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Donnerstag, 15. April 2010

Euros nach Athen tragen.

Mutti Merkel, die ganz in Tradition ihres Ziehvaters Helmut Kohl wirklich rein gar nichts von Wirtschaft und internationaler Finanzpolitik versteht, gelang es vor zwei Wochen wieder einmal ihre Handlungsunfähigkeit als außenpolitische Großtat zu verkaufen.

Deutschland müsse nichts für Griechenlands Pleite zahlen!
Merkel als Reinkarnation Margret Thatchers?

Das Wahlvolk ist entzückt.
Die CDU stieg in den nächsten 14 Tagen auf Jahreshöchstwerte in Umfragen.

Was für ein Glück für die Kanzlerin, daß der deutsche Urnenpöbel noch wesentlich dämlicher ist, als ihre Europapolitik.
Daß Merkel selbst die europäischen Mißstimmigkeiten erst angerichtet hatte, war keinem aufgefallen.
Selbst der alles andere als linke WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn wurde in der Bewertung von der blamablen Performance der Regierung in seinem Tagesthemen-Kommentar unerwartet deutlich:
„Geradezu tragisch wie führungslos Europa ist, wie dilettantisch sein Krisenmanagement ist“ ließ er wissen.
Der Gipfelerfolg vom 25.03 bestünde darin, daß Merkel und Sarkozy den Graben mühsam zuschütten konnten, den sie selbst aufgerissen hätten.
Es sei ein Armutszeugnis, daß Deutsche und Franzosen, daß Merkel und Schäuble ihre Meinungsverschiedenheiten öffentlich austrügen und nun einen Gipfel benötigten, um sich wenigstens nicht mehr gegenseitig zu attackieren.

Aber wer guckt schon noch die Tagesthemen?
BILD und BamS sind die Meinungsführer und demnach ist die eiserne Merkel toll.

Die Strategie der Kanzlerin ging in Wahrheit gerade mal anderthalb Wochen gut.
Dann mußte die Bundesregierung einknicken.
Nun werden also doch acht Milliarden deutsche Euros für die Hellenen fällig.

Philipp Wittrock fasst es für SPON in Worte: Die Kanzlerin verzockt sich im Griechenland-Poker.

Gerade eben habe sich Merkel noch zuhause als Europas neue „Madame Non“ inszeniert und nun breche das Kartenhaus zusammen.
Konsequenzen in der demoskopischen Beurteilung muß Angie nicht fürchten; kaum ein Deutscher assoziiert ihre Person mit konkretem Regierungshandeln.

Während nun also statistische 1000 Euro pro Deutschem Bürger nach Griechenland geschickt werden, ist unser aller Kanzlerin schon längst wieder dabei hübsche Bilder zu produzieren.
Merkels goes Hollywood heißen jetzt die Schlagzeilen.
Sie weilt in Los Angeles und läßt sich von Nicole Kidman, Ashton Kutcher, Bruce Willis und Arnie Schwoarzneggr umjubeln.
Sie sei die mächtigste Frau der Welt, ließ der ehemalige Terminator sie wissen.
Merkel hört das gern. Zwei Wochen wird ihre Glamour-Tour in den USA dauern.

Wie teuer Staatspleiten wie die Griechische noch für Deutschland werden, ist und bleibt unklar.
Was ist, wenn demnächst noch Portugal oder Ungarn Konkurs anmelden?
Man wüßte es schon gerne.

Von Nebelwerferin Merkel werden wir es nicht erfahren.
Sie verwandelt ihre verbalen Tranquilizer in politisches Kapital.
Ihr könne man noch am meisten trauen, finden die deutschen Wähler - in der Kanzlerfrage kann ihr niemand das Wasser reichen.

Theoretisch könnte eine Bundesregierung auch der eigenen Bevölkerung erklären, daß wir bezahlen werden und daß das auch so sein muß.
Die Alternativen wären nämlich letztendlich noch teurer.

So verkündet es beispielsweise Mark Schieritz auf der Titelseite der ZEIT von heute:
Natürlich könnte man es auch lassen, Griechenland zu helfen.
Aber diese Rechnung käme uns noch teurer zu stehen.

