gut ins Hakenkreuznet-Wetbild - UND DANN DAS:
Die braune FPÖ-Walküre ist aus der Kirche ausgetreten!

Das war Pech für Hakenkreuz.net.
Die Häme folgte sogleich.

Barbara Rosenkranz betet nicht

Österreich. Die Bundespräsidentschaftskandidatin der Partei ‘FPÖ’, Barbara Rosenkranz, ist „in keiner Kirche und betet nicht“. Das sagte sie im Gespräch mit der Regionalzeitung ‘Kleine Zeitung’. Wer bete, besitze aber ihren „Respekt“. Die Entscheidung, keines ihrer zehn Kinder zu taufen, habe sie „nicht leichtfertig“ getroffen: „Ich suche den Sinn oder Gott, wenn man das so sagen kann. Wir haben sicher bei den Werten viel Übereinstimmung.“

Notgedrungen spricht sich die Katholiban-Site nun für den chancenlosen Gehring aus - angesichts der Alternativen…

Der erste von ihnen ist der bisherige Staatspräsident, Genosse Heinz Fischer. Fischer lebt mit seiner bürgerlichen Frau seit 1968 in einer Zivilehe. Im Jahr 1995 trat er aus der Kirche aus. Er bezeichnet sich als Agnostiker. Der zweite Kandidat, die Freiheitliche Barbara Rosenkranz, ist ebenfalls von der Kirche abgefallen. Sie hat zehn Heidenkinder auf die Welt gebracht.

Wenden wir uns vom Kreuznet-Wahn ab und der österreichischen Realität zu.
Ob der kruden Gegenkandidaten zum Amtsinhaber wird übermorgen bestenfalls eine Wahlfarce stattfinden.
Ein Theater, das man sich sparen kann.
Die Parlamentsparteien Grüne und ÖVP spielen ohnehin nicht mit, verweigern sich der gelebten Demokratie und stellen noch nicht mal einen Zählkandidaten auf.

Armer Wähler. Unglückliches Österreich.
Statt Auswahl bekommt er nun de facto nur einen Abnick-Zettel vorgesetzt.
Politische Themen sind vollkommen irrelevant.

Selbst bei den Rechten steht sie rechts außen. Doch im Wahlkampf um die österreichische Präsidentschaft gibt sich Barbara Rosenkranz gern bürgerlich: Die zehnfache Mutter von der rechtspopulistischen FPÖ macht auf Mutter der Nation mit "Mut zur Heimat". Wie mutig Rosenkranz und Rudolf Gehring, der ultrafromme Kandidat der Christenpartei, ihre teils kruden Thesen auch immer unters Volk streuen: Mit dem Amtsinhaber Heinz Fischer, der in Umfragen bei deutlich über 70 Prozent liegt, steht der Sieger so gut wie fest.
(Peter Lindner in der SZ)

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