Eine Pleite Griechenlands hieße nämlich unter anderem auch, daß die Kredite nicht zurück gezahlt werden könnten: Hauptbetroffene wären viele deutsche und französische Banken, die Athen das Geld in aberwitzigen Höhen geliehen hatten.
Und das wäre erst der Anfang:

Eine Pleite wäre zu verkraften, doch würden auch noch Spanien, Italien, Irland und Portugal fallen, dann verlöre die deutsche Industrie rund zehn Prozent ihrer ausländischen Absatzmärkte, und das hiesige Bankensystem wäre praktisch ausgelöscht. Mit einem dreistelligen Milliardenbetrag sind Commerzbank und Co. in der europäischen Peripherie engagiert. Nach dem Untergang von Lehman Brothers sollte der Appetit auf neue Experimente mitten in einer der schwersten Finanzkrisen aller Zeiten eigentlich gestillt sein.
Zweitens: der Sparkurs. Warum füllen die Griechen nicht ihre Staatskassen durch neue Steuern und Ausgabenkürzungen auf? Dann brauchten sie andere nicht um Hilfe bitten. Antwort: Sie tun es bereits. Die Regierung hat eines der ambitioniertesten Sparprogramme der Wirtschaftsgeschichte aufgelegt.
Mehr geht nicht, sonst kollabiert die Konjunktur, und die Kassen leeren sich wieder.

Es ist schlicht und ergreifend BILLIGER jetzt zu bezahlen, statt zu warten bis die armen EU-Länder ganz kollabieren und dann die deutsche Wirtschaft mit in den Abgrund ziehen.

Schieritz befürchtet Folgen für die Popularitätskurve Angela Merkels:

Durch ihr wochenlanges Lavieren hat sie viel Glaubwürdigkeit verloren. Wer sich als eiserne Lady feiern lässt, um dann doch das Scheckbuch zu zücken, wird weder beim Wähler noch an den Finanzmärkten punkten.

Ich denke nicht, daß die Kanzlerin viele demoskopische Federn lassen muß.
Der Urnenpöbel hat längst wieder abgeschaltet und blickt nun nach Hollywood.

Was ist schon Weltwirtschaftspolitik, wenn wir stolz sein können, daß Angie sich mit Nicole Kidman trifft?
Man muß auch mal Prioritäten setzen.
Von Schwarz-Gelb wird man niemals Klartext hören.

Die Chefin ist weg und der Vize hat nach dem BigBrother-Container wieder mal ein passendes Medium gefunden:
Er ist zu Gast bei der BRAVO, erzählt von Knutschereien im elterlichen Keller und outet sich als großer Johnny-Depp-Fan.

(Die SZ fragt sich besorgt, ob Guido bei den BRAVO-Lesern ebenso gut ankommt wie damals im BigBrother-Container:
Doch wie erschrickt der Leser, wenn er nur wenige Seiten nach dem nackt fotografierten Denis (16) aus Straubing und der ebenfalls hüllenlosen Lydia (20) aus Magdeburg unverhofft ein dreiseitiges Interview mit dem von Hemd, Krawatte und Johnny-Depp-Poster vollständig bedeckten deutschen Außenminister Dr. Guido Westerwelle findet. "Sein Dienstwagen", "sein Büro", "sein Flugzeug" - das alles lernt der Bravo-Leser hier kennen, und natürlich spricht Westerwelle über Privates. Zum Thema Sport: "Manchmal gehe ich in ein Fitness-Studio." Zum Thema Kindheit: "Ich schwärmte für Suzi Quatro." )


Damit schließt er thematisch wieder zu seiner Vorgesetzen auf.

Mark Schieritz phantasiert von einer deutschen Regierung, die handelt und ehrlich ausspricht was Sache ist - aber woher nehmen?

Vielmehr ist Griechenland nun die erste Prüfung. Was den Griechen angeboten wird, wird anderen Ländern nicht verweigert werden können. Wenn Italien, Spanien und Portugal nach Hilfe rufen, statt ihre Schulden selbst in den Griff zu bekommen, dann zerbricht der Euro, oder er wird zur Weichwährung. […]
Es ist schwer genug, die deutsche Bevölkerung davon zu überzeugen. Unmöglich wird es, wenn die Regierung wankelmütig ist und schon vorher jedes Vertrauen verspielt.

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